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137 (Oktober 2022)

28 Okt

Der letzte Seriencheck in diesem Jahr und die letzten Kandidaten für das jährliche Ranking. Wenn ich nicht schon selbst die Wertungen wüsste, würde ich sagen: Spannende Sache.

THE LORD OF THE RINGS: THE RINGS OF POWER (Season 1)

Amazon prime präsentiert Edelfantasy mit lästig langem Namen und mehrfacher Doppelung im Titel. Ein Grund, nicht einzuschalten?

Kleiner Scherz zum Einstieg. Schließlich gibt es anscheinend genügend andere Gründe, die Serie, welche zeitlich gut 5000 Jahre vor Tolkiens Hauptwerk spielt und Galadriel sowie Elrond als bekannte Figuren einsetzt, da die Elben eben steinalt werden können, nicht gut zu finden. Weil amazon daran beteiligt ist. Weil nicht das Silmarillion, sondern nur eine Inspiration aus demselben und anderen Anhängen verfilmt wurde. Weil eine Karte von Mittelerde fehlerhaft dargestellt ist. Weil die Darstellerin von Galadriel zu unlieblich ist. Weil es dunkelhäutige Elben gibt. Haben die Leute sonst keine Probleme?

Ich selbst habe die Bücher nie komplett gelesen, weil mir das ständige Gesinge auf den Keks gegangen ist. Die ersten drei Filme von Peter Jackson finde ich hingegen großartig und entsprechend landen sie gerne zu Weihnachten in meinem Blu-ray-Player. Der Hobbit? Einmal gesehen und stofflich für viel zu weit gestreckt befunden. Kurz gesagt: Man erwarte im Folgenden bitte keinen professionellen Abgleich zwischen Tolkien’scher Intention und vorliegendem Ergebnis.

Optisch ist das Ganze schon einmal beeindruckend, daran gibt es wenig zu rütteln; spätestens mit dem Blick auf Númenor muss man sich eingestehen, dass ordentlich Rechenpower in die Renderroutinen gesteckt wurde. In Sachen Schauspielkunst bin ich schon auf der Seite jener, die Galadriel-Darstellerin Morfydd Clark gerne einen weiteren Gesichtsausdruck gegönnt hätten. Dafür sah ich in Elrond (Robert Aramayo) im Zusammenspiel mit seinem Zwergenkumpel Durin (Owain Arthur) eines der Highlights der Show. 

Auf der Malus-Seite: Oft passiert bei Episoden von 70 Minuten Spielzeit erstaunlich wenig außer hochgestelzten Dialogen mit mir nichts sagenden Begriffen aus der Historie von Mittelerde. Es gibt zu viele Figuren, deren Namen ich mir nicht mal ansatzweise merken konnte. Bei der Sichtung kam es zu diversen Trinkspielen, nach denen jeder, der ein Gesicht nicht korrekt benamen konnte, einen Schluck nehmen musste. Was haben wir für tolle neue Rufnamen erschaffen! Wie etwa für Theo, den Sohn von Bronwyn, den wir liebevoll „Die Sekretärin aus Liebling Kreuzberg“ nannten, weil er eine starke Ähnlichkeit mit der jungen Anja Franke hatte. Aber ich schweife ab…

Insgesamt konnten imposante Folgen wie „Udûn“ und „Adrift“ die Show für mich retten und einige Momente der Langeweile ausgleichen, im Finale wird ein angemessen großes Geheimnis gelüftet und die Enthüllung einer weiteren mysteriösen Personalie dezent angedeutet. Mir reichte das, um durchzuhalten und weiterzugucken. Bei der angestrebten Staffelzahl von fünf hege ich aber Zweifel, ob das so bleiben wird.  

GESAMTWERTUNG: 4,91 Punkte (befriedigend +)  

HOUSE OF THE DRAGON (Season 1)

Gleich die nächste große Fantasy-Produktion hinterher, diesmal „House of the Dragon“, welches 172 Jahre vor der Geburt von Daenerys Targaryen spielt und eindrucksvoll zeigt, wie das Haus der drachenreitenden Targaryens einiges an internen Problemen unangenehm aufarbeitet. Früher hätte der deutsche Verleih hier ein keckes „Immer Ärger mit der Nachfolge“ als Untertitel angehängt.

Denn König Viserys (Paddy Considine, The World’s End) kriegt zunächst keinen männlichen Nachfolger gebacken, hievt dann zum Ärger der Verwandtschaft seine Tochter Rhaenyra (Milly Alcock und Emma D’Arcy) in die Erbfolgeposition statt seines Bruders Daemon (Matt Smith, The Crown) oder der bereits beim Tod des letzten Königs übergangenen Cousine Rhaenys (Eve Best, Nurse Jackie). Daraus entspinnt sich unter einigen Zeitsprüngen ein aufwändiges Drama, das mit einem guten Notar und einem wasserdicht ausformulierten Testament wohl zu verhindern gewesen wäre. 

Ich musste ein wenig die Hirnzwiebel anstrengen, um im Wochenrhythmus alle Personalien parat zu haben, denn mit den erwähnten Zeitsprüngen wechselten auch einige der Schauspielerinnen, aber erstens gelang mir das anders als bei „Rings of Power“ und zweitens lohnte sich die Mühe. Wer auf Intrigenspinnereien, Machtstreben und unschöne Entwicklungen mit gut möglicher Todesfolge in seiner Serie steht, wird prächtig bedient. Von den Charakteren hat so ziemlich jeder Dreck am Stecken, mit der Figur des Lord Larys Strong (Matthew Needham) steht zudem ein besonders schmieriger und rücksichtsloser Ränkeschmied auf dem Plan und wenn sich die Verwandtschaft anlässlich irgendwelcher familiärer Ereignisse trifft, weiß man schon, dass die Fetzen fliegen werden wie Drachen im Höhenrausch.

Ich würde jetzt nicht soweit gehen, „House of the Dragon“ über die erste Staffel von „Game of Thrones“ zu stellen, aber die Geschichten um die Targaryens, Velaryons und Hightowers haben mir richtig gut gefallen. Das Finale vermittelt zudem den erfreulichen Eindruck, dass das alles noch viel, viel schlimmer werden wird.

GESAMTWERTUNG: 5,30 Punkte (gut)

RESERVATION DOGS (Season 2)

Aho, shitasses! 2nd season fucking rez dogs, bitches. Review sko!

Okay, die Sprache scheint doch etwas abzufärben, wenn man wie ich gestern Abend die letzten Episoden der Staffel in einem Rutsch gesehen hat. Es war mir erneut eine Ehre und ein Vergnügen, im Reservat im östlichen Oklahoma (allein das liest sich schon deprimierend) bei Elora, Bear, Cheese und Willie Jack auf ein paar Welse vorbeischauen zu können.

„Reservation Dogs“ ist einfach eine Show der großen kleinen Geschichten, von der man sich eine knappe halbe Stunde in die Welt indigener Teenager entführen lässt. Aber auch die Nebenfiguren wie Polizist Big, Uncle Brownie, Kenny Boy oder der unvergleichliche Geisterindianer schaffen es, immer wieder neue Highlights zu setzen.

Die Crew wird diesmal im Rahmen der 10 Episoden desöfteren auseinandergerissen; es gibt Folgen, die sich auf einzelne Figuren konzentrieren, was mal sehr gut (die LSD-Episode von Big), mal nur befriedigend (Bears Alltag als Dachdeckergeselle, der Ausflug der Krankenschwestern zur Gesundheitsmesse) abläuft. Hervorheben möchte ich, dass die Serie immer wieder tolle Gastrollen aufbietet, wie dieses Jahr Marc Maron als Heimleiter. Im Finale steht schließlich die große Reise der vier Protagonisten an und lässt die Staffel schön emotional ausgleiten. Gerne weiter so.

GESAMTWERTUNG: 5,20 Punkte (gut)   

ONLY MURDERS IN THE BUILDING (Season 2)

Als in der Auftaktepisode Michael Rapaport als ermittelnder Detective Kreps erstmal einen gepflegten Wutmonolog mit Flüchen abließ, hatte ich schon kein gutes Gefühl für die Staffel. Humor funktioniert bei mir eben nicht durch das Aneinanderreihen von FUCK-Salven, die Phase hatte ich irgendwann in den 90ern abgehakt. Dann doch lieber die Sticheleien unter den Altmeistern Steve Martin und Martin Short, wegen deren ich die Show hauptsächlich weitergeschaut habe. 

Von einem höchstgelungen aufgelösten Kriminalfall mit zahlreichen Irrungen und Wirrungen, der in einem doch sehr schlüssigen Ende mündet, hatte ich da schon nicht mehr zu träumen gewagt. Und Überraschungsspoiler: den gibt es wie schon in der ersten Staffel auch hier nicht. Stattdessen kriegen mir die beiden Senioren diesmal zu wenig gute Gags hin, Frau Gomez kam mir auch mal bissiger rüber, mit den Auftritten meiner absoluten Mundwinkelrunterzieh-Schauspielerin Cara Delevingne erwartete mich ein Tiefschlag, der bereits erwähnte Rapaport und Tina Fey reißen es auch nicht raus, kurz gesagt: Staffel 2 gefiel mir um einiges weniger als ihre Vorgängerin. Wertungsmäßig spiegelte sich das in 7x 4,5 Punkten und 3x 4,0 Punkten (darunter das Finale) wieder. Kann eigentlich nur besser werden.

GESAMTWERTUNG: 4,35 Punkte (durchschnittlich)


BETTER CALL SAUL (Season 6)

Saul Goodmans Geschichte ist auserzählt, nach sechs Seasons findet das Spinoff zu „Breaking Bad“ ein hochgelungenes Ende, das der Serie die erste „sehr gut“-Gesamtwertung in diesem Blog einbringt. Und den Beteiligten diverse Auszeichnungen hätte einbringen sollen, was aber (mir nicht nachvollziehbar) nicht geschehen ist. Insofern ein herzliches BUUUUH!!! an die Verantwortlichen der Emmy-Awards. 

Mit der Episode „S6E07 Plan and Execution“ hatte sich der Anteil der Show, der sich um die anwaltliche Tätigkeit von Kim und Saul drehte, erledigt. Von nun an stand das Leben und Wirken von Gene Takavic im Vordergrund, der Identität also, die Jimmy McGill nach dem Ende von „Breaking Bad“ annahm. Und ab hier flutschten die Wertungen konstant eine Stufe höher, mit dem Finale und der Folge „Point and Shoot“ als absolute Höhepunkte. Inszenatorisch weiterhin eine Klasse für sich, mit diversen Gänsehautmomenten und einem – anders als dem Ende von Walter White – ruhigen, aber emotional nachhallenden Abschluss fährt die Show über die Ziellinie. Davor kann ich nur den Wertungshut ziehen, auch wenn ich die Hauptserie insgesamt weiterhin für noch besser halte.

GESAMTWERTUNG: 5,76 Punkte (sehr gut)


WHAT WE DO IN THE SHADOWS (Season 4)

Für mich leider die kleine Enttäuschung des Serienjahres im Bereich Comedy. Die Abenteuer der Vampir-WG liebe ich seit dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2014, auch wenn die Serie andere Protagonisten verfolgt. Dieses Mal fand man bei den Geschichten allerdings keine prallvolle Ader: Das fängt schon mit dem „neuen“ Colin Robinson an, den ich zunächst putzig, gegen Ende aber eher anstrengend und wenig witzig fand. Wobei er den mit ihm in der Staffel verbandelten Laszlo dummerweise mitreissen sollte. Nadjas Plot um den eigenen Nachtclub warf auch weniger Spaß ab als erhofft und Nandors Brautsuche lässt nach gutem Start (inklusive coolem Dschinn) ebenfalls nach.

Überhaupt war dies der Trend der vierten Season: nach gutem Start geht allen Geschichten die Luft aus, selbst die traditionelle Episode mit den Stargastauftritten (diesmal Sofia Coppola und Jim Jarmusch) ließ mich eher blutkalt zurück. Immerhin hielt die erste Hälfte die gewohnte Klasse und konnte mit der Folge um die Bewerbung für eine Privatschule ein Highlight setzen. Wegen des Qualitätsabfalls danach landet die Show diesmal jedoch erstmals unterhalb der 5-Punkte-Marke. Wenigstens scheint Colin nun wieder der alte zu sein und laut IMDB sind zwei weitere Staffeln in trockenen Tüchern, in denen man die Scharte auswetzen kann.

GESAMTWERTUNG: 4,85 Punkte (befriedigend)

ANDOR (Season 1)

So, Freunde der Sternenkrieger, jetzt mal das Lichtschwert über die Schulter geworfen, das freche Jedi-Zöpfchen abgeschnitten, das von Yoda eingesäuselte Audio-Lehrbuch „Die Macht auch du has(s)t“ weggesteckt und die Sammlung an putzig-knuffigen Figürchen verkauft. Denn mit „Andor“ wird alles anders dieses Mal. Kein ruhmvoller Heldenschnickschnack, sondern echter Schneid, true grit wie der Ami sagt, deep to the core. 

Wir begleiten Cassian Andor (Diego Luna), der später in „Rogue One“ auftreten wird, wie er versucht, von seinem trostlosen Heimatplaneten zu entkommen und sich auf Vermittlung von Luthen Rael (Stellan Skarsgard, Chernobyl) einer Rebellentruppe anschließt, die einen imperialen Stützpunkt um den dort lagernden vierteljährlichen Sold eines ganzen Sektors erleichtern will. Glamorös geht anders.

Es ist ein neuer, mutiger Ansatz, fernab des großen Theaters der Star Wars-Produktionen nun in die raue, harte Alltagswelt unter der Knute des Imperiums zu blicken. So folgen wir neben Cassian und den Aufständischen etwa der aus den Filmen bekannten Senatorin Mon Mothma, die versucht, die noch junge Rebellion zu vernetzen. Oder Syril Karn, der bei einer vom Imperium beauftragten Sicherheitsfirma bei einem Einsatz Mist baut und von seiner Mutter gedrängt wird, sich über seinen Onkel einen neuen Job zu besorgen. Oder Deedra Meero, die als Leutnant im ISB (Imperial Security Bureau) arbeitet und tapfer mit der Bürokratie kämpft, um den rebellischen Abschaum vorschriftsgemäß auszulöschen.  

„Andor“ spaltet und auch ich bin hin- und hergerissen. Einerseits will ich diese neue Ausrichtung wirklich mögen und in den Episoden S1E03: Reckoning und vor allem S1E06: The Eye wird auch zweifelsfrei gut bis sehr gut abgeliefert. Aber andererseits sind die Folgen dazwischen, wie mein nach der fünften Folge ausgestiegener Bruder zum Besten gab, teilweise „stinkelangweilig wie eine Seifenoper auf RTL2 um 10:15 Uhr„. Das ist freilich zu harsch formuliert, aber man muss schon wirklich ein großes Interesse und entsprechende Begeisterung für die Welt von Star Wars haben, um sich etwa an den Diskussionen im ISB mit dem steifen Charme einer Beratung des Verwaltungsgerichtshofs zu berauschen. 

Ich bin da ehrlich: Mein Feuer für das Franchise ist seit „The Last Jedi“ merklich abgekühlt. Ich brenne einfach nicht so recht dafür, wie es in den Büros des Imperiums zugeht, wie das Töchterlein der Senatorin drauf ist oder wie trüb die Jobsuche sich gestalten kann auf Ferrix, Aldhani oder Coruscant. Wer dieses Brennen aber aufbringen kann, dürfte eventuell die beste Star Wars-Serie erleben.  Insgesamt fällt mein Fazit für die bisher gesichteten sieben Episoden schwer gemischt aus, von 4,0 Punkten bis 5,5 Punkten ist alles dabei. Und ich bin noch dran, hoffe allerdings inständig, dass mich die Episoden ohne fulminante Action auch einmal richtig packen können.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 4,55 Punkte (befriedigend -) 


THE HANDMAID’S TALE (Season 5)

Kurzer Blick auf die ersten sieben Episoden der Show mit den besten Close-Ups von dezent angepisst dreinschauenden Frauengesichtern. 

Da bin ich doch eher unzufrieden. Aunt Lydia ist nicht mehr so biestig, gemein und fies. Man kann ihre Auftritte ohne das frühere zitternde Magengrummeln ob ihrer phänomenalen religiösen Verbohrtheit schauen. Darüber hinaus fehlt mir derzeit ein richtiger Antagonist zu June – die Show baut hier zwar zwei Figuren auf, nimmt sie im Verlauf der Staffel aber aus dem Spiel. Überhaupt habe ich aktuell arge Probleme, die Entscheidungen eines bestimmten Charakters nachzuvollziehen. Wertungsmäßig drückt sich dies bis dato in sehr vielen 4,5 Punktwertungen aus und meine Hoffnungen, dass mich „The Handmaid’s Tale“ nochmal so am Schlafittchen kriegt wie in den ersten Seasons, verschiebt sich auf die sechste und letzte Erzählung. 

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 4,57 Punkte (befriedigend -)


REBOOT (Season 1)

Die fiktive Familien-Sitcom „Step Right Up“ feierte zu Beginn der 2000er große Erfolge und soll nun 20 Jahre später neu aufgelegt werden. Problem: die Schauspieler sind zerstritten auseinander gegangen und mittlerweile komplett dysfunktional, während hinter den Kulissen die alten Gagschreiber auf die neuen, jungen, mehr sensiblen Autoren und Autorinnen treffen.

Die Besetzung liest sich schon mal gut: Keegan-Michael Key (Key and Peele), Judy Greer (Arrested Development) und Paul Reiser (Mad About You, Stranger Things). Mit Johnny Knoxville und seinem Jackass-Humor kann man mich zwar eher jagen, aber vielleicht würde er mich ja überraschen. Interessant auch die Position des Showrunners: Steven Levitan, der für „Modern Family“, „Just Shoot Me“, „Frasier“ oder „Back to You“ (was ich mir just als US-DVD geholt hatte und abendlich meinen Spaß daran habe) verantwortlich zeichnete. Gute Voraussetzungen also, mit großen Hoffnungen fünf Episoden gesichtet und ich darf sagen: 

Nee, ist nicht meins. Dabei trifft Levitan mit einer Szene genau meinen Nerv, als etwa der alte Showhase Reiser in seiner Rolle zu der jungen Autorin meint: „Ihr mit euren Betroffenheitsgeschichten und slice of life stories bringt die Leute maximal zum Schmunzeln, WIR mussten damals alle 30 Sekunden einen Gag raushauen, über den die Zuschauer GELACHT haben.“

Der Humor bei „Reboot“ ist, wie man so schön kategorisiert, von der erwachsenen Sorte; schon in der ersten Episode legt Frau Greer ungefragt die Brüste frei, Erektionen am Drehort und das Urinieren auf den Walk of Fame-Stern von Chuck Lorre sollen für Lacher sorgen. Ach ja, die Mutter des damaligen Jungstars will derben Sex mit der Figur von Johnny Knoxville, hihi, dabei ist der Typ doch voll ranzig, hoho. Schade um die Talente, aber ich schaue mir aus dem Werk von Levitan lieber nochmal „Back to You“ mit Kelsey Grammer, Patricia Heaton, Ty Burrell und Fred Willard an.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH FÜNF EPISODEN: 4,30 Punkte (durchschnittlich)

SICHTUNG EINGESTELLT

136 (Juli 2022)

23 Jul

Der neue Seriencheck diesmal mit viel zu vielen Serien.

STRANGER THINGS (Season 4) 

Sollte es einmal in ferner Zukunft einen Award nur für Streamingplattformen geben (sponsored by amazon prime, Apple+, Netflix, GoogleWatch, ARALsee und SeitenbacherMüsliTVEiGuckemal), so dürfte der Sieger in der Kategorie „Pickepackevoller Inhalt bei unter 10 Episoden“ klar an Stranger Things 4 gehen. Von den 9 Episoden geht jede einzelne deutlich über eine Laufzeit von 60 Minuten, die meisten packen 75 Minuten, im letzten Drittel steht Spielfilmlänge an und das Finale schließlich kratzt gar an 2 1/2 Stunden. Dabei sind die Storystränge eigentlich überschaubar:


1) Hopper sitzt in russischer Gefangenschaft. Joyce und Murray wollen ihn befreien.
2) Eleven wurde wieder ins Hawkins Lab geschafft. Ihre Kräfte sind weg. Wird sie diese zurückbekommen?
3) Die eine Hälfte der Kids versucht, zu Eleven zu gelangen.
4) Die andere Hälfte kämpft gegen den neuen Bösewicht Vecna.
 

Hier darf ich erneut meinen alten Mathematiklehrer zitieren, der gerne bei meinen Lösungsversuchen „Da hätte man doch kürzen können!“ zu wimmern pflegte. Die Russland-Story geht viel zu lange (auch wenn ich mich gefreut habe, Tom Wlaschiha in einer internationalen Produktion wiederzusehen), die funny sidekicks Murray und Yuri zerrten mehr an meinen Nerven als an meinen Lachmuskeln. Mein Vorschlag: maximal zwei Folgen russische Gefangenenlageratmosphäre, Hopper raus, zurück nach Hawkins, den Kids helfen die Welt zu retten und fertig.
 

Die Befreiungsbrigade für Eleven hingegen hat geschlossen die „Für euch hatten die Autoren leider keine Rose“-Arschkarte gezogen. Denn während Dustin, Lucas, Nancy, Max, Robin und Steve gemeinsam mit der besten neuen Figur Eddie (yeah!) fette Kämpfe gegen den fiesen Vecna führen, dümpeln Mike, Jonathan, Will durch die Pampa und dürfen sich von einem HöHö-Stoner-Dude zutexten lassen, der mir fast so sehr auf die Eier ging wie Lucas‘ kleine Schwester in Staffel 3. Und ab welchem Zeitpunkt gilt die Frisur, die Noah Schnapp als Will Byers auftragen muss, eigentlich als Mobbing?

Insgesamt ist Staffel 4 damit eine reichlich aufgeplusterte Angelegenheit, zumal sie wirklich keine grundlegend neue Geschichte abseits des bekannten „Eleven blastert starren Auges den Bösewicht weg“-Motivs erzählt. Allerdings gibt es auch ein paar richtige Highlights wie der Kampf zwischen Max und Vecna, der spezielle Auftritt von Eddie (yeah!) und generell die letzten 90 Minuten des Finales. Dessen reinhauende Wirkung allerdings wiederum durch die letzten Minuten ordentlich gedämpft wird. Ich schreibe nur soviel: Will darf wieder seinen Trademark-Move aufführen, über den ich bereits letzte Season gestöhnt habe. Insgesamt besser als die Vorgängerausgabe, aber so langsam kann die Show auch gerne ihr Ende finden, bevor nicht nur ein Mitglied der wilden Kinderbande die 30 Lenze vollmacht.

GESAMTWERTUNG: 4,88 Punkte (befriedigend)
 

OBI-WAN KENOBI (Season 1)

Wieviele schlaflose Nächte habe ich mit der Frage verbracht, wie eigentlich Ewan McGregor als Obi-Wan Kenobi aus Episode III zu Sir Alec Guiness aus Episode IV wurde? Wenige. Ehrlich gesagt sogar keine. Aber Disney+ klärt in sechs Episoden dennoch auf. Oder auch nicht.

Ich falle direkt mit dem Lichtschwert in die Stahltür: das Ding trägt eigentlich maximal 2 1/2 Episoden. Die erste Folge zum Wiederreinkommen und (falls vorhanden) Erwecken nostalgischer Gefühle, dann die Hälfte der vorletzten und die finale Episode mit dem Duell zwischen Darth Vader (bei dem mir die deutsche Synchro gar nicht gefiel, weshalb ich immer zum guten alten James Earl Jones wechselte) und Obi-Wan als Abschluss. Denn, und jetzt mal Kräuterbutter auf die Ewok-Steaks: Wir wollen doch alle nur wieder den alten Darth in vollem Wüterich-Modus wie damals am Ende von „Rogue One“ sehen, der Rest ist Schnickschnack.

Die Motivation und Hintergrundstory der neuen Figur Reva ergibt im Nachhinein mit ein bisschen Begrübeln gar keinen Sinn. Die kleine Prinzessin Leia ist für ein paar Momente goldig und herzig, an Baby Yoda geht in der Hinsicht aber nichts vorbei. Weitere Highlights: Kinder laufen prinzipiell um ein Vielfaches schneller als sie verfolgende Erwachsene, Obi-Wan tut sich mit Schranken schwer, an denen man locker vorbeilaufen könnte, Darth Vader lässt sich von ein bisschen Feuer vom tödlichen Schlag abhalten und durchbohrende Todesstöße mit dem Lichtschwert sind – oha! – doch erfreulich gut heilbar.

Das stört, das nagt, das macht es mir schwer, Obi-Wan Kenobi zu bejubeln. Dabei macht Ewan McGregor seine Sache gut, Moses Ingram hat nun mal leider eine in sich unlogische Figur abbekommen, die im besten Fall als „cool badass empire woman“ bei den Fans hängenbleibt und Hayden Christensen stakst zunächst fein in der Blechbüchsen-Montur des Sith Lords und darf im Finale zeigen, dass er auch schauspielern kann. Vielleicht sollte man eine eventuelle Fortsetzung gleich als 80-minütigen Spielfilm anbieten? Oder als personalisierten Streaming Cut, wo man einzelne Stellen vorspulen darf?

GESAMTWERTUNG: 4,71 Punkte (befriedigend)


PICARD (Season 2)

Im letzten Seriencheck schnitt „Picard“ nicht sonderlich erfreulich ab. Konnte das sicherlich wieder spektakuläre (hüstel, hüstel) Finale das Wertungsruder noch einmal herumreißen? 

Gegenfrage: Fliegt die Enterprise schneller, wenn Scotty von ihm offiziell gesegneten Whisky über die Dilithiumkristalle kippt? Natürlich nicht. Summa summarum blieb von dieser Staffel folgender Erkenntnisgewinn bei mir hängen:

– Picard findet eine Frau und wir erfahren, weshalb das vorher nicht so recht klappen wollte

– Die Borg haben eine neue Queen und sind jetzt… menschlicher … netter … umgänglicher?

– Q braucht auch mal die Umarmung eines guten alten Freundes

– Guinan war mal jung, aber schon damals knurrig

Hat es das gebraucht? Wollte das jemand wissen? Bereichert man damit das Star Trek-Franchise? Dreimal nein. Klar habe ich mich gefreut, John de Lancie in seiner Paraderolle zu sehen, dem Part mit Brent Spiner als Dr. Soon konnte ich ebenfalls etwas abgewinnen, aber sonst war das unnötig, unspannend und unspaßig. Immerhin noch nicht unerträglich, aber das können die Macher ja in der kommenden Ausgabe schaffen, wenn sie die alte Next Generation-Crew zusammentrommeln und Geschichten erzählen, die kein Mensch zuvor unbedingt hören oder sehen wollte.

Sorry, aber das ist nicht mein Star Trek.

GESAMTWERTUNG: 4,00 Punkte (durchschnittlich – )

STAR TREK: STRANGE NEW WORLDS (Season 1) 

Das ist mein Star Trek.

Okay. Konzentration:

Erica. Nurse Christine. Hemmer. Dr. M’Benga. La’an. Una. Und natürlich Uhura, Spock und Captain Pike (er ist immer noch so schneidig!). Wahnsinn, ich kriege in der Tat nach Abschluss der ersten Staffel von „Strange New Worlds“ den Großteil der Rollennamen der Crewmitglieder der Enterprise aus dem Kopf zusammen. Daran wäre ich bei Star Trek: Discovery selbst nach drei Seasons noch gescheitert: Saru (der coole Alien neben Michael Burnham); Michael Burnham; der Freund von Michael Burnham; die zwei, die auf Anweisung von Michael Burnham die Discovery fliegen (eine mit Implantat!); der schwule Freund von Michael Burnham (Arzt), der andere schwule Freund von Michael Burnham (Maschinenraum, Sporen!); die nervige Tilly; Michelle Yeong, die gelangweilt Monologe aufsagt, Tig Notaro.

Strange New Worlds macht nicht nur hier verdammt viel richtig. Ich mag wirklich jeden Charakter und die sie verkörpernde Darstellerriege, alle bekommen ihren Moment, um zu glänzen und zu berühren. Die Geschichten hätten 1:1 so in der Ursprungsserie mit Kirk, Spock und Pille laufen können, hier hat man es wirklich geschafft, das alte Enterprise-Feeling ins Hier und Jetzt zu übertragen. Ähnliche Retro-Wohlgefühle hatte ich zuletzt bei „The Mandalorian“. 

Ob spannende Weltraumschlachten, einfühlsame Charakterstudien, ein paar richtig schön abgelieferte Humormomente oder die eine, für mich rührige Märchenepisode – mit der Truppe kann man es durchaus versuchen, einen galaktischen Krieg zu gewinnen. Auch wenn eine Folge nur ein befriedigend erhalten hat (Kinder auf der Enterprise plus Captain-Liebeskuddelmuddel – immer problematisch), blieb der Rest konstant über „gut“ hin zum „sehr gut“. Ja, auch die Episoden mit Spock und seiner Freundin beim Liebesspiel mit Diskussionsrunde. Das kleine Alien-Tribute „All Those Who Wander“ fiel eher ernüchternd aus, dafür haute die Episode mit einer anderen Entwicklung schwer rein. Wie auch immer: Cadet Inishmore steht für weitere Abenteuer bereit und ihre steilwandige Fronthaarpartie sieht heute wieder fulminant aus, Captain Pike.

GESAMTWERTUNG: 5,35 Punkte (gut)

THE GOLDBERGS (Season 9)

Unschöne Entwicklung bei den Goldbergs. Weil Jeff Garlin als Serienvater Murray es sich am Set mit der Crew verdarb, wurde nach einer internen Untersuchung seine Rolle in dieser Staffel zu einem größeren Teil rausgeschnitten und im Finale schließlich Aufnahmen aus alten Episoden verwendet. Das schmerzt schon. Inhaltlich kann man der Show nichts vorwerfen angesichts ihrer beachtlich langen Laufzeit: die 9. Staffel teilte sich schön säuberlich in halb guten, halb befriedigenden Episoden auf. Wieder darf ich den Satz unterbringen, dass die großen Themen der 80er längst abgefrühstückt wurden und man sich eher an den Charakteren und ihren kleinen Abenteuern abarbeitet.Bis auf eben die von Murray Goldberg.

GESAMTWERTUNG: 4,75 Punkte (befriedigend)


HOME ECONOMICS (Season 2) 

Ist nett, bleibt nett, kann man gucken, wenn man Topher Grace gerne charmant ungelenk und nerdig sehen will – eben so ein bisschen wie damals in „That 70s Show“. Auch der Rest des Castes geht in Ordnung, für richtig gute Episoden reicht die Drehbuchqualität aber zu selten (vier Mal 5 Punkte bei 22 Episoden). Und wer im Autorenteam der Ansicht ist, dass eine Influencerin als fiktive Nebenfigur in einer Serie eine richtig tolle Idee ist, darf von mir aus gerne ein paar Jahre als Teil der amerikanischen Unterschicht leben. 

GESAMTWERTUNG: 4,48 Punkte (befriedigend -)


RESIDENT ALIEN (Season 2)

Wer sich erinnert: Resident Alien Season 1 gefiel mir durchaus, vor allem wegen Alan Tudyk („Firefly“) als Alien mit planetaren Zerstörungsabsichten, das in den Körper des örtlichen Arztes in einer abgeschiedenen Gegend schlüpft, dessen Tod verdecken muss und generell für Chaos sorgt. War nett, die Nebenstränge gerieten zwar eher langweilig und das Finale setzte auf jegliche Logik einen großen Haufen Aliendung – aber alles in allem kein Grund, nicht in die zweite Staffel reinzuschauen.

Oh je. Sorry, aber wenn eine Show durch einen faulen Drehbuchtrick mit einem Fingerschnippsen einen der dicksten Handlungsstränge aus Season 1 kappt (wie dass die Polizei nicht mehr gegen unseren Protagonisten ermittelt, weil er schwuppdiwupp deren Gedächtnis gelöscht hat), tue ich mich schwer, dranzubleiben. Wenn die Nebenfiguren dann weiter langweilen und Tudyk eher dümmlich denn liebenswert tollpatschig spielen muss, fliege ich weiter zur nächsten Serie.  

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 4,00 Punkte (durchschnittlich -)

Sichtung eingestellt
 

MAN VS BEE (Season 1)

Ich mochte Rowan Atkinson schon immer sehr. Als Black Adder. Als Stand Up Comedian. Als Mr. Bean. Sogar noch als Johnny English. Der Mann weiß, was gute Comedy ist und arbeitet auch hart dafür, was ich zu honorieren weiß. In „Man vs Bee“ spielt er in neun knapp zehnminütigen Episoden den tollpatschigen Trevor, der für ein neureiches Pärchen auf dessen Wohnung aufpasst und in einen heroisch-epischen Kampf gegen eine Hummel verwickelt wird.

„Mr. Bean’s Housesitting“ wäre auch ein treffender Titel gewesen. Wer das als Konzept mag, bekommt Spaß. Wer das nicht mag, soll was anderes gucken. Anstatt Fragen wie „Ist das Hausbesitzerpaar unsympathisch oder einfach nur besorgt?“ oder „Läuft das nicht vollkommen unrealistisch aus dem Ruder?“ in weitem Bausch und Bogen auszudiskutieren. Meine Antworten wären eh „Ist mir egal“ und „Hey, Hauptsache, es ist lustig“. Und ich fand es lustig. Jetzt nicht bahnbrechend-die-Gesetze-der-Comedy-neu-schreibend-lustig, aber eben lustig. Natürlich frickele ich mir hier nicht für jede Episode eine Einzelnote ab, sondern nehme das Ganze als 90-minütigen Film, dem ich hiermit ein „Gut“ als Gesamtwertung verleihe.

GESAMTWERTUNG: 5,00 Punkte (gut)


BARRY (Season 3)

Barry ist eine von mir hochgeschätzte Serie, die man aufgrund ihrer Laufzeit von unter 30 Minuten eher in den Bereich Comedy verorten würde, aber sehr viele dramatische Elemente aufweist. Hauptdarsteller Bill Hader mag ich sehr als witzigen Kerl, aber in seiner Rolle hier gibt er einen Berufskiller, der in einer Theatertruppe landet und daraufhin sein Leben ändern möchte. Quasi Breaking Bad als Breaking Good, wenn Saul Goodman zusätzlich professionell Leute umnieten würde. Und eine Spur lustiger und drüber.

Das wäre meine Antwort auf die Frage, was ich von „Barry“ halte. Staffel 3 ist nun insgesamt düsterer ausgefallen, meine Lieblingsfigur NoHoHank etwa hat kaum große Momente zum herzhaften Belachen oder schmunzelnden Kopfschütteln. Kein Wunder, ist er und Barry doch im Fadenkreuz von Leuten gelandet, die sie lieber tot als lebendig sehen möchten. Überhaupt ist das Leitmotiv diesmal: „Alle wollen jedem an den Kragen – jetzt guckt mal schön, wie ihr da rauskommt“. 

Was mit überragend tollen Szenen wie der Verfolgungsjagd auf dem Motorrad in S3E06 „710n“ umgesetzt wird. Alleine dafür hat sich die Show wieder dicke den Sprung über die 5,0-Punktemarke gesichert. Herummäkeln muss ich, dass mich die Erzählstränge um Barrys Freundin Sally und um seinen Tutor Mr. Cousineau nicht so recht gepackt haben. Beides tolle Figuren, aus denen man für meinen Geschmack zu wenig gemacht hat. Das Finale knallte mir dann auch zu wenig, zumal sich ein neu ermittelnder Charakter letztlich doch so verhalten hat, wie man es hat erwarten können.   

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)

LOVE, DEATH + ROBOTS (Season 3)

Der Seriencheck ist eh schon viel zu lange ausgefallen, deshalb als Review nur das knallharte Ranking der Einzelbewertungen: 

S3E04 Night of the Mini Dead : 5,5 Punkte (sehr gut)
S3E02 Bad Travelling: 5,5 Punkte (sehr gut)
S3E07 Mason’s Rats: 5,5 Punkte (sehr gut)
S3E08 In Vaulted Halls Entombed: 5,0 Punkte (gut)
S3E05 Kill Team Kill: 5,0 Punkte (gut)
S3E09 Jibaro: 5,0 Punkte (gut)
S3E01 Three Robots Exit Strategies: 5,0 Punkte (gut)
S3E06 Swarm: 4,5 Punkte (befriedigend)
S3E03 The Very Pulse of The Machine: 4,5 Punkte (befriedigend)

GESAMTWERTUNG: 5,21 Punkte (gut)

 
BETTER CALL SAUL (Season 6 E01-08) 

Prädikatwertungsalarm! 

Prädikatwertungsalarm für Better Call Saul! 

PRÄDIKATWERTUNGSALARM! 

Die vor der kurzen Pause ausgestrahlte Episode „Plan and Execution“ war bereits in ihren letzten Minuten zum Fingernägelzerkauen spannend, mit dem danach folgenden „Point and Shoot“ wird aber nicht etwa Luft geholt und durchgeatmet, sondern direkt weiter eskaliert. So soll das sein. 6,0 Punkte (erst das zweite Mal in diesem Jahr, beim ersten Mal traf es eine Folge von „Midnight Mass“) ohne Wenn und Aber für diese Episode. Wollte ich nur kurz durchgeben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass „Better Call Saul“ dieses Jahr nicht den Sprung ins „sehr gut“ schafft.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 8 EPISODEN: 5,39 Punkte (gut)
 

THE SIMPSONS (Season 33)

Wie gewohnt der Service, die besten Folgen der Staffel namentlich zu benennen, auf dass sie euch beim Nachschauen auf Disney+ erleuchten mögen: 

S33E06+07 A Serious Flanders (jeweils 5,0 Punkte)

Tja, das war am Ende doch recht überschaubar.

GESAMTWERTUNG: 4,25 Punkte (durchschnittlich)

135 (April 2022)

23 Apr

Diesmal auf dem Programm: die souverän verspätet eingereichte ideale Serie zu Ostern, Frieden mit Gewalt und dummen Sprüchen, Arbeitsalltag mit Persönlichkeitsabkopplung, der alte Mann aus Star Wars, der alte Mann aus Star Trek und Piraten. Piraten? Ja, Piraten.

MIDNIGHT MASS


Als ein junger charismatischer Priester (Hamish Linklater, The Crazy Ones) seinen Job auf der abgelegenen Insel Crockett Island beginnt, sorgt er für frisches Blut im Glauben der zerstrittenen Gemeinde. Wortwörtlicher als man sich das zunächst vorstellt.  

Ich habe „Midnight Mass“ wenige Tage nach Abschluss des letzten Serienchecks gesehen, weshalb ich nun ein wenig im Erinnerungstopf herumkratzen muss. Soviel vorab: Das ist eine großartig spannende, mysteriöse, beeindruckende und hängenbleibende Show, zu der ich eine absolute Guckempfehlung aussprechen darf. Auch wenn ich damit weit hinter der Bewertungsmusik hinterherhinke.

Je weniger man von der Geschichte weiß, desto mehr schlägt sie innerhalb der gerade einmal sieben Episoden ein. Der Anfang fällt mit gemächlichem Erzähltempo und der inszenatorischen Ruhe vor dem Sturm auf, aber um kurz in Predigtsprache zu verfallen: Zweifelt nicht, meine Brüder und Schwestern, sehet weiter und staunet, denn oh Herr, die Äugelein werden noch zittern, die Münder offen stehen und viel Gezeter und Geschrei über euch kommen. 

Was Showrunner Mike Flanagan aus dem Stoff macht, wie er Konzepte aus Religion und Horrorsage miteinander verwebt und das Ganze dann eskalierend wild auf den Bildschirm bringt, ist ganz große Kunst. In meiner Wertungstabelle für dieses Jahr steht bisher eine einzelne Episode, bei der ich die Höchstwertung vergeben habe und das ist S1E06: Acts of the Apostels von Midnight Mass. Ich schließe die Beweisführung äh die Messe. Amen und Gucken. Und spät zu bekehrende Menschen (das nächste Osterfest würde prima passen) nicht spoilern.

GESAMTWERTUNG: 5,61 Punkte (sehr gut)


PEACEMAKER (SEASON 1)

Es klang bereits in der ersten Besprechung zart durch, dass ich diese kleine Anhangsserie zu „The Suicide Squad“ richtig gern habe. Dabei fand ich den namensgebenden Peacemaker (John Cena) im Film die schwächste Figur und reihte mich ein in die Riege der „Weshalb kriegt der jetzt eine eigene Show?“-Frager. 

Die Antwort lautet: Der Gunn, der kann. James Gunn verpasst dem durchgeknallten Friedensvogel mit der stylischen Kloschüssel auf dem Kopf und dem Hang zur Gewalt einen Storybogen, in deren Verlauf der Zuschauer für diesen letztlich doch tragischen Charakter Mitgefühl aufbringt und ihn auf seiner Reise vom Außenseiter mit Adler als Haustier und mindestens genauso bescheuertem Kumpel Vigilante zum Teil einer Heldengruppe begleitet, die sich einer außerirdischen Bedrohung stellt. Mit dabei: Dumme Sprüche, gerne gegen andere „Superhelden“ gerichtet (und später mit einem der lustigsten Cameos), Hair Metal aus den 80er und 90ern, reichlich Gefluche, bisschen blutiges Gespratze, aber eben auch mit dem Herz am rechten Fleck.

Das Finale „It’s Cow Or Never“ (der Titel lässt erahnen, wie abgedreht das Ganze wird) schließlich zieht alle Register und hievt die Show knapp hoch ins Sehr Gut. Von meiner Warte aus freue ich mich auf eine zweite Season mit der Hoffnung, dass dann vielleicht mal noch skandinavischer Metal eingebaut wird. Daneben bete ich inständig für eine zeitige Veröffentlichung auf Blu-ray, denn Stand jetzt wird „Peacemaker“ hierzulande exklusiv auf RTL+ laufen.

GESAMTWERTUNG: 5,50 Punkte (sehr gut)


THE BOOK OF BOBA FETT (SEASON 1)

Da will ich keine großen Worte verlieren. Letztlich schon ein bisserl enttäuschend, wenn die besten Folgen einer Serie den Hauptdarsteller außen vor und vielmehr eine andere Figur die Chose schaukeln lassen. Ach, ich kann auch ruhig spoilern: In zwei der sieben Episoden tauchen der Mandalorian nebst Baby Yoda auf und stehlen Boba Fett in epischem Maß die Show. Ende der Durchsage.

Was schlussendlich von dem einst kultigen Kopfgeldjäger bleibt, ist das Erzählen seiner Geschichte von der Flucht aus dem Sarlacc (schön zu wissen) über seine Zeit bei den Tusken Raidern (okay). Ach ja, und dass auf seinem gewählten Heimatplaneten eine übel schlecht inszenierte Verfolgungsjagd mit bunten Vespas stattfand. Im Finale ballerte man eine Runde dickes CGI-Monster nebst (sinnlosem) Lasergeballere raus, was mein leicht eingeschrumpeltes STAR WARS-Herz aber weitaus weniger erwärmte als ein süß herumstolpernder Grogu.

WERTUNG ohne Mandalorian: 4,60 Punkte (befriedigend)

WERTUNG nur Mandalorian: 5,60 Punkte (sehr gut)

GESAMTWERTUNG: 4,96 Punkte (befriedigend)


SEVERANCE (SEASON 1)

Läuten der Türklingel. Mit dem Öffnen der Tür sehen wir einen Mann und eine Frau im Businessanzug bzw. -kostüm. Er ergreift sofort das Wort, sie schaut uns mit glasigen Augen und Dauerlächeln an.

Mann: „Ja, hallo und einen schönen guten Tag! Können wir mit Ihnen über Persönlichkeitsspaltung reden? Professionelle Persönlichkeitsspaltung. Nicht die amateurhafte, selbst zusammengepanschte, haha. Wir von der Firma LUMOS…“

Frau: „LUMOS. Toll.“

Mann: „Wir von der Firma LUMOS bieten Ihnen die sogenannten Severance-Prozedur…“

Frau: „Severance. Prima.“

Mann: „Genau. Bei der Severance-Prozedur lassen Sie uns kurz in Ihrem Gehirn herumprokeln, wir setzen einen itsybitsy kleinen Chip ein und hurra, schon gibt es zwei von Ihnen in ihrem Kopf! Der eine, wir nennen ihn Innie (nicht mit dem Autor dieses Blogs zu verwechseln) geht für Sie zur Arbeit und rackert sich in unserem schicken Bürokomplex einen ab. Sitzt am Rechner, ordnet sinnlos Zahlen, strebt nach Belohnungen wie chinesischen Fingerfallen, Waffeln oder herrlich steifen Tanzmusik-Erfahrungen. Das Tolle: Sie als Outie, bekommen davon nichts mit!“

Frau: „Nichts mitbekommen. Supi.“

Mann: „Denn nur Ihr Innie hat Erinnerungen an seinen Arbeitsplatz. Wenn er diesen verlässt, übernehmen Sie. Sie selbst haben entsprechend keine Erinnerungen an die Arbeit, sondern speichern lediglich die schönen Momente abseits unserer Büros. Keinen Gedanken mehr an den Job verschwenden, die Arbeit nicht nach Hause mitnehmen, also mal ehrlich, geht’s noch besser? Wann dürfen wir Ihren Termin buch“

Tür wird zugeschlagen. 

Frau: (gedämpft) „Termin buchen? Hurra?“

Das ist so im Groben der Plot von „Severance“, einer Mystery-Büro-Oh-Gott-so-will-ich-nicht-arbeiten-Serie, produziert und auf dem Regiestuhl begleitet von Ben Stiller. Wir folgen Mark (Adam Scott, Parks And Recreation), der sich vor zwei Jahren der Severance-Prozedur unterzogen hat, in seinem Innie-Büroalltag als frisch ernanntem Teamleiter, der eine neue Kollegin einarbeiten soll. Bekannte Namen und Gesichter: John Turturro, Christopher Walken, Patricia Arquette. Mir bis dahin unbekannte Namen und Gesichter, die ich aber ganz toll in der Show fand und deshalb extra erwähnen möchte: Britt Lower (als Helly, die widerspenstige Neue), Tramell Tillman (als Abteilungsleiter Milchick) sowie Zach Cherry (als zynischer Teamkollege Dylan).

Mit seltsamen, beängstigenden Büro-Settings kriegt man mich ja automatisch. Das Interieur, die Abläufe, die Regeln, die kultische Verehrung des Firmengründers, die schier endlosen Gänge und weißen Wände, der speiübelgrüne Boden im Büro unserer Protagonisten – das alles ist der absolute Gruselhorror für normale Menschen wie mich, die nur eine Persönlichkeit vorweisen können. Oder wie ich mir eben einen durchschnittlichen Tag im Scientology-Hauptquartier vorstelle. Entsprechend hatte mich „Severance“ direkt am Schlafittchen. Wertungsmäßig daher durchgehend auf der 5-Punkte-Schiene, aber mehr traute ich mich zunächst nicht, denn Mysteryshows können es bekanntermaßen ja noch verkacken. Auch tut sich in den ersten der insgesamt neun Folgen nicht so viel, die Serie berauscht sich eher an ihrer eigenen Seltsamkeit und schubst den Zuschauer in deren Abgründe, ohne irgendwelche Geheimnisse voreilig zu enthüllen.

Dafür rummst es ab Episode 7 (Defiant Jazz) und das Finale (The We We Are) knallt dermaßen, dass es auf IMDB einen stattlichen Score von 9.8 Punkten einheimsen konnte. Eine zweite Staffel ist geordert, weshalb als Fazit gezogen werden darf: Operation gelungen, Patient gespalten, Ini hochzufrieden (Innie weniger, aber der hat nichts zu sagen).

GESAMTWERTUNG: 5,32 Punkte (gut) 

OUR FLAG MEANS DEATH (SEASON 1)

Piraten waren lange Zeit out. Dann kam „Fluch der Karibik“ (Pirates of the Caribbean). Inklusive zu vieler Fortsetzungen. Woraufhin sie wieder out waren. Nun erscheint noch in diesem Jahr „Return to Monkey Island“ von Ron Gilbert, was mich als alten Adventuregamer in grogtrunkene Ekstase versetzt. Zusätzlich lief auf HBO Max eine neue Piratenserie namens „Our Flag Means Death“. MitRhys Darby (Flight of The Conchords, Jumanji), Taika Waititi und Kristian Nairn (Hodor!).

Der reiche Landgutbesitzer und Aristokrat Stede Bonnet (Darby) will Pirat werden. Einfach so. Das entpuppt sich natürlich als schwierig, weil er als kultivierter und belesener Mensch so gar nichts von einem Piraten hat. Trotzdem kauft er sich ein Schiff und heuert eine Crew an, deren erster Tagesordnungspunkt umgehend in Meutereiplänen besteht. Der berüchtigte Blackbeard (Waititi) bekommt davon Wind und sucht die Konfrontation mit dem Gentleman-Piraten.

Erste Folge direkt super. Darby glänzt als unkonventioneller, tollpatschiger Captain und erbeutet bei seinem ersten Kaperversuch einen verwelkten Topf Pflanzen von einem mit zwei alten Männer besetzten Fischerboot, was er seiner Mannschaft umgehend als kompletten Triumph verkauft. Trifft genau meinen Humor. So hätte es durchgehend weitergehen können.   

Tja, tut es in der Folge aber nicht. Die nächsten beiden Episoden noch durchaus gut, aber danach… es schmerzt mich, es hinzuschreiben: ziemlich genau mit dem Auftauchen von Blackbeard geht es zumindest für meinen Geschmack den Berg runter. Der Humor holt mich nicht mehr ab, viele Gags wirken improvisiert – wie etwa die komplette Episode mit dem Gastauftritt von Will Arnett (Arrested Development). Statt herrlich dümmlichem Klamauk mit Herz dreht sich der Fahrtwind in Richtung Männerfreundschaft zwischen Stede und Blackbeard (aus der dann mehr wird) mit einem zusätzlichen Schuss Drama. Am Ende haben mich die finalen Episoden fast schon ein bisschen gelangweilt, muss ich gestehen. Gut möglich, dass es anderen bei der Sichtung komplett anders ergeht, da sollte sich jeder ein eigenes Bild machen. Die ersten Folgen kann ich jedenfalls vorbehaltlos empfehlen, für mich bleibt der Rest eine kleine Enttäuschung.

GESAMTWERTUNG: 4,60 Punkte (befriedigend)

PICARD (SEASON 2)

Spektakuläres Geständnis zum Einstieg: Ich mochte die erste Staffel von „Picard“ nicht sonderlich. Vor allem das Finale hat mir die Show übel vermiest. Wird nun alles besser? Oder gucke ich das nur weiter, um mich aufregen zu können?

Tendenziell klar letzteres. Zwei Episoden vor dem Finale schippert die Show in höchst durchschnittlichen Gewässern. Dabei hat man sich doch so viel Mühe gegeben! Eine alternative Zeitlinie, in denen unser ex-Enterprise-Käptn zum fiesen Nazigeneral mutiert ist, Q (John de Lancie) ist mit dabei, die Borg-Queen mit an Bord (toll gespielt von Annie Wersching, Timeless, 24), später sollen noch weitere Star Trek-Alumni folgen. Aber letztlich ist der ganze Fan-Service für den Tribble, wenn die Story eher müde vorantuckert, Agnes Jurati nervt und der größte Teil wirkt wie „Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart“, aber eben nicht gekonnt. Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass „Picard“ in Spiegel-Universumsmanier diesmal das Finale genial hinkriegt, sondern rechne eher mit einer weiteren Enttäuschung. 

Bin ich bei der abschließenden dritten Staffel noch dabei? Klaro, denn da kann die Show mit den meisten Produzenten-Credits im Vorspann ja fast die komplette ehemalige Crew der Enterprise in die Bedeutungslosigkiet reiten.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 4,07 Punkte (durchschnittlich)

BETTER CALL SAUL (SEASON 6)

Die letzte Staffel von „Better Call Saul“ ist gestartet; damit hat die Show gar eine Staffel mehr als ihre Mutterserie „Breaking Bad“ erhalten. Nach den bisher veröffentlichsten zwei Episoden darf ich festhalten: 

Weiterhin packt mich der Kartell-Anteil der Story mit Nacho, Gus und Mike deutlich stärker als der Anwalts-Anteil mit Saul und Kim. Das wird sich wohl nie ändern. Die Inszenierung mit den kultigen Kameraeinstellungen und die Selbstreferenzierung bleiben weiterhin so beeindruckend, dass jede Folge die 5 Punkte sicher hat, auch wenn nicht sonderlich viel passiert. Und ganz wichtig: Schaut euch vorher nochmal eine Zusammenfassung der fünften Staffel an, denn sonst schwirrt euch wie mir der Kopf, wer genau Tyrus, de Guzman, Lalo oder die Kettlemans (Hinweis: die traten zuletzt 2015 auf) sind. 

Meine Vorhersage: spätestens mit dem Auftauchen von Ihr-wisst-schon-wer wird das Ding richtig abgehen.

ERSTEINDRUCK NACH ZWEI EPISODEN: 5,0 PUNKTE (gut)

WERTUNGSTENDENZ: 5,0 – 5,5 Punkte

GHOSTS (SEASON 1)   

Jetzt aber zum krönenden Abschluss dieses Serienchecks die offizielle Abschlusswertung für „Ghosts“. Da war ich letztes Mal zu voreilig gewesen und habe das Fazit bereits nach 13 Episoden gezogen, obwohl noch fünf weitere ausstanden. Die spannende Frage: Haben die denn noch einen großen Unterschied gemacht?

Nö. Die Endwertung ist fast identisch zur Zwischenwertung. Von daher erspare ich mir auch ein neues Fazit und verweise auf jenes aus dem letzten Seriencheck.

GESAMTWERTUNG: 4,74 Punkte (befriedigend)

126 (Juni 2020)

26 Jun

Es hat sich einiges angesammelt in den letzten Wochen, die Shows der traditionellen TV-Sender in den USA sind in der Sommerpause, wegen der anhaltenden Corona-Krise könnte es aber in nächster Zeit auch zu ein wenig Schwund kommen. Mehr als Grund genug, die von mir gesehenen Kandidaten in gleich drei Serienchecks zu würdigen, zu bewerten und zu genießen: heute der erste Teil, kommende Woche numéro deux und schließlich das große Seriencheck-Ranking für die Saison 2019/2020. 

DEAD TO ME SEASON 1 & 2 

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Jen Harding (Christina Applegate, Jesse / Eine schrecklich nette Familie) trifft nach dem frühzeitigen Tod ihres Mannes während des Besuchs einer Trauerbetreuungsgruppe auf Judy Hale (Linda Cardellini, Bloodline), die ebenfalls so einiges an emotionalem Ballast mit sich herumschleppt.

Da habe ich auf die twitter-Empfehlung von Oliver Kalkofe zur frisch gestarteten zweiten Staffel hin reingeschaut und bin gut unterhalten hängengeblieben. „Dead To Me“ bietet Mystery, Drama, Trauerbewältigung, Schuld, Vorstadtnachbarn- und Familienchaos, Alkohol zur Mittagszeit, aber auch einen guten Schuss Comedy mit witzig geschriebenen Dialogen. Das Gesamtpaket verströmt den angenehmen „Desperate Housewives“-Vibe, der mich zu Beginn dieses Blogs vor gut 15 Jahren die Abenteuer aus der Wisteria Lane verfolgen ließ. Dass Jen auch gerne mal zum Abreagieren den ganz garstigen Metalcore in ihr Autosoundsystem fahren lässt, gilt als rein subjektiver weiterer Pluspunkt.

Die Episoden fallen mit je knapp 25-30 Minuten knackig kurz aus, die Charaktere sind sympathisch und laden zum Mitfühlen ein, die Dialoge sitzen. In jeder Folge wird schließlich ein bisschen mehr das große Geheimnis entblättert und zum Ende hin gerne mit einem Knall präsentiert. Season 1 kratzt knapp am „sehr gut“ und hätte es wohl erreicht, wenn mir nicht eine einzelne Episode etwas zu sehr Leerlauf gehabt hätte.

Die zweite Staffel fällt demgegenüber ein bisschen ab, obwohl man sich bemüht, ein ähnlich schockierendes Geheimnis abzuhandeln. Mir gefielen allerdings ein paar Nebenplots weniger als im Vorgänger und die Autoren setzten für meinen Geschmack einige Male zu sehr auf die Tränendrüse. Trotzdem: Mit „Dead To Me“ hat Netflix eine starke Serie im Gepäck, die es schafft, aus ihrer eher traurigen Grundkonstellation unterhaltsame Geschichten zu destillieren.

GESAMTWERTUNG SEASON 1: 5,35 Punkte (gut)
GESAMTWERTUNG SEASON 2: 5,15 Punkte (gut)
WHAT WE DO IN THE SHADOWS SEASON 2 

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Vampire und Vampirfreunde, es ist an der Zeit, euren hauseigenen Guillermo zu rufen, auf dass er sich und euch die Eckzähne vor Begeisterung anfeilt, denn: „What We Do In The Shadows“ hat sich in der zweiten Staffel nochmal satt steigern können. Bei mir wurden Erinnerungen an „Flight of the Conchords“ wach, die ich damals ähnlich abgefeiert habe. Waren in der Vorgängerstaffel auch ein paar nur befriedigende Folgen dabei, haben sich Jemaine Clement und Taika Waititi dermaßen viel Seltsamkeiten für ihr schräges Blutsauger-Universum einfallen lassen, dass ich diesmal eiskalt und bleich lachend nur noch gute und sehr gute Wertungen vergeben konnte.

Ich liebe wirklich ohne Ausnahme jede einzelne Figur der Serie und sie funktioniert selbst, wenn man sich wie in der sechsten Episode „On The Run“ nur auf einen Charakter konzentriert, weil alle Mitglieder des Vampirclans genug witziges Potenzial in sich tragen und auszuspielen wissen. Wenn dann noch Mark Hamill in einem urkomischen Gastauftritt die Register zieht, können nur noch die mürrischsten unter den Swearwölfen sich das Lachen verkneifen.

GESAMTWERTUNG: 5,60 Punkte (sehr gut)

SPACE FORCE SEASON 1

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General Mark R. Naird (Steve Carell, The Office) wird zu seiner eigenen Bestürzung damit beauftragt, den neuesten Arm des US-Militärs, die Spaceforce, zu Ruhm und Ehre zu führen. Gemeinsam mit dem Wissenschaftlter Dr. Adrian Mallory (John Malkovich, The New Pope / Being John Malkovich) stellt er sich seiner neuen Aufgabe.

Große Erwartungen ruhten auf der neuen Kollaboration von Carell und The Office (US)-Schöpfer Greg Daniels. Erwartungen, die die Show kaum erfüllen konnte – je nach angelegtem Maßstab in stärkerer oder milderer Weise. „Spaceforce“ ist eine Workplace-Comedy mit tollen Momenten, die aber nicht durchgehend abliefern kann wie das große Vorbild zu seinen besten Zeiten. Vom Personal her hat John Malkovich eine der besten Szenen der Show, auf Carell lasse ich auch nichts kommen, aber was die Geschichten angeht… um mal meinen Mathelehrer zu zitieren: „Da hätte man kürzen können“

Mir waren viele Figuren und Plots einfach überflüssig (die Tochter, der Social Media-Typ, die Story um die Ehefrau, die Handwerkerin als love interest usw.), bei den Episoden hätte sich eine Straffung auf 20-22 Minuten angeboten, in denen man die witzigen Momente souverän hätte abhandeln können. Oder halt mehr von den Militärzweig-Assis am runden Tisch bringen, da hat man viel komödiantisches Potenzial im Stil von „Veep“ liegen lassen.

Offen gesagt gefiel mir die zweite Folge am besten, denn sie verkörperte genau den albernen Unsinn über den neuen Militärbereich, den diese Idee von Trump auch verdient hat.

Ich verstehe auch nicht, dass manche hier irgendwie feinsinnigen Humor
erwartet hatten und deshalb enttäuscht waren.

Insgesamt reicht es so nicht für den Flug in die Stratosphäre der 5 Punktewertung, allerdings darf man nicht vergessen, dass die von Greg Daniels betreuten Shows gerne mal eine Staffel Anlauf benötigten, bevor sie richtig zündeten.

GESAMTWERTUNG: 4,80 Punkte (befriedigend)

THE PLOT AGAINST AMERICA

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Fassen wir den Plot des Plots kurz zusammen: 1940, alternative Zeitlinie – der Fliegerheld und Populist Charles Lindbergh wird amerikanischer Präsident anstelle von Franklin D. Roosevelt. Da dieser mit den Nazis eher sympathisiert, greifen die USA nicht in den Zweiten Weltkrieg ein, sondern ebnen in ihrem Land den Weg zum Faschismus. Was wiederum die jüdische Bevölkerung zu spüren bekommt.

Nach einem Roman von Philip Roth, fürs Fernsehen aufbereitet von den beiden Drama-Schwergewichten  David Simon und Ed Burns (The Wire, Show Me A Hero). Entsprechend stark erzählt und in Szene gesetzt ist das Ganze denn auch. Anders als bei „The Man In The High Castle“ sind die Nazis nicht rummsda und holla im Land angekommen, sondern setzen das sich schleichend verbreitende Gift der Ausgrenzung und des Terrors gegen die Bevölkerung jenseits des großen Teiches frei.

An der Show kann ich eigentlich nur eines kritisieren: Sie ist zu kurz. Nach sechs Episoden bedrückender Spannung und berührenden Schicksalen, erzeugt und getragen von durchweg hochklassigen schauspielerischen Leistungen, ist der schreckliche Spuk auch schon beendet. Andererseits konsequent, denn das zugrundeliegende Buch erzählt dieselbe Geschichte. Insgesamt eine atmosphärisch dichte Dramaserie, die gerade in diesen Zeiten allen Mahnung und Warnung sein sollte: It can happen here.

GESAMTWERTUNG: 5,40 PUNKTE (gut+)

BETTER CALL SAUL SEASON 5

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Mit der unschönen Regelmäßigkeit des Gewinns der deutschen Fußballmeisterschaft durch den FC Bayern München rege ich mich über „Better Call Saul“ auf. Weil die Show so viel besser sein könnte, wenn sie auf langweilige Storystränge wie Mesa Verde, Kim Drexler oder anderen eher unspannenden juristischen Kram verzichten würde. Aber es hört ja keiner auf mich. Also stehe ich so Mitte der Staffel vier ganze Episoden hintrereinander dezent mürrisch mit der 4,5 Punkte-Wertung in der Hand durch, um dann von den letzten dreien – beginnend mit dem alles überragenden 5×08: Bagman – von der Couchgarnitur geblasen zu werden. Was für eine Episode, was für ein Ritt! Ich musste danach einen Liter Wasser trinken und bin den Rest des Tages trotz Altherrenblase nicht pinkeln gewesen.

Ja, hinten raus liefern Jimmy McGill und Co. wieder ab. Da verzeiht man auch, dass Mike Ehrmantraut gar kurzzeitig ins Story-Abseits geschoben worden war. Als Konsequenz landet „Better Call Saul“ wieder dicke im „gut“, verpasst aber erneut höhere Wertungsregionen und wird wahrscheinlich auch in der sechsten Staffel erstmal ausgiebig bejammert.

GESAMTWERTUNG: 5,30 PUNKTE (gut) 

YOUNG SHELDON SEASON 3

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Die Abenteuer des jungen Sheldon bewerte ich eigentlich nur noch, weil mein Bruder das weiterhin gucken will. Wobei er übrigens auch meiner Meinung ist, dass die Show wahrlich nichts bietet, was man unbedingt gesehen haben muss. Aber bis eine Serie mal bei ihm durchfällt, muss sie sich schon schwerster Verbrechen an seiner Gesundheit schuldig gemacht haben.

Von 21 Episoden schafften drei Ausgaben des „The Big Bang Theory“-Spinoffs doch die 5 Punkte bei mir, der Rest allerdings ruht tief zwischen befriedigend und durchschnittlich. Plus zweier typischer „Chuck Lorre und die Autoren hatten keinen Bock“-Ausreißer nach unten.

GESAMTWERTUNG: 4,31 PUNKTE (durchschnittlich)

THE SIMPSONS SEASON 31

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Zum Abschluss darf ich noch eine der schwächsten Simpsons-Staffeln in der Geschichte des Serienchecks abhandeln. Üblicherweise erwähne ich an dieser Stelle die Episoden namentlich, die ich mit 5 Punkten oder mehr bewertet habe. Diese Auflistung wird dieses Jahr sehr kurz:

S31E14 Bart The Bad Guy  

Das war’s. Der Rest in deutlicher Mehrheit und mit gutem Willen noch im befriedigend, aber auch neun Mal nur durchschnittlich bzw. sogar darunter. Naja, wer ernsthaft Geschichten wie „Lisa findet eine neue Freundin, die wie sie in Pferde vernarrt ist“ oder gar einen doppelt lahmen Zweiteiler zum Thema „Junger Pfarrer kommt in die Stadt und begeistert mit seiner lockeren Art“ auftischt, muss sich da nicht wundern.

GESAMTWERTUNG: 4,20 Punkte (durchschnittlich)

Coming up:

Westworld Season 3
Homeland Season 8 
The Goldbergs Season 7
Rick & Morty Season 4
Modern Family Season 11
Man With A Plan Season 4
Brooklyn Nine-Nine Season 7

118 (November 2018)

2 Nov

Es ist kalt geworden, nass, grau und die Kanzlerin hat auch keinen Bock mehr.
Zeit also für einen neuen Seriencheck!
Diese Überleitung ergibt zugegebenermaßen keinen Sinn, aber ich habe halt wieder ein paar neue Besprechungen aktueller TV-Serien fertig und die werden jetzt präsentiert.

ATYPICAL SEASON 2

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Die Geschichten um die Familie Gardner mit ihrem autistischen Sohn Sam waren 2017 für mich eine der positiven Überraschungen im Portfolio von Netflix. Schlicht weil die Show es schaffte, mich an alle Charaktere zu binden: Ich litt, freute mich, fieberte und lachte mit den Figuren. Üblicherweise ist ja gerne eine Rolle dabei, mir der man nicht so kann und die man dann so gut es geht ignoriert. Nicht so bei „Atypical“, wo wirklich bis in die Nebenrollen alles stimmig und liebenswert besetzt ist

Die zweite Staffel weiß natürlich diese Verbindung mit dem Zuschauer für sich zu nutzen und alleine deshalb landeten die meisten der insgesamt 10 Episoden bei der abschließenden Wertung im „Gut“ und darüber. Mir gingen allerdings ein paar der Markenzeichen ab wie die Ratschläge von Zahid, das Gekabbele zwischen den Geschwistern Sam und Casey oder die wundersam putzige Beziehung Sams zur offiziell auserkorenen Freundin Paige. Stattdessen stehen Themen wie Trennungsdrama, Eingliederungsprobleme, Selbständigkeitsbegehren und Freundschaftszerwürfnisse im Vordergrund. Okay, wichtig, aber halt nicht so charmant. Immerhin knüpft das Finale an die großen Stärken der Serie an und sorgt für ordentlich Wärme ums Herz, als Sam…. aber das könnt ihr schön selbst gucken.

Eine dritte Order ist bereits abgesegnet, ich freue mich auf neue Einsichten in die Welt der Pinguine bzw. Antarktisforscher und gebe dieser Season:

GESAMTWERTUNG: 5,05 Punkte (gut)

BETTER CALL SAUL SEASON 4

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Jedes Jahr werden die Lobeshymnen auf „Better Call Saul“ lauter und begeisterter. Und jedes Jahr stehe ich grummelnd da mit dem dezenten Hinweis, dass mich die Story um die Verwandlung von Jimmy McGill in Saul Goodman immer noch nicht so richtig überzeugen weiß. Absolute Einigkeit besteht sicherlich, dass der Handlungsstrang um Mike Ehrmantraut, Gus Fring, Nacho Varga und Hector Salamanca Episode für Episode allerfeinst geprägtes Dramagold produziert. Angereichert noch durch die deutsche Beteiligung in Form von Werner Ziegler (Rainer Bock, der 2015 witzigerweise in der Homeland-Episode „Better Call Saul“ einen BND-Beamten spielte) und seiner geheim operierenden Baueinheit. Alleine für dieses Segment hätte die Show dieses Jahr locker die 5,5 Punkte-Hürde überwinden müssen.

Das Problem bleibt für mich der Strang um die Karrieren von Jimmy und Kim Wexler. Nachdem die Geschichte um Jimmys älteren Bruder mit dem Ende der letzten Staffel auserzählt wurde, hatte ich mir in der Hinsicht Besserung erhofft. Richtig schlecht hat sich da in der Folge nun nichts entwickelt, die kleinen Gaunereien der beiden Anwälte sind durchaus unterhaltsam. Aber wenn die Show fast zum Stillstand kommt, sind es nun mal die Episoden, die sich schwerpunktmäßig darum drehen, wie sich deren Beziehung untereinander entwickelt. Da ist insgesamt zu wenig Momentum und Spannung drin, was auch dafür sorgt, dass das Staffelfinale im Unterschied zu letztem Jahr keinen Rausschmeißer zu bieten hat, der beim Zuschauer hängenbleibt.

Deshalb auch für die vierte Staffel wieder nur ein „Gut“, wenn auch ein dickes „Gut“.

GESAMTWERTUNG: 5,30 Punkte (gut)

CASTLE ROCK SEASON 1

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Dale Lacy (Terry O’Quinn, „Lost“), Direktor des berühmten Shawshank-Gefängnisses, begeht Selbstmord. Nachdem er jahrelang einen jungen Mann (Bill Skarsgard, „IT“) in den stillgelegten Abteilungen der Anstalt in einem Käfig eingesperrt hielt. Alles könnte schnell wieder in Ordnung kommen, aber der Bub macht einfach nicht den Mund auf, sondern schaut nur verstörend drein. Bis er den Namen Henry Deaver (André Holland, „American Horror Story“) fallen lässt – einen Anwalt, den selbst eine mysteriöse Geschichte umrankt.

Basierend auf Personen und Orten aus der Gedankenwelt von Stephen King.

Frischer Stoff für Freunde des „Hui, was soll es bedeuten?“-Themas, desweiteren hochwertig besetzt mit u.a. Sissy Spacek, Melanie Lynskey („Two And A Half Men“), Jane Levy („Suburgatory“) oder Scott Glenn („The Leftovers“). Nett schwelender Grusel, rätselhafte Stimmung, Fragen aufwerfende Wendungen und Ereignisse im Jetzt und in der Vergangenheit. Fand ich von Beginn an gefällig und war gerne dabei, als langsam Licht ins Dunkel geworfen wurde. Allerdings verlor mich die Show etwa um die Mitte ihrer 10 Episoden, brachte dann allerdings kurz vor Ende dafür einen sehr interessanten Twist rein, der mich wieder an Bord holte. Leider hatten die Macher letztlich jedoch nicht den Mut, im Finale diesen Weg konsequent weiterzuverfolgen. Schade, deshalb reicht es in der Endabrechnung für „Castle Rock“ nur zum „Befriedigend“.

GESAMTWERTUNG: 4,90 Punkte (befriedigend)

MAKING A MURDERER SEASON 2

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Die erste Dokumentation über die Urteile gegen Steven Avery und seinen Neffen Brendan Dassey war für Netflix der große Schlag ins Kontor. Vielerorts leidenschaftlich diskutiert, warf die Serie brennende Fragen hinsichtlich der Schuld der Angeklagten, der Ausgestaltung des Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft und der Rolle der Polizei auf. Spannender konnte die Kriminalrealität nicht sein, da konnte auch ich nur die Höchstnote zücken.

Teil 2 zu bewerten gestaltet sich nun weitaus schwieriger. Für jene, die in den vergangenen Monaten den Fall weiter verfolgt haben, dürfte in den 10 neuen Episoden Langeweile vorherrschen. Alle Personen, die in der ersten Staffel in ein eher schummrig-trübes Licht gerückt wurden, haben ihre Mitwirkung untersagt, so dass man lediglich ein paar frei zugängliche Interviews mit dem schmierigen Staatsanwalt Ken Kratz begutachten darf. Entsprechend dreht sich die neue Dokumentation um die neuen Anwaltsteams der beiden Hauptfiguren und ihren Bemühungen, die Beweisführung in Frage zu stellen, Fehler aufzudecken, die Wiederaufnahme des Verfahrens anzustrengen bzw. das Geständnis von Brendan als nicht verwertbar zu erklären.

Für mich als nicht vorab gespoilerten Zuschauer mit abgeschlossener juristischer Ausbildung gestaltete sich auch die zweite Staffel als spannende Unterhaltung. Sei es das emotionale Auf und Ab beim Gang durch die höheren Instanzen, die von Experten unterstützte, akribische Aufarbeitung des Tathergangs oder die Dramen zuhause bei den Eltern und Geschwistern in Manitowoc, Wisconsin.

Einen Abschlusswert unter Bewertung der einzelnen Folgen lasse ich wieder weg und zücke als Gesamtnote noch ein „sehr gut“, weil „Making A Murderer“ mir erneut nachging und mich in seinen Bann ziehen konnte. Ohne Zweifel bleibt weiterhin ein schaler Nachgeschmack, zumal man den wahren Ablauf der Ereignisse wohl nie erfahren wird.

GESAMTWERTUNG: 5,50 Punkte (sehr gut)

MANIAC SEASON 1

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Owen (Jonah Hill) und Annie (Emma Stone) schleppen allerlei Probleme mit sich herum. Schwierige Familie, Traumata, Geisteskrankheit, Depressionen. Wie gut, dass ein obskurer japanischer Konzern eine dreitägige klinische Arzneimittelstudie anbietet, bei der mittels Pillen und seltsamer Bestrahlung der ganze emotional schwere Schmodder rückstandsfrei aus dem Unterbewusstsein beseitigt wird. Basierend auf einer norwegischen Serie, prouziert von Cary Joji Fukunaga („True Detective“).

Maniac hat mit seiner verschrobenen, merkwürdigen, kaputten, desorientierten und komischen Art sofort mein Herz erobert. Wer wie ich bei „The Leftovers“ an den Episoden mit dem „Okay, das ist jetzt komplett drüber“-Faktor seinen Spaß hatte, braucht gar nicht weiterzulesen, sondern darf direkt anfangen, die Stirnrunzelmuskulatur zu trainieren. Zudem der von dort bekannte Justin Theroux als abgewrackter Arzt im Verlauf eine tragende Rolle spielt. Ansonsten ist alles drin: Comedy, Sci-Fi, Drama, Fantasy, Gangsterfilm, auch mal explizite Gewaltdarstellung – für jeden was dabei. Vor allem im letzten Drittel dreht die Show komplett frei und wirft die Protagonisten in wilde Traumszenarien, die man einfach miterlebt haben muss. Zehn Folgen, die mir wegen ihres Drangs, aus der Reihe zu schlagen und ihrem Mut zur schweren Seltsamkeit richtig Spaß gemacht haben

GESAMTWERTUNG: 5,50 Punkte (sehr gut)

THE MAN IN THE HIGH CASTLE SEASON 3

Man-in-the-High-Castle

Fräulein Traudel, legen Sie mal bitte das Handbuch für die deutsche Mutter zur Seite und nehmen Sie folgendes Diktat auf:

(keine Begrüßungsfloskel) OBERSTGRUPPENFÜHRER SMITH!

Ich bin nicht angetan von dem, was ich mir da bei „The Man in The High Castle Jahreszeit Nummer Drei“ ansehen musste. Im Gegenteil! Das war ja stellenweise übelst überzogenes Zeug, wie es in diesen furchtbaren Wolfenstein-Spielen vorkommt, die unsere Jugend verderben und mit denen mein Enkelkind Stunden für Stunden heimlich an seiner Spielstation Vier verbringt. Jahr Null, Nebenwelt und der unangenehme Genetik-Doktor aus dem Lager als Leiter einer wissenschaftlichen Expedition zur Erforschung einer Raum-Zeit-Anomalie – da lachen ja die Hühner!

Schon die Nebengeschichten haben mich gelangweilt, seien es die Probleme ihres weinerlichen Eheweibs mit dem strammen Mutterbusen, ihres waschlappigen Psychologens, das Lotterleben der kleinen verluderten Göre, die so gerne Leni Riefenstahl wäre oder der farblose Reichsmarschall. Gut, auf der anderen Seite sind zwar ein paar prominente Figuren hopps gegangen, aber mal unter uns: bei denen wussten die Autoren doch schon lange nicht mehr, was sie mit ihnen anfangen sollen.    

Das für mich Schlimmste aber: Der große Erzählstrang, die Kerngeschichte, geht ja so was von gar nicht voran! Das Fräulein Crain läuft weiter frei herum und führt seit neustem Filme vor, ohne dass sie einen Plan hat, was sie damit bezwecken soll. Und wir? Haben auch nix vorzuweisen außer ein bisschen Asche und einer fehlenden Erkennungsmarke. Na toll! Jaja, wir kriegen noch ein paar Paraden in den Straßen von New York hin, damit die Zuschauer ordentlich angewidert sind, aber sonst kommt da nix!

Insgesamt bestenfalls durchschnittliche Kost. Ich weiß nicht, ob ich dafür nächstes Jahr meinen Schwarz-Weiß-Fernseher wieder ankurbeln soll.

Heil Wer-grad-dran-ist,

Ihr…

GESAMTWERTUNG: 4,35 Punkte (durchschnittlich)

I FEEL BAD SEASON 1

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Emet muss zuhause die perfekte Ehefrau für ihren Mann, die perfekte Mutter für ihre Kinder und ihre eingezogenen Eltern sein, während sie auf der Arbeit als Videospieldesignerin eine Reihe männlicher Vollnerds managen und kontrollieren darf. Da kann man sich durchaus schlecht fühlen.

Bekommt von Kritikerseite nicht viel Liebe ab, gefällt mir aber und konnte sich vom Start weg fast durchgehend 5-Punkte-Wertungen sichern. Locker-leichte Familiencomedy mit den üblichen Bestandteilen wie dem ewig angespannten Verhältnis zu den gern grummelnden Eltern plus netter Nerdkomponente. Steht derzeit felsenfest auf meiner Guckliste und wird eine angenehme Bereicherung zu den anderen Comedies wie „Man with a Plan“, „Life In Pieces“ und „Modern Family“ sein. Zumal letztere Show derzeit schwächelt, siehe unten.

DURCHSCHNITTSWERT NACH 6 EPISODEN: 4,91 Punkte (Tendenz: gut)

MURPHY BROWN SEASON 11

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Murphy und ihre Nachrichten-Crew sind zurück! Und zum absolut richtigen Zeitpunkt, denn mit Trump im Weißen Haus und seinem Krieg gegen alles, was ansatzweise die Wahrheit berichten möchte, schreiben sich die Geschichten fast schon von selbst. Mir ging es mit der Serie, die vor 20 Jahren ihre letzte Staffel abdrehte, wie so ziemlich jedem europäischen Zuschauer: gut gemachte Comedy, aber viel zu sehr auf das politische Amerika konzentriert, dass man jeden Witz hätte nachvollziehen können. Damals regierte erst George Bush ohne W. , dann Bill Clinton, da war doch nichts los!

2018 passt das wegen der oben erwähnten Umstände schon besser und Murphy gibt dem US-Präsidenten und seiner Entourage Kontra, dass es jedem amerikanischen Liberalen warm ums Herz wird. Vom ehemaligen Cast sind so gut wie alle dabei und spielen sich professionell die Gags zu, lassen die alten Klassiker wie etwa Murphys ewige Suche nach einer Assistentin hochleben und reichern das Ganze mit Social Media und dem jungen, indischstämmigen Experten Pat Patel (Nik Dodani, „Atypical“) an. Passt.

DURCHSCHNITTSWERT NACH 5 EPISODEN: 4,90 Punkte (Tendenz: gut) 

MODERN FAMILY SEASON 10

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Läuft bei mir nicht gut, muss ich leider sagen. Erst mit der aktuell letzten Episode konnte „Modern Family“ die erste 5,0-Wertung der Saison kassieren und zumindest ein bisschen an die großen, alten Zeiten anknüpfen. Vorher viermal 4,5 und einmal 4,0. Die Luft ist weiterhin raus, aktuell wäre es kein Verlust, wenn nach dieser Staffel endgültig Schluss sein sollte. Und wen hat es ernsthaft gewundert, dass mich der vorab angekündigte Tod eines Familienmitglieds eher kalt gelassen hat?

DURCHSCHNITTSWERT NACH 6 EPISODEN: 4,50 PUNKTE (Tendenz: befriedigend)

THE WALKING DEAD SEASON 9

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ICH BIN FREI, ICH BIN FREI. HAHAHA! ICH GUCK’S NICHT MEHR.

Die erste Folge der neunten Staffel habe ich mir noch angetan. War aber zu meiner Erleichterung gewohnt langweilig. Immerhin hat es einen Halbpromi aus der Darstellerriege gekostet. Von mir aus. Ich kann die ganzen Charaktere auch einfach nicht mehr sehen. Und muss es jetzt auch nicht mehr. Sagt mir aber bitte Bescheid, falls es richtig gut oder richtig übel schlecht werden sollte.

Nee, war ein Scherz.

ICH BIN FREI.

*tanzt von dannen*

 

109 (Juli 2017)

14 Jul

Das große Drama dramatisch zusammengefasst:
Es gibt sehr viele gute Drama-Serien. Aber weiterhin keinen zusätzlichen, wöchentlichen Drama-Serien-Guck-Tag. Ein Umstand, den ich hiermit anprangern möchte. Anpranger! ANPRANGER!

THE LEFTOVERS (SEASON 3)

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Aus, vorbei, alle aussteigen, die bizarre Gefühlsachterbahn „The Leftovers“ ist an der Endstation angelangt. Acht Runden ging es diesmal nur, aber dafür haben Damon Lindelof und Tom Perrotta alle Schleusen der gepflegten Seltsamkeit geöffnet. Ohne Rücksicht auf Verluste beim Zuschauer. Wer die ersten beiden Staffeln toll fand, wird auch diese hier lieben. Es gibt schräge Neuigkeiten zu Jesus, Gott und dem amerikanischen Präsidenten (ja, letzteres ist tatsächlich möglich), ich werde nie wieder „Perfect Strangers“ (hierzulande: „Ein Grieche erobert Chicago“) mit den gleichen Augen ansehen können wie zuvor und sollte mir jemand anbieten, mich nackig in eine Departure Machine zu setzen, die mich in eine andere Welt schleudert (oder auch nicht), fahre ich vorher nach Australien und studiere mit den Eingeborenen ein paar Anti-Regentänze ein.

Kurz gesagt: Ich hatte wieder meinen Spaß, genügend „Ach komm, ich glaub’s ja nicht“-Momente und ein paar Tränenaufblitzler im Auge. Doch zur Frage, die alle und eigentlich niemanden interessiert: Hat das Ding einen würdigen Schluss oder lässt Lindelof einen LOST los? Ich fand die abschließende Episode gut, nicht überragend, sie konzentrierte sich für meinen Geschmack zu sehr auf romantisches Liebesgeflirre. In jedem Fall aber weder ein Fall von „Jetzt kippt’s vor lauter Schrägheit um“ noch „Hat mir die letzten 27 Episoden versaut“. Große Antworten sollte man allerdings keine erwarten und besser auch nicht danach suchen, aber das war schon im Vorfeld klar. Hier ist eben der Weg das Ziel der Reise und das Fazit kann demnach nur lauten: „Man. What. A. Fucking. Trip“.

GESAMTWERTUNG: 5,56 PUNKTE (sehr gut)

BETTER CALL SAUL (SEASON 3) 

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„Better Call Saul“ profitiert in seiner dritten Staffel immens von den bekannten Figuren aus der Mutterserie „Breaking Bad“. Ich teile die Show mittlerweile gerne in den Gangster- und den Anwalt-Storybogen auf.  Und was vorher schon galt, gilt nun umso mehr. Gangster olé, Anwalt gern mal meh. Gus Frings und Hector Salamanca hieven zusammen mit dem eh über alle Zweifel erhabenen Mike Ehrmantraut das Niveau auf allerbeste Unterhaltung, während Jimmy, Kim und Chuck zwar ohne Zweifel ihre Momente haben (in dieser Staffel etwa die Verhandlung und das Finale), aber eben gerne auch Bremsklötze in der Geschichte  auslegen. Das kann man als toll gespielte, ruhige Momente zum Spannungsausgleich begreifen – mich hat es ab und an herausgerissen und die für diese Serie wegen ihrer überragenden Inszenierung schlechteste Wertung, das Befriedigend, zücken lassen. Insgesamt langt es dieses Jahr aber wieder deutlich für den Sprung ins „Gut“. Und so, wie sich der Anwalt-Storybogen mit dem Finale entwickelt hat, kann die Kurve weiter noch oben gehen.

GESAMTWERTUNG: 5,20  PUNKTE (gut)

THE HANDMAID’S TALE (SEASON 1)

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„The Handmaid’s Tale“ geht an die Nieren. Und sei es nur, weil man als
männlicher Zuschauer in der Runde von den weiblichen Zuschauern wegen
eines flapsigen Kommentars umgehend einen spitzen Ellenbogen in eben diesen
Körperbereich gerammt bekommt. Denn eine gesellschaftliche Dystopie, in der Frauen versklavt und unterdrückt werden, um in einer fundamentalistisch-religiösen Diktatur als Gebärmaschinen zu dienen, bietet eher wenig Raum für augenzwinkernde Sprüche. Deshalb streiche ich hier auch meinen beliebten „Hat mir sehr gut gefallen“-Wertungseinleitungssatz.

Die Show ist schauspielerisch großartig besetzt (neben Hauptdarstellerin Elisabeth Moss möchte ich erneut Ann Dowd extra hervorheben), emotional ergreifend bis schockierend, stimmig inszeniert. Hätte es in der Mitte der Staffel nicht zu viel Beziehungs-Hin-und Her gegeben, wäre die Geschichte der Magd noch deutlicher in den sehr guten Wertungsbereich geschossen. Besonders lobend erwähnen möchte ich die finale Episode, die mit mehreren überragend wirkungstreffsicheren Szenen aufwarten kann und sich so das Prädikat 6,0 redlich verdient hat. Statt eines „Weiter so!“ schließe ich lieber mit  

GESAMTWERTUNG: 5,55 Punkte (sehr gut)

FARGO (SEASON 3)

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Die bisher schwächste Staffel von „Fargo“.  
BUMM, jetzt es ist raus. 

Showrunner Noah Hawley ließ verkünden, dass er zur Zeit keine Ideen für eine weitere Staffel hat und ihm vielleicht auch keine mehr einfallen würden. In der Tat merkt man der dritten Season auch an, dass man eher auf bekannten Pfaden wandelt, statt ganz frischen Impulsen zu folgen.

Aber keine Angst, gute Unterhaltung wird weiterhin geboten. Dafür sorgt schon David Thewlis als Bösewicht V.M. Varga. Dessen kaputtes Grinsen und abschweifende philosophische Ausführungen allein haben mich jede Folge vorfreudig erwarten lassen. Dazu noch Ewan McGregor in einer Doppelrolle, Michael Stuhlbarg (leidensfähig), Mary Elizabeth Winstead (as sexy woman with a plan) und Carrie Coon (hartnäckig und resolut). Schauspielerisch gab es nichts zu mäkeln, den Cast sah ich hier sogar stärker noch als jenen im Vorjahr. Leider kommt die Story nach einem starken Aufgalopp eine Zeitlang gar nicht mehr aus den Puschen, da hilft auch eine angenehm spaßig-schräge Episode wie „The Law of Non-Contradiction“ kaum drüber hinweg. Dafür wird zum Finale hin wieder mal ordentlich aufgeräumt. Muss ich die tolle Inszenierung und musikalische Untermalung (Stichwort: Peter und der Wolf mit Billy Bob Thornton als Sprecher) extra nochmal erwähnen? 

GESAMTWERTUNG: 5,45 Punkte (gut)

SHERLOCK (SEASON 4)

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Mit ordentlicher Verspätung (die englische Fassung lief schon zu Beginn dieses Jahres) verkünde ich:

Willkommen zurück, Mr. Holmes und Mr. Watson!

Denn die beiden Ausgaben zuvor haben mich eher weniger in Verzückung geraten lassen. Zu sehr war die Show darauf bedacht, sich an sich selbst zu berauschen, immer wieder noch einen draufzusetzen, statt eine klare, stringente Geschichte zu erzählen. Die nun endlich am vorletzten Wochenende gesichteten drei Episoden machen es wieder besser und haben mich versöhnt zurückgelassen. Ordentlich Drama inklusive Ablebens einer Figur, Holmes am Drogenabgrund, überragende, frische Bösewichter (Toby Jones! Siân Brooke!!), stets verfolgbare Handlung, Spannung, aber eben auch leichte Momente – so wie die Musikauswahl der rüstigen Mrs. Hudson beim Staubsaugen oder Queens „I Want To Break Free“ beim großmäuligen Auftritt von Allzeitübeltäter Moriarty.

Zweimal 5,5 Punkte, einmal 5,0 Punkte. 221b Baker Street ist wieder angesagt.  

GESAMTWERTUNG: 5,43 Punkte (gut) 

AMERICAN GODS (SEASON 1) 

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Sollte es bei den Emmys/Golden Globes die Kategorie „Best disturbing mindfucks in a TV show“ noch nicht geben, man müsste sie spätestens für „American Gods“ erfinden. Was hier Bryan Fuller und Michael Green an Bildgewalt und bizarren Szenen dem Zuschauer durchs Auge an die Hirnrinde klatschen, sucht seinesgleichen. Und das von Anfang an, ohne jegliche Rücksicht auf Verständnislosigkeit und Fragezeichen zurückfunkende Synapsen. Mich hatte die Show bereits direkt mit den Wikingern im Pfeilhagel für sich eingenommen.

Manchem Zuschauer ging dieses konsequente Draufhalten mit dem WTF?-Maschinengewehr auf Dauer zu weit, zur Entwarnung sei aber gesagt: Zum Ende hin ergibt alles im Rahmen des Settings einigermaßen Sinn. Ich fand das Finale sogar im Gegensatz zu manchem Kritiker überragend gelungen und einen würdigen Abschluss des an Seltsamkeiten überreichen Road Trips von Shadow und Mr. Wednesday. Für die Prädikatswertung reicht es dann aber doch nicht, weil…

…ich den Protagonisten Shadow schauspielerisch unbefriedigend fand. Ricky Whittle, das muss man so hart sagen, wird von jeder Figur in der Serie an die Wand gespielt. Er ist halt dabei und nimmt manche irrsinnig erscheinende Wendung in seinem neuen Leben mit einem Schulterzucken hin. War mir zu wenig, blieb mir zu blass. Und ja, die Percussiongeilheit von Bryan Fuller kann einem auf Dauer dezent auf die Nerven fallen – ich bin in der Hinsicht durch die „Hannibal“-Schule gegangen und abgehärtet..

Fehlt noch was? Ian McShane ist eine der coolsten Säue auf dieser Erde. Aber da schreibe ich jetzt wirklich nichts Neues.

GESAMTWERTUNG: 5,68 PUNKTE (sehr gut)    

THE AMERICANS (SEASON 5)

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Bisher also viel Schönes und Hochwertiges im Dramabereich. Nur die Agentenfamilie Jennings und ihre aktuellen Abenteuer fallen leider ein wenig ab. Aktueller Einschub: Es hat mich sehr gefreut, dass Kerri Russell und Matthew Rhys in diesem Jahr jeweils eine Emmy-Nominierung erhalten haben. Absolut verdient für ihre Leistung bei „The Americans“. Einschub Ende. 

Staffel 5 wirkt eher wie eine lange Hinleitung auf das große Finale, das dann wohl in der abschließenden sechsten Season ansteht. Auf meinem Wertungszettel steht ein gelungener Einstieg mit einem dramatischen Bedrohungsszenario, das in den folgenden Episoden allerdings harmlos in sich verpufft. Überhaupt ist „draußen“ nicht so sonderlich viel los, das Drama spielt sich eher zuhause in den eigenen vier Wänden ab. Ausnahme: die hervorragende, weil aufwühlende Episode „Dyatkovo“, in der Elizabeth und Philipp einer angeblichen russischen Nazi-Kollaborateurin nachstellen. Folgen von dieser Intensität und nachhallenden Wirkung hätte ich mir mehr gewünscht. Stattdessen langweilte ich mich eher durch die russischen Untertitel, die Oleg Burov im heimatlichen Moskau in seinem neuen Job als Anti-Korruptions-Cop gemeinsam mit seiner Familie und Kollegen produzierte. Dass anders als in den bisherigen Staffeln diesmal kein emotionaler Tiefschlag als Rausschmeißer anstand, trieb die Wertung dann endgültig ins „Befriedigend“.

GESAMTWERTUNG: 4,82 PUNKTE (befriedigend)

VEEP (SEASON 6)

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Ende Drama. Nachschlag Comedy. Zwei Serien dürfen noch ihre Wertungen einreichen für die TV Saison 2016/17. Und „Veep“ haut in der Hinsicht wieder mächtig rein. Genauer gesagt: Mit dem bisher besten Schnitt seit ich die Show verfolge. Das muss man im sechsten Jahr und im kompetenzfreien Zeitalter des Donald J. Trump auch erst einmal hinkriegen.

Ist man erst mal angefixt von der Chaotentruppe um Mrs. Meyers gibt es kein Entrinnen. Niemand ist so von sich eingenommen wie Selina, keiner so devot wie Gary, keiner so spackig wie Jonah Ryan, keiner so schusselig wie Mike, keiner so zynisch und beleidigungskreativ wie Amy, Kent, Dan, Ben und der Rest der Bande. Fehlen eigentlich nur die extrem trockenen Bemerkungen von Sekretärin Sue, die aber leider nicht mehr mit von der Partie ist. „Best insults in a TV show“ könnte man übrigens auch mal als Kategorie einführen, fällt mir da ein. „Veep“ würde auf Jahre hinaus unschlagbar sein.

GESAMTWERTUNG: 5,70 PUNKTE (sehr gut)

SILICON VALLEY (SEASON 4)

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Die Wertung „sehr gut“ vergebe ich ja eher selten bei Comedy-Serien. Dafür muss man frisch sein, darf nicht einrosten, sich nicht auf den Gag-Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen. „Silicon Valley“ schafft das dieses Jahr erneut: Jian-Yangs Wurst-App, Big Heads Professur, Gavins Blut-Junge, der Patent-Troll, ein Wiedersehen mit Haley Joel Osment als Virtual Reality-Revolutionär, Dineshs Umgang mit seiner Freundin, Richards Macken, Jareds Gewissensbisse, Erlichs Trip nach Tibet und Gilfolyles aufopfernder Server Anton – allesamt kleine Story-Leckerbissen mit Witz, liebevoll angerichtet und gerne mal ein wenig drüber serviert. Wertungen durchgehend entweder 5,0 und 5,5 Punkte. Ich setze ein TAB (kein SPACE):    Respekt.

GESAMTWERTUNG: 5,50 PUNKTE (sehr gut)

Demnächst:

Preacher, Season 2 (sehr gute Einstiegsfolge, Stichwort „Come On Eileen“)

House Of Cards, Season  5 (Spacey und Wright wie gewohnt souverän, aber die Story dieser Staffel leidet eher unter der momentanen politischen Realität in Washington als etwa ein „Veep“)

107 (Mai 2017)

4 Mai

Im April gab es keinen neuen Seriencheck. Der Grund: Ich wollte unbedingt noch die Starts von zwei neuen Shows mitnehmen, von denen ich mir sehr viel erwartet habe. Siehe – Achtung, Spannungsaufbau! – die letzten beiden Besprechungen.

TRIAL & ERROR (SEASON 1)

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Im Namen des serienschauenden Volkes ergeht folgendes Urteil:

Die Show „Trial & Error“ wird dazu verurteilt, von mehr Zuschauern gesehen zu werden. Denn sie war in ihren insgesamt 13 Episoden durchgehend lustig, teils herrlich doof und oft zum An-die-Stirn-klatschen albern. Das hohe Gericht wünscht eine Fortsetzung. 

Gegen dieses Urteil ist das Rechtsmittel der Berufung nur dann zulässig, sobald der Antragsteller 13 Folgen der aktuellen Staffel „The Big Bang Theory“ gesichtet und dabei durchgehend Lachanfälle bekommen hat. 

Also nie. Ätsch.

Dem schließe ich mich vollumfänglich an. Einfach eine schön dusselige Law-Comedy, ohne dass der Humor primitiv unter der Gürtellinie herumturnen musste. Könnte in der Saison-Endabrechnung den Titel „Beste neue Comedyserie“ einheimsen.

GESAMTWERTUNG: 5,14 Punkte (gut)

HOMELAND (SEASON 6)

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Nach der eher durchschnittlichen 5. Staffel mit dem Wirkungskreis Berlin befasst sich Homeland diesmal mit den Problemen zuhause. Dort kann der Feind nämlich auch mal gerne lauern statt in Afghanistan, Syrien oder Iran. Siehe Populismus, mediale Manipulation, Lügen. Wie von der Serie mittlerweile gewohnt, baut sie ihre Geschichte lange auf, lässt sich mit der Entwicklung der Figuren und Ereignissen Zeit und feuert zum Ende hin alles raus, was sich angestaut hat. Schauspielerisch wie gewohnt hochklassig besetzt, entschädigt das letzte Drittel der Staffel für alle vorigen Momente, in denen man als Zuschauer eher berieselt denn gepackt worden war. Das Finale schließlich – gerne bei Homeland ja mehr stiller Nachklapp als fulminante Explosion – bietet großartig inszenierte Action, Heldendrama und Wirkungstreffer in der Magengrube.

Damit geht es erneut locker über die 5 Punkte-Grenze. Auch nach 6 Staffeln darf man festhalten: Das Dramakonzept hinter Homeland wirkt immer noch.

GESAMTWERTUNG: 5,20 Punkte (gut)

THE WALKING DEAD (SEASON 7)

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Was man von „The Walking Dead“ leider nicht behaupten kann. Gerade mit Blick auf ein Finale, das mich enttäuscht, ja richtiggehend verärgert hat. Ich halte Rick Grimes und seinem geplagtem Gefolge trotz vieler Qualitätsschwankungen weiterhin die Treue. Eben weil die Show neben gepflegten Langeweilern auch richtig gelungene Folgen abwerfen kann.

Ja, und damit meine ich Episoden mit Negan, dem brutal grinsenden Oberbösewicht. Ich wiederhole mich da gerne, aber ohne ihn wäre diese Staffel eine einzige Ödnis geworden. Dass man an vielen Stellen die Strahlkraft der Rolle von Jeffrey Dean Morgan beschädigt, teilweise der Lächerlichkeit preisgegeben hat, ist einer der Gründe, weshalb am Ende eine der schlechtesten Seasons für „The Walking Dead“ steht. Denn für mich funktionierte bis dahin dieses Bedrohungsszenario durch einen sadistischen Tyrannen, der über das Leid der von ihm unterdrückten Menschen lacht.

Die zweite Hälfte der Season baute lange auf, alles war auf eine endgültig alles entscheidende Konfrontation gerichtet. Anders ausgedrückt: Das Finale sollte die eher dahindümpelnde Handlung in den Folgen zuvor (Ausnahme: 7×13 Bury Me Here) vergessen machen und abliefern. Ich werde nichts spoilern, sondern nur auf meine Wertung für die letzte Folge verweisen. 3,0 Punkte. Die ziehe ich eigentlich nur, wenn eine Folge mich geärgert hat. Was „The First Day of the Rest of Your Life“ wirklich einwandfrei gelungen ist. Hier vereint sich leider so ziemlich alles, was Kritiker und Aussteiger der Show vorwerfen, Stichwort: unlogisches bis dummes Handeln und Geschehen.

Am Ende rettet sich „The Walking Dead“ knapp aus der Durchschnittlichkeit, weil einige Folgen mit Negan zuvor für ein sattes Wertungspolster gesorgt haben. Wer mit dieser Figur allerdings schon nichts anfangen konnte, darf gerne einen Zähler vor dem Komma abziehen.

GESAMTWERTUNG: 4,60 Punkte (befriedigend -)

BETTER CALL SAUL (SEASON 3)

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Die einen feiern jede einzelne Episode ab und diskutieren, ob die Show jetzt schon besser ist als „Breaking Bad“, die anderen schnarren mürrisch“style over substance, pfft“ und legen sich wieder zur Seite. „Better Call Saul“ ist noch nicht der einmütig besungene Knaller, den man sich erhofft hatte. Auch ich tue mich da weiterhin schwer. Denn so sehr man von der Inszenierung angetan sein darf, so wenig kann mich vor allem die Story um Jimmy McGill in ihren Bann ziehen. Dass ich die Figur der Kim Wexler eher langweilig finde, macht es nicht einfacher.

Von der Eröffnungsfolge war ich entsprechend wieder eher unterwältigt. Ein typischer 4,5er, also befriedigend, mehr aber auch nicht. Richtig nach unten werten kann man bei der Show eigentlich nicht, dafür ist sie schlicht zu hochwertig in Szene gesetzt. Mittlerweile aber ist der nächste wohlbekannte Charakter aus „Breaking Bad“ am Start und zumindest bei mir wieder das gewisse Kribbeln da. Gut möglich, dass er und Mike Ehrmantraut im Zusammenspiel die Wertungen merklich nach oben schieben können.

Nachtrag: Die vierte Episode („Sabrosito“) ist denn auch absolut auf „Breaking Bad“-Niveau angesiedelt. So kann es weitergehen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 4 EPISODEN: 5,23 Punkte (gut)

TENDENZ: 5,0 – 5,5 Punkte

FARGO (SEASON 3)

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Irgendwo in Minnesota, 2010. Die Gebrüder Emmit und Ray Stussy (Ewan McGregor in einer Doppelrolle) streiten sich ums Erbe. Der eine ist erfolgreicher Unternehmer im Bereich Parkplätze, der andere ständig mittelloser Bewährungshelfer, der seinen Bruder als Grund für seine eher bescheidene Existenz ansieht. Ihre Zwistigkeiten führen zu einem Mord, in dem die örtliche Polizeichefin Burgle (Carrie Coon, „The Leftovers“) ermittelt. Als ob das nicht schon genug des Dramas wäre, unterwandert die Mafia auch noch die Firma von Emmit.

Wow. Das wird wieder groß. Bin ich mir sicher.

Okay, in längeren Sätzen: Allein die beiden extrem unterschiedlichen McGregors sind schon die Eintrittskarte wert. Dazu spielen noch die wunderbaren Carrie Coon und Mary Elizabeth Winstead („Braindead“), Michael Stuhlbarg („Boardwalk Empire“) und der mir bisher unbekannte David Thewlis („Harry Potter and the Deathly Hallows“). Letzterer löst in jeder Szene diesen wohligen Schauer des Angewidertseins und der Furcht aus. Und dieses Mal bin ich auch vorbereitet, falls sich Hauptautor Noah Hawley abseits der Geschichte wieder etwas völlig Verrücktes einfallen lassen sollte.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 5,60 Punkte (sehr gut) 

TENDENZ: 5,5 – 6,0 Punkte

THE LEFTOVERS (SEASON 3)

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Wir bleiben in Miracle, Texas. Drei Jahre sind vergangen, es steht der siebte Jahrestag der „Sudden Departure“, also des Verschwindens von 2% der Weltbevölkerung, an. Grund genug, dass allerorten die Apokalypse herbeigerufen oder gar -gesehnt wird. Mittendrin: Polizeichef Kevin (Justin Theroux) und seine Lebensgefährtin Nora (Carrie Coon). Kurz gefasst: Es wird wieder schlimm.

Wen der „Leftovers“-Virus erstmal gepackt hat, kommt nicht mehr davon los. Was in den bisher zwei Episoden gezeigt wurde, ist wieder ein Parforce-Ritt über die Klaviatur der Gefühle, ein Festival der Seltsamkeiten, die TV-Version von WTF und OMG. Allerdings nur für Menschen, die die Enttäuschung von LOST hinter sich gelassen haben und nochmal in eine Welt voller „mystery, emotion and weird shit“ eintauchen wollen. Wer sich darauf einlassen kann, dürfte reichlich belohnt werden. Das wage ich zumindest nach diesem fulminanten Auftakt zu behaupten.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 5,90 Punkte (sehr gut +)

TENDENZ: 5,5 – 6,0 Punkte

VEEP (SEASON 6)

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HBO-Comedy-Selbstläufer #1. Ex-Präsidentin Selina Meyers kümmert sich um ihr politisches Erbe und will das größte Ziel ehemaliger Amtsinhaber verwirklichen: Eine eigene Bibliothek. Geld dafür soll über ihre Stiftung The Meyer Fund for Adult Literacy… and AIDS… and The Advancement of Global Democracy hereinkommen. Jonah Ryan ist weiterhin der größte Spacken des US-Kongresses. Die anderen Charaktere haben zum Teil neue Jobs, in denen sie herrlichen Mist bauen. Zusammengefasst: „Veep“ kommt der Präsidentschaft von Donald Trump in ihrer Peinlichkeit, Fremdscham und Planlosigkeit weiterhin am nächsten.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 3 EPISODEN: 5,43 Punkte (sehr gut -)

SILICON VALLEY (SEASON 4) 

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HBO-Comedy-Selbstläufer #2: Richard konstruiert ein neues Internet, Dinesh stylt sich die Haare neu, der Piper-Chat trägt ein unangehmes Geheimnis in sich. Die Show läuft wie von Gilfoyle programmiert – stabil, 100% Humorauslastung, aber auch böse und abgründig. Weiterhin das Beste, was aus der Schnittmenge zwischen IT und Comedy geschöpft werden kann und derzeit auf dem Bildschirm flimmert.

DURCHSCHNITTSWERUNG NACH 2 EPISODEN: 5,30 Punkte (gut)

 
THE HANDMAID’S TALE (SEASON 1)

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Hulu bringt den weltbekannten dystopischen Roman von Margaret Atwood auf den Bildschirm. Infolge mehrerer nuklearer Katastrophen ist die Menschheit von Sterilität bedroht. Ein Putsch bringt eine christlich-fundamentalistische Gruppierung an die Macht, die Frauen entrechtet und als Gebärsklaven für ihre Elite heranzieht. Protagonistin der Geschichte ist die Magd Offred (Elisabeth Moss, „Mad Men“), deren Leben und Leiden im Haus des örtlichen Kommandanten (Joseph Fiennes, „Shakespeare in Love“) und dessen Frau Serena Joy (Yvonne Strahovski, „Dexter“, „Chuck“) erzählt wird. Zusammen mit Magd Ofglen (Alexis Bledel, „Gilmore Girls“) denkt sie darüber nach, Widerstand zu leisten.

Keine schöne neue Welt. Aber verdammt faszinierend düster, erschreckend und beklemmend. Innerhalb der bisherigen drei Folgen hatte ich mehrfach den berühmten Kloß im Hals angesichts der Lehren und Handlungsweisen des theokratischen Regimes. Neben den oben erwähnten, bekannten Namen ist besonders Ann Dowd („The Leftovers“) hervorzuheben, die einem in ihrer Rolle der Erzieherin Aunt Lydia die Gottesfürchtigkeit unter die Gänsehaut treibt. Ich kenne die Buchvorlage nicht, aber ich gehe davon aus, dass sie noch mit einigen emotionalen Tiefschlägen aufwarten wird. Jetzt schon eine dicke Empfehlung von mir für Freunde der dystopischen Erzählung. Eine zweite Staffel wurde bereits geordert

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 3 EPISODEN: 5,43 Punkte (sehr gut -)

TENDENZ: 5,5 – 6,0 Punkte

AMERICAN GODS (SEASON 1)

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Direkt die nächste Bestsellerverfilmung auf einem noch nicht so sehr bekannten Sender: Starz präsentiert Neil Gaimans „American Gods“, in dem die alten Götter auf die Erde zurückkehren, um die neuen Götter zu bekämpfen.

Und bei dem der Zuschauer ohne Kenntnis des Buches zumindest in der Pilotfolge in vielen Szenen keine Ahnung hat, was und wie um ihn herum geschieht. Das kann ich jedenfalls schon mal bestätigen. Denn so verwirrt war ich das letzte Mal beim Auftakt von „Preacher“. Allerdings weicht diese Ahnungslosigkeit immer mehr dem Staunen darüber, was „American Gods“ an denkwürdigen Momenten auffährt. Bereits der Einstieg mit einer Gruppe Wikinger, die das amerikanische Festland betreten und einen aufopferungsvollen Weg finden, um wieder von dort wegzukommen, haut rein wie ein Tritt auf den Solarplexus: Optik und Inszenierung à la 300 (oder wie bei dem sendereigenen „Spartacus“, nur eben in edler Aufmachung) lassen einen als Zuschauer zuerst mal einen ehrfürchtigen Schritt mit dem Sessel nach hinten rücken. Was Ian McShane („Deadwood“) und Ricky Whittle („The 100“) im späteren Verlauf erleben, setzt im Fernsehen neue Maßstäbe in Sachen WTF und OMG – diesen Titel muss ich somit dem weiter oben besprochenen „The Leftovers“ leider für den Moment aberkennen. Bleibt die Frage, ob nicht die Gefahr besteht, von diesem sich sehr schräg drehenden Karussell irgendwann herauskatapultiert zu werden. Das dürften die nächsten Folgen zeigen. Für den Start gebe ich ein „sehr gut“ mit starker Tendenz zum „überragend“.

ERSTEINSCHÄTZUNG NACH DEM PILOTEN: 5,5 Punkte (sehr gut)

TENDENZ: 5,5 – 6,0 Punkte

96 (Mai 2016)

11 Mai

Ja, ich habe den Seriencheck schleifen lassen, letzten Monat gab es überhaupt keinen.
Beschwerden dahingehend bitte in mehrfacher Abschrift an YouWillDie@DarkSouls3 und demnächst LooksAwesomeMustBuyItNow@Uncharted4. Nun aber zu den frisch abgeschlossenen TV-Serien.

11.22.63 

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Hat mich schon bei meinen ersten niedergeschriebenen Eindrücken überzeugen können und vermochte dieses Niveau bis zum Schluss der insgesamt 8 Episoden zu halten. Ich bin zugegeben mit der Buchvorlage nicht vertraut, aus eben dieser Ecke habe ich ein paar kritischere Stimmen zur Serie gelesen. Für mich war das ein rundes Finale, spannende Momente, stimmige Eindrücke aus der Zeitperiode um die Ermordung Kennedys, ein gut aufgelegter James Franco, eine mich nicht im geringsten störende Liebesgeschichte und als letzter Pluspunkt: Meine nicht zu verleugnende Verschossenheit in Sarah Gadon. Wie bereits erwähnt, ist die Show mehr locker aufbereitete Zeitgeschichte denn Zeitreise, da sollte man schon mit den richtigen Vorstellungen herangehen. Wegen des gelungenen Abschlusses hieve ich das Ganze knapp auf die Wertung „sehr gut“

GESAMTWERTUNG: 5,45 Punkte (sehr gut)

BETTER CALL SAUL (SEASON 2)

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Das ist schon ein mit Wertungswerkzeugen härter zu bearbeitender Brocken. Ich liebe Breaking Bad, ich liebe die Figuren Jimmy McGill (Bob Odenkirk) und vor allem Mike Ehrmantraut (Jonathan Banks), ich liebe die Inszenierung, die kleinen Feinheiten in der Bildkomposition, die Kameraführung mit ihren Spielereien, die Anbindungen und Anspielungen an die Hauptserie. Bevor ich nun vor Freude und Liebe kollabiere, muss ich das große Aber einfügen:

Aber die Geschichte hat mich nicht gepackt. Vor allem jene des titelgebenden Helden. Jonathan Banks arbeitet weiter an der Legende der obercoolsten Sau im US-Fernsehen, die sich um ihn drehenden Handlungsstränge habe ich samt und sonders mit zwei erhobenen Daumen verfolgt. Die Anwaltserlebnisse von Jimmy hingegen fand ich ziemlich unspektakulär an mir vorbeiwehend. Ab und an ein kleiner Moment des Lächelns und Nickens, allerdings hatte ich mir doch etwas mehr erwartet. Es ist nun mal noch nicht der Saul Goodman, den man kennen und lieben gelernt hat. Schließlich konnte ich der Figur der Kim Wexler leider immer noch nicht allzu viel abgewinnen angesichts der Tatsache, dass sie durchaus beträchtliche Screentime in Anspruch nimmt. Sehr spät fährt die Show das große emotionale Geschütz auf, schafft allerdings im Finale keinen großen Spannungsmoment mehr.

Wertungsmäßig hielt sich „Better Call Saul“ wegen der oben angepriesenen Vorzüge durchgehend bei 5 Punkten, ging aber auch nie darüber hinaus. Letzten Endes landet Vince Gilligans Werk in der zweiten Saison knapp in diesem Bereich. Wer von der ruhigen Machart begeistert ist, darf die Show gerne als von mir unterbewertet ansehen; ich für meinen Teil hätte mir ein bisschen mehr Wumms anstelle gemächlich vor sich hin zündelnder Lunte erhofft.


GESAMTWERTUNG: 4,95 Punkte (gut)

VINYL (SEASON 1)

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Das, was ich oben drüber geschrieben habe. Ersetze Jimmy McGill durch Richie Finestra (Bobby Cannavale), Mike Ehrmantraut durch Zak Yankovich (Ray Romano). Ganz ehrlich, Ray Romano fand ich super in der Serie. Als Anpreisungsobjekt werfe ich noch den richtig geilen ’70er Jahre-Soundtrack und den Blick hinter die Kulissen einer Plattenfirma zur Hochzeit der Musikproduktion rein. Von der Story allerdings habe ich, mitvernebelt von den Koks-Exzessen des Protagonisten, eher wenig in Erinnerung. Bei mir wurden durchaus Assoziationen zu „Boardwalk Empire“ wach, das auch gerne mal Geschichten in den Mittelpunkt stellte, für die ich mir einen kleinen, exklusiven Szenen-Vorspulknopf gewünscht hätte. Und wenn ich schon Vergleiche zu „Better Call Saul“ anstelle: Die „Nasty Bits“ sind die musikalischen Kim Wexler der Show. Sorry. Dafür spielt ihr Manager einen richtig geilen Blues.

Fazit: Gute Show, mehr noch nicht. Ich freue mich aber auf die weiteren Abenteuer von Richie & Co und bin guter Dinge, dass in der nächsten Staffel storymäßig ein paar Schippen draufgelegt werden.

GESAMTWERTUNG: 5,00 Punkte (gut) 

BROOKLYN NINE-NINE (SEASON 3)

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Ganz klarer Anwärter auf die beste Comedyserie dieser Saison. Erstklassige Show, toller Cast, von der jeder einzelne Charakter klasse Gags raushauen kann, keine Ausfälle. Mein Bruder wurde zwar mit dem spät in der Show auftauchenden Ermittler Pimento nicht so recht warm, aber meiner Meinung nach steckt in dieser Polizei-Comedy dermaßen viel Qualität und Potenzial, dass da so schnell nichts die gute Stimmung beim Sehen trüben kann. Ach ja, die Halloween-Episode erhielt die selten gezogene Höchstwertung von 6,0 Punkten.

Genug der Lobhudelei. Wegtreten. Captain Holt out.

GESAMTWERTUNG: 5,53 Punkte (sehr gut)

DR. KEN (SEASON 1)

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Dr. Ken ist ein Beispiel für eine Serie, die ich bis zum Ende der Staffel verfolgt habe, obwohl sie wertungsmäßig immer nur 4,0 oder 4,5 Punkten ablieferte. Von daher eigentlich kein Kandidat für diese Art von Treue, aber ich sehe nun mal ganz gerne Ken Jeong und Dave Foley bei ihrer gegenseitigen Fopperei während der Arbeit zu. Wegen dieser beiden Figuren bleibe ich auch dran, der Rest der Crew hinkt leider mit weitem Abstand hinterher. Was auch der Grund ist, weshalb es schlicht für höhere Wertungsweihen nicht reicht. Meistens ordentlich, aber desöfteren eben nur durchschnittlich, die zwanzig Minuten sind halt auch schnell mal weggeguckt. Eine Fortsetzung ist aktuell noch in der Schwebe, für mich müsste man bei den Nebencharakteren zulegen.

GESAMTWERTUNG: 4,34 Punkte (durchschnittlich)

BASKETS (SEASON 1)

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Hat sein Potenzial leider nicht so ganz ausschöpfen können. Zach Galifianakis in einer Doppelrolle liest sich schon mal gut, das Ganze hat auch durchaus seine Momente, zudem kann ich mich weiterhin an jeder Szene mit Louie Anderson in seiner Rolle als resolute Mama Baskets erfreuen. Dennoch überlagert mir viel zu oft Leerlauf die Show, gute Episoden werden von leidlich durchschnittlichen egalisiert, Absurdität wechselt sich mit Stillstand ab. Vor allem die letzten Episoden der Staffel haben mich eher enttäuscht zurückgelassen. Eine zweite Season ist bereits abgesegnet und ich werde wegen der guten Ansätze zu Beginn wohl wieder reinschauen. Insgesamt eher etwas für Fans von Comedy im Stile von „Louie“, ohne das „Baskets“ an dessen Glanzmomente herankommen kann.

GESAMTWERTUNG: 4,60 Punkte (befriedigend)

DICE (SEASON 1)

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Andrew Dice Clay hat seine besten Zeiten hinter sich. Damals, Ende der 80er/Beginn der 90er, war er die lässige Bühnensau, ein vor ausverkauftem Haus auftretender Comedyprovokateur-Proll mit hochversauter Klappe und einer Kippe an den Lippen, die er sich gerne mit um dem Kopf geschlungenem Arm in den Mundwinkel fluppte. Selbstverständlich hält diese Nummer nicht ewig, genausowenig wie bei uns ein Ingo Appelt auf Dauer damit durchkam, auf der Bühne das Wörtchen „ficken“ auszusprechen. Heute ist Dice eher stämmig, lebt in Las Vegas mit seiner Freundin Carmen (Natasha Leggero) plus Dauerkumpel Milkshake (Kevin Corrigan) und versucht, über die Runden zu kommen.

Eine Mischung aus „Californication“, „Curb Your Enthusiasm“ und „Episodes“. In Vergessenheit geratener, alter starrsinniger Mann gibt nicht auf, cool zu bleiben. Läuft gerade mal sechs Episoden lang und ist durchaus unterhaltsam. Sofern man mit deftigen Fluchereien und dem anrüchigen Kram rundum Las Vegas etwas anfangen kann. Für die Vorbilder reicht es allerdings insgesamt nicht.

GESAMTWERTUNG: 4,58 Punkte (befriedigend)

LIFE IN PIECES (SEASON 1)

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Ich weiß gar nicht, wie die Show in der Gunst des amerikanischen Fernsehpublikums steht. Ist sie beliebt oder guckten sie die Amis direkt nach dem weiterhin sklavisch verfolgten „The Big Bang Theory“ einfach weg? Wie auch immer, für mich ist „Life In Pieces“ der beste Comedy-Newcomer dieser Saison. Sympathischer Cast, herausragende humorige Einzelkämpfer des Familien-Alltags wie Colin Hanks („Fargo“) und Dan Bakkedahl („Legit“), auf den Punkt gebrachte Mini-Storys. Vergleiche mit der überragenden ersten Staffel von „Modern Family“ sind freilich noch zu weit hergeholt, die spielte damals in ihrer eigenen Klasse. Allerdings lässt „Life In Pieces“ deren aktuelle siebte Ausgabe locker hinter sich. Wer reinschauen will, bleibe mindestens bis zur dritten Folge „Sleepy/Email/Brunch/Tree“ dran, die bei mir den 6er einheimsen konnte. Den Piloten hatte noch mit 4,5 Punkten verbeschieden, aber mit dem Baumdrama hatte die Großfamilie Short mich endgültig für sich gewonnen.

GESAMTWERTUNG: 5,30 Punkte (gut)

THE WALKING DEAD (SEASON 6)

the+Walking+Dead+Season+6+comic+con+poster

Rick Grimes und seine Truppe konnten tatsächlich in der Rückrunde der 6. Staffel dicke zulegen. Ich meckere ja desöfteren an der Show herum, dass sie gerne mal ihre unbestrittenen Qualitätsmomente präsentiert, um kurz danach durch ein paar Langweilerfolgen die aufgebaute Mauer aus Hoffnung mit dem Hintern voraus wieder einzureißen. Die Folgen 6×09-6×16 sind allerdings richtig, richtig gut geworden. Die Auseinandersetzung mit anderen Gruppierungen bringt einen Grad an Spannung, Drama und Mitfiebern, der beim schnöden Zombiedahinmetzeln auf Dauer einfach nicht erreicht werden kann. Über das Finale mit Cliffhanger kann man ein wenig streiten, von meiner Warte aus bleibt eine der besten Halbserien in der Geschichte der wandelden Toten. Hätten die ersten 8 Episoden nach gutem Start nicht ein paar Aussetzer gehabt, wäre diesmal das „sehr gut“ drin gewesen.

GESAMTWERTUNG: 5,30 Punkte (gut)

Demnächst die Neustarts featuring:

Game Of Thrones, The Americans, House Of Card, Crowded, Silicon Valley, Veep, The Odd Couple, The Path

94 (März 2016)

9 Mär

Diesmal mit ein paar Neustarts und dem tiefsten Wertungsknick in der Geschichte dieser Kolumne. Den angekündigten Mid-Season-Seriencheck werde ich in ein paar Tagen nachreichen, der ist auch mittlerweile zeitablaufstechnisch eher zum Telegramm geworden.

Hier noch die Liste der prominenten, von mir abgesetzten Shows: „The Big Bang Theory“, „The Muppets“ und „The Grinder“. Keine gute Zeit für Shows, die mit „The“ beginnen.

THE X-FILES (SEASON 10)

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Fängt der schon wieder mit Akte X an? Das hatten wir doch bereits letzten Monat!
Korrekt. Aber erstens steht hier nun die Abschlussnote für die komplette Staffel an (die eben nur sechs Episoden enthielt) und zweitens muss ich an vorderster Stelle all denen, die nach meinen Eindrücken im letzten Seriencheck schon vor Euphorie ins nachgebaute UFO steigen wollen, leider die Einstiegsleiter umtreten. Denn die abschließenden beiden Folgen sind richtig übel in die Hose gegangen. War S10E04 „Home Again“ noch eine solide „Monster of the Week“-Ausgabe mit ein wenig Trauer-Drama, rissen „Babylon“ und „My Struggle II“ die Wertungskurve derb nach unten.

„Babylon“ legt eine vor Klischees strotzende Terroristen-Story vor und mischt sie mit einem in diesem Zusammenhang vollkommen unpassendem, surrrealem Drogentrip. Ich wäre milder gestimmt gewesen, hätte man den lustig gemeinten Part in einer eigenen Episode verwurstet (wobei man ja mit „Mulder & Scully meet the Were-Monster“ bereits eine aus dem Rahmen fallende Geschichte präsentiert hatte). So allerdings wurde es ein herzhafter Griff in den Fettnapf der falschen Tonalität, was mich richtiggehend verärgert hat. Dazu kamen nicht zu übersehende Logiklöcher und die Einführung eines Agentenpaares, das man hoffentlich nicht als Next-Generation-Team für eine etwaige Fortsetzung im Auge hat.

Das Staffelfinale schließlich geriet als eine wilde, wirre Aneinanderreihung von Verschwörungstheorien, schlecht inszenierter Apokalypse, dezent lächerlicher Rettung und einem Cliffhanger, der bei mir eher Kopfschütteln als Lust auf weitere Ermittlungen in diesem Storybogen auslöste. Man muss es so hart sagen, aber Chris Carter und die Autoren haben mit diesem schiefen Schlussakkord einiges von dem eingerissen, was sie zuvor mehr als ordentlich aufgebaut haben.
So reicht es trotz des starken Starts am Ende doch nur für ein knappes „Befriedigend“. Schade.

GESAMTWERTUNG: 4,60 PUNKTE (befriedigend) 

BASKETS (SEASON 1)

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„Baskets“ erzählt die Geschichte von Chip (Zach Galifianakis), der sein Leben als Clown verbringen möchte und nicht nur einmal mit diesem Karrieretraum an die Grenzen der Realität stößt. Produziert von Louis C.K. („Louie“).

Als Fan des bärtigen, immer etwas neben der Spur wirkenden Comedians Galifianakis, dessen Witz vielschichtiger ist als in seiner Rolle in den Hangover-Filmen, war die Show ein klarer Fall für meine Guckliste. Die Show lebt von ihrer verschrobenen Sonderbarkeit, der Verwurzelung des Dramatischen im Lustigen, es gibt keine Schenkelklopfer zu beglucksen, sondern eher stille Momente der Absurdität zu erleben. Kurz gefasst: Wer schon bei „Louie“ nicht so recht weiß, wo und wann er die Mundwinkel anheben soll, dürfte auch mit „Baskets“ nicht glücklich werden. Mir gefällt neben Zach vor allem Louie Anderson in der Rolle der Mutter, der auf seine unnachahmlich tantenhafte Art wirklich alle Szenen an sich reißt und ein Highlight jeder Episode bildet. Manchmal allerdings scheint gar nichts zu passieren und die Show wirkt auf mich so unterhaltsam wie die Gesichtszüge von Chips‘ Anhängsel und Versicherungsagentin Martha.

Insgesamt eine schwierig zu bewertende Angelegenheit und definitiv nicht jedermanns Seriengeschmack, aber ich bleibe weiterhin dran, zumal eine zweite Staffel bereits gesichert ist. Wertungstechnisch pendelt es bis dato irgendwo zwischen befriedigend und gut, aber anders als bei vielen Comedy-Serien, die auf einem Niveau verharren, schwingt bei „Baskets“ immer das Potenzial mit, kleine Humor-Perlen in einer Folge zu finden.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 4 EPISODEN: 4,70 PUNKTE (befriedigend)

BETTER CALL SAUL (SEASON 2)

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In der Ruhe liegt die Kraft, im ruhigen Aufbau und der bedächtigen Erzählweise von „Better Call Saul“ hoffentlich auch. Denn so sehr ich vor Inszenierung, Kameraarbeit, Dialogen und natürlich den Schauspielern den Hut ziehe, so sehr fehlt mir der Zug in der Geschichte. Da werden natürlich Erinnerungen an manche Breaking Bad-Episode wach, die auch mal gerne nur vor sich hinblubberte. Dort allerdings kam es immer wieder zu mitreißenden Eruptionen, die mir bei „Better Call Saul“ bis hierhin fehlen. Mit Sicherheit wird Vince Gilligan da noch das ein oder andere As ziehen, im Vergleich zu Shows wie etwa „Fargo“ schafft es sein derzeitiges Projekt aber nicht, durchgehend zu fesseln und mir höhere Wertungen als die 5,0 zu entlocken.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 3 EPISODEN: 4,83 PUNKTE (befriedigend)  

THE REAL O’NEALS (SEASON 1)

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Nach den Afro-Amerikanern („Black-ish“)und den Asia-Amerikanern („Fresh Off The Boat“, „Dr. Ken“) präsentiert ABC nun die eigene Comedy-Show für amerikanisch-irische Katholiken. Willkommen bei den O’Neals, der perfekten, gottesfürchtigen Familie, deren nach außen hin zelebrierte heile Welt bereits in der Pilotfolge krachend in sich zusammenbricht.

Drüben bei den Serienjunkies direkt verrissen, fand ich den Auftakt jetzt nicht so schlimm. Vor allem mochte ich Noah Galvin als nervös-hibbeligen Teenager, der sich sexuell outen muss. Mama O’Neal Martha Plimpton hat seit „Raising Hope“ eh einen Stein bei mir im Brett und die ganze zwanghafte „Achgottchen, was denken wohl die Leute von uns?“- Gedankenschiene ist meiner Meinung nach so peinlich, dass sie fruchtbaren Boden für eine Komödie bietet. Ja, das Aufplatzen der Familien-Idylle am Ende des Piloten war holzhammerhaft, auch in der zweiten Folge setzt man mit der Präsentation der jüngsten Tochter zu plump an, um das tratschige Getuschel anzuheizen. Aber die Show hat andererseits durchaus nette Ansätze, so dass ich mir den gesellschaftlichen Niedergang der O’Neals mal noch weiter anschauen werde.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 4,50 PUNKTE (befriedigend)      

VINYL (SEASON 1)

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New York, 1973: „Vinyl“ entführt uns in die Welt des Plattenfirmen-Bosses Richie Finestra (Bobby Cannavale, „Boardwalk Empire“), der gerade dabei ist, sein Label American Century Records an den deutsch-holländischen Konzern Polygram zu verkaufen. Im Mittelpunkt: 70er Jahre-Musik, Intrigen, Deals, Geld, Sex und Koks, bis der Schneemann weint.

Knapp zwei Stunden zum Auftakt sind schon mal eine Ansage. Aber wenn Martin Scorsese und Mick Jagger hinter einer Show stehen, wird halt geklotzt statt gekleckert. Als bekennender Rockmusik-Fan hat mich der Pilot schon alleine aufgrund des großartigen Soundtracks sofort in seinen Bann geschlagen. „Everybody Loves Raymond“ Ray Romano in einer etwas anderen Rolle fand ich schwer unterhaltsam, da steckt noch einiges an Potenzial drin. Die Kabbeleien mit den deutschen Juristen, die Verhandlungen mit dem schillernden Manager von Led Zeppelin, der Rückblick auf Finestras Ursprünge – alles wohlwollend von mir abgenickt. Weniger gut gefielen mir die ausschweifenden Drogentrips des Protagonisten, die die Geschichte nicht recht voranbringen. Auch hat der familiäre Plot noch Luft nach oben. Für den Piloten ziehe ich lässig die 5 Punkte und hoffe auf ständig bessere Auskopplungen.

ERSTEINDRUCK: 5,0 PUNKTE (gut)

86 (Mai 2015)

5 Mai

Letzten Monat gab es keinen Seriencheck, dafür platzt der im Mai fast aus allen Nähten. Staffeln, Serienfinals, Neustarts, eine deutsche (Mini)-Serie und möglicherweise eine neue Unterkategorie namens „NotMyKindOfShow“. Was allerdings nicht schlimm ist, denn es kommt mittlerweile so viel Zeugs raus, wenn ich das alles prima finden würde, müsste ich mich direkt im Fernsehzimmer einzäunen wie einst Al Bundy.  Zum Start kümmere ich mich heute um Serien, die ich komplett gesehen habe, der Rest folgt im Laufe des Monats.

BETTER CALL SAUL (SEASON 1)

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Die Frage, die sich alle Walter White-Jünger stellen, wird hier und jetzt unmissverständlich beantwortet: Ist es so geil wie „Breaking Bad“?

Naja, schon, aber…also… ich sag mal: Vergleicht man die jeweils ersten Staffeln, liegt „Better Call Saul“ vorne. Aber an „Breaking Bad“ in seiner Blütezeit kommen die Abenteuer von Slippin‘ Jimmy noch nicht heran.

Viel von ihrer Wertigkeit erlangt die Show ohne Zweifel durch ihre handwerklich überragende Machart und den Auftritt bekannter Gesichter aus dem Universum der Crystal-Meth-Saga. Mit der Figur des Mike Ehrmantraut hat man nicht nur einen Charakter, von dem man weiß, wie großartig er noch werden wird, sondern auch den Schauspieler Jonathan Banks, der in der besten Episode der Serie (Five-O) den Zuschauer mit seiner Darstellung emotional packt und nicht mehr loslässt.

Der Rest der gerade mal 10 Episoden bleibt stets auf einem guten bis sehr guten Niveau, an manchen vom Aufbau sehr gemächlich vorangehenden Stellen hätte ich mir aber mehr von Sauls Eskapaden gewünscht, die wohl erst ab der zweiten Season zu sehen sein werden. Das Finale konnte mich jetzt auch nicht hundertprozentig überzeugen, markiert es doch eher den Abschluss einer Entwicklung, als noch einen Höhepunkt zu setzen.

Sorgen muss man sich um die Show selbstverständlich keine machen. Das Ding wird mit großer Sicherheit von Staffel zu Staffel besser werden und ich freue mich darauf, den nächsten Schatz an versteckten Easter Eggs ausfindig zu machen.

GESAMTWERTUNG: 5,60 Punkte (sehr gut)

HOUSE OF CARDS (SEASON 3)

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Mittlerweile habe ich die dritte Staffel durch und stehe vor einem kleinen Dilemma. Kevin Spacey finde ich klasse, von dem schaue ich mir sogar gerne Werbespots an, wie er in wohl mehr funktional hochwertigen denn attraktiven Autoklötzen französischer Bauart durch die Gegend kutschiert. Dass in der aktuellen Ausgabe der Politik-Abenteuer der Underwoods weder er noch Robin Wright enttäuschen, bedarf wohl keiner Erwähnung. Beim Gegenüberstellen des diesjährigen Plots mit dem der vorherigen Seasons werde allerdings zumindest ich das Gefühl nicht los, als hätten die Macher aufgrund des Erfolges eher mal eine kleine Zwischenstation eingelegt. So nach dem Motto: „Das Ding läuft noch ein paar Jahre, wir können jetzt nicht jedes Mal einen draufsetzen, sonst landen wir in der „24- Eine Atombombe ist nicht genug“-Spirale“.

Sprich: Ich hatte mir von der Ausgangskonstellation etwas mehr erwartet. Zwar setzt es hier und da die gewohnten „Das hat Frank jetzt doch nicht wirklich“-Spitzen, die direkten Anreden an den Zuschauer funktionieren auch weiterhin, aber den letzten Kick bringt die Geschichte für mich nicht auf den Schirm. Gerade in der Mitte der Staffel musste ich doch wertungsmäßig einmal 4 (durchschnittlich) und einmal 4,5 Punkte (befriedigend) geben, was sich in der Schlusswertung widerspiegelt. Insgesamt daher die bisher schwächste Staffel, allerdings deutet das Finale an, dass es in den kommenden Kapiteln wieder richtig zur Sache gehen wird.

GESAMTWERTUNG: 5,29 Punkte (gut)

GALAVANT (SEASON 1)

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Es ist eine tückische Krankheit, die vor allem Haushalte mit kleinen Kindern befällt. Elterliche OverFROZENisierung oder anders ausgedrückt: die Unfähigkeit erwachsener Menschen, nach „Frozen“ und dem von kindlicher Seite aufgezwungenen Auswendiglernen sämtlicher Liedtexte wieder Zugang zu und Freude an einer Produktion mit dem Thema „Musical“ und „Märchen“ zu finden. Der alte Serienonkel Ini empfiehlt in diesem Fall Galavant. Erzählt wird die Geschichte um den edlen Ritter selben Namens, der beliebt beim Volk, verliebt in seine makellose Maid Madalena und obendrauf sangesstark und -freudig ist. Bis der böse König Richard auftaucht, die holde Liebste entführt, woraufhin… nun ja, danach wird es kompliziert. Und stellenweise herrrlich köstlich schräg.

Denn Galavant nimmt sich erfrischenderweise selbst nicht ernst. Die Songs sind schmissig und nehmen viele Klischees auf die Schippe, die Geschichte driftet beachtlich vom üblichen Lauf der Märchendinge ab, die Charaktere (allen voran der aus Psych bekannte Timothy Omundson als König) nehmen fast schon montypythoneske Züge an, es gibt Gastauftritte von Weird Al Yankovic, John Stamos oder Ricky Gervais, kurz gefasst: die Show ist eine Mischung aus Dr. Horrible, Ritter der Kokosnuss und Märchen. Mich hatte Galavant bereits mit der Eröffnungsnummer und dem Hauptthema, dessen Melodie man sich wirklich chirurgisch entfernen lassen muss.

 

Der Wermutstropfen muss allerdings auch eingeschenkt werden: nach schon 8 Episoden (die von ABC auch noch im Zweierpack versendet wurden) ist Schluss und eine Fortsetzung nicht geplant. Sehr, sehr schade. Weshalb ich nur hoffen kann, dass die Serie vielleicht im Nachhinein ein wenig Kultstatus erhält und danach von Netflix, amazon, Yahoo oder anderen Sendern doch noch fortgeführt wird. Von mir eine dicke Empfehlung nicht nur an Menschen, die endlich „Let It Go“ aus den Ohren gespült haben wollen.

NACHTRAG:

Tja, da habe ich erfreulicherweise Kappes geschrieben, denn Galavant hat wider Erwarten tatsächlich grünes Licht für eine zweite Staffel bekommen. Sehr, sehr prima! Zeit, wieder die Heldenkehle zu ölen.

GESAMTWERTUNG: 5,56 Punkte (sehr gut)

JUSTIFIED (SEASON 6)

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Ich ziehe meinen Stetson vor dieser abschließenden Staffel, lege meinen Colt ehrfürchtig nieder, gehe in den Berg und schreie ein „Hol’s der Holler, war das eine geile Show“ Richtung Ost-Kentucky. Nachdem die vierte Staffel bei mir als bisher einzige unterhalb der „Gut“-Wertung landete, hat man nun erneut alles richtig gemacht. SO muss man einer Show wie Justified die letzte Ehre erweisen. Alle liebgewonnenen Nebenfiguren nochmals abfeiern (und gegebenenfalls mit einem tödlichen Schuss abtreten lassen), lang gewebte Storystränge zusammenführen,  schweinecoole Gangstertypen präsentieren wie Avery Markam (Sam Elliott) oder dessen Handlanger Boon (Jonathan Tucker), ein letztes großes Duell aufbauen, anfüttern und dann doch anders als gedacht abschließen, um am Ende den Zuschauer zufrieden auf dem Sofa aufseufzen zu lassen. Wer mit dem Modern-Wild-West-Cowboy-Law-And-Order-Setting etwas anfangen kann und von der Pilotfolge „Fire in the Hole“ anno 2012 gepackt wurde wie ich damals, darf ohne Zucken in der Schusshand direkt die Komplettbox bestellen und sich auf gelungene Unterhaltung einstellen.

GESAMTWERTUNG: 5,71 Punkte (sehr gut)  

THE LAST MAN ON EARTH (SEASON 1)

TV Serie - Commedy - Commedia - 2015 - The Last Man on Earth - Ultimo uomo sulla Terra - Will Forte is Phil Miller - Kristen Schaal is Carol Pilbasian

Phil Tandy Miller ist ein Vorbild für uns alle. Für uns Männer. Für uns Männer nach der Apokalypse. Für uns Männer nach der Apokalypse, die wir darauf bedacht sind, nicht alles falsch zu machen und große Scheiße zu bauen. Denn im Allesfalschmachen und Großscheißebauen ist Phil Tandy Miller einfach der Beste auf der ganzen weiten, wenn auch ziemlich entvölkerten Welt.

Ich hatte meinen Spaß mit dieser etwas anderen Art des Lebens nach dem Aussterben der menschlichen Spezies. Die Show gab mir vor allem direkt im Anschluss an manche öde „The Walking Dead“-Episode wieder ein wenig Freude zurück. Es gilt allerdings wie mittlerweile so oft bei US-Comedyshows: Wer gar nicht mit Fremdscham umgehen kann, dürfte hier kaum seine Erfüllung finden. Denn es ist teilweise zum Zähneknirschen, wie unser Held in die Fettnäpfe tritt, sich es mit allem und jedem verdirbt oder einfach nur als peinliche Wurst rüberkommt. Anfang und Ende bilden ein wenig die Klammer dieser Staffel, denn just diese beiden Folgen sind in meinen Augen ein wenig schwächer ausgefallen als der Rest, weshalb es letztlich nicht ganz für die Wertung „sehr gut“ gereicht hat. Ich freue mich auf die schon gesicherte zweite Season.

GESAMTWERTUNG: 5,37 Punkte (gut)

FRESH OFF THE BOAT (SEASON 1)

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Nach 13 Episoden ist die erste Staffel der asiatisch-amerikanischen Serie bereits beendet, eine Verlängerung ist trotz recht guter Quoten derzeit noch in der Schwebe. Ich bin ein wenig zwiegespalten; einerseits mochte ich die Geschichten, die sich um die Eltern drehten, die Idee mit dem success perm, also der Erfolgsfrisur, mit der man gegenüber seinen Verwandten angibt, den Aufprall der Kulturen, wenn typische Asiaten Basketball spielen oder Wildwest-Restaurants eröffnen. Andererseits konnte ich mit dem rebellischen HipHop-Kid und seiner rapgeprägten Ausdrucksweise ziemlich wenig anfangen. Die komödiantische Rolle der Großmutter hat sich mir bis dato sogar komplett verschlossen. Für mich ein klarer Fall von „ganz nett genug, um ab und an gut zu sein“, weshalb der Großteil der Folgen auch irgendwo im Wertungsspektrum zwischen 4,0 und 5,0 landete. Folgerichtig trifft man sich in der Endabrechnung fast genau in der Mitte. Würde ich es im Falle der Weiterführung gucken? Käme sicherlich darauf an, wieviele Comedies nachrücken bzw. wegfallen, aber wahrscheinlich schon.

GESAMTWERTUNG: 4,54 Punkte (befriedigend)

EICHWALD, MdB (SEASON 1)

eichwaldCopyright: Daniela Incoronato / ZDF

Ich musste selbst schmunzeln, als ich eben das SEASON 1 hingeschrieben habe. Denn Eichwald, MdB ist eines dieser ZDF-Experimente, die man ganz klammheimlich am Zuschauer vorbeisenden möchte. Nur vier Folgen, läuft auf ZDFneo, alle Folgen sind aber in der Mediathek des Senders abrufbar.

Hans-Josef „Hajo“ Eichwald ist der typische Hinterbänkler im Bundestag, der täglich mit seinem vor Kompetenz strotzenden Team darum kämpft, wahrgenommen zu werden, um die Wähler aus seinem Wahlkreis von seiner Unentbehrlichkeit zu überzeugen. Bei dieser Tätigkeit wird ein ruppig-herzlicher Ton angeschlagen, Fluchen gehört zum täglichen Geschäft, Versagen ebenso. Wem jetzt bei dieser Konstellation die Namen „Armando Iannuci“, „The Thick Of It“ oder „Veep“ vor der Netzhaut umhertanzen, darf sich ein Kreuz auf die Wiederwahlkarte malen. Denn das ist hier quasi die deutsche Fassung, so wie „Lerchenberg“ (das ich zwar bemüht, aber dann doch qualitativ ein gutes Stück weit vom Original und daher nicht so prall fand) damals der Versuch war, „30Rock“ einzudeutschen.

Das Urteil: Hab ich wirklich gerne gesehen. Natürlich trübt die Gewissheit, lediglich eine an deutsche Verhältnisse angepasste Kopie zu verfolgen, um einiges den Spaß. Aber es ist handwerklich gut gemacht, die Schauspieler liefern ihre Sprüche ordentlich, Bernhard Schütz als Protagonist hat sich bei mir alle respektvollen Ehren erspielt und gerade die Folge um die Lebensmittelampel zeigt, wie man den Regulierungs- und Aufklärungsverhinderungswahn vieler politischer Projekte in eine witzige halbe Stunde verpacken kann. Daher von mir ein aufmunterndes „Hey, ZDF, das braucht ihr nicht zu verstecken. Einfach direkt nach der heute show mal ins Programm reinklemmen und gut ist“.

Weil vier Folgen bei mir keine Staffel ausmachen, vergebe ich nur eine Stammnote. Und da lande ich trotz einiger Abzüge bei der Originalität doch knapp im „Gut“.

GESAMTWERTUNG: 5 Punkte (gut)