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126 (Juni 2020)

26 Jun

Es hat sich einiges angesammelt in den letzten Wochen, die Shows der traditionellen TV-Sender in den USA sind in der Sommerpause, wegen der anhaltenden Corona-Krise könnte es aber in nächster Zeit auch zu ein wenig Schwund kommen. Mehr als Grund genug, die von mir gesehenen Kandidaten in gleich drei Serienchecks zu würdigen, zu bewerten und zu genießen: heute der erste Teil, kommende Woche numéro deux und schließlich das große Seriencheck-Ranking für die Saison 2019/2020. 

DEAD TO ME SEASON 1 & 2 

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Jen Harding (Christina Applegate, Jesse / Eine schrecklich nette Familie) trifft nach dem frühzeitigen Tod ihres Mannes während des Besuchs einer Trauerbetreuungsgruppe auf Judy Hale (Linda Cardellini, Bloodline), die ebenfalls so einiges an emotionalem Ballast mit sich herumschleppt.

Da habe ich auf die twitter-Empfehlung von Oliver Kalkofe zur frisch gestarteten zweiten Staffel hin reingeschaut und bin gut unterhalten hängengeblieben. „Dead To Me“ bietet Mystery, Drama, Trauerbewältigung, Schuld, Vorstadtnachbarn- und Familienchaos, Alkohol zur Mittagszeit, aber auch einen guten Schuss Comedy mit witzig geschriebenen Dialogen. Das Gesamtpaket verströmt den angenehmen „Desperate Housewives“-Vibe, der mich zu Beginn dieses Blogs vor gut 15 Jahren die Abenteuer aus der Wisteria Lane verfolgen ließ. Dass Jen auch gerne mal zum Abreagieren den ganz garstigen Metalcore in ihr Autosoundsystem fahren lässt, gilt als rein subjektiver weiterer Pluspunkt.

Die Episoden fallen mit je knapp 25-30 Minuten knackig kurz aus, die Charaktere sind sympathisch und laden zum Mitfühlen ein, die Dialoge sitzen. In jeder Folge wird schließlich ein bisschen mehr das große Geheimnis entblättert und zum Ende hin gerne mit einem Knall präsentiert. Season 1 kratzt knapp am „sehr gut“ und hätte es wohl erreicht, wenn mir nicht eine einzelne Episode etwas zu sehr Leerlauf gehabt hätte.

Die zweite Staffel fällt demgegenüber ein bisschen ab, obwohl man sich bemüht, ein ähnlich schockierendes Geheimnis abzuhandeln. Mir gefielen allerdings ein paar Nebenplots weniger als im Vorgänger und die Autoren setzten für meinen Geschmack einige Male zu sehr auf die Tränendrüse. Trotzdem: Mit „Dead To Me“ hat Netflix eine starke Serie im Gepäck, die es schafft, aus ihrer eher traurigen Grundkonstellation unterhaltsame Geschichten zu destillieren.

GESAMTWERTUNG SEASON 1: 5,35 Punkte (gut)
GESAMTWERTUNG SEASON 2: 5,15 Punkte (gut)
WHAT WE DO IN THE SHADOWS SEASON 2 

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Vampire und Vampirfreunde, es ist an der Zeit, euren hauseigenen Guillermo zu rufen, auf dass er sich und euch die Eckzähne vor Begeisterung anfeilt, denn: „What We Do In The Shadows“ hat sich in der zweiten Staffel nochmal satt steigern können. Bei mir wurden Erinnerungen an „Flight of the Conchords“ wach, die ich damals ähnlich abgefeiert habe. Waren in der Vorgängerstaffel auch ein paar nur befriedigende Folgen dabei, haben sich Jemaine Clement und Taika Waititi dermaßen viel Seltsamkeiten für ihr schräges Blutsauger-Universum einfallen lassen, dass ich diesmal eiskalt und bleich lachend nur noch gute und sehr gute Wertungen vergeben konnte.

Ich liebe wirklich ohne Ausnahme jede einzelne Figur der Serie und sie funktioniert selbst, wenn man sich wie in der sechsten Episode „On The Run“ nur auf einen Charakter konzentriert, weil alle Mitglieder des Vampirclans genug witziges Potenzial in sich tragen und auszuspielen wissen. Wenn dann noch Mark Hamill in einem urkomischen Gastauftritt die Register zieht, können nur noch die mürrischsten unter den Swearwölfen sich das Lachen verkneifen.

GESAMTWERTUNG: 5,60 Punkte (sehr gut)

SPACE FORCE SEASON 1

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General Mark R. Naird (Steve Carell, The Office) wird zu seiner eigenen Bestürzung damit beauftragt, den neuesten Arm des US-Militärs, die Spaceforce, zu Ruhm und Ehre zu führen. Gemeinsam mit dem Wissenschaftlter Dr. Adrian Mallory (John Malkovich, The New Pope / Being John Malkovich) stellt er sich seiner neuen Aufgabe.

Große Erwartungen ruhten auf der neuen Kollaboration von Carell und The Office (US)-Schöpfer Greg Daniels. Erwartungen, die die Show kaum erfüllen konnte – je nach angelegtem Maßstab in stärkerer oder milderer Weise. „Spaceforce“ ist eine Workplace-Comedy mit tollen Momenten, die aber nicht durchgehend abliefern kann wie das große Vorbild zu seinen besten Zeiten. Vom Personal her hat John Malkovich eine der besten Szenen der Show, auf Carell lasse ich auch nichts kommen, aber was die Geschichten angeht… um mal meinen Mathelehrer zu zitieren: „Da hätte man kürzen können“

Mir waren viele Figuren und Plots einfach überflüssig (die Tochter, der Social Media-Typ, die Story um die Ehefrau, die Handwerkerin als love interest usw.), bei den Episoden hätte sich eine Straffung auf 20-22 Minuten angeboten, in denen man die witzigen Momente souverän hätte abhandeln können. Oder halt mehr von den Militärzweig-Assis am runden Tisch bringen, da hat man viel komödiantisches Potenzial im Stil von „Veep“ liegen lassen.

Offen gesagt gefiel mir die zweite Folge am besten, denn sie verkörperte genau den albernen Unsinn über den neuen Militärbereich, den diese Idee von Trump auch verdient hat.

Ich verstehe auch nicht, dass manche hier irgendwie feinsinnigen Humor
erwartet hatten und deshalb enttäuscht waren.

Insgesamt reicht es so nicht für den Flug in die Stratosphäre der 5 Punktewertung, allerdings darf man nicht vergessen, dass die von Greg Daniels betreuten Shows gerne mal eine Staffel Anlauf benötigten, bevor sie richtig zündeten.

GESAMTWERTUNG: 4,80 Punkte (befriedigend)

THE PLOT AGAINST AMERICA

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Fassen wir den Plot des Plots kurz zusammen: 1940, alternative Zeitlinie – der Fliegerheld und Populist Charles Lindbergh wird amerikanischer Präsident anstelle von Franklin D. Roosevelt. Da dieser mit den Nazis eher sympathisiert, greifen die USA nicht in den Zweiten Weltkrieg ein, sondern ebnen in ihrem Land den Weg zum Faschismus. Was wiederum die jüdische Bevölkerung zu spüren bekommt.

Nach einem Roman von Philip Roth, fürs Fernsehen aufbereitet von den beiden Drama-Schwergewichten  David Simon und Ed Burns (The Wire, Show Me A Hero). Entsprechend stark erzählt und in Szene gesetzt ist das Ganze denn auch. Anders als bei „The Man In The High Castle“ sind die Nazis nicht rummsda und holla im Land angekommen, sondern setzen das sich schleichend verbreitende Gift der Ausgrenzung und des Terrors gegen die Bevölkerung jenseits des großen Teiches frei.

An der Show kann ich eigentlich nur eines kritisieren: Sie ist zu kurz. Nach sechs Episoden bedrückender Spannung und berührenden Schicksalen, erzeugt und getragen von durchweg hochklassigen schauspielerischen Leistungen, ist der schreckliche Spuk auch schon beendet. Andererseits konsequent, denn das zugrundeliegende Buch erzählt dieselbe Geschichte. Insgesamt eine atmosphärisch dichte Dramaserie, die gerade in diesen Zeiten allen Mahnung und Warnung sein sollte: It can happen here.

GESAMTWERTUNG: 5,40 PUNKTE (gut+)

BETTER CALL SAUL SEASON 5

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Mit der unschönen Regelmäßigkeit des Gewinns der deutschen Fußballmeisterschaft durch den FC Bayern München rege ich mich über „Better Call Saul“ auf. Weil die Show so viel besser sein könnte, wenn sie auf langweilige Storystränge wie Mesa Verde, Kim Drexler oder anderen eher unspannenden juristischen Kram verzichten würde. Aber es hört ja keiner auf mich. Also stehe ich so Mitte der Staffel vier ganze Episoden hintrereinander dezent mürrisch mit der 4,5 Punkte-Wertung in der Hand durch, um dann von den letzten dreien – beginnend mit dem alles überragenden 5×08: Bagman – von der Couchgarnitur geblasen zu werden. Was für eine Episode, was für ein Ritt! Ich musste danach einen Liter Wasser trinken und bin den Rest des Tages trotz Altherrenblase nicht pinkeln gewesen.

Ja, hinten raus liefern Jimmy McGill und Co. wieder ab. Da verzeiht man auch, dass Mike Ehrmantraut gar kurzzeitig ins Story-Abseits geschoben worden war. Als Konsequenz landet „Better Call Saul“ wieder dicke im „gut“, verpasst aber erneut höhere Wertungsregionen und wird wahrscheinlich auch in der sechsten Staffel erstmal ausgiebig bejammert.

GESAMTWERTUNG: 5,30 PUNKTE (gut) 

YOUNG SHELDON SEASON 3

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Die Abenteuer des jungen Sheldon bewerte ich eigentlich nur noch, weil mein Bruder das weiterhin gucken will. Wobei er übrigens auch meiner Meinung ist, dass die Show wahrlich nichts bietet, was man unbedingt gesehen haben muss. Aber bis eine Serie mal bei ihm durchfällt, muss sie sich schon schwerster Verbrechen an seiner Gesundheit schuldig gemacht haben.

Von 21 Episoden schafften drei Ausgaben des „The Big Bang Theory“-Spinoffs doch die 5 Punkte bei mir, der Rest allerdings ruht tief zwischen befriedigend und durchschnittlich. Plus zweier typischer „Chuck Lorre und die Autoren hatten keinen Bock“-Ausreißer nach unten.

GESAMTWERTUNG: 4,31 PUNKTE (durchschnittlich)

THE SIMPSONS SEASON 31

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Zum Abschluss darf ich noch eine der schwächsten Simpsons-Staffeln in der Geschichte des Serienchecks abhandeln. Üblicherweise erwähne ich an dieser Stelle die Episoden namentlich, die ich mit 5 Punkten oder mehr bewertet habe. Diese Auflistung wird dieses Jahr sehr kurz:

S31E14 Bart The Bad Guy  

Das war’s. Der Rest in deutlicher Mehrheit und mit gutem Willen noch im befriedigend, aber auch neun Mal nur durchschnittlich bzw. sogar darunter. Naja, wer ernsthaft Geschichten wie „Lisa findet eine neue Freundin, die wie sie in Pferde vernarrt ist“ oder gar einen doppelt lahmen Zweiteiler zum Thema „Junger Pfarrer kommt in die Stadt und begeistert mit seiner lockeren Art“ auftischt, muss sich da nicht wundern.

GESAMTWERTUNG: 4,20 Punkte (durchschnittlich)

Coming up:

Westworld Season 3
Homeland Season 8 
The Goldbergs Season 7
Rick & Morty Season 4
Modern Family Season 11
Man With A Plan Season 4
Brooklyn Nine-Nine Season 7

122 (August 2019)

30 Aug

Wieder kommt der Seriencheck, wieder ist es heiß. Bei Hitze, so habe ich das Gefühl, bin ich kritischer, was die Bewertungen der von mir gesehenen Shows angeht. Oder einige der TV-Serien, die ich gerade gesehen habe, stecken in der „more of the same“-Phase. Ihr werdet es lesen.

P.S.
Besonders stolz bin ich auf die deutschlandweit wohl schlechteste Bewertung des derzeitigen Fanlieblings „The Boys“.

AMERICAN GODS (SEASON 2)

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Bei Odin, das war jetzt nicht so prall mit der zweiten Staffel. Die Folgen der Vorgängerin hatte ich noch, wie die Kidz heute sagen, übelst abgefeiert. Und der Auftakt zu den neuen Abenteuern von Shadow Moon und Mr. Wednesday gefiel mir auch gleich wieder sehr gut. Der Kampf der alten gegen die neuen Götter stand bevor, das erste Scharmützel traf auch direkt meinen Wohlgefallensehnerv.

Fortan jedoch dümpelte es eher so dahin. Odin sucht seine Waffe, viele bedeutungsschwangere Monologe und Dialoge, keine Gillian Anderson mehr, inszenatorisch hübsch, aber kein Wumms in der Story. Ausnahme: der Handlungsstrang um Odins Sohn, der mich einigermaßen zu packen vermochte. Leider halt nur für eine Folge. Der Wechsel hinter den Kulissen (die beiden kreativen Köpfe Bryan Fuller und Michael Green sprangen ab) war leider insgesamt deutlich spürbar. Zum Ende rafft man sich leidlich motiviert auf, eine der Hauptfiguren über den Jordan gehen zu lassen. Die Wertung wäre wohl noch tiefer gesunken, hätte die Show mehr als 8 Episoden gehabt. So liest sie sich nicht ganz so schlimm.

GESAMTWERTUNG: 4,80 Punkte (befriedigend)

DARK (SEASON 1+2)

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Winden, irgendwo in Deutschland. Eine Kreuzung, eine Höhle im Wald mit angeschlossenem Sofa und ein Atomkraftwerk. Wir beobachten gutbürgerliche Familien mit seltsam altmodischer Hauseinrichtung. Nichts Besonderes also. Bis zwei Kinder verschwinden und ein Mysterium in Gang setzen, das sich immer wilder und wilder fortsetzt, um den Zuschauer in einen Strudel vortrefflichster Verwirrtheit zu werfen und durchzuschleudern.

Na, heute schon ein Schaubild gemalt? Nein? Dann aber hurtig wie ich DARK nachgeholt und die Stifte gespitzt, die seit der letzten Staffel von LOST ungenutzt in der damals wütend zugeschlagenen Schublade unberührt herumliegen. Serienfreund donvanone hatte mir die Show ans Herz gelegt und ich war zunächst skeptisch. Deutsche Mysteryserie. Mmh. Mal lieber vorsichtig reinschauen. Der Anfang erinnerte mich denn auch mehr an einen Tatort, bei dem die Autoren zuvor die alten VHS-Bänder mit „Outer Limits“ weggeraucht hatten und unbedingt mehr Teenager auf Fahrrädern zeigen wollten als „Stranger Things“.

Aber mit der fünften Folge der ersten Staffel machte es *klick* und seitdem schwebt die Show bei mir souverän auf der „gut“ bis „sehr gut“-Wertungsschiene. Es macht nämlich richtig Spaß, die ganzen Zeitverrenkungen nachzuverfolgen und Theorien zu spinnen, was da noch alles demnächst aus der Reihe laufen wird. Bei mir ging das soweit, dass ich zu Beginn jeder Szene erstmal die STOP-Taste drückte und mich orientieren musste, wo, wann und bei wem ich gerade gelandet bin. Zufriedenheit durchströmte mich, wenn dies gelang.

Die zweite Staffel dreht noch mehr an der Schrägheitsschraube, sodass ich mir relativ sicher bin, zu Beginn der finalen dritten Staffel wieder gar keinen Plan mehr zu haben. Weshalb das Schaubild (siehe oben) unabdingbar ist! Klar, bei einer Mysteryserie hängt letztlich viel davon ab, wie das Ganze aufgelöst wird. Das kann bei DARK wie damals bei LOST auch herzhaft in die Hose gehen, zumal man in der bis dato letzten Ausgabe den Zuschauern so richtig noch einen mitgegeben hat. Aber wie immer das Ganze sein Ende findet, der Weg bis dorthin hat mir viel Freude gemacht.

Noch ein rein subjektiver Nachtrag: die Musik fand ich abseits der 80er-Gassenhauer von Nena und Co. durch die Bank schrecklich, sei es der Introsong oder das obligatorische Lied innerhalb der Folge. Da blieb mir selbst der „Pleasure to Kill“-Track der Ruhrpott-Thrasher Kreator noch am angenehmsten im Ohr hängen.

GESAMTWERTUNG:  
Season 1: 5,25 Punkte (gut) 
Season 2: 5,35 Punkte (gut)

 
STRANGER THINGS (SEASON 3)

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Wenn ich hier auf meine Abschlusswertung sehe, bin ich selbst etwas verwundert. Denn eigentlich macht die dritte Staffel von „Stranger Things“ nichts falsch. Freunde der 80er werden wie gehabt mit Referenzen zugeballert. Die Kids tun das, was sie halt vorher schon gemacht haben. Eleven bringt den Mindtrick-Trick. Will Byers betatscht sich ängstlich hinten am Hals. Denn der Mindflayer ist eklig und böse drauf. Mindestens eine peinlich unvorteilhafte Frisur und/oder Beinbekleidung bleibt pro Szene obligatorisch. Dazu noch ein paar neue Nebenfiguren, der russische Arnold Schwarzenegger und hey, wie goldig ist es doch, als sie dieses eine Lied von Limahl singen. Davon habe ich noch die Single zuhause im Plattenschrank herumstehen. Hach! Toll!

Nein, das waren leider nicht meine Gedanken (obwohl das mit der Single stimmt, ich bin halt alt). Die gingen eher in die folgende Richtung: Kann es sein, dass ich dieselbe Geschichte zum dritten Mal erzählt bekomme? Meine aufrichtige Sympathie für die Darsteller hin oder her: Mir ist da insgesamt zu wenig Neues drin, die Gebrüder Duffer spielen die Nummer für meinen Geschmack einfach zu sicher runter. Und das Finale hat mich trotz des von der Spezialeffekte-Abteilung gut aufgefahrenen Monsterkampfes doch eher kalt gelassen. Weil man wirklich noch die uralte „Huch, eine Hauptfigur ist tot! (Oder doch nicht?)“-Fährte auslegen musste.

Deshalb landet diese Ausgabe von „Stranger Things“ nur im befriedigend. Nächstes Mal gerne etwas frischer und kein weitere Aufguss mehr, wenn es geht.

GESAMTWERTUNG: 4,69 Punkte (befriedigend)

THE BOYS (SEASON 1)

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In einer Welt, in der Superhelden real sind. Von ihren Fans angebetet werden. Die sozialen Plattformen beherrschen. Für einen undurchsichtigen, raffgierigen Großkonzern arbeiten. Und dabei größtenteils eingebildete, arrogante, korrupte, drogenabhängige Spackos sind…

..würde ich schon mal gar nicht leben wollen und hätte mir mein Häuschen im nördlichen Finnland gebaut, um von denen bloß nichts mitzubekommen. Beziehungsweise drumherum Fallen ausgelegt, in denen sich Homelander und Co. bei ihrer Dreipunktlandung den Hintern aufreißen.

Ja, ich habe eine Superheldenserie geschaut. Ich dachte mir, okay, wenn mal der Status als übermenschliches, edeles und gutes Wesen dekonstruiert wird, ist das vielleicht auch was für mich. War es dann eher doch nicht.

Obwohl durchaus Ansätze vorhanden waren. Die Ekelmomente hauen rein; wenn es Fleischsuppe gibt, steppt der Gorebauer auf dem Gekrösefeld und freut sich seines Daseins. Was die Story anbelangt, war mein Interesse vorhanden, was sich da entwickelt. Simon Pegg spielt mit. Bei der Delfinrettungsszene habe ich gelacht, weil sie einfach herrlich drüber war. Und die Superheldennummer im Flugzeug hat auch ihre Wirkung nicht verfehlt.

Demgegenüber standen aber reichlich und immer wieder peinlich platte Momente, die mich den Kopf schütteln ließen. Schon die arg auf cool getrimmten Dialoge von Mr. Butcher bereiteten mir beinahe körperliche Schmerzen. Da hatte man wohl eine Mischung aus Dave Chappelle und Jim Jefferies anvisiert, um am Ende dem wackeren Karl Urban Zeilen in den Mund zu legen, über die eher 12-jährige Vollblutfans von „The Fast and the Furious“ ab-hohoho-en („Security is as tight as a choirboy’s arsehole“).

Weitere Momente des Schamschmerzes: Die „Mir ist mein Gemächt beim Sex mit einem Superhelden abgefroren“-Betroffenheitsstory. Die Kiemen von The Deep. Der Mamakomplex von Homelander. Das pompös aufgepumpte Wettrennen zwischen A-Train und seiner Nemesis. Das Strahlen-Baby, oh Gott, das Strahlenbaby. Die Konvention der Ultrafrommen, bei der ich nur auf MC Mike Pence gewartet habe, der „U Can’t Touch This“ von MC Hammer als Anti-Selbstbefriedigungs-Ballade performt. Ich könnte noch mehr aufzählen.

Aus diesen Gründen waren kaum mehr als 4 bis 4,5 Punkte pro Folge drin. Denn wo gute Momente auftauchten, wurden sie direkt wieder mit dem Vorschlaghammer plattgebügelt. Fazit: Ich kann nicht mit Superhelden. Selbst wenn sie Assis sind.

GESAMTWERTUNG: 4,37 Punkte (durchschnittlich) 

 
THE HANDMAID’S TALE (SEASON 3)

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Die neueste Ausgabe von „Der Report der Magd“, wie der deutsche Titel des zugrundeliegenden Buchs von Margaret Atwood lautet, hat mich lange auch nicht so recht packen können. Nach vielversprechendem Einstieg wollte ich jetzt mal langsam zünftige Arschtritt-Action gegen das patriarchisch-ultrareligiöse Gilead-Gesindel sehen.

Stattdessen die gewohnten Kamerafahrten aus der Adlerperspektive, die die roten Kleider und weißen Hauben einfangen. Nahaufnahmen des Gesichts unserer Protagonistin, die mal wieder mit der Gesamtsituation eher unzufrieden ist. Und am Ende unwirsch etwas Entschlossenes Richtung Zuschauer knurrt. Weiterhin alles schlimm im Gottesstaat, schon klar. Aber selbst die für dieses Jahr komponierten Schockbilder zogen bei mir nicht mehr so richtig (Stichwort: unpraktische Mundverkerkerung), sogar Aunt Lydia kickte mir nicht mehr automatisch die Schauergänsehaut an. Kurzum: Die Story kam mir nicht so recht in die Puschen bzw. die klobigen Magdschuhe.

Immerhin: Im letzten Drittel dreht die Show auf, lässt June aka Miss Moss eine unmoralische Entscheidung treffen, bringt Bewegung in die Bewegung und liefert ein etwas Erleichterung bringendes Ende der Season ab. Weshalb sich „The Handmaid’s Tale“ nochmal knapp eine gute Bewertung verdient. Nächstes Mal muss es aber krachen!

GESAMTWERTUNG: 5,07 Punkte (gut)

Als Rausschmeißer noch die Comedy-Serien, die ich eigentlich schon letztes Mal hätte unterbringen können:

Brooklyn Nine-Nine Season 6 / 5,29 Punkte (gut)
Hatte seine Tiefen wie die unnötige Kurzrückkehr von Gina Linetti oder „He Said, She Said“. Andererseits kriegt nur diese Show herrlichen, höchstwertungswürdigen Blödsinn wie „Cinco de Mayo“ hin.

Life In Pieces Season 4 / 4,65 Punkte (befriedigend)
Konnte zur finalen Staffel erneut nicht an die ganz großen Zeiten der ersten Season anknüpfen. Starker Auftakt, durchschnittliches Finale. Trotz Deutschland-Bezug.

Man With A Plan Season 3 / 4,90 Punkte (befriedigend +)
Weiterhin mein Liebling in der Kategorie „Klassische Familiencomedy, die keiner guckt“.

Modern Family Season 10 / 4,88 Punkte (befriedigend)
Solide in der dann doch nicht letzten Staffel. Hier und da war es mir wieder die 5,5 Punkte wert. Aber es gab auch genauso viele 4,0-und-nicht-mehr-Folgen.

The Goldbergs Season 6 / 5,06 Punkte (gut) 
Erneut die 5-Punkte-Hürde genommen und das im sechsten Jahr und einigen für Europäer eher unbekannten 80s-Referenzen (Wer kriegt sofort die Story von „Sixteen Candles“ zusammen?). Respekt! Wer allerdings schon am Titel erkennbaren großen Episoden wie „8-Bit Goldbergs“, „The Beverly Goldberg Cookbook“, „Our Perfect Strangers“ oder „This is This is Spinal Tap“ im Portfolio hat, kriegt das hin.

Young Sheldon Season 2 / 4,37 Punkte (durchschnittlich)
Guck ich weiterhin, obwohl es mir wertungsmäßig so viel Spaß macht wie „The Boys“. Ab und an springt aber auch mal ein Fünfer als Wertung raus. 

116 (Juni 2018)

7 Jun

Heute mit vielen Zahlen und wahrscheinlich weniger Text als üblich. Denn es gilt noch schnell die Comedy-Serien plus The Walking Dead durchgeackert zu haben, bevor der Seriencheck in den kommenden Wochen wegen der Fußball-WM in die Sommerpause geht.
ASH VS. EVIL DEAD SEASON 3

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Der gute alte Ash hat sich mit seiner getreuen Kettensäge doch wieder durch die 5-Punkte-Marke geschnetzelt. Genau so knapp wie damals bei der Premierensaison. Vom Blut-und-Gekröse-Faktor kommt freilich nichts an die zweite Staffel heran, da sind wir Quatsch&Matsch-Fans uns alle einig. Das Budget schien mir dagegen hier etwas knapp zu sein, weshalb es nur für ein bis zwei Ekelszenen pro Episode langte, manche davon sogar eher Wiederholungen. Dennoch: Pluspunkte wie der Ausflug in die Dämonenhölle, der kleine Satansbraten und das runde Ende ließen meinen Wertungsdaumen nach oben wandern. Ob ich den in den letzten Szenen angeschnittenen Handlungsstrang für eine spätere Fortsetzung brauche? Eher nicht.

GESAMTWERTUNG: 5,05 Punkte (gut-)

BLACK-ISH SEASON 4 

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Leider meine Enttäuschung im Comedy-Bereich in diesem Jahr. Fing gut an, hatte mit der Episode 4×04 Advance To Go (Collect $200) ein frühes Highlight, bot danach eher solide Kost, um schließlich im letzten Drittel wenig Erinnerungswürdiges abzuliefern. Ich war kurz davor, die Show von meiner Guckliste abzusetzen, als man mir zum Schluss noch tatsächlich geballte Scheidungstrübsal als mehrteiligen Handlungsbogen anbot. Puh. Auch hier muss ich anprangern: Die Kids kriegen einfach keine guten Geschichten mehr.

GESAMTWERTUNG: 4,41 Punkte (durchschnittlich)

BROOKLYN NINE-NINE SEASON 5

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Sie bleiben uns dann doch erhalten, die liebenswerten Chaoten des 99. Polizeidistrikts. Recht und Ordnung so! Denn in der Show steckt noch Saft, die Absetzung durch FOX muss wohl von jemandem abgesegnet worden sein, der auch für die Trump-Arschkriecherei des Senders zuständig ist und deshalb seinen Geschmackssinn vollständig verloren hat. Season 6 dann also bei NBC. In meiner Wertungsdatenbank stehen fast überall stabile 5 Punkte, viermal gar eine Stufe höher (inklusive des Finales) – lediglich der Versuch, mit der Episode „Show Me Going“ echtes Drama zwischen die Gagsalven zu pressen, ging mir eine gute Spur daneben.

GESAMTWERTUNG: 5,22 Punkte (gut)

KEVIN CAN WAIT SEASON 2

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Kevin konnte noch, aber die Zuschauer wollten nicht mehr. Auf den Moment warten, in dem „Kevin Can Wait“ an alte „King of Queens“-Zeiten anknüpft. Die Hoffnung, dass sich dies durch die stärkere Einbindung von Leah Remini einfach so ergeben würde, ging nicht in Erfüllung. In den ersten 10 Episoden versteckte sich noch manch gute Ausgabe, meistens konnte sich Mr. James mit seiner Solo-Nummer ins „Okay“ retten, blieb aber leider auch viele Male darunter. Da half selbst die Zusammenarbeit mit den Kumpels Adam Sandler und Chris Rock im Staffelfinale nichts.

GESAMTWERTUNG: 4,46 Punkte (durchschnittlich)

L.A. TO VEGAS SEASON 1

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Wie schon beim letzten Mal geschrieben, leider auch nicht der ganze große Wurf bzw. Flug. Ich mochte das Bordtrio um Captain Dave, Ronnie und Bernard, weshalb ich bis zur letzten Episode dran blieb. Das Drehbuch schöpfte das komische Talent dieser drei Akteure aber zu selten aus, dazu enttäuschte mich Peter Stormare als abgewrackter, spielsüchtiger Zahnarzt Artem. Und ich schreibe es gerne nochmal hin: Ed Weeks hat mich nicht ein einziges Mal zum Lachen gebracht. Insgesamt reicht das nur für eine Punktladung auf die 4,5 Punkte und die Absetzung.

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend)

LIFE IN PIECES SEASON 3

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Besser als in der zweiten Staffel, aber auf der Ziellinie schlichen sich bei der Show mit den 5-Minuten-Segmenten doch mehrere Folgen ein, die kritischere Zuschauer tiefer bewerten würden als meine Wenigkeit, der die Großfamilie mit den Kurzgeschichten schon in ihrer ersten Staffel in sein Herz geschlossen hat. Ich für meinen Teil bin weiterhin gerne zu Besuch bei meinen Lieblingen Tim, Greg, Jen und Sophia und lasse deshalb nochmal 5 Punkte da.

GESAMTWERTUNG: 5,04 Punkte (gut-)

MAN WITH A PLAN SEASON 2

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„Man With A Plan“ backt das Comedybrötchen mit Sicherheit nicht neu, im Gegensatz zum Sendeplatznachbarn „Kevin Can Wait“ bot man neben den (auch sehr gut harmonierenden) Hauptdarstellern Matt LeBlanc und Liza Snyder allerdings weitere unterhaltsame Charaktere (Kevin Nealon, Stacy Keach, Kali Rocha) an. Die Folge: Eine ordentliche Wertung bei mir und die Fortsetzung der Show auf CBS. Wer noch traditionelle Familien-Comedy ohne Drama-Anteile sehen möchte, um den Abend entspannt und schmunzelnd abzuschließen, der möge sich die neue Familie von Joey, äh, die Burns einladen. Geht doch.



GESAMTWERTUNG: 4,76 Punkte (befriedigend)

SUPERIOR DONUTS SEASON 2

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Mittlerweile abgesetzt und auch nicht wirklich schade drum, weil die von mir am niedrigsten bewertete, aber komplett gesehene Comedy (sofern man „The Walking Dead“ wegen der katastrophalen Staffel nicht doch nachträglich in diese Kategorie einordnen möchte, weil man Zweifel hat, dass das Ganze ernst gemeint war). Ich hebe ein letztes Mal Maz Jobrani hervor, wegen dessen Figur Fawz ich hauptsächlich am überlegenen Donut hängenblieb, nicke die Altbrummeligkeit von Judd Hirsch freundlich ab und die ordentliche Bemühung von Katey Sagal. Schürze ablegen, Geschäft absperren, der Nächste bitte.

GESAMTWERTUNG: 4,29 Punkte (durchschnittlich)  

THE GOLDBERGS SEASON 5

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So, meine lieben 80’s buddies, jetzt ham wa den Salat! Die Goldbergs sind unter die 5 Punkte gefallen. Zwar nur ganz knapp, aber immerhin. Die Gründe? Die besten prägenden Highlights des Jahrzehnts hat man durch und selbst bei einer Episode wie „Spaceballs“ ging es nicht mehr automatisch in luftige Wertungshöhen, sondern verharrte man im „jo, nett“-Bereich. Will sagen: Den Autoren fällt nicht mehr durchgehend tolles Zeug ein. Ausnahme: Die Episode „Dinner With The Goldbergs„, bei der ich als eine der wenigen Comedy-Episoden in diesem Jahrgang die Prädikatwertung ziehen musste. Und da ging es um ein gemeinsames Abendessen im Restaurant, also kein spezifisches 80er-Jahre-Thema. Für die nächste Staffel daher mein Wunsch: Lieber was Verrücktes mit der Familie anstellen statt gezwungen ein Stichwort des coolsten Jahrzehnts abarbeiten, weclhes am Ende zu wenig abwirft.



GESAMTWERTUNG: 4,99 Punkte (gut -)

MODERN FAMILY SEASON 9

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Schon länger verharrt die einst alles überragende Comedy „Modern Family“ bei mir im nur noch gehobenen Okay-Status. Genauer gesagt seit der sechsten Staffel. Heuer schien es besser zu laufen, man vermied die Patzer der letzten schwächeren Ausgaben (Werbesendungen für bspw. Disneyland, peinliche love interests für Haley, lahme Drehbücher generell für die Dunphy-Kids), war auf einem guten Weg – und tappte im Endspurt dann doch in einige der oben genannten Fallen. Die 10. Staffel soll wohl die letzte sein und ich hoffe, die Macher können dafür nochmal richtig zulegen.

GESAMTWERTUNG: 4,83 Punkte (befriedigend)

 

THE MIDDLE SEASON 9

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Bereits mit der 9. Staffel zu Ende gegangen ist hingegen „The Middle“. Die Show war immer der deutlich weniger erfolgreiche, aber hart arbeitende Nachbar von „Modern Family“, dem allerdings auch bereits viel früher die Luft ausgegangen war. Die ersten drei Staffeln um die Familie Heck kann ich empfehlen, danach pendelte man sich bei einer Qualitätsstufe niedriger ein. Dabei wurde es nie so schlecht, dass ich die Serie für mich abgesetzt hätte. Meist solide, manchmal ein wenig drunter, mit ein paar Aussetzern nach unten und das ist auch bereits das Fazit für die finale Season.

GESAMTWERTUNG: 4,33 Punkte (durchschnittlich)

THE SIMPSONS SEASON 29

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Die beste Simpsons-Staffel seit mindestens 5 Jahren! Woo-hoo! Okay, allerseits bitte beruhigen, das hat nicht wirklich viel zu sagen, siehe Gesamtwertung. Wie es schöne Tradition ist, hier die Titel der Episoden, die mir gut gefallen haben:

S29x01 The Serfsons / S29x05 Grampy Can Ya Hear Me / S29x06 The Old Blue Mayor She Ain’t What She Used To Be / S29x09 Gone Boy / S29x11 Frisk Gets Testy / S29x21 Flanders‘ Ladder

GESAMTWERTUNG: 4,55 Punkte (befriedigend -)

THE WALKING DEAD SEASON 8

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Was soll ich da noch groß schreiben. War nix. Schlechteste Staffel, mit ordentlichem Abstand. Der Titel wird immer mehr zur Wahrheit. Auch das einigermaßen erträgliche Finale konnte nichts mehr retten. Und was darin wiederum als Aussicht für die kommende Season angeschnitten wird, erfüllt mich nicht mit Hoffnung auf grundlegende Besserung. Ich denke, es ist Zeit, dass ich dem alten Zombie-Zausel den Gnadenschuss gebe. Es sei denn, ich finde doch nach Spaß am eigenen Leiden beim Zuschauen.

GESAMTWERTUNG: 3,94 Punkte (unterdurchschnittlich) 

YOUNG SHELDON SEASON 1

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Besser als „The Big Bang Theory“ – und ja, da habe ich mir wirklich das diesjährige Finale angesehen und war erneut erschüttert, wie übel heruntergewirtschaftet diese Show geworden ist. Der junge Sheldon bringt hingegen genau das, was man erwartet, inklusive der typischen Chuck-Lorre-Ich-hab-schon-keinen-Bock-mehr-das-Ding-läuft-eh-von-alleine-Autorenhandschrift, die bereits gegen Ende dieser ersten Staffel durchscheint. Was die Show noch knapp ins „Befriedigend“ hievt, sind meiner Meinung nach die hübsch fiesen Sprüche der kleinen Schwester Missy.

GESAMTWERTUNG: 4,57 Punkte (befriedigend -) 

112 (November 2017)

17 Nov

Diesmal ist so ziemlich alles dabei, was man beim TV-Seriengucken an Emotionen durchleben kann. 80er Jahre-Nostalgie, ans Herz gewachsene Figuren, comichafter Spaß, frühzeitiger Abschied, verständnisloses Kopfschütteln, tiefe Enttäuschung und schließlich köstliche Fremdscham über einen alten, weißhaarigen Mann, der es einfach nicht mal gut sein lassen kann. Hier die aktuellen Staffelabschlusswertungen und Kurzeindrücke.

STRANGER THINGS (SEASON 2)

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War ja ein formidabler Hit, die erste Staffel um die 80’s-Nerdkids-Bande mit ihrer mysteriösen Power-Freundin Eleven, dem Demogorgon und der düsteren Parallelwelt Upside Down. Würde die zweite Staffel das Niveau halten können? Will Nancy eher mit Jonathan oder doch mit Steve? Und was zur Hölle ist jetzt wirklich genau mit Barb passiert?

Meine Gedanken zur Serie entwickelten sich beim Anschauen wie folgt:

Folge 1 und 2 = Hurra, „Stranger Things“ läuft wieder, die Kinder sind wie gehabt super, ist ja wie Heimkommen, Maxine „Madmax“ passt prima rein, aber ihr Bruder ist doof, sichere 5 Punkte.

Folge 3 = Ach, der Dustin, man muss ihn einfach gern haben. Der Bub hat aber auch nix aus der ersten Staffel gelernt und schiebt den nächsten großen Demogorgon-Huddel an. Mmmh, ein bisschen geht die Show mir doch zu sehr auf Nummer sicher, reißt
dafür aber die zuvor perfekt funktionierende Kombination aus Eleven und den Kids
auseinander. Ist ohne Zweifel immer noch okay, aber so richtig umhauen
tut es mich nicht. 4,5 Punkte

Folge 4 =  Okay, aus der D’Artagnan-Geschichte entwickelt sich erfreulich unterhaltsam Ungutes. Weil ich die Episode zuvor kritisch war, diesmal 5,5 Punkte.

Folge 5 =  Gut was los an allen Fronten. Eleven erfährt etwas über ihren Hintergrund, Jim und später Will stecken in Schwierigkeiten, 5,5 Punkte.

Folge 6 = Mmmh, irgendwie erzählen sie ja schon quasi dieselbe Geschichte noch einmal und stecken ein paar neue Charaktere rein. Ja, komm‘, eine 5,0 kann man noch ziehen. Die Tendenz geht langsam aber wieder zur 4,5 Punkte-Befriedigend-Wertungskarte.

Folge 7 = Okay, das werden jetzt definitiv wieder nur 4,5 Punkte

Folge 8 und 9 = Ach, jetzt drehen sie doch noch ordentlich hoch. Action, Drama, Eleven räumt auf,  zusätzlich wärmen diverse herzige Momente meine alte, schwarzverkrustete Blutpumpe. Zweimal 5,5 Punkte. Billy aber war wirklich ziemlich unnötig. Für die nächste Staffel bitte etwas mehr Neues einfallen lassen.

Man erahnt es: Die ganz hohen Wertungsweihen bekommt „Stranger Things“ bei mir diesmal nicht mehr. Trotzdem waren die 9 Folgen gute Unterhaltung, die sich erneut aus den schauspielerischen Leistungen der jungen Darsteller speiste, aber eben mehr leicht veränderte Variante der ersten Staffel denn ein neues, eigenständiges Abenteuer war. Die letzten beiden Episoden haben mich aber dann doch endgültig wieder versöhnt und die Show in sichere „Gut“-Gefilde gehievt.

GESAMTWERTUNG: 5,31 Punkte (gut)

ATYPICAL (SEASON 1): 

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Für mich ein absoluter Geheimtipp im Portfolio von Netflix. Dramedy ist normalerweise nicht so sehr mein Ding. Bei „Atypical“ jedoch sind mir die Charaktere frühzeitig dermaßen ans Herz gewachsen, dass das Thema „Autismus, der Drang nach Unabhängigkeit und seine Auswirkungen auf die Betroffenen und ihre Familien“ mir als Zuschauer mit Leichtigkeit, Charme und Witz nahegebracht wurde. Sam (Keir Gilchrist), seine Schwester Casey (Brigette Lundy-Paine), der unglaubliche Zahid (Nik Dodani) sowie die unerschütterliche Paige (Jenna Boyd) sind schlicht wunderbare Figuren, deren Schauspieler/innen mir bis dato komplett unbekannt waren und die mich mit ihrem Talent in ihren Bann gezogen haben. Dicke Guckempfehlung von mir. Weil die Staffel nur 8 Folgen enthielt und mein Wertungssystem eher auf mehr Episoden angelegt ist, runde ich auf „sehr gut“ auf.

GESAMTWERTUNG: 5,45 Punkte (sehr gut)

ME, MYSELF AND I (SEASON 1)

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Alex Riley steht in „Me, Myself and I“ gleich dreifach im Mittelpunkt: Einmal 1991 als 14-jähriger Neuankömmling in einer Stieffamilie (Jack Dylan Glaser, aktuell im „IT“-Remake zu sehen), einmal als frisch geschiedener 40-jähriger Erfinder (Bobby Moynihan, „Saturday Night Live“) in der Gegenwart und schließlich als 65-jähriger Pensionär (John Laroquette, „Night Court“), in der Zukunft anno 2042, der eine alte Flamme wieder für sich entfachen will. Mehr Zeitsprünge kann man nicht in knapp 20 Minuten packen.

Wurde nach 6 Episoden abgesetzt, was ich angesichts mancher von sich hindümpelnder Comedy („The Last Man On Earth“, „The Good Place“) schon ein wenig schade fand. Den guten John Laroquette kann zumindest ich mir immer wieder ansehen, auch die anderen Castmitglieder (u.a. Jaleel „Urkel“ White in einer Nebenrolle) kamen durchgehend sympathisch rüber. Eventuell scheiterte die Show daran, dass sie sich stets um einen herzerwärmenden, wohligen Abschluss einer Episode bemühte, in dem das hohe Loblied auf Familie, Freunde und elterliche Fürsorge gesungen wurde.Wenn ich etwas zu sagen hätte, dürfte eine Show, die in einer Folge über zwei Zeitebenen „Star Wars“ zum Thema hat, nicht voreilig abgesetzt werden. Aber auf mich hört ja keiner.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 6 EPISODEN: 4,75 Punkte (befriedigend)

STATUS: vom Sender CBS abgesetzt

 
GET SHORTY (SEASON 1)

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Ziemlich genau „Gut“, aber dann doch eben nicht mehr. So lautet das Wertungsfazit zur ersten Season von „Get Shorty“. An den Darstellern lag es kaum, dass es nicht weiter darüber hinaus ging, schließlich gehören Chris O’Dowd („The IT Crowd“) und Ray Romano („Everybody Loves Raymond“) zu meinen TV-Lieblingen. Es ist eher die Story, die zwar ihre dramatischen bis komischen Momente hat, aber gegen Ende nicht für einen Knaller sorgen kann. Da hatte ich mir gerade für den Plot um den Drehstart eines historischen Liebesdramas mit der Unterstützung durch eine Mafiapatin und ihre Killer etwas mehr Ertrag erhofft. Eine zweite Staffel ist gesichert, vielleicht geht es dann über die Punktlandung auf der 5,0 hinaus. 

GESAMTWERTUNG: 5,00 Punkte (gut)

RICK AND MORTY (SEASON  3)

Manche fanden diese dritte Staffel wie gehabt überragend, manche zogen sich schmollend auf die „Worst Season“-Wertungsinsel zurück. Ich liege da eher in der Mitte, weil ich einerseits die famos abgedrehten Highlights wie „Pickle Rick“ oder das Gespann Rick & Jerry zu schätzen weiß. Andererseits aber auch bei den Episoden „Rickmancing The Stone“, „Rest And Ricklaxation“ oder dem Finale „The Rickchurian Mortydate“ nur eher müde lächeln konnte. Mein Fazit: Die Show hat noch Saft im Tank, für die nächste Staffel könnte man aber gern mehr von dem durchweg leckeren Gagkonzentrat anbieten.

GESAMTWERTUNG: 5,25 Punkte (gut)

 
THE DEUCE (SEASON 1)

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Autor und Produzent David Simon („The Wire“) nimmt uns mit ins New York des Jahres 1971. Genauer gesagt auf die „The Deuce“ genannte 42nd Street, die Querachse mitten durch Manhattan, in der die Sexindustrie ihren Anfang nahm. Hier ist die Bühne der Prostituierten und ihrer aufgetakelten, stets mit Motivieren und Geldzählen beschäftigten, schwarzen Zuhälter. Und der Bars, wo der brutale Alltag mit Alkohol erträglich gemacht und sich ausgetauscht wird. Auf der anderen Seite steht die Polizei, die den Umtrieben Einhalt gebieten will – sofern keine Bestechungsgelder fließen. Wir folgen u.a. der alleinerziehenden Mutter Candy (Maggie Gyllenhaal), die nachts ihren Körper verkauft, aber ohne Zuhälter durchkommen will, und dem Brüderpaar Martino (James Franco in einer Doppelrolle), das – unterstützt von einem Mafiosi – im Kneipen- und im aufkommenden Pornogeschäft Fuß fassen möchte. Denn es ist die Zeit, in der die Bumsbilder das Laufen lernten.

Ein mit präzisem Pinselstrich gezeichnetes Sittengemälde mit authentischen Dialogen, einem eindringlichen Blick auf das Geschäft mit Sex und einer Darstellerriege (allen voran Miss Gyllenhaal), die alles gibt und zeigt. Wem das reicht, dem sei gesagt: Alles prima, alle zufrieden, bitte gucken.

Halt, jetzt kommt doch noch ein Absatz. Denn bei all dem vorherigen Lob fehlte mir dann eben doch etwas: Nämlich Spannung und Dynamik. „The Deuce“ legt mehr Wert auf die Kraft der Bilder und Dialoge, ansonsten passiert – bis auf je einen Tod gegen Ende zweier Episoden – nicht so sonderlich viel. Um es bildlich zu formulieren: Die Show hat keine Lunte, die ab einem gewissen Zeitpunkt das Dynamitfass der Story zum Explodieren bringt. Sie brodelt eher in den Abgründen der Sexualtriebabfuhr vor sich hin. Was mir die Wertung um einiges erschwert hat. Letztlich zog ich ein paar Mal die 5,5, hauptsächlich reichten aber die glatten 5 Punkte. Von daher erklärt sich die etwas niedriger angesetzte Gesamtnote.

GESAMTWERTUNG: 5,23 Punkte (gut) 

9JKL (SEASON 1)

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(Eine Besprechung für alle, die wissen wollen, ob ich auch mal richtig schlechte Serien gucke) 

Frisch geschiedener Mann kehrt zurück nach New York und wohnt im Appartement mit der Nummer 9J. Seine unmittelbaren Nachbarn: die peinlichen Eltern (9K) und der peinliche Bruder (9L). Deren stetes Aufeinandertreffen soll für komische Momente sorgen. Oder wie der Ami sagt: hilarity ensues.

Tut es aber nicht. Ich habe selten eine Show gesehen, die so verzweifelt bemüht ist, komisch zu sein und in allen Bereichen scheitert. Alleine wie der ehrwürdige Film- und Fernseh-Veteran Elliott Gould („Ray Donovan“, „M.A.S.H.“, „Ocean’s Eleven“) in seiner Rolle als Vater der Lächerlichkeit preisgegeben wird, ist ein Trauerspiel. Durchweg alle Charaktere sind nervig und erwecken keine Sympathie beim Zuschauer, was eben auch für den Hauptdarsteller Mark Feuerstein („Nurse Jackie“) gilt. Ich denke nicht, dass dies im Sinne der Macher war. Ich für meinen Teil musste mir nach dem Piloten ein paar Episoden „Everybody Loves Raymond“ anschauen, um langsam aus dem Kopfschütteln herauszukommen.

PILOTWERTUNG: 3,0 Punkte (mäßig) 

GUCKLISTENSTATUS: abgesetzt

CURB YOUR ENTHUSIASM (SEASON 9) 

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Larry ist wieder da. Und er hat zu meiner großen Freude nichts gelernt. Irgendwo zwischen peinlicher Berührtheit, vom Zuschauer flehentlich, aber natürlich erfolglos gemurmeltem „Lass doch gut sein, Larry“ und heimlicher Bewunderung, dass der alte Mann sagt, was wir alle gerne sagen würden, liegt das Erfolgsrezept von „Curb Your Enthusiasm“. Von der Vorgängerstaffel aus dem Jahr 2011 war ich damals schon ein wenig enttäuscht: zu bemühte, zu künstliche Wendungen, keine schreiend komischen Momente, viel Plauschgeplänkel. Deutliche Abnutzungserscheinungen waren zu beklagen.

Für die aktuelle Staffel darf ich aber Entwarnung geben. Die lange Pause hat der Show offensichtlich gut getan, es macht wieder Spaß, dem „Seinfeld“-Miterfinder zuzusehen, wie er in jeder Runde aneckt. Sei es das galante Unterschieben unfähiger Assistenten („Foisted!“), das Verfassen von absichtlich fehlgeleiteten Nachrichten („The Accidental Text On Purpose“) oder die hohe Kunst des „Es-sich-Verscheißens“ mit Hotelbediensteten, Kfz-Mechanikern, Soldaten, Postbotinnen, iranischen Würdenträgern sowie Golfclub-Schrankenwärtern – die neue Staffel bietet wieder die klassischen Momente, für die man die Serie liebt. Läuft auf eine sehr gute Abschlusswertung hinaus.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 7 EPISODEN: 5,36 Punkte (gut)

 
THE WALKING DEAD (SEASON 8) 

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Liebes „The Walking Dead“-Produktionsteam,

Ihr macht momentan einfach alles falsch. Es ist offensichtlich, dass Ihr meinen Blog nicht lest. Tätet Ihr es doch, müsste ich schwer beleidigt sein, denn dann würdet Ihr mit voller Absicht all das in den Mittelpunkt stellen, was mich an eurer Show nervt und ermüdet.

Ich fand das Finale der letzten Staffel furchtbar. Unlogisch, mit dumm handelnden Figuren, ohne echten Payoff. Ein ausgestreckter Zeigefinger in Richtung Zuschauer. Von Shivas Auftritt will ich gar nicht anfangen.

Was macht Ihr? Setzt es gleich im Auftakt qualitätsmäßig konsequent schlecht fort.

Die Nebenfiguren der Show sind meiner Meinung zu allergrößten Teilen so unnötig, dass ich mir nicht mal die Namen merken kann.

Ihr stellt die Kämpfe der Nebenfiguren in den Vordergrund.

Den Charakter Negan hielt ich noch für den Faktor, der die Show in der vorigen Staffel vor trübster Langeweile gerettet hat.

Ihr lasst ihn bisher nur einmal kurz auftreten, nachdem Ihr ihn letzte Staffel schon gut demontiert hattet.

Ich kann mit König Ezekiel und seinem majestätischen Rumgeschwurbele null anfangen.

Ihr widmet ihm den Großteil einer Folge.

Kommt mal bitte wieder in die Spur. Sonst habt Ihr mich als durchaus leidensfähigen Zuschauer verloren. Und wehe, Ihr bastelt eine Folge, die sich komplett um Eugene dreht. Dann bin ich schneller weg als Michonne ihr Katana ziehen kann.

Mit freundlichen Grüßen,



DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 4 EPISODEN: 3,75 Punkte (unterdurchschnittlich)

 
YOUNG SHELDON (Season 1)

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„The Big Bang Theory“ bin ich ja vor ein paar Staffeln endlich entkommen, weil ich es einfach nicht mehr ertragen konnte, wie abgrundtief die Serie gefallen war. Von daher hatte ich nicht allzu große Erwartungen an „Young Sheldon“. Den üblichen Einleitungsabschnitt mit der Inhaltsangabe kann ich mir an dieser Stelle schenken. Es sind halt die Jugendjahre von Sheldon Cooper in Texas. Der kleine abgehobene Streber weiß und kann alles besser, lebt in seiner eigenen wissenschaftsbezogenen Welt, wodurch er alle in seiner Umgebung erschüttert und sich den Aufbau sozialer Bindungen erschwert.

Positiv aufgefallen ist mir Sheldons Schwester Missy (Raegan Revord), für die die Autoren ein paar erfreulich trockene Sprüche ins Drehbuch geschrieben haben. Ansonsten läuft die Show zuverlässig auf der „Du bekommst, was du erwartet hast“-Schiene. Insgesamt ordentliche Unterhaltung, die dritte Episode sogar durchaus gut, allerdings bleibt abzuwarten, ob diese Masche über eine komplette Staffel hindurch trägt.



DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 3 EPISODEN: 4,66 Punkte (befriedigend)