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16 (Juli 2007)

27 Mai

Diesmal im Programm: zwei erfrischende Neuproduktionen, die mich in den kommenden Monaten bestimmt sehr gut unterhalten und hoffentlich ordentlich lange laufen werden.

Reaper

Neue Show von Kevin Smith, dem Regisseur von Clerks, Jay & Silent Bob Strike Back oder auch Dogma. Damit war mir schon klar, dass die nächsten 40 Minuten des Piloten ungewöhnlich werden dürften.

Sam ist eine arme Wurst. Karrieremäßig sitzt er als weit unterdurchschnittlich begabte Servicefachkraft in einem Baumarkt fest, schmachtet dort täglich die Dame seines Herzens an oder hängt mit dem noch unterdurchschnittlicher für den Job begabten Freund namens Sock ab. Pünktlich zum 21. Geburtstag erfährt er, dass seine Eltern noch vor seiner Geburt seine Seele an den Teufel verkauft haben. Was zur Folge hat, dass der ihn von nun an für seine Arbeiten einspannt.

In der Hölle herrscht mal wieder Platzmangel, sodass ab und an ein paar Bösewichter ausbrechen, deren Seelen Sam fortan einfangen und zurückbringen soll. Hierfür stellt ihm der immer adrett gekleidete Herr der Finsternis stets neue Waffen zur Verfügung, zu Beginn etwas passenderweise einen knallroten Staubsauger der Marke Dirt Devil. Ablieferungsorte für die eingesammelten Seelen sind Portale zur Hölle, die sich just dort befinden, wo man sich gemeinhin die Hölle auf Erden vorstellt. Wie z.B. die lokale Kfz-Zulassungsstelle. Klingt logisch und nachvollziehbar.

Die Pilotfolge bekam sehr viel positives Echo und das vollkommen zu Recht. Bret Harrison (Grounded For Life) spielt wie gewohnt den einfältigen, aber sympathischen Loser so gekonnt, dass er wohl nie mehr andere Rollen bekommen wird. Übertroffen wird er von Ray Wise (24), der den Zuschauer durch seine charmante Art sofort auf seine Seite zieht – hat es doch der Herr der Unterwelt auch nicht immer einfach. Und schließlich Tyler Labine (Boston Legal), der unverkennbar eine Kopie von Jack Black zum Besten gibt. Ein bissel verrückt, ein bissel doof, ständig ein blöder Spruch auf den Lippen und urkomisch.

Fazit: für den ausstrahlenden Sender CW könnte hier ein Highlight für die anstehende TV-Saison heranwachsen. Kritische Stimmen werden mit Sicherheit maulen, dass doch nur wieder Buffy The Vampire Slayer nachgespielt wird, aber hey: Buffy hab ich nie geguckt. Von meiner Seite gehen also alle Daumen noch oben.

YouTube-Trailer (sehr, sehr ausführlich)

Pushing Daisies

Bei dieser ABC-Show musste ich dauernd an die farbenprächtige und herrlich schrullige Präsentation und Erzählweise eines Tim Burton denken. Verantwortlich zeichnen jedoch Bryan Fuller (bekannt durch Heroes, aber auch Schöpfer der wunderbaren, jedoch kurzlebigen Shows Wonderfalls und Dead Like Me) sowie Barry Sonnenfeld (Lemony Snicket, Men In Black).

Zur Story:

Ned wächst als ein ganz normaler Junge auf. Allerdings mit einem bemerkenswerten Talent: er kann durch seine Berührung tote Lebewesen wiedererwecken. Eigentlich eine tolle Sache, jedoch gibt es zwei Haken:

  1. eine zweite Berührung durch Ned bedeutet für die Neubelebten den sofortigen, unumkehrbaren Tod.
  2. lebt die erweckte Person länger als eine Minute, stirbt ein zufällig ausgewählter Mensch im Umkreis von Neds Aufenthaltsort.

Als Erwachsener betreibt unser Held zurückgezogen eine kleine Kuchenbäckerei und muss sich den Annäherungsversuchen seiner Mitarbeiterin erwehren. Seine Fähigkeit wird von dem Privatermittler Emerson Cod (Chi McBride) zufällig entdeckt und gemeinsam finden beide einen Weg, daraus Kapital zu schlagen: lassen sich doch Mordfälle, für deren Aufklärung eine hohe Belohnung ausgesetzt wird, gleich viel effizienter lösen, wenn man den Toten zum Ablauf der Tat befragen kann. Aufwecken, freundlich nachhaken, auf Wiedersehen sagen, Prämie aufteilen. So läuft das Geschäft prächtig. Bis Ned seine Jugendliebe Chuck aufweckt und weiterleben lässt…

Eine optisch und erzählerisch schlichtweg hinreißende und begeisternde Show. Der Stoff birgt nicht nur reichlich Potenzial für (schwarzen) Humor, sondern auch für Drama (man beachte Haken #2) und Romanze. Wenn z.B. Ned (Lee Pace, immer leicht bedrückt) und Chuck (Anna Friel, immer schwer süß) ihrer gegenseitigen Zuneigung abseits von tödlichen Umarmungen oder Händchenhalten Ausdruck zu verleihen suchen, höre ich die weiblichen Zuschauer jetzt schon ein lang gedehntes „ooooooooch, wie schöööön“ seufzen.

Weiteres Highlight: Jim Dale (u.a. die englische Stimme der Harry Potter-Hörbücher) als Erzähler, der der Show einen weiteren märchenhaften Anstrich verleiht, mit seiner sanften tiefen Stimme die Ereignisse kommentiert und scheinbar ein Faible für genaue Zeitangaben hat.

Fazit: wem magisch-romantische Filme wie Big Fish gefallen oder wer bereits von Wonderfalls verzaubert wurde, wird an Pushing Daisies mit Sicherheit großen Gefallen finden. Ich freue mich auf die Show und hoffe inständig, dass Bryan Fuller einen weiteren, lang verdienten Hit gelandet hat.

YouTube-Trailer

Zum Schluss noch zwei kurze Blicke auf länger laufende Serien:

  • Monk, 6. Staffel

Hoch und Tief bisher bei Adrian und Natalie. Die erste Episode mit Sarah Silverman als fanatischer Monk-Fan fand ich umwerfend komisch. Höchstwertung!

Die zweite Folge mit Snoop Doggy Dog und Ermittlungen in der Rap-Szene war in meinen Augen hingegen eines der schwächsten Abenteuer unseres Lieblingsermittlers überhaupt. Das kann auch damit zusammenhängen, dass ich mit Rap/HipHop rein gar nichts anfangen kann. Schon der Vorspann ließ mich verwirrter zurück als Monk, wenn er mal keine Reinigungstücher in der Nähe hat. Ich bin mir aber sicher, dass Tony Shalhoub die Staffel über wieder gewohnt gute Kost bieten wird.

  • The 4400, 4. Staffel

Ich: „Nööö, ich will das nicht mehr gucken. Die dritte Staffel war schon größtenteils arg schlimm und Heroes ist eh viel, viel besser“

Mein Bruder: „Nix da, das ziehen wir jetzt eiskalt durch“

Das kommt davon, wenn man den eigenen Bruder bisher nicht dazu überreden konnte, Heroes zu gucken. Es hilft ja nix: verglichen mit dieser Show bietet The 4400 sehr magere Kost. Der Nervfaktor von Isabelle ist zwar nicht mehr so hoch wie noch in der letzten Staffel, aber richtig vom Hocker hat mich keine der bisher gelaufenen 6 Episoden gehauen. Aktuell versuchen die Macher wohl einen Verschwörungsfaden einzubauen und bringen auch mal augenzwinkernde Ereignisse unter. Vielleicht hilft es ja…

5 (August 2006)

27 Mai

Kurz vor der Emmy-Verleihung am Wochenende ein kurzer Rundgang durch die von mir begutachteten Serien des US-Fernsehsommers:

Lucky Louie:

HBO mit einer klassischen Sitcom. Klassisch? Der Untertitel „The End Of The Sitcom. As We Know It“ lässt es schon erahnen: diese Show ist anders. Da hilft es auch nicht, dass mit Michael G. Hagerty (der Hausmeister aus „Friends“) ein bekanntes Sitcom-Gesicht von der Partie ist.

Erzählt wird aus dem Alltag des Karriereallergikers Louie (Comedian Louis C.K.), der mit Frau und Kind in einem heruntergekommenen Appartement lebt. Seine engsten Kumpel? Durch die Bank Vertreter der Spezies „Erfolglosmensch“. Besonders hervorzuheben sei hier der vollkommen spinnerte Rich (quasi die amerikanische Version von Dittsche im Endstadium).

Was die Serie ausmacht, sind die verbalen Deftigkeiten. Da wird um kein Thema blumig herumgeredet, sondern beherzt ins Schatzkästlein mit den im US-TV verpönten Kraftausdrücken gegriffen. F-Word, C-Word, S-Word – alle da und zwar in reichlicher Zahl. An PC, also political correctness, haben die Macher hingegen sehr gespart.

Lucky Louie ist die fette Schweinshaxe unter den Comedy-Serien. Vom Gourmet verschmäht, für manchen zu prollig, aber den Freunden abweichend gestrickter Formate durchaus mundend. Ich bleibe weiter dran.

Monk:

Mittlerweile in der fünften Staffel ermittelt der Detektiv mit den liebenswerten Ticks und Phobien. Und zeigt meiner Meinung nach keinerlei Anzeichen von Schwäche. Manche sind ja der Auffassung, dass mit dem Abgang von Assistentin Sharona die Qualität gelitten hat. Sehe ich nicht so.

Ein klein wenig erschrocken habe ich mich aber doch, als ich in der Folge „Mr. Monk And The Class Reunion“ das Tatkomplott eher herausgefunden hatte als Mr. „obsessive-compulsive disorder“ himself. Ich denke besser nicht weiter darüber nach. Die nächste Episode „Mr. Monk Goes To A Rock Concert“ verspricht schon wieder einiges.

The 4400:

Staffel 3 steht kurz vor dem Abschluss und hat mich in ihrer Gesamtheit gar nicht überzeugen können. Ich will nicht spoilern, deshalb muss ich mich kryptisch ausdrücken: ein Charakter ging mir ungeheuer auf die Nerven, ein anderer wurde von mir ähnlich schmerzlich vermisst wie seinerzeit Commander Adama zu Beginn der zweiten Staffel von Battlestar Galactica.

Als ich die Show fast schon aufgegeben hatte, drehten die Macher doch noch ein wenig auf und lieferten die letzten Folgen ordentliche Unterhaltung. Für die nächste Staffel bitte von Anfang bis Ende Gas geben, meine Damen und Herren!

Entourage:

Momentan in aller Munde, hechele ich bei dieser Show noch ziemlich hinterher. Staffel 1 schien mir nett, aber nicht überragend zu sein. Staffel 2 wurde von allen Seiten mit Lob überschüttet und die aktuellen Episoden fahren nun den wohlverdienten Ruhm ein.

Ich muss mich noch ein wenig reinarbeiten in die Abenteuer des Hollywood-Beau Vincent Chase und seiner Clique. Nicht von der Hand zu weisen ist jedoch jetzt schon: Jeremy Piven als Vincents Manager Ari Gold ist mit die genialste Serienfigur, die man je auf den Bildschirm gebannt hat.