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143 (März 2024)

15 Mär

Der erste Seriencheck im neuen Jahr. Wieder im bewährten „Alles auf einmal, was ich in den letzten Monaten gesehen habe, ach Junge, so viel Text liest doch niemand mehr im Netz“-Format. Dabei zeigt sich, dass doch nicht alles Eis ist, was glänzt. Oder so lustig wie früher, weil um Schrägheit bemüht. Oder witzig, weil es den Regeln einer klassischen Sitcom folgt. Es gibt allerdings auch noch echte Knaller. Doch der Reihe nach…

FARGO Season 5

Auf „Fargo“ lasse ich ja nichts kommen. Gut, die letzte Staffel (1950, Mafia, Chris Rock, erinnert sich noch wer?) blieb unter der 5-Punkte-Marke, aber die restlichen Wertungen 

Season 1: 5,90 Punkte (6,05 Punkte für die Blu-ray)

Season 2: 5,75 Punkte

Season 3: 5,45 Punkte

können sich durchaus sehen lassen. 

Dieses Mal dreht sich die Geschichte um Dorothy „Dot“ Lyon (Juno Temple, Ted Lasso, Vinyl), die Opfer einer Entführung werden soll, den dafür zuständigen Herrschaften den Gefallen aber so ganz und gar nicht tun will. Hinter der Aktion steckt ihr ex-Mann Roy Tillman (John Hamm, Mad Men), der sich schnell zum Gegenspieler von Dots reicher Schwiegermutter Lorraine Lyon (Jennifer Jason Leigh, Atypical) entpuppt. 

Fand ich von der ersten Episode an prima. Einfach schon deshalb, weil die Charaktere großartig und faszinierend sind in ihrer Art, ihren Macken, ihrer Liebenswürdigkeit und Abstößigkeit. Hamm etwa als stramm konservativer Sheriff und amtlicher Oberarsch mit Ranch, sein Ziehsohn und assi Assi Gator (Joe Keery, Stranger Things), Temple als immer höfliche, aber knallharte Kämpferin und Mutter, Leigh als arrogant mächtige Firmenchefin mit reichlich Möglichkeiten, um für Ärger zu sorgen, dazu noch ihr Anwalt Danish Graves (wie schön, David Foley aus „News Radio“ wieder ausführlich zu sehen). Ach ja, und wer in der letzten Ausgabe einen richtig gruselig seltsamen Typen vermisst hat – Vorhang auf für Ole Munch (Sam Spruell, Snow White And The Huntsman).

In der Tat ist alles drin, was eine Fargo-Serie ausmacht. Über die Geschichte selbst und ihr Ende will ich nichts spoilern, aber es ist wieder eine Achterbahnfahrt mit Drehungen und Wendungen, toll inszenierter Action und einer guten Prise Humor. Wertungen durchgehend zwischen 5 und 5,5 Punkten, die abschließenden vier Episoden nur noch letztere. Minnesota (und North Dakota) liefert wieder ab.

GESAMTWERTUNG: 5,60 Punkte (sehr gut)

RICK AND MORTY Season 7

Ich weiß nicht, ob es am Fehlen des kreativen Beitrags von Justin Roiland liegt (der ja bekanntlich die beiden Protagonisten spricht, was aber ganz gut von den neuen Sprechern Ian Cardoni und Harry Belden kaschiert wird), aber diese Staffel fand ich die bisher schwächste.

Die Show ist wohl an einem Punkt, an dem man die absurd verrückten Großtaten der Vergangenheit schlicht nicht mehr toppen kann. Richtig gut gefallen haben mir nur die Spaghetti-Episode und das Staffelfinale mit dem Loch im Bad, die ich Gelegenheitsreinguckern gerne ans Herz legen möchte. Der Rest fiel in die Kategorie „nett“ bis „naja“, wobei drei 4,0-Wertungen schon den Ausschlag geben, dass es dieses Jahr punktemäßig nicht hoch hinausgeht. Da das ganze Projekt auf 10 Jahre ausgelegt ist, hoffe ich einfach mal auf Besserung in den nächsten Ausgaben.

GESAMTWERTUNG: 4,45 Punkte (befriedigend -)
 

TRUE DETECTIVE Season 4
 

Die vierte Staffel von „True Detective“ legte einen fulminaten Start auf der „Drück die richtigen Knöpfe auf meiner Bordkonsole“-Skala hin. Zum einen Vorfreude, Jodie Foster wieder in einer tragenden Rolle zu sehen. Dann das Setting: zeitlich angesetzt vor und nach Weihnachten, Eis und Schnee, nicht endende Dunkelheit, ein Hinweis auf einen ungelösten Mordfall in einer indigenen, in sich geschlossenen Gemeinschaft. Zuguterletzt eine verlassene Forschungsstation, deren Besatzung auf mysteriöse Art und Weise verschwindet und in eher unschöner Form wieder auftaucht. Freunde, ich hatte ob der wohligen „The Thing„-Vibes bereits einen glühenden Draht, ein Messer, einige Petrischalen und meinen Daumen vorbereitet.

Die ich dann jedoch im Laufe der insgesamt sechs Episoden desillusioniert und freudenberaubt wieder wegstecken konnte. Denn abseits des Kriminalfalles wollte mir so gar nichts gefallen. Das Ermittlerduo Danvers (Jodie Foster) und Navarro (Kali Reis), ihre Bekanntschaften und Familie, die abgeschieden lebende Frau mit wallendem grauem Haar, die Polizistenkollegen oder die gegen die örtliche Mine protestierende Dorfgemeinschaft. All das konnte bei mir keinen Funken an Begeisterung oder Spannung auslösen. Ja, mir ist auch klar, dass zu den Trademarks der Show eine gewisse Düsternis, Trübseligkeit und Trostlosigkeit gehören. Aber die Sexszene zwischen Danvers und ihrem Boss Connelly (Chris Ecclestone, The Leftovers) war mir zur Darstellung dieser menschlichen Abgründe bereits zu sehr drüber.

Die Episoden drei und fünf konnten mich mit dem Blick auf das Schicksal der Forschungsstationsmitglieder bzw. der Eskalation im Polizeirevier am Schluss noch am ehesten überzeugen, dafür herrschte davor und danach gepflegte Langeweile. Wobei auch die Auflösung eine tragende Rolle spielte. Denn die hätte, naja, genauso wenig spektakulär in einem skandinavischen Krimi an einem Sonntagabend um 22 Uhr im ZDF stattfinden können. Da hatte wohl nicht nur ich ein bisschen mehr erwartet. Insgesamt schon leider eine Enttäuschung.    

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend -)
 

MR. MONK’S LAST CASE: A MONK MOVIE 

Mr. Monk ist wieder zurück, um einen letzten Fall zu lösen: den Mord am Verlobten seiner Stieftochter Molly. An bekannten Figuren wieder mit dabei: Natalie Teeger, Randy Disher (feat. the Randy Disher Project), Leland Stottlemeyer und Trudy Monk. 

Moment, was habe ich da geschrieben? Mr. Monk hat eine Stieftochter? Hä? Ja, denn seine Trudy hatte ein Kind, das mysteriöserweise für diese 90-minütige Episode aus dem Hut gezaubert wird. Was mich schon gleich zum Einstieg ein wenig säuerlich gestimmt hat. 

Der für Peacock, die Streamingplattform von NBC Universal, produzierte Spielfilm beginnt ziemlich trübselig, das Ende ist ein wenig kitschig geraten, der zu lösende Fall eher Standardkost, also nichts, worüber man noch lange vor Begeisterung nachgrübelt. Andererseits ist es halt schön, Tony Shalhoub nochmalig in seiner Paraderolle zu sehen. Wertungsmäßig ziehe ich eine Zahl zwischen befriedigend, aber eben noch ordentlich entfernt von gut. Kann man sich als Fan anschauen; wer keiner ist, darf es auslassen.

GESAMTWERTUNG: 4,65 Punkte (befriedigend) 

Und damit zur Abteilung Reingeschaut (weil’s entweder noch läuft oder ich es abgesetzt habe)

EXTENDED FAMILY Season 1

Jim (Jon Cryer, Two And Half Men) und Julia (Abigail Spencer, Timeless) sind geschieden. Statt sich aber, wie sich das anständigerweise unter ex-Eheleuten gehört, abgrundtief zu hassen, bleiben sie weiter freundschaftlich verbunden, teilen sich abwechselnd ihre Wohnung und ziehen dort ihre beiden Kinder auf. Ebenfalls in das glückliche Getrenntsein involviert: Julias reicher, neuer Freund Trey (Donald Faison, Scrubs). Selbstverständlich gibt es Reibereien, Probleme und eine gute Portion Nervereien des neurotisch geplagten Jim, woraus NBC eine klassische Sitcom schneidern wollte.

Was meiner Meinung nach (und die Wertungen auf IMDB sehen es ähnlich) eher in die Hose gegangen ist. Denn faktisch ist das eine One-Man-Show für Jon Cryer, der wieder einen Charakter zum Besten geben soll, der einen nervt, aber auch zum Lachen bringt. Ganz so wie damals Alan Harper in Two and a Half Men. Entsprechend konzentrieren sich die Gagschreiber voll und ganz auf ihn, während für Spencer (die ich jetzt schon nicht als Vollblutkomikerin sehen würde) und vor allem Faison nur Brotkrumen übrig bleiben. Von den Kindern ganz zu schweigen, deren Texte einen nur mit den Augen rollen lassen. 

Ich habe die ersten drei Episoden gesehen und Cryer agiert hier nicht schlecht, aber auf Dauer tendiert das Ganze dann doch in Richtung „Muss man nicht gucken“.  

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH VIER EPISODEN: 4,25 Punkte (durchschnittlich)

Sichtung eingestellt

MASTERS OF THE AIR

1943. Zweiter Weltkrieg. Die 100ste Bomberstaffel der USA Air Force wird nach England verlegt, um Angriffe auf deutsche Städte zu fliegen. Wir folgen Major Bucky Egan (Callum Turner, Green Room) und Major Buck Cleavan (Austin Butler, Elvis) sowie dem Navigator Lt. Harry Crosby (Anthony Boyle, The Plot Against America) durch aufreibende Kämpfe in der Luft und am Boden. Miniserie mit Tom Hanks und Steven Spielberg als ausführenden Produzenten.

Hier habe ich mittlerweile sieben der neun Episoden verfolgt und darf sogleich Entwarnung geben, dass die Show selbst nicht vor militärischem Pathos und Heldentum trieft wie es der Vorspann einem nahelegt. Im Gegenteil, die Luftkämpfe gestalten sich als immens verlustreich, sind spannend und optisch beeindruckend inszeniert. Dröhendes FLAK-Feuer und hunderte von Kugeln aus den Geschützen der gegnerischen Flieger, die sich in die „Fortress“ genannten Bomber bohren, vermitteln einem als Zuschauer eindrücklich, was für ein Himmelfahrtskommando jede einzelne Mission damals war.

Natürlich stellt sich sofort die Frage: „Kommt das denn an Band of Brothers ran?“. Nein, dafür gehen zumindest mir die Charaktere zu wenig nahe. Höhepunkte sind definitiv die Luftkämpfe, am Boden schwächelt die Serie dann doch, was sich besonders ab Episode sechs zeigt, in der die Missionen nur noch in ihrem Anfangs- und Endstadium inklusive der bibbernden Frage nach den Verlusten präsentiert werden.

Dürfte sich wertungsmäßig so um die glatte 5,0 einpendeln, sage ich mal kühn voraus.   

Nachtrag:

Ein überlanges Finale mit eindrücklichen Szenen, an mancher Stelle etwas patriotismusmäßig drüber, aber der Nachspann mit den Originalbildern der Charaktere und ihrem Werdegang kriegte mich dann doch wieder richtig. 5,5 Punkte fürs Finale und damit am Ende doch etwas höher in der Gesamtwertung als prognostiziert. 

GESAMTWERTUNG: 5,17 Punkte (gut)
 

CURB YOUR ENTHUSIASM Season 12

Es soll nun wirklich das letzte Mal sein, dass Larry David sich in peinliche Situationen und um Kopf und Kragen redet, meckert oder sonst wie laviert. Schon in der vorigen Staffel allerdings blätterte der kultige Lack etwas ab und dieser unschöne Trend setzt sich nun leider in verstärktem Maße fort.

Der Altmeister möge mir verzeihen und mir androhen, meine Toilette aufzusuchen, aber ich finde Figuren wie Leon (J. B. Smoove) oder Irma Kostroski (Tracey Ullman) nicht ansatzweise so witzig, dass sie die Show abseits von Larry tragen könnten. Susie Greene (Susie Essman) hat nun mal zweifellos in früheren Staffeln die schönsten Beschimpfungen für unseren Helden geliefert, das ist aber schon ein paar Jahre her und zieht 2024 nicht mehr so richtig. Manager Jeff alias Jeff Garlin wirkte mir die ersten Episoden wie gelähmt und taute erst in der letzten von mir gesehenen Folge um die Gettysburg-Rede auf. 

Auch was die Fettnäpfchen angeht, in die unser liebster Zausel tritt, die Eskalationen, das Aufbauschen von Nichtigkeiten – fand ich früher alles besser angelegt und ausgeführt. Von daher bewegen wir uns bisher in der Mehrzahl der Folgen bei 4,5 Punkten bei bisher zweimal 5,0 Punkten. Eine 4,0 würde ich mich nicht zu ziehen trauen, dafür ist mir die Figur zu sehr ans Herz gewachsen (zumal Larry David neben Julia Louis-Dreyfus und Jerry Stiller als Aufkleber in meinem Auto über mich wacht).

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SECHS EPISODEN: 4,66 Punkte (befriedigend)
 

THE COMPLETELY MADE-UP ADVENTURES OF DICK TURPIN Season 1

„In die Pferdekutschenraubüberfallbranche muss frischer Wind kommen“, dachte sich der junge Dick Turpin (Noel Filding, Richmond aus IT Crowd), legte das Schlachterbeil als Utensil einer sicheren Übernahme der Metzgerei seines Vaters nieder und ward fortan ein Highwayman, also ein Straßenräubersmann. Aber einer mit tollem Haar und bunten Kleidern. Mit seiner Crew und einer immer wieder aus dem Nichts auftauchenden Autorin, die seine Geschichten zu Papier bringt, erlebt er Abenteuer im England zu Beginn des 18. Jahrhunderts.

Ich habe eine Schwäche für Comedy in historischem Kontext. Und deshalb mochte ich die drei bisher gesehenen Folgen auch. Fielding ist von der Darstellung seiner Figur her nahe an einem Jack Sparrow ohne Wasser unterm Kiel (man will ständig „Aber Sie haben von mir gehört“ murmeln), natürlich wird der Vorname unseres Helden gerne mal für einen sanften Pimmelgag benutzt, es gibt beschmunzelswerte Momente und Charaktere wie die professionelle Hinrichtungsopferbeweinerin, die Fight Club-Oma mit dem Riesenprügel oder Dicks Gegenspieler und Syndikatsboss Jonathan Wilde (Hugh Bonneville, Downtown Abbey), der es auch nicht leicht hat mit seinem Sohn, den er mitherumschleppen muss, weil er auf die Schnelle kein Kindermädchen finden konnte. 

Wie man dem obigen Abschnitt entnehmen kann: es ist lustig, nimmt sich selbst nicht ernst und trägt zudem leichte Spuren von Black Adder auf. Werde ich weitergucken.

Nachtrag:

Na hoppala, da war ich doch überrascht, dass Dick Turpin gerade mal sechs Folgen lang reitet. Und pünktlich zu den letzten beiden ich dann doch nur die 4,5 Punkte ziehen konnte. Die Rötelhexe fiel schon ein bisschen ab, Tommy Silversides kriegte mich dann noch eine Wertungseinheit weniger.  

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 5,00 Punkte (gut)

GESAMTWERTUNG: 4,83 Punkte (befriedigend)

SHOGUN

Wer in meiner Altersklasse mitrudert, kann sich daran erinnern, dass es einmal eine Serie desselben Namens (basierend auf dem Buch von James Clavell) mit Richard Chamberlain gegeben hat. Welche ich erfolgreich verdrängt, weil nie gesehen habe. Lag damals mit meinen zarten neun Jahren einfach nicht auf meiner Interessensschiene. Jetzt kann ich dieses Erinnerungsfragment endgültig wohlig entsorgen, denn die neue Fassung ist so dermaßen der heiße Scheiß in der Streaminglandschaft, dass auch ich in die Jubelarien einstimmen muss.

Erzählt wird die Geschichte des britischen Steuermanns John Blackthorne (Cosmo Jarvis, Raised By Wolves), der im Japan zu Beginn des 17. Jahrhunderts Schiffbruch erleidet und zusammen mit dem Feudalherrn Lord Tanaga (Hiroyuki Sanada, Lost, Westworld) und der mysteriösen Lady Mariko (Anna Sawai, Monarch) sich durch die Ränkespiele der Reichen und Mächtigen am just alleinherrscherlosen Hof navigiert.

Vier Folgen bisher gesehen und alle mit sehr gut bewertet. Bäm! Ja, es braucht eine gewisse Zeit, um alle Figuren und ihre Rollen einzuordnen und die japanischen Darsteller sprechen fast durchgehend ihre Muttersprache, weshalb einiges an Untertitellesen und Untertitelleseverständnis gefordert wird. Blackthorne spricht hingegen eigentlich Portugiesisch, was man aber dann doch nicht durchziehen wollte und synchronisiert hat.

Was soll ich schreiben? Prachtvolle Inszenierung, dichte Atmopshäre, phänomenale Bilder, japanische Perfektion bei jedem Schnitt und endlich wieder Intrigen. Ach, was habe ich die Intrigen vermisst. Darüber hinaus hat es bisher jede Episode geschafft, mindestens eine Szene zu bringen, die einem als Zuschauer hängenbleibt und heiß macht auf die nächste Ausgabe. Das könnte der Wertungs-Taikō dieser Saison werden.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH VIER EPISODEN: 5,70 Punkte (sehr gut)

120 (April 2019)

17 Apr

Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, ist gerade der Auftakt zur letzten Staffel von „Game Of Thrones“ gelaufen. Ich werde nichts spoilern, aber es wird enttäuschte Fans geben. Vor allem jene, die dachten, dass in der ersten Episode die Geschichte auserzählt, der ganze Thron-Bums endlich geregelt sein wird und die restlichen Folgen aus Saufgelagen und
Orgien bestehen. So geht es dann doch nicht dahin.

Hier nun die Shows, die bereits weiter und auserzählt sind. Zumindest für die jeweilige Season.

AFTER LIFE (SEASON 1) 

after life

Tony (Ricky Gervais, „The Office“) hat seine geliebte Frau an den Krebs verloren. Davon tief getroffen möchte er nicht mehr weiterleben und lässt das seine Umgebung auch ausdauernd und deutlich wissen. Sein einziger Lebensfaden hängt an Brandy, der gemeinsamen Hündin, um die er sich nun alleine kümmern muss. Ach ja, und er sagt von nun an allen seine meist wenig erbauliche Meinung über Gott und die Welt.

Puh. Schwere Kost, die Gervais über 6 Episoden serviert. Tod eines geliebten Menschen, schwere Depression, Lebensmüdigkeit, innere Aufgabe und dazu noch der geistige Abbau im Alter – letzteres illustriert an Tonys Vater (David Bradley, „Game Of Thrones“) – sind nicht gerade Themen, mit denen man mich abholt, wenn ich abends entspannt eine Comedy schauen will. Entsprechend schwer tat ich mich mit den ersten Folgen, in denen nur die skurrilen Geschichten an Tonys Arbeitsplatz in einer lokalen Zeitungsredaktion und die generelle Goldigkeit der Schäferhündin dem Zuschauer etwas Halt in dieser grauen, trüben Welt des Protagonisten bieten.

Aber es wird. Mit der Zeit. Es wird besser. Was auch ein wenig das übergreifende Thema der Show darstellt. Der Zuschauer erhält fürs Dranbleiben gewohnt humorige Momente des britischen Sarkasmusexperten, seine Figur findet langsam aus seinem gebrochenen Wesen heraus und am Ende bleibt ein wohliges Gefühl um die gute alte Blutpumpe herum. Mit der Wertung hadere ich ein bisschen, weil ich diese Steigerung infolge der wenigen Episoden nur unzureichend abbilden kann. In jedem Fall eine empfehlenswerte Show, in die man sich allerdings erst hineinfinden muss. Eine zweite Staffel ist bereits in trockenen Tüchern. Gut so.

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)

FAM (SEASON 1)

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Familie ist wichtig. Predigen alle Filme und Serien, die etwas auf sich halten. Schwierig wird’s, wenn die Familie schwierig ist. So wie bei Clem (Nina Dobrev, „The Vampire Diaries“), die demnächst heiraten will und ihrem demnächst Angetrauten und dessen Verwandtschaft ihre komplizierte Beziehung zu Vater Freddy (Gary Cole, „Veep“) beibringen muss. Der wiederum ist nämlich ein notorisch beziehungsinkompatibler Einzelgänger, der eher moralisch locker daherschwingt und sich wenig um Clem und ihre Schwester gekümmert hat.

Letzten Endes zu wenig Gary Cole, so mein Urteil. Die ersten Episoden gefielen mir ganz gut, ohne Gary wird es aber ab Folge 8 von 13 und mit wenig überzeugenden neuen Nebenfiguren eher fad. Landet somit nur knapp noch im „befriedigend“ und damit in der berüchtigten „Muss man nicht sehen“-Zone.

GESAMTWERTUNG: 4,53 PUNKTE (befriedigend)

LOVE DEATH + ROBOTS (SEASON 1)

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Satte 18 Animations-Kurzfilme mit einer Laufzeit zwischen 6 und 17 Minuten. Von Tim Miller, dem Typen, der „Deadpool“ in die Kinos gebracht hat. Produziert von David Fincher. Thema wie oben beschrieben. Eindeutig eher an erwachsene Zuschauer gerichtet. In der Bandbreite von fast photorealistischen Stil über künstlerisch hochwertig bis abgedreht eigensinnig. Storymäßig dürfte wirklich für jeden etwas dabei sein, vom Actionheuler über Weltalldrama hin zu hinreißend komischen Robotern als Touristen auf der apokalyptischen Erde, alternativer Geschichtsschreibung und ganz wichtig: Joghurt, der die Welt übernimmt.

Es mag Leute geben, die schon viele überragende Animationsfilme für Erwachsene gesehen und daher nicht beeindruckt von „Love, Death + Robots“ sind. Ich gehöre nicht dazu. Hat mir durch die Bank gut gefallen, lediglich bei zwei Episoden reichte es nur für ein „Befriedigend“(mit Plus), aber das ist absolute Geschmackssache. Hervorheben möchte ich „Three Robots“ (Prädikatwertung), „Sonnie’s Edge“, „Beyond The Aquila Rift“ und „Suits“, die mir besonders viel Spaß bereitet haben.

Gucken. Alles. Jetzt.

GESAMTWERTUNG: 5,72 PUNKTE (sehr gut)

MIRACLE WORKERS (SEASON 1)

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Gott (Steve Buscemi, „Boardwalk Empire“) ist schlecht drauf und will die Erde untergehen lassen.  Was bei ein paar Angestellten (u.a. Daniel Radcliffe) seiner Firma „Heaven, Inc.“ nicht wirklich gut ankommt. Man einigt sich auf einen Kompromiss: Gelingt es, zwei sozialbeziehungsmäßig unterentwickelte Millenials zu einem Liebespaar werden zu lassen, gibt es Aufschub und Existenzverlängerung.

Okay, wer will das nicht gucken wollen? Steve Buscemi als Gott? Harry Potter auch am Start? Der Himmel als Bürokomplex mit Abteilungen für Katastrophen, Bienensteuerung und Blinddarmdurchbrüche?

Tja, die Serie schöpft am Ende eben leider doch nicht ihr Potenzial aus. Erinnerte mich ein wenig an die auch auf TBS laufende Alien-Entführungscomedy „People of Earth“, die dasselbe Problem hatte. Die Gags sind nett, Gott ordentlich verpeilt, das Drehbuch hilft gerne aus so mancher „Wie soll das jetzt weitergehen?“-Patsche und liefert ein paar hübsch schräge Ideen und Konzepte. Aber am Ende der 7 Episoden will einfach nichts so recht hängenbleiben.

GESAMTWERTUNG: 4,64 PUNKTE (befriedigend)

STAR TREK: DISCOVERY (SEASON 2)

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Es ist eine einzige Achterbahnfahrt auf galaktischen Pilzsporen mit der Discovery in dieser zweiten Staffel. Üblicherweise pendeln sich die von mir hier besprochenen Serien wertungsmäßig nach einer gewissen Zeit ein. Manche fahren die „Mal befriedigend, mal gut“-Strecke hin und her, ohne höherzukommen. Andere etwa sind fast durch die Reihe „gut“ mit vielleicht ein, zwei Ausreißern nach oben und die ganz wertvollen Vertreter kratzen permanent am Prädikat und sinken nie unter „sehr gut“.

Bei Star Trek: Discovery habe ich von 4,0 bis 6,0 Punkten alles durch. In den überragenden Episoden spielen meist meine Lieblinge Saru und der neu an Bord gekommene Captain Pike (bei dem ich in jeder Szene „Er ist so schneidig“ ausrufe) tragende Rollen. Andererseits gibt es Folgen, da möchte ich den Fernseher anschreien. Weil die Autoren neben Technogebabbel als Konfliktlösung gerne wild wackelnde Storygerüste aufbauen, statt logischer Erklärungen lieber ein paar Flare-Effekte einstreuen und einfach darauf hoffen, dass das dramatische Endergebnis die Hä? Wie bitte???-Momente überdeckt. Es sind diese Momente, in denen ich stets bange, dass der Kopf des ebenfalls frisch eingetrudelten jungen Mr. Spock explodiert.

Michael Burnham ist im Vergleich zu vielen Crewmitgliedern, deren Namen ich nicht mal zusammenbekäme, überpräsent. Tilly gerne eine Spur zu nervig. Die Klingonen funktionieren weiter nicht, ihre Auftritte sind aber dankbarerweise kurz gehalten. Ash/Voq geht mir immer noch am Allerwertesten vorbei. Aber die Story um den roten Engel und Control hat mich gepackt und läuft auf einen sehr interessanten Abschluss hinaus. Und im zweiten Viertel haut die Show Folgen raus, die alles vereinen, was ich bei moderner Science Fiction sehen will.

Es bleibt also schwierig. Mir fehlt noch das Finale, welches in den kommenden Tagen läuft. Dann trage ich hier unten statt des Platzhalters die Endnote ein und schreibe vielleicht noch ein paar Zeilen dazu. Ich für meinen Teil bin selbst gespannt, was da zum Schluss rauskommt.

Das Finale hatte orgiastisches Weltallgeballer, brachiale Hektik an Bord zweier Föderationsraumschiffe, Action und Explosionen, dass selbst Ensign Tilly nicht zum Brabbeln kam, aber eben auch wieder einmal verordnete Drehbuchdramaturgie abseits von Logik und Nachvollziehbarkeit. Statt eines Ausblickes auf Staffel drei (auf die ich trotz der schwankenden Qualität in dieser Staffel baue) gab es nur nackte Gesichtshaut zu sehen. Von meiner Warte aus nur befriedigend, was diese Saison nur knapp vor der ersten platziert. Die Show mit dem wohl meist verschenkten Potenzial in diesem Serienjahr.

GESAMTWERTUNG: 5,26 Punkte (gut)

TRUE DETECTIVE (SEASON 3)

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Zum dritten Mal schickt Nic Pizzolatto seine wahren Detektive raus ins weite, ländlich geprägte Feld der Ermittlungen. Bisherige Ausbeute: 1x Hui! 1x Hä? In Bezug auf letzteres kann ich vorab Entwarnung geben, denn die Story ist deutlich weniger verschlungen und kompliziert als in Season 2, klar zielgerichtet und daher auch für Vielgucker wie mich noch im Gedächtnis abrufbar, wenn im Laufe einer Woche dort diverse Comedy- und Dramaplots Unterschlupf gefunden haben.

Über einen Zeitraum von 35 Jahren (mit den drei wichtigsten Stationen 1980, 1990 und 2015) untersuchen die Detectives Wayne Hays (Mahershala Ali, „Moonlight“) und Roland West (Stephen Dorff, „Blade“) in Arkansas das Schicksal der zwei verschwundenen Kinder des Ehepaars Purcell. Ein Fall, der im Laufe der Zeit mehrfach neu aufgerollt und später im Rahmen einer Dokumentation beleuchtet werden soll.

Staffel 3 wusste mich von Beginn an in ihren Bann zu ziehen. Mahershala Ali hat momentan eh einen Lauf, der könnte mir die Bedienungsanleitungen chinesischer Multifunktionsfernbedienungen vorlesen, ich wäre ergriffen. Stephen Dorff fällt in dieser Hinsicht kaum zurück; denn auch wenn die Folgen gerne größtenteils ruhig daherkommen und sich Zeit für ihre Figuren nehmen, so zündelt es spätestens zum Ende hin, um die Spannung gekonnt aufrechtzuerhalten. Das Finale schließlich sollte für einigen Diskussionsstoff sorgen, fiel es doch anders aus, als viele Zuschauer es wohl erwartet hatten. Ich für meinen Teil könnte mir nur schwer vorstellen, dass etwa „Game of Thrones“ auf diese Art seinen Abschluss findet.  Im Falle von „True Detective“ jedoch geht der so beschrittene Weg in Ordnung, auch wenn er mich im ersten Moment etwas unbefriedigt zurückgelassen hat. Weshalb die 5,5 Punkte im Schnitt nicht ganz erreicht wurden.

GESAMTWERTUNG: 5,39 PUNKTE (gut)

Zum Schluss noch ein kurzer Blick auf neu gestartete Serien und solche, die es bei mir nicht geschafft haben. Das kann, wie zu lesen sein wird, an für andere Betrachter absolut nicht nachvollziehbaren Gründen liegen. Weshalb man sich gerne ein eigenes Bild machen darf.

VEEP (SEASON 7)

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Selina Meyers will Präsidentin werden. Und zwar diesmal richtig mit Wahlen und so.

Oh ja! Ich bin überglücklich, dass die Show wieder am Start ist. Weist sie uns doch im Zeitalter Trump einen anderen, besonderen Weg, den wir tapferen Herzens beschreiten können, um hernach erleichtert festzustellen: Ja, es geht noch peinlicher. Siehe Jonah Ryan. Und andere.

PROGNOSE: 5,5 – 6,0 Punkte (sehr gut – überragend)

WHAT WE DO IN THE SHADOWS (SEASON 1)

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Den dazugehörigen Film aus dem Jahr 2014 halte ich immer noch für eine der besten Komödien der letzten Jahre. Die Serie spielt nun nicht mehr in Wellington, sondern in Staten Island, die Darsteller sind ebenfalls neu (immer kannte ich Matt Berry aus „The IT Crowd“), dafür zeichnen Jemaine Clement und Taika Waititi nun als kreative Köpfe verantwortlich.

Sind schon sehr viele schöne Faktoren dabei wie der devote Guillermo, der Energievampir Colin und natürlich die ewigen Probleme vampirischer Wohngemeinschaften wie etwa angetrunkene und dann vergessene Jungfrauen. Ich gehe mal davon aus, dass man das eher überschaubare Budget durch witzige Einfälle souverän ausgleichen können wird.

PROGNOSE: 5 – 5,5 Punkte (gut – sehr gut)

BARRY (SEASON 2)

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Läuft weiter stabil gut bei Barry. Ich habe schon die erste Staffel sehr genossen und bei der zweiten dürfte es kaum anders werden. Barry, Fuches, Gene sind weiter gern gesehene Gäste auf meinem Fernseher, in Sally bin ich immer noch ein bisschen verschossen und falls es dieses Jahr storymäßig etwas düsterer werden sollte, habe ich ja noch NoHo Hank, den lustigen tschetschenischen Mafia-Azubi mit den Mordaufträgen und der guten Laune.

PROGNOSE: 5 – 5,5 Punkte (gut – sehr gut)

THE ORVILLE (SEASON 2)

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Ich schaue Discovery, sorry. Da läuft trotz einiger überragender Ausgaben auch nicht alles rund (siehe Beitrag oben), aber bei „The Orville“ komme ich mit deutlich mehr Dingen nicht klar.

Dem flapsigen Humor. Den Figuren, die wirken, als wären sie auf dem zweiten Bildungsweg von der gescheiterten Next Generation-Darstellerkopie und/oder Klassenclown in die Offizierslaufbahn gehuscht. Den Drehbüchern, die weder frisch, unverbraucht oder mutig sind, sondern schlicht „Star Trek: Next Generation“-Ware der Güteklasse B-D.

Trotz allem gab es Folgen, die ich durchaus okay fand, mehr aber war schlicht nicht drin und die nächste Episode, die ich nur mühselig bis zum Ende durchhalten konnte, lauerte bereits im Raumquadranten um die Ecke.

STATUS: abgesetzt  

PATRIOT (SEASON 2)

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Die erste Staffel fand ich herrlich verschroben, angenehm verquer und putzig. Die ersten drei Folgen der zweiten Staffel dagegen nur noch zähfließend langweilig. Entweder muss mein Volltollschrägheitsdetektor in Reparatur oder irgendwas ist der Show verlorengegangen.

STATUS: ruht

SCHOOLED (SEASON 1)

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Lainey, die große Liebe von Barry Goldberg, kehrt als Musiklehrerin an ihre alte Schule zurück. Mittlerweile schreiben wir die 90er Jahre, die nun natürlich aufgearbeitet werden wollen.

Spinoff der von mir schwer verehrten und hierzulande immer noch viel zu wenig beachteten Serie „The Goldbergs“. Aus dem Cast sind neben Lainey noch Sportlehrer Mellor und Schulleiter Glascot aus der Hauptserie mit dabei.

Ich wollte es mögen, aber letzten Endes scheiterte es an diesen gewichtigen Punkten:

a) Die 90er fand ich schon immer eher meh. Thema u.a. der ersten Folge: Grunge. Nee, lass mal.

b) Es fehlt mir das nerdige Wesen von Adam, die liebenswert blöden Aktionen von Barry, das Gegrummele von Murray oder die überbemutternde Art von Beverly. Man könnte auch sagen: Mir fehlen die Goldbergs.

c) Was mich zu der abschließenden These führt, dass die drei (früheren Neben-) Figuren das Konzept der Show einfach nicht tragen können.

Meine Einschätzung: Im besten Fall nett. Was zu wenig ist, um auf meiner Guckliste zu bleiben.

STATUS: abgesetzt

SINGLE PARENTS (SEASON 1)

single parents

Eine Gruppe alleinerziehender Eltern schließt sich zusammen, um sich gegenseitig bei der Erziehung zu helfen. Hat Brad Garrett („Everybody Loves Raymond“) als dauermurrenden Vater zweier Töchter  in seinen Reihen, weshalb ich sofort interessiert war. Mein Interesse erkaltete allerdings, als mir nach kurzer Zeit schon zwei Darsteller mit ihren Figuren schwer auf den Senkel gingen. Ja, ich meine euch, Taran Killam und Jake Choi.

Status: abgesetzt

THE NEIGHBORHOOD (SEASON 1) 

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Weißes Ehepaar plus Kind zieht in schwarze Nachbarschaft. Wird nach ein paar Seufzern und Augenrollern von Familienoberhaupt Calvin (Cedric The Entertainer) und seinen Lieben herzlich aufgenommen. Nervt aber dennoch.

Vor allem Max Greenfield.

Schwupps, da habt ihr den Grund, weshalb ich es nicht mehr gucke.

STATUS: abgesetzt 

90 (September 2015)

22 Sept

Endlich wieder Kernkompetenz und keine langweiligen Spieltagslyriken oder viel zu dröhnige IniRadios. Just diese Woche startet in den USA die neue Hauptsaison und ich habe noch nicht mal die letzte offiziell abgeschlossen. Also hurtig zur Rezension gespurtet:

HANNIBAL (SEASON 3)

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Als Einleitung krame ich mal hervor, was ich vor knapp 7 Jahren zum Thema „Das perfekte Dinner“ auf VOX geschrieben habe:

Und nein, beim perfekten Dinner würdest du mich nie sehen. Ich finde das peinlich, wie die alle zusammensitzen und fröhlich sind, aber wehe, es geht dann an die Wertung. Kaum sind sie allein und die Kamera an, kriecht bei allen der Mäkelnazi hervor:

„Also das Essen war ja ganz gut, aber mir fehlte es einfach am Ambiente“ – sowas habe ich tatsächlich mal in der Sendung gehört.

„DANN BRING DIR DOCH EIN TÖPFCHEN KRESSE MIT, HÄNG ES DIR UM DEN HALS UND MAL DIE TAPETE MIT FINGERFARBEN AN, DU BLÖDE KUH“ habe ich den Fernseher angeschrien. Vielleicht hab ich einfach zuviel Respekt und Anstand vor Leuten, die sich die Mühe machen und mich bekochen. Okay, ich esse auch so ziemlich alles, was in diesem Falle eine sehr positive Eigenschaft von mir ist, möchte ich meinen.

Dessen eingedenk müsste ich eigentlich auf die hoffnungsvolle Frage meines Gastgebers Hannibal L., ob mir denn der dritte Gang gemundet hätte, ein sattes „Oh ja, war wieder ganz feinifeini“ aufstoßen. Aber diesmal ist es anders. Die dritte Staffel war zweigeteilt, wobei knapp die Hälfte sich mit der Geschichte um den Great Red Dragon beschäftigte. Um es kulinarisch auszudrücken: Mir war da deutlich zu wenig Fleisch dran, um satte 6 Episoden damit zu füllen. Das zog sich hin, die Perkussions-Sounds nervten, die Dialoge trieben auf selbstverliebt-berauschtem Niveau. Der Anfang der Season fand noch mein uneingeschränktes Wohlgefallen, auch wenn ich es schade fand, dass man die Rolle des Mason Verger neu besetzt hatte. Michael Pitt brachte mir einfach einen Schuss mehr Eigengruseligkeit rein.

Summa summarum sorgte das Wertungsgefälle in den letzten Episoden (meist zog ich Wertungen zwischen 4,0 und 4,5), dass diese Staffel erstmals nicht 5 Sterne erhält. Das Finale konnte sich zwar steigern, aber ein Höhepunkt der Serie war es meiner Meinung nicht. Und sobald ich meine Ritterrüstung angepasst habe, sage ich das Hannibal auch persönlich. Versprochen.

GESAMTWERTUNG: 4,75 Punkte (befriedigend)

THE BRINK (SEASON 1)

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Die erste Comedy-Show, bei dir ich dran geblieben bin, weil ich die Story spannend fand und wissen wollte, wie es ausgeht. Wohlgemerkt: nicht lustig, sondern spannend. Wahrscheinlich treten bei mir in diesem Fall urzeitliche „24“- und „Homeland“-Instinkte zutage. An meinem Eindruck vom letzten Seriencheck hat sich nichts geändert: Der Humor holte mich schmerzlich oft leider nicht ab, obwohl das Storygerüst und der Cast so verdammt viel an Potenzial hatten.

GESAMTWERTUNG: 4,30 Punkte (durchschnittlich)

TRUE DETECTIVE (SEASON 2)

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Den für mich besten Gag dieser Emmy-Awards brachte Gastgeber Andy Samberg, als er die „depressive Gitarristin aus True Detective“ als Teil der Showband präsentierte. Die hatte ich in meiner Besprechung glatt vergessen zu erwähnen. Eine kultige Figur, die mich zwar quälte, aber auch meinen gefühlten Eindruck vom größten Teil der Episoden widerspiegelte.

Okay, genug gelästert. Denn die letzten beiden Folgen wussten doch noch einigermaßen zu entschädigen. Vor allem das überlange Finale, welches ich lange hatte herumliegen lassen, gefiel mir sehr gut. An der zuschauerunfreundlichen Hartbrockigkeit der Story konnte man zwar immer noch verzweifeln und -beim Seriengott-, mein Albtraum wäre es immer noch, vor versammelter Klasse ein Referat über die Geschichte von True Detective S2 zu halten, aber immerhin brachte das Ende sehr viele beeindruckende Momente, ordentlich Action und auch ein bisschen Heulseligkeit meinerseits.

Ich hatte ja prophezeit, dass die Show diesmal Schwierigkeiten bekäme, überhaupt ins „Befriedigend“ zu rutschen. Dank des gelungenen Abschlusses ist dies aber tatsächlich noch geglückt. Trotzdem: Für das nächste Mal dem Zuschauer einen roten Faden zum Entlanghangeln bieten, keine Dialoge über Personen, die man für zwei Sekunden in einer Einstellung gesehen hat und einfach mal auf den Punkt kommen. Dann wird das auch wieder.

GESAMTWERTUNG: 4,68 Punkte (befriedigend)

MR. ROBOT (SEASON 1)

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Wo gerade von Emmys die Rede war: Diese Show muss nächstes Jahr in jedem Fall unter den Nominierten auftauchen. Denn keine Serie hat mich in den letzten Monaten so überrascht, verdreht und beeindruckt wie Mr. Robot. Zusätzlich hat sie als Nebeneffekt meine IT-Sicherheitsstandards erheblich erhöht. Ich brenne alles auf DVDs, schmeiße Festplatten und USB-Sticks regelmäßig in die Mikrowelle, bei Facebook mache ich eh lange schon nichts mehr und meine Passwörter sind mindestens 45 Zeichen lang (inklusive Ziffern, Unterstrichen und Sonderzeichen). Denn Gott sieht zwar alles, aber Elliot Alderson weiß alles. Sofern es irgendwo im Netz herumschwimmt.

Meine Lobeshymnen vom letzten Seriencheck könnte ich jetzt fortführen. Besonders zu würdigen ist die Tatsache, dass der Show nach dem überragenden Einstieg, an dem die darauffolgenden Episoden etwas zu knabbern hatten (weshalb auch die Höchstwertung noch nicht drin war), im letzten Drittel nochmals eine Steigerung gelingt und sie richtig abliefert. Ich werde hier nichts spoilern, aber wenn mich alten Serienhasen vor der Veröffentlichung einer einzelnen (verschobenen) Episode nochmal das große Kribbeln der Vorfreude packt, ist das schon etwas Besonderes. Wer beim Thema „Cyberpunk“ und „Hackerkultur“ nicht gerade umschaltet, um sich vom Videotext informieren zu lassen, wird blendend unterhalten.

GESAMTWERTUNG: 5,90 Punkte (sehr gut)

RICK AND MORTY (SEASON 2)

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Erst die zweite Staffel und quasi schon ein Selbstläufer. Rick and Morty ist für mich der noch einen guten Tick verrücktere Futurama-Ersatz und bei weitem die beste Animated Comedy auf meinem Serienguckplan. Nirgendwo werden seltsamere, erfrischend wahnwitzige Ideen präsentiert und ausgearbeitet, liebevoll Filme parodiert und in noch abgedrehtere Versionen verzerrt. Allein für den Reichtum an Skurrilitäten muss man die Show von Justin Roiland und Dan Harmon lieben. Was mittlerweile bei mir dazu führt, dass ich bei der Bewertung nur die Wahl zwischen den 5, 5,5 oder 6 Punkten habe. Die Höchstnote fehlt bisher noch, aber da bin ich guter Dinge.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 5,24 Punkte (gut)

RAY DONOVAN (SEASON 3)

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Ray Donovan ist auch wieder am Start und nach 10 von 12 Episoden kann ich jetzt schon sagen: Er ist endlich erneut in Top-Form. Keine langweiligen Nebenhandlungen um Journalistinnen, keine schmerzvollen „Wunderkind-HipHop“-Stories, sondern ordentlich „Daddy Mickey baut Mist“ plus Drama um die Donovan-Brüder Ray, Bunchy und Terry, die mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen sind. Obendrauf noch Ian McShane als Gaststar in dieser Saison, da konnte ja fast nichts mehr schiefgehen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 10 EPISODEN: 5,40 Punkte (gut)

THE STRAIN (SEASON 2)

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Da mache ich es kurz, weil die ersten Folgen der neuen Saison waren lang. Ich guck es nicht mehr. Die erste Staffel ließ nach einem appetitanregenden Beginn, der sogar mich als Vampir-Jetzt-echt-nicht-so-gut-Finder überzeugen konnte, leider doch mit voranschreitender Zeit nach. Es häuften sich die Ausflüge ins Trashige, manche Figuren nervten, am Ende langte es infolgedessen knapp nicht für das „Gut“. Schuld daran war auch ein eher wenig aufrüttelndes Finale. Und bereits mit der ersten Episode der zweiten Staffel hatte ich nicht das Gefühl, dass sich die Show in die richtige Richtung bewegt und nochmals einen Aufwärtstrend schaffen kann. Was ich so bei den geschätzten Kollegen der Serienjunkies lese, scheint sich mein Eindruck zu bestätigen. Schade um das Duell zwischen Eichhorst und Setrakian, das ich durchaus gerne verfolgt habe. Aber für mich ist dieser Strang auserzählt.

WERTUNG NACH ZWEI EPISODEN: 4,25 Punkte (durchschnittlich)
Sichtung eingestellt 

SHOW ME A HERO

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Die Stadt Yonkers im Bundesstaat New York wird im Jahre 1987 von einem Bundesgericht verurteilt, Sozialwohnungen für Schwarze und Latinos in einem hauptsächlich von der weißen Mittelschicht bewohntem Bezirk zu errichten. In der Bevölkerung regt sich Widerstand, die politische Riege zerstreitet sich, es entspinnt sich ein jahrelanger, verbitterter Streit. „Show Me A Hero“, eine sechsteilige Mini-Serie, skizziert die Vorfälle aus der Sicht der Betroffenen wie u.a. dem jungen Abgeordneten Nick Wasicsko, der eine entscheidende Rolle in dieser auf realen Ereignissen basierenden Geschichte einnehmen soll.

Regisseur und Produzent Paul Haggis („L.A. Crash“, „Million Dollar Baby“) sowie Autor David Simon („The Wire“) beweisen ein gutes Gespür für ihre Erzählung, denn die Show trifft den Nerv der Zeit nicht nur angesichts immer wieder aufkommender Rassenunruhen in den USA, sondern generell als Parabel über Angst vor dem Fremden, Vorurteile, Politik und Rassismus. Man ersetze Sozialwohnungen mit Flüchtlingsheimen und schon geraten jüngere Ereignisse und Entwicklungen hierzulande in den Fokus.

Packend und dramatisch inszeniert, mit dem demnächst in den neuen Star Wars-Filmen auftretenden Oscar Isaac an der Spitze eines schauspielerisch hochwertigen Casts und musikalisch begleitet von den Songs eines Bruce Springsteen, ist „Show Me A Hero“ ein sehr gutes und vor allem wichtiges Stück Fernsehen in einer Zeit, in der oft das erzählerische Mittel und die Kraft der eindringlichen Dialoge in den Hintergrund geraten. Ich für meinen Teil muss mir jetzt endlich mal die „The Wire“-Komplettbox angucken.

GESAMTWERTUNG: 5,53 Punkte (sehr gut)

BLUNT TALK (SEASON 1)

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Walter Blunt (Patrick Stewart) ist Brite, Newsmoderator, wird ständig begleitet von seinem stocksteifen ex-Armeekumpel Harry und hat es jüngst geschafft, seine Karriere ziemlich komplett zu versauen. Comedy aus der Feder von Jonathan Ames („Bored To Death“), produziert von Seth MacFarlane („Family Guy“).

Sir Patrick Stewart sehe ich immer wieder gerne. Auch und vor allem in komischen Momenten, die so wunderbar konträr zu dem sind, was man sonst so von dem hageren Briten kennt und alleine daraus ihren Witz beziehen. Ich verweise als Beispiel auf eine Traumsequenz, in der Stewart, begleitet von einem Showballett, wie der junge Fred Astaire durch die Reihen tanzt und dabei grinst wie ein Honigkuchenpferd im Zuckerrausch. Das reicht schon, um mir ein Lachen zu entlocken. Von daher könnte sich „Blunt Talk“ zu meinem neuen guilty pleasure entwickeln. Denn jenseits von Walter Blunt kommt mir noch zu wenig, obwohl bei Assistent Harry durchaus gute Ansätze vorhanden sind. Drei Folgen sind geschaut, zwei landeten dank dickem Hauptdarsteller-Bonus bei 5 Punkten, die dritte Episode wollte hingegen gar nicht recht zünden. Ich bleibe dran und warte ab, wie es sich entwickelt.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 4,67 Punkte (befriedigend)

FEAR THE WALKING DEAD (SEASON 1) 

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Na, du? Auch Fan von „The Walking Dead“? Traurig wegen der Sommerpause? Weiter Bock auf Zombies? Dir fehlten in der Show aber familiäre Beziehungen und Dramen, Teenagernöte und ein richtig nerviger Junkie-Charakter? Dann freu dich auf die neue Serie“Fear The Walking Dead“, die eine Familie aus L.A. just beim Ausbruch der Untoten-Apokalypse begleitet, der wiederum inszeniert wirkt wie aus der BRAVO-Fotolovestory.

Okay, die erste Folge gesehen und dauernd im Kopf das Mantra „Das brauchst du nicht“ aufgesagt. Ich bin nicht die Zielgruppe, das dürfen Menschen goutieren, die auch „Scream – The TV Series“ übertoll finden. Vier Punkte, bitte in großem Bogen an mir vorbeitorkeln und mich nicht weiter beachten. Danke.

WERTUNG NACH EINER EPISODE: 4,0 Punkte (durchschnittlich) 
Sichtung eingestellt

STEPHEN FRY IN CENTRAL AMERICA

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Okay, das ist jetzt eher Information denn Besprechung. Stephen Fry ist nämlich meiner Meinung nach immer unterhaltsam und weise, manchmal nachdenklich stimmend und generell einfach ein toller Mensch. Nach den USA treibt es ihn nun für vier frische Episoden seiner Dokumentationsreihe nach Süden Richtung Mittelamerika, von dessen zahlreichen Staaten ich bisher maximal Mexiko, Costa Rica und Honduras (wegen der Fußball-WM) hätte aufzählen können. Diese Bildungslücke schließe ich jetzt, denn Stephen versorgt den Zuschauer wie gewohnt mit beeindruckenden Menschen, Erzählungen und Bildern. Obwohl ich erst zwei Episoden gesehen habe, ziehe ich bereits das Fazit und beschränke mich dabei auf eine runde Endnote, weil das Wertungssystem nicht so recht auf Reiseberichte passt.

GESAMTWERTUNG: 5 Punkte (gut)

89 (August 2015)

5 Aug

Im Sommer kann man prima verpasste TV-Serien nachholen.
Hieß es.
Pustekuchen.
Hier ein Überblick über das, was sich nach der Hauptsaison alles so angesammelt und mich zumindest soweit interessiert hat, dass ich mindestens ein bis zwei Folgen dranblieb.

HUMANS (SEASON 1)

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Hurra, hurra, die Roboter sind da! In dieser englischen Fassung einer ursprünglichen schwedischen Serie sind die sogenannten „Synths“ aus dem normalen Alltag nicht mehr wegzudenken. Sei es Krankenpfleger, Haushaltshilfe oder Lebensbegleiter, die menschlich aussehenden Wesen mit dem starren Blick und dem flotten Aufladegerät für die Nacht unterstützen viel und schmutzen gar nicht. Allerdings existieren einige Modelle, die neben ihrer künstlichen Intelligenz ein emotionales Bewusstsein aufgespielt bekommen haben und sich nun auf der Flucht vor den Ermittlungsbehörden befinden.

Eine schöne neue Welt und eine richtig unterhaltsame Serie, bei der ich das Original leider verpasst habe. Ich selbst würde mir ja gerne in zwanzig Jahren oder so das Modell „Gemma Chan“ holen, die mir dann mit einem Lächeln auf den Lippen zuhört, wie ich über TV-Serien erzähle, ab und an Sätze wie „Du bist so schlau, attraktiv und weißt so viel“, „Erzähl mir nochmal von Friends, Seinfeld und Breaking Bad“ oder „Schatz, lass uns einen Galavant-Song singen“ sagt und gleichzeitig die neuesten Episoden aus den USA auf den integrierten Festplattenrekorder speichert. Aber ich schweife ab…

„Humans“ hat mir seine insgesamt 8 Episoden hindurch richtig gut gefallen. Vor allem die Darsteller der Roboter liefern erschreckend „realistische“ schauspielerische Leistungen ab, die Story hält mit feinem Gespür für Mystery und Was-wäre-wenn-es-Synths-gäbe-Situationen den grübelnden Zuschauer bei der Stange. Die Show selbst zudem schafft es, sich ab der Hälfte noch zu steigern, indem die Geheimnisse konsequent aufgedeckt werden. Angesichts dessen ist die bereits abgesegnete Verlängerung konsequent und richtig. Fans von „The IT Crowd“ freuen sich zudem auf ein Wiedersehen mit Katherine „Jen“ Parkinson.

GESAMTWERTUNG: 5,28 PUNKTE (GUT)

MR. ROBOT (SEASON 1) 

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Gleich der nächste Zukunftsthriller mit IT-Bezug hinterher. „Mr. Robot“ erzählt die Geschichte des genialen, aber innerlich kaputten und sozialbindungsunfähigen Hackers Elliot (Rami Malek, „24“, „The Pacific“), der einer anarchistischen Gruppe um den namensgebenden Aufrührer (Christian Slater) beitritt, um die nach der absoluten Macht greifenden Megakonzerne der Welt zur Strecke zu bringen.

Der Pilot konnte mich sofort begeistern und die Serie auf meine Guckliste hieven. Malek spielt fantastisch auf in seiner Rolle, seine Kommentare zu Welt, Menschheit, sozialen Medien und digitaler Vernetzung treffen es auf den Punkt und ließen mich vor dem Fernseher mit dem Kopf nicken. Herrlich auch, wie Elliot Menschen anhand ihrer offengelegten Daten einschätzt und bewertet (Fans der Transformers-Filme etwa müssen ganz stark sein). Schöpfer Sam Esmail ist es hoch anzurechnen, der Cyberpunk-Kultur eine würdige Plattform im Fernsehen geschenkt zu haben.

Dass die bisher von mir gesehenen drei folgenden Episoden das sehr hohe Niveau nicht mehr ganz erreichen konnten, gilt es da zu verschmerzen. Wegen der erfreulich hoher Zuschauerzahlen ist eine zweite Staffel schon jetzt unter Dach und Fach. Und Christian Slaters Absetzungsfluch damit endlich gebrochen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH VIER EPISODEN: 5,35 PUNKTE (GUT)
THE JINX: THE LIFE AND DEATHS OF ROBERT DURST

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Der Filmemacher Andrew Jarecki beschäftigt sich für diese HBO-Dokumentation mit Robert Durst, einem zurückgezogen lebenden, von seiner Familie ausgestoßenen Immobilien-Erben, der der Hauptverdächtige in mehreren Mordfällen ist. Der Clou: Durst selbst willigte ein, sich im Rahmen von mehreren Interviews zu den Vorwürfen zu äußern.

Lief bereits im Februar diesen Jahres, gelangte aber erst vor ein paar Wochen auf meinen Schirm und ist der feuchte Traum aller „Aktenzeichen XY ungelöst“-Redakteure. Wo hierzulande schnarchige Kommissare im Anschluss an eine laienschauspielbeleidigende Fallaufführung abgelatschtes Schuhwerk als Beweismittel auftragen, bekommt der Amerikaner eine hochspannende Spurensuche präsentiert. Wohlgemerkt mit dem Verdächtigen in der Hauptrolle! In sechs Episoden werden alle (teils grausigen) Details der Mordfälle untersucht, das Leben von Robert Durst analysiert und eben jener damit konfrontiert.

Als Zuschauer ertappt man sich dabei, dem wirr wirkenden alten Mann die Wahrheit aus dem Gesicht und von den Lippen lesen zu wollen. Ist er wirklich nur ein vom Leben aufs Abstellgleis geschobener armer reicher Mensch, ein Unglücksbringer für sich und seine Umgebung? Oder doch ein eiskalter Mörder, der alle getäuscht und ausgetrickst hat? Oder war gar alles doch ganz anders? Ich werde nichts spoilern und rate zudem allen Interessierten, sich nicht vorab zu informieren. Dann erwarten einen knapp sechs fesselnde Stunden, die einen nicht nur packen, sondern umhauen werden, das darf ich noch einem durchgesuchteten Wochenende garantieren. Absolute Anschauempfehlung.

GESAMTWERTUNG: 5,93 PUNKTE (ÜBERRAGEND)

SCREAM – THE TV SERIES (SEASON 1)

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MTV gibt es tatsächlich noch. Falls es jemand nicht glauben sollte, dort läuft die TV Serie zu Scream, dem selbstreferenziellen Horrorstreifen, mit dem Altmeister Wes Craven anno 1996 das Genre einfach mal schwuppdiwupp wiederbelebt hat. Ich selbst fand den ersten Teil durchaus gelungen, bekam von den insgesamt drei Nachfolgern allerdings wenig bis gar nichts mit. Es darf also niemand einen Fanbonus von mir erwarten, dies nur zur Vorwarnung.

Wie schlägt sich der Film nun als Serie? Nun ja, augenscheinlich gibt es keine Wandtelefone mehr, sondern Handys, soziale Medien wie Instagram, Twitter und Facebook. Was dem High School Girlie Nina gleich zu Beginn zum Verhängnis wird, weil sie zwei miteinander knutschende Mitschülerinnen per Foto an den Internetpranger stellt und den neu gestylten Maskenmann mit der Vorliebe für Schlitzspuren am Hals auf den Plan ruft. Ebenfalls neu und sicherlich voll fresh: Sobald ein Song gespielt wird, erscheinen Titel und Interpret als Einblendung. Fehlt eigentlich nur die Anbindung an den iTunes-Store. Wo man mich mit meinem Musikgeschmack aber wohl nie als Kunden begrüßen dürfte.

Es gibt die üblichen Charaktere für eine Highschool-Show zu bestaunen, wie den dumpfen Sportler, die zickige Cliquenanführerin, den Außenseiter mit der Vorliebe für Horror und dem Drang, Story-Zusammenhänge zu erklären, das sympathische Gutherzmädchen und dazu *tada* die immer bedröppelt dreinguckende Emo-Lesbe sowie der viel zu junge Lehrer mit dem H&M-Model-Look. Meta-Ebene ist auch drin, etwa mit der gleich aufgestellten Frage, ob ein Horrorfilm als Serie überhaupt funktionieren kann. Für mich entscheidend allerdings war eine Ausführung des Horror-Außenseiter-Kids, in der quasi das Ziel der Show ausgegeben wurde. Der Zuschauer soll nämlich Episode um Episode mit den Figuren halten und bangen, Sympathien verteilen, um dann richtig betroffen sein, wenn es mal wieder jemanden erwischt. Und natürlich gilt es zu erraten, wer hinter der Maske steckt.

Nö. Klappt nicht bei mir. Mir sind die alle egal. Können alle weg, diese oberflächlichen, wunderschön aufgehübschten Jungs und Mädchen. Ich tippe auf den Lehrer als Maskenmann, denn der ist viel zu jung und viel zu nett. Da kann was nicht stimmen. Wenn er es nicht sein sollte, auch nicht schlimm, weil mir Wurst. Ja, sorry, ich bin einfach nicht die Zielgruppe. Den Satz hätte ich auch gleich zu Anfang schreiben können und fertig. Naja. Zwei Folgen habe ich durchgehalten, vielleicht finden andere Gefallen daran.

DURCHSCHNITTWERTUNG NACH ZWEI EPISODEN: 4,0 PUNKTE (DURCHSCHNITTLICH) 

Gucklistenstatus: abgesetzt

THE BRINK (SEASON 1)

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Die Welt steht mal wieder am Abgrund. In Pakistan putscht sich mit General Zaman ein übler Geselle an die Macht und bedroht die Nachbarregionen. Die US-Regierung reagiert mit inkompetentem Personal, lässt von zwei depperten Piloten eine Drohne über Pakistan abschießen und führt die Situation gekonnt weiter in Richtung Eskalation. HBO-Comedy mit Jack Black, Tim Robbins, John Larroquette und so ziemlich allen indisch-pakistanischstämmigen Schauspielern, die man glaubt, mal bei „24“ oder „Homeland“ gesehen zu haben.

Es gibt diese Serien, da denkst du angesichts der Voraussetzungen:  Das Ding muss einfach gut werden. Schaust Folge um Folge, bist danach immer ein wenig enttäuscht, bleibst aber dran. Und es wird einfach nicht so unterhaltsam, wie es eigentlich sein sollte. Genauso geht es mir mit „The Brink“. Das Drama der oben genannten Serien, gekreuzt mit dem deftigen Humor von „Veep“, „The Thick Of It“, dazu ein Hauch von „Dr. Strangelove“, das müsste doch funktionieren. Aber zumindest bei mir hat es bis dato keine Folge geschafft, dass ich als Wertung fünf Punkte gezogen hätte. Die Gags sind mir zu altherrenzotig, zu abgedroschen, zu prollig, besitzen zu wenig Biss; da hilft selbst das komödiantische Talent eines Jack Black oder die trockene Darbietung durch Tim Robbins nicht. Klar, die restlichen Episoden werde ich mir auch noch anschauen, aber als Fazit kann ich jetzt schon ziehen, dass ich mir wirklich mehr erhofft habe.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 4,17 PUNKTE (DURCHSCHNITTLICH)  

TRUE DETECTIVE (SEASON 2)

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Nach dem gewaltsamen Tod des Stadtmanagers Caspere beginnen die aus verschiedenen Bezirken stammenden drei Detektive Velcoro, Bezzerides und Woodrugh (Colin Farrell, Rachel McAdams und Taylor Kitsch)  mit den Ermittlungen und entdecken ein Geflecht aus Korruption, kriminellen Machenschaften und Mauscheleien um wertvolles Land. Im Hintergrund arbeitet die lokale Untergrundgröße Frank Semyon (Vince Vaughn) ebenfalls an der Aufklärung, da er Caspere Geld für einen Deal gegeben hat, der ihn aus dem Milieu führen sollte.

Wenn wir bereits bei Enttäuschungen sind, darf die zweite Staffel von „True Detective“ leider nicht fehlen. Fangen wir mit etwas Positivem an: Der Eröffnungssong ist erneut richtig lässig geworden, bei „Nevermind“ von Leonard Cohen brumme ich immer wieder gerne mit. Danach scheitert es allerdings auf mehreren Ebenen. Größter Haken ist für mich die Story, die erschreckend spannungsknisterfrei verläuft und mich als Zuschauer eher das Interesse verlieren als mitfiebern lässt, weil schlicht der rote Faden fehlt. Ich habe mich oft dabei erwischt, überhaupt nicht zu wissen, wer oder was gerade warum Gegenstand der Untersuchung wird. Das hängt auch damit zusammen, dass die Show sich viel Zeit für die Ausarbeitung und Vorstellung der Charaktere nimmt, es allerdings nicht schafft, dies mit einem spannenden Storygerüst zu verbinden. Vom Aufbau her fließen viele der Episoden zäh vor sich hin, um dann am Ende noch einen kleinen Höhepunkt zu setzen, der zum Weiterschauen animieren soll. Wertungsmäßig haben sich einige Folgen so auf die 4,5 Punkte gerettet, mehr war allerdings nicht drin angesichts vieler Momente, in denen ich im Abspielmenü nach der Restlaufzeit Ausschau gehalten habe.

Die darstellerischen Leistungen sind schwankend. Alle Charaktere sind innerlich gebrochen, verletzt, am Boden. Farrell gelingt es noch am überzeugendsten, seine Rolle mit Leben und Schmerzen auszufüllen. McAdams macht ihre Sache ordentlich, hat sich allerdings eine ganz fiese Schmuddelsträhne in die Frisur kämmen lassen, um sich deutlich von ihrer üblichen Rollenbesetzung abzugrenzen. Was ein wenig lächerlich wirkt und nicht hätte sein müssen. Kitsch hingegen, oh je. Bleibt durchgehend blass, unauffällig, langweilig. Und Vaughn? Hat es schwer, den Sprung vom „funny guy“ zum Minimobster plausibel zu schaffen, so recht nimmt man ihm den Part dann eben doch nicht ab.

Zuguterletzt sind es freilich die riesigen Fußspuren, die Harrelson und McConaughey in der ersten Staffel hinterlassen haben und in die Drehbuch, Darsteller und Produktion dieser Staffel bei weitem nicht hineinpassen. Nach 6 von 8 Folgen steht für mich jetzt schon fest, dass „True Detective“ dieses Jahr damit zu kämpfen haben wird, überhaupt den Sprung ins Befriedigend zu schaffen.

Edit: Wer angesichts des anstehenden 90-minütigen Finales nicht wie meine Wenigkeit storytechnisch wie der Ochs vorm Plotberg stehen will, lese sich diese schöne – und schmerzlich ehrliche – Zusammenfassung bei slate.com durch.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SECHS EPISODEN: 4,41 PUNKTE (DURCHSCHNITTLICH)

STAR WARS: DROID TALES (SEASON 1)

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Ich habe ja diese nebelige Vorahnung, dass wir von „Star Wars“ in den nächsten Jahren noch einiges zu sehen bekommen werden. Fragt mich nicht, woher ich diese Insiderinfo habe. Der Disney Channel hat jedenfalls seit einiger Zeit Serien in LEGO-Optik zu dem Thema im Angebot, die ich vor ein paar Monaten entdeckt und für durchweg knuffig-putzig empfunden habe. In „Droid Tales“ (nicht zu verwechseln mit „Droids“) erzählt C3PO und piept R2D2 nach dem Ende der Schlacht um Endor den Anwesenden die Vorgeschichte, sprich: die drei Filme, die es im kollektiven Fanbewusstsein nie gegeben hat. Dabei wird die letzte Trilogie von George Lucas ohne Scheu, aber charmant durch den Kakao gezogen, wie dieser Trailer beweist.

Bisher lief nur eine Episode, die weiteren scheinen in einem wirren Monatsrhythmus gesendet zu werden. Ich fand’s spaßig, bleibe dran und ziehe das Wertungskärtchen mit den 5 Punkten.

WERTUNG NACH EINER EPISODE: 5,0 PUNKTE (GUT)

THE JIM GAFFIGAN SHOW (SEASON 1)

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Der Standup-Comedian Jim Gaffigan ist für dreierlei Dinge bekannt: 1) Seine bleiche Erscheinung, 2) Seine fatale Neigung zum Essen und den Zwang, darüber reden zu müssen, 3) Seine leise Singsangstimme, in die er nach manchem Gebrummele gerne mal fällt. In Deutschland eher unbekannt, gilt er in den USA wegen seiner Themensetzung als „clean comedy act“. Ich für meinen Teil mag den Kerl, denn wer Essen gut findet, kann kein schlechter Mensch sein. Natürlich dreht sich in der nach ihm benannten Show ebenfalls vieles um seine Kernkompetenzen, gemischt mit familiären Herausforderungen als Vater von fünf Kindern in einer New Yorker Wohnung in einem Appartement mit zwei Schlafzimmern. Zwei Folgen gesehen, beide Male nett unterhalten worden. Wer sich nach derber Comedykost etwas Leichteres reinschaufeln will, darf am Büffet bedenkenlos zuschlagen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH ZWEI EPISODEN: 4,75 PUNKTE (BEFRIEDIGEND)

76 (März 2014)

28 Mär

Seriencheck is back! Zwar erst spät im Monat, aber immerhin noch. Hängt leider damit zusammen, dass ich a) bei Dark Souls II viele, viele unnötige Tode starb, sterbe und noch sterben werde und b) mit meinem Grippe-Virus gerade bei den deutschen Meisterschaften im „Unglaublich, was man alles aus der menschlichen Nase rausholen kann“ mitzumachen gedenke. Prall gefüllt sind aber nicht nur die Nebenhöhlen, auch die Serien haben sich aufgestaut, sei es in Form von Neu- bzw. Saisonstarts, Saisonabschlüssen und Schlusswertungen infolge Absetzung.

RESURRECTION (Season 1)

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Der kleine Jacob wacht eines Tages in einem Reisfeld irgendwo im chinesischen Hinterland auf und will verständlicherweise nach Hause. Der Einwanderungs- und Zollbeamte Bellamy (Omar Epps, House M.D.) nimmt sich des Jungen an und überführt ihn nach Hause. Wo sein Vater (Kurtwood Smith, That 70’s Show) eher schockiert und verwundert reagiert, weil er den Buben vor 32 Jahren höchstselbst zu Grabe getragen hat. Und Jacob soll nicht Einzige bleiben, der in die beschauliche Kleinstadt in Missouri zurückkehrt.

Mystery und heftiges Zerren an der Tränendrüse stehen im Mittelpunkt des Piloten. Letzteres war mir sogar ein bisschen zu viel, dazu versprühte der Jungdarsteller eher das Flair seines Kollegens aus „Touch“, sprich: große Augen machen und wenig sagen. Natürlich packt man mit so einer Geschichte die Zuschauer, die sich schon daran gewöhnt hatten, dass ihre Lieben nur noch als Untote zurückkehren können. Auch ich kann mich der Faszination des Themas nicht entziehen, weiß aber als Mystery-Seriengucker, dass da schnell alles den Bach runtergehen kann. Überstrapaziert man die Geduld und das Interesse des Publikums? Wird zu sehr alles in die Länge gezogen? Kriegt man eine gescheite Auflösung hin, ohne sich zuvor in Peinlichkeiten zu verstricken? Bisher behilft sich die Show damit, einfach jede Folge einen neuen Bewohner zurückkehren zu lassen. Die Zuschauer scheinen es nicht zu danken, nach einem tollen Start ist Rückgang das Motto der Stunde. Ich bleibe dran, alleine wegen des „Wie geht’s weiter oder wann reiten sie es in die Scheiße“-Faktors. Wertungsmäßig halte ich mich noch zurück, nach der dritten Episode konnte ich bisher aber problemlos jeweils die Note „befriedigend“ ziehen. Die höheren Punktekärtchen hebe ich mir auf, wenn es sich in die richtige Richtung entwickelt.

Wertungsschnitt nach 3 Episoden: 4,50 Punkte (befriedigend)

Gucklistenstatus: wegen allgemeiner Mystery-Neugierde noch drauf

BELIEVE (Season 1)

believe

Bo ist ein Mädchen mit übersinnlichen Fähigkeiten, das von einer undurchsichtigen Geheimorganisation um den Wissenschaftler Roman Skouras (Kyle MacLachlan, Twin Peaks) und der Polizei gejagt wird. Dank der Unterstützung durch eine Rebellengruppe flüchtet sie zusammen mit ihrem zugewiesenen Begleiter, dem Strafgefangenen William Tate, von Stadt und Stadt und berührt dabei auf ihre eigene Art das Leben derer, mit denen sie Bekanntschaft schließt. Mysteryshow, erdacht von Alfonso Cuarón (Gravity) und produziert von J.J. Abrams.

Die Story erinnert ohne Frage an das schon oben erwähnte „Touch“ und es bedurfte schon des Namens Cuarón, dass mein Interesse endgültig geweckt wurde. „Touch“ war bei mir ja damals nach 3 Episoden durch: nerviges autistisches Kind, jammerlappiger Begleiter, käsige Dialoge, schluchziges Gutmenschentum, kurzum ein „Ein Engel auf Erden“ der Neuzeit. „Believe“ stolpert nicht in diese Fallen, im Gegenteil. Ich meckere ja oft und gerne über Kinderdarsteller, aber wo Lob angebracht ist, muss Lob ausgesprochen werden, also: Johnny Sequoyah macht ihre Sache ganz ausgezeichnet und hat für ihr Alter eine tolle Bildschirmpräsenz. Es hat mir richtig Spaß gemacht, der kessen Kleinen zuzuschauen, vor allem im Zusammenspiel mit ihrem Begleiter, dem sie mehr als nur einmal die Show stiehlt. Von dieser Seite also alles im grünen Bereich. Auch die unvermeidlichen Rührseligkeitsmomente, wenn Bo in die Schicksale ihrer Bekanntschaften eingreift, sind bisher für mich eher herzerwärmend und nie aufgesetzt, peinlich oder übertrieben tränendrüsig. Nach der dritten Episode, die mit Rückblenden sehr vieles von der Hintergrundgeschichte aufdeckt, weiß ich allerdings nicht, welche Richtung die Show nun einschlagen will. Jede Folge ein neuer Fluchtort plus Wohlfühlbegegnung? Auch hier muss die Zeit (und die weitere Anwesenheit des US-Publikums) zeigen, wo es langgehen wird. Wertungsmäßig sehe ich „Believe“ derzeit eine gute halbe Notenstufe über „Resurrection“.

Wertungsschnitt nach 3 Episoden: 5,05 Punkte (gut)

Gucklistenstatus: wegen Mystery-Neugierde und dem Mädchen mit dem komischen Vor- und Nachnamen derzeit stabil drauf

GROWING UP FISHER (Season 1)

growing up fisher

Die 80er Jahre, inspiriert von einer wahren Familie: zwei Kinder, ein Hund, Scheidung. Und der Vater ist blind, aber da macht er sich nix draus.

Hat mein Interesse geweckt, weil mir Jason Bateman auf der Castingliste
auffiel. Der wirkt aber nur als Erzählerstimme mit. Dafür ist Jenna
Elfman mit von der Partie, die ich bei weitem weitem weniger gerne sehe
(die zuerst gecastete Parker Posey wäre mir viel lieber gewesen). Ein
klarer Fall von „Ich habe nur eine Folge gesehen, aber ich bin so unfair
und guck es nicht mehr“. Dabei gefiel mir J.K. Simmons (Men At Work) in
seiner Rolle als blind-forscher Vater, der Hund ist goldig, aber an den
Rest kann ich mich schon nicht mehr erinnern. Inhaltlich ein weiteres
Loblied auf die amerikanische Familie, also in Zeiten von „Modern
Family“, „The Goldbergs“, „The Middle“, „The Michael J. Fox Show“ und
wasweißichnoch jetzt nichts spektakulär Neues. Sollte es jemand aus der
hochgeschätzten Leserschaft weitergucken und es richtig toll werden,
bitte wie gehabt einen Hinweis hinterlassen.

Wertungsschnitt nach einer Episode: 4,0 Punkte (durchschnittlich)

Gucklistenstatus: abgesetzt

WORKING THE ENGELS (Season 1)

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Bei den Engels hängt der Haussegen schief. Denn der Herr des Hauses, Anwalt von Beruf, hinterlässt mit seinem Tod der Familie nur Schulden. Dabei ist diese doch wahrlich schon gestraft genug: mit einer leicht verpeilten, selbstbezogenen und dem Alkohol zusprechenden Mutter, einem nur für Kleinkriminalität brauchbaren Sohn und einer abgedrehten, esoterisch angehauchten Tochter. Die einzige Hoffnung ruht auf der jüngsten Tochter, die ebenfalls der Rechtsvertretung nachgeht und angesichts ihres Umfelds fast schon bedauernswert normal ist. Zusammen mit ihrer Familie geht sie die schwere Aufgabe an, die väterliche Kanzlei fortzuführen.

Arrested Development light – das trifft es kurzgefasst ganz gut. An die Bluths kommen die Engels natürlich lange nicht heran, die spinnen bekanntlich in ihrer eigenen Klasse (die vierte Staffel soll übrigens laut amazon.co.uk am 9. Juni erscheinen). Aber es ist nett genug und mit ausreichend Potenzial, dass ich noch dranbleibe.

Wertungsschnitt nach 2 Episoden: 4,50 Punkte (befriedigend)

Gucklistenstatus: noch drauf

HANNIBAL (Season 2)

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„Die Teller bleiben gerne leer, läuft Hannibal im Fernse-heer“. Was ich mit diesem angestrengt zusammengedichteten Sinnspruch sagen will: Hannibal ist wieder da und man sollte wirklich nichts während dieser Serie zu sich nehmen, was sich ausgewürgt farblich mit dem Teppich beißt. Wer hingegen als Serienfeinschmecker dem Schnabulieren zur Fernsehzeit entsagen kann, wird wie gehabt wohlmundend bedient. Meinen Geschmacksnerven zufolge kann diese Saison gar eine Steigerung drin sein, denn die bisher servierten vier Episoden waren ein Genuss und an kribbelnder Spannung, schrecklich-schöner Inszenierung und edelster Ekelhaftigkeit kaum zu überbieten. Keine Füllerfolgen wie etwa „Oeuf“ oder „Coquilles“ in Season 1, Hugh Dancy ist nicht über einen erheblichen Zeitraum im Ermittlerdelirium festgesetzt, sondern analysiert messerscharf und Mads Mikkelsen ist eh der dicke Wasabi-Klacks im frisch aus irgendwas Rohem geschnittenen Sushi der Show. Wenn es so weitergeht, binde ich mir demnächst zu Beginn einer neuen Episode aus Vorfreude eine Serviette um.

Wertungsschnitt nach 4 Episoden:  5,62 Punkte (sehr gut)

THE AMERICANS (Season 2)

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Ach ja, damals, als noch echter kalter Krieg war und die Sowjetunion faktisch alles östlich von Berlin. Einfache, simple Zeiten. Pustekuchen!  Denn unsere beiden russischen Spione Elizabeth und Philip stecken wieder mitten im Schlamassel, nachdem ein paar gemeinsame Stunden mit einem befreundeten Agentenpaar auf eher unschöne Weise enden. Als ob das nicht genug wäre, kratzt das pubertierende Töchterlein auch noch an der hart erarbeiteten Unscheinbarkeitsfassade. „The Americans“ läuft in den bisher gesehenen Folgen stabil und effizient wie die Büroschreibmaschine in der russischen Botschaft. Die besonders guten Episoden fehlen zwar noch, aber die werden schon noch eintrudeln. Bis dahin gilt: Stellung halten und immer nachprüfen, dass die Perücken sitzen, Kameraden!

Wertungsschnitt nach 4 Episoden: 5,00 Punkte (gut)

ALMOST HUMAN (Season 1)

Ein weiteres meiner „guilty pleasures“, sprich: ist nicht so toll, aber ich gucke es trotzdem gerne und weiter. Ich mag einfach die Chemie zwischen John Kennex und Dorian, diese Mischung aus Gefoppe und Kumpanei, das humoristisch-augenzwinkernde Element, das durch Rudy reingebracht wird und eben der über allem schwebende futuristische Touch. Die Fälle sind dabei nie die SciFi-gewordenen Überknaller, so manches Mal wird gegen Ende das Brot mit der ganz dicken Schicht Schmalz bestrichen und das Finale nimmt den zu Beginn aufgebauten Verschwörungsstorybogen gar nicht auf. Aber ich mag es mehr als „Agents Of S.H.I.E.L.D“, das ich mittlerweile nach 9 Folgen für mich eingestellt habe.

Gesamtwertung: 4,82 Punkte (befriedigend)

BROOKLYN NINE-NINE (Season 1)

Als erste neugestartete Comedy mit einer vollen Staffel im Ziel und mit den besten Chancen, im Seriencheck die beste  Comedy der Saison zu werden. Eine reife Leistung. Es hat mich sehr gefreut, dass „Brooklyn Nine-Nine“ mit einem Emmy ausgezeichnet worden ist, denn so wurde die erstklassige Arbeit, die Daniel J. Goor und Michael Schur bereits zuvor mit „Parks und Recreation“ beständig abgeliefert haben, endlich gewürdigt. Das Polizeirevier strotzt einfach vor sympathisch-schrulligen Charakteren, jeder bringt seinen eigenen Charme mit ein, alle sind auf ihre Art liebenswert. Andy Samberg würde ich da gar nicht hervorheben wollen, denn auch Terry Crews, Andre Braugher oder die mir bisher unbekannten Joe Lo Truglio, Chelsea Peretti, Stephanie Beatriz und Melissa Fumero sind immer wieder für herrliche Situationen und Lacher gut. Jetzt habe ich den kompletten Cast runtergerasselt. Außer Hitchcock (Dirk Blocker) und Scully (Joel McKinnon Miller), den zwei alten Säcken. Die sind aber auch lustig. Ich schließe die Beweisführung.

Gesamtwertung: 5,23 Punkte (gut)

MEN AT WORK (Season 3)

Da habe ich beim letzten Mal noch herumgelobt, wie gut die Show funktioniert, weil der Cast so sympathisch agiert und sich daraus ableitend das Ganze wie auf geschmierten Rollen läuft. So war es auch die ersten drei bis vier Episoden, aber danach entpuppten sich gerade die frisch installierten Nebenfiguren wie der neue Boss oder die neue Mitarbeiterin als nicht die ganz großen Gagbringer. Danny Masterson fand ich darüber hinaus in seinem saisonübergreifenden Handlungsstrang eher verschenkt. Und weil „Men At Work“ auch dieses Jahr nur 10 Episoden lang läuft, hauen die Durchhänger wertungsmäßig besonders rein. Daher zwar immer noch im Befriedigend, aber dafür nicht mehr mit leichter Plus, sondern deutlicher Minus-Tendenz. Was auf meiner Wertungsskala wohl den bedeutendsten Unterschied innerhalb einer Gesamtnote ausmacht. Also Jungs, härter arbeiten in der nächsten Staffel!

Gesamtwertung: 4,55 Punkte (befriedigend -)

TRUE DETECTIVE (Season 1)

Jetzt aber zum ersten amtlichen Über-Hit des neuen Serienjahres. „True Detective“ hat sich in mein Herz gespielt. Großartige schauspielerische Leistungen von McConaughey und Harrelson, die abseits des Kriminalfalles allein schon das Zuschauen wert sind. Selten waren wohl die persönlichen Hintergrundgeschichten der Protagonisten so sehr gleichauf mit dem Haupthandlungsstrang, was Qualität, Spannung und Inszenierung angeht. Dazu noch die wunderbar eingefangenen, sumpfig-kaputten Landschaften Louisianas und ein klasse Soundtrack, angeführt von der mich jedesmal zum Mitsummen anregenden Titelmusik. Einige dürften mäkeln, dass die aufgebaute Mysterykomponente letztendlich kaum zum Tragen kommt, die Ermittlungen ein eher konventionelles Ende finden. Mich hat das allerdings überhaupt nicht gestört, denn auch im Finale haben die Macher alle Stärken des Formats ausgespielt. Ich bin gespannt, in welcher Besetzung die zweite Staffel startet, neueste Gerüchte sehen ja Brad Pitt in einer Hauptrolle. Es wird in jedem Fall eine Herausforderung, sich an dieser Staffel messen zu müssen. Auch für die weiteren Serienhighlights 2014.

Gesamtwertung: 6,01 Punkte (überragend)

SEAN SAVES THE WORLD (Season 1)

Abgesetzt nach 13 Episoden, hatte aber durchaus seine Momente, vor allem das Zusammenspiel zwischen Sean Hayes und Thomas Lennon. Insgesamt reichte das aber weder, um das US-Publikum zu begeistern, noch um bei mir Höchstwertungen abzukassieren. Immerhin wurde es mir nie zu langweilig, um nicht jede Woche reinzuschauen.

Gesamtwertung: 4,46 Punkte (befriedigend -)

THE MICHAEL J. FOX SHOW (Season 1)

Auch Michael J. Fox hat es nicht geschafft, eine komplette Staffel durchzubringen. Ich glaube, es ging da vielen wie mir, die es toll fanden, den sympathischen Mimen mit seiner eigenen Comedy auf dem Bildschirm wiederzusehen. Nach ein paar Folgen wurde aber klar, dass hier nicht der große Wurf gelingen sollte. Eher heimelige Familienunterhaltung, von der am Ende nicht so recht viel hängenbleiben wollte. Auch weil der Rest des Castes keine Glanzlichter setzen konnte und für den titeltragenden Darsteller die Rolle als Alleinunterhalter doch zu schwer zu stemmen war. Ansätze waren zwar vorhanden, aber nun mal nicht zahlreich genug.

Gesamtwertung: 4,30 Punkte (durchschnittlich)

75 (Februar 2014)

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Bevor es mit Wladimir in Sotschi auf die Piste und danach zum Wildbärenringen mit freiem Oberkörper auf künstlich angelegten Eisschollen geht (und das US-Fernsehen sich eine kleine Serienpause gönnt), hier der aktuelle Seriencheck:

COMMUNITY (Season 5)

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Kaum sitzt Dan Harmon wieder fest im Kommandosessel für die fünfte Staffel, schon hat sich die Qualität der Show gesteigert. Bereits die ersten Trailer hatten mich mehr am Zwerchfell gepackt als weite Teile der vierten Season. Es ist halt wieder da, dieses spezielle Community-Gefühl, bei dem man am Ende einer Episode ein anerkennendes „Wow, war das wieder ein geiler Scheiß“ in die Runde raunt und den verwirrten Out-of-the-loop-Comedygucker, der gerade zu einem „Was soll daran lustig sein?“ ansetzen will, mit einem „Du hast die Meta-Ebene nicht verstanden!!!“ sanft aber bestimmt zurück in den Couchbezug buht..

Allein bei der Gästeliste könnte man schon vor Freude glucksen. Es laufen auf für Greendale: Jonathan Banks (Breaking Bad), Walton Goggins (Justified), Kevin Corrigan (Fringe), John Oliver (The Daily Show), LeVar Burton (Star Trek NG), Robert Patrick (Terminator 2) und Nathan Fillion (Firefly). Von den bisherigen sechs Folgen landete keine in der für die Show unwürdigen „befriedigend“-Schublade, in der Community vergangenes Jahr oft (und tiefer) zu finden war. An die ganz große Epen vergangener Staffeln kommt man jedoch -noch- nicht heran. Aber Dan und seine Crew haben ja noch ein wenig Zeit, ehe die Sixseasonsandamovie im Kasten sind.

Wertungsschnitt nach 6 Episoden: 5,27 Punkte (gut)

ENLISTED (Season 1)

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Lustig ist das Soldatenleben, dachte man sich bei FOX und hievte eine Militärcomedy ins Programm. Enlisted erzählt von den drei Brüdern Pete, Derrick und Randy Hill, die in einer Armeebasis in Florida Dienst schieben. Pete, der Ranghöchste, kehrt gerade unfreiwillig von einem Afghanistan-Einsatz zurück und darf nun dafür sorgen, als Chef wieder Zug in die Truppe zu bekommen. Keine leichte Aufgabe, vor allem bei seinem großherzigen, aber leicht schusseligen Bruder Randy.

Ich lasse mal meine Gedanken zum Thema „Ist Krieg lustig?“ direkt außen vor, schließlich spielt das Ganze ja zumindest in den ersten Folgen an der Heimatfront, wo man mehr für den Nachschub und allgemeines-Fitbleiben-falls-der-Feind-mal-kommt zuständig ist. Nach den ersten Schnippseln rechnete ich mit etwas in der Richtung von Police Academy mit Soldaten – also sinnlosem, aber spaßigem Klamauk mit überdrehten Figuren. Daran versucht man sich auch in der ersten, insgesamt ordentlichen Folge, allerdings ist das Gesamtergebnis doch eher humoristischer Streifschuss als Volltreffer. Zwei Folgen schaute ich mir das Treiben weiter an, aber mehr als die Durchschnittswertung konnte ich danach nicht ziehen. Mein Bruder steht dagegen immer noch Gewehr bei Fuß und sollte es doch grandios werden, steige ich wieder ein. Aktuell bin ich offiziell weggetreten.

Wertungsschnitt nach 3 Episoden: 4,17 Punkte (durchschnittlich)

Gucklistenstatus: pflichtgemäß bis auf weiteres abgemeldet – abgesetzt

INTELLIGENCE (Season 1)

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In „Intelligence“ haben die Geheimdienste einen Superagenten namens Gabriel Vaughn (Josh Holloway, „LOST“) erschaffen, der dank eines speziellen Chips im Gehirn Zugriff auf jegliche Art von globaler Kommunikation hat. Diese Daten kann er als Hologramm darstellen und sogar infolge toller Gespür-Subroutinen ergänzen, damit dem heldenhaften Kerl aber auch gar nichts mehr verborgen bleibt. Da Gabriel just ein wenig mürrisch drauf ist, weil seine Agentenfreundin (Zuleikha Robinson, „24“) scheinbar zum Feind gewechselt ist, erhält er mit Agentin Riley Neal (Megan Ory, „Once Upon A Time“) eine attraktive Aufpasserin.

Okay, für NSA-Mitarbeiter/-Fans ist die Show der wahrgewordene feuchte Traum. Alleine wie Gabriel in der einen Szene vor einer Ballerei einem Schergen die Maske der Anonymität vom Gesicht reißt, indem er ihn anhand seines Social-Media-Profils beim Namen nennt und einschätzt. Wow! Hätte er ihn jetzt noch mit seinem Datingseiten-Alias angesprochen und mit einem „Stirb, Knuddel666!“ in die Jagdgründe geschickt, ich wäre auf ewig ein Fan der Show geworden.

Aber mal ernsthaft: mir kommt es vor, als hätte man für „Intelligence“ die charmantesten Teile von Chuck (der Geek-Faktor) und Person of Interest (der Reese-haut-die-Bösen-zamm-Faktor) wegoperiert und die langweiligen Aspekte des Agentenlebens im Informationszeitalter (strammer Patriotismus und Facebook-Surfing) in den Vordergrund gestellt. Die oben erwähnte Gespür-Subroutine ist zudem eine willkommene Option für die Autoren, aus jedem Logikloch herauszuklettern. Überrascht hat mich eigentlich nur, wie man Gabriels Suche nach seiner Freundin angegangen hat, denn die zieht sich entgegen meiner Erwartung nicht als Nebenplot durch die Staffel. Allerdings rettet dieser Punkt die Show nicht vor ihrer biederen Durchschnittlichkeit.

Wertungsschnitt nach 2 Episoden: 4,00 Punkte (durchschnittlich)

Gucklistenstatus: weiterer Zugriff verwehrt – abgesetzt

KILLER WOMEN (Season 1)

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Molly Parker ist Texas Ranger, mindestens so zäh wie Chuck Norris und darüber hinaus eine Frau. Als solche löst sie Fälle im Hinterland des Lone Star-Staats, in denen Frauen (vorgeblich) die Täterinnen sind, mit weiblicher Intuition, Scharfsinn, Verständnis und dem Colt im Anschlag. Wer hat da „Justified mit Frau in der Hauptrolle“ gerufen?

Auf die Frage, ob Frauen auch so eine coole Sau sein können wie Marshal Raylan Givens in Kentucky, antworte ich umgehend und ungläubig: „Aber hallo! Genauso dumm wäre die Frage, ob Frauen denn auch Steuern hinterziehen können. NATÜRLICH! SELBSTVERSTÄNDLICH“.

Also prinzipiell schon, nur nicht halt Tricia Helfer („Battlestar Galactica“) in ihrer Rolle als Molly Parker. Das Ende der Show ist bereits beschlossen, deshalb haue ich jetzt nicht groß drauf rum, aber: Wenn die zähe Gesetzeshüterin beim Shootout die Augen panisch zukneift, als würde sie bei jedem Schuss erschrecken, kratzt das doch an der Realitätsbemühtheit und der Grundprämisse von „Killer Women“. Pluspunkt des Piloten war für mich eindeutig das Wiedersehen mit Nadine Velazquez („My Name Is Earl“). Der Rest hinterließ bei mir in etwa den Eindruck einer leere Patronenhülse in den Weiten der texanischen Wüste.

Wertung nach 1 Episode: 3,5 Punkte (unterdurchschnittlich)

Gucklistenstatus: vom Sender abgesetzt

JUSTIFIED (Season 5)

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Und da ist er auch schon, unser Raylan Givens aus Kentucky. In seiner zweitletzten Amtsperiode, denn mit Season 6 ist Schluss, wie jüngst offiziell verkündet wurde. Zugegebenermaßen hatte die vierte Staffel so ihre Durchhänger und konnte bei mir erstmals kein „Gut“ als Gesamtwertung einfahren. Die neue Saison startet hingegen gleich furios und mit einem erheblichen body count bereits in der ersten Episode. Dewey Crowe, einer meiner Lieblingscharaktere, steht erfreulicherweise wieder mehr im Vordergrund und hat nun auch noch seine Sippschaft aus Florida am politisch inkorrekt und unschön tätowierten Hals. Boyd Crowder intrigiert wie gehabt im Untergrund und sorgt für Ärger, Raylan Givens für die coolen Sprüche. Läuft.

Wertungsschnitt nach 4 Episoden: 5,05 Punkte (gut)

MEN AT WORK (Season 3)

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Auch hier alles in Butter. Ich habe die Arbeitskumpel Milo, Tyler, Neal und Gibbs mittlerweile dermaßen ins Herz geschlossen, dass ich bei der Sichtung von neuen Folgen bereits nach wenigen Minuten automatisch auf dem Wertungskurs Richtung „gut“ unterwegs bin und maximal eine Stufe davon wieder abkomme. Hey, ich mag die Typen einfach, ihr könnt mir da gerne neumodische Wörter wie „guilty pleasure“ oder „man crush“ entgegenwerfen, ich stehe dazu. Was soll ich noch schreiben, was ich nicht schon früher geschrieben habe? Lest alle nochmal mein Review zur zweiten Staffel, gebt der Show eine Chance und wagt es mir dann zu widersprechen. Liebe Grüße von Milos Kinnpullover.

Wertungsschnitt nach 4 Episoden: 4,75 Punkte (befriedigend +)

MOB CITY (Season 1)

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Das Los Angeles der 40er Jahre. Die Zeit der zu kurzen Krawatten und der schlecht geschnittenen Anzüge. Sowie der Auseinandersetzungen zwischen der aufkommenden Mafia und der Polizei. Mittendrin: Officer Joe Teague (Jon Bernthal, „The Walking Dead“), der innerhalb dieser beiden Fronten agiert. Neue Serie von Frank Darabont („The Walking Dead“).

Meine ersten Gedanken:

– Gebe ich eine Chance, weil Darabont wegen „Shawshank Redemption“ auf ewig einen Platz in meinem Cineastenherzen sicher hat.

– Hui, da spielt Simon Pegg mit. Allerdings nur eine Gastrolle. Trotzdem direkt ein Pluspunkt.

– Viele bekannte Gesichter unterwegs, etwa aus „The Walking Dead“ (Jon Bernthal, Jeffrey DeMunn) und „Heroes“ (Milo Ventimiglia, Robert Knepper).

– Ist ja ganz nett, aber meinen Mob-Fix hole ich mir doch bei „Boardwalk Empire“, was soll ich da jetzt fremdgehen?

In der Tat heißt der größte Gegenspieler dieses Neustarts Boardwalk Empire. Der ist etabliert und wer nicht gerade auf alles abfährt, was mit Mafiageschichten zu tun hat, wird damit alleine auch mehr als glücklich. In den ersten Episoden tat sich „Mob City“ entsprechend schwer, mich zu überzeugen. Das war zwar ordentliches Handwerk, aber die Abenteuer von Nucky Thompson drüben in Atlantic City gewannen nun mal doch im direkten Vergleich, den man unbewusst ständig anstellt. Wer aber dranbleibt, wird belohnt, denn mit fortschreitender Dauer der insgesamt nur sechs Episoden entwickelt sich die Qualität der Show. Mir kam es vor allem sehr entgegen, dass der Storyfaden nicht so kompliziert geknüpft und auch merklich strammer gezogen ist als bei Boardwalk Empire. Keine aufgeplusterten Nebenstränge stören den Verlauf, die Story schreitet zügig voran, Geheimnisse werden gelüftet und niemals musste ich als Zuschauer kurz innehalten, um die gerade auf dem Bildschirm auftauchenden Charaktere und ihre Motive zu sortieren. Diese Eindrücke spiegelten sich in einem stetigen Wertungsanstieg wider, der bei 4,5 Punkten begann und bei den letzten beiden Folgen 5,5 Punkte erreichte. Insgesamt also ein empfehlenswerter Seriensnack für alle, die mit dem Setting etwas anfangen können und denen Boardwalk Empire ein zu opulentes Mahl ist.

Gesamtwertung: 5,18 Punkte (gut)

THE SPOILS OF BABYLON (Season 1)

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„The Spoils Of Babylon“ ist eine Parodie auf Seifenopern und Telenovelas mit all ihren übertriebenen Schwülstigkeiten, präsentiert von Will Ferrell als schrullig-kauzigem Autor Eric Johnrosh. Unterstützt von einem Cast mit hohem Bekanntheitsgrad von der Leinwand (Tobey Maguire, Kristen Wiig, Tim Robbins, Michael Sheen, Jessica Alba) wird die Geschichte um den Aufstieg und Fall der Familie Morehouse erzählt.

Wobei man sich gerade in den ersten beiden Episoden für keine schreiende Doofheit zu schade ist. Ich habe mich wirklich köstlich amüsiert, dem Ensemble dabei zuzusehen, wie es mit theatralisch-dramatischem  Ernst die blödesten Dialoge und Situationen abspult. Es kamen bei mir wohlige Erinnerungen an „Soap – Trautes Heim“ auf. Großartig.

Bis die Folgen 3, 4 und 5 anstanden.

Ab da klappt es einfach nicht mehr, die Gags zünden zumindest bei mir kaum noch, Szenen kommen nicht auf den lachenden Punkt, sondern ziehen sich in die Länge, ohne wirklich lustig zu sein. Es wirkt, als hätte das Produktionsteam nach den ersten Episoden die komplette Autorenriege ausgewechselt. Oder eben sein Pulver bereits frühzeitig verschossen. Da die Show nur sechs Episoden umfasst, bleibt leider wenig Spielraum, um den Fall von der anfänglichen „gut/sehr gut“-Tendenz runter ins „befriedigend“ noch aufzufangen. Nach Sichtung der letzten Folge werde ich die Gesamtwertung nachreichen. Update: das Finale ist eine kleine Steigerung, an den gehobenen Blödsinn zu Beginn kommt sie jedoch nicht mehr heran. Verdammt schade, denn zwei Epiosoden hatte ich wirklich richtig viel Spaß mit diesem Spoof.

Gesamtwertung: 4,63 Punkte (befriedigend)

TRUE DETECTIVE (Season 1)

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Die beiden Ermittler Rust Cohle (Matthew McConaughey) und Martin Hart (Woody Harrelson) erstatten anno 2012 getrennt Bericht über einen Mordfall, den sie vor 17 Jahren in den ländlichsten Gebieten von Lousiana bearbeitet haben. Ist derselbe Killer wieder unterwegs? Was hat Cohle und Hart in den vergangenen Jahren auseinander gebracht? Und wie wurde aus dem einstigen akribisch korrekten, stets mit Kladde in der Hand bewaffneten Cohle das abgetakelte Wrack, das wir nun vor uns sehen? Fragen über Fragen, die die neue HBO-Serie innerhalb von acht einstündigen Episoden beantworten möchte.

Ich gestehe: mit Matthew McConaughey konnte ich lange Zeit nicht. Der lief bei mir in der Kategorie: „Gebräunter Sonnyboy mit Zwang zum freien Oberkörper, der in vernachlässigenswerten romantischen Komödien den angehimmelten Herzensbrecher mimt“. Aktuell haut der Schlaks allerdings Schauspielkunst vom Allerfeinsten raus, sei es sein Auftritt in „The Wolf Of Wallstreet“, das Oscar-Aura verströmende Drama „Dallas Buyers Club“ oder eben „True Detective“. Der Mordfall (junge Frau wird mit einem Geweih auf dem Kopf und allerlei satanischem Gerümpel drumherum im Wald aufgefunden) erinnerte mich sofort an eine Episode aus „Hannibal“. Im Mittelpunkt stehen hier aber mehr die Beziehungen und die Charaktere der beiden Ermittler. Beide sind richtig schön fertig und durch mit dieser Welt, haben ihre düsteren Geheimnisse und Macken. Vor allem Cohle setzt immer wieder zu schwermütigen Monologen an, an deren Ende seinem Kollegen nur der verdutzte Blick ins Nichts übrigbleibt.

Für mich das erste richtige Drama-Highlight dieser neuer TV-Saison. Der Fall selbst mag nur eher schleppend vorankommen, aber an den schauspielerischen Leistungen von McConaughey und Harrelson kann ich mich gar nicht sattsehen. Ja, es weht wieder ein wenig Walter White/Jesse Pinkman-Flair von der Mattscheibe her. Hinzu kommt noch die erstklassige musikalische Untermalung mit kratzigem Blues, trübem Folk und fuzzeligem Indierock – fertig ist mein derzeitiger Serienliebling. Eine zweite Staffel ist bereits unter Dach und Fach, dann allerdings mit einem anderen Fall und anderem Ermittlerteam. Von mir gibt es jetzt schon eine unbedingte Anschauempfehlung in die Kladde geschrieben.

Wertungsschnitt nach 3 Episoden: 5,43 Punkte (sehr gut)