Archiv | Juni, 2017

108 (Juni 2017)

16 Jun

Die großen Comedyserien sind in den USA fast alle mittlerweile in ihrer Sommerpause – nur der alte, orangene Clown im Weißen Haus macht unermüdlich weiter. Hier sind die Abschlussbewertungen im Bereich „Comedy“:

KEVIN CAN WAIT (SEASON 1)

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Der werte Kollege bullion hat mit „Doug“ einen wunderbaren Alternativtitel für die Show gefunden. Denn „Kevin Can Wait“ ist quasi Doug aus „King of Queens“ mit einer anderen Familie. Was die Einordnung leichter macht: Wer mit der Paketboten-Comedy nichts anfangen konnte, wird auch wenig Freude an der Rentnercop-Comedy finden. Andersherum ergeben sich wohlige Schnittmengen, wobei man freilich hier auf das Genie eines Jerry Stiller verzichten muss. Leah Remini wiederum, die im Finale einen Gastauftritt hatte, wird in der zweiten Staffel dauerpräsent sein und Show-Gattin Erinn Hayes ersetzen. Keine Ahnung, wie die Autoren das hindeichseln wollen, aber ich sehe dem Unterfangen eher kritisch entgegen.

Ich hatte meinen Spaß mit Kevin James, der die Show mehr oder minder trägt und nach teils dramatisch üblen Ausflügen ins Filmgeschäft wieder Fuß fasst. Hayes ist eher die Stichwortgeberin, die Polizeikumpels erinnern angenehm an Deacon & Co, die Kinder sind bis auf die Älteste kaum zu sehen und der britische Schwiegersohn kann eher nur selten Akzente setzen.

Die Show erhielt von mir durch die Bank 4,5 oder 5,0 Punkte – kein Ausfall nach unten, aber auch kein Ausreißer in höhere Gefilde. Macht insgesamt einen Schnitt von:

GESAMTWERTUNG: 4,90 Punkte (befriedigend +)

MAN WITH A PLAN (SEASON 1)

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Die nächste klassische Comedy, der nächste berühmte Charakter: Matt LeBlanc a.k.a Joey Tribbiani. Berührungspunkte mit der einstigen Paraderolle gibt es hier kaum, LeBlanc spielt den liebenswert überforderten Familienvater, der sich verstärkt um die Kinder kümmern muss, nachdem seine Frau wieder zur Arbeit geht. Auch hier werden keine Gagrevolutionen angezettelt, sondern traditionelle Comedy-Brötchen gebacken. Wer damit zurecht kommt, bekommt ähnlich viel Spaß serviert wie bei dem Kollegen einen Beitrag obendrüber. Mir gefiel vor allem Kevin Nealon („Weeds“) als Bruder, der immer für einen Oopsie gut ist.

Von der Bewertungsspannweite her fast eine identische Kopie zu „Kevin Can Wait“, mit einem 4,0 Ausreißer nach unten. Die beiden Shows kann man also wunderbar im Doppelpack gucken, weshalb sie passenderweise auch so auf CBS laufen.

GESAMTWERTUNG: 4,82 Punkte (befriedigend)

SUPERIOR DONUTS (SEASON 1)

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Mmmh, was könnten wir denn als nächstes besprechen? Eine klassische Comedy vielleicht? „Superior Donuts“ mit dem alten Haudegen Judd Hirsch versprüht, wie ich schon bei der ersten Vorstellung schrieb, viel „Cheers“-Charme: Süßgebäck statt Feierabendbier, aber jeweils charakterbunte Stammkundschaft. Plus dem frischen Anstrich durch einen urbanen jungen schwarzen Künstler Franco Wicks (Jermaine Fowler), der das Geld braucht und sich als Bedienung durchschlägt.

Mit Fowler habe ich mich durch die insgesamt 13 Folgen angefreundet, Hirsch ist ehe eine sichere Nummer, mein absoluter Liebling und Dranbleibgarant war allerdings Maz Jobrani („Better Off Ted“), der einen herrlich schmierigen, arabischstämmigen Geschäftsmann gibt und für die besten Sprüche zuständig ist. Der Rest des Casts fällt demgegenüber mal weniger (Katey Sagal, David Koechner), mal deutlicher (Anna Baryshnikov) ab. Insgesamt kein „superior“ von mir, sondern eher „okay with a touch of nice“.

GESAMTWERTUNG: 4,38 Punkte (durchschnittlich)

MODERN FAMILY (SEASON 8)

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Hat sich dieses Jahr ein bisschen erholt und den stetigen, wenn auch langsamen Abstiegstrend gestoppt. Nein, die alten Glanzzeiten erreicht man auch dieses Mal nicht mehr. Dafür gab es mit dem Seasoneröffner und der Halloween-Folge nochmal zwei von mir mit 5,5 Punkten (sehr gut) bewertete Episoden. Das Talent meiner Lieblinge Ty Burrell, Ed O’Neill und Eric Stonestreet blitzt weiterhin in vielen Szenen auf, die Autoren haben sich zudem erbarmt und den langweiligsten Charakter (Haleys love interest Andy) außen vor gelassen, dafür fällt ihnen gerade für die älter gewordenen Kids nicht mehr sonderlich viel ein: Außer Haley und den von Nathan Fillion gespielten Charakter Rainer Shine als Liebespaar zu installieren. Sorry, aber Sarah Hyland (Geburtsjahr 1990) wirkt immer noch wie eine 14-jährige auf mich und entsprechend kommen diese Szenen dezent gruselig rüber. Manny kann sich dank seiner Macken noch retten, aber die anderen Figuren wie Luke, Alex und Lily, die jetzt ihren Status als jüngster Großfamilienspross verloren hat, leiden merklich unter den schwachen Drehbüchern.

GESAMTWERTUNG: 4,89 Punkte (befriedigend)

THE MIDDLE (SEASON 8)

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Ordentliche Saison für die Hecks. Nach diversen durchschnittlichen Jahrgängen schafft man diesmal wieder den Sprung ins Befriedigend. Im letzten Drittel setzt es zwar ein paar Durchhänger, aber sonst wird sättigende Kost geboten, aus den leider schon lange ausgequetschten Figuren wird dank netter Geschichten noch das Beste herausgeholt, nix nervt, man kommt ohne Stolpersteine durch das Jahr in Orson. Hätte ich auch nicht gedacht.

GESAMTWERTUNG: 4,52 Punkte (befriedigend)

THE GOLDBERGS (SEASON 4)

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Die Show, bei der es mir extrem schwerfällt, die 5 Punkte nicht zu zücken. Weil nämlich fast immer genug Putzigkeit, 80er-Jahre-Charme, überprotektive Mutterschaft, wohliges Familien-Happy End oder anderer witziger Krams drin ist, um am Ende mindestens die volle Hand zur Bewertung auszufalten. Okay, mittlerweile werden die goldenen Themen der Eighties langsam weniger, weshalb es heuer viermal nur zum Befriedigend gelangt hat. In Richtung weiter oben steht aber  tatsächlich eine Prädikatsauszeichnung für „Ho-ly K.I.T.T.“ – ich gebe jetzt mal keinen Hinweis darauf, um was es in der Folge geht. Vier Staffeln „The Goldbergs“, jede davon mit „gut“ bewertet und in den letzten zwei Jahren konnte man sich sogar noch ein wenig steigern. Von dieser Qualitätskonstanz dürfte es gerne mehr Comedyshows geben.

GESAMTWERTUNG: 5,27 Punkte (gut)

BLACK-ISH (SEASON 3)

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Gefiel mir dieses Jahr doch eine ganze Wertungsstufe weniger, muss ich leider sagen. Da wären auf der einen Seite die schweren Themen, an denen sich Show schlicht verhebt. Klar, man will mit „Black-ish“ alles abdecken, was die afro-amerikanische Community bewegt  Aber wie schon bei der Episode um Polizeigewalt gegen Schwarze wirkt das- zumindest meiner Meinung nach – in einem eher lockeren Comedyformat deplatziert. Entweder komplett ernst oder bleiben lassen. Auf der anderen Seite fand ich den Bruder von Bo durchweg nervig und die Geschichten konnten mich nicht so recht packen. Insgesamt hat die Show einfach die Frische, die sie noch in den ersten beiden Staffeln ausmachte, aus den Augen verloren.

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend)

BROOKLYN NINE-NINE (SEASON 4)

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Die seltsamste Polizeieinheit New Yorks hält weiterhin ihr sehr gutes Niveau. Nach einer minimalen Schwächeperiode in der zweiten Staffel läuft es wie schon in der dritten Season einfach rund. Ich könnte entsprechend den Sermon von 2016 runterbeten, von wegen liebenswerten Charakteren, die alle jederzeit einen großartigen Gag abfeuern können. Das spare ich mir, denn Kenner wissen eh Bescheid. Als kleinen Hinweis lasse ich aber fallen, dass die Folge 4×07 (Mr. Santiago) die 6,0 Punkte-Ehrenauszeichnung einstreichen konnte und ich deshalb auf „sehr gut“ aufrunde. Applaus, wegtreten, so weitermachen!

GESAMTWERTUNG: 5,47 Punkte (sehr gut)

FRESH OFF THE BOAT (SEASON 3)

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Ein bisschen Asian-American-Comedy muss sein. Und da ich „Dr. Ken“ abgesetzt habe, bleiben halt die Huangs übrig. Der Befund ist allerdings auch in dieser Staffel unverändert. Ich mag Constance Wu als strenge Mutter Jessica, Ehegatte Louis (Randall Park) hat ebenfalls seine Momente, die Geschichten sind manchmal richtig nett, HipHop-Kind Eddie nervt wegen HipHop und die Witzigkeit der in Mandarin redenden Großmutter hat sich mir weiterhin nicht erschlossen. Könnte ich ehrlicherweise auch von meiner Guckliste streichen, aber ich habe mich dran gewöhnt einzuschalten. Die Show schwimmt bei mir sozusagen in stillen „Das muss mich schon richtig ärgern, damit ich es absetze“-Gewässern.

GESAMTWERTUNG: 4,43 Punkte (durchschnittlich)

LIFE IN PIECES (SEASON 2)

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Gut möglich, dass die erste Staffel „Life In Pieces“ von mir überbewertet wurde, weil ich bei einzelnen Segmenten, die mir richtig viel Spaß machten, gleich die ganze Episode mit hochbewertet habe. Das Ensemble finde ich allerdings weiterhin sympathisch und talentiert. In der nun zweiten Season ist die Zahl der „nur“ befriedigenden Folgen jedoch stattlich angewachsen, da führt selbst das mild kritische Rezensentenauge nicht dran vorbei. Dazu noch ein, zwei wirklich nicht gelungene Ausgaben und -schwupp- helfen auch die ganzen guten Folgen nicht mehr, um wieder über die 5,0-Hürde zu springen.

GESAMTWERTUNG: 4,87 Punkte (befriedigend)

THE SIMPSONS (SEASON 28)

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Ich habe schon bedeutend schlechtere Simpsons-Jahrgänge durchgeschaut.

Damit komme ich zwar sicher nicht auf die Zitatliste der Season Box, aber es stimmt. Lediglich 5 Episoden, die ich eher durchschnittlich bzw. noch darunter empfand, dazu insgesamt 5 Ausgaben, die ich mit „Gut“ bewertet habe und einer schönen Tradition folgend hier benenne:

S28E02 Friends And Family, E08 Dad Behavior, E11 Pork & Burns, E14 Fatzcarraldo, E17 22 für 30, E22 Dogtown

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend)

DOWNWARD DOG (SEASON 1)

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Hund Martin wird von seiner Besitzerin Nan (Allison Tolman) oft alleine in ihrem Appartement gelassen und macht sich deshalb so seine Gedanken über seine Welt und die seltsamen Menschen darin.

Moment, was ist denn das?
Ist das hier drin schon besprochen worden?
Weshalb ist das bei den Abschlusswertungen?

Die Antworten: a) Eine Comedyserie. b) Nein, ist neu. c) Weil ich es nach zwei Episoden schon abgesetzt habe.

Allison Tolman hat seit „Fargo (Season 1)“ einen dicken Stein bei mir im Brett. Aber leider kann sie diese Show auch nicht retten. Ihr Show-Freund Jason (Lucas Neff, „Raising Hope“) übrigens genauso wenig. Weil bei „Downward Dog“ nun mal der Hund im Mittelpunkt steht und tja, der funktioniert für mich nicht. Tiere durch nachträgliche digitale Bearbeitung sprechen zu lassen, kann eine lustige Sache sein, hier wirkt das Ergebnis eher dezent unheimlich. Mit dem Hauptautor und Direktor Samm Hodges hat man zudem eine Stimme gewählt, die irgendwo zwischen langweilig und depressiv schwankt und dementsprechend kommt auch der ganze Vierbeiner rüber. Sorry, mehr als ein „durchschnittlich“ kann ich da nicht in den Napf legen.

DURCHSCHNITTWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 4,00 Punkte (durchschnittlich)
Sichtung eingestellt

THE JIM JEFFERIES SHOW (SEASON 1)

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Jim Jefferies, tapferer australischer Stand-Up-Comedian und einer meiner Lieblinge seines Fachs, versucht sich an Infotainment-Comedy à la „Last Week Tonight with John Oliver“ oder „The Daily Show“. Natürlich ohne deren sozialkritische Wühlarbeit oder politische Tiefe erreichen zu wollen. Vielmehr spöttelt Jefferies auf seine liebenswert leicht besoffen wirkende, aber dafür die Wahrheit gerne auch mal derb aussprechende Art über das, was in der Welt passiert. Als Bonus gibt es Brad Pitt als Wettermann. Keine Ahnung, warum. Hat mir jedenfalls gefallen und werde ich als Fan definitiv weiterhin verfolgen.

DURCHSCHNITTWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 5,00 Punkte (gut)