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142 (Dezember 2023)

14 Dez

FRASIER 2023 Season 1

Dr. Frasier Crane ist zurück. Was nicht wenige Menschen zu folgender Frage verleiten dürfte: „Okay, Dr. steht wohl für Doktor, aber was zur Hölle ist ein Frasier und ein Crane?“. Dann trübt sich mein Blick, von Sentimentalitätsschub gebildete Tränchen zucken in meinen Augenwinkeln und ich erzähle von einer Serie, die von 1993 bis 2004 (und damit sogar noch vor dem Beginn dieses Blogs, Kinder!) höchst erfolgreich auf dem Sender NBC lief, eigentlich von Setting und Hauptfiguren nicht funktionieren konnte, es allerdings mit Bravour tat und bis heute zu meinen Lieblingscomedies zählt.

Zwei abgehobene, dezent arrogante Brüder mit Namen Frasier und Niles Crane, beide Psychotherapeuten. Der bodenständiger Vater Martin, der bei einem von ihnen (Frasier) lebt. Eine Radiostation mit herrlich seltsamen Menschen. Roz, die treue Seele und Produzentin von Frasiers Radiosendung. Martins Physiotherapeutin Daphne, in die sich Niles verschießt. Ein Hund namens Eddie, ein Jack Russel Terrier. Niles‘ Frau Maris, die man in keiner Episode zu Gesicht bekam. Frasiers Ex Lilith, bei deren Auftritten es einem immer kalt wurde. Vor allem aber herrliche Dialoge voller intelligentem Humor und fernab von Anzüglichkeiten oder derben Plattheiten. Beste Episode für alle Zeiten: Ham Radio (S4E18), die könnte ich um 4 Uhr nachts mit geplatztem Blinddarm schauen und würde mich wieder wegschmeißen vor Lachen.

Jetzt also neue Abenteuer von Frasier, der an seine Alma Mater als Gastprofessor zurückkehrt und dort auf seinen alten britischen Weggefährten zu Studienzeiten Alan Cornwall (Nicholas Lyndhurst), seinen Sohn Freddie – Fans wissen: Frederick Gaylord Crane – (Jack Cutmore-Scott) und Niles‘ Sprößling David (Anders Keith) trifft. Die Show atmet dabei an vielen Stellen den Geist der Originalserie; so hat man sich bei den Dialogen wirklich richtig viel Mühe gegeben, Kelsey Grammer beherrscht seine Figur ohne Zweifel selbst nach gut zwei Dekaden an Pause hervorragend, oft und gerne erinnert man sich an vergangene Momente und vor allem den 2018 verstorbenen John Mahoney als Vater Martin Crane. Da nicke ich als Anhänger und Komplettboxenbesitzer der Serie schluchzend mit.

An die ganz großen Momente von „Frasier“ kommt die Neuauflage aber nicht heran. Dafür fehlt eine Figur wie Niles Crane, der in der Show von 1993 meinen Lieblingscharakter gab und nun in Spurenelementen von seinem Sohn David ersetzt wird, was allerdings nicht gelingt. Die insgesamt zehn Episoden sind aus meiner Sicht als Fan des Originals ordentlich bis gut. Die heutige demografische Zuschauerschicht könnte den Humor und die Inszenierung freilich als altbacken, bieder, uncool und nicht sexy genug empfinden. Bei der Ankündigung damals hatte ich meine Bedenken, zumal ich der Auffassung bin, dass „Frasier“ bei weitem nicht allein von Kelsey Grammer lebte, aber die 2023er Edition ist nun doch erfreulich stabil geworden.

GESAMTWERTUNG: 4,85 Punkte (befriedigend) 

THE BEAR Season 2
 

Kulinarisch hochwertiger Einstiegswortwitz: Die Crew um Carmy Berzatto kam mir die ersten Folgen etwas schwer in die Gänge. Gänge! Versteht ihr? Wie die Gänge eines Menüs! Brüller, Chef. Thank you Chef. Ich weiß, wo die Tür ist, Chef. Corner!
 

In dieser Staffel geht es um die Planung, Umsetzung und Gelingen der Neueröffnung der titelgebenden Lokalität und selbstverständlich stellen sich dem Projekt einige Hindernisse auf den Weg, die das Team angehen und überwinden muss. Dabei geht es nicht mehr ganz so wild, schnell und laut her wie bei der gemeinsamen Sandwichbastelei unter Hochdruck während der Vorgängerepisoden. Aber die Charaktere sind mir als Zuschauer allesamt so sehr ans Herz gewachsen, dass ich auch die ruhigeren Momente genießen und mit einem „Gut“ bewerten konnte. Episode 3 („Sundae“) geriet mir mit den gemeinsamen Inspirationsexperimenten am Herd von Sydney und Carmy dann aber doch etwas zu langsam und unspannend.
 

Spätestens mit der überlangen und alles überragenden Folge „Fishes“, welche im Rückblick ein siedend heiß kochendes Weihnachtsessen in der (mit Gaststars gespickten) Familie Berzatto zeigt und einen dabei dramatisch in der eigenen Soße hin- und herschwenkt, findet die Show in die gewohnte Spur der Extraklasse.  

Die letzten Gänge der Saison bauen geschickt die Spannung um die Tage unmittelbar vor der Eröffnung auf: Man fiebert bei einem Feuerlöschtest mit, als ginge es um die eigene Seele. Bangt, ob Cousin Richie jetzt endlich mal seinen Scheiß unter Kontrolle bekommt. Drückt die Daumen, dass der Abend X einigermaßen ohne Drama verläuft und fragt sich fingernägelkauend, ob Mama (Jamie Lee Curtis) auftaucht und noch alles ins Chaos stürzt.
 

„The Bear“ bleibt bei mir eines der Highlights der Fernsehküche und landet fast punktgenau auf der selben Wertungsstufe wie Staffel 1. Noch mehr Sterne wären vielleicht drin gewesen, wäre es nicht um Haute Cuisine, sondern eher um Mahlzeiten gegangen, auf die ich direkt Hunger bekommen hätte. Aber das sind Petitessen eines eher einfach speisenden Mannes.

Gesamtwertung: 5,35 Punkte (gut)

RESERVATION DOGS Season 3 

Jetzt heißt es tapfer sein, von wegen Indianerherz kennt keinen Schmerz und so. Denn: Die Rez Dogs sagen leise ’sko. Wie ich auch erst nach der letzten Episode mitbekommen habe, war die Serie von vorneherein auf drei Staffeln angelegt und die sind nun eben durch, shitasses!


„Reservation Dogs“ erzählt erneut kleine Geschichten mit einer großen Portion Menschlichkeit, Zusammengehörigkeitsgefühl und Wärme. Sei es die Origin Story der Deer Lady, die auf das Schicksal indigener Kinder aufmerksam macht, die von ihren Eltern getrennt in kirchlich geführten Schulen aufwachsen mussten. Oder das erste Treffen von Delora mit ihrem Vater (Ethan Hawke). Ein Campingausflug von Cheese mit den gestandenen Männern des Dorfes beziehungsweise meine Lieblingsfolge der Staffel („Send it“), in der die Crew mit einem Bus lostuckert, um in einem chaotisch planlosen, aber charmanten Road Trip eine Familienzusammenführung einzuleiten – es war einfach schön, bei diesen Abenteuern als Zuschauer dabei zu sein. 

Das Finale drückt schließlich mit einer Beerdigung, anlässlich derer all die liebgewonnenen Charaktere zusammenkommen und man den gemeinschaftlichen Geist, das Füreinander und den Zusammenhalt durch den Fernseher hindurch spüren kann, bei mir die richtigen emotionalen Knöpfe. Damit reicht es zum Abschluss wieder für den Sprung über die 5 Punkte-Marke. Was bleibt, ist eine tolle Serie mit wunderbaren Figuren, deren familiäre und gruppendynamische Geschichten zu berühren vermochten. 


Gesamtwertung: 5,15 Punkte (gut)


ONLY MURDERS IN THE BUILDING Season 3

„Kann eigentlich nur besser werden“, lautete mein Fazit damals nach Sichtung der zweiten Staffel von „Only Murders In The Building“. Und ich darf vorwegnehmen: Es ist besser geworden. Ja, deutlich besser sogar. Wie die Macher diesen Qualitätssprung bewerkstelligt haben? 

Nun, einen erheblichen Faktor spielten die neuen Gesichter im Cast. Meryl Streep und Paul Rudd, aber auch der mir hauptsächlich von dem Videospiel „Detroit: Become Human“ bekannte Jesse Williams agieren in Sachen schauspielerischem Können nun einmal deutlich am komplett anderen Ende der Skala als eine Cara Delevingne oder Michael Rapaport. Davon profitierte wiederum Selena Gomez, für deren meisterhaftem Handeln vor der Kamera ich nicht durchgehend meine Hand ins Feuer halten wollen würde.
 

Zudem erhalten die beiden Haudegen Steve Martin und Martin Short genug Raum für ausgiebige Blödeleien anlässlich einer Story, in der der von Short gespielte Oliver Putnam ein neues Theaterstück auf die Bühne bringt und dieses nach dem titelgebenden Unfall in ein aberwitziges Musical umschreibt. Welches wiederum im Finale umgesetzt wird und mir richtig viel Spaß bereitet hat. Martins zungenbrecherisches „Which of the Pickwick triplets did it?“ blieb mir noch lange im Ohr hängen, die Story und Auflösung gaben mir keinen  Anlass zu mäkeln, der Background von Paul Rudd als Darsteller der Serie CoBro ist einfach herrlich komisch und eigentlich bräuchte man es nicht gesondert erwähnen, aber Meryl Streep spielt einfach fantastisch. Für eine Show, die auch stark nach dem Aufdecken von Täter und Motiv in den letzten Folgen bewertet wird, ist es freilich wertungstechnisch ideal, wenn der Kritiker für die abschließenden drei Episoden durchgehend die 5,5 Punkte zückt und applaudiert.
 

„Only Murders in the Building“ hat mich in diesem Jahr versöhnt und springt das erste Mal über die 5 Punkte-Marke. Das kann in der bereits abgesegneten vierten Staffel ruhig so weitergehen.
 

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)   

AHSOKA Season 1

Irgendwo im Star Wars-Universum nach Episode 6 sucht Sabine Wren ihren Freund Ezra Bridger. Unterstützt wird sie von ihrer ehemaligen Meisterin Ahsoka Tano, dessen Droiden Huyang und der Generalin Hera Syndulla. Die Spur führt über Morgan Elsbeth zu dem Aufenthaltsort von Großadmiral Thrawn, den auch das Sith-Gespann Baylan Skoll und Shin Hati gerne wieder in Aktion sehen würde.
 

Wer im obigen Absatz mit allen Namen etwas anfangen kann, juchzt freudig über die Tatsache, dass Showrunner Dave Filoni die fünfte Staffel von „Star Wars Rebels“ als Life Action-Serie verwirklicht hat. Ohne Zweifel die beste Wahl, war er doch an „Rebels“ und „Clone Wars“ maßgeblich beteiligt. Und sicherlich braucht eben erwähnter Fan nicht meine Meinung als alternder Star Wars-Gucker, für den die Episoden 4-6 die einzig wahre Trilogie darstellen und der selbstverständlich keine der Animationsserien gesehen und von keinem der Namen außer Thrawn (wir alle hatten damals in der Dürrezeit nach der Rückkehr der Jedi-Ritter unsere Timothy Zahn-Phase) jemals etwas gehört hat.


Mein Blick auf „Ahsoka“ offenbarte zunächst einmal folgendes: Das sieht durchweg wertig aus. Der mittlerweile leider verstorbene Ray Stevenson besitzt eine überragende Präsenz als Baylan Skoll. Ahsoka selbst kam mir spätestens in der „Ich hüpfe aus dem Raumschiff und bekämpfe TIE-Fighter mit meinem Lichtschwert“-Szene etwas zu comichaft-poserig herüber. A propos Lichtschwerter: Wer in einem solchen Duell verliert, kann nach etwas Behandlung und Bettruhe wieder quietschfidel heldenhaft herumhüpfen. Die Anknüpfungspunkte an die alte Trilogie sind spärlich, eigentlich bestehen sie nur darin, dass Captain Carson Teva (Paul Sun-Yung Lee) mitspielt und Kanzlerin Mon Mothma durchs Bild huscht, sonst kenne ich nichts und niemanden. Der große Promi-Auftritt in der Show drückte mich anders als Luke Skywalker in „The Mandalorian“ auch nicht vor Begeisterung in den Sitz, weil mir Episode 1-3 nun einmal eher egal sind.  


Und da liegt der Weltraum-Wal begraben: Die Serie kriegte mich nicht über ihre Charaktere, außer Baylan Skoll und ein bisschen Thrawn vermochte mich niemand in seinen Bann zu ziehen. Leider wird Stevenson seine Rolle nun mal nicht mehr aufnehmen können und Thrawn wohl erst in der zweiten Staffel die Geschicke des auferstehungswilligen Imperiums lenken. Wertungsmäßig gab ich zum größten Teil 4,5 Punkte, ein paar Mal die 5 Punkte und einmal 5,5 Punkte (die Folge mit dem epischen Auftritt von Thrawn).


Fazit: Aus meiner Sicht besser als „Obi-Wan“, besser als „The Book of Boba Fett“ (ohne Mandalorian-Anteil), aber nicht so gut wie „Andor“ oder „The Mandalorian“. Fans der Animationsserie dürfen das gerne komplett anders sehen.

GESAMTWERTUNG: 4,86 Punkte (befriedigend)

FOUNDATION Season 2

„Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Weltallkaiser und Frau Roboterzofe. Lassen Sie es mich in der Sprache der Jugend formulieren – Foundation Season 2 war hinten raus ein formidabler Banger edelster Kajütte. Da ging was ab, da blieb aber auch was hängen. Und damit meine ich nicht nur den Titan’s Prick in Commdor Argo bei der Exekution von Hober Mallow. [Pause für Lacher]“

Ja, an meiner Rede zur Emmy-Verleihung für die beste Drama-Serie muss ich noch ein wenig arbeiten. Foundation bleibt Sci-Fi der Kategorie „Muss man reinkommen wollen“, wie ich an einem Experiment an meinem Bruder bestätigt sah. Dem zeigte ich eine Zusammenfassung der ersten Staffel auf YouTube und spürte, wie ihn die Optik anzog, die Raumschiffe, die prachtvolle imperiale Welt und ihre Geheimnisse am Hofe und außerhalb. Als aber die Wissenschaft der Psychohistorik aufs Tablett kam, Mathematik eine Rolle spielen sollte und Hari Seldon über seinen Zauberwürfel, äh Prime Radiant philosophierte, griff umgehend der Abwinkreflex namens „Nee, interessiert mich doch nicht“, verbunden mit der Frage nach der nächsten Star Wars-Serie.

Pech für den Bruder. Denn die Show hält das Level der ersten Season und schafft es sogar, mit den letzten drei Folgen noch eine Steigerung draufzusetzen. Und wie gelingt ihr das? Zum einen durch einen starken Einstieg mit dem Attentat auf Brother Day (weiterhin fantastisch: Lee Pace) oder die Entwicklung, die Demerzel im Laufe der Geschehnisse durchläuft; zum anderen – und das sehe ich als großen Pluspunkt – durch die Einführung neuer, spannender Charaktere. Hober Mallow, die beiden Mönche Constant und Poly, der reaktivierte General Bel Riose: alle hatten ihre großen und kleinen, dramatischen und auch komischen Momente. Ob Intrigen am Kaiserhof, aufgedeckte Geheimnisse der Vergangenheit, erhellende Rückblicke (mit eher okayer „Verjüngung“ von Hari Seldon), epische Raumschiffschlachten oder fiese Tricks mit technischen Gadgets – es wird reichlich was geboten. 

Womit man klar kommen muss: Raum, Zeit und der Tod sind gerne und gut überwindbar und alles andere als endgültige Größen. Gerade in dieser Staffel verwenden die Autoren (oder Isaac Asimov selbst?) den Trick, dem Zuschauer zuerst einmal Informationen vorzuenthalten, die später dann zur Erklärung eines Kniffs nachgereicht werden. Ich fand das noch in gutem Maße eingesetzt, dauerhaft wäre es eher nicht so sehr mein Ding.

Anders als es rheinland-pfälzische Touristenführer unterschlagen gilt erneut: Bingen ist Pflicht. Denn die einzelnen Handlungsstränge sind durchaus so komplex, dass man den Faden verliert, wenn man eine Woche anderen Stoff reinschaufelt und plötzlich Zusammenhänge nicht mehr versteht oder den Dreh mit dem einen technischen Gerät vergessen hat (leidvoll vom Autoren für euch getestet).   

Den endgültigen Schub für die Wertungssteigerung verdient sich Foundation schließlich mit den letzten drei Episoden. Besonders Episode 2×09 „Long Ago, Not Far Away“ hat schwer Eindruck bei mir gemacht und mich die Höchstwertung ziehen lassen. Fazit: Wer sich darauf einlässt und dranbleibt, erhält eine der besten Sci-Fi-Serien der vergangenen Jahre.

GESAMTWERTUNG: 5,60 Punkte (sehr gut)

FUTURAMA Season 8 (Episodes 1-10) 

Fry, Bender, Leela und Co. sind wieder da. Dr. Zoidberg auch, hurra! Zum Einstieg darf ich festhalten, dass ich keine Ahnung habe, die wievielte Staffel das nun genau ist. Andere kommen auf 11, ich auf 8 und dabei bleibe ich.

Ich habe mich auf die Rückkehr der Planet Express-Truppe gefreut, bietet doch das animierte Serienfeld mir eher leidlich wenig gute Shows. Rick and Morty mag ich weiterhin, die Simpsons gucke ich eher aus Gewohnheit – das war es auch schon. Futurama hat alle Figuren und Stimmen erneut an Bord und darf zudem einen Fundus aus 10 Jahren an neuen Technologien, gesellschaftlichen Entwicklungen und sonstigen Ereignissen im Weltall aufarbeiten, was direkt mit der ersten, mit Metaebenen gespickten Episode um Streaming auch gleich gut gelingt.

In seiner Gesamtheit betrachtet, ist diese erste Hälfte der 8. Staffel allerdings eher eine gemischte Tüte geworden, die meine Wertungsbandbreite von 4,0 bis 5,5 Punkten ausgeschöpft hat. Ganz unten angesiedelt waren hierbei das lustlose „The Prince and the Product“ sowie „Rage against the Vaccine„, das die Coronazeit mir eher mäßig spaßig abgebildet hat. Highlights hingegen ganz klar die Amazon-Verhohnepipelung „Related to the items you’ve viewed„, das Zapp Brannigan (yeah!)-Drama „Zapp gets canceled„, die kuschelige Zeitreisen-Killerweihnachtsmann-Folge „I know what you did last Christmas“ sowie das inceptioneske Finale „All the way down„. Macht summa summarum eine höhere Qualitätsfolgenausbeute als jährlich bei den Simpsons.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 10 EPISODEN: 4,95 Punkte (befriedigend +)

134 (Januar 2022)

28 Jan

Auch im Jahr 2022 geht der Seriencheck weiter. Gilt es doch drängende Fragen wie „Wieviele bringt der Dexter um?„, „Ist mir jetzt Tiger King zu dumm?„, „Macht der Peacemaker richtig bumm?  oder „Kommt man um Boba Fett herum?“ einer oft nicht wirklich sinnstiftenden Antwort zuzuführen.

DEXTER: NEW BLOOD (Season 1)

In der heutigen Welt voller Streit und Zwistigkeit gibt es nur wenige Dinge, über die sich alle einig sind. Wie etwa, dass die letzte Staffel von „Dexter“ ziemliche Grütze war. Im September 2013 schrieb ich dazu:

Machen wir uns nichts vor: Die finale Staffel war ein Schuss in den Ofen, ein hinterlassener Blutspritzer auf dem weißen Teppich, ein dicker Riss in der Plastikauskleidung. Noch nie zuvor haben mich die Charaktere so unfassbar kalt gelassen, gelangweilt und geärgert….Ich lächele schon sanft in mich hinein, wenn ich die ersten Angebote für die komplette Staffelbox sehe: die müssten mir Geld dafür zahlen, dass ich die 8. Staffel nicht herausbreche und zurücklasse…Wrap it up and sink it where the sea is deep.

Nun also „Dexter: New Blood“ mit Clyde Phillips am Ruder, der schon 2006-2009 die Serie als Produzent betreute. Die Ausgangslage: Dexter lebt seit 10 Jahren zurückgezogen in einem kleinen Dorf namens Iron Lake und hat (taktisch unklug) die örtliche Polizeichefin als Freundin. Sohn Harrison taucht auf, just als Daddy wieder anfängt zu töten. Die Preisfrage, um die die ganze Staffel herumtanzt: Ist er so wie sein Vater drauf? Nebenbei werden böse Buben erledigt und eine True Crime Podcast-Tante nervt den Zuschauer. Ach ja, Schwester „fuckshit“ Debra umkreist unseren ex-Blutschnüffler nun als Geist. 
 

Der Einstieg hatte mich direkt nicht überzeugen können: Der kultige Vorspann mit der Musik von Rolfe Kent fehlt ersatzlos, den Grund für Dexters Rückfall fand ich schlecht ausgearbeitet, Frau Carpenter übertrieb es mit dem angepissten brother diss acting und über allem schwebte die Angst, dass Harrison gleich beim ersten gemeinsamen Abendessen schweigend seine Kollektion von Tierbluttropfen auf den Tisch legt. Aber es wurde besser. Besser in dem Sinne, dass ich so um die Mitte herum mehrfach die 5,0 Punkte ziehen konnte. Klar gab es ein paar Logiklöcher, aber das Ganze lief durchaus auf der wohligen, entspannten Nostalgieschiene. Bis auf die oben erwähnte True Crime Podcast-Tante. 

Letztlich kann diese aufgepfropfte Staffel nicht ganz an die guten alten Zeiten anknüpfen, zumal der Oberbösewicht (Clancy Brown, „Starship Troopers“, „Shawshank Redemption“) einem John Lithgow aus Season 4 (die man sich übrigens sehr gut als Vorbereitung nochmal ansehen kann) nicht ansatzweise das Wasser reichen kann. Allerdings wartet die Serie dafür mit einem Finale auf, das ich sehr gut fand und entsprechend mit 5,5 Punkten auszeichnete. Wenn es alleine darum ging, „Dexter“ nachträglich ein würdiges Ende zu verschaffen, so ist dies aus meiner Sicht gelungen. Eine weitere Staffel, die Showrunner Phillips bereits in einem Interview angedacht hat, brauche ich ehrlich gesagt nicht. 

GESAMTWERTUNG: 4,70 Punkte (befriedigend)

CURB YOUR ENTHUSIASM (Season 11)

Wie schon 2020 gilt auch heute: Larry tut gut in diesen Zeiten. Sich an Nebensächlichkeiten aufreiben zu können, Holzwege bis zum bitteren Ende zu gehen, peinliche Situationen heraufzubeschwören – Davids Larry macht sich weiterhin zum Selbigen und unterhält auch in der mittlerweile 11. Staffel.

Besonders gefallen haben mir in diesem Jahr die Slapstick-Momente, in denen der alte Mann auf der Toilette herumturnt wie in meiner Lieblingsfolge „Angel Muffin“ oder ein in seiner Obhut befindliches Kleid nicht ganz unbeschadet durch einen Regenguss bringt.  Ansonsten rangierte „Curb Your Enthusiasm“ stabil auf der 5-Punkte-Linie, lediglich die Story um Irma Kostroski hatte ein paar Längen, weshalb es einmal das „Befriedigend“ setzte. Damit landet die Show ein weiteres Mal im „Gut“-Bereich, zwar nur knapp, aber angesichts mittlerweile 11 Staffeln nötigt dies einem durchaus gehörigen Respekt ab. Keep on larrying, Larry!

GESAMTWERTUNG: 5,05 Punkte (gut)

FOUNDATION (Season 1)

Die Apple TV-Serie „Foundation“ wird gnadenlos überbewertet. Jedenfalls im Folgenden von mir. Was ich offen zugebe und wiederum mit den aktuellen Folgen von „Star Trek: Discovery“ zu tun hat. Denn dort haben es die Verantwortlichen geschafft, dass mich ausnahmslos JEDE Figur so wenig interessiert wie das Traumatagebuch von Lt. Commander Worf über die Zeit, als er während Star Trek IX einen schlimmen Pickel hatte. Eineinhalb Episoden der vierten Staffel habe ich gesehen und entmutigt aufgegeben. Das ist nicht mehr mein Raumschiff. 

Umso dankbarer und wertungsfreundlicher bin ich, dass „Foundation“ die entstandene Lücke im Bereich Science Fiction auf meiner Guckliste auszufüllen vermag. Die Show zeigt, dass man starke Frauenfiguren wie Gaal Dornick oder Salvor Hardin etablieren kann, ohne beim Zuschauer Reaktionen wie Angenervtheit oder seligen Schlummer auszulösen. Fans der Buchvorlage sind wohl eher unzufrieden mit der Verarbeitung des Stoffes, aber das ist mir wumpe. Ich erfreue mich an meiner neuen „Zwei-Finger-Rumdreh“-Geste von Imperator Brother Day (großherrschaftsartig: Lee Pace), die ich schon mehrfach innerlich lächelnd angewendet habe, weil noch keiner der damit Gemeinten ihren Sinn verstanden hat. 

Insgesamt gefiel mir der Plot um die Weltraumkaiser besser als jener um die titelgebende Foundation, in der Mitte verzettelt sich die Show etwas, ohne qualitätsmäßig schwer abzufallen und wer anlässlich der wöchentlichen Ausstrahlung (an dieser Stelle die freundliche Empfehlung, das Ding zu bingen) den Überblick behalten hat, wird mit vier sehr guten Folgen zum Ende belohnt, in denen einiges abgeht und manches Rätsel noch Sinn ergibt.

GESAMTWERTUNG: 5,50 Punkte (sehr gut)
 

TIGER KING: MURDER, MAYHEM AND MADNESS (SEASON 2)

Na, guckt ihr auch alle das Dschungelcamp? Ein bisschen TrashTV beruhigt doch die Seele, wenn draußen das Chaos herrscht. Oder habt ihr auch wie ich nach den Folgen vom Wochenende abgebrochen, weil es eh immer dasselbe ist und ihr den „Stars“ und Selbstvermarktungskünstlern einfach keinen Ruhm gönnen könnt, da euch deren Leben, Leiden und Lieben schlicht nicht interessiert? Allein der Gedanke, dass die wegen mir als Zuschauer irgendwelche Engagements kriegen oder ihre paar Minuten im öffentlichen Fokus zu Geld machen – nee. Will ich nicht. Mag ich nicht. 

Und damit herzlich willkommen zur Begründung, weshalb ich die zweite Staffel von Tiger King so schlimm abgewertet habe nach den satten 5,61 Punkten vom letzten Mal. Die Großkatzen und ihre durchgeknallten Besitzer und Quälhansel stehen wieder im Mittelpunkt, aber richtig aufwühlend Neues hat dieser zweite Teil der Dokumentationsreihe nicht zu bieten. Joe Exotic sitzt weiter im Knast und ergeht sich wahlweise in Heulen oder Ätzen, irgendwelche Vollhonks wollen beim damaligen US-Präsidenten und Oberdepp Trump eine Begnadigung erreichen, über zwei Episoden schürfen die Macher an dem Verschwinden von Carole Baskins erstem Mann Don herum, ohne verwertbare oder belastbare Funde vermelden zu können.  

Zum allgemeinen Würgen holt man schließlich noch einen weiteren Tigerzoobesitzer und Unmenschen aus dem Schrank mit den Idioten heraus, bei dem man nicht weiß, ob er mehr aus Dummheit oder Arroganz besteht. Die wichtigste Botschaft kommt ganz zum Schluss: den befreiten Tigern geht es gut. Dafür hätte man aber keine zweite Staffel drehen müssen, eine einfache Einblendung während des laufenden Programms hätte genügt.
Um als Fazit mein damaliges Kurzreview auf Twitter einzukleben: 

Alles Pack und Gesocks, hinter Gittern mit allen für eine angemessene Zeit und dann lebenslanges „Gesicht-vor-die-Kamera-halten“-Verbot.

GESAMTWERTUNG: 3,83 PUNKTE (mäßig)

THE CROWN (Season 1)

Wieder ein Eintrag in der zumindest bei mir beliebten Reihe: „Spät nachgeholt“

Charthits der 90er und 2000er bis heute. Draußen im Grünen. Mode. Haushaltstipps. Adel.

Obwohl ich mir eine gewisse Allgemeinbildung zugestehen würde, bin ich mit diesen Kategorien in jedem Quiz zu schlagen. Denn ich weiß mit Sicherheit nichts. Zumindest im letztgenannten Bereich kann es allerdings nun zu Überraschungen kommen, da ich die erste Staffel von „The Crown“ gesehen habe, die ich mir vor ein paar Monaten sehr preisgünstig als Import holen konnte. 

Ich hatte über die Weihnachtsfeiertage „Die Brücke am Kwai“ gesehen, danach „The King’s Speech“ mit Prinz „Bertie“ Albert, dem Vater von Elizabeth II. und da bot es sich doch an, die Show einzulegen, in der jener als König George VI. den Abgang macht, während das junge Lisbet auf den Thron steigt. Hach, und hat das Mädchen es schwer, du glaubst es nicht!

Onkel Edward ist ein gemeines, verbittertes, die Royals verabscheuendes Wiesel, Ehegatte Philipp langweilt sich in seiner Prinzenrolle, Schwester Margaret mault herum, weil sie ihren Stallhofmeister nicht ehelichen darf, Sohn Charles ist ein Mädchen und Tochter Anne eher ein Junge (Einschätzung Philipp!). Wenigstens erfährt man von Andrew in dieser Staffel erfreulicherweise nichts. Nebenher taucht auch noch Winston Churchill auf (famos gespielt von John Lithgow), informiert über die Regierungsarbeit und will eigentlich nicht, dass Lisbet sich da eimischt.

Hat mich durchweg gut unterhalten, zweimal versank es es mir etwas zu tief in fraumitherzige Problemgefilde, einmal zückte ich die 5,5 Punkte. Trotzdem glaube ich nicht, dass ich weitere Staffeln sehen muss. Immerhin bin ich jetzt fit im Krönungsfeierprozedere und das kann ja durchaus Ende des Jahrzehnts mal von Interesse sein bei Quizshows.

GESAMTWERTUNG: 5,00 Punkte (gut)

GHOSTS (Season 1)

„Ghosts“ ist, so habe ich bei meiner täglichen „The Late Show with Stephen Colbert“-Dosis vor ein paar Wochen erfahren, derzeit die erfolgreichste Comedy-Serie auf CBS. Was immerhin bedeutet, dass eine zweite Staffel im Herbst gesichert ist.

Ich fand es unterhaltsam, auch wenn nach den starken zwei Einstiegsfolgen die knappe Mehrheit der dreizehn Episoden nur die 4,5 Punkte ziehen konnte. Die Szenen, in denen Samantha ihrem Gatten alles nacherzählen muss, was sie von den Geistern gehört hat, nehmen immer wieder das Tempo heraus und der schlüpfrige Witz um das von den untoten Bewohnern“suck off“ genannte finale Entschwinden gen Himmel wird auch beim dritten Mal nicht lustiger. Aber ich mag die Charaktere mit ihren Marotten, Spleens und Hintergrundgeschichten. Wenn dann noch Gaststars wie Matt Walsh (Veep) oder Mark Linn-Baker (Ein Grieche in Chicago) mitmischen, guckt man gerne bei der Spukherberge vorbei.

Edit: Huch, die erste Staffel hat ja doch mindestens 16 Episoden, deshalb wird aus der Gesamt- eine Durchschnittswertung nach 13 Folgen:

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 13 EPISODEN: 4,77 Punkte (befriedigend)

THE BOOK OF BOBA FETT (Season 1)

Mittwochs nach „Hubert ohne Staller“ (die geben sich auch ü-hüberhaupt gar keine Mühe mehr mit dem Kriminalfallanteil, oder?) steht aktuell im Hause Inishmore „The Book of Boba Fett“ bei Disney+ auf dem Programm. Die Woche zuvor hatte mich die dritte Episode mit einer erschreckend lahm inszenierten Verfolgungsjagd auf bunten Vespas allerdings so enttäuscht, dass ich mir ernsthaft die Frage stellte, ob mich die Abenteuer von Boba Fett überhaupt interessieren.

Jon Favreau und seine Crew wissen dank ihrer Erfahrung mit „The Mandalorian“, was sie auf den Schirm zu liefern haben: Fanservice, bis das Beskar auf der Rüstung schmilzt. Boba Fetts Flucht aus dem Sarlacc, mehr Hutten und Sandleute als je zuvor, ein frischer Rancor nebst kultigem Trainer, der Attentäter-Cousin von Chewbacca – das nickt man auch diesmal als Liebhaber der einzig wahren Star Wars-Trilogie zufrieden ab. Auf der anderen Seite jedoch wirkt Hauptdarsteller Temuera Morrison gleich in der ersten Kampfchoreografie etwas hüftsteif, das erste dicke Monster enttäuscht und oben erwähnte Jagd nebst Jungrebellen-Cyberpunks lässt die Mundwinkel ganz auf Tauchgang gehen. Bis jetzt folgt die Serie einem klaren „Oje-Mja“-Rhythmus, sprich: alle zwei Folgen ist es nicht so prall. Da ich diesen Eintrag schreibe, stünde danach wieder milde Desillusion an. Stand jetzt kann ich mir nicht vorstellen, dass es Boba wertungstechnisch mit dem Mandalorian aufnehmen wird.

(Brandheißer Nachtrag: Episode 5 war erfreulicherweise richtig toll, was allerdings wenig mit Boba Fett zu tun hatte.)

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH VIER EPISODEN: 4,75 Punkte (befriedigend)


PEACEMAKER (Season 1)


„Peacemaker“ setzt direkt nach dem Ende von „The Suicide Squad“ an und zeigt, wie der titelgebende Anti-Superheld (John Cena) sich mit Hilfe alter Bekannter, seinem Lieblingshaustier, Hair Metal und einer neuen Crew wieder auf Vordermann bringt. 

Nach vier Episoden kann ich soviel sagen: 

1) Der Vorspann ist jetzt schon Kult und wird niemals von mir vorgespult werden.

2) Das ist so herrlich bescheuert und drüber, wie es sich nur James Gunn aus dem Hirn krampfen kann.

3) Eine halb abgeschnittene kleine Zehe tut sehr, sehr weh.

4) Ich mag den Soundtrack, da sind richtig gute Songs dabei. Ernsthaft.

5) Es fehlen budgetbedingt die großen CGI-Gewitter aus dem Film, aber das wird durch stellenweise köstlich dumme Dialoge und den ein oder anderen dezenten Splatter-Spratzer wiedergutgemacht.

6) Ich fordere, dass von nun an alle Superhelden-Filme oder -Serien genauso inszeniert werden.

7) Do ya really wanna, do ya really wanna taste it?

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH VIER EPISODEN: 5,35 Punkte (gut)

THE WHEEL OF TIME (Season 1) 

Da erspare ich mir den großen Story-Abriss, denn nach drei Episoden habe ich es abgesetzt. Frau Rosamunde Pike mag sich da als übertolle Magierin Moiraine Damodred abstrampeln wie sie will: Gegen „Herr der Ringe“ (hat die schöneren Orks äh Trollocs) oder „Game of Thrones“ (hat die interessanteren Charaktere) kann „The Wheel of Time“ nicht ansatzweise anstinken. 

Das ist maximal nett, die Landschaftsaufnahmen sind toll und vielleicht können Kenner der Buchvorlage deutlich mehr Lustgewinn daraus ziehen, aber so ein großer Fantasy-Fan bin ich nun doch nicht, dass ich jeden neuen Kandidaten bis zum bitteren Ende sichten muss. Dafür ist hier im Haus mein Bruder zuständig, der meines festen Glaubens nach jeden Film gesehen hat, in denen ein Drache vorkommt und der eine Jugendfreigabe hat. Und Bruderherz hatte auch keinen Bock mehr.  

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 4,33 PUNKTE (durchschnittlich)

Sichtung eingestellt

133 (Oktober 2021)

27 Okt

Diesmal mit True Crime Podcast-Senioren, südkoreanischen Kinderspielen, aus England importierten Geistern und SciFi zum mathematisch korrekt berechnetem Bauklötzestaunen. 

ONLY MURDERS IN THE BUILDING (Season 1)

Steve Martin, Martin Short und Selena Gomez (Hinweis: keine Tennisspielerin, die heißt Williams) wohnen in demselben Gebäude. Beziehungsweise ihre Figuren Charles Haden-Savage (ehemaliger Serienstar), Oliver Putnam (sich nur von Dips ernährender ex-Theaterregisseur) und Mabel Mora (jung und alte Männer mit Augenrollen bedenkend). Vereint in ihrer Leidenschaft für True Crime-Podcasts, gehen sie einem Mordfall nach, der sich im riesigen Wohnhaus Arconia ereignet hat. 

Bei den Recken Short/Martin geht mir ja jede Art von Unbefangenheit flöten, denn die beiden finde ich einfach klasse und kann ihr Special „An Evening You Will Forget For The Rest Of Your Life“ allen wärmstens ans Herz legen, die gute alte Verhohnepipelungs-Comedy par excellence erleben wollen. Entsprechend war ich auch von „Only Murders In The Building“ vom Start weg angetan. Gerade zu Beginn setzt die Show auf das überbordende komödiantische Talent der beiden Senioren, Frau Gomez etabliert sich zudem rasch als Katalysator zu deren Gag-Ping-Pong, währenddessen die Ermittlungen nebst falscher Spuren rundum den Mord sich altherrlich komisch entfalten.

Bis nach gut der Hälfte die Story um den wahren Ablauf der Dinge in den Vordergrund rückt, Verdächtige und neue Nebenfiguren ausgeleuchtet werden und dem Zuschauer schließlich in den letzten Episoden dämmert, dass Agatha Christie mit der Auflösung des Plots wohl zeit ihres Lebens eine unscheinbare Krankenschwester beim Britischen Roten Kreuz geblieben wäre. Dass eine Folge, die sich um einen taubstummen Charakter dreht, komplett ohne verständliche Dialoge, sondern nur mit aufgedrehtem Rauschregler daherkommt, mag manchen mutig und solidarisch erscheinen – mich hat es über die gesamte Dauer mehr genervt. 

Wegen der Schwächen in der zweiten Hälfte und der meiner Meinung nach eher dünn ausgearbeiteten Täterschafts-Enthüllung reicht es nicht ganz für die „Gut“-Wertung. Wer auf den Krimi-Anteil der Show nicht so viel Wert legt, kann aber gerne noch ein paar Pünktchen drauflegen.

GESAMTWERTUNG: 4,90 PUNKTE (befriedigend+)

SQUID GAME (Season 1)

Südkorea. Gegenwart. Alles scheiße. Zumindest für Seong Gi-Hun, der bei seiner Mutter lebt und ihr auf der Tasche liegt, prächtige Wettschulden angehäuft hat und seiner Tochter aus der geschiedenen Ehe nicht mal anständiges Spielzeugs zum Geburtstag kaufen kann. Da kommt die Rettung in Form einer Einladung zu einem zünftigen Ausscheidungswettbewerb mit 455 anderen Verzweifelten und der Aussicht auf einen Millionengewinn gerade richtig. Masken, Kinderspiele, klassische Musik, grellfarbene Anzüge, jeder hat seine eigene Nummer, Tötung bei Versagen – was will man mehr?

Moment, Tötung bei Versagen???

„Squid Game“ ist die erfolgreichste Serie auf Netflix, wird gehypt ohne Ende und von US-Late Night Talker Jimmy Fallon sklavisch verehrt – gleich drei Punkte, die einen kritisch stimmen müssen. Ist das nun supermegakrassgeil, vollkommen überbewertet oder quietschibunter Müll?

Letzteres kann ich umgehend verneinen, denn sonst hätte ich sicher nicht alle neun Folgen durchgesehen. Die Show hat ihre Stärken und Schwächen, die Gewichtung sorgte bei mir denn letztlich deutlich eher für Wohlwollen als Enttäuschung. So ist die Inszenierung der Spiele das klare Highlight, welches mich auch am stärksten gefesselt hat. Die Beziehungen der Figuren untereinander, das Schmieden und Zusammenhalten von Grüppchen, die Versuche, den Gegner auszuschalten und manch unerwartete Wendung wissen ebenfalls zu überzeugen und zu unterhalten. Mit der Folge „Gganbu“ setzt die Show sogar ein emotionales Ausrufezeichen. Der Nebenplot mit dem Polizisten, der dem Ganzen auf die Schliche kommen will, läuft hingegen eher so nebenbei und stört zumindest nicht.

Aufgestöhnt habe ich bei manchen Figuren, die einfach over the top angelegt sind (ich lasse nur unter stillem Seufzen die Nummer 212 fallen), diverse Overacting-Momente, die für mich den Reiz von Ramen-Nudeln ohne Würzmischung und -öl hatten und die ganz, ganz üble Präsentation der ausländischen VIPs in der gleichnamigen siebten Episode, deren Dialoge ich selbst mit Durchfall nicht hätte schlimmer und schludiger schreiben können.

Am Ende schaffte es jede Folge über die 5 Punkte, weil sich vieles ausglich. Für die Murmelspiel-Folge und das Finale ließ ich noch einen halben Zähler zusätzlich springen. Was mich zu dem Fazit bringt: Gut, aber nicht überragend. Und jetzt will ich eine deutsche Version mit Quartettspielen, Fußball mit einem Tennisball und mit der Schulwand als Tor sowie Mau Mau.

GESAMTWERTUNG: 5,21 PUNKTE (gut)

BROOKLYN NINE-NINE (Season 8)

Wir erinnern uns: Für Patient B-99 sah es zu Beginn der achten Einsatzzeit gar nicht gut aus. Schwerster Political Correctness-Druck nahm ihm die Luft, die ersten Werte tendierten Richtung schleichendem Gag-Exitus. Aber es ging doch noch aufwärts, wenn auch mühsam und in sehr kleinen Schritten.

Ich schreibe es ungern, weil ich den Schauspieler wirklich sehr mag, aber: Alle Episoden mit John C. McGinley (Dr. Cox aus Scrubs) als stramm-konservativ schmierigem Polizeigewerkschaftsboss fand ich mäßig bis richtig schlecht. Erst im letzten Drittel fährt die Show wieder auf Normalbetrieb und zündet schließlich ein furioses Doppelfolgen-Finale, in dem man sich auf die eigenen Stärken besinnt und die Truppe eine letzte kultige Runde Heist spielen lässt. Das reicht zwar nicht, um die abschließende Wertung der abschließenden Staffel zu retten, liefert jedoch ein perfektes Ende und lässt einen als Zuschauer dann doch mit einem kleinen Freudentränchen zurück. Finale Mission geglückt, Polizeistation Brooklyn 99. Abtreten.

GESAMTWERTUNG: 4,60 PUNKTE (befriedigend) 

RESERVATION DOGS (Season 1)

Hielt den stabilen Kurs bis zum Ende der Staffel, die mit gerade mal 8 Folgen ja nicht so reich bestückt war. Was „Reservation Dogs“ einfach richtig gut macht, sind die erzählten Geschichten, die Dialoge und die liebenswerten Figuren. Da schaue ich auch gerne zu, wenn in einer Episode eigentlich nur zwei Charaktere als Fahrlehrer/Schüler-Gespann mit einer Klapperkiste durch die Pampa eiern. Und selbst wenn sich die in den Rez Dogs verwurzelte HipHop-Kultur Bann bricht und die phatten Rhymes gedroppt werden, halte ich mir nicht die Ohren zu, sondern schmunzele. Das muss eine Show auch erst einmal hinkriegen.

GESAMTWERTUNG: 5,23 PUNKTE (gut)
 

MONSTERS AT WORK (Season 1) 

Da lasse ich nach der ausführlichen Besprechung beim letzten Mal nur kurz die Schlusswertung fallen. Denn geändert hat sich nichts in Sachen Qualität der Geschichten. „The Damage Room“ gefiel mir wie schon erwähnt am besten, mit der achten Episode „Little Monsters“ lieferte man spät noch nur durchschnittliche Ware ab, was insgesamt den Schnitt unter die 4,50 Punkte fallen ließ. Es dürfte schwer werden, mich für eine zweite Staffel als Zuschauer anzuwerben.

GESAMTWERTUNG: 4,45 PUNKTE (befriedigend -)

WHAT WE DO IN THE SHADOWS (Season 3) 

Auf meine Lieblings-Vampir-WG lasse ich ja nichts kommen. „What We Do In The Shadows“ bleibt auch in der dritten Staffel absolut empfählenswert (hihi) und stellt mit die lustigsten Momente der diesjährigen Comedy-Produktionen. 

Alleine die Idee, dieser chaotischen Truppe die Führung des Vampiric Councils anzuvertrauen, ist schon ein Gag-Selbstläufer, zumal man in dieser Season einiges an Budget auffahren konnte. Auch wenn die 5,5 Punkte-Folgen doch etwas weniger oft durch den Sarg anklopfen, hat „What We Do In The Shadows“ weiterhin beste Chancen auf den Comedy-Thron in diesem Jahr. Diese Woche läuft das Staffelfinale und etwas meckern muss ich schon über die zuletzt gesehene Folge, die leider nicht die großen Gaststars aufbieten konnte wie in den vorangegangenen Abschlussepisoden und darüber hinaus eine unschöne Entwicklung in Sachen Besetzung andeutete. Hoffentlich weiß das Finale hier noch nachzubessern.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH NEUN EPISODEN: 5,26 PUNKTE (gut) 


FOUNDATION (Season 1)

Es war einmal ein Galaxiskaiser. Obwohl, nein, eigentlich waren es deren drei, denn der feine Bruder Cleon hatte die Maxime des 3-in-1 der kinder-Überraschungseier verinnerlicht und sich in drei Phasen seines Lebens klonen lassen, wobei der Mittlere namens Brother Day (Lee Pace, Pushing Daisies) das Sagen hatte. Hunderte von Jahren herrschten die Kaiser auf dem Planeten Trantor, bis ein Mathematiker namens Hari Seldon (Jared Harris, Chernobyl) in den Palast schlurfte und herumnölte, dass das Imperium nach seinen unfehlbaren Berechnungen bald untergehen und eine elendig lange Zeit der Schwärze und Leere anbrechen würde. Weshalb man doch bittesehr das gesammelte Wissen der Welten irgendwo bunkern und sichern sollte, auf dass man nicht allzulange im Dunkeln herumtappen bräuchte. Das gefiel den Galaxiskaisern nicht so recht und so holten sie die junge, streng religiös erzogene Nachwuchsrechenkünstlerin Gaal Dornick (Lou Llobell) zwecks Überprüfung dieser Vorhersage. Ab diesem Zeitpunkt geht einiges über Stühle und Bänke und die Geschichte entwickelt sich zu einer Art „Game of Thrones“ im Weltall. Nach der Romanvorlage von Isaac Asimov.

Opulent. Episch. Kolossal. Sollte es in unserer Milchstraße mal eine allumfassende Wissensdatenbank geben (und man möge dann bitte nicht Facebook damit beauftragen), könnte man für diese drei Adjektive die ersten beiden Episoden von „Foundation“ einkleben. Denn was hier optisch aufgefahren wird, lässt einen mathematisch korrekt berechnete Bauklötze staunen und könnte in der Form locker auf der großen Kinoleinwand bestehen. Die Breite der Story lässt sich nicht nur an der Dicke der Buchvorlage ablesen, sondern auch an den Zeitsprüngen und Personalwechseln, die dem Zuschauer ab der dritten Episode vorgesetzt werden. Da heißt es entweder Hirnzwiebel fit und gut bewässert halten oder abwarten, bis alle 10 Folgen vorliegen, um in einem Rutsch durchzukonsumieren.

Da ich selbst kein Apple tv+ habe, sondern bei einem Kollegen mitgucke, tendiere ich mittlerweile zu letzterem. Auch, weil die Show nach der fulminanten Eröffnung doch etwas ihr Pulver verschossen zu haben scheint. Aktuell liegt sie bei mir aber weiterhin auf Kurs zwischen 5,0 und 5,5 Punkten. Wer Lust auf bildgewaltige, ernste Science Fiction hat, braucht nicht groß nachzurechnen, ob sich die Sichtung lohnt.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SECHS EPSIODEN: 5,27 PUNKTE (gut)   

GHOSTS (Season 1)

Junges Paar erbt stattliches Landhaus und möchte daraus eine Herberge machen. Problem: In dem Haus spuken acht am Ort ihres Todes gefangene Geister aus so ziemlich jeder Ära amerikanischer Geschichte. Noch größeres Problem: Nach einem Unfall kann Samantha (Rose McIver, iZombie), die neue Dame des Hauses, diese sehen und mit ihnen kommunizieren.

Das Original stammt aus dem Vereinigten Königreich und läuft dort bereits seit drei Staffeln bei BBC One. Für den amerikanischen Markt hat man die Geister etwas angepasst, so wird etwa aus einem peinlich verstorbenen britischen Parlamentsabgeordneten ohne Hose ein Yuppie ohne Hose, einem Steinzeitmenschen ein Wikinger oder einem Armee-Offizier aus dem 2. Weltkrieg ein US-amerikanischer Veteran aus dem Unabhängigkeitskrieg.

Da gefiel mir der Auftakt in Form einer Doppelfolge richtig gut. Spaßiger Humor ohne allzu derbe oder dumme Zoten, sympathisch verpeilte Geistergestalten, goldige Hauptdarstellerin. Die nächsten beiden Folgen reichten zwar nur für die 4,5 Punkte, aber insgesamt trifft das meinen Geschmack so sehr, dass ich mit Sicherheit dranbleiben werde.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH VIER EPISODEN: 4,92 Punkte (befriedigend +)

THE GOLDBERGS (Season 9)

Rasch mal bei den Goldbergs reingeschaut, die müssen ja nun ohne Pops Albert auskommen, dessen Tod gleich zum Einstieg thematisiert wird. Fand ich schon gleich prima, die Figur nochmal ausführlich zu würdigen, aber weshalb man das mit dem „Party on, dude, excellent!“-Credo aus „Bill & Ted“ verknüpfen musste, entschloss sich mir dann nicht so recht. Ansonsten hat man keine großen 80er- Themen mehr, sondern schickt die Figuren eher in kleine Alltagsabenteuer. Was wertungsmäßig wiederum stets zwischen 4,5 und 5 Punkten pendelt, nach unten geht es wegen der gewachsenen Qualität der Show nie, nach oben leider aber auch nicht mehr. 

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH FÜNF EPISODEN: 4,70 Punkte (befriedigend)

Y – THE LAST MAN (Season 1)

It’s the Apocalypse, baby. 

Aber diesmal ohne baby, sofern baby ein Y-Chromosom aufweisen kann. Denn in „Y – The Last Man“ sterben die Kerle einfach aus – ruckzuck plötzlich auf der Stelle, blutende Nase, ruhe er in Frieden. Die einzige Ausnahme: Der Sohn der nun plötzlich zur US-Präsidentin aufgerückten Jennifer Brown (Diane Lane, House Of Cards), mit dessen Waschlappigkeit man Kernseife zum Weinen bringen könnte.

Ich fand die Ausgangssituation durchaus spannend, weshalb ich einen Blick riskierte. Allerdings erwischte ich mich bei der vierten Folge beim Vorspulen, weil mich manche der Handlungsstränge schlicht langweilten. Und Vorspulen ist bei mir gleichbedeutend mit Absetzung. Es fängt schon damit an, dass ich keine Figur gefunden habe, deren Schicksal mich wirklich interessiert, mit der ich die Staffel hindurch gebangt hätte. Der Lauch von Präsidentinnen-Sohn? Nicht wirklich. Die Präsidentin, die sich mit beinharten Trump-Fangirls auseinandersetzen muss? Puh. Die ultra-toughe Agentin 355? Verscherzt es sich mit einer Aktion früh bei mir. Hero, die farblose Tochter der Präsidentin, die sich mit ihrem Trans-Freund Sam durch das Chaos schlägt? Noch am ehesten, aber… nein.

Wie der in den USA ausstrahlende Sender HULU verkündete, wird es zumindest dort keine weitere Staffel geben. Ich habe mich dann auch abgemeldet.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH VIER EPISODEN: 4,00 PUNKTE (durchschnittlich)

GUCKLISTENSTATUS: ABGESETZT  

INVASION (INFILTRATION) (Season 1)

Die Welt wird von Außerirdischen angegriffen und „Invasion“ (deutscher Titel aus irgendwelchen Gründen „Infiltration“) zeigt dies aus der Sicht verschiedener Personen wie einem frisch pensionierten Sheriff aus Oklahoma (Sam Neill), einem pubertierenden englischen Schüler, einer jungen Kommunikationchefin bei der japanischen Weltraumbehörde JASA, einem US-Marine in Afghanistan und einer syrischen Einwandererfamilie auf der Flucht aus Long Island.

Das ist durchaus okay erzählt, ordentlich in Szene gesetzt und gespielt, aber es würde mich noch ein gutes Stück mehr kicken, wenn man, nun ja, also, ähem, frecher Vorschlag…vielleicht mal die Außerirdischen sehen könnte? 

Nach drei gut einstündigen Folgen beeindrucken die bösen Invasoren jedenfalls durch Abwesenheit auf dem Bildschirm und werden eher durch Explosionen und ein seltsam wurzeliges Gebilde in der Wüste visualisiert. Da bin ich sicherlich nicht der einzige, der meint, dass da mehr drin wäre. Gut möglich, dass ich hier aussetze und erst wieder einsteige, wenn der Serie eine angemessen ausreichende Alienpräsenz attestiert werden kann. 

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 4,50 PUNKTE (befriedigend)