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140 (Mai 2023)

31 Mai

Als Einstieg ein paar Worte zum Autorenstreik in Hollywood, der gerade dafür sorgt, dass es keine Late Night Shows gibt, kein Saturday Night Live und auch keine Serien, so sie denn noch nicht bereits abgedreht sind:

Nicht schön. Gar nicht schön.

Gut möglich, dass der Seriencheck deswegen eine längere Pause machen wird. Hier also das, was ich in den Monaten vor dem Streik gesehen habe:

PICARD (Season 3)

Scotty, volle Energie auf die Fanservicetriebwerke und mischen sie die hochedle Nostalgiemischung in die Antriebsaggregate, das muss dieses Mal was werden und nicht so ein Kack wie die ersten zwei Staffeln!!!

Sprach Jean-Luc Picard und bekam keine Antwort. Denn James Doohan war seit über 17 Jahren tot und darüber hinaus eh in der falschen Enterprise-Crew gewesen. Picards Hand schmiegte sich frontal über sein Gesicht. Das ging ja gut los. Alle würden wieder hinter seinem Rücken tuscheln, dass er doch viel zu alt für diesen Kram war und das mit der eigenen Serie besser hätte sein lassen sollen.

Alle waren in diesem Fall alle, die zu Next Generation-Zeiten einen Fuß auf die USS Enterprise NCC-1701-D gesetzt hatten und noch eigenständig atmen konnten. Denn die wurden samt und sonders zur letzten Sause mit „Hach, was ein schönes Wiederseh’n, Herr Kapitän“-Vibes eingeladen. Ich bin da ja auch nur ein Mann, der Ende der 80er auf VHS die neuesten Folgen im Original gesehen und so Englisch gelernt hat. Die alten Recken nochmal in Aktion zu erleben, dazu mit ein paar flotten Sprüchen für Riker und Worf – das hatte trotz kühler Planung und hart an der Fanfiction grenzenden Ausführung etwas, das rührte, das sich gut anfühlte. 

Für die Story nur das Beste bei den Bösewichtern: die Borg (Aufatmungs-Spoiler: erfreulicherweise ohne Dr. Agnes Jurati als Queen) und die Wechselbalge aus dem Krieg gegen das Dominion planen gemeinsam allerschlimmstes Tun. Mit Picards Sohn Jack Crusher (Ed Speleers, Downtown Abbey, den ich bis kurz vor Ende mit Kingsman-Darsteller Taron Egerton verwechselt habe) gönnt man sich einen neuen Charakter in der Crew, der solide spielt und nicht nervt oder schmutzt. Der Rest ist schön festgezurrtes „Ja, das ergibt jetzt von der Story her nicht viel Sinn, aber hey, habt ihr Tuvok wiedererkannt?“ (Tuvok hätte übrigens angesichts der hanebüchenen „Fleet Formation“-Errungenschaft der Sternenflotte mindestens eine Braue zu wenig zum Hochziehen gehabt, aber das nur nebenbei)

Zum Schluss ein Wohlfühlende mit extra viel Zeit für den Cast, beisammen zu sein und über alte Zeiten zu plauschen. Wertungsmäßig ging keine Episode unter 4,5 Punkte, aber auch keine über die 5 Punkte hinaus. Kann man so machen, ist dann jetzt aber auch gut, weshalb man wirklich keine Fortsetzung oder Spin-off ansetzen sollte, um den letztlich versöhnlichen Abschluss nicht noch nachträglich zu ruinieren.

GESAMTWERTUNG: 4,80 Punkte (befriedigend)

THE MANDALORIAN (Season 3)

Das Fazit direkt vorab: „The Mandalorian“ funktioniert auch in seiner dritten Staffel weiterhin für mich. Trotz der in fast jeder Episode heruntergebeteten, baukastenähnlichen Struktur aus Kampf, CGI-gestützter Monsterpracht und Grogus Goldigkeitsmomenten. Als Storybogen hat man sich dieses Mal die Wiedereroberung des Heimatplaneten Mandalor ins Drehbuch geschrieben, den die verbliebenen Helmfreunde unter der Führung von Bo-Katan (Katee Sackhoff, Battlestar Galactica) angehen.

In der dritten Episode „The Convert“ leiht man sich kurz die erzählerische Sichtweise auf die Sternenkriegs-Welt abseits der großen Momente von „Andor“ aus (was meinen Bruder zu der Drohung veranlasste, nicht mehr weiterzugucken), der Kampf gegen einen großen Vogel in „The Foundling“ versprühte mir doch sehr einen Mangel an Ideen und befriedigender Umsetzung und „Guns for Hire“, dessen Inhalt man kompakt mit dem einen Satz „Der Mandalorian besucht eine opulente Welt“ umschreiben kann, hievt sich eigentlich nur wegen des Gastauftritts von Jack Black aus der Durchschnittlichkeit. Der Rest liegt stabil zwischen gut und sehr gut, wobei ersteres auch auf das Finale zutrifft, welches nicht mehr an den Knaller aus der vorherigen Staffelabschluss herankommt, die Geschichte aber ordnungsgemäß zu einem Ende bringt. 

Ein Ende, welches auch als endgültig taugen könnte und damit könnte ich gut leben, bevor die Formel vielleicht irgendwann doch nicht mehr ziehen sollte. Allerdings hat Jon Favreau wohl bereits die Drehbücher für eine vierte Staffel zusammengesteckt und wartet nur noch auf grünes Licht von Disney.  

GESAMTWERTUNG: 5,16 Punkte (gut)

SHRINKING (Season 1)

Jimmy (Jason Segel, How I Met Your Mother) ist Psychotherapeut und gerade selbst schlecht drauf, weil seine Frau vor kurzem verstorben ist. Zuhause wartet die vollpubertäre Tochter, auf der Arbeit die oft nicht einfachen Patienten sowie der mürrische, aber auch väterliche Boss Dr. Paul Rhoades (Harrison Ford). Jimmy beschließt in seinem eigenen Gefühlskuddelmuddel, von nun an seinen Patienten direkt zu sagen, was er denkt.   

Geschrieben und produziert u.a. von Bill Lawrence (Scrubs). Und da haben wir auch schon meinen ersten Gedanken, den ich bei dieser Ausgangslage hatte: Scrubs mit gesetzteren Psychotherapeuten. Segel ist jetzt nicht der Jahrtausendschauspieler, aber ein tapfer tapsiger Wohlfühlbär in seinen Rollen, Ford plus mürrisch geht immer und zusätzlich gibt es ein Wiedersehen mit Christa Miller (die Frau von Dr. Cox aus Scrubs) und Ted McGinley (Mr. Darcy aus der schrecklich netten Familie). Genug Gründe, mal den AppleTV+-Account zu besuchen.

Mein größtes Problem mit der Show: Sie gibt sich zu wenig Mühe, eine Comedy nach meinem Geschmack sein zu wollen. Wohlfühlserie mit ein paar tiefen Gedanken, slice of life, so hart spielt das Leben, weshalb auch reichlich herumgeflucht werden darf, was ja auch irgendwie lustig ist, hihi, wie oft die eben FUUUUCCCCKKKK gesagt hat, hoho, nana und der Dick wird auch reichlich erwähnt, also der Schniedel, weil Sex ist natürlich auch drin, aber alles safe, also safe dick, hach, das ist komisch, das erwähnen wir noch ein paar Mal, Jimmy ist der safe dick, lol.

Ich will bei meiner Comedy lachen, weil jemand sich die Mühe gemacht hat, etwas Witziges zu schreiben, worüber ich lachen kann. Die meiste Zeit saß ich vor „Shrinking“, wartete auf diese Momente und erschrak über das, was geboten wurde ähnlich wie über die anoperierte Lähmung im Lachfältchenbereich von Frau Miller (was habe ich die damals in der Drew Carey Show angehimmelt).

Durchgehalten bis zum Schluss habe ich wegen Harrison Ford, klar. Der grummelt sich durch die Episoden, ja, flucht auch, aber es hat für mich Unterhaltungswert. Der Rest wehte leider an mir vorbei.

GESAMTWERTUNG: 4,45 Punkte (befriedigend -)

PARTY DOWN (Season 3)

Das Catering-Unternehmen PARTY DOWN (Markenzeichen: pinkfarbene Fliege auf weißem Hemd) hatte seine Blütezeit in den Jahren 2009 und 2010. Lief auf STARZ und punktete mit seinen herrlich verschrobenen Figuren, die als erfolglose Schauspieler und Autoren hofften, im Rahmen von Branchenpartys Kontakte zu den Schönen und Erfolgreichen Hollywoods knüpfen zu können.

Ich habe mir zur Vorbereitung des gerade mal sechs Folgen umfassenden Nachschubs die zwei ersten Seasons nochmal angeschaut und yeah, das ist heute noch guter Stoff. Ken Marino (Childrens Hospital) ist ein großer Dummbatz mit Herz und Überforderung, Adam Scott (Parks And Recreation) der vom Leben gebeutelte Normalo, Martin Starr (Silicon Valley) der härteste Autor von Hard SciFi und Ryan Hansen (Veronica Mars) die steilste Poserfrise ev0r. 

In der dritten Staffel sind (fast) alle Figuren wieder mit dabei, teils aber in nun anderen Rollen platziert. Corona ist ein Thema, der Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik und der Drang zum Starwerden natürlich ebenso. Neu dabei sind Jennifer Garner (Alias) sowie für das Team zwei mir bisher unbekannte Darsteller für eine Chefköchin namens Lucy und einen TikToker namens Sackson. 

[Ahhhhh, kleiner Einschub: Ich mag zwei Rollen in Comedys absolut nicht: Influencer und TikToker – die werden für mich nie lustig sein, sondern im allerbesten Fall nicht ganz schlimm nervig]

Sackson geht noch gerade so, aber bedeutsam aufwerten kann er die Serie nicht. Ansonsten sind alle älter geworden, viel läuft über die Nostalgie-Schiene und die sechs Episoden sind rasch weggesnackt. Nicht mehr ganz aus dem obersten Regal wie damals, aber immer noch mundend unterhaltsam.

GESAMTWERTUNG: 4,83 Punkte (befriedigend)

BARRY (Season 4)

Über die dritte Staffel schrieb ich, dass sie im Vergleich zu den ersten beiden Ausgaben düsterer ausgefallen sei. Allerdings geht es, wie Alec Berg und Bill Hader beweisen, noch düstererer und damit sind wir mitten in Season 4. Bezeichnenderweise enden gleich zwei Episoden mit einem Close-Up eines Charakters, der die Worte „Ich muss [Person X] töten“ in die Kamera spricht. Damit ist die Ausrichtung klar: der endgültige Ausstieg aus der Serie wird blutig abgehen.

Mir fehlte da erneut die Leichtigkeit, mit der Humor und Tragik zuvor verbunden worden waren sowie die herrlich aberwitzig komischen Situationen. Davon gibt es hier vielleicht noch eine bis zwei, der Rest ist Ballerei. NoHoHank als einer meiner absoluten Lieblingscharaktere leidet besonders darunter. Aus der festgefahrenen Situation um Barry Berkman rettet sich die Show mit einem Zeitsprung, der die Story wieder frischer und interessanter macht. Viele der bekannten Gesichter erhalten eine neue Rolle, aber der Trend zum gegenseitigen Vernichtungswillen bleibt. 

Vom Finale war ich ehrlich gesagt unterwältigt. In meinem Videospielforum meinte jemand, wie toll es doch wäre, dass sich alles zusammengeführt und jede Figur ihr Ende bekommen hätte. Ja gut, aber das sollte man eigentlich auch erwarten können. Mir wurden zum Abschluss zu abrupt Spannungskonstellationen aufgelöst und Charaktere ihrem Ende zugeführt. Insgesamt reicht es auch für diese Staffel knapp zum Sprung über die 5-Punkte-Marke, aber die ersten beiden Ausgaben spielten doch eine Liga darüber.

GESAMTWERTUNG: 5,04 Punkte (gut-) 

THE GOLDBERGS (Season 10)

Freunde, es ist offiziell: Die 80er sind durch. Auch im Serienkosmos der Goldbergs, die nach 10 Jahren spaßiger Unterhaltsamkeit dem Jahrzehnt und sich selbst ein Ende gesetzt haben. Mit dem Wegfall der Vaterfiguren Murray (Jeff Garlin) und Granpops Albert (George Segal) ging unübersehbar Qualität verloren, in der nun 10. Staffel sind die Themen der 80er noch weniger präsent und werden durch den Fokus auf familiäre Ereignisse, allen voran die Elternschaft von Geoff und Erica sowie die neue Liebe von Adam ersetzt. Was die Wertungen für die Show meist auf 4,5 mit einigen Abstürzen auf die 4,0 einpendeln ließ. Lediglich die Episode „Uncle-ing“, in der Adam und Barry sich als Babysitter versuchen, konnte mir nochmal die 5,5 Punkte entlocken. Daneben ist mir dieses Jahr eigentlich nur das fantastisch peinliche De-Aging von David Hasselhoff in zwei Episoden hängengeblieben.

Leider geriet das Serienfinale mit dem vielversprechenden Namen „Bev To The Future“ für mich als Fan zur ziemlichen Enttäuschung. Das war von meiner Warte aus zu lieblos geraten für eine Serie, die mich so lange wunderbar zu bespaßen und zu rühren wusste und das gerade auch mit ihren Szenen am Ende vieler Episoden, die so richtig Wohlfühlcharakter besaßen.Danke, liebe Goldbergs, für viele Stunden charmanten Familien-Wahnsinns aus dem besten Jahrzehnt überhaupt, für ikonische Figuren, Momente und Sprüche. Aber einen krönenden Abschluss habt ihr bei mir nicht landen können.

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend -)

GHOSTS (Season 2) 

Darüber habe ich mich bereits im letzten Seriencheck ausgelassen und kann insofern nur die Endwertung einreichen. Mit dem Hinweis, dass in dieser Staffel viel zu viele Episoden die Durchschnittlichkeitsnote 4,0 eingeheimst und damit die ganze Serie in diesen Wertungsbereich gezogen haben. Das muss besser werden, sonst wird die dritte Staffel der Show jene, in der ich die Geister irgendwann nicht mehr rief.

GESAMTWERTUNG: 4,36 Punkte (durchschnittlich)

THE SIMPSONS (Season 34)

Die sehenswerten Folgen 2022/2023 waren (trommelwirbel)

S34E03 Lisa The Boy Scout

S34E05 Not It

S34E16 Hostile Kirk Place

S34E20 The Very Hungry Caterpillars

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend -)

136 (Juli 2022)

23 Jul

Der neue Seriencheck diesmal mit viel zu vielen Serien.

STRANGER THINGS (Season 4) 

Sollte es einmal in ferner Zukunft einen Award nur für Streamingplattformen geben (sponsored by amazon prime, Apple+, Netflix, GoogleWatch, ARALsee und SeitenbacherMüsliTVEiGuckemal), so dürfte der Sieger in der Kategorie „Pickepackevoller Inhalt bei unter 10 Episoden“ klar an Stranger Things 4 gehen. Von den 9 Episoden geht jede einzelne deutlich über eine Laufzeit von 60 Minuten, die meisten packen 75 Minuten, im letzten Drittel steht Spielfilmlänge an und das Finale schließlich kratzt gar an 2 1/2 Stunden. Dabei sind die Storystränge eigentlich überschaubar:


1) Hopper sitzt in russischer Gefangenschaft. Joyce und Murray wollen ihn befreien.
2) Eleven wurde wieder ins Hawkins Lab geschafft. Ihre Kräfte sind weg. Wird sie diese zurückbekommen?
3) Die eine Hälfte der Kids versucht, zu Eleven zu gelangen.
4) Die andere Hälfte kämpft gegen den neuen Bösewicht Vecna.
 

Hier darf ich erneut meinen alten Mathematiklehrer zitieren, der gerne bei meinen Lösungsversuchen „Da hätte man doch kürzen können!“ zu wimmern pflegte. Die Russland-Story geht viel zu lange (auch wenn ich mich gefreut habe, Tom Wlaschiha in einer internationalen Produktion wiederzusehen), die funny sidekicks Murray und Yuri zerrten mehr an meinen Nerven als an meinen Lachmuskeln. Mein Vorschlag: maximal zwei Folgen russische Gefangenenlageratmosphäre, Hopper raus, zurück nach Hawkins, den Kids helfen die Welt zu retten und fertig.
 

Die Befreiungsbrigade für Eleven hingegen hat geschlossen die „Für euch hatten die Autoren leider keine Rose“-Arschkarte gezogen. Denn während Dustin, Lucas, Nancy, Max, Robin und Steve gemeinsam mit der besten neuen Figur Eddie (yeah!) fette Kämpfe gegen den fiesen Vecna führen, dümpeln Mike, Jonathan, Will durch die Pampa und dürfen sich von einem HöHö-Stoner-Dude zutexten lassen, der mir fast so sehr auf die Eier ging wie Lucas‘ kleine Schwester in Staffel 3. Und ab welchem Zeitpunkt gilt die Frisur, die Noah Schnapp als Will Byers auftragen muss, eigentlich als Mobbing?

Insgesamt ist Staffel 4 damit eine reichlich aufgeplusterte Angelegenheit, zumal sie wirklich keine grundlegend neue Geschichte abseits des bekannten „Eleven blastert starren Auges den Bösewicht weg“-Motivs erzählt. Allerdings gibt es auch ein paar richtige Highlights wie der Kampf zwischen Max und Vecna, der spezielle Auftritt von Eddie (yeah!) und generell die letzten 90 Minuten des Finales. Dessen reinhauende Wirkung allerdings wiederum durch die letzten Minuten ordentlich gedämpft wird. Ich schreibe nur soviel: Will darf wieder seinen Trademark-Move aufführen, über den ich bereits letzte Season gestöhnt habe. Insgesamt besser als die Vorgängerausgabe, aber so langsam kann die Show auch gerne ihr Ende finden, bevor nicht nur ein Mitglied der wilden Kinderbande die 30 Lenze vollmacht.

GESAMTWERTUNG: 4,88 Punkte (befriedigend)
 

OBI-WAN KENOBI (Season 1)

Wieviele schlaflose Nächte habe ich mit der Frage verbracht, wie eigentlich Ewan McGregor als Obi-Wan Kenobi aus Episode III zu Sir Alec Guiness aus Episode IV wurde? Wenige. Ehrlich gesagt sogar keine. Aber Disney+ klärt in sechs Episoden dennoch auf. Oder auch nicht.

Ich falle direkt mit dem Lichtschwert in die Stahltür: das Ding trägt eigentlich maximal 2 1/2 Episoden. Die erste Folge zum Wiederreinkommen und (falls vorhanden) Erwecken nostalgischer Gefühle, dann die Hälfte der vorletzten und die finale Episode mit dem Duell zwischen Darth Vader (bei dem mir die deutsche Synchro gar nicht gefiel, weshalb ich immer zum guten alten James Earl Jones wechselte) und Obi-Wan als Abschluss. Denn, und jetzt mal Kräuterbutter auf die Ewok-Steaks: Wir wollen doch alle nur wieder den alten Darth in vollem Wüterich-Modus wie damals am Ende von „Rogue One“ sehen, der Rest ist Schnickschnack.

Die Motivation und Hintergrundstory der neuen Figur Reva ergibt im Nachhinein mit ein bisschen Begrübeln gar keinen Sinn. Die kleine Prinzessin Leia ist für ein paar Momente goldig und herzig, an Baby Yoda geht in der Hinsicht aber nichts vorbei. Weitere Highlights: Kinder laufen prinzipiell um ein Vielfaches schneller als sie verfolgende Erwachsene, Obi-Wan tut sich mit Schranken schwer, an denen man locker vorbeilaufen könnte, Darth Vader lässt sich von ein bisschen Feuer vom tödlichen Schlag abhalten und durchbohrende Todesstöße mit dem Lichtschwert sind – oha! – doch erfreulich gut heilbar.

Das stört, das nagt, das macht es mir schwer, Obi-Wan Kenobi zu bejubeln. Dabei macht Ewan McGregor seine Sache gut, Moses Ingram hat nun mal leider eine in sich unlogische Figur abbekommen, die im besten Fall als „cool badass empire woman“ bei den Fans hängenbleibt und Hayden Christensen stakst zunächst fein in der Blechbüchsen-Montur des Sith Lords und darf im Finale zeigen, dass er auch schauspielern kann. Vielleicht sollte man eine eventuelle Fortsetzung gleich als 80-minütigen Spielfilm anbieten? Oder als personalisierten Streaming Cut, wo man einzelne Stellen vorspulen darf?

GESAMTWERTUNG: 4,71 Punkte (befriedigend)


PICARD (Season 2)

Im letzten Seriencheck schnitt „Picard“ nicht sonderlich erfreulich ab. Konnte das sicherlich wieder spektakuläre (hüstel, hüstel) Finale das Wertungsruder noch einmal herumreißen? 

Gegenfrage: Fliegt die Enterprise schneller, wenn Scotty von ihm offiziell gesegneten Whisky über die Dilithiumkristalle kippt? Natürlich nicht. Summa summarum blieb von dieser Staffel folgender Erkenntnisgewinn bei mir hängen:

– Picard findet eine Frau und wir erfahren, weshalb das vorher nicht so recht klappen wollte

– Die Borg haben eine neue Queen und sind jetzt… menschlicher … netter … umgänglicher?

– Q braucht auch mal die Umarmung eines guten alten Freundes

– Guinan war mal jung, aber schon damals knurrig

Hat es das gebraucht? Wollte das jemand wissen? Bereichert man damit das Star Trek-Franchise? Dreimal nein. Klar habe ich mich gefreut, John de Lancie in seiner Paraderolle zu sehen, dem Part mit Brent Spiner als Dr. Soon konnte ich ebenfalls etwas abgewinnen, aber sonst war das unnötig, unspannend und unspaßig. Immerhin noch nicht unerträglich, aber das können die Macher ja in der kommenden Ausgabe schaffen, wenn sie die alte Next Generation-Crew zusammentrommeln und Geschichten erzählen, die kein Mensch zuvor unbedingt hören oder sehen wollte.

Sorry, aber das ist nicht mein Star Trek.

GESAMTWERTUNG: 4,00 Punkte (durchschnittlich – )

STAR TREK: STRANGE NEW WORLDS (Season 1) 

Das ist mein Star Trek.

Okay. Konzentration:

Erica. Nurse Christine. Hemmer. Dr. M’Benga. La’an. Una. Und natürlich Uhura, Spock und Captain Pike (er ist immer noch so schneidig!). Wahnsinn, ich kriege in der Tat nach Abschluss der ersten Staffel von „Strange New Worlds“ den Großteil der Rollennamen der Crewmitglieder der Enterprise aus dem Kopf zusammen. Daran wäre ich bei Star Trek: Discovery selbst nach drei Seasons noch gescheitert: Saru (der coole Alien neben Michael Burnham); Michael Burnham; der Freund von Michael Burnham; die zwei, die auf Anweisung von Michael Burnham die Discovery fliegen (eine mit Implantat!); der schwule Freund von Michael Burnham (Arzt), der andere schwule Freund von Michael Burnham (Maschinenraum, Sporen!); die nervige Tilly; Michelle Yeong, die gelangweilt Monologe aufsagt, Tig Notaro.

Strange New Worlds macht nicht nur hier verdammt viel richtig. Ich mag wirklich jeden Charakter und die sie verkörpernde Darstellerriege, alle bekommen ihren Moment, um zu glänzen und zu berühren. Die Geschichten hätten 1:1 so in der Ursprungsserie mit Kirk, Spock und Pille laufen können, hier hat man es wirklich geschafft, das alte Enterprise-Feeling ins Hier und Jetzt zu übertragen. Ähnliche Retro-Wohlgefühle hatte ich zuletzt bei „The Mandalorian“. 

Ob spannende Weltraumschlachten, einfühlsame Charakterstudien, ein paar richtig schön abgelieferte Humormomente oder die eine, für mich rührige Märchenepisode – mit der Truppe kann man es durchaus versuchen, einen galaktischen Krieg zu gewinnen. Auch wenn eine Folge nur ein befriedigend erhalten hat (Kinder auf der Enterprise plus Captain-Liebeskuddelmuddel – immer problematisch), blieb der Rest konstant über „gut“ hin zum „sehr gut“. Ja, auch die Episoden mit Spock und seiner Freundin beim Liebesspiel mit Diskussionsrunde. Das kleine Alien-Tribute „All Those Who Wander“ fiel eher ernüchternd aus, dafür haute die Episode mit einer anderen Entwicklung schwer rein. Wie auch immer: Cadet Inishmore steht für weitere Abenteuer bereit und ihre steilwandige Fronthaarpartie sieht heute wieder fulminant aus, Captain Pike.

GESAMTWERTUNG: 5,35 Punkte (gut)

THE GOLDBERGS (Season 9)

Unschöne Entwicklung bei den Goldbergs. Weil Jeff Garlin als Serienvater Murray es sich am Set mit der Crew verdarb, wurde nach einer internen Untersuchung seine Rolle in dieser Staffel zu einem größeren Teil rausgeschnitten und im Finale schließlich Aufnahmen aus alten Episoden verwendet. Das schmerzt schon. Inhaltlich kann man der Show nichts vorwerfen angesichts ihrer beachtlich langen Laufzeit: die 9. Staffel teilte sich schön säuberlich in halb guten, halb befriedigenden Episoden auf. Wieder darf ich den Satz unterbringen, dass die großen Themen der 80er längst abgefrühstückt wurden und man sich eher an den Charakteren und ihren kleinen Abenteuern abarbeitet.Bis auf eben die von Murray Goldberg.

GESAMTWERTUNG: 4,75 Punkte (befriedigend)


HOME ECONOMICS (Season 2) 

Ist nett, bleibt nett, kann man gucken, wenn man Topher Grace gerne charmant ungelenk und nerdig sehen will – eben so ein bisschen wie damals in „That 70s Show“. Auch der Rest des Castes geht in Ordnung, für richtig gute Episoden reicht die Drehbuchqualität aber zu selten (vier Mal 5 Punkte bei 22 Episoden). Und wer im Autorenteam der Ansicht ist, dass eine Influencerin als fiktive Nebenfigur in einer Serie eine richtig tolle Idee ist, darf von mir aus gerne ein paar Jahre als Teil der amerikanischen Unterschicht leben. 

GESAMTWERTUNG: 4,48 Punkte (befriedigend -)


RESIDENT ALIEN (Season 2)

Wer sich erinnert: Resident Alien Season 1 gefiel mir durchaus, vor allem wegen Alan Tudyk („Firefly“) als Alien mit planetaren Zerstörungsabsichten, das in den Körper des örtlichen Arztes in einer abgeschiedenen Gegend schlüpft, dessen Tod verdecken muss und generell für Chaos sorgt. War nett, die Nebenstränge gerieten zwar eher langweilig und das Finale setzte auf jegliche Logik einen großen Haufen Aliendung – aber alles in allem kein Grund, nicht in die zweite Staffel reinzuschauen.

Oh je. Sorry, aber wenn eine Show durch einen faulen Drehbuchtrick mit einem Fingerschnippsen einen der dicksten Handlungsstränge aus Season 1 kappt (wie dass die Polizei nicht mehr gegen unseren Protagonisten ermittelt, weil er schwuppdiwupp deren Gedächtnis gelöscht hat), tue ich mich schwer, dranzubleiben. Wenn die Nebenfiguren dann weiter langweilen und Tudyk eher dümmlich denn liebenswert tollpatschig spielen muss, fliege ich weiter zur nächsten Serie.  

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 4,00 Punkte (durchschnittlich -)

Sichtung eingestellt
 

MAN VS BEE (Season 1)

Ich mochte Rowan Atkinson schon immer sehr. Als Black Adder. Als Stand Up Comedian. Als Mr. Bean. Sogar noch als Johnny English. Der Mann weiß, was gute Comedy ist und arbeitet auch hart dafür, was ich zu honorieren weiß. In „Man vs Bee“ spielt er in neun knapp zehnminütigen Episoden den tollpatschigen Trevor, der für ein neureiches Pärchen auf dessen Wohnung aufpasst und in einen heroisch-epischen Kampf gegen eine Hummel verwickelt wird.

„Mr. Bean’s Housesitting“ wäre auch ein treffender Titel gewesen. Wer das als Konzept mag, bekommt Spaß. Wer das nicht mag, soll was anderes gucken. Anstatt Fragen wie „Ist das Hausbesitzerpaar unsympathisch oder einfach nur besorgt?“ oder „Läuft das nicht vollkommen unrealistisch aus dem Ruder?“ in weitem Bausch und Bogen auszudiskutieren. Meine Antworten wären eh „Ist mir egal“ und „Hey, Hauptsache, es ist lustig“. Und ich fand es lustig. Jetzt nicht bahnbrechend-die-Gesetze-der-Comedy-neu-schreibend-lustig, aber eben lustig. Natürlich frickele ich mir hier nicht für jede Episode eine Einzelnote ab, sondern nehme das Ganze als 90-minütigen Film, dem ich hiermit ein „Gut“ als Gesamtwertung verleihe.

GESAMTWERTUNG: 5,00 Punkte (gut)


BARRY (Season 3)

Barry ist eine von mir hochgeschätzte Serie, die man aufgrund ihrer Laufzeit von unter 30 Minuten eher in den Bereich Comedy verorten würde, aber sehr viele dramatische Elemente aufweist. Hauptdarsteller Bill Hader mag ich sehr als witzigen Kerl, aber in seiner Rolle hier gibt er einen Berufskiller, der in einer Theatertruppe landet und daraufhin sein Leben ändern möchte. Quasi Breaking Bad als Breaking Good, wenn Saul Goodman zusätzlich professionell Leute umnieten würde. Und eine Spur lustiger und drüber.

Das wäre meine Antwort auf die Frage, was ich von „Barry“ halte. Staffel 3 ist nun insgesamt düsterer ausgefallen, meine Lieblingsfigur NoHoHank etwa hat kaum große Momente zum herzhaften Belachen oder schmunzelnden Kopfschütteln. Kein Wunder, ist er und Barry doch im Fadenkreuz von Leuten gelandet, die sie lieber tot als lebendig sehen möchten. Überhaupt ist das Leitmotiv diesmal: „Alle wollen jedem an den Kragen – jetzt guckt mal schön, wie ihr da rauskommt“. 

Was mit überragend tollen Szenen wie der Verfolgungsjagd auf dem Motorrad in S3E06 „710n“ umgesetzt wird. Alleine dafür hat sich die Show wieder dicke den Sprung über die 5,0-Punktemarke gesichert. Herummäkeln muss ich, dass mich die Erzählstränge um Barrys Freundin Sally und um seinen Tutor Mr. Cousineau nicht so recht gepackt haben. Beides tolle Figuren, aus denen man für meinen Geschmack zu wenig gemacht hat. Das Finale knallte mir dann auch zu wenig, zumal sich ein neu ermittelnder Charakter letztlich doch so verhalten hat, wie man es hat erwarten können.   

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)

LOVE, DEATH + ROBOTS (Season 3)

Der Seriencheck ist eh schon viel zu lange ausgefallen, deshalb als Review nur das knallharte Ranking der Einzelbewertungen: 

S3E04 Night of the Mini Dead : 5,5 Punkte (sehr gut)
S3E02 Bad Travelling: 5,5 Punkte (sehr gut)
S3E07 Mason’s Rats: 5,5 Punkte (sehr gut)
S3E08 In Vaulted Halls Entombed: 5,0 Punkte (gut)
S3E05 Kill Team Kill: 5,0 Punkte (gut)
S3E09 Jibaro: 5,0 Punkte (gut)
S3E01 Three Robots Exit Strategies: 5,0 Punkte (gut)
S3E06 Swarm: 4,5 Punkte (befriedigend)
S3E03 The Very Pulse of The Machine: 4,5 Punkte (befriedigend)

GESAMTWERTUNG: 5,21 Punkte (gut)

 
BETTER CALL SAUL (Season 6 E01-08) 

Prädikatwertungsalarm! 

Prädikatwertungsalarm für Better Call Saul! 

PRÄDIKATWERTUNGSALARM! 

Die vor der kurzen Pause ausgestrahlte Episode „Plan and Execution“ war bereits in ihren letzten Minuten zum Fingernägelzerkauen spannend, mit dem danach folgenden „Point and Shoot“ wird aber nicht etwa Luft geholt und durchgeatmet, sondern direkt weiter eskaliert. So soll das sein. 6,0 Punkte (erst das zweite Mal in diesem Jahr, beim ersten Mal traf es eine Folge von „Midnight Mass“) ohne Wenn und Aber für diese Episode. Wollte ich nur kurz durchgeben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass „Better Call Saul“ dieses Jahr nicht den Sprung ins „sehr gut“ schafft.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 8 EPISODEN: 5,39 Punkte (gut)
 

THE SIMPSONS (Season 33)

Wie gewohnt der Service, die besten Folgen der Staffel namentlich zu benennen, auf dass sie euch beim Nachschauen auf Disney+ erleuchten mögen: 

S33E06+07 A Serious Flanders (jeweils 5,0 Punkte)

Tja, das war am Ende doch recht überschaubar.

GESAMTWERTUNG: 4,25 Punkte (durchschnittlich)

135 (April 2022)

23 Apr

Diesmal auf dem Programm: die souverän verspätet eingereichte ideale Serie zu Ostern, Frieden mit Gewalt und dummen Sprüchen, Arbeitsalltag mit Persönlichkeitsabkopplung, der alte Mann aus Star Wars, der alte Mann aus Star Trek und Piraten. Piraten? Ja, Piraten.

MIDNIGHT MASS


Als ein junger charismatischer Priester (Hamish Linklater, The Crazy Ones) seinen Job auf der abgelegenen Insel Crockett Island beginnt, sorgt er für frisches Blut im Glauben der zerstrittenen Gemeinde. Wortwörtlicher als man sich das zunächst vorstellt.  

Ich habe „Midnight Mass“ wenige Tage nach Abschluss des letzten Serienchecks gesehen, weshalb ich nun ein wenig im Erinnerungstopf herumkratzen muss. Soviel vorab: Das ist eine großartig spannende, mysteriöse, beeindruckende und hängenbleibende Show, zu der ich eine absolute Guckempfehlung aussprechen darf. Auch wenn ich damit weit hinter der Bewertungsmusik hinterherhinke.

Je weniger man von der Geschichte weiß, desto mehr schlägt sie innerhalb der gerade einmal sieben Episoden ein. Der Anfang fällt mit gemächlichem Erzähltempo und der inszenatorischen Ruhe vor dem Sturm auf, aber um kurz in Predigtsprache zu verfallen: Zweifelt nicht, meine Brüder und Schwestern, sehet weiter und staunet, denn oh Herr, die Äugelein werden noch zittern, die Münder offen stehen und viel Gezeter und Geschrei über euch kommen. 

Was Showrunner Mike Flanagan aus dem Stoff macht, wie er Konzepte aus Religion und Horrorsage miteinander verwebt und das Ganze dann eskalierend wild auf den Bildschirm bringt, ist ganz große Kunst. In meiner Wertungstabelle für dieses Jahr steht bisher eine einzelne Episode, bei der ich die Höchstwertung vergeben habe und das ist S1E06: Acts of the Apostels von Midnight Mass. Ich schließe die Beweisführung äh die Messe. Amen und Gucken. Und spät zu bekehrende Menschen (das nächste Osterfest würde prima passen) nicht spoilern.

GESAMTWERTUNG: 5,61 Punkte (sehr gut)


PEACEMAKER (SEASON 1)

Es klang bereits in der ersten Besprechung zart durch, dass ich diese kleine Anhangsserie zu „The Suicide Squad“ richtig gern habe. Dabei fand ich den namensgebenden Peacemaker (John Cena) im Film die schwächste Figur und reihte mich ein in die Riege der „Weshalb kriegt der jetzt eine eigene Show?“-Frager. 

Die Antwort lautet: Der Gunn, der kann. James Gunn verpasst dem durchgeknallten Friedensvogel mit der stylischen Kloschüssel auf dem Kopf und dem Hang zur Gewalt einen Storybogen, in deren Verlauf der Zuschauer für diesen letztlich doch tragischen Charakter Mitgefühl aufbringt und ihn auf seiner Reise vom Außenseiter mit Adler als Haustier und mindestens genauso bescheuertem Kumpel Vigilante zum Teil einer Heldengruppe begleitet, die sich einer außerirdischen Bedrohung stellt. Mit dabei: Dumme Sprüche, gerne gegen andere „Superhelden“ gerichtet (und später mit einem der lustigsten Cameos), Hair Metal aus den 80er und 90ern, reichlich Gefluche, bisschen blutiges Gespratze, aber eben auch mit dem Herz am rechten Fleck.

Das Finale „It’s Cow Or Never“ (der Titel lässt erahnen, wie abgedreht das Ganze wird) schließlich zieht alle Register und hievt die Show knapp hoch ins Sehr Gut. Von meiner Warte aus freue ich mich auf eine zweite Season mit der Hoffnung, dass dann vielleicht mal noch skandinavischer Metal eingebaut wird. Daneben bete ich inständig für eine zeitige Veröffentlichung auf Blu-ray, denn Stand jetzt wird „Peacemaker“ hierzulande exklusiv auf RTL+ laufen.

GESAMTWERTUNG: 5,50 Punkte (sehr gut)


THE BOOK OF BOBA FETT (SEASON 1)

Da will ich keine großen Worte verlieren. Letztlich schon ein bisserl enttäuschend, wenn die besten Folgen einer Serie den Hauptdarsteller außen vor und vielmehr eine andere Figur die Chose schaukeln lassen. Ach, ich kann auch ruhig spoilern: In zwei der sieben Episoden tauchen der Mandalorian nebst Baby Yoda auf und stehlen Boba Fett in epischem Maß die Show. Ende der Durchsage.

Was schlussendlich von dem einst kultigen Kopfgeldjäger bleibt, ist das Erzählen seiner Geschichte von der Flucht aus dem Sarlacc (schön zu wissen) über seine Zeit bei den Tusken Raidern (okay). Ach ja, und dass auf seinem gewählten Heimatplaneten eine übel schlecht inszenierte Verfolgungsjagd mit bunten Vespas stattfand. Im Finale ballerte man eine Runde dickes CGI-Monster nebst (sinnlosem) Lasergeballere raus, was mein leicht eingeschrumpeltes STAR WARS-Herz aber weitaus weniger erwärmte als ein süß herumstolpernder Grogu.

WERTUNG ohne Mandalorian: 4,60 Punkte (befriedigend)

WERTUNG nur Mandalorian: 5,60 Punkte (sehr gut)

GESAMTWERTUNG: 4,96 Punkte (befriedigend)


SEVERANCE (SEASON 1)

Läuten der Türklingel. Mit dem Öffnen der Tür sehen wir einen Mann und eine Frau im Businessanzug bzw. -kostüm. Er ergreift sofort das Wort, sie schaut uns mit glasigen Augen und Dauerlächeln an.

Mann: „Ja, hallo und einen schönen guten Tag! Können wir mit Ihnen über Persönlichkeitsspaltung reden? Professionelle Persönlichkeitsspaltung. Nicht die amateurhafte, selbst zusammengepanschte, haha. Wir von der Firma LUMOS…“

Frau: „LUMOS. Toll.“

Mann: „Wir von der Firma LUMOS bieten Ihnen die sogenannten Severance-Prozedur…“

Frau: „Severance. Prima.“

Mann: „Genau. Bei der Severance-Prozedur lassen Sie uns kurz in Ihrem Gehirn herumprokeln, wir setzen einen itsybitsy kleinen Chip ein und hurra, schon gibt es zwei von Ihnen in ihrem Kopf! Der eine, wir nennen ihn Innie (nicht mit dem Autor dieses Blogs zu verwechseln) geht für Sie zur Arbeit und rackert sich in unserem schicken Bürokomplex einen ab. Sitzt am Rechner, ordnet sinnlos Zahlen, strebt nach Belohnungen wie chinesischen Fingerfallen, Waffeln oder herrlich steifen Tanzmusik-Erfahrungen. Das Tolle: Sie als Outie, bekommen davon nichts mit!“

Frau: „Nichts mitbekommen. Supi.“

Mann: „Denn nur Ihr Innie hat Erinnerungen an seinen Arbeitsplatz. Wenn er diesen verlässt, übernehmen Sie. Sie selbst haben entsprechend keine Erinnerungen an die Arbeit, sondern speichern lediglich die schönen Momente abseits unserer Büros. Keinen Gedanken mehr an den Job verschwenden, die Arbeit nicht nach Hause mitnehmen, also mal ehrlich, geht’s noch besser? Wann dürfen wir Ihren Termin buch“

Tür wird zugeschlagen. 

Frau: (gedämpft) „Termin buchen? Hurra?“

Das ist so im Groben der Plot von „Severance“, einer Mystery-Büro-Oh-Gott-so-will-ich-nicht-arbeiten-Serie, produziert und auf dem Regiestuhl begleitet von Ben Stiller. Wir folgen Mark (Adam Scott, Parks And Recreation), der sich vor zwei Jahren der Severance-Prozedur unterzogen hat, in seinem Innie-Büroalltag als frisch ernanntem Teamleiter, der eine neue Kollegin einarbeiten soll. Bekannte Namen und Gesichter: John Turturro, Christopher Walken, Patricia Arquette. Mir bis dahin unbekannte Namen und Gesichter, die ich aber ganz toll in der Show fand und deshalb extra erwähnen möchte: Britt Lower (als Helly, die widerspenstige Neue), Tramell Tillman (als Abteilungsleiter Milchick) sowie Zach Cherry (als zynischer Teamkollege Dylan).

Mit seltsamen, beängstigenden Büro-Settings kriegt man mich ja automatisch. Das Interieur, die Abläufe, die Regeln, die kultische Verehrung des Firmengründers, die schier endlosen Gänge und weißen Wände, der speiübelgrüne Boden im Büro unserer Protagonisten – das alles ist der absolute Gruselhorror für normale Menschen wie mich, die nur eine Persönlichkeit vorweisen können. Oder wie ich mir eben einen durchschnittlichen Tag im Scientology-Hauptquartier vorstelle. Entsprechend hatte mich „Severance“ direkt am Schlafittchen. Wertungsmäßig daher durchgehend auf der 5-Punkte-Schiene, aber mehr traute ich mich zunächst nicht, denn Mysteryshows können es bekanntermaßen ja noch verkacken. Auch tut sich in den ersten der insgesamt neun Folgen nicht so viel, die Serie berauscht sich eher an ihrer eigenen Seltsamkeit und schubst den Zuschauer in deren Abgründe, ohne irgendwelche Geheimnisse voreilig zu enthüllen.

Dafür rummst es ab Episode 7 (Defiant Jazz) und das Finale (The We We Are) knallt dermaßen, dass es auf IMDB einen stattlichen Score von 9.8 Punkten einheimsen konnte. Eine zweite Staffel ist geordert, weshalb als Fazit gezogen werden darf: Operation gelungen, Patient gespalten, Ini hochzufrieden (Innie weniger, aber der hat nichts zu sagen).

GESAMTWERTUNG: 5,32 Punkte (gut) 

OUR FLAG MEANS DEATH (SEASON 1)

Piraten waren lange Zeit out. Dann kam „Fluch der Karibik“ (Pirates of the Caribbean). Inklusive zu vieler Fortsetzungen. Woraufhin sie wieder out waren. Nun erscheint noch in diesem Jahr „Return to Monkey Island“ von Ron Gilbert, was mich als alten Adventuregamer in grogtrunkene Ekstase versetzt. Zusätzlich lief auf HBO Max eine neue Piratenserie namens „Our Flag Means Death“. MitRhys Darby (Flight of The Conchords, Jumanji), Taika Waititi und Kristian Nairn (Hodor!).

Der reiche Landgutbesitzer und Aristokrat Stede Bonnet (Darby) will Pirat werden. Einfach so. Das entpuppt sich natürlich als schwierig, weil er als kultivierter und belesener Mensch so gar nichts von einem Piraten hat. Trotzdem kauft er sich ein Schiff und heuert eine Crew an, deren erster Tagesordnungspunkt umgehend in Meutereiplänen besteht. Der berüchtigte Blackbeard (Waititi) bekommt davon Wind und sucht die Konfrontation mit dem Gentleman-Piraten.

Erste Folge direkt super. Darby glänzt als unkonventioneller, tollpatschiger Captain und erbeutet bei seinem ersten Kaperversuch einen verwelkten Topf Pflanzen von einem mit zwei alten Männer besetzten Fischerboot, was er seiner Mannschaft umgehend als kompletten Triumph verkauft. Trifft genau meinen Humor. So hätte es durchgehend weitergehen können.   

Tja, tut es in der Folge aber nicht. Die nächsten beiden Episoden noch durchaus gut, aber danach… es schmerzt mich, es hinzuschreiben: ziemlich genau mit dem Auftauchen von Blackbeard geht es zumindest für meinen Geschmack den Berg runter. Der Humor holt mich nicht mehr ab, viele Gags wirken improvisiert – wie etwa die komplette Episode mit dem Gastauftritt von Will Arnett (Arrested Development). Statt herrlich dümmlichem Klamauk mit Herz dreht sich der Fahrtwind in Richtung Männerfreundschaft zwischen Stede und Blackbeard (aus der dann mehr wird) mit einem zusätzlichen Schuss Drama. Am Ende haben mich die finalen Episoden fast schon ein bisschen gelangweilt, muss ich gestehen. Gut möglich, dass es anderen bei der Sichtung komplett anders ergeht, da sollte sich jeder ein eigenes Bild machen. Die ersten Folgen kann ich jedenfalls vorbehaltlos empfehlen, für mich bleibt der Rest eine kleine Enttäuschung.

GESAMTWERTUNG: 4,60 Punkte (befriedigend)

PICARD (SEASON 2)

Spektakuläres Geständnis zum Einstieg: Ich mochte die erste Staffel von „Picard“ nicht sonderlich. Vor allem das Finale hat mir die Show übel vermiest. Wird nun alles besser? Oder gucke ich das nur weiter, um mich aufregen zu können?

Tendenziell klar letzteres. Zwei Episoden vor dem Finale schippert die Show in höchst durchschnittlichen Gewässern. Dabei hat man sich doch so viel Mühe gegeben! Eine alternative Zeitlinie, in denen unser ex-Enterprise-Käptn zum fiesen Nazigeneral mutiert ist, Q (John de Lancie) ist mit dabei, die Borg-Queen mit an Bord (toll gespielt von Annie Wersching, Timeless, 24), später sollen noch weitere Star Trek-Alumni folgen. Aber letztlich ist der ganze Fan-Service für den Tribble, wenn die Story eher müde vorantuckert, Agnes Jurati nervt und der größte Teil wirkt wie „Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart“, aber eben nicht gekonnt. Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass „Picard“ in Spiegel-Universumsmanier diesmal das Finale genial hinkriegt, sondern rechne eher mit einer weiteren Enttäuschung. 

Bin ich bei der abschließenden dritten Staffel noch dabei? Klaro, denn da kann die Show mit den meisten Produzenten-Credits im Vorspann ja fast die komplette ehemalige Crew der Enterprise in die Bedeutungslosigkiet reiten.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 4,07 Punkte (durchschnittlich)

BETTER CALL SAUL (SEASON 6)

Die letzte Staffel von „Better Call Saul“ ist gestartet; damit hat die Show gar eine Staffel mehr als ihre Mutterserie „Breaking Bad“ erhalten. Nach den bisher veröffentlichsten zwei Episoden darf ich festhalten: 

Weiterhin packt mich der Kartell-Anteil der Story mit Nacho, Gus und Mike deutlich stärker als der Anwalts-Anteil mit Saul und Kim. Das wird sich wohl nie ändern. Die Inszenierung mit den kultigen Kameraeinstellungen und die Selbstreferenzierung bleiben weiterhin so beeindruckend, dass jede Folge die 5 Punkte sicher hat, auch wenn nicht sonderlich viel passiert. Und ganz wichtig: Schaut euch vorher nochmal eine Zusammenfassung der fünften Staffel an, denn sonst schwirrt euch wie mir der Kopf, wer genau Tyrus, de Guzman, Lalo oder die Kettlemans (Hinweis: die traten zuletzt 2015 auf) sind. 

Meine Vorhersage: spätestens mit dem Auftauchen von Ihr-wisst-schon-wer wird das Ding richtig abgehen.

ERSTEINDRUCK NACH ZWEI EPISODEN: 5,0 PUNKTE (gut)

WERTUNGSTENDENZ: 5,0 – 5,5 Punkte

GHOSTS (SEASON 1)   

Jetzt aber zum krönenden Abschluss dieses Serienchecks die offizielle Abschlusswertung für „Ghosts“. Da war ich letztes Mal zu voreilig gewesen und habe das Fazit bereits nach 13 Episoden gezogen, obwohl noch fünf weitere ausstanden. Die spannende Frage: Haben die denn noch einen großen Unterschied gemacht?

Nö. Die Endwertung ist fast identisch zur Zwischenwertung. Von daher erspare ich mir auch ein neues Fazit und verweise auf jenes aus dem letzten Seriencheck.

GESAMTWERTUNG: 4,74 Punkte (befriedigend)

125 (April 2020)

7 Apr

Heda und ha! Ihr dachtet sicherlich, dass der neue Seriencheck wegen der Coronavirus-Pandemie erheblich verspätet kommen würde. Okay, ein bisschen über dem Zeitplan der zweimonatigen Erscheinungsweise liegt er schon. Aber nur, weil ich mich von der letzten Episode „Picard“ erholen und nach dieser neuen Netflix-Doku erst mal wieder meine Worte finden musste.

CURB YOUR ENTHUSIASM SEASON 10

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Larry David tut gut in diesen Zeiten. Denn er beschäftigt sich mit den wirklich unwichtigen Dingen, für die wir aktuell keine Kraft mehr haben. Wie etwa Konkurrenzgeschäftsgründungen aus schierem Trotz, wackelnden Cafè-Tischen, Zugangsbeschränkungen zu den Toiletten von Rechtsberatern, ungenügendem Lob, Tischreservierung nach Attraktivität oder Gefahren, die von dem zu großen Gemächt eines frisch umoperierten Geschlechtswechslers ausgehen.

Für die ersten beiden neuen Folgen hätte ich dem alten Zausel vor Dankbarkeit fast den goldenen Schlüssel zu meiner WC-Schüssel gegeben, so sehr haben diese mir Spaß gemacht. Danach pendelte es sich auf gutem Niveau ein, ehe gegen Ende so ein bisschen die Luft ausgeht. Der Humor des „Seinfeld“-Machers funktioniert für mich nun einmal am besten, wenn die Hinführungen zur Katastrophe nicht zu gekünstelt wirken und da sind wir eben wieder beim großen Gemächt, das ein Chaos auslöst, siehe oben.

Am Ende steht nach 10 Episoden aber die Bewertung, dass die aktuelle Staffel absolut stabil gut abgeliefert hat und Larry David bitte weitere Folgen nachreichen sollte. Alleine aus der Coronakrise ließen sich doch wunderbare Momente destillieren, wie etwa die Frage, ob unser Protagonist die Ausgangssperre umgehen und nachts in fremder Leute Edelpissoirs einbrechen würde, weil zuhause das Klopapier fehlt. Mach es, Larry!

GESAMTWERTUNG: 5,20 Punkte (gut)

PICARD SEASON 1

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Direkt der nächste ältere Herr mit Glatze, diesmal allerdings distinguiert und in komplett anderem Setting. Und leider, leider, auch mit weitaus weniger Spaß- und Unterhaltungspotenzial. Dass ich Sir Patrick Stewart absolut in Ehren halte, habe ich ja bereits im Kurzeindruck des letzten Serienchecks erwähnt. An ihm hat es auch nicht gelegen, dass mich „Picard“ letzten Endes enttäuscht zurückgelassen hat.

Schuld war schon eher, dass die Serie zunächst einmal ewig braucht, bis sie aus dem Quark bzw. unser Captain an Bord seines Schiffes kommt. Dass man eine komplette Folge mit der Einführung eines Charakters füllt, der fortan als reiner Stichwortgeber und Kurzeinsatzkämpfer zu Gange ist. Oder dass mir Alison Pill als quiekig-nervöse Wissenschaftlerin Dr. Jurati mit fortschreitender Dauer nur noch auf die Nerven gefallen ist. Gefreut habe ich mich auf der anderen Seite über die Gastauftritte alter Star Trek: Next Generation-Alumni, auch von der Voyager sollte es Besuch geben.

Von der neuen Crew gefiel mir Schiffchef Rios am besten, auch Raffi erspielte sich mit der Zeit mein Wohlwollen. Dahj/Soji hingegen blieb mir angesichts ihrer tragenden Rolle zu blass und für das romulanische Geschwisterpaar aus Spitzohr-Emoboy und harscher „ICH ÜBERNEHM‘ GLEICH!“-Schwester hatte ich rasch nur leichten Spott übrig. Putzigerweise mochte ich die Episode „Stardust City Rag“, die mit so ziemlich allem, was Star Trek ausmacht, den Boden aufwischte, noch am ehesten. Ansonsten lief es auf ein „Okay, aber mit erheblichem Verbesserungspotenzial“ hinaus.

Bis mich der zweite Teil des Finales traf. Ein Finale, welches – das muss man so hart sagen – für mich stellenweise wie eine Parodie wirkte. Der härteste Wirkungstreffer: Da wird von den Autoren ein Wunderstab herbeigezaubert, der die Figuren aus ihrer Bredouille befreit. Weil er mithilfe von WÜNSCHEN funktioniert! WÜNSCHE! Früher haben sich für diesen Moment die freakigsten unter den  Schreiberlingen noch mehrere Absätze an Technobabble aus den Fingern gesogen. Jetzt heißt es: „Wünsch dir was, glaub‘ fest daran, schon springt das Raumschiff wieder an“.

„Was passiert da?“ 
„Nichts, was Sinn ergibt“ 
schreibt man danach als Dialog den handelnden Charakteren ins Drehbuch.

Beim Pubertätspickel von Lt. Worf, euch hat man doch in den Warpantrieb gefurzt! Geht’s noch?

Es folgt Wunderstab-Einsatz Nummer 2 (warum auch nicht?), noch schnell die Tapete des Weltalls mit romulanischen Kampfschiffen vollgepflastert, Riker darf den Dicken markieren, Picard hält eine vor Diplomatie und Weisheit strotzende Rede und dann… mehr will ich nicht verraten. Nur soviel: Gepackt hat mich nichts davon, ich saß wie erstarrt in der berühmten Picardschen Facepalm-Pose verharrend auf der Couch. Meine Wertung für diesen Abschluss? Erschreckend verdiente 3,0 Punkte und der Gedanke, ob ich wegen dieses Fiaskos noch in der Gesamtwertung Abzüge vornehmen sollte. Das habe ich letztlich sein lassen, aber gefühlt ist die erste Staffel „Picard“ bei mir eher in der Schublade mit der Wertung „bestenfalls noch durchschnittlich“ eingeordnet.

GESAMTWERTUNG: 4,60 Punkte (befriedigend -)

AVENUE 5 SEASON 1

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Ich bin geneigt, in den Entschuldigungsmodus zu verfallen, denn es wird nicht besser. Ehrlich gesagt eher noch schlimmer. Denn „Avenue 5“, die neue Serie des Veep-Masterminds Armando Iannucci, erleidet derart Comedy-Schiffbruch, dass man neben dem geflügelten Wort vom „Schuss in den Ofen“ gleich noch den „Schuss in den Orbit“ einführen müsste.

Umringt von einem Ring aus Scheiße und toten Menschen zieht die Avenue 5 ihre Kreise fernab der Erde. Das ist jetzt keine böswillige Kritik, sondern passiert so in der Serie. Die Show um den stets bemühten, aber an den Gags des Drehbuchs scheiternden Hugh Laurie (Dr. House) landete bei mir dermaßen viele 4,0-Wertungen, dass ich bei anderen Comedyformaten schon längst ausgestiegen wäre. Hier blieb ich dran und wurde nicht wirklich belohnt. Lediglich die Folge „This is physically hurting me“ konnte mich für sich vereinnahmen, weil man als Zuschauer hier wunderbar die Dummheit informationsresistenter Menschen vorgeführt bekam, was als Parabel auf heutige Zeiten, in der Wissenschaft angezweifelt und spinnerten Theorien gefolgt wird, bestens funktionierte.

Den Rest muss man sich nicht wirklich antun. Es sei denn, man verspürt Freunde daran, Witze im luftleeren Raum geräuschlos implodieren zu sehen.

GESAMTWERTUNG: 4,33 Punkte (durchschnittlich)

THE OUTSIDER SEASON 1

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Von Stephen Kings „The Outsider“ hatte ich mir richtig viel erhofft. Denn vor allem der Season Opener und die beiden Episoden danach schlugen ordentlich rein. Die Geschichte um den Coach Terry Maitland (Jason Bateman, „Arrested Development“), der eines furchtbaren Verbrechens beschuldigt wird und gegen den alle Beweise sprechen, hatte das Potenzial, ein kraftvolles Bild aus Tod, Trauer, Verzweiflung, Paranoia und Hass zu zeichnen. Spannend inszeniert, packend dargestellt und mit Wendungen, die einen auf der Couch mitbibbern ließen. Bis so ab der Mitte der übernatürliche Schleier gelüftet wird.

Und da beginnt das Problem. Denn das hinter allem steckende Übel erweist sich als… wie soll ich es sagen… Stellt euch vor, ihr lest einen Thriller von Sebastian Fitzek und stoßt auf folgenden Absatz:

„Kommissar Brandner rang um Atem, als er endlich verstand, wer hinter allem steckte. Wer Schuld daran trug, dass sein Leben die reinste Hölle geworden war. Welches Monster er von nun unerbittlich jagen musste und sollte er dabei auch den Tod finden.
Es war… der böse Watz.“

Danach fiel von mir doch einiges an Spannung ab. „The Outsider“ rettet sich zwar noch einigermaßen ordentlich ins Ziel, was zu einem guten Teil an den schauspielerischen Leistungen von Ben Mendelsohn („Star Wars: Rogue One“), Bill Camp („Joker“) oder Marc Menchaca („Ozark“) lag. Aber den Makel des Unspektakulären trug die Show fortan und das leider bis hin zum Finale. Ich mag es, wenn zum Schluss nochmal die Keule herausgeholt und Richtung Solar Plexus des Zuschauers geschwungen wird, was hier allerdings nicht der Fall sein sollte.

Am Ende reicht es bei mir so knapp nicht ins „gut“. Fans von Meister King dürfen gerne ein paar Pünktchen drauflegen.  

GESAMTWERTUNG: 4,90 Punkte (befriedigend)

TIGER KING: MURDER, MAYHEM AND MADNESS SEASON 1

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Na, heute schon den Glauben an die Menschheit verloren? Oder vom Physio täglich horizontales Headbanging à 45 Minuten zwecks Nackenmuskellockerung verordnet bekommen? Zu wenig fremdgeschämt in letzter Zeit oder gar noch kleine Hoffnungszuckungen für Amerika gehegt? Dann ist die neue Netflix-Doku „Tiger King“ genau das Richtige.

Inhaltlich geht es zu Beginn um die Rivalität zwischen zwei Großkatzensammlern und Privatzoobesitzern namens Joe Exotic und Carole Baskin. Später erweitert sich die Angelegenheit um weitere Individuen, denen folgendes gemeinsam ist: Alle wirken so, als würden sie dem Pool an abgelehnten, weil zu übertrieben gezeichneten Charakteren aus GTA 5 entstammen, haben gewaltig einen an der Waffel und Dachschäden in einem Ausmaß, dass man eigentlich gar nicht mehr von einem zusammenhängenden Dach sprechen sollte. Wem dies alles nur ein achselzuckendes „Was soll mich der Quatsch interessieren?“ entlockt, darf sich als immun bezeichnen und froh sein Leben weiterführen.

Der Rest hingegen verfolgt wie ich gebannt einen riesenhaft grotesken Unfall in punkto Moral, Verstand und Umgangsformen in Zeitlupe, Dauerschleife und mit immer übler werdenden Auswirkungen. Alleine Joe Exotic ist so dermaßen drüber, dass es mit menschlichen Maßstäben nicht mehr zu erfassen ist. Ich kann mit Tieren wirklich nicht groß etwas anfangen, aber selbst mir haben die Viecher leid getan, die dieser Typ in seinem Zoo ausstellt und ausbeutet. Von seinen Mitarbeitern ganz zu schweigen.

Das ist schlimm, furchtbar, aber auch sehr unterhaltsam. Soviel muss man sich eingestehen. Andererseits wirkt demgegenüber das eigene Leben plötzlich geordnet, vorzeigefähig und anständig. Immerhin bekommen zum Ende ein paar der Protagonisten ihr Fett weg, weshalb man das Dranbleiben noch rechtfertigend einorden kann. Von mir eine klare Guckempfehlung gerade in diesen Zeiten, wo man Beruhigung in noch kaputteren Lebensumständen findet. Sorge bereitet mir allerdings der Gedanke, dass die so in ihrer Verderbtheit ausgeleuchteten und präsentierten Knallchargen mit diesem Vehikel irgendwie irgendwann das große Geld verdienen.

GESAMTWERTUNG: 5,61 PUNKTE (sehr gut)

WESTWORLD SEASON 2

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Pünktlich zum Start der dritten Staffel habe ich es tatsächlich geschafft, die zweite Season von „Westworld“ nachzuholen. Den ersten Versuch musste ich seinerzeit abbrechen, weil die Show mit ihren Vor- und Rückblenden, den vielen Figuren synthetischer oder menschlicher Gattung sowie den zwei zeitlich versetzten Handlungssträngen um Bernard mir zu komplex wurde, um im Dickicht der wöchentlichen Inhaltszufuhr an anderen TV-Shows den Überblick zu behalten. Wer nicht eine Woche warten, sondern direkt alles in einem Rutsch schauen konnte, sollte hier klare Vorteile haben.

Bei konzentrierter Sichtung erweist sich auch die Fortsetzung als sehr gelungenes SciFi-Spektakel. Die insgesamt zehn Episoden werden zwar durch ein, zwei Füllerfolgen gestreckt und wertungsmäßig habe ich in der Mehrzahl die 5,0 statt der 5,5 gezückt; dafür entpuppt sich das Lüften des Geheimnisses um den von der Delos-Company verfolgten Zweck als eindringliches Erlebnis (bei den Szenen mit Peter Mullan als James Delos etwa hatte ich konstant Gänsehaut). Im Finale schließlich wird einiges aufgefahren, ordentlich aufgeräumt und die Saat für den dritten Teil der Saga ausgelegt. Insgesamt einen halben Wertungspunkt schwächer als der fulminante Auftakt, aber weitaus besser als von den amerikanischen Zuschauern aufgenommen.

GESAMTWERTUNG: 5,40 PUNKTE (gut+)

Zum Schluss noch ein paar Kurzeindrücke:

Westworld Season 3

Neues Setting, neue Welten, neue Figuren (u.a. Aaron Paul und Vincent Cassel), optisch knallen die Zukunftsdesignentwürfe ordentlich auf die Netzhaut. Allerdings kämpft die Show bei mir mit den Nachwehen des letzten Finales, die damit einhergehenden Auswirkungen erschweren es dem Zuschauer, eine Bindung zu den Figuren zu erschaffen. Gut möglich, dass demnächst die tollen Bilder nicht länger ausreichen, wenn es inhaltlich fehlzündet.

The Plot Against America

Neue Miniserie von David Simon („The Wire“, „Show Me A Hero“), die sich der Frage stellt: Was wäre passiert, wenn 1940 der Nazi-Deutschland gegenüber sympathisierende Flugpionier Charles Lindbergh den US-Präsidenten gestellt hätte?

Nichts Gutes, würde ich meinen wollen. Ich erwarte mir eine spannende, emotionale Serie abseits des immer plumper gewordenen „The Man in the High Castle“ oder des mir zu abschreckend comichaften „Hunters“. Nach zwei Folgen sieht es gut aus, der Plot verdichtet sich, das Drama breitet sich aus.

Better Call Saul Season 5

Ich muss wieder die alte Leier anstimmen. Alle Handlungsstränge um Kim Wexler und Mesa Verde langweilen mich wieder nur. Mike Ehrmantraut schiebt man kurzzeitig gar ins Abseits. Hoffentlich nimmt der Gangsteransteil um Fring, Nacho und Lalo demnächst zu, sonst landet die Show nur im „befriedigend“.

Homeland Season 8

Fährt mir – trotz eines gut inszenierten Knallers – für die finale Staffel bisher zu wenig auf. Schwerpunkt Friede in Afghanistan, unerfahrener Präsident lässt sich auf die falsche Seite ziehen, Carrie hängt an ihrem russischen Betreuer. Bisher nach der Hälfte nur knapp im „gut“.

124 (Januar 2020)

28 Jan

Der erste Seriencheck in diesem Jahrzehnt erfordert erhöhte Aufmerksamkeit, denn es ist noch nicht gesichert, ob es im nächsten Jahrzehnt weitergehen wird. Als warnendes Beispiel mag an dieser Stelle gelten, dass der Ur-Seriencheck im Oktober 2005 startete, ich also im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts gerade mal nur die Hälfte geschafft habe, mit Serienbetrachtungen zu füllen. Deshalb unbedingt lesen! Zusätzlich gibt es endlich mal wieder einen Gastbeitrag. Aus Gründen.

LIVING WITH YOURSELF (SEASON 1)

living with yourself

Wir alle kennen die Situation: Müde, abgeschlafft und unmotiviert gehen wir unserem Tagwerk nach und schwelgen in Erinnerung an die Zeiten, als wir noch voll im Saft standen. Aber es damals halt nicht wussten! So ergeht es auch Miles Elliot (Paul Rudd, „Ant-Man“), der von einem Arbeitskollegen den Tipp erhält, sich im örtlichen asiatischen Massagesalon schön die Stressfalten aus der Haut kneten zu lassen. Was er denn auch tut und fortan frisch, fröhlich und frei als Elliot 2.0 über die Weiden des Lebens hoppelt wie ein junges Fohlen, das sich für ein Einhorn hält.

Ende. Moment, doch nicht Ende. Denn der alte Schluffi Elliot hat irgendwie überlebt. Und mithoppeln will er nicht.

„Living With Yourself“ ist quasi ein Drei-Personenstück mit Paul Rudd in einer Doppelrolle und mit einer Laufzeit von acht Folgen zu je knapp 30 Minuten ein schöner Snack zum Weglinsen. Die Show gewährt dem Zuschauer überraschende Momente, schwingt auch mal nachdenklich die „Was würdest DU tun?“-Keule, hat mit dem asiatischen Behandlungspersonal eine hübsch verpeilte Crew am Start und weiß generell den Zuschauer mit seiner Erzählung bei der Stange zu halten. Mir persönlich hätte es gerne noch etwas grotesker sein können, Elliots Ehegattin bleibt mir ein bisschen zu blass und das Finale mag nicht so recht nachschwingen. Summa summarum wusste mir allerdings jede Episode gut zu gefallen. „Gut“ im Sinne von jeweils exakt 5,0 Punkten pro Folge. Wer also an einem kalten, trüben Wochenende vier Stunden freischaufeln kann, darf gerne reinschauen.

Gesamtwertung: 5,00 Punkte (gut)


MR. ROBOT (SEASON 4)

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Es liest sich wie der feuchte Traum von amazon-Chef Jeff Bezos, in dem er endlich alle lästigen Menschlein aus seinem Versandunternehmen wegrationalisiert hat:

Denn Mr. Robot liefert in allen Bereichen ganz groß ab. Überragend groß.

Stellt euch Sam Porter Bridges vor, den Typen, der in „Death Stranding“ von Norman Reedus gespielt wird. Wir sind uns wohl alle einig, dass der ziemlich abliefert. Aber dennoch nicht so episch wie Showrunner Sam Esmail im Verbund mit Rami Malek, Christian Slater, Carly Chaikin und dem Rest des Castes.

Wer der Serie treu geblieben ist, wird in dieser vierten Staffel überbordend reich belohnt. Wie ich ja schon im Preview letztes Mal schrieb, gestaltet sich das Ziel diesmal klar und deutlich: Die Zerstörung des bösen Imperiums Whiterose. Auf dem Weg dorthin zieht die Show gnadenlos durch, dünnt die Schauspielerriege aus, liefert hochspannende Hacks, bringt Charaktere, die grandios aufspielen (die Episode etwa mit Gangster Fernando Vera hat auf IMDB bis dato einen Schnitt von 10.0 bei über 14.500 Stimmen), und solche, die einem die Gänsehaut anspannen lassen (Stichwort: die nette Tierpräparatorin), enthüllt weitere Überraschungen, lässt uns mit den Protagonisten von Anfang bis Ende zittern und bangen. Durchschnaufen vermag man nur in einer Folge, ehe es in eines der besten Finals der Seriengeschichte geht. Muss man einfach so festhalten. Ich bin begeistert und vergebe die Höchstwertung (die, wenn es nicht die eine Verschnauffolge gegeben hätte, noch deutlicher ausgefallen wäre). Die Komplettbox gehört in jedes gut sortierte TV-Serienregal.

G-U-C-K-E-N!

Gesamtwertung: 6,02 Punkte (überragend)

RAY DONOVAN (SEASON 7)

ray-donovan

Bis zur Stunde ist ungewiss, ob „Ray Donovan“ eine abschließende achte Staffel erhält. Falls das hier jemand von Showtime liest:

GET RAY DONOVAN ANOTHER SEASON OR I WILL GO FULL MICKEY DONOVAN ON YOU!

Was übersetzt bedeutet, dass ich einen alten Mann (mich) ohne Skrupel (wie Mickey Donovan) auf die Verantwortlichen hetzen werde. Denn das diesjährige Finale ließ doch einige Handlungsstränge offen, die bitteschön nicht bis in alle Ewigkeit derart lose herumhängen dürfen.

Dabei tat ich mich anfangs schwer mit der neuen Staffel. Denn was mir in den ersten Episoden von den Machern verkauft werden sollte, habe ich keine Sekunde ernsthaft geglaubt. Familien-Weichei Smitty nervte, ein Popschmuseboy mit seinen Star-Problemen ging mir am Allerwertesten vorbei, Terry irrte in einem alternativen Heilbehandlungsstorybogen umher, nur Bunchy baute wieder richtig solide Scheiße, wie man es von den Donovan-Brüdern gewohnt ist. Es drohte die schlechteste Ausgabe der Fixer-Saga seit Staffel 2.

Als sich die Show dann aber einem fetten Coup um die Familie Sullivan sowie dem großen Geheimnis widmet, was mit Rays Schwester Bridget damals passierte und Rückblenden mit fantastisch passenden Jungdarstellern integriert, kriegt die vierte Staffel nochmal die Kurve. Denn ab diesem Zeitpunkt setzte es die 5,5 Punkte-Wertung in Serie, was letztlich reichte, um die Gesamtwertung wieder deutlich ins „Gut“ zu drücken. Die Show um den Fixer hat sich wieder einmal selbst gefixt.

Gesamtwertung: 5,15 Punkte (gut)

WATCHMEN (SEASON 1)

watchmen-logo

Keine weitere Staffel hingegen wird wohl „Watchmen“ erhalten. Denn Damon Lindelof steht hierfür nach eigener Aussage nicht zur Verfügung, da er die Geschichte für auserzählt hält. Im letzten Seriencheck wusste mir der Auftakt der Serie sehr gut zu gefallen: Aber wurde es denn nun richtig schönes Grübel-, Wunder- und Schocktheater wie bei „The Leftovers“ oder ging es in die Hose?

Vorab muss man ausdrücklich den Mut der Serie bewundern und loben. Eine Quasi-Fortsetzung zur Kult-Comicreihe plus Einschüben auf die Anfangszeit der namensgebenden Helden zu realisieren und dies ohne Rücksicht auf die Erwartungen der Ur-Fans durchzuziehen, erfordert dicke Cojones. Die bekannte Lindelof-Masche, den Zuschauer unvorbereitet in einen wilden Mix aus Überraschung, Verwirrung und WhatTheFuckFuck? zu werfen, funktioniert auch bei „Watchmen“. Langsam puzzelt man sich selbst Dinge und Zusammenhänge zurecht, während schon der nächste Kübel an Seltsamkeit über einem ausgeleert wird. Richtig großartig sind meiner Ansicht die Rückblenden gelungen mit der Ursprungsgeschichte des ersten Watchman oder jener des neuzeitlichen Mitglieds Wade, die ohne Wenn und Aber bei mir die Prädikatwertung einheimsen konnte.

„Uuund die Auflösung?“, höre ich den Verein LOST-geschädigter Seriengucker e.V. mit zitternder Stimme fragen. „Passt und funktioniert“, darf ich Entwarnung geben, denn es wird reichlich (aber damonlike natürlich nicht alles) aufgedeckt und erklärt. Wobei letzteres kurz vor dem Finale leider etwas schlampig gehandhabt wurde. Ausgerechnet bei der Episode, in der das Geheimnis um einer der ikonischsten Charaktere gelüftet wird, sah ich vor meinem geistigen Auge Lindelof als Zauberer von Oz, der dem Zuschauer ein

Achten Sie nicht auf den Mann hinter dem Vorhang, der gerade den
dicksten Überraschungsknaller ins Gerüst der Geschichte hämmert, obwohl
er nicht so recht reinpasst. War doch toll bisher! Hier noch ein Elefant
mit intravenösen Schläuchen in einem sterilen Raum zur Ablenkung!

 

entgegenmurmelt. Das Finale lässt auch manchen kleinen „Nicht. Drüber. Nachdenken!“-Moment aufblitzen, schließt die Staffel aber insgesamt würdig und actionreich ab. Diese Patzer verhindern letztlich den ganz großen Wurf ins Wertungskontor, aber es reicht für den Sprung auf „sehr gut“.

Gesamtwertung: 5,68 Punkte (sehr gut)


SILICON VALLEY SEASON 6

siliconvalley6

Eine weitere große Comedy-Serie ist vorüber. Nach „Veep“ gilt es nun die seltsamen IT-Menschen aus „Silicon Valley“ zu verabschieden. Gerade mal sieben Folgen umfasst die letzte Staffel, in der wir das sehen, was die Show so herrlich unterhaltsam gemacht hat. Pied Piper will das neue Internet erfinden und es geht natürlich einiges schief, schräge Charaktere machen schräge Sachen, Richard Hendricks verbosst sich tapfer durch alle Geschehnisse, Jared bleibt stabil servil, Gilfoyle und Dinesh kabbeln sich wunderbar und eben habe ich bei der Google-Suche Martin Starr (Bertram Gilfoyle in der Serie) mit kurzen Haaren gesehen und komme damit überhaupt nicht klar.

Was ich mit diesem eher sinnlosen Absatz zum Ausdruck bringen will: Auch die sechste Staffel bringt für Freunde des technikentgeisterten Humors viel Grund zum Schmunzeln, Lachen und Facepalmieren. Schade, dass es vorbei ist. Ich vermisse die Show jetzt schon und drücke als Zeichen meines tief empfundenen Respekts callofdutylike jetzt eine Zeile lang ein F.

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Gesamtwertung: 5,55 Punkte (sehr gut)
THE MANDALORIAN (SEASON 1)

mandalorian

Disclaimer: „The Mandalorian“ läuft exklusiv auf Disney+, einem Bezahlsender, der erst Ende März in Deutschland verfügbar sein wird. Deshalb kann ich hier dazu keine eigenen Eindrücke wiedergeben. Glücklicherweise hat sich meine amerikanische Großcousine Britney aus Fort Lauderdale bereit erklärt, einen Gastbeitrag zu verfassen. Britney ist 16 Jahre alt, liebt Amerika, ihre beiden Katzen Krieger und Sauerbrunn (nach US-Fußballspielerinnen benannt), kann ein bisschen Deutsch, hat allerdings Probleme, auf den Punkt zu kommen und zu erkennen, was ein Spoiler ist.

Hi, people of Germany! My name is Britney and I hope you have a wonderful new year with lots of beer, wurst and porsches. Cindy Debby, my best friend from high school, just got a porsche for her sweet 16, can you believe it? She likes Lady Gaga, but I think Billie Eilish…[gekürzt]

So anyway, Star Wars. OMG, I really really really love Star Wars. Did you see the last movie? I cried so hard when Rey ****** Kylo Ren, but then she ****** him and then in the end he **** for her after the evil ********* ****** *** ****, but before that they ******!!!! Love conquers all, so sweet but also so sad. Adam Driver is such a hottie and one day, I’m gonna be his…[gekürzt]

The Mandalorian takes place after the fall of the Empire and the death of Imperator Palpatine. Which we all know by now, ***** ***, lol. There’s this guy wearing a helmet and he collects bounties with no questions asked, a köpfgeldjäger, as you would call it. He’s in a shady deal with an old man (Wörner Herzög) who speaks english, but it really sounds like german. So he goes to a planet and fights like a cowboy in a western, but with lasers and fire, until he finds **** ****. This little fella is sooooo sweet and soooo cuddly cute. Even more cute than Suga and J-Hope from BTS. Or… [sinnfreie Aufzählung von Mitgliedern koreanischer Boybands]

The whole show is for fans of episode 4-6 with lots of fan service. We learn about the mandalorian ***** (it’s a *****, not a tribe, folks) and there’s an old grumpy guy that **** in the end saving **** ****, which was such a shock to me. And oh my god, this droid that used to **** but got a new brain so that now he ******** the little cutie pootie, he ******* to save everybody from the chicken *** from „******** ***“ who is now brutally evil and has a freaking cool ***** *****.

Okay, an der Stelle übernehme ich wohl besser und fasse zusammen:

„The Mandalorian“ ist eine wohltuende Reise durch das Star Wars-Universum für alle, die unter den letzten Offerten des Franchises eher zu leiden hatten. In einem Western-Setting folgen wir dem titelgebenden Helden und seinem kleinem Begleiter, der gerade überall neue Höchstmarken in Sachen Knuddeligkeit setzt und – seien wir ehrlich – der eigentliche Star der Show ist. Nicht alles ist dabei Gold, manches Mal schleppt sich die Geschichte so dahin oder es knirscht arg im Gebälk der Logik. Generell wirkt es, als hätte man zuerst einen Film konzipiert und diesen dann zu einer Serie künstlich mit Nebenplots verlängert. Aber Showrunner Jon Favreau schafft es in jeder der insgesamt acht Episoden, kleine Leckerlies für die Fans auszulegen, die wohlig an die Sternstunden der ersten und wohl weiterhin einzig wahren Star Wars-Trilogie erinnern.

Die Ausstattung ist top, die Figuren passen alle wunderbar, die Special Guest-Liste weiß zu beeindrucken. Insgesamt absolut empfehlenswert. Und wenn im Finale Taika Waititi („Jojo Rabbit“, „What We Do In The Shadows“) Regie führt, springt noch fluffig-leicht eine der witzigsten Anfangsszenen in einer Galaxie weit, weit entfernt heraus.

Habe ich mir sagen lassen.

Gesamtwertung: 5,61 Punkte (sehr gut)

THE END OF THE F***ING (WORLD SEASON 2)

Zum Schluss noch die Show, über deren Finale ich damals schrieb:

Ein Sonderlob möchte ich noch für das Ende aussprechen, das so rund
gelungen ist, dass ich trotz meiner Sympathie für die Show keine
Fortsetzung sehen wollen würde.

 

Eine Fortsetzung des rabenschwarzen Roadtrips der dezent kaputten Teenager James und Alyssa setzte es dann nun doch. Dabei etablieren die Macher zu Beginn geschickt eine neue Figur namens Bonnie (Naomi Ackie, „Star Wars: Episode IX“) und verknüpfen sie mit unseren Protagonisten. Das gefiel mir dermaßen gut, dass ich sofort wieder in der deprimierend drögen Welt der englischen Vorstädtelandschaften drin war. Staffel 2 spielt die Stärken der Figuren und des Settings aus, knuffige Indie- und Oldie-Musik eingeschlossen. Dabei fehlt freilich etwas die Frische sowie der Grad an Absonderlichkeit der Erstlingsstaffel, aber letzten Endes wurde ich von den acht Folgen durchweg gut unterhalten. Wer die erste Season mochte, wird hier definitiv nicht enttäuscht werden und das Ende bildet erneut einen derart würdigen Abschluss, dass…

Gesamtwertung: 5,22 Punkte (gut)

DEMNÄCHST:

Avenue 5

Der Pilot des neuen Projekts von „Veep“-Mastermind Armando Iannucci ging leider ziemlich in die Hose. Trotz eines absolut fähigen Comedy-Casts (Hugh Laurie! Zach Woods! Okay, Josh Gad vielleicht eher nicht so) blubbert das Weltallkreuzschiff-Vehikel eher witzlos vor sich hin und landete bei mir zwischen 4,0 und 4,5 Punkten. Da muss mehr kommen.

The Outsider

Bisher starke TV-Serie um den Stephen King-Bestseller gleichen Namens. Nach zwei Folgen im Bereich „sehr gut“, aber man muss abwarten, wo die Geschichte hin läuft. Und ob King ein gescheites Ende hinbekommen hat, was ja nicht immer der Fall sein soll. Sagen bekanntlich selbst King-Enthusiasten.

Curb Your Enthusiasm Season 10

Haben wir Larry vermisst? Oh ja, wir haben Larry vermisst! Der alte mürrische Mann, der sagt, wie es ist. Auch wenn es allen wehtut. Starker Auftakt, der nach mehr verlangen lässt. Zeig uns den Weg, Larry!

Picard

Patrick Stewart hat auch im mittlerweilen hohen Alter eine Präsenz, da schaue ich tief beeindruckt hin und kann keine ernsthafte Kritik üben. Mein Bruder ist da rücksichtsloser und brandmarkte den Piloten als langweilig, zu wenig „Star Trek: Picard“ und mehr „Android Detective: Picard“. Wer den guten Jean-Luc direkt auf einer neuen Enterprise herumkommandieren und Weisheiten verteilen sehen will, dürfte in der Tat etwas enttäuscht sein. Ich hingegen will wissen, wie es weitergeht. Stabile 5,0 Punkte von mir für den Anfang.

Outmatched

Zum Abschluss der Stinker: Eher durchschnittlich intelligentes Ehepaar (Jason Biggs, „American Pie“/ Maggie Lawson, „Psych“) hat drei Genie-Kinder und ein eher unterdurchschnittliches. Die Show will auf der Young Sheldon-Welle reiten und erleidet dabei kapitalen Schiffbruch. Da stimmt so gut wie nix, die Gags riecht man zwei Meilen gegen den Wind oder sie zünden erst gar nicht. Aus Respekt für die beiden Erwachsenendarsteller noch 3,0 Punkte (mäßig). Man möge allerdings nicht von mir erwarten, dass ich eine weitere Folge schmunzelfrei durchleide.