Archiv | Oktober, 2013

72 (Oktober 2013)

3 Okt

Zur Feier des Feiertags, weil ich grad Zeit habe und die Eindrücke nicht mehr frischer werden, direkt weiter mit den Neuzugängen der US-TV-Saison.

MOM 

Christy (Anna Faris, „Scary Movie“) findet so gar keine rechte Freude im Leben. Eingespannt in einem langweiligen Kellnerinnenjob, Alkoholikerin auf Entzug, alleinerziehende Mutter mit promiskuitiver Teenie-Tochter und Darf-nichts-von-dem-Elend-mitbekommen-Goldjungen, schläft selbst mit ihrem verheirateten Chef, keine große Liebe in Sicht und jetzt meldet sich auch noch ihre Rabenmutter, Mitalkoholikerin und Männervernascherin Bonnie (Allison Janney, „Mr. Sunshine“) in dem ganzen Chaos an, um tolle Ratschläge zu erteilen. Neue Comedy von Chuck Lorre („The Big Bang Theory; „Two And A Half Men“).

Ersteindruck: 

Das Positive vorweg: nicht so schlimm wie Dads. Aber sonst wenig überzeugend. Mir ging es bei der Sichtung ähnlich wie der Protagonistin mit ihrem Leben, denn ich konnte an der Show keine rechte Freude finden. Die Figuren tendenziell eher deprimierend als unterhaltsam, die Nebenfiguren (u.a. „Badger“ aus „Breaking Bad“ als verlotterter ex-Ehegatte) komplett ignorierbar und der laugh track weist überdeutlich darauf hin, dass die meisten der Gags nicht zünden. Ich kann mich nicht entsinnen, gelacht zu haben. Moment, ich denke jetzt nochmal angestrengt nach…lese nochmal kurz ein Recap… da war doch der Gastauftritt von Jon Cryer… nö….als der Chef über die Veranda stürzt…okay, ich geb’s auf.

Gucklistenstatus:

Und weg. Da muss ich jetzt mal hart sein, ich kann nicht jedem Format noch eine Chance geben. Hört sich herzlos an bei einer Comedy um auf ihrem Lebensweg gescheiterten Frauen, ist aber so.

SLEEPY HOLLOW 

Ichabod Crane, Held des Abenteuerfilms von Tim Burton mit Johnny Depp und Christina Ricci, kehrt zurück. Leider in die Neuzeit. Neben diversen Anpassungsproblemen lauern dort der kopflose Reiter, weitere Kollegen der Apokalypse und überhaupt vom Teufel ausgesandte, gar schaurige Gestalten auf ihn.

Ersteindruck:

Vorweg: „Sleepy Hollow“ ist einer meiner Lieblingsfilme. Ich mag gar nicht drüber nachdenken, in wieviel verschiedenen Versionen (US-DVD, EU-DVD, ich befürchte auch HD-DVD, Blu-Ray) der in meiner Sammlung herumliegt. Eine tadellose, atmosphärisch dichte Gruselgeschichte mit ansprechenden, stimmigen Effekten. Mit der Serienvariante komme ich hingegen nicht so recht zurande. Das liegt zum einen am Zeitsprung: man stelle sich vor, es gäbe eine Terminator-Serie, in der der T-1000 mit Degen und Mantel herumfuchtelnd auf seine Gegner einsticht. Das würde den Fans ähnlich die Handflächen vors Gesicht treiben wie mir der Anblick des kopflosen Reiters, wie er mit einem Maschinengewehr auf Polizeibeamte ballert. Weitere Makel: die heillos zusammengekleisterte Story um biblische Offenbarung, Weltuntergang und Teufelsbrut, die nicht immer überzeugenden effect shots und die familienfreundliche Inszenierung (Enthauptungen? Gerne, aber danach bitte alles sauber abwischen). Tom Mison als Hauptfigur finde ich gar nicht mal schlecht. Dennoch geht mir das alles zu sehr in Richtung „Once Upon A Time“ oder „Grimm“, die ich ja beide längst abgesetzt habe.

Gucklistenstatus:

Nach zwei gesichteten Folgen, die beide nicht über die Wertung „durchschnittlich“ hinauskamen, sehr wackelig. Der Daumen geht derzeit klar nah unten, wahrscheinlich rollt nach Episode 3 der Kopf. Der Gastauftritt von John Noble („Fringe“) könnte da zu spät kommen.

THE CRAZY ONES

Erfolgreicher, aber schrulliger Werbefachmann und seine ambitionierte Tochter kämpfen um Kunden und bringen nebenbei Robin Williams und David E. Kelley („Ally McBeal“) wieder zurück auf die Fernsehbildschirme der Nation.

Ersteindruck:

Robin Williams ist einer meiner Lieblingsschauspieler. Ich weiß, entweder mag man ihn oder er geht einem tierisch auf die Nerven. Bei mir fällt er eben in die erste Kategorie. Und daher gehen auch alle die Kritiken an mir vorbei, die Sarah Michelle Gellar („Buffy The Vampire Slayer“) im Piloten prima fanden und Williams unerträglich. Sehe ich selbstverständlich komplett anders, von mir aus kann der alte Zottel Mork-Witze aus dem Jahr 1979 aufsagen, ich sitze mit einem Grinsen vor der Mattscheibe. Gellar hingegen war okay, nicht mehr. Dass der Pilot aber storymäßig mit seinem dezenten Hang zur Schleichwerbung für eine bestimmte Burgerkette und eine musikalisch vernachlässigbare Gewinnerin einer Castingshow bei weitem nicht auf vollen Touren lief, konnten auch die Ally McBeal-Gedenkeinstellungen nicht kaschieren.

Gucklistenstatus:

Ein „befriedigend“ von mir für den Piloten, aus dem okay bis netten Eindruck darf aber durchaus mehr werden. Der Cast, u.a. mit Hamish Linklater („The New Adventures of Old Christine“) kriegt allerdings schon mal ein „gut“, jetzt müssen nur noch die Drehbücher stimmen.

THE GOLDBERGS 

Comedy von Adam Goldberg, in der er sich an seine Jugendzeit und vor allem an seine Familie erinnert. Wo die Show „Wonder Years“ („Wunderbare Jahre“) damals die späten 60er und frühen 70er thematisierte, fährt „The Goldbergs“ nun dieselbe Schiene für die 80er.

Ersteindruck:

Wie kann man eine Show nicht mögen, die gleich zu Beginn Ausschnitte von „Karate Kid“ und „Alf“ zeigt? Die den wunderbaren Patton Oswalt als Erzählstimme des jungen Adam Goldberg vorweisen kann? Die den großartigen Jeff Garlin („Curb Your Enthusiasm“) als mürrischen Papa Goldberg hat, der als erste Handlung nach Feierabend die Hosen runterlässt und sich in weißen Unterhosen auf die Fernsehcouch setzt? Dazu noch die typisch übervorsorgliche Mutter (Wendi McLendon-Covey, „Reno 911“), der hippe Opa (George Segal, „Just Shoot Me“), der leicht dümmliche Bruder, die pubertierende Schwester. Herrliche Charaktere, die mich in ihrer humorvollen Herzlichkeit ein wenig an den „That 70s Show“-Vibe erinnern.

Gucklistenstatus:

Wegen des Wohlfühlfaktors dicke drauf. Glatte 5 Punkte für den Einstieg. Wer daran herumkrittelt, kann mit den 80er nichts anfangen oder hat einen Stein in der linken Brust. Könnte das in letzter Zeit langweilig werdende „The Middle“ beerben.

THE MICHAEL J. FOX SHOW 

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Beliebter Nachrichtenmoderator kehrt auf Bitten seiner Kollegen und Familie in seinen Beruf zurück, den er vor Jahren wegen seiner Parkinson-Krankheit aufgegeben hatte.

Ersteindruck:

Ich sag es frei heraus: nach den ersten Trailern hatte ich wirklich Angst, die Show zu sehen. Michael J. Fox ist der Held meiner Jugend und hat sich mit den „Back To The Future“-Filmen für mich unsterblich gemacht. Im Fernsehbereich war ich für „Family Ties“ noch zu jung, dafür habe ich später keine Folge von „Spin City“ verpasst. Dass Fox nun auf den Bildschirm zurückkehrt, ist großartig. Dass er sich von seiner Erkrankung, die ihn zweifellos zeichnet, nicht unterkriegen lässt, nötigt einem Respekt und Bewunderung ab. Dass er dabei die Krankheit als Teil der Show in Gags einbindet, ist mutig. Aber: würde ich wirklich lachen können, wenn mein einstiges Idol wegen seines Zitterns ungewollt die Notrufnummer wählt oder ihn die Familie foppt, weil er zu lange braucht, um die Salatschüssel beim gemeinsamen Abendbrot rüberzureichen? Fox selbst würde das mit Sicherheit wollen, aber ich befürchtete, dass ich mich damit schwertun würde. Irgendwo zieht an mir als Zuschauer eben doch das Mitleid und verhindert ein unbeschwertes Auflachen.

Nun, die Autoren haben mir die Entscheidung unbeabsichtigt einfacher gemacht. Denn ob man dem zitternden und wankenden Publikumsliebling nun mit oder ohne Behagen zusieht, die Gags zünden doch in weit geringerem Maße als dass es für eine gelungene Comedy reichen würde. Nein, es ist nicht schlecht, aber eben doch zu harmlos, der weitere Cast um Betsy Brandt („Breaking Bad“) und Katie Finneran („I Hate My Teenage Daughter“) müht sich, im Vergleich jedoch zu anderen Familienkomödien wie „Modern Family“ oder den Neustart „The Trophy Wife“ liegt man eben doch deutlich zurück.

Gucklistenstatus:

Bisher habe ich zwei Episoden gesehen und beide für durchschnittlich befunden. Ich bleibe noch die nächsten Folgen dran, aber ich denke, die Tendenz geht eher in Richtung Abschied.

TROPHY WIFE 

Familienvater heiratet zum dritten Mal, seine junge und attraktive Auserkorene darf nun ihre Rolle innerhalb der beiden nörgelnden ex-Ehegattinnen und insgesamt drei manipulativen Kindern finden.

Ersteindruck:

Mal abgesehen davon, dass ich mir unter dem Begriff „trophy wife“ bisher immer etwas anderes vorgestellt hatte, ist das eindeutig die bisher beste neue Comedyserie. Wo man hierzulande aus dieser Konstellation vor vielen Jahren dröge Zuschauerbetäubung à la „Ich heirate eine Familie“ destillierte, bauen die Amerikaner daraus eine wunderbar spritzige Komödie mit Charakteren, die einem sofort Spaß bereiten und in Erinnerung bleiben. Malin Akerman („Childrens Hospital“) gibt das blonde Gar-Nicht-Dummchen, Marcia Gay Harden („The Newsroom“) die herrlich spöttische Ärztin und ex-Gattin #1, Michaela Watkins („The New Adventures Of Old Christine“) die abgedrehte Esoterikerin und ex-Gattin #2. Dazu noch Bradley Whitford („Cabin In The Woods“, „West Wing“) als zwischen allen Familienfronten gefangener Vater und Ehemann sowie die nach „Modern Family“ beste Kinderschauspielerriege, die vor allem in der sehr guten zweiten Folge alle Register zieht.

Gucklistenstatus:

5 Punkte für den Piloten. 5,5 Punkte für die zweite Episode. Noch Fragen? Ein unverhoffter, weil von mir im Vorfeld nicht auf dem Radar gesichteter Spitzenreiter.

WE ARE MEN

Vier Männer in Ehe- und Beziehungskrisen ziehen gemeinsam in eine Hotelanlage und unterstützen sich dabei gegenseitig mit Rat und Tat.

Ersteindruck:

Wenn irgendwo auf der Welt ein Autor ein Skript für ein kurzlebiges Comedyformat erstellt, erscheint wie auf magische Art und Weise der Manager von Jerry O’Connell („Sliders“) und tritt in Verhandlungen ein. Und was ich im Piloten gesehen habe, bin ich mir sicher, dass Jerry auch diesmal kein Hitformat gebucht hat. Denn „We Are Men“ ist eine weitere Show, deren Hauptthema – die unerschütterliche Männerfreundschaft – bereits in zahllosen anderen Varianten („Men At Work“, „Men Of A Certain Age“, „Man Up!“, „Guys With Kids“) besser auf den Bildschirm gebracht worden ist. Harmlos ziehen die knapp 22 Minuten an einem vorbei, man lächelt müde über die Witze und die Figuren. Da kann selbst Tony Shalhoub („Monk“) als alternder Aufreißer oder Kal Penn („House M.D.“) als schüchterner Ausländer nichts mehr rausreißen.

Gucklistenstatus:

Muss nicht sein, dürfte wegen des Jerry O’Connell-Faktors auch nicht allzulange auf der Liste bleiben, wenn ich es wirklich nochmal sehen wollte.

71 (Oktober 2013)

2 Okt

In meinem letzten, mit einem frischen Update versehenen Seriencheck (wer es also noch nicht bemerkt hat, lesen!) schrieb ich angesichts des Finales von Breaking Bad: „Eigentlich müssten wir TV-Serienkritiker jetzt eine Pause machen, denn die kommenden Shows werden es schwer haben, im unmittelbaren Schatten dieses Meisterwerks fair bewertet zu werden.“

Wahre Worte, an die ich mich natürlich nicht halte. Deshalb Vorhang auf für den ersten Teil an kurzen Erkenntnissen und Eindrücken zu den neuen Produktionen:

MARVEL’S AGENTS OF S.H.I.E.L.D

Neue Serie von Josh Whedon, die im Universum der Superhelden aus der Avengers-Filmreihe spielt. Konzentriert sich allerdings weniger auf Iron Man, Hulk, Thor und die anderen Spießgesellen, sondern auf die Agenten der S.H.I.E.L.D-Abteilung, die die kommenden Übermenschen und Blockbustergaranten sichtet, überwacht und aufpasst, dass sie nicht die staunende Bevölkerung vernichten. Bekannteste Gesichter: die auch im Film auftretenden Agent Coulson (Clark Gregg) und Agent Hill (Cobie Smulders).

Ersteindruck: 

Kinners, ihr wisst, ich bin kein Superheldenfan, das habe ich ja schon mehrfach erwähnt. Von daher bestand bei mir angesichts der Ankündigung niemals die Gefahr etwaiger Feuchtwerdung von Marvel-Bettwäsche. Aber ich schätze Josh Whedons Arbeit sehr, sodass ich mir doch einiges erhoffte. Und wer sich den Piloten anschaut, der wird viele whedoneske Momente entdecken, die das Herz des Fans erfreuen. Ja, die Dialoge sind eindeutig vom Meister, der Cast allerdings aus der nächsten Disney-Modelfabrik entsprungen. Junge, perfekt aussehende Menschen mit der Ausstrahlung einer Tube Zahn-Gel mit Sternchen drin. Keine Kanten, keine rauen Stellen. Das Wissenschaftspärchen etwa hat mich mit seiner hektischen Science-Giggle-Geilheit fast um den Verstand gebrabbelt. Storymäßig einigermaßen in Ordnung, von den Produktionswerten her bemüht, aber man merkt halt, dass es in jeder Hinsicht eine kostensparende Variante zu den Filmen ist. Auch sehe ich ein wenig die Gefahr, dass die Show irgendwann die Bahnen des charmant-geekigen Augenzwinkern verlässt und eher in die Richtung Kann-ich-nicht-mehr-ernstnehmen abdriftet. Genug Baustellen also für die nächsten Folgen.

Gucklistenstatus:

Noch drauf, weil befriedigend. Von daher eine 4,5 für den Auftakt. Tendenziell eine Wundertüte: könnte in alle Richtungen des Wertungsspektrums gehen.

BACK IN THE GAME

Alleinerziehende Mutter mit Baseball-Background kümmert sich um die athletisch eher minderbemittelte Schulmannschaft ihres Sohnes. Grantelnd im Hintergrund: ihr sportbesessener Vater, der sie damals zur Weltklassespielerin formte und quälte.

Ersteindruck:

Sympathischer Pilot mit angenehm agierenden Hauptdarstellern: Maggie Lawson („Psych“) und Altstar James Caan („Der Pate“) spielen hier eine neuzeitliche Variante von „Die Bären sind los“, zumindest musste ich bei der Sichtung an diesen Klassiker und die dazugehörige Titelmusik denken. Lief in den frühen 80er Jahren im ZDF und hatte damals für mich schon so etwas wie Kultcharakter. Von daher bin ich ein wenig vorbelastet, was tollpatschige Kinder beim Baseballtraining angeht und setze mein wohlwollendes Kritikergesicht auf. Leichte, lockere Unterhaltung aus der Abteilung „Die Verlierer von heute können  die Gewinner von morgen sein“.

Gucklistenstatus:

Derzeit sicher drauf. Knappe 5 Punkte für den Piloten. Solange ein paar komische Ungeschicklichkeiten auf dem Platz und außerhalb drin sind, dürfte ich zufrieden sein. Ich befürchte allerdings, dass es das US-Publikum anders sieht.

BROOKLYN NINE-NINE

Anwälte. Ärzte. Polizisten. Mit diesen drei Berufsgruppen braucht man mir eigentlich nicht mehr zu kommen. Weil mich die neueren Shows in diesem Bereich tendenziell langweilen. Sofern es um Drama geht. Brooklyn Nine-Nine ist allerdings eine waschechte Comedy. Im Fokus: der sich nie an die Regeln haltende Detective Jake Peralta (Andy Samberg, „Saturday Night Live“) und sein gestrenger neuer Boss Captain Ray Holt (Andre Braugher, „Last Resort“, „Man Of A Certain Age“).

Ersteindruck:

Ohne Zweifel einer der stärksten Neuzugänge bisher. Der Einstieg gefiel mir richtig gut, Andy Samberg setzt halt wie schon im etwas dümmlichen, aber dennoch sehenswerten „Hot Rod“ mehr auf Blödelei denn auf Schauspielerei. Sein Verhältnis zu seinem Chef und seiner Arbeit ist zu Beginn eine etwas heruntergefahrene Version von Sledge Hammmer zu Captain Trunk. Man mag auch an die Untergebenenbeziehungen bei „Lethal Weapon“ oder „The Other Guys“ denken. Wie auch immer: ich hatte auf ein solches Setting wirklich nochmal Lust und die Show traf bei mir direkt das Spaßzentrum. Nicht nur wegen des von mir hochgeschätzten Andre Braugher, der eine Idealbesetzung für den mürrischen Befehlshaber mit Herz darstellt, sondern weil auch die Nebenrollen für manchen Gag gut sind. Die zweite Episode war ein wenig schwächer, zeigte aber, dass man sich auf einem ordentlichen Niveau einpendeln kann.

Gucklistenstatus:

Sicher drauf. Dürfte wertungsmäßig die klassische, immer zwischen 4,5 und 5,0 Punkte liegende Comedyshow werden. Mit eventuell der Tendenz zum Ausreißer nach oben.

DADS

Zwei Mittdreißiger und Gründer einer Videospielefirma müssen sich mit ihren verhassten Vätern auseinandersetzen, die aus heiterem Himmel bei ihnen einziehen und für Chaos sorgen. Neue Show von Seth MacFarlane („Family Guy“, „TED“)

Ersteindruck:

Seth, das ging aber mal voll in die Hose. Es tut einem schon fast leid um die Darsteller. Vor allem Seth Green („Robot Chicken“) und Giovanni Ribisi („Friends“) werden dermaßen in die Witzwüste geschickt und dort schmerzlichster Gagdürre ausgesetzt, dass das Zuschauen alleine schon wehtut. Unter diese Qual legt man dann auch noch ein Lachband, wo eigentlich tödliche Stille angesagt wäre. Es gibt nichts Schlimmeres für eine Comedy, als wenn der Betrachter sich ernsthaft fragt, ob bei Erstellung des laugh tracks ohne Rücksicht auf das Gebotene einfach mechanisch alle 10 Sekunden Gelächter aufgespielt wurde. Bei den Vätern (Martin Mull, „Arrested Development“ / Peter Riegert, „Damages“) hat man sich zumindest im Piloten noch minimale Mühe gegeben. Spätestens mit der zweiten Folge ist aber alles verloren. Die rangiert nämlich qualitativ auf einer Höhe mit RTL oder SAT1-Spielfilmproduktionen.

Gucklistenstatus:

Ernsthaft? Wenn ich Elend sehen will, schaue ich in den Spiegel (Zitat meines Bruders). Abgesetzt.



HELLO LADIES

Stephen Merchant, bekannt als Co-Autor von Ricky Gervais bei „The Office“ und anderen Formaten, mit einer HBO-Comedy. Thema: erfolgreicher Webdesigner mit viel zu großer Wohnung sucht nach Erfolg bei Frauen und tappt dabei in jedes Fettnäpfchen, das ihm hingestellt wird. In den Nebenrollen: der frisch von seiner Liebsten verlassene Kumpel, der Anmach-Sprücheklopfer und Frauenvernascher im Rollstuhl und die attraktive Untermieterin, die unser Frauenheld in spe zunächst mal ignoriert.

Ersteindruck:

Die Briten nennen es cringe comedy, wenn der Zuschauer beim Betrachten eher peinlich berührt zusammensinkt statt laut loslacht. Hierzulande trifft es der Begriff Fremdschämen ganz gut. „Hello Ladies“ schlägt erwartungsgemäß in diese Kerbe. Merchant mit seiner peinlichen, schlaksigen Art und dem manischen Grinsen ist in der Tat eine Herausforderung für die Frauenwelt. Teilweise schlicht und ergreifend ein Idiot, der bei der ersten Kontaktaufnahme mit einem flapsigen Spruch das Thema Abtreibung in die Konversation einbindet, teilweise aber auch einfach ein unbeholfener Typ auf der Suche nach Liebe. Ich fand den Piloten ganz in Ordnung, kann aber wirklich nicht vorhersagen, wann meine Fremdschamgrenze ausgelotet ist. Dafür bin ich mir ziemlich sicher, dass die Untermieterin am Ende die Idealfrau für unseren Charmeur sein wird. Fragt sich nur, wieviele Folgen er brauchen wird, um darauf zu kommen.

Gucklistenstatus:

Noch drauf. Für die Momente, wo ich die Versicherung brauche, im Gegensatz zu anderen Leuten ein fremdschamfreies Leben zu führen.

LUCKY 7  

Sieben Mitarbeiter einer Tankstelle, deren Leben sich durch einen millionenschweren Gewinn in der Lotterie ändert. Basierend auf der britischen Serie „The Syndicate“. Ich weiß jetzt schon, dass ich wieder schwer geschimpft dafür werde, nur die US-Version zu sehen. Sorry.

Ersteindruck:

Der Traum vom großen Geldsegen beschäftigt wohl jeden. Weniger die Frage, was man mit dem plötzlichen Reichtum anstellt, sondern eher: Was würde sich ändern? Wie würde man sich ändern? Könnte man damit umgehen? Würde man ein anderer Mensch werden? Würde einen das Geld unglücklich machen? Lucky 7 exerziert diese Ausgangssituation an mehreren Menschen durch, die ihren geringen Lohn bisher hart erarbeiten mussten. Dabei schmieden die Autoren schon vor der Gewinnbenachrichtigung kleine Dramen, die den Protagonisten im Laufe der Show noch ordentlich um die Ohren fliegen können. Finde ich interessant, die Charaktere haben das Potenzial, dass ich mich über sie aufregen oder mit ihnen mitfühlen werde.

Gucklistenstatus:

Sicher drauf. Und ich dürfte mich bei jeder Folge fragen, ob ich es in der Rolle der Gewinner besser machen würde.

Demnächst:

Mom

Sleepy Hollow

The Crazy Ones

The Goldbergs

The Michael J.Fox Show

Trophy Wife

We Are Men