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140 (Mai 2023)

31 Mai

Als Einstieg ein paar Worte zum Autorenstreik in Hollywood, der gerade dafür sorgt, dass es keine Late Night Shows gibt, kein Saturday Night Live und auch keine Serien, so sie denn noch nicht bereits abgedreht sind:

Nicht schön. Gar nicht schön.

Gut möglich, dass der Seriencheck deswegen eine längere Pause machen wird. Hier also das, was ich in den Monaten vor dem Streik gesehen habe:

PICARD (Season 3)

Scotty, volle Energie auf die Fanservicetriebwerke und mischen sie die hochedle Nostalgiemischung in die Antriebsaggregate, das muss dieses Mal was werden und nicht so ein Kack wie die ersten zwei Staffeln!!!

Sprach Jean-Luc Picard und bekam keine Antwort. Denn James Doohan war seit über 17 Jahren tot und darüber hinaus eh in der falschen Enterprise-Crew gewesen. Picards Hand schmiegte sich frontal über sein Gesicht. Das ging ja gut los. Alle würden wieder hinter seinem Rücken tuscheln, dass er doch viel zu alt für diesen Kram war und das mit der eigenen Serie besser hätte sein lassen sollen.

Alle waren in diesem Fall alle, die zu Next Generation-Zeiten einen Fuß auf die USS Enterprise NCC-1701-D gesetzt hatten und noch eigenständig atmen konnten. Denn die wurden samt und sonders zur letzten Sause mit „Hach, was ein schönes Wiederseh’n, Herr Kapitän“-Vibes eingeladen. Ich bin da ja auch nur ein Mann, der Ende der 80er auf VHS die neuesten Folgen im Original gesehen und so Englisch gelernt hat. Die alten Recken nochmal in Aktion zu erleben, dazu mit ein paar flotten Sprüchen für Riker und Worf – das hatte trotz kühler Planung und hart an der Fanfiction grenzenden Ausführung etwas, das rührte, das sich gut anfühlte. 

Für die Story nur das Beste bei den Bösewichtern: die Borg (Aufatmungs-Spoiler: erfreulicherweise ohne Dr. Agnes Jurati als Queen) und die Wechselbalge aus dem Krieg gegen das Dominion planen gemeinsam allerschlimmstes Tun. Mit Picards Sohn Jack Crusher (Ed Speleers, Downtown Abbey, den ich bis kurz vor Ende mit Kingsman-Darsteller Taron Egerton verwechselt habe) gönnt man sich einen neuen Charakter in der Crew, der solide spielt und nicht nervt oder schmutzt. Der Rest ist schön festgezurrtes „Ja, das ergibt jetzt von der Story her nicht viel Sinn, aber hey, habt ihr Tuvok wiedererkannt?“ (Tuvok hätte übrigens angesichts der hanebüchenen „Fleet Formation“-Errungenschaft der Sternenflotte mindestens eine Braue zu wenig zum Hochziehen gehabt, aber das nur nebenbei)

Zum Schluss ein Wohlfühlende mit extra viel Zeit für den Cast, beisammen zu sein und über alte Zeiten zu plauschen. Wertungsmäßig ging keine Episode unter 4,5 Punkte, aber auch keine über die 5 Punkte hinaus. Kann man so machen, ist dann jetzt aber auch gut, weshalb man wirklich keine Fortsetzung oder Spin-off ansetzen sollte, um den letztlich versöhnlichen Abschluss nicht noch nachträglich zu ruinieren.

GESAMTWERTUNG: 4,80 Punkte (befriedigend)

THE MANDALORIAN (Season 3)

Das Fazit direkt vorab: „The Mandalorian“ funktioniert auch in seiner dritten Staffel weiterhin für mich. Trotz der in fast jeder Episode heruntergebeteten, baukastenähnlichen Struktur aus Kampf, CGI-gestützter Monsterpracht und Grogus Goldigkeitsmomenten. Als Storybogen hat man sich dieses Mal die Wiedereroberung des Heimatplaneten Mandalor ins Drehbuch geschrieben, den die verbliebenen Helmfreunde unter der Führung von Bo-Katan (Katee Sackhoff, Battlestar Galactica) angehen.

In der dritten Episode „The Convert“ leiht man sich kurz die erzählerische Sichtweise auf die Sternenkriegs-Welt abseits der großen Momente von „Andor“ aus (was meinen Bruder zu der Drohung veranlasste, nicht mehr weiterzugucken), der Kampf gegen einen großen Vogel in „The Foundling“ versprühte mir doch sehr einen Mangel an Ideen und befriedigender Umsetzung und „Guns for Hire“, dessen Inhalt man kompakt mit dem einen Satz „Der Mandalorian besucht eine opulente Welt“ umschreiben kann, hievt sich eigentlich nur wegen des Gastauftritts von Jack Black aus der Durchschnittlichkeit. Der Rest liegt stabil zwischen gut und sehr gut, wobei ersteres auch auf das Finale zutrifft, welches nicht mehr an den Knaller aus der vorherigen Staffelabschluss herankommt, die Geschichte aber ordnungsgemäß zu einem Ende bringt. 

Ein Ende, welches auch als endgültig taugen könnte und damit könnte ich gut leben, bevor die Formel vielleicht irgendwann doch nicht mehr ziehen sollte. Allerdings hat Jon Favreau wohl bereits die Drehbücher für eine vierte Staffel zusammengesteckt und wartet nur noch auf grünes Licht von Disney.  

GESAMTWERTUNG: 5,16 Punkte (gut)

SHRINKING (Season 1)

Jimmy (Jason Segel, How I Met Your Mother) ist Psychotherapeut und gerade selbst schlecht drauf, weil seine Frau vor kurzem verstorben ist. Zuhause wartet die vollpubertäre Tochter, auf der Arbeit die oft nicht einfachen Patienten sowie der mürrische, aber auch väterliche Boss Dr. Paul Rhoades (Harrison Ford). Jimmy beschließt in seinem eigenen Gefühlskuddelmuddel, von nun an seinen Patienten direkt zu sagen, was er denkt.   

Geschrieben und produziert u.a. von Bill Lawrence (Scrubs). Und da haben wir auch schon meinen ersten Gedanken, den ich bei dieser Ausgangslage hatte: Scrubs mit gesetzteren Psychotherapeuten. Segel ist jetzt nicht der Jahrtausendschauspieler, aber ein tapfer tapsiger Wohlfühlbär in seinen Rollen, Ford plus mürrisch geht immer und zusätzlich gibt es ein Wiedersehen mit Christa Miller (die Frau von Dr. Cox aus Scrubs) und Ted McGinley (Mr. Darcy aus der schrecklich netten Familie). Genug Gründe, mal den AppleTV+-Account zu besuchen.

Mein größtes Problem mit der Show: Sie gibt sich zu wenig Mühe, eine Comedy nach meinem Geschmack sein zu wollen. Wohlfühlserie mit ein paar tiefen Gedanken, slice of life, so hart spielt das Leben, weshalb auch reichlich herumgeflucht werden darf, was ja auch irgendwie lustig ist, hihi, wie oft die eben FUUUUCCCCKKKK gesagt hat, hoho, nana und der Dick wird auch reichlich erwähnt, also der Schniedel, weil Sex ist natürlich auch drin, aber alles safe, also safe dick, hach, das ist komisch, das erwähnen wir noch ein paar Mal, Jimmy ist der safe dick, lol.

Ich will bei meiner Comedy lachen, weil jemand sich die Mühe gemacht hat, etwas Witziges zu schreiben, worüber ich lachen kann. Die meiste Zeit saß ich vor „Shrinking“, wartete auf diese Momente und erschrak über das, was geboten wurde ähnlich wie über die anoperierte Lähmung im Lachfältchenbereich von Frau Miller (was habe ich die damals in der Drew Carey Show angehimmelt).

Durchgehalten bis zum Schluss habe ich wegen Harrison Ford, klar. Der grummelt sich durch die Episoden, ja, flucht auch, aber es hat für mich Unterhaltungswert. Der Rest wehte leider an mir vorbei.

GESAMTWERTUNG: 4,45 Punkte (befriedigend -)

PARTY DOWN (Season 3)

Das Catering-Unternehmen PARTY DOWN (Markenzeichen: pinkfarbene Fliege auf weißem Hemd) hatte seine Blütezeit in den Jahren 2009 und 2010. Lief auf STARZ und punktete mit seinen herrlich verschrobenen Figuren, die als erfolglose Schauspieler und Autoren hofften, im Rahmen von Branchenpartys Kontakte zu den Schönen und Erfolgreichen Hollywoods knüpfen zu können.

Ich habe mir zur Vorbereitung des gerade mal sechs Folgen umfassenden Nachschubs die zwei ersten Seasons nochmal angeschaut und yeah, das ist heute noch guter Stoff. Ken Marino (Childrens Hospital) ist ein großer Dummbatz mit Herz und Überforderung, Adam Scott (Parks And Recreation) der vom Leben gebeutelte Normalo, Martin Starr (Silicon Valley) der härteste Autor von Hard SciFi und Ryan Hansen (Veronica Mars) die steilste Poserfrise ev0r. 

In der dritten Staffel sind (fast) alle Figuren wieder mit dabei, teils aber in nun anderen Rollen platziert. Corona ist ein Thema, der Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik und der Drang zum Starwerden natürlich ebenso. Neu dabei sind Jennifer Garner (Alias) sowie für das Team zwei mir bisher unbekannte Darsteller für eine Chefköchin namens Lucy und einen TikToker namens Sackson. 

[Ahhhhh, kleiner Einschub: Ich mag zwei Rollen in Comedys absolut nicht: Influencer und TikToker – die werden für mich nie lustig sein, sondern im allerbesten Fall nicht ganz schlimm nervig]

Sackson geht noch gerade so, aber bedeutsam aufwerten kann er die Serie nicht. Ansonsten sind alle älter geworden, viel läuft über die Nostalgie-Schiene und die sechs Episoden sind rasch weggesnackt. Nicht mehr ganz aus dem obersten Regal wie damals, aber immer noch mundend unterhaltsam.

GESAMTWERTUNG: 4,83 Punkte (befriedigend)

BARRY (Season 4)

Über die dritte Staffel schrieb ich, dass sie im Vergleich zu den ersten beiden Ausgaben düsterer ausgefallen sei. Allerdings geht es, wie Alec Berg und Bill Hader beweisen, noch düstererer und damit sind wir mitten in Season 4. Bezeichnenderweise enden gleich zwei Episoden mit einem Close-Up eines Charakters, der die Worte „Ich muss [Person X] töten“ in die Kamera spricht. Damit ist die Ausrichtung klar: der endgültige Ausstieg aus der Serie wird blutig abgehen.

Mir fehlte da erneut die Leichtigkeit, mit der Humor und Tragik zuvor verbunden worden waren sowie die herrlich aberwitzig komischen Situationen. Davon gibt es hier vielleicht noch eine bis zwei, der Rest ist Ballerei. NoHoHank als einer meiner absoluten Lieblingscharaktere leidet besonders darunter. Aus der festgefahrenen Situation um Barry Berkman rettet sich die Show mit einem Zeitsprung, der die Story wieder frischer und interessanter macht. Viele der bekannten Gesichter erhalten eine neue Rolle, aber der Trend zum gegenseitigen Vernichtungswillen bleibt. 

Vom Finale war ich ehrlich gesagt unterwältigt. In meinem Videospielforum meinte jemand, wie toll es doch wäre, dass sich alles zusammengeführt und jede Figur ihr Ende bekommen hätte. Ja gut, aber das sollte man eigentlich auch erwarten können. Mir wurden zum Abschluss zu abrupt Spannungskonstellationen aufgelöst und Charaktere ihrem Ende zugeführt. Insgesamt reicht es auch für diese Staffel knapp zum Sprung über die 5-Punkte-Marke, aber die ersten beiden Ausgaben spielten doch eine Liga darüber.

GESAMTWERTUNG: 5,04 Punkte (gut-) 

THE GOLDBERGS (Season 10)

Freunde, es ist offiziell: Die 80er sind durch. Auch im Serienkosmos der Goldbergs, die nach 10 Jahren spaßiger Unterhaltsamkeit dem Jahrzehnt und sich selbst ein Ende gesetzt haben. Mit dem Wegfall der Vaterfiguren Murray (Jeff Garlin) und Granpops Albert (George Segal) ging unübersehbar Qualität verloren, in der nun 10. Staffel sind die Themen der 80er noch weniger präsent und werden durch den Fokus auf familiäre Ereignisse, allen voran die Elternschaft von Geoff und Erica sowie die neue Liebe von Adam ersetzt. Was die Wertungen für die Show meist auf 4,5 mit einigen Abstürzen auf die 4,0 einpendeln ließ. Lediglich die Episode „Uncle-ing“, in der Adam und Barry sich als Babysitter versuchen, konnte mir nochmal die 5,5 Punkte entlocken. Daneben ist mir dieses Jahr eigentlich nur das fantastisch peinliche De-Aging von David Hasselhoff in zwei Episoden hängengeblieben.

Leider geriet das Serienfinale mit dem vielversprechenden Namen „Bev To The Future“ für mich als Fan zur ziemlichen Enttäuschung. Das war von meiner Warte aus zu lieblos geraten für eine Serie, die mich so lange wunderbar zu bespaßen und zu rühren wusste und das gerade auch mit ihren Szenen am Ende vieler Episoden, die so richtig Wohlfühlcharakter besaßen.Danke, liebe Goldbergs, für viele Stunden charmanten Familien-Wahnsinns aus dem besten Jahrzehnt überhaupt, für ikonische Figuren, Momente und Sprüche. Aber einen krönenden Abschluss habt ihr bei mir nicht landen können.

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend -)

GHOSTS (Season 2) 

Darüber habe ich mich bereits im letzten Seriencheck ausgelassen und kann insofern nur die Endwertung einreichen. Mit dem Hinweis, dass in dieser Staffel viel zu viele Episoden die Durchschnittlichkeitsnote 4,0 eingeheimst und damit die ganze Serie in diesen Wertungsbereich gezogen haben. Das muss besser werden, sonst wird die dritte Staffel der Show jene, in der ich die Geister irgendwann nicht mehr rief.

GESAMTWERTUNG: 4,36 Punkte (durchschnittlich)

THE SIMPSONS (Season 34)

Die sehenswerten Folgen 2022/2023 waren (trommelwirbel)

S34E03 Lisa The Boy Scout

S34E05 Not It

S34E16 Hostile Kirk Place

S34E20 The Very Hungry Caterpillars

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend -)

136 (Juli 2022)

23 Jul

Der neue Seriencheck diesmal mit viel zu vielen Serien.

STRANGER THINGS (Season 4) 

Sollte es einmal in ferner Zukunft einen Award nur für Streamingplattformen geben (sponsored by amazon prime, Apple+, Netflix, GoogleWatch, ARALsee und SeitenbacherMüsliTVEiGuckemal), so dürfte der Sieger in der Kategorie „Pickepackevoller Inhalt bei unter 10 Episoden“ klar an Stranger Things 4 gehen. Von den 9 Episoden geht jede einzelne deutlich über eine Laufzeit von 60 Minuten, die meisten packen 75 Minuten, im letzten Drittel steht Spielfilmlänge an und das Finale schließlich kratzt gar an 2 1/2 Stunden. Dabei sind die Storystränge eigentlich überschaubar:


1) Hopper sitzt in russischer Gefangenschaft. Joyce und Murray wollen ihn befreien.
2) Eleven wurde wieder ins Hawkins Lab geschafft. Ihre Kräfte sind weg. Wird sie diese zurückbekommen?
3) Die eine Hälfte der Kids versucht, zu Eleven zu gelangen.
4) Die andere Hälfte kämpft gegen den neuen Bösewicht Vecna.
 

Hier darf ich erneut meinen alten Mathematiklehrer zitieren, der gerne bei meinen Lösungsversuchen „Da hätte man doch kürzen können!“ zu wimmern pflegte. Die Russland-Story geht viel zu lange (auch wenn ich mich gefreut habe, Tom Wlaschiha in einer internationalen Produktion wiederzusehen), die funny sidekicks Murray und Yuri zerrten mehr an meinen Nerven als an meinen Lachmuskeln. Mein Vorschlag: maximal zwei Folgen russische Gefangenenlageratmosphäre, Hopper raus, zurück nach Hawkins, den Kids helfen die Welt zu retten und fertig.
 

Die Befreiungsbrigade für Eleven hingegen hat geschlossen die „Für euch hatten die Autoren leider keine Rose“-Arschkarte gezogen. Denn während Dustin, Lucas, Nancy, Max, Robin und Steve gemeinsam mit der besten neuen Figur Eddie (yeah!) fette Kämpfe gegen den fiesen Vecna führen, dümpeln Mike, Jonathan, Will durch die Pampa und dürfen sich von einem HöHö-Stoner-Dude zutexten lassen, der mir fast so sehr auf die Eier ging wie Lucas‘ kleine Schwester in Staffel 3. Und ab welchem Zeitpunkt gilt die Frisur, die Noah Schnapp als Will Byers auftragen muss, eigentlich als Mobbing?

Insgesamt ist Staffel 4 damit eine reichlich aufgeplusterte Angelegenheit, zumal sie wirklich keine grundlegend neue Geschichte abseits des bekannten „Eleven blastert starren Auges den Bösewicht weg“-Motivs erzählt. Allerdings gibt es auch ein paar richtige Highlights wie der Kampf zwischen Max und Vecna, der spezielle Auftritt von Eddie (yeah!) und generell die letzten 90 Minuten des Finales. Dessen reinhauende Wirkung allerdings wiederum durch die letzten Minuten ordentlich gedämpft wird. Ich schreibe nur soviel: Will darf wieder seinen Trademark-Move aufführen, über den ich bereits letzte Season gestöhnt habe. Insgesamt besser als die Vorgängerausgabe, aber so langsam kann die Show auch gerne ihr Ende finden, bevor nicht nur ein Mitglied der wilden Kinderbande die 30 Lenze vollmacht.

GESAMTWERTUNG: 4,88 Punkte (befriedigend)
 

OBI-WAN KENOBI (Season 1)

Wieviele schlaflose Nächte habe ich mit der Frage verbracht, wie eigentlich Ewan McGregor als Obi-Wan Kenobi aus Episode III zu Sir Alec Guiness aus Episode IV wurde? Wenige. Ehrlich gesagt sogar keine. Aber Disney+ klärt in sechs Episoden dennoch auf. Oder auch nicht.

Ich falle direkt mit dem Lichtschwert in die Stahltür: das Ding trägt eigentlich maximal 2 1/2 Episoden. Die erste Folge zum Wiederreinkommen und (falls vorhanden) Erwecken nostalgischer Gefühle, dann die Hälfte der vorletzten und die finale Episode mit dem Duell zwischen Darth Vader (bei dem mir die deutsche Synchro gar nicht gefiel, weshalb ich immer zum guten alten James Earl Jones wechselte) und Obi-Wan als Abschluss. Denn, und jetzt mal Kräuterbutter auf die Ewok-Steaks: Wir wollen doch alle nur wieder den alten Darth in vollem Wüterich-Modus wie damals am Ende von „Rogue One“ sehen, der Rest ist Schnickschnack.

Die Motivation und Hintergrundstory der neuen Figur Reva ergibt im Nachhinein mit ein bisschen Begrübeln gar keinen Sinn. Die kleine Prinzessin Leia ist für ein paar Momente goldig und herzig, an Baby Yoda geht in der Hinsicht aber nichts vorbei. Weitere Highlights: Kinder laufen prinzipiell um ein Vielfaches schneller als sie verfolgende Erwachsene, Obi-Wan tut sich mit Schranken schwer, an denen man locker vorbeilaufen könnte, Darth Vader lässt sich von ein bisschen Feuer vom tödlichen Schlag abhalten und durchbohrende Todesstöße mit dem Lichtschwert sind – oha! – doch erfreulich gut heilbar.

Das stört, das nagt, das macht es mir schwer, Obi-Wan Kenobi zu bejubeln. Dabei macht Ewan McGregor seine Sache gut, Moses Ingram hat nun mal leider eine in sich unlogische Figur abbekommen, die im besten Fall als „cool badass empire woman“ bei den Fans hängenbleibt und Hayden Christensen stakst zunächst fein in der Blechbüchsen-Montur des Sith Lords und darf im Finale zeigen, dass er auch schauspielern kann. Vielleicht sollte man eine eventuelle Fortsetzung gleich als 80-minütigen Spielfilm anbieten? Oder als personalisierten Streaming Cut, wo man einzelne Stellen vorspulen darf?

GESAMTWERTUNG: 4,71 Punkte (befriedigend)


PICARD (Season 2)

Im letzten Seriencheck schnitt „Picard“ nicht sonderlich erfreulich ab. Konnte das sicherlich wieder spektakuläre (hüstel, hüstel) Finale das Wertungsruder noch einmal herumreißen? 

Gegenfrage: Fliegt die Enterprise schneller, wenn Scotty von ihm offiziell gesegneten Whisky über die Dilithiumkristalle kippt? Natürlich nicht. Summa summarum blieb von dieser Staffel folgender Erkenntnisgewinn bei mir hängen:

– Picard findet eine Frau und wir erfahren, weshalb das vorher nicht so recht klappen wollte

– Die Borg haben eine neue Queen und sind jetzt… menschlicher … netter … umgänglicher?

– Q braucht auch mal die Umarmung eines guten alten Freundes

– Guinan war mal jung, aber schon damals knurrig

Hat es das gebraucht? Wollte das jemand wissen? Bereichert man damit das Star Trek-Franchise? Dreimal nein. Klar habe ich mich gefreut, John de Lancie in seiner Paraderolle zu sehen, dem Part mit Brent Spiner als Dr. Soon konnte ich ebenfalls etwas abgewinnen, aber sonst war das unnötig, unspannend und unspaßig. Immerhin noch nicht unerträglich, aber das können die Macher ja in der kommenden Ausgabe schaffen, wenn sie die alte Next Generation-Crew zusammentrommeln und Geschichten erzählen, die kein Mensch zuvor unbedingt hören oder sehen wollte.

Sorry, aber das ist nicht mein Star Trek.

GESAMTWERTUNG: 4,00 Punkte (durchschnittlich – )

STAR TREK: STRANGE NEW WORLDS (Season 1) 

Das ist mein Star Trek.

Okay. Konzentration:

Erica. Nurse Christine. Hemmer. Dr. M’Benga. La’an. Una. Und natürlich Uhura, Spock und Captain Pike (er ist immer noch so schneidig!). Wahnsinn, ich kriege in der Tat nach Abschluss der ersten Staffel von „Strange New Worlds“ den Großteil der Rollennamen der Crewmitglieder der Enterprise aus dem Kopf zusammen. Daran wäre ich bei Star Trek: Discovery selbst nach drei Seasons noch gescheitert: Saru (der coole Alien neben Michael Burnham); Michael Burnham; der Freund von Michael Burnham; die zwei, die auf Anweisung von Michael Burnham die Discovery fliegen (eine mit Implantat!); der schwule Freund von Michael Burnham (Arzt), der andere schwule Freund von Michael Burnham (Maschinenraum, Sporen!); die nervige Tilly; Michelle Yeong, die gelangweilt Monologe aufsagt, Tig Notaro.

Strange New Worlds macht nicht nur hier verdammt viel richtig. Ich mag wirklich jeden Charakter und die sie verkörpernde Darstellerriege, alle bekommen ihren Moment, um zu glänzen und zu berühren. Die Geschichten hätten 1:1 so in der Ursprungsserie mit Kirk, Spock und Pille laufen können, hier hat man es wirklich geschafft, das alte Enterprise-Feeling ins Hier und Jetzt zu übertragen. Ähnliche Retro-Wohlgefühle hatte ich zuletzt bei „The Mandalorian“. 

Ob spannende Weltraumschlachten, einfühlsame Charakterstudien, ein paar richtig schön abgelieferte Humormomente oder die eine, für mich rührige Märchenepisode – mit der Truppe kann man es durchaus versuchen, einen galaktischen Krieg zu gewinnen. Auch wenn eine Folge nur ein befriedigend erhalten hat (Kinder auf der Enterprise plus Captain-Liebeskuddelmuddel – immer problematisch), blieb der Rest konstant über „gut“ hin zum „sehr gut“. Ja, auch die Episoden mit Spock und seiner Freundin beim Liebesspiel mit Diskussionsrunde. Das kleine Alien-Tribute „All Those Who Wander“ fiel eher ernüchternd aus, dafür haute die Episode mit einer anderen Entwicklung schwer rein. Wie auch immer: Cadet Inishmore steht für weitere Abenteuer bereit und ihre steilwandige Fronthaarpartie sieht heute wieder fulminant aus, Captain Pike.

GESAMTWERTUNG: 5,35 Punkte (gut)

THE GOLDBERGS (Season 9)

Unschöne Entwicklung bei den Goldbergs. Weil Jeff Garlin als Serienvater Murray es sich am Set mit der Crew verdarb, wurde nach einer internen Untersuchung seine Rolle in dieser Staffel zu einem größeren Teil rausgeschnitten und im Finale schließlich Aufnahmen aus alten Episoden verwendet. Das schmerzt schon. Inhaltlich kann man der Show nichts vorwerfen angesichts ihrer beachtlich langen Laufzeit: die 9. Staffel teilte sich schön säuberlich in halb guten, halb befriedigenden Episoden auf. Wieder darf ich den Satz unterbringen, dass die großen Themen der 80er längst abgefrühstückt wurden und man sich eher an den Charakteren und ihren kleinen Abenteuern abarbeitet.Bis auf eben die von Murray Goldberg.

GESAMTWERTUNG: 4,75 Punkte (befriedigend)


HOME ECONOMICS (Season 2) 

Ist nett, bleibt nett, kann man gucken, wenn man Topher Grace gerne charmant ungelenk und nerdig sehen will – eben so ein bisschen wie damals in „That 70s Show“. Auch der Rest des Castes geht in Ordnung, für richtig gute Episoden reicht die Drehbuchqualität aber zu selten (vier Mal 5 Punkte bei 22 Episoden). Und wer im Autorenteam der Ansicht ist, dass eine Influencerin als fiktive Nebenfigur in einer Serie eine richtig tolle Idee ist, darf von mir aus gerne ein paar Jahre als Teil der amerikanischen Unterschicht leben. 

GESAMTWERTUNG: 4,48 Punkte (befriedigend -)


RESIDENT ALIEN (Season 2)

Wer sich erinnert: Resident Alien Season 1 gefiel mir durchaus, vor allem wegen Alan Tudyk („Firefly“) als Alien mit planetaren Zerstörungsabsichten, das in den Körper des örtlichen Arztes in einer abgeschiedenen Gegend schlüpft, dessen Tod verdecken muss und generell für Chaos sorgt. War nett, die Nebenstränge gerieten zwar eher langweilig und das Finale setzte auf jegliche Logik einen großen Haufen Aliendung – aber alles in allem kein Grund, nicht in die zweite Staffel reinzuschauen.

Oh je. Sorry, aber wenn eine Show durch einen faulen Drehbuchtrick mit einem Fingerschnippsen einen der dicksten Handlungsstränge aus Season 1 kappt (wie dass die Polizei nicht mehr gegen unseren Protagonisten ermittelt, weil er schwuppdiwupp deren Gedächtnis gelöscht hat), tue ich mich schwer, dranzubleiben. Wenn die Nebenfiguren dann weiter langweilen und Tudyk eher dümmlich denn liebenswert tollpatschig spielen muss, fliege ich weiter zur nächsten Serie.  

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 4,00 Punkte (durchschnittlich -)

Sichtung eingestellt
 

MAN VS BEE (Season 1)

Ich mochte Rowan Atkinson schon immer sehr. Als Black Adder. Als Stand Up Comedian. Als Mr. Bean. Sogar noch als Johnny English. Der Mann weiß, was gute Comedy ist und arbeitet auch hart dafür, was ich zu honorieren weiß. In „Man vs Bee“ spielt er in neun knapp zehnminütigen Episoden den tollpatschigen Trevor, der für ein neureiches Pärchen auf dessen Wohnung aufpasst und in einen heroisch-epischen Kampf gegen eine Hummel verwickelt wird.

„Mr. Bean’s Housesitting“ wäre auch ein treffender Titel gewesen. Wer das als Konzept mag, bekommt Spaß. Wer das nicht mag, soll was anderes gucken. Anstatt Fragen wie „Ist das Hausbesitzerpaar unsympathisch oder einfach nur besorgt?“ oder „Läuft das nicht vollkommen unrealistisch aus dem Ruder?“ in weitem Bausch und Bogen auszudiskutieren. Meine Antworten wären eh „Ist mir egal“ und „Hey, Hauptsache, es ist lustig“. Und ich fand es lustig. Jetzt nicht bahnbrechend-die-Gesetze-der-Comedy-neu-schreibend-lustig, aber eben lustig. Natürlich frickele ich mir hier nicht für jede Episode eine Einzelnote ab, sondern nehme das Ganze als 90-minütigen Film, dem ich hiermit ein „Gut“ als Gesamtwertung verleihe.

GESAMTWERTUNG: 5,00 Punkte (gut)


BARRY (Season 3)

Barry ist eine von mir hochgeschätzte Serie, die man aufgrund ihrer Laufzeit von unter 30 Minuten eher in den Bereich Comedy verorten würde, aber sehr viele dramatische Elemente aufweist. Hauptdarsteller Bill Hader mag ich sehr als witzigen Kerl, aber in seiner Rolle hier gibt er einen Berufskiller, der in einer Theatertruppe landet und daraufhin sein Leben ändern möchte. Quasi Breaking Bad als Breaking Good, wenn Saul Goodman zusätzlich professionell Leute umnieten würde. Und eine Spur lustiger und drüber.

Das wäre meine Antwort auf die Frage, was ich von „Barry“ halte. Staffel 3 ist nun insgesamt düsterer ausgefallen, meine Lieblingsfigur NoHoHank etwa hat kaum große Momente zum herzhaften Belachen oder schmunzelnden Kopfschütteln. Kein Wunder, ist er und Barry doch im Fadenkreuz von Leuten gelandet, die sie lieber tot als lebendig sehen möchten. Überhaupt ist das Leitmotiv diesmal: „Alle wollen jedem an den Kragen – jetzt guckt mal schön, wie ihr da rauskommt“. 

Was mit überragend tollen Szenen wie der Verfolgungsjagd auf dem Motorrad in S3E06 „710n“ umgesetzt wird. Alleine dafür hat sich die Show wieder dicke den Sprung über die 5,0-Punktemarke gesichert. Herummäkeln muss ich, dass mich die Erzählstränge um Barrys Freundin Sally und um seinen Tutor Mr. Cousineau nicht so recht gepackt haben. Beides tolle Figuren, aus denen man für meinen Geschmack zu wenig gemacht hat. Das Finale knallte mir dann auch zu wenig, zumal sich ein neu ermittelnder Charakter letztlich doch so verhalten hat, wie man es hat erwarten können.   

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)

LOVE, DEATH + ROBOTS (Season 3)

Der Seriencheck ist eh schon viel zu lange ausgefallen, deshalb als Review nur das knallharte Ranking der Einzelbewertungen: 

S3E04 Night of the Mini Dead : 5,5 Punkte (sehr gut)
S3E02 Bad Travelling: 5,5 Punkte (sehr gut)
S3E07 Mason’s Rats: 5,5 Punkte (sehr gut)
S3E08 In Vaulted Halls Entombed: 5,0 Punkte (gut)
S3E05 Kill Team Kill: 5,0 Punkte (gut)
S3E09 Jibaro: 5,0 Punkte (gut)
S3E01 Three Robots Exit Strategies: 5,0 Punkte (gut)
S3E06 Swarm: 4,5 Punkte (befriedigend)
S3E03 The Very Pulse of The Machine: 4,5 Punkte (befriedigend)

GESAMTWERTUNG: 5,21 Punkte (gut)

 
BETTER CALL SAUL (Season 6 E01-08) 

Prädikatwertungsalarm! 

Prädikatwertungsalarm für Better Call Saul! 

PRÄDIKATWERTUNGSALARM! 

Die vor der kurzen Pause ausgestrahlte Episode „Plan and Execution“ war bereits in ihren letzten Minuten zum Fingernägelzerkauen spannend, mit dem danach folgenden „Point and Shoot“ wird aber nicht etwa Luft geholt und durchgeatmet, sondern direkt weiter eskaliert. So soll das sein. 6,0 Punkte (erst das zweite Mal in diesem Jahr, beim ersten Mal traf es eine Folge von „Midnight Mass“) ohne Wenn und Aber für diese Episode. Wollte ich nur kurz durchgeben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass „Better Call Saul“ dieses Jahr nicht den Sprung ins „sehr gut“ schafft.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 8 EPISODEN: 5,39 Punkte (gut)
 

THE SIMPSONS (Season 33)

Wie gewohnt der Service, die besten Folgen der Staffel namentlich zu benennen, auf dass sie euch beim Nachschauen auf Disney+ erleuchten mögen: 

S33E06+07 A Serious Flanders (jeweils 5,0 Punkte)

Tja, das war am Ende doch recht überschaubar.

GESAMTWERTUNG: 4,25 Punkte (durchschnittlich)

121 (Juni 2019)

25 Jun

Gluthitze. Eine Katastrophe. Grenzwerte werden gesprengt. Aber es gibt auch was zu lachen. Willkommen zum Seriencheck im Hochsommer.

CHERNOBYL

HBO_Chernobyl

Fangen wir mal nicht mit der Katastrophe an, sondern dem Höhepunkt.
Also Chernobyl.
Liest sich komisch, trifft aber den Kern.

Okay, nochmal von vorne…

Die Miniserie „Chernobyl“ befasst sich mit dem nuklearen Super-GAU, der 1986 im Kernkraftwerk desselben Namens in der Ukraine stattfand. In fünf Episoden werden wir zu Beginn Zeuge des Unfalls, erleben dessen Folgen für die Arbeiter, die Zivilbevölkerung in der nahegelegenen Stadt Pripyat und die Politik sowie die spätere Aufarbeitung der Geschehnisse. Zentrale Figuren sind dabei der Wissenschaftler Valery Legasow (Jared Harris, Mad Men, The Terror) und der Leiter der Regierungskommission zur Aufklärung, Boris Shcherbina (Stellan Skarsgard, Good Will Hunting), die von Moskau als Krisenmanager an die Unglücksstelle geschickt werden.

Meine Erinnerung an die Geschehnisse damals erschöpft sich in folgender Geschichte: Unser Physiklehrer, ein manchmal etwas verwirrter älterer Herr, dessen Experimente gerne mal an nicht eingeschaltetem Strom zu scheitern drohten und der zu Beginn einen aus unserer Mitte peinlichst abfragte und peinigte, kam kreideweiß in den Unterricht. Er erzählte etwas von größtem anzunehmendem Unfall, schüttelte immer wieder den Kopf und wirkte aufgelöst. Ich nahm in meinem jugendlichen Leichtsinn folgendes aus der Stunde mit: „Geil, der alte Zausel hat heute keinen abgehört!“

33 Jahre und knapp fünf Stunden mit der Serie später weiß ich: Es war das Grauen. „Chernobyl“ ist unangenehm, nimmt einen als Zuschauer mit, lässt einen zittern, verschreckt, klärt auf, stimmt nachdenklich und wütend angesichts der Vertuschung und Lügen. Man leidet mit wahren Helden, die nie Anerkennung gefunden haben und verflucht die Verantwortlichen aus Politik und Reaktorleitung. Dabei leistet sich die Show ein paar kreative Freiheiten (weshalb die Russen bereits eine eigene Serie zu dem Thema angekündigt haben), ist also keine reine Dokumentation. Doch gibt es mehr als reichlich belegte Geschehnisse, wie man dem empfehlenswerten Podcast entnehmen kann.

Das Fazit: Wer damit umgehen kann, erlebt eine der nachdrücklichsten Seherfahrungen der letzten Jahre. Nicht umsonst steht „Chernobyl“ aktuell bei IMDB mit 9,6 Punkten ganz oben auf der Liste der TV-Serien. Und ich habe ein neues Geräusch, das mich noch zuverlässiger zusammenzucken lässt als der Bewegungssensor in „Aliens“. Ein absoluter Pflichtkauf, wenn HBO hoffentlich die Blu-ray-Box auf den Markt bringt. Aber ich kann nicht sagen, wann ich wieder bereit bin, mir sie dann auch anzusehen.

GESAMTWERTUNG: 6,20 PUNKTE (überragend)

GAME OF THRONES (SEASON 8)

gots8

Okay, ab hier ist dann Katastrophenzone. Ich werde versuchen, nicht zu spoilern, aber es dürfte selbst meinem treuen Leser bullion nicht entgangen sein, dass es .. nun ja… geteilte Meinungen zur achten Staffel gibt.

Dabei hatte ich die Awards „Schlimmst schmerzende Diskrepanz zwischen Optik und Story“ und „Verschenktestes Potenzial“ im letzten Seriencheck eigentlich schon an die zweite Staffel von „Star Trek: Discovery“ vergeben. Kommando zurück, Captain!

Denn „Game of Thrones“ hat einerseits überragend beeindruckende Bilder und Settings zu bieten, für die man der Crew vom Regisseur, den Effektkünstlern über die Kameraleute bis hin zum Komparsen bitteschön alle Preise dieser Welt nachschmeißen möge; andererseits treffen Benioff und Weiss in Sachen Story und Charakterentwicklung Entscheidungen, die bei mir das schlimmstmögliche Befinden in Bezug auf eine Serie auslösten: Mir waren nach spätestens der fünften Folge fast alle Figuren komplett egal.

Die Serie hätte definitiv mehr Zeit und Feinschliff benötigt, um sie zu einem ihrem Stellenwert entsprechenden Ende zu bringen. Die erste Episode versprühte eigentlich nur „Hurra, wir sind wieder da. Schön, dass wir uns mal treffen“- Wiedersehensfreude (was ich damals noch absolut okay fand und tatsächlich mit der höchsten Wertung der gesamten Staffel versah). Schon die zweite Folge beschlich mich dieses unangenehme „Mmh, die kommen nicht aus dem Quark, wir haben doch keine Zeit!!!“-Gefühl. Weshalb ich Übles schwanend meinen „They’re about to fuck it up. Send help, George RR.“-Tweet absetzte. Und mich wunderte, dass alle noch so begeistert waren.

Danach ging es ab. Die Optik aufgedreht bis zum Anschlag, das Storygerüst aus wackelnden, unbefestigten Spanplatten zusammengeklatscht.Wird schon halten, wenn keiner darauf achtet. Keine Zeit für Nachvollziehbarkeit, Logik ist das, was das Drehbuch vorgibt. In jeder Episode wurde mindestens ein Komplettaussetzer kredenzt, bei dem man als Fan die Hände vors Gesicht schlagen musste. So lief es bis zum Finale, das ich in einer Mischung aus „Naja, von mir aus“ und „Gut, dass es vorbei ist“ aufnahm.

Dabei bin ich gar nicht mal verärgert, WIE diese einst großartige Serie zu einem Abschluss geführt wurde. Sondern über den WEG dorthin. Ich könnte mit dem letzten Endes eingeschlagenen Erzählpfad durchaus meinen Frieden finden, hätte man sich wenigstens ein bisschen Mühe gegeben, ihn für den Zuschauer einigermaßen nachvollziehbar und verständlich zu gestalten, statt ihn einfach so – teils entgegen der bisherigen Charakterzeichnungen – hinzuschludern. Da hätten meiner Meinung nach schon ein paar Episoden mehr sehr viel helfen können.

So überwiegt bei mir die Enttäuschung. Gepaart mit der leider wohl unrealistischen Hoffnung, dass es in fünf bis zehn Jahren vielleicht ein Remake dieser Season geben wird. Oder zumindest eine Extended Edition auf Blu-ray mit zusätzlichen Szenen in der Gesamtlaufzeit von zwei bis drei Folgen. Bis dahin kann ich der achten Staffel nicht mal guten Gewissens ein „befriedigend“ geben.

GESAMTWERTUNG: 4,33 PUNKTE (durchschnittlich)

BARRY (SEASON 2)

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Durchaus düster geht es in der zweiten Staffel um den theaterbegeisterten Killer „Barry“ zu. Wie gut, dass mein absoluter Nebendarstellerliebling, der tschetschenische Mafiosi NoHoHank (mindestens Emmy- und Golden Globe-Nominierung für Anthony Carrigan, bitte sehr) trotz eigener Probleme mit gewohnt gut vorgespielter Laune für Entspannung sorgt.

Die Serie schafft es, filigran zwischen Drama und Comedy zu balancieren, sodass man als Zuschauer quasi das Beste aus beiden Welten dargeboten bekommt. Mit dem Kniff in der passend betitelten Episode „What?!“ und dem herrlichen over-the-top Kampfaction-Spektakel in „ronny/lilly“ (Prädikatwertung von mir) alleine hat sich Show locker wieder den Sprung in den „Sehr gut“-Wertungsbereich verdient. Im Finale ging es mir allerdings ein wenig zu sprunghaft zu, dafür braut sich für die bereits bestellte dritte Staffel wieder einiges zusammen.

GESAMTWERTUNG: 5,68 PUNKTE (sehr gut)
VEEP (SEASON 7)

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Ab sofort fehlt mir die Quelle für zünftige, englische Beleidigungen. Denn „Veep“ ist vorbei. Sieben Staffeln hat man auf höchstem Niveau sprachlich derb geholzt, das Politikgeschäft seiner verdienten Lächerlichkeit preisgegeben und mich wunderbar unterhalten. Selina und Gary werden mir schmerzlich fehlen, Jonah Ryan mit seiner unendlichen Dummheit, für die man ihn lachend schlagen möchte, ebenso.

Auch die letzte Season liefert hochwertig ab, sodass ich jedem Freund der Vizepräsidentin amtlich das offizielle Okay zum Kauf der Gesamtstaffelbox geben kann. Herausheben möchte ich vor allem das Finale, das wirklich nochmal alle Register dieser wunderbaren Comedy-Serie zieht und nicht nur nach Ansicht von Darstellerin Julia Louis-Dreyfus zum Besten zählt, was die Show auf den Bildschirm gebracht hat. Und wenn es ganz zum Schluss so emotional wird, dass ich standhaft ein Tränchen wegdrücken musste, hat „Veep“ einfach von Anfang bis Ende alles richtig gemacht.

GESAMTWERTUNG: 5,73 PUNKTE (sehr gut)

WHAT WE DO IN THE SHADOWS (SEASON 1)

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Wer dem dazugehörigen Film etwas abgewinnen konnte (und da hebe ich voller Überzeugung die Hand), wird auch von der Serie nicht enttäuscht werden. Obwohl mir der Original-Cast durchaus fehlt, bieten die Vampire um Nandor, den Unerbittlichen, genügend Potenzial, um eigenständig zu unterhalten. Durch Charaktere wie Guillermo, den „familiar“ (sprich: Vampiraspiranten und Sklaven) der Sippe und den Energievampir Colin wird der Erzählrahmen sinnvoll ergänzt, zudem setzen Gastauftritte von Doug Jones (Star Trek: Discovery) und eines gelungen zusammengestellten Tribunals in „The Trial“ für prächtige Highlights. Demgegenüber fallen ein paar Folgen dezent ab, für ein „gut“ reicht es aber allemal.

GESAMTWERTUNG: 5,15 PUNKTE (gut)

THE SIMPSONS (SEASON 30)

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(Vorerst) Zum Schluss die übliche Chronistenpflicht mit den Simpsons-Episoden, die 5 Punkte erhalten haben  – höher im Wertungsranking ging es auch zum 30. Saisongeburtstag nicht:

S30E04 Treehouse of Horror XXIX

S30E05 Baby, You Can’t Drive My Car

S30E10 Tis the 30th Season

S30E14 The Clown Stays In The Picture

S30E15 101 Mitigations

S30E21 D’oh Canada

 

GESAMTWERTUNG: 4,39 PUNKTE (durchschnittlich)

120 (April 2019)

17 Apr

Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, ist gerade der Auftakt zur letzten Staffel von „Game Of Thrones“ gelaufen. Ich werde nichts spoilern, aber es wird enttäuschte Fans geben. Vor allem jene, die dachten, dass in der ersten Episode die Geschichte auserzählt, der ganze Thron-Bums endlich geregelt sein wird und die restlichen Folgen aus Saufgelagen und
Orgien bestehen. So geht es dann doch nicht dahin.

Hier nun die Shows, die bereits weiter und auserzählt sind. Zumindest für die jeweilige Season.

AFTER LIFE (SEASON 1) 

after life

Tony (Ricky Gervais, „The Office“) hat seine geliebte Frau an den Krebs verloren. Davon tief getroffen möchte er nicht mehr weiterleben und lässt das seine Umgebung auch ausdauernd und deutlich wissen. Sein einziger Lebensfaden hängt an Brandy, der gemeinsamen Hündin, um die er sich nun alleine kümmern muss. Ach ja, und er sagt von nun an allen seine meist wenig erbauliche Meinung über Gott und die Welt.

Puh. Schwere Kost, die Gervais über 6 Episoden serviert. Tod eines geliebten Menschen, schwere Depression, Lebensmüdigkeit, innere Aufgabe und dazu noch der geistige Abbau im Alter – letzteres illustriert an Tonys Vater (David Bradley, „Game Of Thrones“) – sind nicht gerade Themen, mit denen man mich abholt, wenn ich abends entspannt eine Comedy schauen will. Entsprechend schwer tat ich mich mit den ersten Folgen, in denen nur die skurrilen Geschichten an Tonys Arbeitsplatz in einer lokalen Zeitungsredaktion und die generelle Goldigkeit der Schäferhündin dem Zuschauer etwas Halt in dieser grauen, trüben Welt des Protagonisten bieten.

Aber es wird. Mit der Zeit. Es wird besser. Was auch ein wenig das übergreifende Thema der Show darstellt. Der Zuschauer erhält fürs Dranbleiben gewohnt humorige Momente des britischen Sarkasmusexperten, seine Figur findet langsam aus seinem gebrochenen Wesen heraus und am Ende bleibt ein wohliges Gefühl um die gute alte Blutpumpe herum. Mit der Wertung hadere ich ein bisschen, weil ich diese Steigerung infolge der wenigen Episoden nur unzureichend abbilden kann. In jedem Fall eine empfehlenswerte Show, in die man sich allerdings erst hineinfinden muss. Eine zweite Staffel ist bereits in trockenen Tüchern. Gut so.

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)

FAM (SEASON 1)

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Familie ist wichtig. Predigen alle Filme und Serien, die etwas auf sich halten. Schwierig wird’s, wenn die Familie schwierig ist. So wie bei Clem (Nina Dobrev, „The Vampire Diaries“), die demnächst heiraten will und ihrem demnächst Angetrauten und dessen Verwandtschaft ihre komplizierte Beziehung zu Vater Freddy (Gary Cole, „Veep“) beibringen muss. Der wiederum ist nämlich ein notorisch beziehungsinkompatibler Einzelgänger, der eher moralisch locker daherschwingt und sich wenig um Clem und ihre Schwester gekümmert hat.

Letzten Endes zu wenig Gary Cole, so mein Urteil. Die ersten Episoden gefielen mir ganz gut, ohne Gary wird es aber ab Folge 8 von 13 und mit wenig überzeugenden neuen Nebenfiguren eher fad. Landet somit nur knapp noch im „befriedigend“ und damit in der berüchtigten „Muss man nicht sehen“-Zone.

GESAMTWERTUNG: 4,53 PUNKTE (befriedigend)

LOVE DEATH + ROBOTS (SEASON 1)

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Satte 18 Animations-Kurzfilme mit einer Laufzeit zwischen 6 und 17 Minuten. Von Tim Miller, dem Typen, der „Deadpool“ in die Kinos gebracht hat. Produziert von David Fincher. Thema wie oben beschrieben. Eindeutig eher an erwachsene Zuschauer gerichtet. In der Bandbreite von fast photorealistischen Stil über künstlerisch hochwertig bis abgedreht eigensinnig. Storymäßig dürfte wirklich für jeden etwas dabei sein, vom Actionheuler über Weltalldrama hin zu hinreißend komischen Robotern als Touristen auf der apokalyptischen Erde, alternativer Geschichtsschreibung und ganz wichtig: Joghurt, der die Welt übernimmt.

Es mag Leute geben, die schon viele überragende Animationsfilme für Erwachsene gesehen und daher nicht beeindruckt von „Love, Death + Robots“ sind. Ich gehöre nicht dazu. Hat mir durch die Bank gut gefallen, lediglich bei zwei Episoden reichte es nur für ein „Befriedigend“(mit Plus), aber das ist absolute Geschmackssache. Hervorheben möchte ich „Three Robots“ (Prädikatwertung), „Sonnie’s Edge“, „Beyond The Aquila Rift“ und „Suits“, die mir besonders viel Spaß bereitet haben.

Gucken. Alles. Jetzt.

GESAMTWERTUNG: 5,72 PUNKTE (sehr gut)

MIRACLE WORKERS (SEASON 1)

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Gott (Steve Buscemi, „Boardwalk Empire“) ist schlecht drauf und will die Erde untergehen lassen.  Was bei ein paar Angestellten (u.a. Daniel Radcliffe) seiner Firma „Heaven, Inc.“ nicht wirklich gut ankommt. Man einigt sich auf einen Kompromiss: Gelingt es, zwei sozialbeziehungsmäßig unterentwickelte Millenials zu einem Liebespaar werden zu lassen, gibt es Aufschub und Existenzverlängerung.

Okay, wer will das nicht gucken wollen? Steve Buscemi als Gott? Harry Potter auch am Start? Der Himmel als Bürokomplex mit Abteilungen für Katastrophen, Bienensteuerung und Blinddarmdurchbrüche?

Tja, die Serie schöpft am Ende eben leider doch nicht ihr Potenzial aus. Erinnerte mich ein wenig an die auch auf TBS laufende Alien-Entführungscomedy „People of Earth“, die dasselbe Problem hatte. Die Gags sind nett, Gott ordentlich verpeilt, das Drehbuch hilft gerne aus so mancher „Wie soll das jetzt weitergehen?“-Patsche und liefert ein paar hübsch schräge Ideen und Konzepte. Aber am Ende der 7 Episoden will einfach nichts so recht hängenbleiben.

GESAMTWERTUNG: 4,64 PUNKTE (befriedigend)

STAR TREK: DISCOVERY (SEASON 2)

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Es ist eine einzige Achterbahnfahrt auf galaktischen Pilzsporen mit der Discovery in dieser zweiten Staffel. Üblicherweise pendeln sich die von mir hier besprochenen Serien wertungsmäßig nach einer gewissen Zeit ein. Manche fahren die „Mal befriedigend, mal gut“-Strecke hin und her, ohne höherzukommen. Andere etwa sind fast durch die Reihe „gut“ mit vielleicht ein, zwei Ausreißern nach oben und die ganz wertvollen Vertreter kratzen permanent am Prädikat und sinken nie unter „sehr gut“.

Bei Star Trek: Discovery habe ich von 4,0 bis 6,0 Punkten alles durch. In den überragenden Episoden spielen meist meine Lieblinge Saru und der neu an Bord gekommene Captain Pike (bei dem ich in jeder Szene „Er ist so schneidig“ ausrufe) tragende Rollen. Andererseits gibt es Folgen, da möchte ich den Fernseher anschreien. Weil die Autoren neben Technogebabbel als Konfliktlösung gerne wild wackelnde Storygerüste aufbauen, statt logischer Erklärungen lieber ein paar Flare-Effekte einstreuen und einfach darauf hoffen, dass das dramatische Endergebnis die Hä? Wie bitte???-Momente überdeckt. Es sind diese Momente, in denen ich stets bange, dass der Kopf des ebenfalls frisch eingetrudelten jungen Mr. Spock explodiert.

Michael Burnham ist im Vergleich zu vielen Crewmitgliedern, deren Namen ich nicht mal zusammenbekäme, überpräsent. Tilly gerne eine Spur zu nervig. Die Klingonen funktionieren weiter nicht, ihre Auftritte sind aber dankbarerweise kurz gehalten. Ash/Voq geht mir immer noch am Allerwertesten vorbei. Aber die Story um den roten Engel und Control hat mich gepackt und läuft auf einen sehr interessanten Abschluss hinaus. Und im zweiten Viertel haut die Show Folgen raus, die alles vereinen, was ich bei moderner Science Fiction sehen will.

Es bleibt also schwierig. Mir fehlt noch das Finale, welches in den kommenden Tagen läuft. Dann trage ich hier unten statt des Platzhalters die Endnote ein und schreibe vielleicht noch ein paar Zeilen dazu. Ich für meinen Teil bin selbst gespannt, was da zum Schluss rauskommt.

Das Finale hatte orgiastisches Weltallgeballer, brachiale Hektik an Bord zweier Föderationsraumschiffe, Action und Explosionen, dass selbst Ensign Tilly nicht zum Brabbeln kam, aber eben auch wieder einmal verordnete Drehbuchdramaturgie abseits von Logik und Nachvollziehbarkeit. Statt eines Ausblickes auf Staffel drei (auf die ich trotz der schwankenden Qualität in dieser Staffel baue) gab es nur nackte Gesichtshaut zu sehen. Von meiner Warte aus nur befriedigend, was diese Saison nur knapp vor der ersten platziert. Die Show mit dem wohl meist verschenkten Potenzial in diesem Serienjahr.

GESAMTWERTUNG: 5,26 Punkte (gut)

TRUE DETECTIVE (SEASON 3)

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Zum dritten Mal schickt Nic Pizzolatto seine wahren Detektive raus ins weite, ländlich geprägte Feld der Ermittlungen. Bisherige Ausbeute: 1x Hui! 1x Hä? In Bezug auf letzteres kann ich vorab Entwarnung geben, denn die Story ist deutlich weniger verschlungen und kompliziert als in Season 2, klar zielgerichtet und daher auch für Vielgucker wie mich noch im Gedächtnis abrufbar, wenn im Laufe einer Woche dort diverse Comedy- und Dramaplots Unterschlupf gefunden haben.

Über einen Zeitraum von 35 Jahren (mit den drei wichtigsten Stationen 1980, 1990 und 2015) untersuchen die Detectives Wayne Hays (Mahershala Ali, „Moonlight“) und Roland West (Stephen Dorff, „Blade“) in Arkansas das Schicksal der zwei verschwundenen Kinder des Ehepaars Purcell. Ein Fall, der im Laufe der Zeit mehrfach neu aufgerollt und später im Rahmen einer Dokumentation beleuchtet werden soll.

Staffel 3 wusste mich von Beginn an in ihren Bann zu ziehen. Mahershala Ali hat momentan eh einen Lauf, der könnte mir die Bedienungsanleitungen chinesischer Multifunktionsfernbedienungen vorlesen, ich wäre ergriffen. Stephen Dorff fällt in dieser Hinsicht kaum zurück; denn auch wenn die Folgen gerne größtenteils ruhig daherkommen und sich Zeit für ihre Figuren nehmen, so zündelt es spätestens zum Ende hin, um die Spannung gekonnt aufrechtzuerhalten. Das Finale schließlich sollte für einigen Diskussionsstoff sorgen, fiel es doch anders aus, als viele Zuschauer es wohl erwartet hatten. Ich für meinen Teil könnte mir nur schwer vorstellen, dass etwa „Game of Thrones“ auf diese Art seinen Abschluss findet.  Im Falle von „True Detective“ jedoch geht der so beschrittene Weg in Ordnung, auch wenn er mich im ersten Moment etwas unbefriedigt zurückgelassen hat. Weshalb die 5,5 Punkte im Schnitt nicht ganz erreicht wurden.

GESAMTWERTUNG: 5,39 PUNKTE (gut)

Zum Schluss noch ein kurzer Blick auf neu gestartete Serien und solche, die es bei mir nicht geschafft haben. Das kann, wie zu lesen sein wird, an für andere Betrachter absolut nicht nachvollziehbaren Gründen liegen. Weshalb man sich gerne ein eigenes Bild machen darf.

VEEP (SEASON 7)

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Selina Meyers will Präsidentin werden. Und zwar diesmal richtig mit Wahlen und so.

Oh ja! Ich bin überglücklich, dass die Show wieder am Start ist. Weist sie uns doch im Zeitalter Trump einen anderen, besonderen Weg, den wir tapferen Herzens beschreiten können, um hernach erleichtert festzustellen: Ja, es geht noch peinlicher. Siehe Jonah Ryan. Und andere.

PROGNOSE: 5,5 – 6,0 Punkte (sehr gut – überragend)

WHAT WE DO IN THE SHADOWS (SEASON 1)

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Den dazugehörigen Film aus dem Jahr 2014 halte ich immer noch für eine der besten Komödien der letzten Jahre. Die Serie spielt nun nicht mehr in Wellington, sondern in Staten Island, die Darsteller sind ebenfalls neu (immer kannte ich Matt Berry aus „The IT Crowd“), dafür zeichnen Jemaine Clement und Taika Waititi nun als kreative Köpfe verantwortlich.

Sind schon sehr viele schöne Faktoren dabei wie der devote Guillermo, der Energievampir Colin und natürlich die ewigen Probleme vampirischer Wohngemeinschaften wie etwa angetrunkene und dann vergessene Jungfrauen. Ich gehe mal davon aus, dass man das eher überschaubare Budget durch witzige Einfälle souverän ausgleichen können wird.

PROGNOSE: 5 – 5,5 Punkte (gut – sehr gut)

BARRY (SEASON 2)

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Läuft weiter stabil gut bei Barry. Ich habe schon die erste Staffel sehr genossen und bei der zweiten dürfte es kaum anders werden. Barry, Fuches, Gene sind weiter gern gesehene Gäste auf meinem Fernseher, in Sally bin ich immer noch ein bisschen verschossen und falls es dieses Jahr storymäßig etwas düsterer werden sollte, habe ich ja noch NoHo Hank, den lustigen tschetschenischen Mafia-Azubi mit den Mordaufträgen und der guten Laune.

PROGNOSE: 5 – 5,5 Punkte (gut – sehr gut)

THE ORVILLE (SEASON 2)

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Ich schaue Discovery, sorry. Da läuft trotz einiger überragender Ausgaben auch nicht alles rund (siehe Beitrag oben), aber bei „The Orville“ komme ich mit deutlich mehr Dingen nicht klar.

Dem flapsigen Humor. Den Figuren, die wirken, als wären sie auf dem zweiten Bildungsweg von der gescheiterten Next Generation-Darstellerkopie und/oder Klassenclown in die Offizierslaufbahn gehuscht. Den Drehbüchern, die weder frisch, unverbraucht oder mutig sind, sondern schlicht „Star Trek: Next Generation“-Ware der Güteklasse B-D.

Trotz allem gab es Folgen, die ich durchaus okay fand, mehr aber war schlicht nicht drin und die nächste Episode, die ich nur mühselig bis zum Ende durchhalten konnte, lauerte bereits im Raumquadranten um die Ecke.

STATUS: abgesetzt  

PATRIOT (SEASON 2)

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Die erste Staffel fand ich herrlich verschroben, angenehm verquer und putzig. Die ersten drei Folgen der zweiten Staffel dagegen nur noch zähfließend langweilig. Entweder muss mein Volltollschrägheitsdetektor in Reparatur oder irgendwas ist der Show verlorengegangen.

STATUS: ruht

SCHOOLED (SEASON 1)

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Lainey, die große Liebe von Barry Goldberg, kehrt als Musiklehrerin an ihre alte Schule zurück. Mittlerweile schreiben wir die 90er Jahre, die nun natürlich aufgearbeitet werden wollen.

Spinoff der von mir schwer verehrten und hierzulande immer noch viel zu wenig beachteten Serie „The Goldbergs“. Aus dem Cast sind neben Lainey noch Sportlehrer Mellor und Schulleiter Glascot aus der Hauptserie mit dabei.

Ich wollte es mögen, aber letzten Endes scheiterte es an diesen gewichtigen Punkten:

a) Die 90er fand ich schon immer eher meh. Thema u.a. der ersten Folge: Grunge. Nee, lass mal.

b) Es fehlt mir das nerdige Wesen von Adam, die liebenswert blöden Aktionen von Barry, das Gegrummele von Murray oder die überbemutternde Art von Beverly. Man könnte auch sagen: Mir fehlen die Goldbergs.

c) Was mich zu der abschließenden These führt, dass die drei (früheren Neben-) Figuren das Konzept der Show einfach nicht tragen können.

Meine Einschätzung: Im besten Fall nett. Was zu wenig ist, um auf meiner Guckliste zu bleiben.

STATUS: abgesetzt

SINGLE PARENTS (SEASON 1)

single parents

Eine Gruppe alleinerziehender Eltern schließt sich zusammen, um sich gegenseitig bei der Erziehung zu helfen. Hat Brad Garrett („Everybody Loves Raymond“) als dauermurrenden Vater zweier Töchter  in seinen Reihen, weshalb ich sofort interessiert war. Mein Interesse erkaltete allerdings, als mir nach kurzer Zeit schon zwei Darsteller mit ihren Figuren schwer auf den Senkel gingen. Ja, ich meine euch, Taran Killam und Jake Choi.

Status: abgesetzt

THE NEIGHBORHOOD (SEASON 1) 

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Weißes Ehepaar plus Kind zieht in schwarze Nachbarschaft. Wird nach ein paar Seufzern und Augenrollern von Familienoberhaupt Calvin (Cedric The Entertainer) und seinen Lieben herzlich aufgenommen. Nervt aber dennoch.

Vor allem Max Greenfield.

Schwupps, da habt ihr den Grund, weshalb ich es nicht mehr gucke.

STATUS: abgesetzt 

115 (Mai 2018)

30 Mai

Huhu, ich bin’s wieder. Blog lebt noch trotz DSGVO, Kommentare sind allerdings sicherheitshalber deaktiviert. Der Seriencheck wird jetzt rausgehauen, bevor die WM wieder alles überlagert. Angesammelt hat sich so einiges, deshalb wird es möglicherweise zwei Teile geben.

Ich bitte um kurzes Innehalten für die Shows, zu denen ich noch nicht richtig gekommen bin:

The Terror – zwei Episoden gesehen, atmosphärisch dichte Erzählung über eine arktische Schiffsexpedition Mitte des 19. Jahrhunderts, basierend auf einem Buch von Dan Simmons
A Series of Unfortunate Events Season 2 – liegt komplett auf Halde
The Americans Season 6 – gucke ich mir wohl in einem Rutsch an, wenn es mal zeitlich passt

Jetzt aber zu den Neuzugängen und alten Bekannten…

ALEX, INC. SEASON 1

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Radiojournalist Alex Schuman (Zach Braff, Scrubs) schmeißt seinen sicheren Job hin, um eine Podcast-Firma zu gründen. Nicht davon begeistert: Seine Familie.

Ebenfalls nicht so begeistert: Die amerikanischen Zuschauer. Denn nach 10 Episoden war bereits Schluss mit Zach Braffs neuem Serienprojekt. Ich mag den Zach ja, mit seiner Krankenhaus-Comedy hat er mein Herz erobert und auch in Alex, Inc. müht er sich ordentlich. Die Dynamik innerhalb seiner Familie fand ich höchst sympathisch, vor allem Jungmime Elisha Henig sollte man im Auge behalten. Das dicke Problem mit der Show lauerte am Arbeitsplatz: Podcasts sind an sich ja eine feine Sache, aber deren professionelle Produktion warf mir dann doch zu wenig Humor ab oder wie der gebildete Ami sagen würde „I didn’t give a fuck“. Vor allem die Figuren der Mitarbeiter von Alex waren letztlich auch nicht gut genug, um die ganz prallen Comedy-Bälle mit ihm hin- und herzuwerfen.

Am Ende kam „Alex, Inc.“ so nie über die Wertung „nett“ hinaus.
Nett, aber man brauchte nicht wirklich mehr davon.

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend)  

BARRY SEASON 1

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Barry (Bill Hader, Saturday Night Live) ist ein ehemaliger Marinesoldat, der sich mittlerweile auf anspruchsvolle Einzelpersoneneliminierung spezialisiert hat. Als ihn in Los Angeles ein Auftrag des örtlichen tschetschenischen Mobs zu einer Amateurtheatertruppe unter der Leitung des abgehalfterten Jean Cousineau (schmierig: Henry Winkler, Arrested Development) führt, scheint er seine Berufung und die große Liebe (umwerfend: Sarah Goldberg) gefunden zu haben.

Ich war nach dem Lesen der Inhaltsangabe skeptisch. Eiskalter Killer wird zum gefühlvollen Hobby-Schauspieler, der in Theaterstücken zu Tränen rührt? Keine Sorge, so läuft es nicht. Bill Hader, der für seine wunderbaren Nachahmungen bekannt ist, führt hier ein Ensemble an, das herrlich komische Szenen auf den Bildschirm bringt. Besonders danken möchte ich an dieser Stelle der tschetschenischen Mafia (auch so ein Satz, von dem ich dachte, dass ich ihn nie schreiben würde) um Goran Pazar (Glenn Fleshler) und Noho Hank (Anthony Carrigan). An den beiden hatte ich spätestens mit der zweiten Folge einen absoluten Clown gefressen. Dazu noch Stephen Root (Justified) als Fuches, Barrys Auftragsbeschaffer, besten Kumpel und wandelnde Inkompetenz reingepackt und fertig sind acht Folgen sehr gute Unterhaltung.

„Barry“ ist witzig, spannend, skurril, manchmal leise, manchmal laut, aber in jedem Fall eine dicke Empfehlung für euren Serienkatalog. Und seid nett zu Tschetschenen, auch wenn sie euch mit Gewalt drohen, denn die haben auch so ihre Probleme.

GESAMTWERTUNG: 5,56 Punkte (sehr gut)

SILICON VALLEY SEASON 5

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Die fünfte Staffel der derzeit einzig wahren Nerd-Comedy musste bekanntlich ohne Erlich Bachman auskommen, dessen Schauspieler T.J. Miller aktuell die schwer seltsamen Charakterzüge seiner Figur im echten Leben zum Schlechtesten gibt. Wie würde sich sein Fehlen auswirken? Hakt die Hardware, stottert die Software?

Nach insgesamt nur 8 Updates der Versionsnummer #5 kann ich sagen: „Don’t panic. Läuft weiter stabil“. Schräg sind eh so ziemlich alle Charaktere drauf, da ist es nicht so schlimm, wenn einer ausfällt. Es waren wieder viele feine Themen dabei: Das neue Internet made by PiedPiper, die Suche nach Investoren, der Konkurrenzkampf um Ideen mit Jian Yangs Softwareklau-Klitsche und Hooli, künstliche Intelligenz sowie die Einführung einer eigenen Bitcoin-Plattform. Ach ja, wohlwollende Werbung für Tesla-Autos gab es ebenfalls, was bei mir ein bisschen für Punktabzug gesorgt hat.

GESAMTWERTUNG: 5,45 Punkte (gut+)     

RAY DONOVAN SEASON 5

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Habe ich lange vor mir hergeschoben. Nicht etwa, weil die Show mich diese Staffel nicht überzeugt hätte, sondern weil zu viele andere Serien nach meiner Begutachtung schrien. „Ray Donovan“ ist eines dieser Dramen, bei denen man nichts falsch machen kann, sofern man erst einmal durch Setting, Cast und Thematik eingefangen wurde. Bedeutet hier: Leute bauen Mist, Ray Donovan bügelt es aus. Wobei unter Leute auch sehr oft und gerne die eigene Familie fällt. Und wenn Ray nicht gerade am Ausbügeln ist, fördert er eigenständig die Mistbauproduktion.

Ein ewiger Kreislauf, der mir auch in der 5. Staffel gute Unterhaltung beschert hat. Einen Schwerpunkt bildet das Schicksal von Abby Donovan, welches zunächst hinter einem Mystery-Schleier gehalten, später dann Stück für Stück gelüftet wird. Vier der bisherigen fünf Staffeln landeten bei mir wertungsmäßig dicke im „gut“ (lediglich die zweite Season fiel etwas ab), da gucke ich dem Ray auch in der sechsten Staffel zu, klarer Fall.

GESAMTWERTUNG: 5,33 Punkte (gut)

THE TICK SEASON 1

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Im September 2017 hatte ich die ersten sechs Episoden der amazon-Serie „The Tick“ besprochen. Moment, ich kopiere das mal flott rein:

In einer Welt, in der man sich an Superbösewichte und Superhelden
gewöhnt hat, liegt die Hoffnung der Welt auf einem nervösen Buchhalter
(Griffin Newman, „Vinyl“) und einer blaugewandeten Riesenzecke (Peter Serafinowicz, „Running Wilde“).

Ich und Superhelden, man kennt die Geschichte. Höchstselten kommen
wir beide zusammen, aber das hier ist angenehm schräg und witzig. Die
bisher gerade mal 6 Episoden lassen sich locker leicht schmunzelnd
weggucken, Griffin Newman gäbe einen prima Morty für eine Realverfilmung
von „Rick and Morty“ ab, während Peter Serafinowicz in getragenem
Tonfall seltsame Sprüche vorträgt und beide später auf einen
brummeligen Superhelden mit schwer schnippischem Sicherheitssystem treffen. Noch
die charmante Valorie Curry als Schwester des Tick-Assistenten als
Bonus drauf und schon reicht das insgesamt für ein knappes „Gut“.

Ende Februar 2018 legte man mit sechs weiteren Folgen nach, die ich nun an den vergangenen schwülen Früsommerabenden am PC angeschaut habe. Valorie Curry sorgt derzeit als Protagonistin Kara im PS4-Spiel „Detroit: Become Human“ für Aufsehen. An meinem Befund hat sich aber nichts geändert. „The Tick“ ist letztlich kein edelster over-the-top-Scheiß wie Deadpool, dafür steckt eine liebevoll eingestreute Portion Trash drin. Das Finale bietet zwar leider keine Überraschungen mehr, aber für mich ist und bleibt das Superheldenkost in der gut erträglichen Form.
 

GESAMTWERTUNG: 5,01 Punkte (gut-)

 

TIMELESS SEASON 2

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Zum Zeitpunkt dieses Eintrags hängt das Schicksal von „Timeless“ noch in den Seilen. Würde man mich unter dem Eindruck der zweiten Staffel nach einer Fortsetzung fragen, so wäre meine Antwort: „Nee, lass mal“.

Wie schon nach den ersten beiden Episoden befürchtet, tat der Show die Idee mit den in der Zeit implantierten Schläferzellen, die fröhlich die Geschichte verändern können, nicht wirklich gut. Hinsichtlich der angeschnittenen historischen Ereignisse packte mich sehr wenig und das lange Zeit auf befriedigenden Bahnen verlaufende Finale wurde mir versaut, weil Showrunner Eric Kripke einfach mal die selbst installierte Zeitreiseregel über den Haufen warf. Zeitreisen- und Geschichtsexperte Prof. Dr. hist.ser.chck Inishmore urteilt: „Schaut euch lieber die erste Staffel an, die war noch okay“.

GESAMTWERTUNG: 4,22 Punkte (durchschnittlich)

HOMELAND SEASON 7

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Wieder eine sehr gelungene Staffel von Homeland, in der aktuelle Themen wie russische Einmischungsversuche in die US-amerikanische Demokratie und Fake News packend inszeniert dargeboten wurden. Alle Hände voll zu tun für meinen Lieblingsrauschebartonkel Saul und Eskalier-Carrie, deren kleine Tochter Franny sicher einmal einen Psychologen reich und glücklich machen wird. Kleine Punktauszüge setzt es für die etwas unglaubwürdige Hacker-Bezirz-Aktion in Episode 7×02 und nun ja, bei der finalen Szene konnte ich fast ein Schmunzeln nicht unterdrücken, das war mir etwas zu sehr drüber. Ansonsten lagen alle Folgen souverän zwischen 5 und 5,5 Punkten.

GESAMTWERTUNG: 5,42 Punkte (gut+)