Ende Mai verteile ich gerne Zeugnisse für die lieben Autoren und ihre TV-Serien. Weil sich leider einige unschöne Fehlzeiten (dass mir das nicht wieder vorkommt!) angesammelt haben, war der Bewertungszeitraum und die Anzahl der zu beurteilenden Episoden diesmal etwas kürzer. Und meiner rein subjektiven Erfahrung nach sind einige Shows auch etwas holprig auf den Bildschirm zurückgekehrt.
30 Rock (2. Staffel)
Liz und Jack haben auch für den Rest der zweiten Staffel nichts anbrennen lassen. Mit Ausnahme der etwas langweiligen Episode „Cougars“ wurde dem Zuschauer gute bis sehr gute Comedykost serviert. Drei Mal ging es bei mir punktemäßig in die Vollen, jedes Mal waren bekannte Gaststars beteiligt. Ein Trend?
Lieblingsepisoden: 2×01 Seinfeld Vision, 2×05 Greenzo, 2×15 Cooter
Wertung: 5 von 6 Punkten
Aliens In America (1. Staffel)
Keine Fortsetzung werden die Abenteuer des pakistanischen Austauschschülers Raja erleben, insofern lag ich mit meiner ersten Einschätzung richtig. Scott Patterson als Familienvater hat so manche Episode veredelt und auch der Rest des Casts sorgte für einige Humor-Highlights. Insgesamt lege ich wegen der Steigerung im letzten Drittel der Laufzeit noch einen halben Punkt drauf und werde die Show doch ein wenig vermissen.
Lieblingsepisoden: 1×12 Hunting, 1×11 Mom’s Coma, 1×05 Help Wanted
Wertung: 4,5 von 6 Punkten
Back To You (1. Staffel)
Große Namen garantieren auch keine Fortsetzung, wie ich im Falle von „Back To You“ feststellen musste. Bis zur streikbedingten Pause machte mir die Fernsehstudiocomedy ziemlich viel Spaß, danach trat die Truppe humormäßig jedoch arg auf der Stelle. Vor allem die Story um die Tochter Gracy hätte man besser nicht schon in der ersten Staffel weiter ausbreiten sollen. Aber vielleicht ahnte man schon die Absetzung. Wegen des guten Starts und ein wenig Nostalgie noch 5 Punkte.
Lieblingsepisoden: 1×02 Fish Story, 1×07 Something’s Up There, 1×06 Gracie’s Bully
Wertung: 5 von 6 Punkten
Battlestar Galactica (4. Staffel bis Episode 08)
Starbuck & Co müssen weiterhin auf das Abschlusszeugnis warten. Die Tendenz des Zwischenzeugnisses: es geht nach extrem schwachem Start langsam aufwärts. Die verbleibenden zwei Folgen muss aber noch ein Knaller kommen, um mich danach als Weltall-Actionfan (laut aintitcool bis zum Februar 2009) bei der Stange zu halten.
Lieblingsepisoden: 4×07 Guess What’s Coming To Dinner, 4×06 Faith
Wertung: 4 von 6 Punkten
Brothers & Sisters (2. Staffel)
Noch eine Serie, der der Streik nicht sonderlich gut getan hat. Nach einem starken Start langweilte mich vor allem der Handlungsstrang um Isaac Marshall alias Danny Glover, die Kandidatur-Story wurde viel zu abrupt beendet und überhaupt überzeugten mich die Geschichten weniger. Gegen Ende wird es spannender, ehe im Finale etwas gezwungen wieder ein bereits eigentlich gelüftet geglaubtes Familiengeheimnis ausgegraben wird. Staffel 3 bitte ohne Durchhänger.
Lieblingsepisoden: 2×01 Home Front, 2×15 Moral Hazard, 2×07 36 Hours
Wertung: 5 von 6 Punkten
Desperate Housewives (4. Staffel)
Breites Mittelfeld mit weniger als einer Handvoll richtiger Highlights, so steht es dieses Jahr im Zeugnis der Damen aus der Wisteria Lane. Weshalb man auf die im wahrsten Sinne des Wortes turbulente Tornado-Folge noch das langweilige „Welcome To Kanagawa“ folgen lassen musste, bevor es in die Pause ging, ist mir ein Rätsel. Mysterymäßig ging die Staffel in Ordnung, ohne mich jetzt vor Spannung erbeben zu lassen. Einen kleinen Rüffel gibt es für die Autoren, weil sie ganz offensichtlich für die Abschlussarbeit von den Kollegen bei LOST abgeschrieben haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das verwendete Stilmittel in der Show funktionieren würde und ordne seine Verwendung im Finale eher als Griff in die Zauberkiste ein, den man nicht konsequent weiterverfolgen wird. Weil Nathan Fillion mitgewirkt hat, lege ich noch einen halben Punkt Kultkutterkapitänsbonus drauf.
Lieblingsepisoden: 4×09 Something’s Coming, 4×01 Now You Know, 4×07 You Can’t Judge A Book By Its Cover
Wertung: 4,5 von 6 Punkten
How I Met Your Mother (3. Staffel)
Ich gestehe, die Personalie Britney Jean Spears nagt an mir. Wer auch immer das Gerücht in die Welt gesetzt hat, dass die Poppuppe demnächst fester Bestandteil des Casts werden soll, hat mir mächtig Angst eingejagt. Nach einem holprigen Start konnte sich die Show erfreulicherweise fangen und auf einem hohen Niveau einpendeln. Im Finale wurden mir die Beziehungstrennungs- und Beziehungsbeibehaltungskisten ein wenig zu schnell übereinandergestapelt und mittlerweile habe ich das Gefühl, dass die im Titel erwähnte Mutter frühestens in der allerletzten Folge mit den Worten „Hey kids, your mother just came in! Go and ask her how i met her, i only remember the girls i had before her“ eingeführt wird. Sarah Chalke sehe ich in jedem Fall gern und solange Barney nicht in eine andere Rolle als der des Weisheiten absondernden Playboys gesteckt wird, bleibt alles weitgehend größtenteils awesome.
Lieblingsepisoden: 3×11 The Platinum Rule, 3×08 Spoiler Alert, 3×05 How I Met Everyone Else
Wertung: 5,5 von 6 Punkten
LOST (4. Staffel)
Der Weg ist das neue Ziel. Bisher war man es als Zuschauer von Action-Drama-Serien gewohnt, gemeinsam mit seinen Helden dem Ende einer Staffel fingernägelkauend entgegen zu zittern. Das war den Verantwortlichen der Inselshow jedoch zu langweilig, weshalb sie gleich vorab das Ende erst kurz andeuteten, später breiter ausführten und dem weiterhin angespannten Zuschauer die Episoden bis dahin mit der Frage konfrontierten, wie es genau dazu kommen konnte.
Die Flash Forwards haben u.a. die vierte Staffel von LOST geprägt und damit für eines der Highlights der Saison 2007/2008 gesorgt. Zusammen mit teils schlicht alles überragenden Episoden, hervorragenden schauspielerischen Leistungen (allen voran Michael Emerson als Benjamin Linus), perfekt inszenierter Action und immer wieder verwundernswerter Rätselhaftigkeit ergibt das eine Mischung, vor der ich die Höchstwertung ziehe. Daran kann auch nichts ändern, dass das Finale für mich keinen großen Knaller mehr bieten konnte, sondern eben nur einen runden und würdigen Abschluss bildete. Ich bin gespannt, mit welchen Kniffen die Macher die Spannungskurve in Staffel 5 hoch halten werden. Die Aussicht auf die Geschichte von Jeremy Bentham alleine zündet bei mir jedenfalls noch nicht.
Lieblingsepisoden: 4×09 The Shape Of Things To Come, 4×05 The Constant, 4×11 Cabin Fever (u.v.m)
Wertung: 6 von 6 Punkten
Monk (6. Staffel)
Nach der Snoop Doggy Dog-Folge (die mir in der deutschen Fassung spritziger rüberkam) hat sich unser Adrian gefangen und genug gute Folgen geboten, um mich als Fan zufrieden zu stellen. Natürlich sind die Fälle lange nicht mehr so genial gestrickt wie früher und wirken eher konstruiert, aber 5 Punkte sind noch dicke drin.
Lieblingsepisoden: 6×01 …And His Biggest Fan, 6×06 …And The Buried Treasure, 6×15+16 …Is On The Run
Wertung: 5 von 6 Punkten
My Name Is Earl (3. Staffel, Episode 20)
Ich bin noch nicht ganz durch mit Earl und Randy, was auch damit zusammenhängt, dass mich die Show schwer enttäuscht hat. Weshalb musste man von dem bewährten Konzept der ersten Staffeln abweichen? Earls Aufenthalte im Gefängnis und im Koma produzierten so ziemlich das Schwächste, was ich comedymäßig diese Saison gesehen habe. Vor allem die trauminduzierte Sitcom „The Hickeys“ führte mich ständig in Versuchung, den Vorspulknopf zu lokalisieren. Hoffentlich finden die Produzenten für Staffel 4 wieder zu alter Stärke zurück, sonst taucht die einst so hoffnungsvoll begonnene Hinterwäldersaga bald nicht mehr auf meiner Liste auf.
Lieblingsepisoden: 3×07+08 Our Other Cops Is On, 3×13 Bad Earl
Wertung: 3 von 6 Punkten
Scrubs (7. Staffel)
Die 7. Staffel ist jetzt keine Enttäuschung, aber der Zahn der Zeit nagt doch stark am Geschehen im Sacred Heart-Hospital, was die Frische und Qualität der gebotenen Comedy anbelangt. Derbe Ausrutscher gab es keine, aber richtige Highlights drängten sich auch nicht auf. Die Figuren wirken allesamt ausgereizt, alle Gags und Seltsamkeiten glaubt man im Laufe der vergangenen 7 Jahre irgendwann schon mal besser gesehen zu haben. Vielleicht pumpt der Wechsel zu ABC in der kommenden Staffel ja frisches Blut in die Show.
Lieblingsepisoden: 7×02 My Hard Labor, 7×03 My Inconvenient Truth
Wertung: 4 von 6 Punkten
The Big Bang Theory (1. Staffel)
Für mich die große, positive Überraschung des Jahres im Bereich Comedy. Nach den ersten vier Folgen hätte ich keinen Cent mehr auf die vier Geeks gesetzt. Dies schien allerdings die Experimentierphase gewesen zu sein, denn danach legte Schöpfer Chuck Lorre irgendeinen Schalter um und hatte schwuppdiwupp die Erfolgsformel entdeckt. Eventuell half der Show auch, dass mit Chuck eine weitere liebenswert nerdige Show sich frühzeitig in die Pause verabschiedet hat. Wie auch immer: alleine aus Sheldons hirnverdrehenden Thesen und Diskussionsansätzen könnte man die erste Talkshow stricken, die ich mir anschauen würde.
Lieblingsepisoden: 1×13 The Bat Jar Conjecture, 1×10 The Loobenfeld Decay, 1×17 The Tangerine Factor
Wertung: 5,5 von 6 Punkten
The New Adventures Of Old Christine (3. Staffel, Episode 8)
Ich hänge hinterher, was die neuen Abenteuer von Julia Louis-Dreyfus anbelangt. Ich vermute einen engen Zusammenhang mit den wenig berauschenden Episoden, die ich bisher gesehen habe. Meiner Meinung nach droht die Show langsam im komödiantischen Mittelmaß zu versinken. Weil der Cast drumherum wenig hilfreich ist, müsste Christine sich schon selbst aus dem Sumpf ziehen. So langsam glaube ich daran aber nicht mehr.
Lieblingsepisoden: 3×07 House, 3×02 Beauty Is Only Spanx Deep
Wertung: 3,5 von 6 Punkten
The Office (4. Staffel)
Nein, ich schaffe es nicht, auch nur einer Folge dieser Show mal lediglich 4 von 6 Punkten zu geben. Es geht nicht. Mögen manche Verhaltensweisen von Scott & Schrute nicht mehr als kopfschüttelnd skurril, sondern einfach nur als dämlich rüberkommen. Mit großer Überwindung ziehe ich von der Standardhöchstnote einen halben Zähler ab. Als kleiner Anreiz für die fünfte Season. Und weil mir die schönen Reibereien zwischen Toby und Michael fehlen werden.
Lieblingsepisoden: 4×06 Branch Wars, 4×04 Money, 4×09 Survivor Man (u.v.m)
Wertung: 5,5 von 6 Punkten
The Simpsons (19. Staffel)
Eine der wenigen Shows, die vom Autorenstreik unberührt blieben. Was jetzt nichts an der traditionellen Qualitätsverteilung innerhalb einer Simpsons-Staffel jüngeren Datums geändert hat. Viel Durchschnitt, viel Mäßiges, ein Totalausfall und ein paar Perlen. Wer meine unten aufgeführten Lieblingsepisoden gesehen hat, kann sich den Rest beinahe sparen.
Lieblingsepisoden: 19×08 Funeral For A Fiend, 19×05 Treehouse Of Horror XVIII, 19×14 Dial N For Nerder
Wertung: 3,5 von 6 Punkten
Two And A Half Men (5. Staffel)
Nach einem guten Start der Abstürzer der Saison. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass Chuck Lorre sich im Laufe der Saison zunehmend auf seine zweite Comedy „The Big Bang Theory“ konzentrierte und Charlie, Alan und Jake der B-Besetzung der Autorenriege überlassen hat. Vor allem die letzten Folgen waren mit Ausnahme des CSI-Gastauftritts in „Fish In A Drawer“ erschreckend dröge. Da muss Bertha mal tüchtig durchwischen, damit es wieder aufwärts geht.
Lieblingsepisoden: 5×08 Is There A Mrs. Waffles?, 5×02 Media Room slash Dungeon, 5×11 Meander To Your Dander
Wertung: 4,5 von 6 Punkten
ABSCHLUSSZEUGNIS US TV-SAISON 2007/2008
Hervorragend:
LOST, Dexter, Pushing Daisies, Chuck
Sehr Gut:
The Office, Californication, How I Met Your Mother , The IT Crowd, The Big Bang Theory, Weeds, Curb Your Enthusiasm
Gut:
30 Rock, Back To You, Brothers & Sisters, Monk
Befriedigend:
Heroes, Aliens In America, Desperate Housewives
Durchschnittlich:
Battlestar Galactica, Scrubs, Two And A Half Men
Mäßig:
The New Adventures Of Old Christine, Reaper, The Simpsons
Enttäuschend:
My Name Is Earl
Ungenügend:
Flash Gordon