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124 (Januar 2020)

28 Jan

Der erste Seriencheck in diesem Jahrzehnt erfordert erhöhte Aufmerksamkeit, denn es ist noch nicht gesichert, ob es im nächsten Jahrzehnt weitergehen wird. Als warnendes Beispiel mag an dieser Stelle gelten, dass der Ur-Seriencheck im Oktober 2005 startete, ich also im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts gerade mal nur die Hälfte geschafft habe, mit Serienbetrachtungen zu füllen. Deshalb unbedingt lesen! Zusätzlich gibt es endlich mal wieder einen Gastbeitrag. Aus Gründen.

LIVING WITH YOURSELF (SEASON 1)

living with yourself

Wir alle kennen die Situation: Müde, abgeschlafft und unmotiviert gehen wir unserem Tagwerk nach und schwelgen in Erinnerung an die Zeiten, als wir noch voll im Saft standen. Aber es damals halt nicht wussten! So ergeht es auch Miles Elliot (Paul Rudd, „Ant-Man“), der von einem Arbeitskollegen den Tipp erhält, sich im örtlichen asiatischen Massagesalon schön die Stressfalten aus der Haut kneten zu lassen. Was er denn auch tut und fortan frisch, fröhlich und frei als Elliot 2.0 über die Weiden des Lebens hoppelt wie ein junges Fohlen, das sich für ein Einhorn hält.

Ende. Moment, doch nicht Ende. Denn der alte Schluffi Elliot hat irgendwie überlebt. Und mithoppeln will er nicht.

„Living With Yourself“ ist quasi ein Drei-Personenstück mit Paul Rudd in einer Doppelrolle und mit einer Laufzeit von acht Folgen zu je knapp 30 Minuten ein schöner Snack zum Weglinsen. Die Show gewährt dem Zuschauer überraschende Momente, schwingt auch mal nachdenklich die „Was würdest DU tun?“-Keule, hat mit dem asiatischen Behandlungspersonal eine hübsch verpeilte Crew am Start und weiß generell den Zuschauer mit seiner Erzählung bei der Stange zu halten. Mir persönlich hätte es gerne noch etwas grotesker sein können, Elliots Ehegattin bleibt mir ein bisschen zu blass und das Finale mag nicht so recht nachschwingen. Summa summarum wusste mir allerdings jede Episode gut zu gefallen. „Gut“ im Sinne von jeweils exakt 5,0 Punkten pro Folge. Wer also an einem kalten, trüben Wochenende vier Stunden freischaufeln kann, darf gerne reinschauen.

Gesamtwertung: 5,00 Punkte (gut)


MR. ROBOT (SEASON 4)

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Es liest sich wie der feuchte Traum von amazon-Chef Jeff Bezos, in dem er endlich alle lästigen Menschlein aus seinem Versandunternehmen wegrationalisiert hat:

Denn Mr. Robot liefert in allen Bereichen ganz groß ab. Überragend groß.

Stellt euch Sam Porter Bridges vor, den Typen, der in „Death Stranding“ von Norman Reedus gespielt wird. Wir sind uns wohl alle einig, dass der ziemlich abliefert. Aber dennoch nicht so episch wie Showrunner Sam Esmail im Verbund mit Rami Malek, Christian Slater, Carly Chaikin und dem Rest des Castes.

Wer der Serie treu geblieben ist, wird in dieser vierten Staffel überbordend reich belohnt. Wie ich ja schon im Preview letztes Mal schrieb, gestaltet sich das Ziel diesmal klar und deutlich: Die Zerstörung des bösen Imperiums Whiterose. Auf dem Weg dorthin zieht die Show gnadenlos durch, dünnt die Schauspielerriege aus, liefert hochspannende Hacks, bringt Charaktere, die grandios aufspielen (die Episode etwa mit Gangster Fernando Vera hat auf IMDB bis dato einen Schnitt von 10.0 bei über 14.500 Stimmen), und solche, die einem die Gänsehaut anspannen lassen (Stichwort: die nette Tierpräparatorin), enthüllt weitere Überraschungen, lässt uns mit den Protagonisten von Anfang bis Ende zittern und bangen. Durchschnaufen vermag man nur in einer Folge, ehe es in eines der besten Finals der Seriengeschichte geht. Muss man einfach so festhalten. Ich bin begeistert und vergebe die Höchstwertung (die, wenn es nicht die eine Verschnauffolge gegeben hätte, noch deutlicher ausgefallen wäre). Die Komplettbox gehört in jedes gut sortierte TV-Serienregal.

G-U-C-K-E-N!

Gesamtwertung: 6,02 Punkte (überragend)

RAY DONOVAN (SEASON 7)

ray-donovan

Bis zur Stunde ist ungewiss, ob „Ray Donovan“ eine abschließende achte Staffel erhält. Falls das hier jemand von Showtime liest:

GET RAY DONOVAN ANOTHER SEASON OR I WILL GO FULL MICKEY DONOVAN ON YOU!

Was übersetzt bedeutet, dass ich einen alten Mann (mich) ohne Skrupel (wie Mickey Donovan) auf die Verantwortlichen hetzen werde. Denn das diesjährige Finale ließ doch einige Handlungsstränge offen, die bitteschön nicht bis in alle Ewigkeit derart lose herumhängen dürfen.

Dabei tat ich mich anfangs schwer mit der neuen Staffel. Denn was mir in den ersten Episoden von den Machern verkauft werden sollte, habe ich keine Sekunde ernsthaft geglaubt. Familien-Weichei Smitty nervte, ein Popschmuseboy mit seinen Star-Problemen ging mir am Allerwertesten vorbei, Terry irrte in einem alternativen Heilbehandlungsstorybogen umher, nur Bunchy baute wieder richtig solide Scheiße, wie man es von den Donovan-Brüdern gewohnt ist. Es drohte die schlechteste Ausgabe der Fixer-Saga seit Staffel 2.

Als sich die Show dann aber einem fetten Coup um die Familie Sullivan sowie dem großen Geheimnis widmet, was mit Rays Schwester Bridget damals passierte und Rückblenden mit fantastisch passenden Jungdarstellern integriert, kriegt die vierte Staffel nochmal die Kurve. Denn ab diesem Zeitpunkt setzte es die 5,5 Punkte-Wertung in Serie, was letztlich reichte, um die Gesamtwertung wieder deutlich ins „Gut“ zu drücken. Die Show um den Fixer hat sich wieder einmal selbst gefixt.

Gesamtwertung: 5,15 Punkte (gut)

WATCHMEN (SEASON 1)

watchmen-logo

Keine weitere Staffel hingegen wird wohl „Watchmen“ erhalten. Denn Damon Lindelof steht hierfür nach eigener Aussage nicht zur Verfügung, da er die Geschichte für auserzählt hält. Im letzten Seriencheck wusste mir der Auftakt der Serie sehr gut zu gefallen: Aber wurde es denn nun richtig schönes Grübel-, Wunder- und Schocktheater wie bei „The Leftovers“ oder ging es in die Hose?

Vorab muss man ausdrücklich den Mut der Serie bewundern und loben. Eine Quasi-Fortsetzung zur Kult-Comicreihe plus Einschüben auf die Anfangszeit der namensgebenden Helden zu realisieren und dies ohne Rücksicht auf die Erwartungen der Ur-Fans durchzuziehen, erfordert dicke Cojones. Die bekannte Lindelof-Masche, den Zuschauer unvorbereitet in einen wilden Mix aus Überraschung, Verwirrung und WhatTheFuckFuck? zu werfen, funktioniert auch bei „Watchmen“. Langsam puzzelt man sich selbst Dinge und Zusammenhänge zurecht, während schon der nächste Kübel an Seltsamkeit über einem ausgeleert wird. Richtig großartig sind meiner Ansicht die Rückblenden gelungen mit der Ursprungsgeschichte des ersten Watchman oder jener des neuzeitlichen Mitglieds Wade, die ohne Wenn und Aber bei mir die Prädikatwertung einheimsen konnte.

„Uuund die Auflösung?“, höre ich den Verein LOST-geschädigter Seriengucker e.V. mit zitternder Stimme fragen. „Passt und funktioniert“, darf ich Entwarnung geben, denn es wird reichlich (aber damonlike natürlich nicht alles) aufgedeckt und erklärt. Wobei letzteres kurz vor dem Finale leider etwas schlampig gehandhabt wurde. Ausgerechnet bei der Episode, in der das Geheimnis um einer der ikonischsten Charaktere gelüftet wird, sah ich vor meinem geistigen Auge Lindelof als Zauberer von Oz, der dem Zuschauer ein

Achten Sie nicht auf den Mann hinter dem Vorhang, der gerade den
dicksten Überraschungsknaller ins Gerüst der Geschichte hämmert, obwohl
er nicht so recht reinpasst. War doch toll bisher! Hier noch ein Elefant
mit intravenösen Schläuchen in einem sterilen Raum zur Ablenkung!

 

entgegenmurmelt. Das Finale lässt auch manchen kleinen „Nicht. Drüber. Nachdenken!“-Moment aufblitzen, schließt die Staffel aber insgesamt würdig und actionreich ab. Diese Patzer verhindern letztlich den ganz großen Wurf ins Wertungskontor, aber es reicht für den Sprung auf „sehr gut“.

Gesamtwertung: 5,68 Punkte (sehr gut)


SILICON VALLEY SEASON 6

siliconvalley6

Eine weitere große Comedy-Serie ist vorüber. Nach „Veep“ gilt es nun die seltsamen IT-Menschen aus „Silicon Valley“ zu verabschieden. Gerade mal sieben Folgen umfasst die letzte Staffel, in der wir das sehen, was die Show so herrlich unterhaltsam gemacht hat. Pied Piper will das neue Internet erfinden und es geht natürlich einiges schief, schräge Charaktere machen schräge Sachen, Richard Hendricks verbosst sich tapfer durch alle Geschehnisse, Jared bleibt stabil servil, Gilfoyle und Dinesh kabbeln sich wunderbar und eben habe ich bei der Google-Suche Martin Starr (Bertram Gilfoyle in der Serie) mit kurzen Haaren gesehen und komme damit überhaupt nicht klar.

Was ich mit diesem eher sinnlosen Absatz zum Ausdruck bringen will: Auch die sechste Staffel bringt für Freunde des technikentgeisterten Humors viel Grund zum Schmunzeln, Lachen und Facepalmieren. Schade, dass es vorbei ist. Ich vermisse die Show jetzt schon und drücke als Zeichen meines tief empfundenen Respekts callofdutylike jetzt eine Zeile lang ein F.

FFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFF


Gesamtwertung: 5,55 Punkte (sehr gut)
THE MANDALORIAN (SEASON 1)

mandalorian

Disclaimer: „The Mandalorian“ läuft exklusiv auf Disney+, einem Bezahlsender, der erst Ende März in Deutschland verfügbar sein wird. Deshalb kann ich hier dazu keine eigenen Eindrücke wiedergeben. Glücklicherweise hat sich meine amerikanische Großcousine Britney aus Fort Lauderdale bereit erklärt, einen Gastbeitrag zu verfassen. Britney ist 16 Jahre alt, liebt Amerika, ihre beiden Katzen Krieger und Sauerbrunn (nach US-Fußballspielerinnen benannt), kann ein bisschen Deutsch, hat allerdings Probleme, auf den Punkt zu kommen und zu erkennen, was ein Spoiler ist.

Hi, people of Germany! My name is Britney and I hope you have a wonderful new year with lots of beer, wurst and porsches. Cindy Debby, my best friend from high school, just got a porsche for her sweet 16, can you believe it? She likes Lady Gaga, but I think Billie Eilish…[gekürzt]

So anyway, Star Wars. OMG, I really really really love Star Wars. Did you see the last movie? I cried so hard when Rey ****** Kylo Ren, but then she ****** him and then in the end he **** for her after the evil ********* ****** *** ****, but before that they ******!!!! Love conquers all, so sweet but also so sad. Adam Driver is such a hottie and one day, I’m gonna be his…[gekürzt]

The Mandalorian takes place after the fall of the Empire and the death of Imperator Palpatine. Which we all know by now, ***** ***, lol. There’s this guy wearing a helmet and he collects bounties with no questions asked, a köpfgeldjäger, as you would call it. He’s in a shady deal with an old man (Wörner Herzög) who speaks english, but it really sounds like german. So he goes to a planet and fights like a cowboy in a western, but with lasers and fire, until he finds **** ****. This little fella is sooooo sweet and soooo cuddly cute. Even more cute than Suga and J-Hope from BTS. Or… [sinnfreie Aufzählung von Mitgliedern koreanischer Boybands]

The whole show is for fans of episode 4-6 with lots of fan service. We learn about the mandalorian ***** (it’s a *****, not a tribe, folks) and there’s an old grumpy guy that **** in the end saving **** ****, which was such a shock to me. And oh my god, this droid that used to **** but got a new brain so that now he ******** the little cutie pootie, he ******* to save everybody from the chicken *** from „******** ***“ who is now brutally evil and has a freaking cool ***** *****.

Okay, an der Stelle übernehme ich wohl besser und fasse zusammen:

„The Mandalorian“ ist eine wohltuende Reise durch das Star Wars-Universum für alle, die unter den letzten Offerten des Franchises eher zu leiden hatten. In einem Western-Setting folgen wir dem titelgebenden Helden und seinem kleinem Begleiter, der gerade überall neue Höchstmarken in Sachen Knuddeligkeit setzt und – seien wir ehrlich – der eigentliche Star der Show ist. Nicht alles ist dabei Gold, manches Mal schleppt sich die Geschichte so dahin oder es knirscht arg im Gebälk der Logik. Generell wirkt es, als hätte man zuerst einen Film konzipiert und diesen dann zu einer Serie künstlich mit Nebenplots verlängert. Aber Showrunner Jon Favreau schafft es in jeder der insgesamt acht Episoden, kleine Leckerlies für die Fans auszulegen, die wohlig an die Sternstunden der ersten und wohl weiterhin einzig wahren Star Wars-Trilogie erinnern.

Die Ausstattung ist top, die Figuren passen alle wunderbar, die Special Guest-Liste weiß zu beeindrucken. Insgesamt absolut empfehlenswert. Und wenn im Finale Taika Waititi („Jojo Rabbit“, „What We Do In The Shadows“) Regie führt, springt noch fluffig-leicht eine der witzigsten Anfangsszenen in einer Galaxie weit, weit entfernt heraus.

Habe ich mir sagen lassen.

Gesamtwertung: 5,61 Punkte (sehr gut)

THE END OF THE F***ING (WORLD SEASON 2)

Zum Schluss noch die Show, über deren Finale ich damals schrieb:

Ein Sonderlob möchte ich noch für das Ende aussprechen, das so rund
gelungen ist, dass ich trotz meiner Sympathie für die Show keine
Fortsetzung sehen wollen würde.

 

Eine Fortsetzung des rabenschwarzen Roadtrips der dezent kaputten Teenager James und Alyssa setzte es dann nun doch. Dabei etablieren die Macher zu Beginn geschickt eine neue Figur namens Bonnie (Naomi Ackie, „Star Wars: Episode IX“) und verknüpfen sie mit unseren Protagonisten. Das gefiel mir dermaßen gut, dass ich sofort wieder in der deprimierend drögen Welt der englischen Vorstädtelandschaften drin war. Staffel 2 spielt die Stärken der Figuren und des Settings aus, knuffige Indie- und Oldie-Musik eingeschlossen. Dabei fehlt freilich etwas die Frische sowie der Grad an Absonderlichkeit der Erstlingsstaffel, aber letzten Endes wurde ich von den acht Folgen durchweg gut unterhalten. Wer die erste Season mochte, wird hier definitiv nicht enttäuscht werden und das Ende bildet erneut einen derart würdigen Abschluss, dass…

Gesamtwertung: 5,22 Punkte (gut)

DEMNÄCHST:

Avenue 5

Der Pilot des neuen Projekts von „Veep“-Mastermind Armando Iannucci ging leider ziemlich in die Hose. Trotz eines absolut fähigen Comedy-Casts (Hugh Laurie! Zach Woods! Okay, Josh Gad vielleicht eher nicht so) blubbert das Weltallkreuzschiff-Vehikel eher witzlos vor sich hin und landete bei mir zwischen 4,0 und 4,5 Punkten. Da muss mehr kommen.

The Outsider

Bisher starke TV-Serie um den Stephen King-Bestseller gleichen Namens. Nach zwei Folgen im Bereich „sehr gut“, aber man muss abwarten, wo die Geschichte hin läuft. Und ob King ein gescheites Ende hinbekommen hat, was ja nicht immer der Fall sein soll. Sagen bekanntlich selbst King-Enthusiasten.

Curb Your Enthusiasm Season 10

Haben wir Larry vermisst? Oh ja, wir haben Larry vermisst! Der alte mürrische Mann, der sagt, wie es ist. Auch wenn es allen wehtut. Starker Auftakt, der nach mehr verlangen lässt. Zeig uns den Weg, Larry!

Picard

Patrick Stewart hat auch im mittlerweilen hohen Alter eine Präsenz, da schaue ich tief beeindruckt hin und kann keine ernsthafte Kritik üben. Mein Bruder ist da rücksichtsloser und brandmarkte den Piloten als langweilig, zu wenig „Star Trek: Picard“ und mehr „Android Detective: Picard“. Wer den guten Jean-Luc direkt auf einer neuen Enterprise herumkommandieren und Weisheiten verteilen sehen will, dürfte in der Tat etwas enttäuscht sein. Ich hingegen will wissen, wie es weitergeht. Stabile 5,0 Punkte von mir für den Anfang.

Outmatched

Zum Abschluss der Stinker: Eher durchschnittlich intelligentes Ehepaar (Jason Biggs, „American Pie“/ Maggie Lawson, „Psych“) hat drei Genie-Kinder und ein eher unterdurchschnittliches. Die Show will auf der Young Sheldon-Welle reiten und erleidet dabei kapitalen Schiffbruch. Da stimmt so gut wie nix, die Gags riecht man zwei Meilen gegen den Wind oder sie zünden erst gar nicht. Aus Respekt für die beiden Erwachsenendarsteller noch 3,0 Punkte (mäßig). Man möge allerdings nicht von mir erwarten, dass ich eine weitere Folge schmunzelfrei durchleide.

 

113 (Januar 2018)

29 Jan

Es hat gedauert, es ist spät geworden, doch nun kann ich mit Stolz in der Stimme den 3-5 Lesern dieser Rubrik und den Hunderten von Suchanfragen-Bots verkünden: „Da isser wieder, der Seriencheck“.

MR. ROBOT (SEASON 3)

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Das Hacker-Drama um Elliot Alderson hatte bei mir stark mit den Nachwehen der 2. Staffel zu kämpfen. Da blickte ich nämlich zum Finale so dermaßen wenig durch, dass ich mich jetzt noch nicht dazu aufraffen könnte, eine Zusammenfassung aus mir herauszuholen. Wahrscheinlich war ich da nicht der Einzige, denn Schöpfer Sam Esmail hat sich in dieser Staffel darauf besonnen, wieder mehr Struktur und Übersichtlichkeit reinzubringen. Weshalb er als Ziel und Motto den großen Reset ausrief, um niemanden mit zu vielen Neuheiten zu verwirren.

Season 3 ist gut angebunden an die starke Debütstaffel, beleuchtet einige Lücken in der bisherigen Story, setzt auf die bekannten Charaktere und wirft mit dem von mir hochgeschätzten Bobby Cannavale („Boardwalk Empire“, „Vinyl“) nur eine bedeutende neue Figur in den Ring. Qualitätsmäßig liegt man damit durchgehend im grünen Bereich von 5 – 5,5 Punkten, nur die Auftaktepisode blieb für mich eine Stufe darunter. Es sind also wieder richtig starke Episoden dabei, weshalb ich insgesamt das dritte Jahr des Wirkens von Mr. Robot all jenen empfehlen kann, die der Serie nochmal eine Chance geben wollen. An die glorreichen Momente der ersten Season kommt man aber nicht heran.

GESAMTWERTUNG: 5,25 PUNKTE (gut)

THE ORVILLE (SEASON 1)

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Okay, da setze ich mich mit meiner Wertung wahrscheinlich in die Nesseln. Mistgabeln mögen geschärft, Fackeln angezündet, Schlagringe aufgezogen, Trolle tagelang bei Wasser und Brot gehalten werden. Aber ich kann’s nicht ändern. Ich fand „The Orville“ nicht sonderlich gut.

Im Netz und im Bekanntenkreis wird Seth MacFarlanes Hommage an „Star Trek: Next Generation“ gelobt und gepriesen: Keine Starfleet-Steifheiten, herrlicher, gut dosierter Humor, tolle Geschichten, liebenswerte Charaktere. Manch einer hat die Show sogar schon zum „besseren Star Trek“ ausgerufen.

Nee. Ist es nicht. Aber dass ich alle Folgen gesehen habe, spricht schon dafür. dass zumindest gute Ansätze vorhanden sind. Es gibt Gags, Situationen und lockere Sprüche, die mir absolut ein Schmunzeln entlockt haben. Ich mag Lt. Cmdr. Bortus und Yaphit mit all ihren Seltsamkeiten. Von der Optik kommt feinstes Next-Generation-Feeling auf. Aber ich hatte nur eine Episode (1×04 If The Stars Should Appear), die ich mit 5 Punkten bewerten konnte, weil alles stimmte, einem die Story nicht bekannt vorkam und nichts nervte. Alle anderen Folgen hatten mindestens den einen Moment, in denen ich zum Jean-Luc-Picard-Gedächtnis-Facepalm ansetzen wollte. Mal ging ein Witz daneben, mal kopierte man schlecht, mal riss man Plotholes auf oder rettete sich schnöde simpel mithilfe des Drehbuchs. Anders gesagt: Man konnte die Uhr danach stellen, irgendwann würden Seth & Co mich als Zuschauer rausreißen, indem sie einen raushauen. Ob ich die nächste Staffel schauen werde? Wahrscheinlich. Weil ich mich dann wieder darüber aufregen kann.

GESAMTWERTUNG: 4,38 PUNKTE (durchschnittlich)

THE END OF THE F***ING WORLD (SEASON 1)

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17 Jahrrr‘, Welt im Arrrsch, so stand sie vor mir„, hätte der gott-hab-ihn-selige Udo Jürgens gesungen, wenn er noch in den Genuss von „The End Of The F***ing World“ gekommen wäre. Denn die beiden Protagonisten der Show sind beide in diesem Alter und dafür, nun ja, schon ziemlich fertig mit der Welt. James (Alex Lawther, „Black Mirror“) etwa ist sich sicher, ein Psychopath zu sein und will einen Menschen töten. Wie gut, dass sich da Alyssa (Jessica Barden, „Penny Dreadful“) anbietet, die ihrem Kaff und ihrer Familie entfliehen will. Gemeinsam begibt sich das Teenie-Pärchen auf eine schräge Reise.

Netflix hat diese für den britischen Channel 4 produzierte Show in sein Program aufgenommen und ich wäre wirklich gerne bei dem Pitch und der heftigen Abwinkewedelei von anderen Sendern dabeigewesen. Denn „The End Of The F***ing World“ ist ein rabenschwarzer Roadtrip, eine vor Absonderlichkeiten triefendes Abenteuer mit einem guten Schuss Trübsinnigkeit und deshalb ganz anders als die gewohnte Sendekost. Die 8 Folgen à 20 Minuten lassen sich schnell und sehr unterhaltsam weggucken, sofern man mit dem Setting etwas anfangen kann. Mir jedenfalls sind die beiden Jungdarsteller schnell ans dunkle Herz gewachsen, ihre – oft mit Indie-Songs musikalisch unterlegten – Erlebnisse haben mich für das seltsame Pärchen eingenommen und der Humor (ihr kommt nicht drauf, welche Farbe) greift auch nicht zu kurz. Ein Sonderlob möchte ich noch für das Ende aussprechen, das so rund gelungen ist, dass ich trotz meiner Sympathie für die Show keine Fortsetzung sehen wollen würde.

GESAMTWERTUNG: 5,45 PUNKTE (sehr gut)

BLACK MIRROR (SEASON 4) 

Weil „Black Mirror“ stets separate Geschichten erzählt, bietet sich zunächst einmal eine Einzelbewertung an. Die fiel für diese Staffel wie folgt aus:

4×01 USS Callister 5,5 Punkte (sehr gut)

4×02 Arkangel 4,5 Punkte (befriedigend)

4×03 Crocodile 5,0 Punkte (gut)

4×04 Hang The DJ 5,5 Punkte (sehr gut)

4×05 Metalhead 5,0 Punkte (gut)

4×06 Black Museum 5,0 Punkte (gut)

Der Kenner sieht sofort: Die dicken Highlights sind rarer gesät als üblich. Was damit zusammenhängt, dass mir bei einigen Episoden der fiese Schlag in die Magengrube fehlte, der bisher ja so etwas wie das Markenzeichen der Dystopie-Serie bildete. Obendrauf kommt dann noch, dass einige Zukunftsszenarien bereits früheren Folgen durchgespielt wurden. Dem durchaus packend inszenierten „Metalhead“ fehlt eine Geschichte, „Arkangel“ behandelt ein interessantes Thema, um dann unspektakulär zu enden und „Black Museum“ dreht für meinen Geschmack zu sehr an der Schrägheitsschraube. Alles Punkte, die die Episoden weiterhin unterhaltsam sein lassen, aber letzten Endes verhindern, dass „Black Mirror“ dieses Jahr über ein „gut“ hinauskommt.

 

GESAMTWERTUNG: 5,18 PUNKTE (gut)

CURB YOUR ENTHUSIASM (SEASON 9)

Da kann ich mich kurz fassen, bei meinem Eindruck der ersten sieben Folgen im letzten Seriencheck habe ich ja schon das meiste geschrieben. Larry David hat die Pause gut getan, der alte Mann bringt wieder beachtliche und bekopfklatschenswerte Leistungen in den Kerndisziplinen Fremdscham, Eskalation und Nervigkeit. So gelingt erfreulicherweise der Sprung kurz vor der Grenze zum „Sehr gut“ (im Vergleich dazu bekam Season 8 aus dem Jahr 2011 von mir nur 4,70 Punkte). Unter den Umständen darf die Show von meiner Seite aus gerne demnächst ihr zweistelliges Jubiläum feiern.

GESAMTWERTUNG: 5,40 PUNKTE (gut)

THE WALKING DEAD (S08E01-S08E08) 

Selten habe ich zwei Folgen einer TV-Serie so lange vor mir hergeschoben wie bei „The Walking Dead“. Zwei Folgen standen noch bis zur traditionellen Halbzeitpause an und ich wollte einfach nicht. Zu sehr hatte mir das bisher Gesehene zugesetzt, mich betäubt, meine Hoffnungen auf eine gute Season zerstört.  Da läuft nichts mehr, das irrt nur noch ziellos umher und schickt den Zuschauer in die verdiente Müdigkeit.

Und was soll ich sagen? Die Episoden „Time For After“ und „How It’s Gotta Be“ haben es auch nicht mehr rausgerissen. Ladies and gentlemen, werte Zombies: Das hier ist die mit Abstand schlechteste Staffel der Untoten-Saga. Selbst das für die letzten Minuten des Finales aufgebaute schicksalhafte Drama um eine Figur hat mich so kaltgelassen wie Eugenes Versuche, witzig und eloquent zu wirken. Ich gucke das nur wirklich noch noch weiter, um zu sehen, wie tief sie die Show noch in die Scheiße reiten können.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 8 EPISODEN: 3,88 PUNKTE (unterdurchschnittlich)

L.A. TO VEGAS (SEASON 1)

latovegas

Jedes Wochenende fliegen Menschen von L.A. ins Spielerparadies Las Vegas. Was auf den Hin- und Rückflügen an komischen Geschichten passiert, erzählt diese FOX-Serie.

Gags im Flugzeug? Da denke ich natürlich sofort an die herrlich bescheuerten „Airplane!“-Filme, weshalb ich für „L.A. To Vegas“ im Direktflug empfindlich war. Dylan McDermott („American Horror Story“, „The Practice“) als eingebildeter Pilot gibt schon was her, Peter Stormare („American Gods“) sehe ich eh immer gerne, dazu werfen sich Steward (Nathan Lee Graham, „Zoolander“) und Stewardess (Kim Matula, „UnREAL“) ein paar zynische Dialoge zu – das reicht nach den ersten vier Episoden, um im höheren 4-Punkte-Bereich und damit auf meiner Comedy-Serien-Guckliste zu landen. Falls man allerdings an stabiler Flughöhe verlieren sollte, wird umgehend äh…umfliegend gecancelt.

 
DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 4 EPISODEN: 4,83 PUNKTE (befriedigend)

THE X-FILES (SEASON 11)

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Bringen wir es knallhart auf den Punkt: „Akte X“ funktioniert in seiner jetzigen Form als eigene Karikatur eindeutig am besten. Die Finalfolgen der letzten Staffel waren mit das Schlechteste, was ich mir im vergangenen Jahr anschauen durfte. Ich werfe da nur Stichwörter wie „wilde, wirre Aneinanderreihung von Verschwörungstheorien“, „schlecht
inszenierte Apokalypse“, „dezent lächerliche Rettung“ und „Cliffhanger zum Kopfschütteln“ in die Runde.

Der Auftakt zur nun 11. Staffel versucht die Wogen zu glätten, aber es fehlt mir in jeder Episode stets ein gutes Stück (sei es in Sachen Inszenierung, Logik oder schlicht der Story), um von einer rundum gelungenen Ausgabe zu sprechen. Ausnahmen: Wenn man für die alten Fans Charaktere wie Langley auftreten lässt oder eben in einer Folge wie „The Lost Art Of Forehead Sweat“ sich selbst und die eigene Show nicht mehr auch nur ansatzweise ernst nimmt, sondern sie stilvoll aus dem Rahmen fallend verulkt.

Letzterer Episode hat die Staffel den bisher noch hohen Durchschnittswert zu verdanken. Nicht auszuschließen, dass die verbleibenden Folgen wieder einiges einreißen.



DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 4 EPISODEN: 4,93 PUNKTE (befriedigend)