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141 (August 2023)

6 Sept

Es gibt noch mehr als genug zu besprechen. Zumindestens, was Serien angeht. Beim Drehbuchautoren- und jetzt auch Schauspielerstreik ist kein Ende in Sicht, allerdings lagert noch reichlich fertiges Material zur Bewertung bereit. Leider auch zur kritischen, wie gleich der erste Kandidat zeigt.

STAR TREK: STRANGE NEW WORLDS (Season 2)

„Ja, da bricht mir doch die Haarsteilwand weg!“, ruft Captain Pike und schlägt mit der flachen Hand auf die Lehne seines Kommandostuhls auf der Brücke der USS Enterprise. „Roter Alarm! Photonen-Torpedos bereitmachen! Dr. M’Benga, brauen Sie meinen Beruhigungstee! Das kann ja wohl nicht wahr sein! Uhura, öffnen Sie einen Kanal zu Kadett Inishmore, der soll SOFORT hier antanzen!“ 

Wenige Minuten später kann ich kaum zu einer freundlichen Begrüßung ansetzen, als es mir  entgegenschallt: „4,65 Punkte für die zweite Staffel? Vier Komma Sechs Fünf??? Nach 5,35 Punkten und fast schon schamloser Lobhudelei für die erste? Das kann nicht ihr Ernst sein, Kadett? Erklären Sie sich!“

 „Okay, um direkt etwas Positives anzumerken: Ich mag die Crew weiterhin. Die machen Spaß, da stimmt die Kameraderie, mit denen würde ich in einen galaktischen Krieg ziehen. Das gilt auch für die neuen Figuren, wobei ich mich mit Commander Pelia ziemlich schwer tat. Ich guck das ja im Original und bei ihr musste ich jedes Mal die englischen Untertitel einschalten, um sie zu verstehen.“

„Commander Pelia, stimmt das?“

*krächzelkrachzelgrummelquietsch*

„Uhura, können Sie das übersetzen? Nein? Egal. Weiter.“ 

„Es hakte an den Drehbüchern, die waren fast durch die Phaserbank nicht berauschend. Schon im Auftakt haben Dr. M’Benga und Schwester Christine eine Szene, die mich mehr an Asterix & Obelix als an Star Trek erinnerte. Die Gerichtsepisode danach? Hat mich als eher kümmerlichen Erdjuristen nicht überzeugt, das war doch sehr dahingeholpert auf einen rechtlichen Kunstgriff. 

Dann die zwei Episoden, in denen alle Crewmitglieder vergessen, wer sie sind bzw. Uhura als Einzige irgendwelche Geräusche von Aliens hört, worauf eine ganze neue sauteure Raumstation weggeblasen wird, damit diese aufhören. Das liest sich bereits in der Zusammenfassung wenig spektakulär oder spannend, sondern eher dröge. Muss ich dann noch erwähnen, dass es die Autoren als Hammerdrehbuchvorlage verkauft haben, Spock temporär seine spitzen Ohren wegzunehmen und sich als Mensch einem stocksteifen Vulkanierdinner zu stellen?“  

„Ich muss Ihnen zugestehen, Kadett, mir kam Spock diese Saison auch ein wenig gefühlsduselig-waschlappig daher mit seinem Techtelmechtel hinsichtlich unserer Bordkrankenschwester.“  

„Captain! Nicht faszinierend vor der versammelten Mannschaft!“ 

„Aber jetzt mal zu den zwei Knallern, Inishmore! Die ultracoole hippe und trendy Lower Decks-Crossover-Folge „Those Old Scientists“ mit echten Darstellern von Ensign Boimler und Ensign Mariner! Plus animierten Versionen unserer Truppe. Das feierten alle Kids und Kiddies ab. Und natürlich die Musical-Folge „Subspace Rhapsody“ – haben wir nicht alle toll gesungen? Ja, wir können auch singen, sogar der Captain. Was verziehen Sie denn jetzt das Gesicht, Kadett?“ 

„Also, wer „Lower Decks“ toll findet, konnte da wirklich begeistert sein und auf meine Wertung gut was draufpacken. Wer das aber nicht schaut, weil ihn die Charaktere mit ihrer ADHS-Zappeligkeit so nerven, dass er niemals eine Folge komplett durchstehen würde… verteilt dafür auch nur ein befriedigend (4,5 Punkte). Die Musicalfolge, tja… ich habe Star Trek nie wegen der Gesangseinlagen geschaut, um ehrlich zu sein. Wiederum, wer American Idol oder The Voice oder The Masked Singer als Fan verfolgt, mag da neu zur Zielgruppe stoßen, aber meine Wenigkeit fand es nur okay. Dass die Nummer mit den Klingonen, die zu K-Pop abtanzen, vollkommen drüber war, da sind wir uns aber einig, oder?“ 

„Ich habe gleich gesagt, dass man die Version mit der klingonischen Oper nehmen soll. Sie sind schwer zu beeindrucken, Kadett. Der Rest der Staffel war aber gut, nehme ich an?“ 

„Da konnte ich wenig meckern. Vielleicht noch daran, dass die Gorn mir zu sehr wie die klapprige Vorstufe zu den Viechern aus den „Alien“-Filmen aussehen. Aber immerhin ein Fortschritt zu ihrer Darstellung in der Original Serie. Der Cliffhanger im Finale ist fies, zumal wegen des Autorenstreiks eine Fortsetzung wohl lange auf sich warten lassen wird.“ 

„Nun gut. Da werde ich mir beim nächsten Klassentreffen mit den anderen Kapitänen was anhören dürfen, wenn ich mit einer frühen Picard-Wertung aufkreuze. Nummer Eins, spornen Sie die Drehbuchautoren mehr an, wenn sie aus dem Streik kommen. Spock, werden Sie wieder vulkaniger. La’an, senden Sie schlechte Drehbücher umgehend zurück und legen nichs mehr auf den „naja, vielleicht doch“-Stapel. Ich gehe jetzt etwas kochen und will nicht gestört werden. Kadett Inishmore, ich sehe von ihrer Zwangsversetzung auf die USS Discovery ab. Wegtreten.“

„Danke, Captain. Das hätte ich nicht überlebt“  

GESAMTWERTUNG: 4,65 Punkte (befriedigend)

TULSA KING Season 1

Dwight „The General“ Manfredi (Sylvester Stallone) ging für seinen New Yorker Mafia-Clan 25 Jahre in den Bau, verpfiff niemanden, schwieg eisern, verlor den Kontakt zu seiner echten Familie. Raus dem Knast, entscheiden die Bosse, dass Manfredi fortan in Tulsa, Oklahoma eine Dependance errichten soll. Also mitten in der Pampa. Verbannung könnte man auch netter ausdrücken. Dumm, dass die Mafia keine Arbeitsgerichtsbarkeit kennt, ich hätte da umgehend geklagt.
 

Mit Tulsa King gewinnt Sly das Duell gegen Arnold Schwarzenegger, der es mit „Fubar“ nicht geschafft hat, dass ich seine aktuelle Show eine ganze Staffel gesehen habe.
 

[Kurzkritik zu Fubar: Arnold nimmt man die Action nicht mehr ab, die Oneliner zu bemüht, Drehbuchlogik der Marke „Hey, ist doch spaßig, wie wenig wir uns daraus machen“, die Sidekicks auf zu krampfhaft lustig getrimmt. Die Show möchte gerne True Lies mit noch mehr Humor im Serienformat bieten, aber es sind halt nicht mehr die 90er und Arnold nicht mehr der Alte, sondern nur alt.]
 

Sicherlich wird das Mafia-Drama hier nicht neu erfunden, die Nummer mit dem alternden Mafiosi fernab üblicher Verbrechensgestade gab es schon mit Lillyhammer und Steven van Zandt. Aber ich mochte die Nebenakteure wie Martin Starr („Silicon Valley“), dessen legale Marihuana-Butze vom General direkt als Hauptquartier übernommen wird, den härtesten irischen Akzent  von sich gebenden Bösewicht Caolan Waltrip (Richie Coster, „Happy!“) sowie die Bedrohungen durch FBI und die sich neu entwickelnden Machtstrukturen bei der New Yorker Hauptfiliale.
 

Stallone spielt seine Rolle stoisch, lässig und sympathisch sämtlichen neuen Trends hinterherhängend. Kann aber auch austeilen, wenn es zu viel wird. Vom Spannungsaufbau lief es nach gutem Start eher okay, nahm dann aber ab der Mitte konstant Fahrt auf bis zum Finale, welches mich eher dezent enttäuscht zurückließ. Gleich zwei groß erwartete Konfrontationen liefen doch eher unspektakulär ab und der Rausschmeißer knallte bei mir auch nicht sonderlich rein. Für eine zweite Staffel könnte man mich aber durchaus erpressen.
 

GESAMTWERTUNG: 4,94 Punkte (befriedigend +)

BLACK MIRROR Season 6

In letzter Zeit rutschen mir neue Ausgaben von BLACK MIRROR gerne durch. Was damit zusammenhängen könnte, dass die Show nicht mehr die großen Fernsehmomente liefert wie zu früheren Staffeln. Das Portfolio 2023 war da leider keine Ausnahme:

Joan Is Awful
Die Folge für mich zu gewissen Teilen auch. Wird zwar von vielen als beste Episode der Staffel gesehen, weil sie noch am ehesten die „neue Technologie eskaliert in warnender Weise“-Schiene fährt. Mir aber war das neben dem Netflix-Seitenhieb doch zu überkonstruiert (Verzicht auf Persönlichkeitsrechte in den AGB und eine KI schneidet aus deinen Handyaufnahmen eine Serie? Na klar!), Salma Hayek als derb fluchende Schönheit bereitet mir schon seit „Killer’s Bodyguard 2“ unerträgliche körperliche Schmerzen und die Kirchenszene soll halt schockieren, mich hat sie peinlich angeödet. 

4,0 Punkte
 

Loch Henry
Ordentlich. Ruhig. Als Zuschauer wartet man aber gespannt, dass es irgendwann zur großen Überraschung mit schlimmer Entgleisung kommt. Tut es aber nicht. Erinnert mich an die Erwartungshaltung, die seinerzeit „The Village“ von M. Night Shyamalan entgegengebracht wurde. Wer keinen Schocker erwartet, wird nett unterhalten.

4,5 Punkte
 

Beyond the Sea
Alternative Zeitlinie, in die man als Zuschauer ohne Plan reingeworfen wird. Astronauten in schwer seltsamer Berufsausübung. Gute Darsteller. Hatte mich direkt am Haken. Leider krankt das Drehbuch doch an einigen Löchern, das Ende läuft anders als erwartet ab (bestimmt nur um  den Erwartungen der Zuschauer entgegenzulaufen). Reicht trotz angenehmer Skurrilität nicht für 5 Punkte.

4,5 Punkte
 

Mazey Day
Paparazzi-Monster vs Promi-Monster. Okay. Kann man machen. Hat mich nicht gelangweilt oder geärgert. Ging in Ordnung.

4,5 Punkte 

Demon 79
Abgedreht. Lustig. Ich werde den Sänger/Tänzer von Boney M. fortan mit anderen Augen sehen. Fand ich am stärksten, auch wegen des herrlich kompromisslosen Endes. In der Art gerne mehr.

5,0 Punkte  

JUSTIFIED: CITY PRIMEVAL Season 1


Raylan Givens (Timothy Olyphant) ermittelt wieder mit dem Colt in der Hand, was für mich sehr überraschend kam, hatte ich doch von dem Ableger City Primeval bis kurz vor Start gar nichts gehört.  Weiterhin mit Stetson auf dem Kopf, dafür ohne den Lincoln Town Car und auch ohne die Gangstagrass-Intromusik von T.O.N.E-z. unterstützt der mittlerweile in Florida ansässige Marshall seine Kollegen in Detroit, wo es ihn mit seiner Tochter im Teenageralter (gespielt von Vivian Olyphant, Timothys Spross im echten Leben) kurzzeitig hinverschlagen hat. 

Über die gesamten 8 Episoden gibt es mächtig Ärger mit dem Oklahoma Wildman Clement Mansell (Boyd Holbrook, jüngst im aktuellen Indiana Jones zu sehen) – ein ganz übler Geselle, dessen Verfehlungen sich wie folgt lesen: tötet gern und reichlich, entkommt immer wieder dem Arm des Gesetzes, trägt in den angemieteten vier Wänden oft nur weiße Schlüpper und klaut Oldtimerkarren, um in den dort vorhandenen Cassettendecks seine selbst eingesungene Version der „Seven Nation Army“ der White Stripes zu hören, womit er voller Stolz seine Umgebung belästigt. 

Wer Justified mochte, wird hiervon nicht enttäuscht sein. Freilich ist Clement Mansell (nicht zu verwechseln mit dem Komponisten Clint Mansell) kein Boyd Crowder, aber die Mischung aus Gangsterstory, lässigen Sprüchen und auch mal simpel auf die Fresse funktioniert erneut solide gut nach 8 Jahren Pause. Zudem darf man sich auf ein Wiedersehen mit Victor Williams (Deacon aus „The King of Queens“) freuen und auch Vondie Curtis-Hall hat mich als coole Socke und Kneipenbesitzer Sweetie beeindruckt.     

Das Finale fand ich allerdings nicht so toll, hier wird alles zu einem eher hastigen Ende gebracht, ohne nochmal zu glänzen. Und wenn der Ausblick auf eine mögliche zweite Staffel mir als Zuschauer mehr Appetit macht als der Abschluss geschmeckt hat, ist ein bisschen was in Sachen Dramaturgie schiefgelaufen. Trotzdem reicht es insgesamt für ein knappes „gut“.


GESAMTWERTUNG: 5,05 Punkte (gut-)
 

WHAT WE DO IN THE SHADOWS Season 5
 

Wem die letzte Staffel auch eher wie ein mäßiger Jahrgang Blut am Reißzahn hinabtröpfelte, dem darf ich froh verkünden: Staffel 5 ist wieder richtig toll geworden. Alle Vampire in Bestform, keiner in eher unbefriedigend spaßigen Plots gefangen (Colin Robinson in Season 4, ähem), Kristen Schaal bereichert das Ensemble mit ihrer Figur The Guide als Aufsteigerin in die Hauptdarstellerriege und Guillermo bringt mit seiner Veränderung frischen Wind und Zug in die Geschichte. Auch immer wieder gerne gesehen: Doug Jones (Star Trek: Discovery) als Baron Afanas.

Sechs Mal 5 Punkte, vier Mal 5,5 Punkte, dazu einige schreiend komische Momente wie die Experimente von Laszlo, der Auftritt der Chaoten-WG im Nachrichtenfernsehen, der Besuch beim Vampir-Tierarzt, der hochnotpeinliche Roast oder der Gastauftritt von Patton Oswalt – für mich war diese Staffel die zweitbeste in der Geschichte der Serie (knapp hinter Season 2). Dass die Zuschauerzahlen bei FX nicht die besten waren, ist zwar bedauerlich, aber eine sechste und dann wohl letzte Staffel ist abgesegnet, von daher:  

Don’t sing if you want to live long
They have no use for your song
You’re dead, you’re dead, you’re dead
You’re dead and out of this world

 

GESAMTWERTUNG: 5,40 Punkte (gut +)


 

123 (November 2019)

10 Nov

November. Rain. Guns’n’Roses. Slash. Zylinderhut. Abraham Lincoln. Sklaverei. Rassenunruhen. Robert Redford. Redfordations. Watchmen. Damon Lindelof.

Verdammt, alles führt immer wieder zu Damon Lindelof!!!

Diesmal im Seriencheck: ein Fernsehfilm zu einer der besten Serien der Welt, herrlich ekelhafte, verrotzte Puppen, „Scrubs“ für das gediegene Publikum sowie die neue Show um die Watchmen, diesmal aus der Feder von Damon Lindel… VERDAMMT!!!

EL CAMINO – A BREAKING BAD MOVIE

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Yeah, bitch, wolltest du schon immer mal wissen, was aus deinem Lieblingsdealer Jesse geworden ist, nachdem Heisenberg ihn befreit hat? Okay, dann hat Vince Gilligan sich extra zwei Stunden neues Material darüber aus seinem Gehirn extrahiert, zu feinen blauen Kristallen gekocht und auf euren Abspielgeräten verteilt. Wie? Science, bitch!

El Camino ist wie der offizielle DLC zu deinem Lieblingsvideospiel. Es ist zum Stoßseufzen schön, wieder in die Welt von Walter White und Jesse Pinkman zurückzukehren, Erinnerungen kommen hoch, Nebencharaktere werden herzlich begrüßt. Hauptcharaktere hingegen sind nur kurz in Rückblenden zu sehen. Und bei Meth Damon (Jesse Plemons) hatte man offensichtlich kein Budget für teure De-Aging oder De-Weight-Tools.

Wer die Show mochte, wird mit „El Camino“ mehr als zufrieden sein, auch wenn er sich selbstkritisch eingestehen muss, dass es diesen Nachklapp nicht wirklich gebraucht hätte. Die Produktionswerte sind gewohnt top, der letzte Auftritt des am Tag der Premiere verstorbenen Robert Forster zerrt an der Tränendrüse, Humor und Action sind drin und die Geschichte wird zu einem soliden Ende geführt. Andererseits kommt der Film nun mal nicht an die besten Ausgaben der Show heran und lässt einen auch nicht nach dem Abspann nach einer Fortsetzung der Franchise mit weiteren Staffeln schreien. Fans greifen zu, der Rest guckt lieber erstmal die Blu-ray-Box von „Breaking Bad“ und muss sich die Frage stellen, was mit ihm los ist, wenn er dann nicht Fan wird.

GESAMTWERTUNG: 5,0 Punkte (gut)
THE DARK CRYSTAL – AGE OF RESISTANCE (SEASON 1) 

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In einer Welt voller Puppen herrschen die echsen-/vogelartigen Skeksis über die gutmütigen Stämme der Gelflinge, da ersteren die Macht über den dunklen Kristall von der weisen Seherin Aughra anvertraut wurde. Mit dem Weissehen hat das nicht so optimal geklappt, denn da Puppen eben auch nur Menschen sind, wird diese Macht zwangsläufig auf gar schröckliche Weise mißbraucht. Der Schmu kommt raus und zack, steht der Aufstand vor der Tür.

Die Serie dient als Prequel zum Film des gleichen Namens aus dem Jahr 1982, den ich bis heute nicht gesehen habe. In meinem Gedächtnis sind dazu nur die Schlagwörter „Fantasy“, „hässliche Puppen“ und „Nee, dann lieber nochmal Schweine im Weltall“ abgespeichert. 2019 ist das im Bereich der Optik der Protagonisten nun wahrlich nicht überragend hübscher geworden – vor allem die Skeksis, die gerne mal reichlich Nasenschleim herumrotzen, würde ich nicht als Spielzeugfiguren vermarkten wollen. Die Gelfinge hingegen leiden durchgehend am „Tote Augen-Syndrom“ und wer seinen kleinen Kindern jetzt endgültig Albträume verschaffen will, dem sei gesagt: Die Skeksis sind ganz durchtrieben böse und grausame Schlingel! Also den jungen Nachwuchs besser ins Bett bringen und sich die schlaflosen Nächte alleine gönnen.

Bleiben als Zielgruppe eigentlich nur erwachsene Fans des Films, Puppenfreunde oder für TV-Unterhaltung jeglicher Art offene Gemüter. Ich habe einige positive Reviews gelesen, mir selbst ein Bild gemacht und: „The Dark Crystal“ hat mich gekriegt. Schon der Aufwand, der dahinter steckt, nötigt einem gleich großen Respekt ab, die zahlreichen Puppen abseits der Hauptfiguren sind toll gemacht, die Aufbauten mehr als beeindruckend. Und selbst wenn es Action gibt, holt man aus den eher beschränkten Möglichkeiten das Optimale heraus. Die Geschichte weiß zu packen und hält einige Wendungen in petto. Zuguterletzt wachsen einem die Charaktere ans Herz, bei mir vor allem der Podling Hup und der faszinierend verschlagene Chamberlain skekSil (wunderbar fies vertont von Simon Pegg). Noch obendrauf ein rundes Finale, das Lust auf die nächste Staffel macht und schon haben wir einen der seltenen Kandidaten für die Gesamtwertung „sehr gut“.

GESAMTWERTUNG: 5,50 Punkte (sehr gut)

FLEABAG (SEASON 1 & 2)

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„Fleabag“ erzählt die Geschichte einer jungen Frau in London, die durch das moderne Leben schliddert. Von Schicksalsschlägen getroffen, mit der eigenen Familie hadernd, auf der Suche nach Liebe und nebenbei Inhaberin eines Restaurants für Meerschweinchen (was im englischen Original einen viel lustigeren Beiklang hat). Phoebe Waller-Bridge hat mit ihrer Show zuletzt bekanntermaßen bei den Emmy-Awards ordentlich abgeräumt: u.a. beste Comedy, beste Darstellerin, bestes Skript. Damit konnte sie etwa die Trophäen-Abonenntin Julia Louis-Dreyfus mit „Veep“ hinter sich lassen.

Frevel! Frechheit! Gibbetsjanich!

Doch. Gibbets. Und ist in Ordnung, denn „Fleabag“ ist wirklich spaßig und komisch. Der Humor greift dabei gerne mal in die vollgepackte Derbheitskiste. Wer etwa beim C-Wort aufschreckt, ist hier eher falsch. Die eigene Kompabilität lässt sich leicht und bequem überprüfen, indem man die ersten Minuten des Piloten schaut und auf die Punchline wartet. Wer dann lacht und sich ein bisschen in das fies-fröhliche Grinsen von Phoebe verliebt, welches sie gerne beim Bruch der vierten Wand aufsetzt, wird die sechs Episoden der Staffel genießen. Dramatische Momente sind ebenfalls im Angebot, ich ließ mich aber eher auf die Kabbeleien mit Fleabags Schwester (Sian Cliford) und ihrer Patentante (Olivia Colman, „The Favourite“) ein. Meine Lieblingsfolge: der Kur-Besuch im Schweigeseminar.

Die zweite Staffel kam bei mir im Gegensatz zu vielen Kritikern ein bisschen schwächer weg, die lief nach einem starken Auftakt (der die Emmys für Drehbuch und Regie einbrachte) eher auf stabilen „gut“-Pfaden. Ja, der leicht verwirrte Mr. Hot Priest wird von Andrew Scott („Sherlock“) toll gespielt und dürfte bei den weiblichen Zuschauern besonders gut angekommen sein. Ich fand eben die Geschichten aus Staffel 1 drolliger als diesen großen Liebesbeziehungshandlungsstrang.

GESAMTWERTUNG 

SEASON 1: 5,40 Punkte (gut+) / SEASON 2: 5,13 Punkte (gut)

PREACHER (SEASON 4)

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Und so, meine lieben Schäflein, fand die Geschichte von Jesse Custer und seinen Kumpels Cassidy und Tulip ihr Ende. „Ich bin erschöpft“, sagte der liebe Gott. Herr Starr, der kleine Herr Düsseldorf, strich sich das volle blonde Haar zurück. Arseface unterbrach kurz seine Welttournee. Denn fürwahr, war das ein endkrasser Trip.

Die vierte Staffel der abgedrehten Suche nach Gott, dem heiligen Gral und der Apokalypse wusste wieder einiges aufzubieten. Satte Action gleich zu Beginn, die den Machern wohl so gut gefiel, dass sie kurz darauf eine Wiederholung davon drehten. Egal, ich hatte meinen Spaß! Der Kampf mit Gott, die große Revue-Show zum Weltuntergang, Jesus und Hitler im zähen Ringen am Verhandlungstisch oder die Entführung von Humperdoo – „Preacher“ schmiss dem Zuschauer erneut mehr Schrägheiten ins Gesicht, als man durch konsequentes, lachendes Kopfschütteln ausweichen konnte. Anders als bei „The Boys“ ist das alles so wunderbar drüber, dass Peinlichkeiten und Plattheiten gar nicht wehtun, sondern bei mir den berüchtigten „Was für ein kranker Scheiß!“-Respekt- und Spaßreflex auslösen.

Ausgerechnet zum Finale schien man allerdings das Pulver verschossen zu haben, als einfach mal alle gegeneinander mit Fäusten herumprügeln durften. Die endgültigen letzten Blicke auf den Werdegang unseres Trio infernale entschädigte dann aber doch für diese kleine Ideenlosigkeit. Für mich insgesamt die beste Staffel. So soll es zum Schluss auch sein. Amen.

GESAMTWERTUNG: 5,20 Punkte (gut)

BLACK MIRROR (SEASON 5) 

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Ich habe tatsächlich vergessen, etwas über die letzte Season von Black Mirror zu schreiben, wie mir bei der Durchsicht zum Seriencheck Ranking aufgefallen ist. Der Grund dafür lag wahrscheinlich darin, dass ich sehr ernüchtert bis enttäuscht war.

Striking Vipers: Gleich zum Auftakt die meiner Meinung nach schwächste Episode der ganzen Serie. Bekanntes Thema (Virtual Reality), gähniger Twist, unspannend umgesetzt, ohne Höhepunkte. Ich habe mich gelangweilt. 4,0 Punkte.

Smithereens: Andrew Scott drückt diesem Geiselnahme-Plot durch seine Präsenz und sein schauspielerisches Können den Stempel auf. Wusste mich zu packen, hatte aber keinen „Black Mirror“-Mind-blown-Moment. Solide, gute Unterhaltung. 5,0 Punkte.

Rachel, Jack & Ashlee Too: Miley Cyrus sollte nicht schauspielern und bitte die Finger von Nine Inch Nails-Songs lassen. Vielen Dank im Voraus. Qualität schwankend, ein paar nette Momente ließen mich noch gerade so die 4,5 Punkte zücken.

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend -)

CAROL’S SECOND ACT (SEASON 1)

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Carol Kenney (Patricia Heaton, „Everybody Loves Raymond“, „The Middle“) will es nochmal wissen. Den Lehrerjob ab- und den Ärztekittel angelegt, beginnt sie mit drei weiteren jungen Doktoren (u.a. Lucas Neff, „Raising Hope“) den zweiten Akt ihrer Karriere in einer Klinik. Immer dabei: die gestrenge Ausbilderin Dr. Jacobs, der tüdelig-lustige Chefarzt Dr. Frost (Kyle MacLachlan, „Twin Peaks“) und Dennis, der bedrohlich wirkende Pfleger mit dem großen Herzen.

Klarer Fall von „Ich mag es mögen wollen wegen Patricia Heaton“, aber sollte die von mir sehr geschätzte, auf lang angelegte Serien gebuchte Schauspielerin auch damit auf Dauer Erfolg haben, schlucke ich ein Gastroendoskop und male zeitgleich das Ergebnis mit Ölfarben auf Leinwand. Denn bei aller Liebe, das ist „Scrubs“ in schlecht für das gediegene CBS-Publikum, das man mit Tempo, Spaß und Witz nicht überfordern möchte. Kyle MacLachlans Rolle ist arg peinlich eng an Dr. Kelso angelegt, die Witze verpuffen gerne ins Nichts und die Nebendarsteller liefern so wenig, dass mir gerade beim Schreiben von keinem einzigen der Rollenname eingefallen ist.

Trotz Heaton-Bonus dümpelte es wertungstechnisch mit Mühe auf der 4,0 Punkte-Schiene, mit Episode 5 habe ich dann folgende Diagnose notiert:

SICHTUNG EINGESTELLT   

WATCHMEN (SEASON 1)

watchmen-logo

Angela Abar (Regina King, „The Leftovers“) arbeitet als maskierte Polizistin in einem Amerika einer anderen Zeitlinie. Moment, maskierte Polizistin? Ja, denn dieses Amerika ist gewaltig im Arsch, um es mal vornehm auszudrücken. Zerrissen zwischen linken und rechten Extremisten, regnet es gerne mal Tintenfische auf die Bevölkerung, das Recht liegt in der Hand des Stärkeren, der seit 30 Jahren regierende Robert Redford ist Richard Nixon als Präsident gefolgt und irgendwo in einem edlen Schloss zelebriert Jeremy Irons seltsame Rituale.

Oder kurz gesagt: Damon Lindelof does Lindelof things. Schmeißt uns unvorbereitet in eine Welt mit anderen Regeln und Gewohnheiten, lässt einen verwirrt umherschauen, das Hirn grillen und freut sich darüber eins. Alles innerhalb des Settings der Watchmen-Comics von Alan Moore. Mein erster Gedanke nach der Eröffnungsfolge war dementsprechend:

„Wo habe ich nochmal meine Watchmen-Ultimate Cut-The Complete Story-Blu-ray hingestellt?“. Ich muss da was aufarbeiten und irgendwo 215 Minuten aus dem Wochenende freihalten, um mitreden und -rätseln zu können.

Beinharte Fans der Vorlage sollen die Pilotfolge eher kritisch aufgenommen haben, mich hat die Show aber direkt in ihren Bann gezogen. Das kann nochmal richtig schönes Grübel-, Wunder- und Schocktheater werden wie bei „The Leftovers“. Oder in die Hose gehen. Wie bei der anderen TV-Serie, über die wir nicht mehr reden wollen. Ich bin mal guter Hoffnung, dass Lindelof bei einer eher kurzen Laufzeit (9 Episoden umfasst die erste Staffel) nicht auf zu blöde Gedanken kommt.

ERSTEINDRUCK: 5,5 Punkte (sehr gut)

ERSTEINSCHÄTZUNG: sehr gut – überragend

EMERGENCE (SEASON 1)

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Kommissarin Jo Evans (Allison Tolman, „Fargo“) findet an einer angeblichen Absturzstelle ein kleines Mädchen, aber kein Flugzeug mehr. Mysteriös! Zudem scheinen geheimnisvoll böse Menschen hinter der Kleinen her zu sein. Mysteriös! Irgendwas stimmt mit ihr auch nicht oder weshalb sonst puhlt sie sich ausserirdisch wirkendes Elektrogelump aus der Haut? Mysteriös, mysteriös!

Da habe ich wegen Molly Solverson und Dr. Turk reingeschaut. Beziehungsweise Allison Tolman und Donald Faison. Ist aber leider eher „besorgte Eltern“-Mystery ohne richtigen Punch. Geht es dem Kind gut? Weshalb jagen die das Kind? Was macht denn das Kind jetzt? Die Episode mit den sagenhaft beeindruckend schlechten CGI-Roboterwachhunden hat mich endgültig den Abschaltknopf drücken lassen.

SICHTUNG EINGESTELLT

MIXED-ISH (SEASON 1)

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Die Jugendjahre von Rainbow „Bo“ Johnson als Spin-Off zu „Black-ish“ mit Schwerpunkt 80er Jahre, black culture und Mischehe.

Der Darsteller von Rainbows Vater ist halt kein Anthony Anderson, der Bruder von Bo nervt mich auch als Kind dezent, ansonsten geht es allerdings in Ordnung. Die Achtziger sehe ich ja immer gerne verarbeitet, Gary Cole („Veep“) als Schwiegervater und Christina Anthony als Tante setzen die Akzente, da bleibe ich mal noch dran. Okay-ish.

DURCHSCHNITTSWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend)

MR. ROBOT (SEASON 4)

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Mr. Robot v4, final update: Jetzt geht’s Redrose an die Bluse! Für mich als Zuschauer ein gut überschaubares Ziel nach der verwirrenden zweiten Staffel, die ihrerseits von Season 3 erfreulicherweise jedoch etwas zurechtformatiert wurde. Showrunner Sam Esmail zielt direkt im Auftakt ins Emotionskontor und lässt einen kaltblütigen Mord auf die Fans los, der noch ein paar Umdrehungen hängenbleibt. Die bisher letzte Folge zeigte wieder viel Computerhacking und sehr wenig Dialoge, eines der Gebiete, auf der die Show bei mir immer punkten konnte. Von meiner Seite ein Daumen hoch bisher, auch wenn ich die Rolle von Dominique DiPierro weiterhin für überflüssig halte.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH FÜNF EPISODEN: 5,40 Punkte (gut+)

ERSTEINSCHÄTZUNG: gut – sehr gut 

SILICON VALLEY (SEASON 6)

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Final Update leider auch im Hause von Pied Piper. Ich bin jetzt schon in trübseliger „Schade, dass es wirklich vorbei sein soll“-Stimmung wie vor ein paar Monaten bei „Veep“. Was werde ich diese Chaoten vermissen. Die letzte Staffel hat gezeigt, dass das Qualitätsniveau auch nach dem Abgang von T.J. Miller hochgehalten wird. Und für die ersten beiden Episoden durfte ich bisher zweimal 5,5 Punkte in die Datenbank eintragen. Läuft stabil als hätte es Gilfoyle an einem Wochenende in Abwesenheit von Dinesh durchprogrammiert. Ich rechne mit einem Absturz eher bei mir, wenn wirklich die letzte Folge ausgeliefert wird. Error: nerd humor emptiness incoming.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH ZWEI EPISODEN: 5,60 Punkte (sehr gut)

 

119 (Februar 2019)

10 Feb

Der erste Seriencheck im neuen Jahr kommt zweigeteilt. Hier und jetzt zuerst einmal die abgeschlossenen Serien, dann die Neulinge, schließlich der Blick auf die Seasonstarts.

LEMONY SNICKET’S A SERIES OF UNFORTUNATE EVENTS SEASON 2 & 3  

lemony

Werte Wegguckenden,

die Geschichte der Baudelaire-Waisen nahm – das weiß ich mittlerweile, da ich entgegen der eindringlich gesungenen Anweisung im Vorspann doch hingeschaut habe – kein gutes Ende. Sondern ein nur befriedigendes. Jedenfalls nach meinen Wertungsmaßstäben. Diese orientieren sich an knallharten Richtlinien wie: „Wie schräg ist das Setting?“, „Wie seltsam sind die Charaktere?“, „Hat Count Olafs Verkleidung genug Geschmacksübertretungsflair?“ und „Wie goldig brabbelt Sunny Baudelaire?“.

Staffel 2 fing überzeugend an, hatte mit der „The Ersatz Elevator“-Geschichte feat. Tony Hale („Veep“, „Arrested Development“) ein echtes Highlight, ließ zum Ende der 10 Episoden allerdings etwas nach und entließ den Zuschauer mit einem nur in Ordnung gehenden, wenig enthüllenden Finale in die Pause. An welches die dritte, mit 7 Folgen verkürzte Staffel direkt anknüpfte, jedoch kaum neue Charaktere einführte, sondern die bekannten wieder hervorkramte. Erst zum Finale hin konnte ich wieder die 5,0 Punkte zücken. Count Olaf alias Neil Patrick Harris („How I Met Your Mother“) schwächelte an einigen Stellen, seine neue Freundin Esmé Squalor nervte dann doch mit der Zeit und die eher als Beiwerk dienende Bösewicht-Entourage wurde recht unglamorös rausgeschrieben. Immerhin kann ich den Schluss als gelungen bezeichnen, da durfte man unbesorgt den Blick darauf richten und erleichtert aufseufzen.

GESAMTWERTUNG SEASON 2: 4,90 PUNKTE (befriedigend)

GESAMTWERTUNG SEASON 3: 4,71 PUNKTE (befriedigend)

LUTHER SEASON 5

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Der „sexiest man alive“ Idris Elba ermittelt wieder. In London. Im grauen Woll-Trenchcoat. Im hart gebrauchten Volvo. Einerseits will einem Serienkiller mit unschönem Hang zur Opferausweidung das Handwerk gelegt werden, zum anderen arbeitet sich Luther am Schicksal einer nur allzu bekannten Freundin ab.

Den letzten Satz habe ich zugegeben 1:1 aus meiner Besprechung der 4. Staffel kopiert, er passt aber halt auch erneut. Die diesmal vier Episoden guckte ich innerhalb eines Tages runter, was bereits für eine gewisse Qualität spricht. Besonders positiv sind mir dabei in diesem Jahr die Gegenspieler unseres DCI hängengeblieben: Enzo Cilenti und Hermione Norris als Ehepaar Lake sowie Patrick Malahide als Gangsterboss George Cornelius. Spannender Krimi, Luther mit ordentlich Ärger an der Backe, solide Kill-Quote, gewohnt gute Unterhaltung. Gerne wieder (um den eBay-Wertungswitz meines letzten Luther-Reviews wieder aufzugreifen).

GESAMTWERTUNG: 5,35 Punkte (gut)  

 
I FEEL BAD SEASON 1

IFeelBad

Zeitig abgesetzt, aber immerhin wurden alle 13 abgedrehten Episoden über den Sender geschickt (wenn auch die letzten beiden tief in der amerikanischen Nacht) – keine Selbstverständlichkeit mehr heutzutage.

Ich war gerne zu Gast bei der überforderten Emet, ihrem Gatten David, den beiden Kindern zuhause und den großen Geek-Kindern auf der Arbeit. Was sich in immerhin 9 mit „gut“ bewerteten Episoden widerspiegelte. Fiese Ausreißer nach unten gab es keine und wer mit dem Konzept der Familiencomedy plus Job-Huddel à la „Man With A Plan“ noch etwas anzufangen weiß, darf „I Feel Bad“ ruhig eine Chance geben – so er denn die Show irgendwo findet.

GESAMTWERTUNG: 4,84 Punkte (befriedigend)

MURPHY BROWN SEASON 11

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Berichterstatterin Murphy Brown gegen FakeNews-König Donald Trump, das war die Ausgangssituation  und der Grund für die Wiederbelebung der Show, die davor letztmals 1998 lief. Wer sich daran noch erinnern konnte (der Autor hebt, über sein Alter grübelnd, die Hand) kann einiges an Nostalgiebonus aus den neuen Folgen ziehen. Auch die Auseinandersetzungen mit dem orangenen Dickkopf und seiner Clique aus Politik und TV bescherten mir zu Beginn einiges an Amüsement, mit der Zeit nutzte sich das Konzept allerdings doch ab und lieferte zu pathetisches „Hilfe, der Journalismus wird angegriffen!“-Theater. Das wurde zwar immer wieder abgefangen, so dass die entsprechenden Folgen immer noch ordentliche Unterhaltung darstellten. Ob es weitergeht, steht aktuell nicht fest, die Zuschauerquoten jedenfalls waren nicht berauschend.

GESAMTWERTUNG: 4,84 Punkte (befriedigend)

RAY DONOVAN SEASON 6

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In der sechsten Staffel setzt es ordentlich auf die Fresse. Das gab es die vorigen Ausgaben zwar auch, aber diesmal knüppelt es eher gegen Ray Donovan als von ihm ausgehend.

Es fällt mir jedes Jahr schwer, an den Abenteuern der Gebrüder Donovan etwas herumzukritisieren. Wer die raue, irischstämmige Truppe in sein Herz geschlossen und sie durch alle Krisen begleitet hat, wird mit der fixer story-drama-crime-family-Mischung durchgehend gut bedient. Und selbst wenn es mal schwächelt, haut die Show darauf eine Folge raus, die einem in Erinnerung bleibt. Wie jene, in der die gesamte Familie einen Tatort erstellt und dann gemeinsam aufräumt. Beim heiligen 10 kg-Bleichmitteleimer! Die siebte Staffel ist bereits abgesegnet und mit Sicherheit fallen mir dann auch keine wirklich negativen Punkte ein.

GESAMTWERTUNG: 5,11 Punkte (gut)

THE MARVELOUS MRS. MAISEL SEASON 1

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Da verlinke ich sogleich mal rüber zu meinem geschätzten Bloggerkollegen bullion, der mich mittlerweile in einigen Serien überholt hat und voll des Lobes ist für die neue Show der „Gilmore Girls“-Erfinderin Amy Sherman-Palladino.

Ich hatte zunächst nur die erste Folge gesehen und obwohl ich es gefällig fand, schaute ich nicht direkt weiter. Der mitguckende Bruder nörgelte herum am 50er-Jahre-Setting, am Stand-Up-Comedy-Thema, an der deftigen Sprache und wahrscheinlich hat er wegen der nicht eingeschalteten Untertitel den Großteil der rasanten Dialoge nicht mitbekommen.

Ende letzten Jahres fand ich dann Zeit für den nächsten Sichtungsversuch und ja, Rachel Brosnahan ist eine wunderbar frisch-knuffige Besetzung, ihre Agentin Susie (Alex Borstein, „Family Guy“) trumpft mit herrlich bockigen Kommentaren auf, Stand-Up-Comedians habe ich ja schon immer bewundert, weshalb das Setting für mich zündete und last but not least kann ich endlich wieder Tony Shalhoub („Monk“) in einer tollen Rolle – als ständig ob des Lebenswandels seiner Tochter unangenehm berührter Vater – genießen. Summa summarum langt es bei mir noch nicht für die ganz große Wertungspointe, Mrs. Maisel landet aber sicher auf der „Darf gerne wieder auf die Bühne kommen“-Liste. Und die zweite Staffel soll laut absolut vertrauenswürdiger Expertenmeinung noch ein Stück besser ausgefallen sein.

GESAMTWERTUNG: 5,23 PUNKTE (gut)

BLACK MIRROR: BANDERSNATCH

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Wir schreiben das Jahr 1984, der Blütezeit englischer Videospiele für Sinclair ZX Spectrum und Commodore 64. Wir begleiten Stefan Butler, einen jungen Programmierer, der einen Fantasy-Abenteuerroman in ein Videospiel adaptiert. Der Kniff: Ähnlich wie im namensgebenden Spiel hat der Zuschauer in regelmäßigen Abständen neue Entscheidungen zu treffen, die die Handlung vorantreiben.

Ich als mittlerweile gefühlter Geek-Opa kann mich noch an die Ausgaben der Happy Computer- Sonderhefte mit Heinrich Lenhardt, Boris Schneider, Martin Gaksch und Anatol Locker erinnern, in denen die damaligen Videospiele aus dem britischen Königreich getestet wurden. Von daher hatte mich der neueste Black Mirror-Streich aus der Feder von Charlie Brooker vom Schauplatz her direkt auf seiner Seite. Weiterer klarer Pluspunkt: der 80er-Jahre-Soundtrack. Der weniger von Nostalgie umwaberte Gamer in mir gibt aber zu bedenken, dass ihm interaktive Geschichten noch nie so richtig gemundet haben. Ich will – sei es in Spiel oder Film – lieber eine lineare, aber dafür auf das bestmöglich unterhaltsame Ergebnis fokussierte Geschichte haben.

Eben daran hakt es letztlich auf bei „Bandersnatch“, denn die Auswahloptionen sind nicht sonderlich spektakulär und laufen gerne in dieselbe Richtung. Verständlich, denn wer kann schon komplett auseinanderlaufende Storybögen stricken, die am Ende Stoff für vier bis fünf Filme bieten?

Und so bleibt diese Ausgabe von „Black Mirror“ ein nettes Experiment in einem für Fans der Ära interessanten Setting, dem leider doch die Schlagkraft abgeht, die Booker in früheren Episoden der Reihe ausgepackt hat.

GESAMTWERTUNG: 5,0 PUNKTE (gut)

113 (Januar 2018)

29 Jan

Es hat gedauert, es ist spät geworden, doch nun kann ich mit Stolz in der Stimme den 3-5 Lesern dieser Rubrik und den Hunderten von Suchanfragen-Bots verkünden: „Da isser wieder, der Seriencheck“.

MR. ROBOT (SEASON 3)

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Das Hacker-Drama um Elliot Alderson hatte bei mir stark mit den Nachwehen der 2. Staffel zu kämpfen. Da blickte ich nämlich zum Finale so dermaßen wenig durch, dass ich mich jetzt noch nicht dazu aufraffen könnte, eine Zusammenfassung aus mir herauszuholen. Wahrscheinlich war ich da nicht der Einzige, denn Schöpfer Sam Esmail hat sich in dieser Staffel darauf besonnen, wieder mehr Struktur und Übersichtlichkeit reinzubringen. Weshalb er als Ziel und Motto den großen Reset ausrief, um niemanden mit zu vielen Neuheiten zu verwirren.

Season 3 ist gut angebunden an die starke Debütstaffel, beleuchtet einige Lücken in der bisherigen Story, setzt auf die bekannten Charaktere und wirft mit dem von mir hochgeschätzten Bobby Cannavale („Boardwalk Empire“, „Vinyl“) nur eine bedeutende neue Figur in den Ring. Qualitätsmäßig liegt man damit durchgehend im grünen Bereich von 5 – 5,5 Punkten, nur die Auftaktepisode blieb für mich eine Stufe darunter. Es sind also wieder richtig starke Episoden dabei, weshalb ich insgesamt das dritte Jahr des Wirkens von Mr. Robot all jenen empfehlen kann, die der Serie nochmal eine Chance geben wollen. An die glorreichen Momente der ersten Season kommt man aber nicht heran.

GESAMTWERTUNG: 5,25 PUNKTE (gut)

THE ORVILLE (SEASON 1)

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Okay, da setze ich mich mit meiner Wertung wahrscheinlich in die Nesseln. Mistgabeln mögen geschärft, Fackeln angezündet, Schlagringe aufgezogen, Trolle tagelang bei Wasser und Brot gehalten werden. Aber ich kann’s nicht ändern. Ich fand „The Orville“ nicht sonderlich gut.

Im Netz und im Bekanntenkreis wird Seth MacFarlanes Hommage an „Star Trek: Next Generation“ gelobt und gepriesen: Keine Starfleet-Steifheiten, herrlicher, gut dosierter Humor, tolle Geschichten, liebenswerte Charaktere. Manch einer hat die Show sogar schon zum „besseren Star Trek“ ausgerufen.

Nee. Ist es nicht. Aber dass ich alle Folgen gesehen habe, spricht schon dafür. dass zumindest gute Ansätze vorhanden sind. Es gibt Gags, Situationen und lockere Sprüche, die mir absolut ein Schmunzeln entlockt haben. Ich mag Lt. Cmdr. Bortus und Yaphit mit all ihren Seltsamkeiten. Von der Optik kommt feinstes Next-Generation-Feeling auf. Aber ich hatte nur eine Episode (1×04 If The Stars Should Appear), die ich mit 5 Punkten bewerten konnte, weil alles stimmte, einem die Story nicht bekannt vorkam und nichts nervte. Alle anderen Folgen hatten mindestens den einen Moment, in denen ich zum Jean-Luc-Picard-Gedächtnis-Facepalm ansetzen wollte. Mal ging ein Witz daneben, mal kopierte man schlecht, mal riss man Plotholes auf oder rettete sich schnöde simpel mithilfe des Drehbuchs. Anders gesagt: Man konnte die Uhr danach stellen, irgendwann würden Seth & Co mich als Zuschauer rausreißen, indem sie einen raushauen. Ob ich die nächste Staffel schauen werde? Wahrscheinlich. Weil ich mich dann wieder darüber aufregen kann.

GESAMTWERTUNG: 4,38 PUNKTE (durchschnittlich)

THE END OF THE F***ING WORLD (SEASON 1)

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17 Jahrrr‘, Welt im Arrrsch, so stand sie vor mir„, hätte der gott-hab-ihn-selige Udo Jürgens gesungen, wenn er noch in den Genuss von „The End Of The F***ing World“ gekommen wäre. Denn die beiden Protagonisten der Show sind beide in diesem Alter und dafür, nun ja, schon ziemlich fertig mit der Welt. James (Alex Lawther, „Black Mirror“) etwa ist sich sicher, ein Psychopath zu sein und will einen Menschen töten. Wie gut, dass sich da Alyssa (Jessica Barden, „Penny Dreadful“) anbietet, die ihrem Kaff und ihrer Familie entfliehen will. Gemeinsam begibt sich das Teenie-Pärchen auf eine schräge Reise.

Netflix hat diese für den britischen Channel 4 produzierte Show in sein Program aufgenommen und ich wäre wirklich gerne bei dem Pitch und der heftigen Abwinkewedelei von anderen Sendern dabeigewesen. Denn „The End Of The F***ing World“ ist ein rabenschwarzer Roadtrip, eine vor Absonderlichkeiten triefendes Abenteuer mit einem guten Schuss Trübsinnigkeit und deshalb ganz anders als die gewohnte Sendekost. Die 8 Folgen à 20 Minuten lassen sich schnell und sehr unterhaltsam weggucken, sofern man mit dem Setting etwas anfangen kann. Mir jedenfalls sind die beiden Jungdarsteller schnell ans dunkle Herz gewachsen, ihre – oft mit Indie-Songs musikalisch unterlegten – Erlebnisse haben mich für das seltsame Pärchen eingenommen und der Humor (ihr kommt nicht drauf, welche Farbe) greift auch nicht zu kurz. Ein Sonderlob möchte ich noch für das Ende aussprechen, das so rund gelungen ist, dass ich trotz meiner Sympathie für die Show keine Fortsetzung sehen wollen würde.

GESAMTWERTUNG: 5,45 PUNKTE (sehr gut)

BLACK MIRROR (SEASON 4) 

Weil „Black Mirror“ stets separate Geschichten erzählt, bietet sich zunächst einmal eine Einzelbewertung an. Die fiel für diese Staffel wie folgt aus:

4×01 USS Callister 5,5 Punkte (sehr gut)

4×02 Arkangel 4,5 Punkte (befriedigend)

4×03 Crocodile 5,0 Punkte (gut)

4×04 Hang The DJ 5,5 Punkte (sehr gut)

4×05 Metalhead 5,0 Punkte (gut)

4×06 Black Museum 5,0 Punkte (gut)

Der Kenner sieht sofort: Die dicken Highlights sind rarer gesät als üblich. Was damit zusammenhängt, dass mir bei einigen Episoden der fiese Schlag in die Magengrube fehlte, der bisher ja so etwas wie das Markenzeichen der Dystopie-Serie bildete. Obendrauf kommt dann noch, dass einige Zukunftsszenarien bereits früheren Folgen durchgespielt wurden. Dem durchaus packend inszenierten „Metalhead“ fehlt eine Geschichte, „Arkangel“ behandelt ein interessantes Thema, um dann unspektakulär zu enden und „Black Museum“ dreht für meinen Geschmack zu sehr an der Schrägheitsschraube. Alles Punkte, die die Episoden weiterhin unterhaltsam sein lassen, aber letzten Endes verhindern, dass „Black Mirror“ dieses Jahr über ein „gut“ hinauskommt.

 

GESAMTWERTUNG: 5,18 PUNKTE (gut)

CURB YOUR ENTHUSIASM (SEASON 9)

Da kann ich mich kurz fassen, bei meinem Eindruck der ersten sieben Folgen im letzten Seriencheck habe ich ja schon das meiste geschrieben. Larry David hat die Pause gut getan, der alte Mann bringt wieder beachtliche und bekopfklatschenswerte Leistungen in den Kerndisziplinen Fremdscham, Eskalation und Nervigkeit. So gelingt erfreulicherweise der Sprung kurz vor der Grenze zum „Sehr gut“ (im Vergleich dazu bekam Season 8 aus dem Jahr 2011 von mir nur 4,70 Punkte). Unter den Umständen darf die Show von meiner Seite aus gerne demnächst ihr zweistelliges Jubiläum feiern.

GESAMTWERTUNG: 5,40 PUNKTE (gut)

THE WALKING DEAD (S08E01-S08E08) 

Selten habe ich zwei Folgen einer TV-Serie so lange vor mir hergeschoben wie bei „The Walking Dead“. Zwei Folgen standen noch bis zur traditionellen Halbzeitpause an und ich wollte einfach nicht. Zu sehr hatte mir das bisher Gesehene zugesetzt, mich betäubt, meine Hoffnungen auf eine gute Season zerstört.  Da läuft nichts mehr, das irrt nur noch ziellos umher und schickt den Zuschauer in die verdiente Müdigkeit.

Und was soll ich sagen? Die Episoden „Time For After“ und „How It’s Gotta Be“ haben es auch nicht mehr rausgerissen. Ladies and gentlemen, werte Zombies: Das hier ist die mit Abstand schlechteste Staffel der Untoten-Saga. Selbst das für die letzten Minuten des Finales aufgebaute schicksalhafte Drama um eine Figur hat mich so kaltgelassen wie Eugenes Versuche, witzig und eloquent zu wirken. Ich gucke das nur wirklich noch noch weiter, um zu sehen, wie tief sie die Show noch in die Scheiße reiten können.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 8 EPISODEN: 3,88 PUNKTE (unterdurchschnittlich)

L.A. TO VEGAS (SEASON 1)

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Jedes Wochenende fliegen Menschen von L.A. ins Spielerparadies Las Vegas. Was auf den Hin- und Rückflügen an komischen Geschichten passiert, erzählt diese FOX-Serie.

Gags im Flugzeug? Da denke ich natürlich sofort an die herrlich bescheuerten „Airplane!“-Filme, weshalb ich für „L.A. To Vegas“ im Direktflug empfindlich war. Dylan McDermott („American Horror Story“, „The Practice“) als eingebildeter Pilot gibt schon was her, Peter Stormare („American Gods“) sehe ich eh immer gerne, dazu werfen sich Steward (Nathan Lee Graham, „Zoolander“) und Stewardess (Kim Matula, „UnREAL“) ein paar zynische Dialoge zu – das reicht nach den ersten vier Episoden, um im höheren 4-Punkte-Bereich und damit auf meiner Comedy-Serien-Guckliste zu landen. Falls man allerdings an stabiler Flughöhe verlieren sollte, wird umgehend äh…umfliegend gecancelt.

 
DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 4 EPISODEN: 4,83 PUNKTE (befriedigend)

THE X-FILES (SEASON 11)

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Bringen wir es knallhart auf den Punkt: „Akte X“ funktioniert in seiner jetzigen Form als eigene Karikatur eindeutig am besten. Die Finalfolgen der letzten Staffel waren mit das Schlechteste, was ich mir im vergangenen Jahr anschauen durfte. Ich werfe da nur Stichwörter wie „wilde, wirre Aneinanderreihung von Verschwörungstheorien“, „schlecht
inszenierte Apokalypse“, „dezent lächerliche Rettung“ und „Cliffhanger zum Kopfschütteln“ in die Runde.

Der Auftakt zur nun 11. Staffel versucht die Wogen zu glätten, aber es fehlt mir in jeder Episode stets ein gutes Stück (sei es in Sachen Inszenierung, Logik oder schlicht der Story), um von einer rundum gelungenen Ausgabe zu sprechen. Ausnahmen: Wenn man für die alten Fans Charaktere wie Langley auftreten lässt oder eben in einer Folge wie „The Lost Art Of Forehead Sweat“ sich selbst und die eigene Show nicht mehr auch nur ansatzweise ernst nimmt, sondern sie stilvoll aus dem Rahmen fallend verulkt.

Letzterer Episode hat die Staffel den bisher noch hohen Durchschnittswert zu verdanken. Nicht auszuschließen, dass die verbleibenden Folgen wieder einiges einreißen.



DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 4 EPISODEN: 4,93 PUNKTE (befriedigend)

103 (November 2016)

24 Nov

Seit dem Wahlsieg von Donald Trump sehe ich viele meiner geliebten US-Serien mit anderen Augen. „Designated Survivor“ wirkt wie eine hoffnungsvolle Alternativwelt, die Figuren in „Veep“ scheinen mir plötzlich zu kompetent und daher unrealistisch. Frank und Claire Underwood aus „House Of Cards“? Peinliche Streber mit gehobenem Wortschatz und intrigantem Geschick, die sich lächerlich viel anstrengen müssen, um die politische Leiter zu langsam zu erklimmen. Und schließlich bieten „BrainDead“ oder das weiter unten besprochene „People of Earth“ plötzlich scheinbar logisch valide Erklärungsmöglichkeiten für das, was vor knapp 2 Wochen geschehen ist.

An der Realität noch am nächsten war Charlie Brooker mit der Episode „The Waldo Moment“ aus „Black Mirror“, in der ein animierter Teddybär mit aggressivem Anti-Politik-Klamauk den Wahlkampf auf der britischen Insel aufmischte. Und mit Brookers neuesten Erzählungen fangen wir dann auch an:

BLACK MIRROR (SEASON 3) 

blackmirror

Die dritte Staffel der Techno-Dystopie präsentiert -für den bisher üblichen Umfang- beinahe verschwenderische 6 Folgen. Diesmal werden US-TV-Gucker einige bekannte Gesichter entdecken, wie etwa Bryce Dallas Howard („Jurassic World“), Alice Eve („Star Trek“), Jerome Flynn („Game of Thrones“), Mackenzie Davis („The Martian“) oder Kelly McDonald („Boardwalk Empire“). Die Bandbreite bleibt weit gefächert, von Social Media-Extremen über 80er Jahre-Reminiszenzen, Virtual Reality bis hin zu einem waschechten Kriminalfall mit ungewöhnlicher Täterschaft.

„Black Mirror“ war, ist und bleibt eine großartige Serie, Charlie Brooker der Erzählmeister des bedrohlich zukunftsnahen Katastrophenszenarios. Der Kerl hat mich diesmal bei einer Episode wie mit dem Hammer erschlagen zurückgelassen, einmal musste ich sogar zum Ende meine Tränendrüsen mit beiden Händen sanft abdrücken. Die Serie wirft nicht mit alles überbordenden Special Effects um sich, schafft es aber, eine durchgehend runde Visualisierung anzubieten, während die Geschichten selbst immer wieder zum Nachdenken anregen, nachdem der Bildschirm schwarz geworden ist. Insgesamt zog ich einmal die 5, viermal die 5,5 und einmal die 6 Punkte. Bei zwei, drei zusätzlichen Episoden hätte die Show daher wohl die Höchstwertung knacken können. Es bleibt die Vorfreude auf die 4. Staffel, die 2017 an den Start geht und bereits zusammen mit dieser Season geordert worden war. HBO wusste also, dass Brooker wie gewohnt abliefern würde.

 GESAMTWERTUNG: 5,80 Punkte (sehr gut)

FREQUENCY (SEASON 1)

frequency

NYPD-Ermittlerin Raimy Sullivan (Peyton List) findet bei einem Abstecher in die Garage ihres Elternhauses heraus, dass sie mit dem dort herumstehenden Amateurfunkgerät Kontakt zu ihrem vor 20 Jahren verstorbenen Vater Frank aufnehmen kann. Bei dem Versuch, den Tod von Daddy zu verhindern, verändern beide die heutige Zukunft und sorgen für neue Probleme. Basierend auf dem Film „Frequency“ mit Dennis Quaid und Jim Caviezel.

Hat mich zu Beginn emotional doch gut am Schlawittchen gepackt, dieses Polizei-SciFi-Drama. Das gelang allerdings auch schon der Filmvorlage aus dem Jahr 2000. Mit Zeitlinienveränderungskrams hat man mich eben stets fix an der Aufmerksamkeitsangel. Mittlerweile, nach 6 Episoden, hat sich unser Verhältnis jedoch ein wenig abgekühlt, sind die 4,5 Punkte eher die Standardwertung denn die zu Beginn gezogenen 5 Punkte. Der Haken liegt darin begraben, dass Raimy im Jahr 2016 die ausgelösten Folgen des Funkgemauschels zu spüren bekommt, ihr Gehirn sich allerdings an sowohl die veränderte als auch die originale Zeitlinie erinnern kann. Das eröffnet den Autoren natürlich diverse Hintertürchen, falls sie sich in den temporälen Strängen mal verheddern sollten. Aktuell verlässt „Frequency“ zudem desöfteren den Hauptschauplatz und verliert sich in Nebenmissionen. Ich bleibe noch dran, aber falls es wertungsmäßig nicht mehr hochgehen sollte, kann es gut sein, dass Raimy mit verkniffenem Gesicht alleine in Gegenwart und Vergangenheit rumschnüffeln muss.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 6 EPISODEN: 4,67 Punkte (befriedigend)

MAN WITH A PLAN (SEASON 1)

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Kommen wir zu leichterer Kost: Adam Burns (Matt LeBlanc) muss sich um seine Kinder kümmern, weil seine Frau wieder arbeiten geht. Selbstverständlich überfordern ihn die kleinen Engel schnell, die Verpflichtung, als Elternteil in der Schule Aufgaben zu nehmen, endet in diversen Kabbeleien mit dem leitenden Personal und gegenüber der Ehegattin müssen die ganzen Fehltritte verheimlicht oder im schlimmsten Fall ausgebügelt werden.

Ist nett und schnell weggeguckt. Ich höre bereits die kritischen Stimmen: „Aber Ini, das ist doch strunkenlangweiliger Uralt-Comedy-Scheiß mit dummem Laugh-Track, abgeschmackten Familiengeschichten, ohne das Aufgreifen moderner Trends, sexuelle Selbstfindungsthemen und bar jeder seelischen Tiefgründigkeit!„. Mir doch egal. LeBlanc zieht desöfteren den Joey-Charme aus den Mundwinkeln hervor, mit Kevin Nealon („Weeds“) spielt ein gestandener Comedian die Nebenrolle des Bruders, die Verwicklungen locken mir ab und an ein sanftes Grinsen ins Gesicht. Zudem läuft die Show im Doppelpack mit „Kevin Can Wait“, wobei das neue Vehikel von Kevin James derzeit die Nase gut einen halben Wertungspunkt vorne hat. Wer’s nicht sehen will, möge den nächsten beiden Shows eine Chance geben, die bei mir zum Teil deutlich durchgefallen sind.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 4 EPISODEN: 4,60 Punkte (befriedigend)

THE GREAT INDOORS (SEASON 1)

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Reporter, Globetrotter und Naturmensch Jack Gordon (Joel McHale, „Community“) muss sich mit der digitalen Welt auseinandersetzen, als sein Boss Roland (Stephen Fry, britischer Nationalschatz und braucht daher keine Seriennennung) ihn beauftragt, zusammen mit einer Schar junger Hipster-Hüpfer mit permanent eingeschaltetem Social-Media-Gerät an den Fingerspitzen ein Outdoor-Magazin zu einem Erfolg werden zu lassen.

Die Prämisse erinnert durchaus an „The Big Bang Theory“. Zwei eigentlich unvereinbare Welten treffen aufeinander, hier eben Natur versus Millenials statt Geeks versus Frauen. Leider überspringt „The Great Indoors“ die guten ersten Staffeln von BBT und steigt direkt bei dessen nervig unspaßigen Episoden der Neuzeit ein. Ich wollte die Show allein schon wegen der beiden im ersten Absatz erwähnten Comedy-Namen wirklich mögen, aber mehr als zwei Folgen habe ich davon nicht ausgehalten. Den hyperaktiven, hibbeligen Twitter- und Facebook-Sklaven um Christopher Mintz-Plasse hätte ich desöfteren gerne einen Breitbandanschluss hochkant in den Mund gestopft und die elektrische Spannung auf Anschlag gedreht. Das macht der Show die Sache mit meiner Bindung als Zuschauer naturgemäß bereits schwierig, aber wenn dann selbst die Gags für McHale und Fry nicht zünden wollen, hat es schlicht keinen Sinn dranzubleiben.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 3,5 PUNKTE (unterdurchschnittlich)

Sichtung eingestellt

PEOPLE OF EARTH (SEASON 1)

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Journalist Ozzie (Wyatt Scenac, „The Daily Show“) berichtet über ein Treffen mit UFO-Entführungsopfern und muss nach einem Unfall mit einem Hirsch feststellen, dass an dem Gemurmel über graue, reptiloide und weißhaarige Aliens doch etwas dran sein könnte. Meint jedenfalls der Hirsch, der fortan zu ihm spricht.

Eine weitere TBS-Comedy aus der Produktionsfirma von Conan O’Brien. Wie schon das vor ein paar Checks besprochene „Wrecked“, was bekanntlich „Lost“ in lustig sein sollte. „People of Earth“ könnte man entsprechend als „X-Files: The Comedy“ bezeichnen. Die Show hat ihre ordentlich seltsamen Momente, sucht aber nicht konsequent den Weg zum nächsten Gag, sondern hängt während einer Folge dann gerne mal humortechnisch länger durch. Das hätte man besser, sprich: lustiger machen können angesichts des Materials, das die Entführungsgläubigen mit ihren Geschichten und die Aliens selbst offerieren. So landet die Show, ähnlich wie „Wrecked“, bei mir in der Schublade „Schade, aber Potenzial nicht ausgeschöpft“.  Die Folge: „People of Earth“ ist wegen des knallharten Konkurrenzkampfes von meiner Guckliste der Comedy-Serien geplumpst.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 3 EPISODEN: 4,33 Punkte (durchschnittlich)

Sichtung eingestellt

DIRK GENTLY’S HOLISTIC DETECTIVE AGENCY (SEASON 1)

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Den berühmten Detektiv zwischen Raum und Zeit aus der Feder von Douglas Adams hatte ich 2012 in der BBC4-Fassung (damals noch mit Steven Mangan, „Episodes“) verfolgt. Ich weiß selbst nicht mehr, weshalb mir nach dem Piloten die beiden weiteren Episoden entgangen sind, denn was damals gesehen, konnte durchaus überzeugen. Schön schräg, verquer und mit britischem Humor gewürzt.

Hier soll es aber nun um die BBC America-Fassung mit Elijah Wood („Lord of the Rings“) und Samuel Barnett („Penny Dreadful“) in der Hauptrolle gehen. Nach zwei Folgen fällt der Eindruck gemischt aus. Barnett mit seinem dandyhaften Auftreten setzt einen guten Ton, aber drumherum wirkt es mir zu chaotisch und zu wirr, viele Nebencharaktere sind zu überdreht, als Zuschauer wird man von den einzelnen Storyfragmenten, die sich wohl erst später zu einem Ganzen zusammensetzen, leicht überfordert. Wood selbst bringt meiner Meinung nach zu wenig in die Show ein, seine Figur hätte man fast auch weglassen können. Summa summarum reicht das wohl eher nicht, um mich weiterhin zum wöchentlichen Einschalten zu bewegen. Absetzen möchte ich „Dirk Gently“ noch nicht, vielleicht funktioniert die Show besser, wenn man sie am Stück sieht.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 4,25 Punkte (durchschnittlich)

 

HUMANS (SEASON 2)

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Die Androiden mit den starren Augen sind wieder da! Und haben ein Problem namens „Westworld“, das sich bekanntermaßen ebenfalls mit dem Thema „Roboter auf dem Weg zur Menschwerdung mit Gefühlen und so“ befasst. Dazu noch in edler Aufmachung und im Western-Setting, wo es auch gerne actionmäßig rund gehen kann. Nicht nett, nicht fair, dass „Humans“ dagegen etwas abstinkt, zumal man mit der ersten Staffel gute und zum Nachdenken anregende Unterhaltung abgeliefert hat. Aber das Alleinstellungsmerkmal ist nun mal eben futsch, weshalb ich dem Saisonauftakt leider nicht mehr als ein Okay geben konnte. Weitere Zukunft unbekannt.



[Was ich schon bei der ersten Staffel noch unbedingt loswerden wollte: Immer, wenn ich Tom Goodman-Hill (auf dem Bild rechts außen) sehe, muss ich an den Hauptcharakter aus dem Double-Fine-Adventure „Broken Age“ denken. Als Tipp, falls das mal jemand verfilmen will.] 

SAISONSTARTWERTUNG: 4,5 Punkte (befriedigend)

THE WALKING DEAD (SEASON 7) 

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Alle schimpfen auf Negan, den Anführer der Saviors und fiesen Baseballschläger-Terrorfürsten mit Hang zur Schädelkomplettzertrümmerung. Was ich so in Foren lese, wird der ihn spielende Jeffrey Dean Morgan („Watchmen“) gerne als „Joker für Hartz4-Empfänger“ verspottet und der Auftakt zur siebten Staffel allein seinetwegen bereits als schlechteste Season bisher gebrandmarkt.

Sehe ich nicht so. Die erste Episode, puh, hat schon heftig reingehauen. War selbst mir eine Spur zuviel, hat sich allerdings auch eingebrannt. Danach beruhigte es sich und ich selbst bin mit dem Verlauf bisher qualitativ sehr zufrieden; das läuft derzeit sicher auf der 5,0 – 5,5 Punkte-Schiene. Von den Zombies selbst geht doch schon ewig kein echtes Bedrohungspotenzial mehr aus und die Auseinandersetzung mit menschlichen Unwesen hat mich schon immer stärker interessiert. Negan als Bombe auf zwei Beinen mit ständig brennender Lunte und dabei auch noch ekelhaft guter Laune hält mich insofern eher bei der Stange als der x-te Zombieangriff samt gähniger Standardexekutionen. Meine Meinung.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 4 EPISODEN: 5,23 Punkte (gut)

83 (Januar 2015)

6 Jan

Kann man das neue Jahr schöner beginnen als mit einem Seriencheck?
Möglich. Wahrscheinlich. Gut, okay, sicherlich.
Jedenfalls gibt es jetzt einen frischen Überblick über das, was in den vergangenen Monaten bei mir auf der Flimmerkiste gelaufen ist.

AMERICAN HORROR STORY: FREAK SHOW

Mich verbindet mit der Show ja eine besondere Beziehung. Staffel 1 habe ich hier drinnen abgefeiert, Staffel 2 als insgesamt zu trashig abgetan, Staffel 3 schon nach einer Folge nicht mehr sehen wollen. Nun also American Horror: Freak Show. Mit vielen bekannten Gesichtern und einem Wanderzirkus im Mittelpunkt.

Tja. Dieses Mal habe ich vier Folgen durchgehalten. Das auch nur, weil mein Lieblingscharakter in der letzten ebendieser zum Ableben gedrängt worden ist (gut möglich, dass das kein endgültiges Ende war, aber ich nahm es mal als befreienden Anlass zur Absetzung hin). Es ist durchaus bezeichnend, wenn bei einer Show mir gerade die Figur am besten gefällt, die maskiert und ohne Dialog einfach nur Leute dahinmetzelt.

Jessica Lange als verknittertes deutsches Lotterliebchen und Zirkusbesitzerin, Sarah Paulson in einer Doppelrolle als siamesischer Zwilling, Kathy Bates als Frau mit Bart, Angela Bassett mit drei Brüsten – alles Figuren, deren Treiben ich eher mit einer Mischung aus Langeweile und peinlicher Berührtheit verfolgt habe. Mehr Respekt gebührte da eigentlich Naomi Grossman, die für ihre Rolle als Pepper einiges an Transformation an den Drehtag legen muss. Aber das reicht nicht, um AHS: Freak Show gut zu finden.

WERTUNGSDURCHSCHNITT (nach vier Episoden): 4,13 Punkte (durchschnittlich)

GUCKLISTENSTATUS: abgesetzt

THE FLASH (SEASON 1)

theflash

Barry Allen, ein  junger Forensiker, wird nach einem superheldentypischen Unfall der schnellste Mensch der Welt, nennt sich daraufhin The Flash, zieht sich ein quietschrotes Kostüm mit Blitz an und kriegt es immer noch nicht mit seiner großen Liebe-aber-immer-nur-gute-Freundin Iris gebacken.

Sheldon Cooper dürfte völlig ausflippen, ich selbst hatte die ersten zwei Folgen auch durchaus meinen Spaß daran, aber dann ereilt die Show die nach seinem Sender benannte The CW-Krankheit. Zu nett. Zu teenagerig schön. Keine Kanten, keine Ecken. Nichts, was sich im Kopf festsetzt, keine Szene, die sich einbrennt. Sondern mehr das abgespulte Schema „Schnieker-Held-jagt-immer- unspektakulärere-Bösewichter-und-bringt-sie-zur-Strecke“ plus „Vater-zu-Unrecht-im-Gefängnis-und Hach-mit-der-Iris-wär-schon-schön“-Sättigungsbeilage. Da ich jetzt bekanntermaßen auch eher der Superhelden-Verschmäher bin und auch den Gesinnungskumpel „Arrow“ nie gesehen habe, bin ich wahrscheinlich eh nicht hundertprozentig die Zielgruppe. Wer also der Show eine Chance geben will, nur zu; gut möglich, dass es auf Dauer besser ankommt. Ich für meinen Teil habe mich allerdings für die etwas ruppigere Atmosphäre in „Gotham“ entschieden.

WERTUNGSDURCHSCHNITT (nach fünf Episoden): 4,60 Punkte (befriedigend)

GUCKLISTENSTATUS: abgesetzt

THE MCCARTHYS (SEASON 1)

Comedy-Show über eine typische Bostoner Familie mit irischen Wurzeln, ihre Sportvereine fanatisch unterstützend, immer im Wohnzimmer der Eltern aufeinandersitzend, rauh im Ton, aber stets zusammenhaltend im Umgang… und mit einem homosexuellen Sohn. 

Die McCarthys bekamen zum Start ganz schön ordentlich einen drauf, u.a. zückten die Serienjunkies gerade mal einen halben Mitleidsstern von fünf möglichen. Zugegeben: der Pilot war wirklich nicht die Wucht in Tüten, aber ich konnte doch ein paar nette Ansätze erkennen. Allen voran Laurie Metcalf („The Big Bang Theory“) als resolute Mutter mit „The Good Wife“-Sehzwangsstörung, die den ganzen Laden hart, aber herzlich zusammenhält. Aber auch Jack McGee als knurriger Vater, an dem alle Strömungen der Moderne schadlos vorbeigeglitten sind. Dass Tyler Ritter seinem leider viel zu früh verstorbenen Vater John wie aus dem Gesicht geschnitten aussieht, war dann insgeheim ein weiterer Grund, noch dranzubleiben.

Und es ist mittlerweile richtig ordentlich geworden, mit einigen Highlights obendrauf wie etwa der Tatsache, dass „The McCarthys“ mit der Episode „Red Sox Swap“ letztes Jahr die amüsanteste Weihnachtsfolge aller von mir gesehenen Comedyserien abgeliefert hat. Die Show erfindet nun wahrlich nichts Neues, sondern lebt vor allem von den gegenseitigen Granteleien und dem alten Vorzeige-Ehepaar Arthur und Marjorie. Das reicht allerdings auch, um auf meiner Guckliste stehenden Serien wie „The Middle“, „The Millers“ (mittlerweile abgesetzt) und – ja, weiterhin – „The Big Bang Theory“ wertungsmäßig hinter sich zu lassen.

WERTUNGSDURCHSCHNITT (nach acht Episoden): 4,80 Punkte (befriedigend)

GUCKLISTENSTATUS: drauf dank den beiden putzigen Alten

THE WALKING DEAD (SEASON 5 EPISODES 01-08)

Wieder mal Zeit für ein Halbzeit-Resümee bei den spazierenden Toten. Sehr starker Start mit einer Episode, die hierzulande bei der TV-Ausstrahlung gar den Scherenonkel vom Jugendschutz auf den Plan rief. Den traditionellen Absatz mit der Meckerei, dass die Zombies nur noch die Handlung schmückende Messer-ins-Hirn-Opfer sind, spare ich mir diesmal.
Staffel 5 ist bisher gute Unterhaltung ohne Ausfälle mit einigen blutigen Highlights, widerwärtigen Gegenspielern und dramatischen Wendungen. Und damit eine klare Steigerung zur eher höhepunktlosen vierten Season. Jetzt muss nur noch eine gut abliefernde zweite Hälfte her.

WERTUNGSSCHNITT (nach acht Episoden): 5,04 Punkte (gut)

BLACK MIRROR: WHITE CHRISTMAS (TV SPECIAL)

Zwei Konstanten gibt es für TV-Produktionen von der Insel:

1.) Die Briten sind sparsam, was ihre Staffel-Episoden-Ratio angeht und

2.) von Charlie Brooker kommt einfach nix Schlechtes.

Lässt sich beides sehr schön an Black Mirror illustrieren, dessen dritte Staffel aus einem 90-minütigen Special besteht.

Zwei Männer (Jon Hamm und Rafe Spall) sitzen in einer kargen, vom Eis eingeschlossenen Hütte und erzählen sich bei der Zubereitung des Weihnachtsessens ihre Lebensgeschichten, in denen es u.a. um Flirtanleitungen, Zeitraffer, Echtwelt-Blockaden und lebende Klon-Programme geht.

Das Erschreckende an Charlie Brookers dystopischen Zukunftsvisionen ist, dass die gezeigten Ideen und Konzepte in vielleicht gar nicht so ferner Zeit Realität werden können. Auch „White Christmas“ fährt in dieser Hinsicht einiges an weitergedachten Technologien auf, weshalb ihr alleine für diese Kreativitätsleistung allerhöchster Respekt gebührt. Wo im Horrorbereich ein „American Horror Story“ den Grusel immer platter und trashiger werden lässt, steht in Sachen SciFi „Black Mirror“ weiterhin für intelligente, nachdenklich stimmende Unterhaltung, die nach der Sichtung nach einige Zeit in den Gehirnwindungen nachwirkt und zur Diskussion anregt. Ich will von „White Christmas“ nicht zu viel verraten, weil ich denke, dass die Show umso besser wirkt, je unvorbereiteter man sich von ihr treffen lässt. Wertungsmäßig kommt die diesjährige Ausgabe nicht ganz an die ersten beiden Knallerepisoden der zweiten Season heran, für ein knappes „sehr gut“ als Gesamtwertung reicht es aber.

WERTUNG: 5,5 Punkte (sehr gut)

BOARDWALK EMPIRE (SEASON 5)

Nur 8 Folgen für die letzte Staffel, in der sich die Macher dazu einen ausuferndenden Rückblick auf das Leben und Leiden des jungen Enoch Thompson gönnten: Würde das Gangster-Epos „Boardwalk Empire“ alle Handlungsfäden zusammenspinnen und einen würdigen Abschluss finden, mit dem man als Fan der Show zufrieden Abschied nehmen konnte?

Von meiner Warte aus lautet die Antwort: Ja. Denn gegen Ende zieht die Show mächtig an und wartet im Finale gar mit einem gut aus dem Versteck abgeschossenen Twist auf. Alle (noch lebenden) Lieblingsfiguren haben ihren Auftritt, manche weniger nötigen Figuren leider auch, natürlich hätte man hier und da wieder einige Szenen weglassen können, aber zum endgültigen Ende will ich nicht groß herummeckern. Eine Show, die durchgängig und damit auch in späteren Staffeln locker die „gut“-Marke hinter sich lässt, hat einfach Respekt verdient.

WERTUNG: 5,28 Punkte (gut) 

HOMELAND (SEASON 4)

Homeland-banner

Ein etwas holpriger Start, sich erst langsam aufbauende Spannung, dann allerdings ein furioses letztes Drittel gefolgt von einem Ende, das für viele nicht nur nichts mehr draufsetzte, sondern schlicht langweilig ausfiel. Das war die vierte Staffel von „Homeland“ im Schnelldurchgang.

Wenn es drauf ankommt, liefern Saul und Carrie eben doch. Gerade jene Folgen, die den (von dem deutsch-türkischstämmigen Numan Acar hervorragend gespielten) Terrorfürsten Haissam Haqquani in den Fokus rückten, boten allerfeinste Serienunterhaltung und waren mit verantwortlich dafür, dass die Gesamtwertung Kurs in Richtung „sehr gut“ nahm. Wäre da nicht das bereits erwähnte Seasonfinale gewesen, das sich mehr um persönliche Geschehnisse im Leben von Carrie Mathison drehte und auch keinerlei große Anreize für die nächste Staffel setzen konnte.

WERTUNG: 5,38 Punkte (gut)

RECTIFY (SEASON 1)

Daniel Holden (Aden Young) kommt nach 19 Jahren in der Todeszelle frei, weil ein DNA-Gutachten Zweifel an seiner Verurteilung wegen Vergewaltigung und Mordes aufkommen lässt. Unterstützt von seiner Schwester Amantha (Abigail Spencer) und seiner Mutter Janet (J. Smith-Cameron) versucht er sich in seinem neuem Leben und der erweiterten Familie zurechtzufinden, löst in seiner mittelbaren Umgebung allerdings Befremden und Ablehnung aus. Allen voran der damalige Ankläger und jetzige Senator Foulkes wird nicht müde, ihn weiterhin hinter Gitter zu bringen.

Die erste Staffel dieser auf dem Sundance Channel laufenden Dramaserie umfasst gerade mal 6 Episoden, die allerdings von Folge und zu Folge intensiver werden. Der Aufbau ist ruhig, die Show nimmt sich Zeit für ihre Charaktere und fällt entsprechend dialoglastig aus. Wenn Daniel allerdings in zahlreichen Rückblenden seine Zeit in der Todeszelle wiedererlebt, packt die Show einen emotional und lässt nicht mehr los. Youngs Darstellung des verwirrten und gepeinigten Rückkehrers in die Gesellschaft ist beeindruckend und hält den Zuschauer im Unklaren, welche Rolle der junge Holden in dem zugrundeliegenden Mordfall gespielt hat. Alles zusammen sorgt dafür, dass von „Rectify“ eine hypnotische Anziehungskraft ausgeht. Viele Kritiker vergleichen die gedrückte Atmosphäre mit der von „Six Feet Under“, weshalb ich die Show hiermit vor allem dem hochgeschätzten Kollegen bullion anempfehlen möchte.

Die Bewertung für die erste Staffel kann ich jetzt schon aussprechen, die zweite (mit 10 Episoden) fällt nach bisher gesehenen 9 Episoden vom hohen Niveau her etwas ab. Auf deren Finale lasse ich wieder nichts kommen, vor allem die letzten Minuten gehen gekonnt an die Nieren. Vorher allerdings haben sich drei, vier Folgen eingeschlichen, in denen die Story um Holden mir etwas zu sehr ins Nebensächliche abgleitet, die Macher den Spannungs- und Emotionsfaden nicht mehr straff halten, sondern durchhängen lassen. Selbstverständlich führt der Abschluss der zweiten Staffel zu einer Aufwertung, sodass noch ein „gut“ herausspringt.

WERTUNG SEASON 1: 5,55 Punkte (sehr gut)

WERTUNG SEASON 2: 4,95 Punkte (gut)

RICK AND MORTY (SEASON 1)

Über Rick & Morty habe ich mich ja schon hier ausgelassen. Ich bin, was Animationsserien angeht, durchaus wählerisch. „The Simpsons“ schaue ich aus Tradition, „Family Guy“ ab und an (wegen zu hohem Hit’n’Miss-Faktor), „Southpark“ hat sicher seine Momente, ist für meinen Geschmack aber dann doch bei vielen Gags zu primitiv und an „Futurama“ kommt bei mir sowieso kaum etwas heran. Bis eben auf Rick & Morty.

Es sind die abgefahrenen Ideen, die Anspielungen, die Zitate rundum Film und Fernsehen (für letzteres höchst empfehlenswert die Episode „Rixty Minutes“), die mir hier konsequent ein Lächeln ins Gesicht zaubern und mich hochachtungsvoll zu Ricks wissenschaftlichen Erläuterungen mitaufstoßen lassen. Zwei bis drei Folgen gerieten dann doch eher mehr okay denn gut, weshalb es nicht ganz für die 5,5 als Durchschnittsnote reichte. Ich freue mich auf die zweite Staffel, für die Dan Harmon neben seiner Auslastung bei Community hoffentlich noch genug Verrücktheit aufbringen kann.

WERTUNG: 5,34 Punkte (gut)

TOY STORY THAT TIME FORGOT (TV SPECIAL)

ABC schickt die Toy Story-Recken in ein neues Abenteuer um eine Bande aggressiver Großreptilien-Spielzeuge.

Ich schreib’s geradewegs heraus: Im Titel steckt eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Denn dieses von Steve Purcell (Gamern bekannt durch Sam’n’Max) geschulterte TV-Special ist leider ein uninspiriertes und damit vergessenswertes Abenteuer von Woody, Buzz und Co. Wobei das Problem schon darin liegt, dass die eben genannten Figuren eher eine Nebenrolle spielen und sich das Geschehen viel mehr auf die Dinosaurierdame Trixie fokussiert. Was zusammen mit einem eher farblosen Bösewicht in knapp 22 Minuten Durchschnittskost ausartet. Einzig die Szenen mit den wahren Stars der Reihe reißen es gerade mal so noch ins Befriedigend raus. Dann lieber nochmal die Filme schauen oder das exzellente „Toy Story of Terror“ aus dem Jahr davor.

WERTUNG: 4,5 Punkte (befriedigend-)

FARGO (SEASON 1) (UK BLU-RAY)

Eine weitere Revolution im Seriencheck: Ich werte eine Show nach Sichtung der Blu-ray auf. In diesem Fall erhält „Fargo“ nachträglich die Ehre des Spitzenprädikats zuerkannt. Die UK-Blu-ray steckte Ende Dezember beim Zoll fest (Merke: zavvi schickt doch nicht alle TV Serien-Boxen jenseits der Zollbetragsfreigrenze von 26,70 Euro vom Festland) und ich durfte bei einem sehr gestresst wirkenden, aber netten Zollbeamten 6 Euro Einfuhrumsatzsteuer nachzahlen.

Die Mühe sollte sich allerdings am letzten Wochenende lohnen, als ich die 10 Episoden nochmal Revue passieren lassen durfte. Die ursprünglichen 5,90 Punkte sind ohne Frage bereits eine starke Wertung, aber in der Zusammenschau mit dem Film der Coen-Brüder von 1996 eröffnen sich noch einige gelungene Anspielungen, die geschnittenen Szenen (samt Einbettung in die entsprechende Folge) sind interessant, die insgesamt drei Featuretten sehr aufschlussreich und unterhaltsam. Langer Rede, kurzer Sinn: Ich schlage auf die Endnote nochmal was drauf in Form von 6 Punkten für die Serienbox. You betcha, yah. Denn die Show selbst ist schlicht und ergreifend nur Aces.

GESAMTWERTUNG: 6,05 PUNKTE (überragend)

66 (März 2013)

20 Mär

Diesmal u.a. im Angebot: eine kleine SciFi-Großartigkeit aus Großbritannien, lustige Zweitfrisuren sowjetrussischer Spione, das Ende des atombombenwerfenden U-Boots und die Frage: „Community – taugt’s noch was?“

30ROCK (Season 7) 

Die beste kaum gesehene Comedy der letzten Jahre hat ihr Ende gefunden. Viel muss ich wohl nicht mehr zum Abgesang schreiben: immer nah am Puls amerikanischer medialer und gesellschaftlicher Ereignisse, verrückt, seltsam, witzig, sich immer wieder neu erfindend. Die verkürzte siebte Staffel weiß gewohnt zu unterhalten, hat allerdings auch ihre etwas schwächeren Episoden. Wozu – aus meiner Sicht – auch leider das Finale gehörte, vor allem dessen erster Teil (7×12 Hogcock!) entlockte mir weitaus seltener als üblich ein Grinsen aus den Mundwinkeln. Ich hätte gerne zum krönenden Abschluss noch mehr Stargäste, noch abgefahrenere Plots und musikalische Nummern gehabt. Wenigstens die letzte Szene mit Kenneth ließ mich mit einem wohlig sentimentalen Gefühl des Abschieds zurück. Sollte NBC der Komplettbox ein Anspielungs-Aufklärungs-Wiki für europäische Zuschauer beilegen, ist das Ding so gut wie gekauft.

Gesamtwertung: 4,87 Punkte (befriedigend+)

BEN AND KATE (Season 1)

Chronistenpflicht ist angesagt, denn von den Geschwistern Fox wird es offiziell nichts mehr zu sehen geben. NBC hat die Show nach 13 Episoden eingestellt, drei Folgen liegen noch ungesendet im Archiv. Mir gefielen die ersten Geschichten recht gut, mit fortschreitender Dauer senkte sich der Qualitätsmessdaumen unerbittlich langsam aber sicher nach unten; aus dem anfänglichen gut-befriedigend als Wertungsspielraum wurde immer öfter ein durchschnittlich. Leider nicht ungewöhnlich für diese TV-Saison, was Comedyshows anbelangt. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine Handvoll gut unterhaltender Episoden, putzige Flirtversuche von Dakota „Kate“ Johnson, chaotische Momente von Nat „Ben“ Faxon und die generelle Goldigkeit der Nachwuchsdarstellerin Maggie Elizabeth Jones.

Gesamtwertung: 4,38 Punkte (durchschnittlich+)

BLACK MIRROR (Season 2)

Und die beste SciFi-Kurzserie kommt wieder… aus dem Vereinigten Königreich. Schon letztes Jahr fiel mir Charlie Brookers dreiteilige Zukunfts-Social-Media-Vision „Black Mirror“ positiv auf. 2013 stellt sich der Moderator, Autor und Fernsehkritiker Fragen wie „Was wäre, wenn man die Persönlichkeit von Verstorbenen anhand ihrer Spuren in sozialen Netzwerken wieder lebendig machen könnte?“ (Be Right Back) oder „Wie würde ein omnipräsenter und beliebter Cartoon-Charakter mit der Aura eines Trolls einen Wahlkampf beeinflussen?“ (The Waldo Moment). Dazwischen gesellt sich mit „White Bear“ eines der absoluten Highlights des bisherigen Fernsehjahres, dessen mysteriösen und zuschauerverwirrenden Plot ich an dieser Stelle nicht spoilern möchte. Nur soviel: man muss diesen spannenden Parforceritt samt nachdenklich stimmender Auflösung selbst erlebt haben. So verdammt gut kann Fernsehen sein.

Wie schon bei der ersten Staffel bewerte ich die Folgen einzeln:

S2E01 Be Right Back: 5,5 Punkte (sehr gut)

S2E02 White Bear: 6,0 Punkte (überragend)

S2E03 The Waldo Moment: 5,0 Punkte (gut)

THE AMERICANS (Season 1)

Washington in den 80er Jahren. Das Ehepaar Jennings lebt den amerikanischen Traum: zwei gesunde Kinder, ein eigenes Haus, sichere Jobs im Reisebüro und nebenan zieht auch noch just ein FBI-Agent ein, der einem das Gefühl von Sicherheit vermittelt. Alles wäre wunderbar, wären Elizabeth und Philip Jennings nicht Schläfer-Agenten des KGB, die zu den Hochzeiten des kalten Krieges Mütterchen Russland und der sowjetrussischen Botschaft dienen.

Ich habe mich zunächst mit den Hauptdarstellern schwer getan, das muss ich gestehen. Keri Russell ist bei mir mit der wenig erfolgreichen Comedy Running Wilde verknüpft, die meisten dürften sie aber aus Felicity kennen. Noch kniffliger ist es bei Matthew Rhys, der für mich auf ewig der leicht verpeilte Anwaltbruder aus Brothers & Sisters sein wird. Die beiden als knallharte KGB-Agenten, die ohne Zögern töten, intrigieren, spionieren? Schwierig. Weshalb ich nach der ersten (immerhin 97 Minuten langen) Pilotepisode die Serie zunächst auf Halde legte. Von den guten Kritiken ermuntert, setzte ich mich erneut ran und schob innerhalb eines Wochenendes die Episoden 2-7 nach. Ein Zeichen für Qualität.

Denn die Geschichten sind packend geschrieben und umgesetzt, das Katz- und Maus-Spiel zwischen sowjetrussischer Botschaft und FBI-Zentrale strotzt vor Spannung und Spannungen, das „falsche“ Eheleben der Agenten und die Einbindung realer historischer Ereignisse eröffnen eine weitere Ebene für das Storytelling. Für ein Schmunzeln hingegen sorgen immer wieder die schlecht sitzenden Perücken, mit denen das Ehepaar Jennings auf Informations- oder Infiltrationssuche geht. Obwohl die Rolle des bösen Kommunisten auch beim US-Amerikaner heutzutage noch für Schrecken und Abwehrhaltung sorgt, hat die Show mittlerweile ihr Publikum gefunden. Eine zweite Staffel ist gesichert. Aktuell meine Lieblingsserie auf FX, auch weil mir „Justified“ diesmal etwas schwächelt.

Wertungsschnitt nach 7 Folgen: 5,29 Punkte (gut)

CALIFORNICATION  (Season 6)

Zwei Episoden gesehen, einmal tief an der imaginären Zigarette im Mundwinkel gezogen und „for fuck’s sake, i’m outta here“ geseufzt. Ich glaube, die Geschichte von Hank Moody ist gefühlt seit Season 4 auserzählt. Böse Zungen behaupten, dass der Auftakt wirkte, als würde man eine schlechte Parodie der Show abliefern wollen. Dem kann ich mich mit Argumenten kaum widersetzen. Falls es doch großartig geworden sein sollte, möge man mich bitte informieren.

Sichtung eingestellt

LAST RESORT (Season 1)

Ich habe tatsächlich das große U-Boot-Drama zu Ende gesehen. Viele sind nach der offiziellen Absetzung durch ABC schon früher ausgestiegen, meinereiner wollte als Atomraketenabfeueranwärter halt mal wissen, wie die Chose ausgegangen ist. In der Tat hat man sich von Autorenseite einen angemessenen, ehrenhaft pathosbeladenen Abschluss einfallen lassen. Bis dorthin gab es jedoch ein paar Füllerepisoden zu durchleben, ehe die Geschichte fast erwartungsgemäß überhastet ins Rollen kam. Nein, an die knallige Pilotepisode mit den Washington knapp überfliegenden Atomsprengköpfen kommt man zu keinem Zeitpunkt mehr heran. Vielmehr wird das Bedrohungsszenario noch zweimal ausgespielt, dann allerdings mit teilweise hanebüchenen Konstruktionen entschärft. Auch Verschwörungsfreunde kommen nicht auf ihre Kosten, in der Hinsicht wird zwar einiges aufgedeckt, das große und klare „Darum ist es soweit gekommen“ blieb zumindest mir allerdings verborgen. Insgesamt hat wenig verpasst, wer sich die restlichen Episoden erspart hat. Das knappe Befriedigend resultiert hauptsächlich aus den starken ersten Folgen, danach bekam der dicke Pott doch merklich Schlagseite. Zündschlüssel abziehen, abtreten, der Letzte macht die Luke zu.

Gesamtwertung: 4,51 Punkte (befriedigend-)

COMMUNITY (Season 4)

Die bange Frage nach dem Neustart ohne Schöpfer und Mastermind Dan Harmon lautete: „Kann Community noch was?“. Nach sechs ausgestrahlten Episoden fällt das Fazit ernüchternd aus. Man spürt einfach, dass etwas fehlt. Die zusätzliche Schicht an geekiger Verrücktheit, die Momente, wo man als Fan lauthals auflacht, weil eine Pointe, ein Dialog, eine kleine Spitze wie aus dem Nichts genau ins Humorzentrum trifft. Gerade die Episode mit der Inspector Spacetime-Convention bleibt in dieser Hinsicht hinter den Erwartungen zurück; früher hätte alleine der Gedanke, die Truppe auf ein Fantreffen loszulassen, das Zwerchfell vorgewärmt. So ging sie halt nur in Ordnung. Auch kann ich die im Vorfeld reichlich hinausposaunte Unzufriedenheit von Chevy Chase mit seiner Rolle verstehen, denn Pierce Hawthorne wirkt in den neuen Episoden, als hätte man die Zeilen für seinen Charakter in der Drehpause verfasst. „Alternative History of the German Invasion“ konnte natürlich wegen der Thematik gefallen, während die letzten beiden Episoden wirklich meilenweit von dem waren, was die Show einst groß gemacht hat. Es droht nach aktuellem Stand eine maximal befriedigende Season zu werden. Schade, wenn es so zu Ende ginge. Uncool, uncool, uncool.

Wertungsschnitt nach 6 Folgen: 4,42 Punkte (befriedigend)

54 (Januar 2012)

9 Jan

Der erste Seriencheck 2012 hat alles zu bieten: Neustarts, Saisonabschlüsse und Saisonstarts. Nicht gewagt habe ich mich an die neue ABC-Comedy „Work It“, die phänomenal schlecht gewesen sein soll, wenn man den Kollegen von Serienjunkies glaubt. Selbst mein Bruder hat noch kein Bedürfnis danach angemeldet.

Neustarts

I Hate My Teenage Daughter

Annie Watson und Nikki Miller hassen ihre Teenagertöchter. Weil sie sie nicht verstehen. Weil sie anders sind als sie damals. Oder doch unterschwellig erschreckend ähnlich? Selten hat ein Titel den Inhalt einer Serie so kompetent zusammengefasst. Den Töchter-Mütter-Konflikt präsentiert mit der aus „My Name Is Earl“ bekannten Jaime Pressly eine Emmy-Gewinnerin, nach vier gesendeten Folgen stehen in meiner Datenbank allerdings drei unterdurchschnittliche Episodenwertungen und die zweite Episode, „Teenage Family Night“, die mir deutlich verbessert daherkam und so kurzzeitig Hoffnung machen konnte. Das Thema ist wohl doch zu abgenutzt, Miss Pressly müht sich leicht umsonst durch eher spröde Skripts, echte Großtaten erwarte ich mir nicht mehr.

vorläufige Wertung nach4 Episoden: 3,75 Punkte (unterdurchschnittlich)

The Exes

Eine drei-Mann-WG, allesamt lädiert von einer beendeten Beziehung, wird betreut von einer Scheidungsanwältin (Kristen Johnston, 3rd Rock From The Sun), die ebenfalls auf der Suche nach Liebe ist.
Eine Produktion von TV-Land, was bedeutet: bekannte Darsteller, die keine großen neuen Rollen mehr finden, mühen sich in einem eher altmodisch angetriebenen Comedy-Laufstall ab. Die Vorzeigeshow des Senders, „Hot in Cleveland“, hat nach einer richtig gelungenen ersten Saison mittlerweile viel an Drive verloren. Mit „Retired At 35“ konnte man mich danach nicht überzeugen und „The Exes“ ist eine Spur besser, haut mich allerdings auch noch nicht vom Hocker. Dabei bin ich wegen der Besetzung immer wieder versucht, der Show eine weitere Chance zu geben. Schließlich spielen von mir geschätzte Darsteller aus Scrubs (Donald Faison als Schürzenjäger) und Seinfeld (Wayne Knight als Couchgeek) mit! Der Dritte in der Männerrunde, ein gewisser David Allen Basche, bleibt demgegenüber eine blasse Randfigur. Die Storys sind natürlich weder neu noch frisch, erst neulich etwa lief die „Wir spielen der Mutter vor, wir wären noch verheiratet“-Nummer, vorher hieß es „Ich habe meiner Internetbekanntschaft ein Bild von dir statt mir geschickt, geh du für mich zum Date“. Ist nach sechs gelaufenen Episoden bei mir noch nicht über die Durchschnittlichkeitswertung gesprungen. Werde es aber wohl weitergucken, wenn ich es in den Programmplan einbauen kann – ich sehe Turk und Newman halt so gerne.

vorläufige Wertung nach 4 Episoden: 3,5 Punkte (unterdurchschnittlich)

Black Mirror

Produziert von und zum Teil geschrieben von dem zurecht hochgelobten Autoren, Journalisten und Fernsehkritikers Charlie Brooker, entstammt diese dreiteilige Serie für den britischen Channel 4, die sich um die elegant weitergesponnene Zukunft der neuen, schönen sozialen Medienwelt dreht. Die dabei aufgeworfenen Fragen sind allesamt spannend und kraftvoll inszeniert: Was, wenn der britische Premier öffentlich via Internet erpresst würde, eine im wahrsten Sinne des Wortes unerhörte Schweinerei zu begehen, um ein entführtes Mitglied der Königsfamilie aus den Händen ihres Entführers zu befreien? Was, wenn wir in einer Welt lebten, in der wir unseren Lebensunterhalt als Credits täglich auf dem Heimtrainer im Sportstudio erstrampeln müssten, in jedem Moment unserer Existenz mit Werbebotschaften bombadiert würden und die einzige Flucht in einer Teilnahme bei einer Castingshow bestünde? Was, wenn wir unsere Erinnerungen permanent speichern, abspielen und anderen Personen vorführen könnten?
Insgesamt eine sehr empfehlenswerte Serie, die einen nachdenklich zurücklässt. Ein paar Punktabzüge gab es von meiner Seite für die einzelnen Episoden: wie die etwas zu sehr krass auf ordinär getrimmte Aufgabe des Premiers, die mich das fesselnde Thema eher belächeln ließ. Oder das Ende der Castingshow-Folge. Der letzten Folge der Serie merkte man an, dass man mit dem Erinnerungsaufzeichnungsgerät alleine trotz diverser Memory-Loops doch nicht die ganze Stunde auffüllen konnte. Weil drei Episoden nur bei den Briten als Serie durchgehen, vergebe ich Einzelwertungen.

S1E01 The National Anthem : 5,0 Punkte (gut)
S1E02 15 Million Merits: 5,5 Punkte (sehr gut)
S1E03 The Entire History of You: 4,5 Punkte (befriedigend)

Abgeschlossene Shows:

American Horror Story (Season 1)

Die Gruselgeschichten um das verfluchte Haus in Los Angeles bleiben ein Highlight des Serienjahres. Mir gefiel vor allem, wie jede Folge noch eine Schicht aus Staunen, Wahnsinn und Abgedrehtheit auf das Storygerüst draufgepackt wurde. Mit der fortschreitenden, aber immerhin konsequent angegangenen Auflösung der Mysterien ging allerdings ein wenig der Thrill verloren. Der Saisonabschluss geriet darüber hinaus leider zum kleinen Fiasko, der der Show bei mir die Höchstwertung versaut hat. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass man sich diese uninspirierten finalen 42 Minuten komplett hätte sparen sollen, denn es werden lediglich ein paar wenig überraschende Weichen für die zweite Staffel gestellt und der Rest relativ unspektakulär mit Füllmaterial zugekleistert. Trotzdem bleibt American Horror Story eine lohnenswerte Geisterbahnfahrt, an deren Ende halt leider nur eine schnurstracks geradeaus gerichtete, öde Fahrt durch leere Kulissen bleibt. Bis die zweite Runde vom Kind des Teufels eingeläutet wird.

Gesamtwertung: 5,80 Punkte (sehr gut)
Best of Show: S1E03 Murder House, S1E04 Halloween (1), S1E06 Piggy Piggy

Boardwalk Empire (Season 2)

Enoch „Nucky“ Thompson gegen James „Jimmy“ Darmody hieß das große Duell der zweiten Staffel der HBO-Serie. Zunächst die obligatorische Feststellung, dass man als Zuschauer die Ausstattung, den Produktionswert, die Darsteller und die kleinen Details wie die zur Epoche passenden Musikstücke nicht genug loben kann. Und dennoch habe ich wie schon in der ersten Season mit der Show gehadert. Damals bemängelte ich hauptsächlich den wenig knalligen Abschluss, was man von der nun jüngst beendeten Staffel wahrlich nicht behaupten kann. Im Gegenteil: hier wird in Sachen Konflikt, Drama und Entwicklungspotenzial aus allen Rohren geschossen, dass es eine wahre Freude ist. In Zahlen ausgedrückt sprechen drei Mal 6 Punkte für die letzten drei Folgen eine mehr als deutliche Sprache. Weshalb steht dann am Ende doch nur wieder ein „Gut“ für dieses 20er-Jahre-Opus? Weil nach einem gelungenen Start schon direkt mit der zweiten Folge quälende Langeweile aufkam. Es gibt für meinen Geschmack zu viele Momente, in der der Storyfaden schlaff herunterhängt, wenig aufregende Nebenschauplätze eröffnet werden, die Charaktere sich in belanglosen Dialogen ergehen. Man mag das als ruhige Momente würdigen, die als Kontrast zur sich aufbauenden Spannungskurve vonnöten sind und in denen man sich halt an den anderen Reizen der Show erfreuen soll. Aber ich will nun mal, dass es durchgehend rund geht und bei jeweils knapp 60 Minuten Sendezeit für je 12 Folgen wiegen drei bis vier Ausfälle entsprechend schwer. Zumal auch Episoden mit letztlich guter Wertung nicht vor ereignisarmen Einschüben gefeit sind.

Gesamtwertung: 5,18 Punkte (gut)
Best of Show: S2E10 Georgia Peaches, S2E11 Under God’s Power She Flourishes, S2E12 To The Lost

Bored To Death (Season 3)

Das Buch ist zu. Kein „Bored To Death“ mehr, HBO hat die Serie für mich überraschend nach drei Staffeln abgesetzt. Sehr schade, denn die Abenteuer von Jonathan, Ray und George hätte ich locker noch weiterschauen können. Putzig, skurril und liebenswert sind weiterhin die Adjektive, mit denen sich die Detektivshow mit dem künstlerischen Flair am besten beschreiben lässt. Möglicherweise ist der tapsigste Teddybär des Showgeschäfts, Zach Galifianakis, derzeit in Hollywood zu schwer angesagt, um in einer obskuren kleinen Comedyserie mitzuspielen. In jedem Fall werde ich die Serie vermissen, vor allem, wenn ich bei den neuen Komödien der anderen TV-Sender wieder nicht richtig bedient werde. Denn „Bored To Death“ hat auch dieses Jahr wieder locker-leicht die 5-Punkte-Hürde genommen, auch wenn es für einen 6er-Volltreffer heuerl nicht gereicht hat.

Gesamtwertung: 5,10 Punkte (gut)

Dexter (Season 6)

Für viele ist die aktuell beendete 6. Staffel die schwächste der Show bisher. Diese Einschätzung hätte ich zu Beginn weit von mir gewiesen, denn der Auftakt gefiel mir wirklich richtig gut. Und es lief auch mehr als ordentlich weiter: der Gore-Faktor stimmte wegen der Inszenierungen des Doomsday-Killers, Miss „Fuckin’Shit“ Deb als Boss der Ermittlertruppe hatte Unterhaltungspotenzial, Dexters Auseinandersetzungen mit dem Thema Religion waren zunächst schwarzhumorig und später interessant, die Nebenhandlungen jetzt zwar nicht übertoll (vor allem Quinn), aber nicht ganz so schlimm nervig wie damals die LaGuerta-Batista-Eheprobleme. Der Bruch folgte mit der Offenlegung des Twists, den ich leider so schon früh erahnt hatte und der mir die Hoffnung auf ein spannendes Finale nahm. Dementsprechend lief auch so ziemlich das letzte Drittel der 12 Folgen für mich aus dem Ruder, was meine Aufmerksamkeit und Begeisterungsfähigkeit anbelangt. Immerhin hat man mit dem finalen Moment der Show nun eine Ausgangssituation geschaffen, auf die die vielen Fans der Show wohl händeringend gewartet haben. Ich war kurz am Überlegen, ob ich deswegen die Staffel noch auf „Gut“ hochwerten sollte. Aber letzten Endes überwog bei mir der Eindruck, dass die Autoren zu offensichtlich einfach den lange aufbewahrten Rettungsanker geworfen haben, um der Staffel ein erinnerungswürdige Ende zu bescheren, das sie sonst wohl nicht erreicht hätten. Man darf gespannt sein, was sie damit für die mittlerweile bestätigten nächsten zwei Staffeln anstellen werden.

Gesamtwertung: 4,90 Punkte (befriedigend)
Best of Show: 6×01 Those Kinds of Things

Homeland (Season 1)

Wohl der Überraschungshit der Saison. Auch ich hatte die Serie anfangs nur ganz klein auf dem Radar, vor allem das militärische Setting wirkte alles andere als anziehend auf mich. Aber weit gefehlt. Großartige Schauspieler (sowohl Claire Danes als auch Mandy Patinkin sind aus meiner Sicht heiße Anwärter auf einen Emmy und/oder einen Golden Globe), ein packendes Setting und eine Geschichte mit vielen Wendungen, die den Zuschauer antreibt, selbst Vermutungen aufzustellen. Insgesamt ein Kandidat für exzellente Wertungsweihen, weil durchgehend gute und sehr gute Episoden abliefernd, doch das Finale vermochte dann doch nicht ganz den hohen Erwartungen gerecht zu werden. Damon Lindelof, LOST-Showrunner und bekanntester Final-Krepierer der jüngeren Seriengeschichte, nahm via Twitter mit wohliger Genugtuung das Gejammere der Fans über den Saisonabschluss entgegen. So schlimm lief es dann doch nicht. Die Doppelfolge hatte überragende Spannungsmomente, doch beschlich wohl nicht nur mich am Ende das Gefühl, als wäre ein Programmverantwortlicher von SHOWTIME mitten in die Autorensitzung geplatzt und hätte in stolzgeschwelltem Brustton verkündet: „Leute, noch nicht einpacken, das Ding läuft gut, da machen wir eine weitere Staffel von. Also dreht es so, dass es weitergehen kann“. Der Fluch des Erfolges. Nichtsdestotrotz eine Serie, die man wirklich nicht verpasst haben sollte.

Gesamtwertung: 5,51 Punkte (sehr gut)

InSecurity (Season 2)

Ich habe es ja schon erwähnt, die zweite Staffel von „InSecurity“ ist für mich die große Enttäuschung des Serienjahres. Dabei war ich so stolz auf diese kanadische Spoof-Show, die so charmant die Tücken nationaler Sicherheitsagenturen aufs Korn genommen hatte, dass selbst Jack Bauer sich ein Lächeln hätte abringen müssen. Aus und vorbei in Staffel 2! Man konzentriert sich mehr auf die Beziehungen der Agenten untereinander, die Pointen sitzen nicht, sondern fliegen orientierungslos im Raum, lediglich ein paar Eröffnungsgags erinnern noch an große Zeiten. Ich habe keine Einsicht in den Autorenstamm des Senders CBC, aber ich könnte wetten, dass sie die komplette Riege ausgetauscht haben. Anders kann ich mir den Qualitätsabfall nicht erklären.

Gesamtwertung: 3,90 Punkte (unterdurchschnittlich)

Life’s Too Short (Season 1)

Warwick Davis ist ein großartiger Schauspieler in einem klein gewachsenen Körper. Das muss er auch sein angesichts der Leiden, die ihm das Schicksal in Form der Autoren Ricky Gervais und Stephen Merchant auf den Leib geschrieben hat. Natürlich verbraucht sich die Formel der größtmöglichsten Peinlichkeit und des schlimmsten Gedemütigtwerdens irgendwann. Doch die zahlreichen Gaststars und eben die Darstellerkunst von Mr. Davis halten den immer schlimmer mitfühlenden Zuschauer für die insgesamt sechs Folgen der Staffel bei der Stange. Ich weiß nicht, wie oft ich bei dieser Serie den Satz „Jetzt lasst den kleinen Mann doch mal in Ruhe“ ausgerufen habe. Die Nebendarsteller wie der Steuerberater und die Sekretärin sind dabei haarscharf an der Karikatur eines denkenden Menschen, Warwick selbst klettert gegen Ende zu einfach in die meterhohen Fettnäpfchen – da hilft schon die kurze Laufzeit, dass es mit dem Draufhauen nicht überstrapazierend übertrieben wird.

Gesamtwertung: 5,10 Punkte (gut)

Man Up! (Season 1)

Nach acht Episoden vom Sender NBC eingestellt, konnte ich kurz vor Weihnachten die unausgestrahlten restlichen fünf Folgen als Web-HD-Rips im Netz ausfindig machen und sichten. Was mein Bedauern um die verfrühte Absetzung bestärkt hat, denn die Show pendelt sich durchweg auf ordentlichem Niveau (sprich 4,5 Punkte auf meiner Skala) ein. Ich fand die drei zockenden Mittdreißiger-Typen und das feinfühlige The Rock-Double schlichtweg sympathisch auf ihrer Queste nach der Männlichkeit. Und das Potenzial für geekige Gastauftritte wie dem von Mr. Lando Calrissian war ohne Frage gegeben. Klar, an die Klasse eines „Community“ oder „Modern Family“ kam die Show nicht heran, aber es würde mich nicht wundern, wenn die Show wertungspunktemäßig am Ende einige der Serien hinter sich lassen würde, die eine volle Staffel genehmigt bekamen. Aktuell sehe ich die noch laufenden „Last Man Standing“, „2 Broke Girls“ oder „Suburgatory“ dahinter.

Gesamtwertung: 4,74 Punkte (befriedigend)

Saisonstarts:


Californication (Season 5)

Frisch angelaufen ist die 5. Staffel von „Californication“. Der Auftakt hat mich allerdings nun doch nicht sonderlich beeindruckt bzw. in der Hoffnung gestärkt, dass die Show wieder auf den Weg zur lässigen Größe der ersten beiden Staffeln zurückfindet. Dicker Minuspunkt schon mal gleich, dass Hank jetzt mit einem Rapper zusammenarbeitet. Sorry, aber Rapper haben in meinem Rocker-Coolness-Universum nix verloren. Wenigstens versprach das Aufeinandertreffen Hanks mit dem Freund seiner Tochter eine reizvolle Auseinandersetzung. Mal schauen, wie es sich entwickelt. Für den Start 4,0 Punkte.


The Increasingly Poor Decisions of Todd Margaret (Season 2)

Komiker David Cross (Arrested Development) hat leider eine gewisse Tendenz zu übertreiben. Die Show mit den langen Episodentiteln krankt ein wenig daran, dass ihr Erfinder seinen Hauptcharakter Todd Margaret in zu abstruse Verwicklungen schickt, ihn zu blödsinnige Entscheidungen treffen lässt, nur um das ganz große Fass der Peinlichkeit aufmachen zu können. Wie schon bei „Life’s Too Short“ erwähnt, funktioniert das bei mir nur in kleinen Dosen – auf längere Sicht zu dick aufgetragen schmeckt die Mischung auf Dauer fade. Und genau das befürchte ich nach Sichtung der ersten Folge der zweiten Staffel, in der immerhin Jon Hamm mit seinem Gastauftritt ein kleines Highlight setzen konnte. Obwohl ich wirklich gerne herausfinden würde, ob Todd Margaret am Ende wirklich als Oberbefehlshaber Nordkoreas den roten Knopf drückt. Aber war nicht schon in der ersten Season der Teaser mit der Gerichtsverhandlung am Ende gar nicht abgehandelt worden? 4 glatte Punkte zum Start, da muss mehr kommen.

Hot In Cleveland (Season 3)

Über die zweite Staffel habe ich hier drin schon gar kein Wort und keine Wertung mehr verloren, so deutlich schwächer war diese im Vergleich zu den ersten Abenteuern der vier reifen Damen. Für die aktuelle Season raffe ich mich nochmal auf und fülle den Wertungsbogen aus. Die Diagnose ist jedoch dieselbe; durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Kost, leicht verdaulich, wenig prickelnd – selbst die frechen Sprüche des neuen Szene-Girls der TV-Comedy, Betty White, sitzen nicht mehr so richtig. Mit dem John Mahoney gesellt sich ein weiterer geschätzter „Frasier“-Veteran zur Gruppe hinzu, kann das allgemeine Schwächeln aber auch nicht verhindern.
Wertung nach 6 Episoden: 3,91 Punkte (unterdurchschnittlich)

Sherlock (Season 2)

Pünktlich zum neuen Jahr lassen es die Briten krachen mit dem Auftakt zur zweiten Staffel „Sherlock“. Ich bin erst spät auf dieses Juwel gestoßen und habe die erste Staffel mit ihren drei Folgen à 90 Minuten auf Deutsch angesehen. Mein Fazit in Kurzform: Schöpfer und Autor Steven Moffat hat ein überragendes Gespür für packende Erzählformate, verschrobene Momente, überraschende Twists und geschliffene Dialoge, die Darsteller sind eh über jeden Zweifel erhaben (Benedict Cumberbatch etwa spielt demnächst als Bösewicht im zweiten Teil des Star Trek-Reboots mit). Eine überragende Eröffnungsepisode (6 Punkte), in Ordnung gehender Mittelteil (4,5 Punkte), den Moffat nicht selbst geschrieben hatte, danach gelungener Abschluss mit ganz bösem Cliffhanger (5,5 Punkte).
Für die zweite Staffel wagte ich mich mit Untertiteln bewaffnet an die erste Episode. Und wieder haut Moffat zu Beginn eine brilliante Inszenierung des Meisterdetektivs raus. Alleine wegen der hier auftauchenden Antagonistin Irene Adler (gespielt von Lara Pulver) mit ihrer Mischung aus Erotik, Laszivität und Arroganz ist das Zuschauen ein Erlebnis, Sherlock geht bis an seine Grenzen, spielt in einer raffiniert gesponnenen Geschichte am Ende aber doch noch seine Trümpfe aus. Überragende Unterhaltung und folglich nur mit der Höchstwertung von 6 Punkten auszuzeichnen. Ich bin gespannt, ob die zweite Folge das Niveau diesmal halten kann.