Archiv | Juni, 2011

48 (Juni 2011)

21 Jun

Der letzte Seriencheck bevor die Sommer-Saison (mit u.a. Breaking Bad und Curb Your Enthusiasm) beziehungsweise die Blog-Pause wegen der Fußball-WM ansteht. Mit Fantasy, SciFi, Krankenhaus und vier flotten Damen.

Game Of Thrones (Season 1)

Nach den Romanen von George R.R. Martin erzählt die Fantasy-Serie „Game Of Thrones“ die Geschichte des Königreiches Westeros, seinen Feinden, seinen Verbündeten, seinen Clans. Als die rechte Hand des Königs unter mysteriösen Umständen verstirbt, reist dieser in den hohen Norden nahe des Schutzwalls, hinter dem klirrende Kälte und grauenvolle Wesen namens White Walkers warten, um seinen Freund Eddard Stark diese Aufgabe anzutragen. Es entspinnt sich eine epische Geschichte um Intrigen, Krieg, Macht und Verrat.

Ich bin wahrlich kein Fantasy-Fan und hätte es im „Herrn der Ringe“-Universum wohl maximal zum Zehenhaarschneider im offiziellen Slum des Hobbitdorfes gebracht. Aber den ersten Band des „A Song of Fire And Ice“-Zyklus habe ich gelesen und großen Gefallen daran gefunden, entsprechend vorfreudig gespannt war ich auf die Adaption für das Fernsehen. Mit HBO wurde hierfür schon einmal der ideale Partner gefunden, denn in Westeros geht es ordentlich zur Sache. Schon die ersten Minuten zeigen mit ihrer bildstarken Inszenierung, dass hier Erwachsene als Zielgruppe angesprochen werden sollen. Keine zaubernden Kinder, keine sprechenden Tiere, sondern Blut, Sex und Ränkespiele. Wer damit klarkommt, wird 10 Folge schlichtweg überragend unterhalten. Die Charaktere sind vielzählig, es braucht seine Zeit, um sich in den verschiedenen Familien zurechtzufinden (im Zweifel fand ich dabei die Übersicht auf hbo.com sehr hilfreich), doch die Mühe wird belohnt durch mitreißende Momente, bemerkenswerte schauspielerische Leistungen (auch von den Darstellern der Kinder, wie ich hier gerne extra betone), erinnerungswürdige Dialoge und -pünktlich jeweils zum Ende einer Episode- unerwartete Wendungen und Ereignisse, die einen sofort die nächste Folge herbeisehnen lassen. Ich habe schon viele TV-Serien gesehen, aber selten Figuren so herzlich gehasst wie in dieser Show. Auf der anderen Seite spielt Peter Dinklage als Lord Tyrion Lannister wohl die Rolle seines Lebens und müsste, so es mit rechten Dingen zugeht, eine Emmy-Nominierung, nein, gleich direkt den Emmy einheimsen.

Fazit: wer kein zu zartes Gemüt hat, beim Anblick von Rüstungen, Schwertern, Blut oder nackten Frauen nicht schreiend davonläuft und endlich erwachsene Fantasy perfekt umgesetzt sehen will, kommt um diese Show nicht herum. Episch, fantastisch, großartig. Ich freue mich jetzt schon auf die zweite Staffel und die vor meinem Nachttisch liegenden ersten vier Bücher der Saga.

Wertungsmäßig lag keine der Episoden unterhalb von 5 Punkten, vier Mal war die Höchstwertung Pflicht, entsprechend hoch liegt der Schnitt, den Game of Thrones nur wegen der deutlich weniger Folgen hinter meinen Saisonfavoriten Fringe platziert.

Absoluter Wert: 6,20 Punkte / Anzahl an Höchstwertungen: 4x 6,0 Punkte ; 5x 5,5 Punkte

Gesamtwertung: überragend

Top of the Show: S1E01 Winter Is Coming, S1E05 The Wolf And The Lion, S1E09 Baelor, S1E10 Fire And Blood

Falling Skies (Season 1)

Die Fantasy ist dank Game of Thrones also gerettet, wie wäre es jetzt nochmal mit einer gelungenen SciFi-Serie? Seit der Kampfstern Galactica zum Ende der letzten Staffel Richtung Sonne entschwebt ist, kam in der Hinsicht kaum mehr etwas. Schafft Falling Skies, die neue von Steven Spielberg produzierte TNT-Serie, hier Abhilfe? Zur Story: Die Menschheit wurde bei einem Angriff außerirdischer Wesen zum größten Teil ausgelöscht, der kümmerliche Rest wird entweder verslavt oder kämpft gegen die übermächtigen Besatzer und ums Überleben. Mit dabei in der Gruppe der Widerständler: der Geschichtsprofessor Tom Mason (Noah Wyle), der einen seiner Söhne aus der Gefangenschaft der Aliens befreien will.

Fangen wir mit dem Positiven an: die außerirdischen Invasoren bleiben nicht weitestgehend unsichtbar. Das war meine erste Befürchtung, nachdem ich die wenig berauschenden Filmkritiken zur Spielberg/Abrams-Kollaboration „Super 8“ gelesen hatte. Überzeugen konnte mich das Alien-Design allerdings dann doch nicht. Gut, es ist Fernsehen und nicht Kino, aber die Roboter hinken doch stark wie die letzte Zylonengeneration und die Skitters benannten Krabbelviecher wirken in der Nahansicht wie gehobenes Gummidesign aus der Zeit vor Erfindung des CGI.

Ansonsten ist für Action, Endzeit und Familienstimmung gesorgt. Familienstimmung? Ja klar, unser Spielberg will es familienfreundlich haben und bringt daher verstärkt Kinder und Teenager in die Schauspielerriege ein. Ich könnte jetzt meine Meinung zu Science Fiction mit Kinderdarstellern auswalzen, aber ich fasse mich kurz: ich hatte die Vision, dass eines der Kiddies zwischen Geburtstagsfeiern und Mamavermissen spontan die einzige Schwachstelle der Aliens herausfindet, weil die Erwachsenen zu blöde dafür sind. Oder dass die Teenies im schönsten Liebesdreieck-Geheule die Waffen der Invasoren mit ihren Tränen unbrauchbar machen. Und davor habe ich richtig Angst. Es ist wohl deutlich geworden, dass ich mir einen düstereren, erwachseneren Ansatz für die Show gewünscht hätte, oder?

Ich werde beobachten, in welche Richtung die Show gehen wird. Werden mehr Hintergründe zu den Alien geliefert? Gibt es Einblicke in ihre Machtstruktur, ihre Pläne? Entsteht echtes Drama außerhalb der familiären Sorgen? Teil 1 der eröffnenden Doppelfolge hat mich wenig beeindruckt, Teil 2 gefiel mir schon etwas besser, aber bis zur Eroberung meiner Guckliste ist es noch ein weites Stück. Schließen möchte ich mit dem zweiten Positivum: ich fand die asiatische Doktorin (Moon Bloodgood, was für ein Name!) heiß und habe meinen Bruder mit dieser Feststellung die kompletten 80 Minuten des Piloten hindurch genervt.

Ersteindruck: Episode 1×01: 4,0 Punkte (durchschnittlich) / Episode 1×02: 4,5 Punkte (befriedigend)

Nurse Jackie (Season 3)

Eine Arztshow pro Saison muss sein und weil mir Dr. House zu lange läuft (wann kommt da eigentlich die komprimierte Best of mit seinen besten Ausrastern und fiesesten Sprüchen?), schaute ich bei Krankenschwester Jackie rein. Vier Worte als Zusammenfassung sollten ausreichen. War. auch. mal. besser. Ich mag die Charaktere immer noch, aber mir wird zu wenig aus ihnen gemacht. Beziehungsweise das Falsche. Denn mal ehrlich: Dr. Coop ist endgültig zur Witzfigur degradiert worden, die man nicht mehr für voll nehmen kann. Verwaltungs-Chefin Akalitus verdient bessere Storylines als den Kampf um die Heiligenstatuen der Krankenhauskapelle. Jackies Probleme mit ihren Kindern hätte ich schließlich viel lieber gegen Patienten mit rührseligen, dramatischen oder erheiternden Hintergrundgeschichten eingetauscht. Die ersten beiden Folgen und das Finale zeigten zumindest in die richtige Richtung, für Season 4 muss nun auch dazwischen wieder die Behandlungsqualität stimmen.

Absoluter Wert: 4,47 Punkte / Anzahl an Höchstwertungen: 1x 5,5 Punkte

Gesamtwertung: durchschnittlich

Hot In Cleveland (Season 1)

Innerhalb von knapp 2 Wochen habe ich so ziemlich alle Folgen von „Hot in Cleveland“ durchgesehen, der Show, die auf dem kleinen Sender TV Land für Furore sorgt. Drei glamourgewöhnte Damen aus L.A. stranden in Cleveland, Ohio und werden dort zusammen mit ihrer Hausbesetzerin Elka (Betty White) sesshaft.

Wie für TV Land üblich, wird klassischster Sitcom-Stoff mit Laugh Track geboten. Fans von Frasier freuen sich auf ein Wiedersehen mit Jane Leeves und anderen bekannten Gesichtern aus den guten alten Comedyzeiten (Jon Lovitz, Wayne Knight, Mary Tyler Moore). Star der Show ist natürlich Betty White, der von den Autoren die Sprüche in den Mund gelegt werden wie anno dazumal ihrer Golden Girls-Kollegin Estelle Getty. Aber auch die anderen Darstellerinnen haben ihre großen Momente, die Dialoge sind auf den Punkt frisch und spaßig und keinesfalls staubtrocken oder bemüht. Zumindest für die erste Season kann ich eine kleine Empfehlung für Freunde der Komödienkunst aussprechen, die aktuell noch laufende zweite Season fällt doch schon deutlich ab. Mit einem absoluten Wert kann ich diesmal nicht dienen, weil ich nicht jede Folge einzeln bewertet habe. Im Großen und Ganzen läuft es zumindest für Staffel 1 aber auf ein knappes „gut“ hinaus.

Gesamtwertung: gut