Tag Archives: Awake

58 (Juli 2012)

4 Jul

Wegen der Fußball-EM hat sich der zweite Teil der Jahresabschlusswertung verzögert. Schwerpunktmäßig stehen diesmal die Drama-Serien an. Da deren Finals nun auch schon ein paar Wochen zurückliegen, muss ich mich stellenweise mühsam zurückerinnern. Es ist also gut möglich, dass ich in den nächsten Abschnitten ein wenig allgemein klingen werde. Letzten Endes aber bringen eh die Wertungen meine Eindrücke am ehesten auf den Punkt. Beziehungsweise auf die Zahl.

Awake (Season 1)

Mysteryserie. Kriminalfälle. Nach 13 Folgen abgesetzt. Drei Stichworte, die im Zusammenwirken eigentlich den sicheren „Braucht keiner zu gucken“-Reflex auslösen. Nicht so bei „Awake“. Denn die Show um den in Alternativwelten ermittelten Detective Michael Britten schaffte es nicht nur, mich mit spannenden Fällen bei der Stange zu halten, sie packte mich auch emotional um einiges mehr als viele andere Konkurrenzshows ( „Touch, „Falling Skies“). Und sie bot einen runden Abschluss, der mich als Zuschauer zufrieden seufzend statt verärgert grummelnd zurückließ. Tja, liebe Fernsehschaffende, das geht auch.
Von den Wertungen her pendelte das Ganze stets zwischen gut und sehr gut, drei Mal gab es befriedigend und zum Ende hin, sprich: die letzten drei Episoden, sogar zweimal das Prädikat Spitzenklasse. Ein Qualitätsverlauf, den man bei frühzeitig in Rente geschickten Serien doch sehr, sehr selten sieht. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Empfehlung für alle, die der Mischung aus Krimi, Drama und WTF? nicht von vorneherein abgeneigt sind.

Gesamtwertung: 5,50 Punkte (sehr gut) 
Anzahl hoher Einzelwertungen: 2x 6,0 Punkte; 3x 5,5 Punkte
Best of Season: S1E11 Say Hello To My Little Friend; S1E12 Turtles All The Way Down 

Fringe (Season 4) 

Die dritte Staffel schwebte letztes Jahr über allem, was ich im Bereich Drama-Serien gesehen hatte. Waren die ersten beiden Seasons immer noch mit diversen Füllerfolgen durchsetzt, schienen die Macher (wahrscheinlich in Zusammenarbeit mit Dr. Walter Bishop) plötzlich das Gottesteilchen der Mysteryshows entdeckt zu haben. Konnte die vierte Staffel daran anknüpfen?

Nein, ein leider deutliches Nein. Die Gründe sind vielfältig: Einmal sicherlich die zerrissene Ausstrahlung mit ewig langen Wartepausen, in denen man als Zuschauer flott mal vergessen hatte, was zuvor passiert war. Zweitens das allgemeine Resetting zu Beginn. Wieder eine neue Zeitlinie, alle Charaktere verhalten sich anders (und wenig spektakulär anders), das raffinierte Welten- und Persönlichkeitenkonstrukt der vorherigen Folgen ist aufgelöst. Klar, die dargebrachten mytseriösen Geschichten konnten schon einiges an Boden wiedergutmachen, aber für die Spitzenklasse reichte es stellenweise bei weitem nicht mehr. Letzter Punkt: viel Stoff für die „Shipper“, die Relationship-Fans, die Liebesbeziehungsfanatiker. Ja, Olivia kriegt ihren Peter. Hach. Na gut. Ich nehme das eher so hin und erlebe meinen Fanfreudeausbruch eher bei einer Folge wie „Letters of Transit“, dem absoluten Höhepunkt dieser Season. Genau in diesem dystopischen Stil hätte man meiner Meinung nach von Beginn an loslegen sollen. Bleibt die Hoffnung, dass die 5. und letzte Staffel diesen Hunger stillen wird.

Noch ein paar Worte zum Finale: dessen zweiter Teil mit der Enthüllung des Oberbösewichts hat mich ziemlich enttäuscht, da stimmte von Hinführung über Auflösung bis hin zur Motivationsbegründung sehr wenig. Es ist dem eingespielten Autorenteam, dem Cast und natürlich dem wieder fantastisch schauspielernden John Noble zu verdanken, dass es dieses Jahr doch noch hauchdünn für eine gute Wertung gereicht hat.

Gesamtwertung: 5,03 Punkte (gut)
Anzahl hoher Einzelwertungen: 1x 6,0 Punkte ; 4x 5,5 Punkte
Best of Season: S4E19 Letters of Transit 

Game Of Thrones (Season 2)

„Das war so aber nicht im Buch“ dürfte wohl der meistgefallene Satz bei der Sichtung der zweiten Staffel gewesen sein. Zumindest unter Kennern der Buchvorlage, deren Zahl seit der Ausstrahlung der Serie zumindest in meinem Bekanntenkreis durchaus beachtlich angestiegen ist. Zu Beginn gefiel es mir sogar, wie langatmige Kapitel entweder ausgelassen oder auf ihren Spannungspunkt gebracht wurden. Denn die Vorlage „A Clash of Kings“ kommt im Vergleich zum ersten Band doch eher gemächlich in die Gänge, beim Lesen hatte ich manchmal gar das Gefühl, dass George RR Martin stellenweise sehr lange brauchte, um seinen Fans so etwas wie eine spannende Wendung oder ein erinnerungswürdiges Geschehnis anzubieten.

Jedoch häuften sich in der Serie dann doch die Momente, wo das geschriebene Wort den Konsumenten deutlich besser zu fesseln vermochte als die Bilder. Als Stichwort verweise ich auf die Jagd von Theon Greyjoy nach Bran und Rickon, dessen Twist im Buch viel besser wirkte. Oder die Erlebnisse von Daenerys im Tempel der Warlocks, die in der Serie stark verkürzt sind und optisch kaum umgesetzt wurden.

Wertungsmäßig wirkte sich das insofern aus, als es mehrfach „nur“ für ein „gut“ statt des „sehr gut“ reichte. Lediglich die imposante Verfilmung der Schlacht von Blackwater, die eine ganze Episode vereinnahmte, konnte diesmal die höchste Wertung für sich beanspruchen. Immerhin: die letzte Einstellung der Schlussfolge ließ zumindest mich sofort freudig zum nächsten Band greifen. Insgesamt sehr gute Unterhaltung, der im Vergleich zur ersten Season/ zum ersten Buch aber doch eine Kleinigkeit zur absoluten Spitzenklasse fehlt.

Gesamtwertung: 5,70 Punkte (sehr gut)
Anzahl hoher Einzelwertungen: 1x 6,0 Punkte ; 5x 5,5 Punkte
Best of Season: S2E09 Blackwater 

Justified (Season 3) 

Deputy Marshal Raylan Givens regelt. Auch in Staffel 3. Harlan County und Justified sind in sicheren Händen. Wer bisher mit der Show um kleine und große Gangster in der kaffigen Gegend des östlichen Kentucky etwas anfangen konnte, wird auch dieses Mal wieder vollamtlich bedient. Lässiger Gesetzeshüter, fiese Schurken, coole Sprüche und immer ein Zeigefinger am Abzug eines Revolvers. Die bereits bekannten und liebgewonnenen Nebencharaktere überzeugen erneut (meine Favoriten weiterhin: Dickie Bennett und Dewey Crowe), mit dem blonden Psychopathendarsteller Neal McDonough als Givens‘ Gegenspieler Robert Quarles und dem zwielichtig intrigierenden Ellstin Limehouse (Mykelti Williamson) gewinnt der Cast zusätzlich an Durchschlagskraft. Der große Qualitätsschuß, sprich 6 Punkte, fehlen zwar, dafür spielen fast alle Episoden in der Riege zwischen 5 und 5,5 Punkten. Wegen des gelungenen Finales werte ich die Punktzahl dieses Jahr auf die Gesamtwertung „sehr gut“ auf. Aktuell eine sichere Bank Polizeidienststelle in der US-Serienlandschaft.

Gesamtwertung: 5,45 Punkte (sehr gut)
Anzahl hoher Einzelwertungen: 6x 5,5 Punkte

Person Of Interest (Season 1) 

Tolle Besetzung, interessantes Setting, sehr starker Start. „Person of Interest“ machte vieles richtig. Hier der geniale IT-Experte, der geschickt aus dem Dunklen heraus arbeitet, dort der abgehärtete Haudrauf, der selbst eine bis an die Zähne bewaffnete Mini-Armee auf einer Fläche von drei Quadratmetern in Grund und Boden prügelt. Das ließ sich prima an, jedoch hegte ich ab der dritten Episode schon erste Befürchtungen, dass der Ablauf zu prozedural werden könnte. Maschine spuckt Nummer aus, Finch hackt, Reese ballert, eventuell kleiner Twist hinsichtlich Täter-Opfer-Rolle, Detective Carter tappt im Dunkeln, Bösewichter tot, Ende.

Die zur Auflockerung eingebauten Rückblenden gingen interessehalber leider so ziemlich an mir vorbei, mit Episoden wie der zahnschmerzhaft twistigen Aufdeckung des ultrabösen Mafiabossanwärters (S1E08: Foe) und dem Rührstück über den armen, sozial benachteiligten schwarzen Jungen (S1E14: Wolf and Cub) setzte man für mich absolute Lowlights der Staffel. Allerdings funktionierte die Mixtur in den letzten fünf Episoden der Staffel wieder so großartig, dass ich mich richtig drauf freute, wenn John Reese Frauenschlägern, angeheuerten Killern oder anderem Gesocks so richtig mit Schmackes ein paar gepflegte Malträtierungen angedeihen ließ. So gelang „Person of Interest“ am Ende doch noch die Punktlandung auf dem knappen „Gut“.

Gesamtwertung: 5,00 Punkte (gut) 
Anzahl hoher Einzelwertungen:  6x 5,5 Punkte

Sherlock (Season 2) 

Drei Episoden sind ja eigentlich keine Staffel, aber die Briten sehen das anders. Immerhin bot jede der Episoden 90 Minuten Unterhaltung. Und die fiel wie schon in der ersten Season größtenteils schlicht und ergreifend brillant aus. Über „A Scandal in Belgravia“ habe ich mich ja bereits ausgelassen, „The Reichenbach Fall“ steht dem in Sachen Genialität in keinster Weise nach. Charismatische Figuren wie Irene Adler (Lara Pulver) und Jim Moriarty (Andrew Scott), die akribische, verwirrende, aber auch trockenem Humor durchsetzte Ermittlungsarbeit von Holmes und Watson und die großartig ausgetüftelten Geschichten, in denen jedes Puzzleteil am Ende zu einem großen Ganzen zusammengeführt wird, kennzeichnen auch diesmal „Sherlock“. Bleibt die mittlere Folge, die schon fast traditionell von der Qualität her abfällt. „The Hounds Of Baskerville“ bleibt gerade von der Story und ihrer Auflösung her doch deutlich zurück, da retten auch Cast und der restliche Rahmen wenig. Dies vermasselt letztlich leider knapp die Höchstwertung. Auch Genies können sich also noch verbessern.

Gesamtwertung: 5,89 Punkte (sehr gut) /
Anzahl hoher Einzelwertungen: 2x 6,0 Punkte
Best of Season: S2E01 A Scandal in Belgravia, S2E03 The Reichenbach Fall 

Weiter geht es demnächst mit Ersteindrücken zu:

Men At Work (Season 1)
Futurama (Season 7)
Weeds (Season 8)
The Newsroom (Season 1)
Falling Skies (Season 2)
Louie (Season 3)
Anger Management (Season 1)

56 (April 2012)

10 Apr

NEU

Awake

Polizeidetektiv Michael Britten verliert bei einem Autounfall Ehefrau und Sohn. Nach deren Beerdigung wacht er am nächsten Tag auf und findet seine um den gemeinsamen Sohn trauernde Frau Hannah quicklebendig neben sich im Ehebett. Wieder eine Nacht später lebt Sprössling Rex, während die Gattin verstorben bleibt. Auch auf der Arbeit durchlebt Britten zwei Welten, eine an der Seite des Neulings Vega (Wilmer Valderama, That 70s Show), die andere mit seinem gewohnten Partner Freeman (Steve Harris, Friday Night Lights). Um sein Doppelleben zu vervollständigen, wird er zur Bewältigung seines Traumas an den psychologischen Dienst verwiesen – wo ihm zwei Psychologen jeweils versichern, Realität und nicht Traum zu sein.

Normalerweise kann ich mit prozeduraler Serienermittlerkost nicht soviel anfangen; davon kann u.a. Nathan Fillion ein Liedchen singen, dessen „Castle“ ich trotz meiner Begeisterung für den Schauspieler kaum gucke. „Awake“ hingegen hat mich mit seinem Parallelwelten-Ansatz, der Mysterykomponente, dem stets durchscheinenden Trauer- und Verlust-Motiv sowie den spannend aufgebauten Fällen sofort gepackt und nicht mehr losgelassen. Als Zuschauer wird man hier zweifach gefordert, gilt es doch, pro Folge zwei Handlungsstränge mit zwei verschiedenen Fällen zu verfolgen. Wobei unser Ermittler etwaig gesammelte Hinweise oder Spuren aus der einen Welt in der anderen Welt einsetzt.

Bisher liefen sechs Episoden und keine davon hat mich enttäuscht, die Wertungen liegen zwischen gut und sehr gut. Leider läuft die Show auf NBC und leidet wie das gesamte Programm des Senders unter chronisch schlechten Einschaltquoten. Ich allerdings möchte sie jedem Fan gut gemachter Krimiserien wärmstens ans Herz legen. Für das Finale der ersten Staffel steht immerhin schon ein Termin fest, also stehen die Chancen nicht ganz schlecht, zumindest einen runden Abschluss zu bekommen. Vielleicht findet Detective Britten zumindest seinen Frieden.

Wertungsdurchschnitt nach 6 Episoden: 5,30 Punkte (sehr gut)
Tendenz: sehr gut

Bent

Begehrenswerte, frisch geschiedene Frau (Amanda Peet, Studio 60 on the Sunset Strip) heuert einen sie anbaggernden und lässig brummelnden Handwerkerchef (David Walton, Perfect Couples) samt dessen chaotischer Truppe an, um ihr Haus auf Vordermann zu bringen. Kommen die beiden zusammen oder behält der neue Freund von sexy Frau die Oberhand? Ein Comedyversuch von NBC.

Um die im vorletzten Satz aufgeworfenen Fragen zu beantworten. Ich weiß es nicht. Wir werden es wohl alle nie erfahren. Denn „Bent“ wurde nach der Schnellausstrahlung von 6 Episoden aus dem Programm genommen. Kein so großer Verlust, wie ich nach einer selbst gesehenen Folge hinzufügen darf. Weil mich die Show direkt nicht zu überzeugen wusste. Es sollte wohl grob in die Richtung „Cougar Town“, also „lustige Charaktere mit gewitzt schnellen Dialogen und ohne Lachband“ laufen. Nur: der Witz kam nicht rüber. Erinnerte mich in seiner Unspritzigkeit an die erste Folge von „Up All Night“, wobei mir dort die Schauspieler weitaus mehr zusagten. Miss Peet ist zugegebenermaßen eine attraktive Frau, überragendes Comedytiming mag ich ihr aber nicht attestieren wollen. David Walton kriegt als übercooler Außenseiterhandwerker den Mund kaum auf, während der mir schon „Curb Your Enthusiasm“ teils zur Qual machende J.B. Smoove die Gags in seinem Redeschwall wegsprudelt, ohne dass du als Nicht-Ami eine Chance hast, sie ansatzweise mitzubekommen. Insgesamt so unnötig wie ein Handwerker, der seine Arbeitszeit mit Dialogen mit seinem Auftraggeber vertrödelt.

Sichtung nach einer Episode eingestellt

WIEDER DA

Breaking In (Season 2)

Christian Slater gibt nicht auf. Er trotzt desaströsen Einschaltquoten und kommt immer wieder zurück. Bei seiner Show „Breaking In“ hatte ich wahrlich nicht mit einem Comeback gerechnet, aber irgendwie hat er es geschafft. Wir erinnern uns: Slater spielt Oz, den Chef einer Sicherheitsfirma und erinnert mit seiner Art der Menschenführung und Coolness an Colonel Hannibal Smith aus dem A-Team. Seine Untergebenen sind allesamt freakige Spezialisten, natürlich haben wir die heiße Einbrecherbraut und den sie heimlich anhimmelnden sympathischen Loser, den blöden Freund der Einbrecherbraut und den dunkelhäutigen Obergeek, der für die Absonderung von Zitaten aus allseits bekannten SciFi/Fantasy-Universen zuständig ist. Liest sich doch nett, weshalb hat die Show also nicht bei mir funktioniert?

Weil der blöde Freund ungeheuer nervig war, ich den aus „Reaper“ für seine Loser-Rolle bekannten Bret Harrison nicht mehr sehen konnte, die Geschichten insgesamt zu schwachbrünstig daherkamen und eigentlich nur der Boss mit seinem biestigen Gehabe für gelungene Momente sorgte. Was hat man nun zum Neustart der Show geändert? Der blöde Freund ist zumindest in der von mir gesehenen Folge weg (hurra), dafür hat man eine ihn in Sachen quälender Nervigkeit absolut ädaquat ersetzende Chefin (Megan Mullaly, Childrens Hospital) plus komplett uninteressanter Assistenten-Blondine installiert, Boss Oz rückt in die zweite Reihe, der Rest bleibt wie gewohnt tendenziell lahm. Ehrlich: wenn Christian damit wieder durchkommt, gebe ich auf.

Sichtung nach einer Episode eingestellt
 

Game of Thrones (Season 2)

Ich lese gerade den zweiten Band und bin seit der ersten Staffel Fan. Was soll also logischerweise jetzt in den folgenden Absätzen kommen außer schlimmster Lobhudelei? „Game of Thrones“ hat letzte Season von mir vollkommen zu Recht das Prädikat „überragend“ erhalten; die Bücher sind wie Schauspielerin Emilia Clarke zu Protokoll gab, „crack on paper“, das Produktionsbudget wurde erhöht, da konnte für den Auftakt der zweiten Staffel nichts schief gehen.

Tut es dann auch nicht. Der Auftakt ist ruhiger als bei Season 1, wo es direkt mit abgehackten Köpfen, offengelegten Brüsten und zünftigem Inzest rundging. Dafür werden neue Schauplätze mit neuen Charakteren eingeführt, von denen Balon Greyjoy, Davos Seaworth und Stannis Baratheon sehr gut meinen Vorstellungen entsprachen. Die liebgewonnenen Figuren wie Tyrion, Varis, Cersei oder Joffrey wachsen einem direkt wieder ans Herz bzw. lassen die Hassadern schwellen.

Wer das zugrundeliegende Buch kennt, wird einiges an Veränderungen bemerken. Zum einen fehlen diverse Figuren bzw. werden durch andere ersetzt, die Geschichte ist viel straffer und kommt schneller voran. So hatte ich das Gefühl, dass in den ersten beiden Folgen bereits die Hälfte von „A Clash of Kings“ abgehandelt wurde. Wo George RR Martin den Leser gerne und häufig zu sehr mit Details überschüttet, filetiert die Serie den Kern der Erzählung und serviert ihn in beeindruckenden Aufnahmen bzw. packenden Dialogen, die mir so nicht aus der Vorlage in Erinnerung sind. Mein Lob an die dafür verantwortlichen Autoren und Regisseure, denn während ich beim Lesen am Ende eines Kapitels mir manchesmal die Frage stellte, was denn nun groß passiert ist, hält einen die Inszenierung fürs Fernsehen ständig bei der Stange. Wenn ich etwas zu bekritteln hätte, dann vielleicht die Besetzung der Rolle des Gendry, der mir zu erwachsen scheint und den ich trotz Kenntnis der Serie und der Bücher zunächst nicht mit dem königlichen Bastard in Verbindung brachte. Wegen des noch gemächlichen Auftakts rangiert die Show aktuell „nur“ in „sehr gut“-Gefilden, aber ich bin mir sicher, dass sie wieder die Stufe zum „überragend“ nehmen wird.    

Wertungsdurchschnitt nach zwei Episoden: 5,60 Punkte (sehr gut)
Tendenz: sehr gut – überragend

Nurse Jackie (Season 4)

Ich mache es kurz. „Nurse Jackie“ mochte ich die ersten beiden Staffeln, weil es eine gut inszenierte „Dr. House meets Krankenschwester“-Variation war und Edie Falco ihre Rolle der mürrischen, gebrochenen aber doch liebenswerten Jackie Peyton bravourös spielte. Season 3 hat mich allerdings schon größtenteils gelangweilt und der Beginn der vierten Staffel geht doch eher Richtung Entzugsdrama. Mir fehlen da doch die großen Momente, wo die resolute Dame der Ärzteschaft in den weißbekittelten Hintern tritt. Deshalb lasse ich diese Staffel aus.

Sichtung nach einer Episode eingestellt

VORBEI

Alcatraz (Season 1)


Von der Mysteryserie um die berüchtigte Gefängnisinsel hatte ich mir doch etwas mehr erwartet. Man könnte sogar behaupten, dass „Alcatraz“ mich von Folge zu Folge mehr ernüchtert hat. Dabei war der Beginn absolut gefällig: herumstreunende, extrem gefährliche Bösewichte, der geheimnisvolle Agent Hauser, Rückblenden ins Alcatraz der 60er Jahre, die taffe Ermittlerin (Sarah Jones) und der „Golden Boy of Geeky Niceness“ Jorge Garcia. Leider agierte man bei der Aufdeckung von Geheimnissen extrem betulich, die Show stand und fiel letzten Endes mit dem wöchentlichen Neuankömmling. Wobei das Fallen mit fortschreitender Dauer immer eindringlicher wurde. Weder konnten mich die Gefangenen und ihre Hintergrundgeschichten vor den Fernseher fesseln, noch weckten die Heimlichtuereien der Gefängnisleitung mein Interesse. Überdies empfand ich es schon als erstaunlich, wie souverän sich die 63er im modernen LA zurechtfanden. Beziehungsweise, dass keiner mal so verschlagen war, seine Vorgehensmethoden zu ändern. Das Showkonzept wirkte daher schnell überraschungsarm, routiniert und ohne echte Höhepunkte. Selbst das Finale enttäuschte auf ganzer Ebene. Ohne spoilern zu wollen: das gelüftete Geheimnis hinter der (natürlich nur mit den Schlüsseln und sonst nicht anders zu öffnenden) Tür haute mich wahrlich nicht vom Gefängnisschemel und wie es mit Detective Madsen weitergeht, lässt sich auch relativ leicht erahnen.

Punktemäßig profitiert „Alcatraz“ von mehreren hohen Wertungen zu Beginn und hält sich deshalb noch im „befriedigend“. Ich bin mir jedoch sicher, dass die Show bei noch mehr Episoden vollends in die Durchschnittlichkeit gerutscht wäre.

Gesamtwertung: 4,56 Punkte (befriedigend)
Best of Season: S1E01 Pilot, S1E02 Ernest Cobb

The Walking Dead (Season 2)

Eine zwiegespaltene Saison erlebten die wandelnden Toten aus meiner Sicht. Noch vor der großen, dreimonatigen Pause hatte ich „The Walking Dead“ als Enttäuschung des Serienjahres bezeichnet. Denn nach einem gelungenen Start schien sich die Show auf der Farm quälend langsam um sich selbst zu drehen. Nun erwarte ich nicht, dass die Zombieapokalypse jeden Tag aufs Neue über die Gruppe hereinbricht. Aber es wurde offensichtlich, dass die altbekannten und neu hinzugekommenen Charaktere größtenteils einfach zu wenig interessant waren, dass man zu wenig mit ihnen involviert war, als dass man die internen Streitigkeiten mit innerer Anspannung verfolgt hätte. Die Auflösung des „Scheunen-Dramas“ war dafür überragend in Szene gesetzt und nahm den Zuschauer mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt, wo vorher noch schrittgeschwindigkeitsbegrenzte Einbahnstraße herrschte.  
Die zweite Hälfte der Staffel schließlich gab deutlich weniger Grund zum Meckern. Das Aufeinandertreffen mit anderen Überlebenden geriet im Gegensatz zu den internen Nickeligkeiten zur furios spannenden Angelegenheit, die ethische Frage, wie man mit dem Gefangenen umgehen sollte, stimmte nachdenklich und nagte am eigenen Gewissen. Das noch in der Vorgängerstaffel leicht verpfuschte Finale schaffte es diesmal, auf meiner Wertungsskala voll und ganz zu überzeugen und der Ausblick auf Figuren und Handlungsort der nächsten Season lassen mich mit guter Hoffnung zurück, dass diese Staffel dann mit weniger Leerlauf auskommen wird. Wegen der ordentlichen Steigerung zum Ende hin ein knappes „gut“.


Gesamtwertung: 4,93 Punkte (gut)
Best of Season: S2E13 Beside The Dying Fire; S2E01 Miles Behind Us; S2E11 Judge, Jury, Executioner

Whitney (Season 1)

Whitney wurde weder von Kritikern noch von Fans mit der ganz großen Begeisterung empfangen. Ich hingegen war angenehm überrascht von dieser Couple-Comedy, die nach meiner persönlichen Einschätzung einige hochgepriesene Comedyneustarts dieses Jahres wertungsmäßig hinter sich lassen dürfte.
Was gefällt mir nun an der Show? Zum einen stimmt die Chemie zwischen Whitney Cummings und Chris D’Elia. Vor allem letzterer überzeugte mich durchgehend mit seiner unaufgeregten, betont lässigen Art, die man wohl im Umgang mit dieser speziellen Freundin braucht. Natürlich werden einige der bekanntesten Beziehungsprobleme durchexerziert und auch nichts bahnbrechend Neues erfunden. Aber die Situationen und Dialoge sind mit Witz und Charme besetzt. Die Nebenfiguren nerven nicht, sondern haben auch ihre kleinen gelungenen Momente zum großen Ganzen beizutragen. Es gibt qualitätsmäßig keine bösen Ausrutscher nach unten, wo man bei manch anderen Comedyserien allzu deutlich das Gefühl hat, dass den Autoren gar nichts eingefallen ist. An die Schwergewichte der TV-Komödien vermag „Whitney“ damit natürlich nicht heranzureichen, aber es bleibt eine unterhaltsame Comedy, die punktemäßig sehr oft im 4,5er Bereich („befriedigend“) landete, mehrmals 5 Punkte erreichen konnte und einmal gar mit der Episode „Private Parts“ ein „sehr gut“ absahnte.

Gesamtwertung: 4,64 Punkte (befriedigend)
Best of Season: S1E11 Private Parts

ABGEBROCHEN 

„Touch“

Die dritte Folge hat mir endgültig den Rest gegeben. Zu tränendrüsig,
kein übergeordneter Storybogen, die Dialoge käsig. Schöne Happy Ends zum
Schluss einer Episode gibt’s bei „Raising Hope“, emotionale Momente
kriegt „Awake“ besser hin. Ich befürchte, „Touch“ tendiert Richtung
modern mystifizierte Variante von „Ein Engel auf Erden“. Nix für mich.

„Once Upon A Time“

Nach langem Durchhalten endgültig eingestellt. Ich glaub einfach nicht
mehr dran, dass Giancarlo Esposito alias Gustavo Fring zusammen mit Rumpelstilzchen ein
Meth-Labor aufzieht und im Märchenland aufräumt. Nein, ernsthaft: ist
mir zu öde und schnulzig.