Archiv | Stephen Fry in Central America RSS feed for this section

90 (September 2015)

22 Sept

Endlich wieder Kernkompetenz und keine langweiligen Spieltagslyriken oder viel zu dröhnige IniRadios. Just diese Woche startet in den USA die neue Hauptsaison und ich habe noch nicht mal die letzte offiziell abgeschlossen. Also hurtig zur Rezension gespurtet:

HANNIBAL (SEASON 3)

hannibal-s3-banner

Als Einleitung krame ich mal hervor, was ich vor knapp 7 Jahren zum Thema „Das perfekte Dinner“ auf VOX geschrieben habe:

Und nein, beim perfekten Dinner würdest du mich nie sehen. Ich finde das peinlich, wie die alle zusammensitzen und fröhlich sind, aber wehe, es geht dann an die Wertung. Kaum sind sie allein und die Kamera an, kriecht bei allen der Mäkelnazi hervor:

„Also das Essen war ja ganz gut, aber mir fehlte es einfach am Ambiente“ – sowas habe ich tatsächlich mal in der Sendung gehört.

„DANN BRING DIR DOCH EIN TÖPFCHEN KRESSE MIT, HÄNG ES DIR UM DEN HALS UND MAL DIE TAPETE MIT FINGERFARBEN AN, DU BLÖDE KUH“ habe ich den Fernseher angeschrien. Vielleicht hab ich einfach zuviel Respekt und Anstand vor Leuten, die sich die Mühe machen und mich bekochen. Okay, ich esse auch so ziemlich alles, was in diesem Falle eine sehr positive Eigenschaft von mir ist, möchte ich meinen.

Dessen eingedenk müsste ich eigentlich auf die hoffnungsvolle Frage meines Gastgebers Hannibal L., ob mir denn der dritte Gang gemundet hätte, ein sattes „Oh ja, war wieder ganz feinifeini“ aufstoßen. Aber diesmal ist es anders. Die dritte Staffel war zweigeteilt, wobei knapp die Hälfte sich mit der Geschichte um den Great Red Dragon beschäftigte. Um es kulinarisch auszudrücken: Mir war da deutlich zu wenig Fleisch dran, um satte 6 Episoden damit zu füllen. Das zog sich hin, die Perkussions-Sounds nervten, die Dialoge trieben auf selbstverliebt-berauschtem Niveau. Der Anfang der Season fand noch mein uneingeschränktes Wohlgefallen, auch wenn ich es schade fand, dass man die Rolle des Mason Verger neu besetzt hatte. Michael Pitt brachte mir einfach einen Schuss mehr Eigengruseligkeit rein.

Summa summarum sorgte das Wertungsgefälle in den letzten Episoden (meist zog ich Wertungen zwischen 4,0 und 4,5), dass diese Staffel erstmals nicht 5 Sterne erhält. Das Finale konnte sich zwar steigern, aber ein Höhepunkt der Serie war es meiner Meinung nicht. Und sobald ich meine Ritterrüstung angepasst habe, sage ich das Hannibal auch persönlich. Versprochen.

GESAMTWERTUNG: 4,75 Punkte (befriedigend)

THE BRINK (SEASON 1)

the brink

Die erste Comedy-Show, bei dir ich dran geblieben bin, weil ich die Story spannend fand und wissen wollte, wie es ausgeht. Wohlgemerkt: nicht lustig, sondern spannend. Wahrscheinlich treten bei mir in diesem Fall urzeitliche „24“- und „Homeland“-Instinkte zutage. An meinem Eindruck vom letzten Seriencheck hat sich nichts geändert: Der Humor holte mich schmerzlich oft leider nicht ab, obwohl das Storygerüst und der Cast so verdammt viel an Potenzial hatten.

GESAMTWERTUNG: 4,30 Punkte (durchschnittlich)

TRUE DETECTIVE (SEASON 2)

True-Detective-Season-2-Banner-Character-Posters

Den für mich besten Gag dieser Emmy-Awards brachte Gastgeber Andy Samberg, als er die „depressive Gitarristin aus True Detective“ als Teil der Showband präsentierte. Die hatte ich in meiner Besprechung glatt vergessen zu erwähnen. Eine kultige Figur, die mich zwar quälte, aber auch meinen gefühlten Eindruck vom größten Teil der Episoden widerspiegelte.

Okay, genug gelästert. Denn die letzten beiden Folgen wussten doch noch einigermaßen zu entschädigen. Vor allem das überlange Finale, welches ich lange hatte herumliegen lassen, gefiel mir sehr gut. An der zuschauerunfreundlichen Hartbrockigkeit der Story konnte man zwar immer noch verzweifeln und -beim Seriengott-, mein Albtraum wäre es immer noch, vor versammelter Klasse ein Referat über die Geschichte von True Detective S2 zu halten, aber immerhin brachte das Ende sehr viele beeindruckende Momente, ordentlich Action und auch ein bisschen Heulseligkeit meinerseits.

Ich hatte ja prophezeit, dass die Show diesmal Schwierigkeiten bekäme, überhaupt ins „Befriedigend“ zu rutschen. Dank des gelungenen Abschlusses ist dies aber tatsächlich noch geglückt. Trotzdem: Für das nächste Mal dem Zuschauer einen roten Faden zum Entlanghangeln bieten, keine Dialoge über Personen, die man für zwei Sekunden in einer Einstellung gesehen hat und einfach mal auf den Punkt kommen. Dann wird das auch wieder.

GESAMTWERTUNG: 4,68 Punkte (befriedigend)

MR. ROBOT (SEASON 1)

mr.robot banner

Wo gerade von Emmys die Rede war: Diese Show muss nächstes Jahr in jedem Fall unter den Nominierten auftauchen. Denn keine Serie hat mich in den letzten Monaten so überrascht, verdreht und beeindruckt wie Mr. Robot. Zusätzlich hat sie als Nebeneffekt meine IT-Sicherheitsstandards erheblich erhöht. Ich brenne alles auf DVDs, schmeiße Festplatten und USB-Sticks regelmäßig in die Mikrowelle, bei Facebook mache ich eh lange schon nichts mehr und meine Passwörter sind mindestens 45 Zeichen lang (inklusive Ziffern, Unterstrichen und Sonderzeichen). Denn Gott sieht zwar alles, aber Elliot Alderson weiß alles. Sofern es irgendwo im Netz herumschwimmt.

Meine Lobeshymnen vom letzten Seriencheck könnte ich jetzt fortführen. Besonders zu würdigen ist die Tatsache, dass der Show nach dem überragenden Einstieg, an dem die darauffolgenden Episoden etwas zu knabbern hatten (weshalb auch die Höchstwertung noch nicht drin war), im letzten Drittel nochmals eine Steigerung gelingt und sie richtig abliefert. Ich werde hier nichts spoilern, aber wenn mich alten Serienhasen vor der Veröffentlichung einer einzelnen (verschobenen) Episode nochmal das große Kribbeln der Vorfreude packt, ist das schon etwas Besonderes. Wer beim Thema „Cyberpunk“ und „Hackerkultur“ nicht gerade umschaltet, um sich vom Videotext informieren zu lassen, wird blendend unterhalten.

GESAMTWERTUNG: 5,90 Punkte (sehr gut)

RICK AND MORTY (SEASON 2)

rickandmortys2

Erst die zweite Staffel und quasi schon ein Selbstläufer. Rick and Morty ist für mich der noch einen guten Tick verrücktere Futurama-Ersatz und bei weitem die beste Animated Comedy auf meinem Serienguckplan. Nirgendwo werden seltsamere, erfrischend wahnwitzige Ideen präsentiert und ausgearbeitet, liebevoll Filme parodiert und in noch abgedrehtere Versionen verzerrt. Allein für den Reichtum an Skurrilitäten muss man die Show von Justin Roiland und Dan Harmon lieben. Was mittlerweile bei mir dazu führt, dass ich bei der Bewertung nur die Wahl zwischen den 5, 5,5 oder 6 Punkten habe. Die Höchstnote fehlt bisher noch, aber da bin ich guter Dinge.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 5,24 Punkte (gut)

RAY DONOVAN (SEASON 3)

raydonovan

Ray Donovan ist auch wieder am Start und nach 10 von 12 Episoden kann ich jetzt schon sagen: Er ist endlich erneut in Top-Form. Keine langweiligen Nebenhandlungen um Journalistinnen, keine schmerzvollen „Wunderkind-HipHop“-Stories, sondern ordentlich „Daddy Mickey baut Mist“ plus Drama um die Donovan-Brüder Ray, Bunchy und Terry, die mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen sind. Obendrauf noch Ian McShane als Gaststar in dieser Saison, da konnte ja fast nichts mehr schiefgehen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 10 EPISODEN: 5,40 Punkte (gut)

THE STRAIN (SEASON 2)

thestrains2

Da mache ich es kurz, weil die ersten Folgen der neuen Saison waren lang. Ich guck es nicht mehr. Die erste Staffel ließ nach einem appetitanregenden Beginn, der sogar mich als Vampir-Jetzt-echt-nicht-so-gut-Finder überzeugen konnte, leider doch mit voranschreitender Zeit nach. Es häuften sich die Ausflüge ins Trashige, manche Figuren nervten, am Ende langte es infolgedessen knapp nicht für das „Gut“. Schuld daran war auch ein eher wenig aufrüttelndes Finale. Und bereits mit der ersten Episode der zweiten Staffel hatte ich nicht das Gefühl, dass sich die Show in die richtige Richtung bewegt und nochmals einen Aufwärtstrend schaffen kann. Was ich so bei den geschätzten Kollegen der Serienjunkies lese, scheint sich mein Eindruck zu bestätigen. Schade um das Duell zwischen Eichhorst und Setrakian, das ich durchaus gerne verfolgt habe. Aber für mich ist dieser Strang auserzählt.

WERTUNG NACH ZWEI EPISODEN: 4,25 Punkte (durchschnittlich)
Sichtung eingestellt 

SHOW ME A HERO

ShowMeAHeroBanner

Die Stadt Yonkers im Bundesstaat New York wird im Jahre 1987 von einem Bundesgericht verurteilt, Sozialwohnungen für Schwarze und Latinos in einem hauptsächlich von der weißen Mittelschicht bewohntem Bezirk zu errichten. In der Bevölkerung regt sich Widerstand, die politische Riege zerstreitet sich, es entspinnt sich ein jahrelanger, verbitterter Streit. „Show Me A Hero“, eine sechsteilige Mini-Serie, skizziert die Vorfälle aus der Sicht der Betroffenen wie u.a. dem jungen Abgeordneten Nick Wasicsko, der eine entscheidende Rolle in dieser auf realen Ereignissen basierenden Geschichte einnehmen soll.

Regisseur und Produzent Paul Haggis („L.A. Crash“, „Million Dollar Baby“) sowie Autor David Simon („The Wire“) beweisen ein gutes Gespür für ihre Erzählung, denn die Show trifft den Nerv der Zeit nicht nur angesichts immer wieder aufkommender Rassenunruhen in den USA, sondern generell als Parabel über Angst vor dem Fremden, Vorurteile, Politik und Rassismus. Man ersetze Sozialwohnungen mit Flüchtlingsheimen und schon geraten jüngere Ereignisse und Entwicklungen hierzulande in den Fokus.

Packend und dramatisch inszeniert, mit dem demnächst in den neuen Star Wars-Filmen auftretenden Oscar Isaac an der Spitze eines schauspielerisch hochwertigen Casts und musikalisch begleitet von den Songs eines Bruce Springsteen, ist „Show Me A Hero“ ein sehr gutes und vor allem wichtiges Stück Fernsehen in einer Zeit, in der oft das erzählerische Mittel und die Kraft der eindringlichen Dialoge in den Hintergrund geraten. Ich für meinen Teil muss mir jetzt endlich mal die „The Wire“-Komplettbox angucken.

GESAMTWERTUNG: 5,53 Punkte (sehr gut)

BLUNT TALK (SEASON 1)

blunt-talk-55d750ddc1868

Walter Blunt (Patrick Stewart) ist Brite, Newsmoderator, wird ständig begleitet von seinem stocksteifen ex-Armeekumpel Harry und hat es jüngst geschafft, seine Karriere ziemlich komplett zu versauen. Comedy aus der Feder von Jonathan Ames („Bored To Death“), produziert von Seth MacFarlane („Family Guy“).

Sir Patrick Stewart sehe ich immer wieder gerne. Auch und vor allem in komischen Momenten, die so wunderbar konträr zu dem sind, was man sonst so von dem hageren Briten kennt und alleine daraus ihren Witz beziehen. Ich verweise als Beispiel auf eine Traumsequenz, in der Stewart, begleitet von einem Showballett, wie der junge Fred Astaire durch die Reihen tanzt und dabei grinst wie ein Honigkuchenpferd im Zuckerrausch. Das reicht schon, um mir ein Lachen zu entlocken. Von daher könnte sich „Blunt Talk“ zu meinem neuen guilty pleasure entwickeln. Denn jenseits von Walter Blunt kommt mir noch zu wenig, obwohl bei Assistent Harry durchaus gute Ansätze vorhanden sind. Drei Folgen sind geschaut, zwei landeten dank dickem Hauptdarsteller-Bonus bei 5 Punkten, die dritte Episode wollte hingegen gar nicht recht zünden. Ich bleibe dran und warte ab, wie es sich entwickelt.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 4,67 Punkte (befriedigend)

FEAR THE WALKING DEAD (SEASON 1) 

fear-the-walking-dead-sdcc-poster-481241

Na, du? Auch Fan von „The Walking Dead“? Traurig wegen der Sommerpause? Weiter Bock auf Zombies? Dir fehlten in der Show aber familiäre Beziehungen und Dramen, Teenagernöte und ein richtig nerviger Junkie-Charakter? Dann freu dich auf die neue Serie“Fear The Walking Dead“, die eine Familie aus L.A. just beim Ausbruch der Untoten-Apokalypse begleitet, der wiederum inszeniert wirkt wie aus der BRAVO-Fotolovestory.

Okay, die erste Folge gesehen und dauernd im Kopf das Mantra „Das brauchst du nicht“ aufgesagt. Ich bin nicht die Zielgruppe, das dürfen Menschen goutieren, die auch „Scream – The TV Series“ übertoll finden. Vier Punkte, bitte in großem Bogen an mir vorbeitorkeln und mich nicht weiter beachten. Danke.

WERTUNG NACH EINER EPISODE: 4,0 Punkte (durchschnittlich) 
Sichtung eingestellt

STEPHEN FRY IN CENTRAL AMERICA

stephen fry central america

Okay, das ist jetzt eher Information denn Besprechung. Stephen Fry ist nämlich meiner Meinung nach immer unterhaltsam und weise, manchmal nachdenklich stimmend und generell einfach ein toller Mensch. Nach den USA treibt es ihn nun für vier frische Episoden seiner Dokumentationsreihe nach Süden Richtung Mittelamerika, von dessen zahlreichen Staaten ich bisher maximal Mexiko, Costa Rica und Honduras (wegen der Fußball-WM) hätte aufzählen können. Diese Bildungslücke schließe ich jetzt, denn Stephen versorgt den Zuschauer wie gewohnt mit beeindruckenden Menschen, Erzählungen und Bildern. Obwohl ich erst zwei Episoden gesehen habe, ziehe ich bereits das Fazit und beschränke mich dabei auf eine runde Endnote, weil das Wertungssystem nicht so recht auf Reiseberichte passt.

GESAMTWERTUNG: 5 Punkte (gut)