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76 (März 2014)

28 Mär

Seriencheck is back! Zwar erst spät im Monat, aber immerhin noch. Hängt leider damit zusammen, dass ich a) bei Dark Souls II viele, viele unnötige Tode starb, sterbe und noch sterben werde und b) mit meinem Grippe-Virus gerade bei den deutschen Meisterschaften im „Unglaublich, was man alles aus der menschlichen Nase rausholen kann“ mitzumachen gedenke. Prall gefüllt sind aber nicht nur die Nebenhöhlen, auch die Serien haben sich aufgestaut, sei es in Form von Neu- bzw. Saisonstarts, Saisonabschlüssen und Schlusswertungen infolge Absetzung.

RESURRECTION (Season 1)

resurrection

Der kleine Jacob wacht eines Tages in einem Reisfeld irgendwo im chinesischen Hinterland auf und will verständlicherweise nach Hause. Der Einwanderungs- und Zollbeamte Bellamy (Omar Epps, House M.D.) nimmt sich des Jungen an und überführt ihn nach Hause. Wo sein Vater (Kurtwood Smith, That 70’s Show) eher schockiert und verwundert reagiert, weil er den Buben vor 32 Jahren höchstselbst zu Grabe getragen hat. Und Jacob soll nicht Einzige bleiben, der in die beschauliche Kleinstadt in Missouri zurückkehrt.

Mystery und heftiges Zerren an der Tränendrüse stehen im Mittelpunkt des Piloten. Letzteres war mir sogar ein bisschen zu viel, dazu versprühte der Jungdarsteller eher das Flair seines Kollegens aus „Touch“, sprich: große Augen machen und wenig sagen. Natürlich packt man mit so einer Geschichte die Zuschauer, die sich schon daran gewöhnt hatten, dass ihre Lieben nur noch als Untote zurückkehren können. Auch ich kann mich der Faszination des Themas nicht entziehen, weiß aber als Mystery-Seriengucker, dass da schnell alles den Bach runtergehen kann. Überstrapaziert man die Geduld und das Interesse des Publikums? Wird zu sehr alles in die Länge gezogen? Kriegt man eine gescheite Auflösung hin, ohne sich zuvor in Peinlichkeiten zu verstricken? Bisher behilft sich die Show damit, einfach jede Folge einen neuen Bewohner zurückkehren zu lassen. Die Zuschauer scheinen es nicht zu danken, nach einem tollen Start ist Rückgang das Motto der Stunde. Ich bleibe dran, alleine wegen des „Wie geht’s weiter oder wann reiten sie es in die Scheiße“-Faktors. Wertungsmäßig halte ich mich noch zurück, nach der dritten Episode konnte ich bisher aber problemlos jeweils die Note „befriedigend“ ziehen. Die höheren Punktekärtchen hebe ich mir auf, wenn es sich in die richtige Richtung entwickelt.

Wertungsschnitt nach 3 Episoden: 4,50 Punkte (befriedigend)

Gucklistenstatus: wegen allgemeiner Mystery-Neugierde noch drauf

BELIEVE (Season 1)

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Bo ist ein Mädchen mit übersinnlichen Fähigkeiten, das von einer undurchsichtigen Geheimorganisation um den Wissenschaftler Roman Skouras (Kyle MacLachlan, Twin Peaks) und der Polizei gejagt wird. Dank der Unterstützung durch eine Rebellengruppe flüchtet sie zusammen mit ihrem zugewiesenen Begleiter, dem Strafgefangenen William Tate, von Stadt und Stadt und berührt dabei auf ihre eigene Art das Leben derer, mit denen sie Bekanntschaft schließt. Mysteryshow, erdacht von Alfonso Cuarón (Gravity) und produziert von J.J. Abrams.

Die Story erinnert ohne Frage an das schon oben erwähnte „Touch“ und es bedurfte schon des Namens Cuarón, dass mein Interesse endgültig geweckt wurde. „Touch“ war bei mir ja damals nach 3 Episoden durch: nerviges autistisches Kind, jammerlappiger Begleiter, käsige Dialoge, schluchziges Gutmenschentum, kurzum ein „Ein Engel auf Erden“ der Neuzeit. „Believe“ stolpert nicht in diese Fallen, im Gegenteil. Ich meckere ja oft und gerne über Kinderdarsteller, aber wo Lob angebracht ist, muss Lob ausgesprochen werden, also: Johnny Sequoyah macht ihre Sache ganz ausgezeichnet und hat für ihr Alter eine tolle Bildschirmpräsenz. Es hat mir richtig Spaß gemacht, der kessen Kleinen zuzuschauen, vor allem im Zusammenspiel mit ihrem Begleiter, dem sie mehr als nur einmal die Show stiehlt. Von dieser Seite also alles im grünen Bereich. Auch die unvermeidlichen Rührseligkeitsmomente, wenn Bo in die Schicksale ihrer Bekanntschaften eingreift, sind bisher für mich eher herzerwärmend und nie aufgesetzt, peinlich oder übertrieben tränendrüsig. Nach der dritten Episode, die mit Rückblenden sehr vieles von der Hintergrundgeschichte aufdeckt, weiß ich allerdings nicht, welche Richtung die Show nun einschlagen will. Jede Folge ein neuer Fluchtort plus Wohlfühlbegegnung? Auch hier muss die Zeit (und die weitere Anwesenheit des US-Publikums) zeigen, wo es langgehen wird. Wertungsmäßig sehe ich „Believe“ derzeit eine gute halbe Notenstufe über „Resurrection“.

Wertungsschnitt nach 3 Episoden: 5,05 Punkte (gut)

Gucklistenstatus: wegen Mystery-Neugierde und dem Mädchen mit dem komischen Vor- und Nachnamen derzeit stabil drauf

GROWING UP FISHER (Season 1)

growing up fisher

Die 80er Jahre, inspiriert von einer wahren Familie: zwei Kinder, ein Hund, Scheidung. Und der Vater ist blind, aber da macht er sich nix draus.

Hat mein Interesse geweckt, weil mir Jason Bateman auf der Castingliste
auffiel. Der wirkt aber nur als Erzählerstimme mit. Dafür ist Jenna
Elfman mit von der Partie, die ich bei weitem weitem weniger gerne sehe
(die zuerst gecastete Parker Posey wäre mir viel lieber gewesen). Ein
klarer Fall von „Ich habe nur eine Folge gesehen, aber ich bin so unfair
und guck es nicht mehr“. Dabei gefiel mir J.K. Simmons (Men At Work) in
seiner Rolle als blind-forscher Vater, der Hund ist goldig, aber an den
Rest kann ich mich schon nicht mehr erinnern. Inhaltlich ein weiteres
Loblied auf die amerikanische Familie, also in Zeiten von „Modern
Family“, „The Goldbergs“, „The Middle“, „The Michael J. Fox Show“ und
wasweißichnoch jetzt nichts spektakulär Neues. Sollte es jemand aus der
hochgeschätzten Leserschaft weitergucken und es richtig toll werden,
bitte wie gehabt einen Hinweis hinterlassen.

Wertungsschnitt nach einer Episode: 4,0 Punkte (durchschnittlich)

Gucklistenstatus: abgesetzt

WORKING THE ENGELS (Season 1)

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Bei den Engels hängt der Haussegen schief. Denn der Herr des Hauses, Anwalt von Beruf, hinterlässt mit seinem Tod der Familie nur Schulden. Dabei ist diese doch wahrlich schon gestraft genug: mit einer leicht verpeilten, selbstbezogenen und dem Alkohol zusprechenden Mutter, einem nur für Kleinkriminalität brauchbaren Sohn und einer abgedrehten, esoterisch angehauchten Tochter. Die einzige Hoffnung ruht auf der jüngsten Tochter, die ebenfalls der Rechtsvertretung nachgeht und angesichts ihres Umfelds fast schon bedauernswert normal ist. Zusammen mit ihrer Familie geht sie die schwere Aufgabe an, die väterliche Kanzlei fortzuführen.

Arrested Development light – das trifft es kurzgefasst ganz gut. An die Bluths kommen die Engels natürlich lange nicht heran, die spinnen bekanntlich in ihrer eigenen Klasse (die vierte Staffel soll übrigens laut amazon.co.uk am 9. Juni erscheinen). Aber es ist nett genug und mit ausreichend Potenzial, dass ich noch dranbleibe.

Wertungsschnitt nach 2 Episoden: 4,50 Punkte (befriedigend)

Gucklistenstatus: noch drauf

HANNIBAL (Season 2)

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„Die Teller bleiben gerne leer, läuft Hannibal im Fernse-heer“. Was ich mit diesem angestrengt zusammengedichteten Sinnspruch sagen will: Hannibal ist wieder da und man sollte wirklich nichts während dieser Serie zu sich nehmen, was sich ausgewürgt farblich mit dem Teppich beißt. Wer hingegen als Serienfeinschmecker dem Schnabulieren zur Fernsehzeit entsagen kann, wird wie gehabt wohlmundend bedient. Meinen Geschmacksnerven zufolge kann diese Saison gar eine Steigerung drin sein, denn die bisher servierten vier Episoden waren ein Genuss und an kribbelnder Spannung, schrecklich-schöner Inszenierung und edelster Ekelhaftigkeit kaum zu überbieten. Keine Füllerfolgen wie etwa „Oeuf“ oder „Coquilles“ in Season 1, Hugh Dancy ist nicht über einen erheblichen Zeitraum im Ermittlerdelirium festgesetzt, sondern analysiert messerscharf und Mads Mikkelsen ist eh der dicke Wasabi-Klacks im frisch aus irgendwas Rohem geschnittenen Sushi der Show. Wenn es so weitergeht, binde ich mir demnächst zu Beginn einer neuen Episode aus Vorfreude eine Serviette um.

Wertungsschnitt nach 4 Episoden:  5,62 Punkte (sehr gut)

THE AMERICANS (Season 2)

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Ach ja, damals, als noch echter kalter Krieg war und die Sowjetunion faktisch alles östlich von Berlin. Einfache, simple Zeiten. Pustekuchen!  Denn unsere beiden russischen Spione Elizabeth und Philip stecken wieder mitten im Schlamassel, nachdem ein paar gemeinsame Stunden mit einem befreundeten Agentenpaar auf eher unschöne Weise enden. Als ob das nicht genug wäre, kratzt das pubertierende Töchterlein auch noch an der hart erarbeiteten Unscheinbarkeitsfassade. „The Americans“ läuft in den bisher gesehenen Folgen stabil und effizient wie die Büroschreibmaschine in der russischen Botschaft. Die besonders guten Episoden fehlen zwar noch, aber die werden schon noch eintrudeln. Bis dahin gilt: Stellung halten und immer nachprüfen, dass die Perücken sitzen, Kameraden!

Wertungsschnitt nach 4 Episoden: 5,00 Punkte (gut)

ALMOST HUMAN (Season 1)

Ein weiteres meiner „guilty pleasures“, sprich: ist nicht so toll, aber ich gucke es trotzdem gerne und weiter. Ich mag einfach die Chemie zwischen John Kennex und Dorian, diese Mischung aus Gefoppe und Kumpanei, das humoristisch-augenzwinkernde Element, das durch Rudy reingebracht wird und eben der über allem schwebende futuristische Touch. Die Fälle sind dabei nie die SciFi-gewordenen Überknaller, so manches Mal wird gegen Ende das Brot mit der ganz dicken Schicht Schmalz bestrichen und das Finale nimmt den zu Beginn aufgebauten Verschwörungsstorybogen gar nicht auf. Aber ich mag es mehr als „Agents Of S.H.I.E.L.D“, das ich mittlerweile nach 9 Folgen für mich eingestellt habe.

Gesamtwertung: 4,82 Punkte (befriedigend)

BROOKLYN NINE-NINE (Season 1)

Als erste neugestartete Comedy mit einer vollen Staffel im Ziel und mit den besten Chancen, im Seriencheck die beste  Comedy der Saison zu werden. Eine reife Leistung. Es hat mich sehr gefreut, dass „Brooklyn Nine-Nine“ mit einem Emmy ausgezeichnet worden ist, denn so wurde die erstklassige Arbeit, die Daniel J. Goor und Michael Schur bereits zuvor mit „Parks und Recreation“ beständig abgeliefert haben, endlich gewürdigt. Das Polizeirevier strotzt einfach vor sympathisch-schrulligen Charakteren, jeder bringt seinen eigenen Charme mit ein, alle sind auf ihre Art liebenswert. Andy Samberg würde ich da gar nicht hervorheben wollen, denn auch Terry Crews, Andre Braugher oder die mir bisher unbekannten Joe Lo Truglio, Chelsea Peretti, Stephanie Beatriz und Melissa Fumero sind immer wieder für herrliche Situationen und Lacher gut. Jetzt habe ich den kompletten Cast runtergerasselt. Außer Hitchcock (Dirk Blocker) und Scully (Joel McKinnon Miller), den zwei alten Säcken. Die sind aber auch lustig. Ich schließe die Beweisführung.

Gesamtwertung: 5,23 Punkte (gut)

MEN AT WORK (Season 3)

Da habe ich beim letzten Mal noch herumgelobt, wie gut die Show funktioniert, weil der Cast so sympathisch agiert und sich daraus ableitend das Ganze wie auf geschmierten Rollen läuft. So war es auch die ersten drei bis vier Episoden, aber danach entpuppten sich gerade die frisch installierten Nebenfiguren wie der neue Boss oder die neue Mitarbeiterin als nicht die ganz großen Gagbringer. Danny Masterson fand ich darüber hinaus in seinem saisonübergreifenden Handlungsstrang eher verschenkt. Und weil „Men At Work“ auch dieses Jahr nur 10 Episoden lang läuft, hauen die Durchhänger wertungsmäßig besonders rein. Daher zwar immer noch im Befriedigend, aber dafür nicht mehr mit leichter Plus, sondern deutlicher Minus-Tendenz. Was auf meiner Wertungsskala wohl den bedeutendsten Unterschied innerhalb einer Gesamtnote ausmacht. Also Jungs, härter arbeiten in der nächsten Staffel!

Gesamtwertung: 4,55 Punkte (befriedigend -)

TRUE DETECTIVE (Season 1)

Jetzt aber zum ersten amtlichen Über-Hit des neuen Serienjahres. „True Detective“ hat sich in mein Herz gespielt. Großartige schauspielerische Leistungen von McConaughey und Harrelson, die abseits des Kriminalfalles allein schon das Zuschauen wert sind. Selten waren wohl die persönlichen Hintergrundgeschichten der Protagonisten so sehr gleichauf mit dem Haupthandlungsstrang, was Qualität, Spannung und Inszenierung angeht. Dazu noch die wunderbar eingefangenen, sumpfig-kaputten Landschaften Louisianas und ein klasse Soundtrack, angeführt von der mich jedesmal zum Mitsummen anregenden Titelmusik. Einige dürften mäkeln, dass die aufgebaute Mysterykomponente letztendlich kaum zum Tragen kommt, die Ermittlungen ein eher konventionelles Ende finden. Mich hat das allerdings überhaupt nicht gestört, denn auch im Finale haben die Macher alle Stärken des Formats ausgespielt. Ich bin gespannt, in welcher Besetzung die zweite Staffel startet, neueste Gerüchte sehen ja Brad Pitt in einer Hauptrolle. Es wird in jedem Fall eine Herausforderung, sich an dieser Staffel messen zu müssen. Auch für die weiteren Serienhighlights 2014.

Gesamtwertung: 6,01 Punkte (überragend)

SEAN SAVES THE WORLD (Season 1)

Abgesetzt nach 13 Episoden, hatte aber durchaus seine Momente, vor allem das Zusammenspiel zwischen Sean Hayes und Thomas Lennon. Insgesamt reichte das aber weder, um das US-Publikum zu begeistern, noch um bei mir Höchstwertungen abzukassieren. Immerhin wurde es mir nie zu langweilig, um nicht jede Woche reinzuschauen.

Gesamtwertung: 4,46 Punkte (befriedigend -)

THE MICHAEL J. FOX SHOW (Season 1)

Auch Michael J. Fox hat es nicht geschafft, eine komplette Staffel durchzubringen. Ich glaube, es ging da vielen wie mir, die es toll fanden, den sympathischen Mimen mit seiner eigenen Comedy auf dem Bildschirm wiederzusehen. Nach ein paar Folgen wurde aber klar, dass hier nicht der große Wurf gelingen sollte. Eher heimelige Familienunterhaltung, von der am Ende nicht so recht viel hängenbleiben wollte. Auch weil der Rest des Castes keine Glanzlichter setzen konnte und für den titeltragenden Darsteller die Rolle als Alleinunterhalter doch zu schwer zu stemmen war. Ansätze waren zwar vorhanden, aber nun mal nicht zahlreich genug.

Gesamtwertung: 4,30 Punkte (durchschnittlich)

75 (Februar 2014)

7 Feb

Bevor es mit Wladimir in Sotschi auf die Piste und danach zum Wildbärenringen mit freiem Oberkörper auf künstlich angelegten Eisschollen geht (und das US-Fernsehen sich eine kleine Serienpause gönnt), hier der aktuelle Seriencheck:

COMMUNITY (Season 5)

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Kaum sitzt Dan Harmon wieder fest im Kommandosessel für die fünfte Staffel, schon hat sich die Qualität der Show gesteigert. Bereits die ersten Trailer hatten mich mehr am Zwerchfell gepackt als weite Teile der vierten Season. Es ist halt wieder da, dieses spezielle Community-Gefühl, bei dem man am Ende einer Episode ein anerkennendes „Wow, war das wieder ein geiler Scheiß“ in die Runde raunt und den verwirrten Out-of-the-loop-Comedygucker, der gerade zu einem „Was soll daran lustig sein?“ ansetzen will, mit einem „Du hast die Meta-Ebene nicht verstanden!!!“ sanft aber bestimmt zurück in den Couchbezug buht..

Allein bei der Gästeliste könnte man schon vor Freude glucksen. Es laufen auf für Greendale: Jonathan Banks (Breaking Bad), Walton Goggins (Justified), Kevin Corrigan (Fringe), John Oliver (The Daily Show), LeVar Burton (Star Trek NG), Robert Patrick (Terminator 2) und Nathan Fillion (Firefly). Von den bisherigen sechs Folgen landete keine in der für die Show unwürdigen „befriedigend“-Schublade, in der Community vergangenes Jahr oft (und tiefer) zu finden war. An die ganz große Epen vergangener Staffeln kommt man jedoch -noch- nicht heran. Aber Dan und seine Crew haben ja noch ein wenig Zeit, ehe die Sixseasonsandamovie im Kasten sind.

Wertungsschnitt nach 6 Episoden: 5,27 Punkte (gut)

ENLISTED (Season 1)

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Lustig ist das Soldatenleben, dachte man sich bei FOX und hievte eine Militärcomedy ins Programm. Enlisted erzählt von den drei Brüdern Pete, Derrick und Randy Hill, die in einer Armeebasis in Florida Dienst schieben. Pete, der Ranghöchste, kehrt gerade unfreiwillig von einem Afghanistan-Einsatz zurück und darf nun dafür sorgen, als Chef wieder Zug in die Truppe zu bekommen. Keine leichte Aufgabe, vor allem bei seinem großherzigen, aber leicht schusseligen Bruder Randy.

Ich lasse mal meine Gedanken zum Thema „Ist Krieg lustig?“ direkt außen vor, schließlich spielt das Ganze ja zumindest in den ersten Folgen an der Heimatfront, wo man mehr für den Nachschub und allgemeines-Fitbleiben-falls-der-Feind-mal-kommt zuständig ist. Nach den ersten Schnippseln rechnete ich mit etwas in der Richtung von Police Academy mit Soldaten – also sinnlosem, aber spaßigem Klamauk mit überdrehten Figuren. Daran versucht man sich auch in der ersten, insgesamt ordentlichen Folge, allerdings ist das Gesamtergebnis doch eher humoristischer Streifschuss als Volltreffer. Zwei Folgen schaute ich mir das Treiben weiter an, aber mehr als die Durchschnittswertung konnte ich danach nicht ziehen. Mein Bruder steht dagegen immer noch Gewehr bei Fuß und sollte es doch grandios werden, steige ich wieder ein. Aktuell bin ich offiziell weggetreten.

Wertungsschnitt nach 3 Episoden: 4,17 Punkte (durchschnittlich)

Gucklistenstatus: pflichtgemäß bis auf weiteres abgemeldet – abgesetzt

INTELLIGENCE (Season 1)

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In „Intelligence“ haben die Geheimdienste einen Superagenten namens Gabriel Vaughn (Josh Holloway, „LOST“) erschaffen, der dank eines speziellen Chips im Gehirn Zugriff auf jegliche Art von globaler Kommunikation hat. Diese Daten kann er als Hologramm darstellen und sogar infolge toller Gespür-Subroutinen ergänzen, damit dem heldenhaften Kerl aber auch gar nichts mehr verborgen bleibt. Da Gabriel just ein wenig mürrisch drauf ist, weil seine Agentenfreundin (Zuleikha Robinson, „24“) scheinbar zum Feind gewechselt ist, erhält er mit Agentin Riley Neal (Megan Ory, „Once Upon A Time“) eine attraktive Aufpasserin.

Okay, für NSA-Mitarbeiter/-Fans ist die Show der wahrgewordene feuchte Traum. Alleine wie Gabriel in der einen Szene vor einer Ballerei einem Schergen die Maske der Anonymität vom Gesicht reißt, indem er ihn anhand seines Social-Media-Profils beim Namen nennt und einschätzt. Wow! Hätte er ihn jetzt noch mit seinem Datingseiten-Alias angesprochen und mit einem „Stirb, Knuddel666!“ in die Jagdgründe geschickt, ich wäre auf ewig ein Fan der Show geworden.

Aber mal ernsthaft: mir kommt es vor, als hätte man für „Intelligence“ die charmantesten Teile von Chuck (der Geek-Faktor) und Person of Interest (der Reese-haut-die-Bösen-zamm-Faktor) wegoperiert und die langweiligen Aspekte des Agentenlebens im Informationszeitalter (strammer Patriotismus und Facebook-Surfing) in den Vordergrund gestellt. Die oben erwähnte Gespür-Subroutine ist zudem eine willkommene Option für die Autoren, aus jedem Logikloch herauszuklettern. Überrascht hat mich eigentlich nur, wie man Gabriels Suche nach seiner Freundin angegangen hat, denn die zieht sich entgegen meiner Erwartung nicht als Nebenplot durch die Staffel. Allerdings rettet dieser Punkt die Show nicht vor ihrer biederen Durchschnittlichkeit.

Wertungsschnitt nach 2 Episoden: 4,00 Punkte (durchschnittlich)

Gucklistenstatus: weiterer Zugriff verwehrt – abgesetzt

KILLER WOMEN (Season 1)

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Molly Parker ist Texas Ranger, mindestens so zäh wie Chuck Norris und darüber hinaus eine Frau. Als solche löst sie Fälle im Hinterland des Lone Star-Staats, in denen Frauen (vorgeblich) die Täterinnen sind, mit weiblicher Intuition, Scharfsinn, Verständnis und dem Colt im Anschlag. Wer hat da „Justified mit Frau in der Hauptrolle“ gerufen?

Auf die Frage, ob Frauen auch so eine coole Sau sein können wie Marshal Raylan Givens in Kentucky, antworte ich umgehend und ungläubig: „Aber hallo! Genauso dumm wäre die Frage, ob Frauen denn auch Steuern hinterziehen können. NATÜRLICH! SELBSTVERSTÄNDLICH“.

Also prinzipiell schon, nur nicht halt Tricia Helfer („Battlestar Galactica“) in ihrer Rolle als Molly Parker. Das Ende der Show ist bereits beschlossen, deshalb haue ich jetzt nicht groß drauf rum, aber: Wenn die zähe Gesetzeshüterin beim Shootout die Augen panisch zukneift, als würde sie bei jedem Schuss erschrecken, kratzt das doch an der Realitätsbemühtheit und der Grundprämisse von „Killer Women“. Pluspunkt des Piloten war für mich eindeutig das Wiedersehen mit Nadine Velazquez („My Name Is Earl“). Der Rest hinterließ bei mir in etwa den Eindruck einer leere Patronenhülse in den Weiten der texanischen Wüste.

Wertung nach 1 Episode: 3,5 Punkte (unterdurchschnittlich)

Gucklistenstatus: vom Sender abgesetzt

JUSTIFIED (Season 5)

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Und da ist er auch schon, unser Raylan Givens aus Kentucky. In seiner zweitletzten Amtsperiode, denn mit Season 6 ist Schluss, wie jüngst offiziell verkündet wurde. Zugegebenermaßen hatte die vierte Staffel so ihre Durchhänger und konnte bei mir erstmals kein „Gut“ als Gesamtwertung einfahren. Die neue Saison startet hingegen gleich furios und mit einem erheblichen body count bereits in der ersten Episode. Dewey Crowe, einer meiner Lieblingscharaktere, steht erfreulicherweise wieder mehr im Vordergrund und hat nun auch noch seine Sippschaft aus Florida am politisch inkorrekt und unschön tätowierten Hals. Boyd Crowder intrigiert wie gehabt im Untergrund und sorgt für Ärger, Raylan Givens für die coolen Sprüche. Läuft.

Wertungsschnitt nach 4 Episoden: 5,05 Punkte (gut)

MEN AT WORK (Season 3)

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Auch hier alles in Butter. Ich habe die Arbeitskumpel Milo, Tyler, Neal und Gibbs mittlerweile dermaßen ins Herz geschlossen, dass ich bei der Sichtung von neuen Folgen bereits nach wenigen Minuten automatisch auf dem Wertungskurs Richtung „gut“ unterwegs bin und maximal eine Stufe davon wieder abkomme. Hey, ich mag die Typen einfach, ihr könnt mir da gerne neumodische Wörter wie „guilty pleasure“ oder „man crush“ entgegenwerfen, ich stehe dazu. Was soll ich noch schreiben, was ich nicht schon früher geschrieben habe? Lest alle nochmal mein Review zur zweiten Staffel, gebt der Show eine Chance und wagt es mir dann zu widersprechen. Liebe Grüße von Milos Kinnpullover.

Wertungsschnitt nach 4 Episoden: 4,75 Punkte (befriedigend +)

MOB CITY (Season 1)

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Das Los Angeles der 40er Jahre. Die Zeit der zu kurzen Krawatten und der schlecht geschnittenen Anzüge. Sowie der Auseinandersetzungen zwischen der aufkommenden Mafia und der Polizei. Mittendrin: Officer Joe Teague (Jon Bernthal, „The Walking Dead“), der innerhalb dieser beiden Fronten agiert. Neue Serie von Frank Darabont („The Walking Dead“).

Meine ersten Gedanken:

– Gebe ich eine Chance, weil Darabont wegen „Shawshank Redemption“ auf ewig einen Platz in meinem Cineastenherzen sicher hat.

– Hui, da spielt Simon Pegg mit. Allerdings nur eine Gastrolle. Trotzdem direkt ein Pluspunkt.

– Viele bekannte Gesichter unterwegs, etwa aus „The Walking Dead“ (Jon Bernthal, Jeffrey DeMunn) und „Heroes“ (Milo Ventimiglia, Robert Knepper).

– Ist ja ganz nett, aber meinen Mob-Fix hole ich mir doch bei „Boardwalk Empire“, was soll ich da jetzt fremdgehen?

In der Tat heißt der größte Gegenspieler dieses Neustarts Boardwalk Empire. Der ist etabliert und wer nicht gerade auf alles abfährt, was mit Mafiageschichten zu tun hat, wird damit alleine auch mehr als glücklich. In den ersten Episoden tat sich „Mob City“ entsprechend schwer, mich zu überzeugen. Das war zwar ordentliches Handwerk, aber die Abenteuer von Nucky Thompson drüben in Atlantic City gewannen nun mal doch im direkten Vergleich, den man unbewusst ständig anstellt. Wer aber dranbleibt, wird belohnt, denn mit fortschreitender Dauer der insgesamt nur sechs Episoden entwickelt sich die Qualität der Show. Mir kam es vor allem sehr entgegen, dass der Storyfaden nicht so kompliziert geknüpft und auch merklich strammer gezogen ist als bei Boardwalk Empire. Keine aufgeplusterten Nebenstränge stören den Verlauf, die Story schreitet zügig voran, Geheimnisse werden gelüftet und niemals musste ich als Zuschauer kurz innehalten, um die gerade auf dem Bildschirm auftauchenden Charaktere und ihre Motive zu sortieren. Diese Eindrücke spiegelten sich in einem stetigen Wertungsanstieg wider, der bei 4,5 Punkten begann und bei den letzten beiden Folgen 5,5 Punkte erreichte. Insgesamt also ein empfehlenswerter Seriensnack für alle, die mit dem Setting etwas anfangen können und denen Boardwalk Empire ein zu opulentes Mahl ist.

Gesamtwertung: 5,18 Punkte (gut)

THE SPOILS OF BABYLON (Season 1)

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„The Spoils Of Babylon“ ist eine Parodie auf Seifenopern und Telenovelas mit all ihren übertriebenen Schwülstigkeiten, präsentiert von Will Ferrell als schrullig-kauzigem Autor Eric Johnrosh. Unterstützt von einem Cast mit hohem Bekanntheitsgrad von der Leinwand (Tobey Maguire, Kristen Wiig, Tim Robbins, Michael Sheen, Jessica Alba) wird die Geschichte um den Aufstieg und Fall der Familie Morehouse erzählt.

Wobei man sich gerade in den ersten beiden Episoden für keine schreiende Doofheit zu schade ist. Ich habe mich wirklich köstlich amüsiert, dem Ensemble dabei zuzusehen, wie es mit theatralisch-dramatischem  Ernst die blödesten Dialoge und Situationen abspult. Es kamen bei mir wohlige Erinnerungen an „Soap – Trautes Heim“ auf. Großartig.

Bis die Folgen 3, 4 und 5 anstanden.

Ab da klappt es einfach nicht mehr, die Gags zünden zumindest bei mir kaum noch, Szenen kommen nicht auf den lachenden Punkt, sondern ziehen sich in die Länge, ohne wirklich lustig zu sein. Es wirkt, als hätte das Produktionsteam nach den ersten Episoden die komplette Autorenriege ausgewechselt. Oder eben sein Pulver bereits frühzeitig verschossen. Da die Show nur sechs Episoden umfasst, bleibt leider wenig Spielraum, um den Fall von der anfänglichen „gut/sehr gut“-Tendenz runter ins „befriedigend“ noch aufzufangen. Nach Sichtung der letzten Folge werde ich die Gesamtwertung nachreichen. Update: das Finale ist eine kleine Steigerung, an den gehobenen Blödsinn zu Beginn kommt sie jedoch nicht mehr heran. Verdammt schade, denn zwei Epiosoden hatte ich wirklich richtig viel Spaß mit diesem Spoof.

Gesamtwertung: 4,63 Punkte (befriedigend)

TRUE DETECTIVE (Season 1)

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Die beiden Ermittler Rust Cohle (Matthew McConaughey) und Martin Hart (Woody Harrelson) erstatten anno 2012 getrennt Bericht über einen Mordfall, den sie vor 17 Jahren in den ländlichsten Gebieten von Lousiana bearbeitet haben. Ist derselbe Killer wieder unterwegs? Was hat Cohle und Hart in den vergangenen Jahren auseinander gebracht? Und wie wurde aus dem einstigen akribisch korrekten, stets mit Kladde in der Hand bewaffneten Cohle das abgetakelte Wrack, das wir nun vor uns sehen? Fragen über Fragen, die die neue HBO-Serie innerhalb von acht einstündigen Episoden beantworten möchte.

Ich gestehe: mit Matthew McConaughey konnte ich lange Zeit nicht. Der lief bei mir in der Kategorie: „Gebräunter Sonnyboy mit Zwang zum freien Oberkörper, der in vernachlässigenswerten romantischen Komödien den angehimmelten Herzensbrecher mimt“. Aktuell haut der Schlaks allerdings Schauspielkunst vom Allerfeinsten raus, sei es sein Auftritt in „The Wolf Of Wallstreet“, das Oscar-Aura verströmende Drama „Dallas Buyers Club“ oder eben „True Detective“. Der Mordfall (junge Frau wird mit einem Geweih auf dem Kopf und allerlei satanischem Gerümpel drumherum im Wald aufgefunden) erinnerte mich sofort an eine Episode aus „Hannibal“. Im Mittelpunkt stehen hier aber mehr die Beziehungen und die Charaktere der beiden Ermittler. Beide sind richtig schön fertig und durch mit dieser Welt, haben ihre düsteren Geheimnisse und Macken. Vor allem Cohle setzt immer wieder zu schwermütigen Monologen an, an deren Ende seinem Kollegen nur der verdutzte Blick ins Nichts übrigbleibt.

Für mich das erste richtige Drama-Highlight dieser neuer TV-Saison. Der Fall selbst mag nur eher schleppend vorankommen, aber an den schauspielerischen Leistungen von McConaughey und Harrelson kann ich mich gar nicht sattsehen. Ja, es weht wieder ein wenig Walter White/Jesse Pinkman-Flair von der Mattscheibe her. Hinzu kommt noch die erstklassige musikalische Untermalung mit kratzigem Blues, trübem Folk und fuzzeligem Indierock – fertig ist mein derzeitiger Serienliebling. Eine zweite Staffel ist bereits unter Dach und Fach, dann allerdings mit einem anderen Fall und anderem Ermittlerteam. Von mir gibt es jetzt schon eine unbedingte Anschauempfehlung in die Kladde geschrieben.

Wertungsschnitt nach 3 Episoden: 5,43 Punkte (sehr gut)

69 (Juni 2013)

28 Jun

Vor kurzem gab es in meiner Wirk- und Schaffensumgebung einen knapp 15-minütigen Stromausfall. Was mich Demut gelehrt und der Erkenntnis nahegebracht hat, dass ich in der Welt von „Revolution“ wohl nicht mal ansatzweise so lange überleben würde, um den Figuren die ganzen Storylöcher in ihrer Serie zu erklären. Hier die letzten Wertungen vor dem Beginn der Sommersaison, die schon Ende der Woche mit der finalen Staffel von Dexter durchstartet.

Arrested Development (Season 4)

Wir haben einen Sieger in der Kategorie „Beste Comedy 2012/2013“. Familie Bluth hat es tatsächlich kurz vor Teilnahmeschluss geschafft, den Titel davonzutragen. Zugegebenermaßen in einem Jahr, in dem die Comedy-Shows nicht gerade ihre große Blütezeit hatten, aber dennoch. Meine erste Einschätzung aus dem letzten Check möchte ich an dieser Stelle noch ein wenig erweitern:

Der Einstieg lebte praktisch von der Wiedersehensfreude bezüglich der schrägen Charaktere. Dass diese pro Episode einzeln und nicht wie gewohnt im Rudel aus Chaos und Peinlichkeit auftraten, sorgte für einige nur mit einem okay zu bewertende Episoden. So fand ich etwa die Hauptstorylines von Lucille und Lindsay deutlich schwächer als den Rest. Auch an der Zusammenführung der einzelnen personalisierten Handlungsstränge konnte man etwas bekritteln: so herrlich gelungen manches seltsame Verhalten und Mysterium in deren Verlauf aufgelöst wurde (bestes Beispiel: George-Michael in S4E13: It Gets Better), so wenig zündete für mich die letzte Episode „Blockheads“. Einfach, weil sie nichts mehr draufzupacken vermochte – außer dem Winken mit dem Fortsetzungszaunpfahl in der allerletzten Szene.

Jetzt aber zur Lobhudelei: denn Arrested Development traut sich an den wilden, kaputten, fremdschämigen, auch gerne mal Schmerzen verursachenden Humor, den andere Shows aus irgendwelchen Gründen nicht mehr bringen („Community“ hatte man ihn dieses Jahr bekanntlich in Form von Dan Harmon herausoperiert). Zusätzlich wird den Fans eine Masse von Anspielungen und liebgewonnenen Catchphrases geliefert, dass man bei der zweiten Sichtung immer neue Nuancen entdeckt. Ich für meinen Teil konnte etwa in einer bestimmte Szene beim Anblick der Dekoration in der Kirche kaum noch an mich halten. Die Gaststars aus den vergangenen drei Seasons sind fast alle vollzählig erschienen, die Hauptfiguren überzeugen weiterhin mit ihren charaktertypischen Eigenheiten: meine absoluten Lieblinge Gob (Will Arnett), Buster (Tony Hale) und Tobias (David Cross) liefern großartige Segmente ab, zusätzlich etabliert sich der gereifte George-Michael (Michael Cera) mit der herrlich komischen Geschichte um seine beruflichen Avancen. Richtig gut gelungen: der Blick hinter die Filmkulissen mit Ron Howard, die Dummheiten von Familienanwalt Barry Zuckerkorn, Michaels endlich realisierte Bausiedlung und ihre Bewohner, George Bluths Pläne, um die Firma voranzubringen und wenn ich den Kram auf der hoffentlich bald erscheinenden Blu-ray nochmal schauen kann, fallen mir noch mehr ein. Ich freue mich drauf.

Season 5? C’mon!

Gesamtwertung: 5,73 Punkte (sehr gut)

Men At Work (Season 2)

Finde ich immer noch sehr sympathisch, die Vierer-Bande um den ehemaligen „That 70’s Show“-Darsteller Danny Masterson. Wo „How I Met Your Mother“ immer mehr in die Untiefen unnötiger Beziehungskisten abgleitet und einfach nicht mehr den erfrischenden Humor früherer Zeiten liefern kann, sind hier arbeitende Kerle am Werk, die sich auf das konzentrieren, was eine Ensemble-Comedy ausmacht. Typen, mit denen man auch gerne einen trinken gehen würde; drollige Situationen, die sich in peinliche Situationen steigern; gegenseitige Aufzieherei mit gekonnten Sprüchen direkt aus der Hüfte geschossen. Das ist jetzt nichts, was die 22-Minuten-Schiene revolutioniert. Vieles hat man an anderer Stelle schon gesehen, nicht jeder Gag zündet in einem furiosen Feuerwerk, die Stärke von Men At Work liegt vielmehr  darin, dass jede Episode den Zuschauer mit einem zufriedenen Lächeln (und manchmal mehr) zurücklässt. Durchhänger? Langweiler? Naja-Episoden? Fehlanzeige. Deshalb bleibt diese kleine TBS-Comedy auch in der zweiten Staffel ein lockerer Spaß, der nach 10 Episoden leider aber schon wieder vorbei ist.

Gesamtwertung: 4,80 Punkte (befriedigend)

Revolution (Season 1)

Die Show, mit der ich am meisten gehadert habe, das schicke ich direkt mal voraus. Denn ich mag Endzeit-Settings, die Serie fährt beachtliche Schauwerte auf, der Cast besteht u.a. aus Giancarlo „Breaking Bad Gus Fring“ Esposito (was alleine für mich schon ein Grund war, dranzubleiben, um dem lässigen Kerl beim Schauspielen zuzusehen). Die ersten fünf Folgen hatten auch eine Tendenz, die die Show in der Schlusswertung an eine 5er-Wertung herangebracht hätte. Natürlich tauchten hier und dort kleinere Logiklöcher auf, die Geheimniskrämerei nahm künstlich überhand, um weiter die Spannung hochzuhalten, aber insgesamt ging das alles in Ordnung.

Bis zu der Folge, in der man den Hintergrund und Ursprung für den weltweiten Stromausfall präsentierte. Sorry, aber ich habe selten ein so dämlich dahinkonstruiertes Plotelement erlebt. Ja, es ist schwer, sich neue Ursachen für tolle Katastrophen einfallen zu lassen. Ein bisschen Mühe ist man dem Zuschauer dennoch schuldig. Schon bezeichnend, dass in der Rückrunde nach der Auflösung keiner der Beteiligten mehr über diesen Punkt nachdachte oder diskutierte. Für mich fühlte es sich an, als hätte der betreffende Autor im übertragenen Sinne seine Notdurft in einer Ecke des Raumes verrichtet und die Schauspieler gäben sich nun größte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen und – sei es halt mit zugehaltenen Nasen – souverän drumherum zu agieren.

Von da an ging es endgültig bergab. Denn dieser mich schon leicht in meiner Intelligenz beleidigende Erklärungsversuch bewirkte, dass zugleich die dicken Fehler und Unsinnigkeiten der Show in den Vordergrund traten. Wo ich vorher nach Milde walten ließ, weil mich das Konzept noch für sich in Beschlag nehmen konnte: Dass der Super-Onkel es jederzeit mit seinem Säbel mit einer schießwütigen Armee aufnimmt. Dass Menschen nach jahrzehntelangem Stromausfall plötzlich locker leicht wieder hochkomplizierte technische Gerätschaften bedienen. Dass sich ein Charakter im Gewühl absichtlich so genau in die Brust schießt, dass er ohne bleibende Schäden auch ohne jegliche ärztliche Behandlung überlebt. Dass verfeindete Parteien zusammenarbeiten, obwohl sie sich die Staffel hindurch schwören, den anderen bei nächster Gelegenheit umzubringen. Dass der Grund für den nicht fließenden Strom auch praktischerweise dem Sterben geweihte Menschen heilen kann. Dass drehbuchbedingt kein Bösewicht sterben darf, weil er für die zweite Season gebraucht wird.

Ich mach es kurz: das von mir mit 2,5 Punkten bewertete Finale hat mich schmerzvoll überzeugt, dass ich Revolution nicht mehr weitergucken muss. Nach einem guten Start, der letztlich dafür verantwortlich ist, dass es bewertungstechnisch noch für ein „Durchschnittlich“ gereicht hat, ließ mich die Serie letztlich mit einem Gesichtsausdruck zurück, den Elizabeth Mitchell aufzutragen pflegt, wenn sie mal wieder verzweifelt um ein Geheimnis herumknödelt. Selbst Fans, die an einer schönen Portion Trash ihre Freude haben, kommen hier wohl nur kurz auf ihre Kosten.

Mr. Esposito, please sign up for another show.

Gesamtwertung: 4,30 Punkte (durchschnittlich)   

Veep (Season 2)

Das oben eingebettete Banner täuscht: denn unsere liebste Vizepräsidentin Selina Meyers (wieder toll gespielt von Julia Louis-Dreyfus) hat in der zweiten Season der HBO-Comedy kaum Auslandseinsätze, sondern werkelt mit ihrem Team verstärkt zuhause an ihrem eigenen Untergang. Schade, denn der Ausflug nach Finnland war für mich eine angenehme Abwechslung, davon hätte ich gerne mehr gesehen. So bleibt Veep eine sehr auf die amerikanische Politik zugeschnittene Angelegenheit, die von ihrem derben Umgang mit ihren Figuren lebt. Jeder giftet gegen jeden, das „fuck“ gehört intern zum guten Ton, nach außen eitler Sonnenschein, nach innen fluchendes Gewitter. Das ist und bleibt gut unterhaltsam, insgeheim hätte ich aber gerne mehr peinliche diplomatische Fehltritte, mehr verzweifelte  Vertuschungsaktionen, mehr schreiend komische Aussetzer. So ein bisschen mehr eine Mischung aus dem amerikanischen „Seinfeld“ und dem britischen „Yes, Minister“, um mal grob den Rahmen vorzugeben. Vielleicht in der nächsten Staffel. Bis dahin bekommt die Vizepräsidentin erneut das „gut“ ins Amtszeugnis, wenn auch diesmal als Punktlandung.

Gesamtwertung: 5,00 Punkte (gut)   

Hannibal (Season 1)

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„Monsieur, madame: Buffet froid avec coquilles, amuse-bouche et potage. Bon appétit!“
„Ja, Sie mich auch, Sie Ferkel! Ich esse hier nichts ohne lückenlosen Herkunftsnachweis!!!

„Hannibal“ hat mich geprägt und sensibilisiert im Umgang mit Ausdrücken, aus denen der französische Feinschmeckergeist sprudelt. Wenn man die Serie als Maßstab für die Haute Cuisine nimmt, bleibe ich wohl für immer meinem Fleischkäsweck treu. Aber Scherz beiseite: das Reboot um den gebildeten Menschenfleischschnabulierer Dr. Lecter mauserte sich im Verlauf der Staffel zu einem echten Leckerli. War es zunächst die Schock- und Ekelszene der Woche, die einen als Zuschauer jede Folge genüsslich auf die Gabel spießte (und in der Hinsicht wird einiges an Schwerverdaulichem aufgefahren, da tränt dem FSK-Ausschussprüfungsleiter das Salz in die Suppe), steigerte sich die Menüfolge ab Episode 6 mit der Einführung von Eddie Izzard als Dr. Abel Gideon. Wobei ich schon stets der Ansicht war, dass Comedians exzellente Serienmörder spielen können. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf, Mads Mikkelsen setzt seinem kühlen Auftreten noch die Prise des Diabolischen hinzu, Hugh Dancy gelingen neue Labilitätsrekorde bei der Darstellung seiner Figur des Will Graham, die Bildsprache schaukelt sich von einem Extrem ins Nächste und das Finale schraubt sich endgültig in den absoluten Höchstwertungsbereich.

Von daher bin ich absolut erfreut, dass NBC grünes Licht für die zweite Staffel gegeben hat. Die Verantwortlichen werden es wahrscheinlich nicht wissen, aber mit „Hannibal“ haben sie einen dicken Fisch an der Angel, der sich dank toller schauspielerischer Leistungen und der meisterlichen Inszenierung durch Bryan Fuller von selbst fachgerecht filetiert und entgrätet. Wären nicht zu Beginn zwei schwächere Episoden druntergemischt worden (u.a. auch die nach den Anschlägen auf den Bostoner Marathon nie im US-Fernsehen ausgestrahlte Folge „Oeuf“), hätte es sogar für die 5,5 Sterne gereicht.

Gesamtwertung: 5,42 Punkte (gut+)  

Game Of Thrones (Season 3)

Zum Schluss noch die beste Drama-Serie dieser Saison und das nicht nur diesseits von Westeros. „Game Of Thrones“ hält nicht nur das schon recht hohe Niveau der vergangenen zwei Staffeln, sondern legt noch eine Schippe Golddrachen und Silberhirsche obendrauf. Besonders hervorheben möchte ich diesmal die Schauspieler:

Charles Dance (Tywin Lannister) ist so dermaßen genial in seiner Rolle, ich könnte ihm zusehen, wie er morgens den Küchenbediensteten von King’s Landing die Einkaufszettel vorliest und wäre berührt. Must win Emmy, Golden Globe and what there is sonst noch!
Lena Headey (Cersey Lannister)- irgendwo zwischen rrrrrr! und intrigantem Superbiest. Wo kann ich mich als Weinglashalter und Nachschenker bewerben? Jack Gleeson (Joffrey Lannister) – sicherlich ein liebenswerter, vielleicht gar schüchterner Kerl, aber in seiner Rolle das bestgespielteste Arschlochkind aller Zeiten. Rory McCann (The Hound) – brutal, schroff, allerdings auch schlicht ein Charakter, dem man eine menschlich gute Seite zutraut. Nicolaj Coster-Waldau (Jaime Lannister) und Gwendoline Christie (Brienne) – bestes Beziehungspärchen mit den schönsten Triez-Dialogen, das leider nicht so recht zueinander findet. Von den Neuzugängen dieser Saison: Iwan Rheon (kein Name wegen Spoilergefahr) – ein Psychopath erster Kajütte vor dem Herrn, gruselig bis zum Nicht-mehr-Hinsehen-Können. Diana Rigg (Lady Olenna Tyrell) – wunderbare Dialogzeilen, so spitz wie eine mehrfach gespitzte Nadel aus valyrischem Stahl. Ach, die Schauspieler sind durch die Bank klasse.

Rein storytechnisch liefert die Vorlage von George R.R. Martin natürlich allerbeste Unterhaltung, aus der sich die Showrunner die fettesten Stücke herausgesucht haben. Inhaltlich deckt man die erste Hälfte des dritten Buches ab, aber auch für mich als Kenner der ersten vier Bände gab es Unbekanntes zu entdecken. Bekritteln könnte man nur – wie schon zuletzt erwähnt – einen etwas lahmen Schwertkampf und das letzte Bild, das nicht so sehr reinknallte wie bei den vorherigen Finalfolgen. Egal. Spitzenprädikat.

Gesamtwertung: 6,10 Punkte (überragend) 

67 (Mai 2013)

17 Mai

Letzten Monat gab es keinen Seriencheck, dafür diesen Monat mindestens zwei. Denn es stehen die Abschlusswertungen für die Season 2012/2013 an, die ich dann wie gewohnt tabellarisch aufbereiten werde. Wer dabei nach Breaking Bad sucht, wird leider enttäuscht werden, denn dank des zweigeteilten Staffelaufbaus rutscht dessen Schlusswertung für die 5. Staffel erst in die kommende TV-Saison. Nach der Hälfte steht die Show allerdings bei 5,73 Punkten, wird also mit ziemlicher Sicherheit ganz oben landen. Jetzt aber zu den Neuzugängen, Neustarts und dem ersten Stapel an abgeschlossenen Shows.

NEUZUGÄNGE

HANNIBAL (Season 1)

hannibal

Neue Show von Bryan Fuller (Pushing Daisies, Dead Like Me) für NBC. Das FBI sucht unter der Leitung von Agent Jack Crowford (Laurence Fishburne) nach einem Serienkiller, der seine Opfer eher unschön drapiert am Tatort zurücklässt und ihnen zudem noch ein paar Organe mopst. Mit der Unterstützung des leicht neben der Spur laufenden Forensikprofessors und Profilers Will Graham (Hugh Dancy), der sich in die Psyche von Serienkillern versetzen und ihre Handlungsweise analysieren kann, geht es auf die Jagd. Ach ja, ein gewisser Psychiater namens Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) soll den labilen Graham unterstützen und kocht zudem ganz gerne der gesammelten Ermittlerschaft ein paar deliziöse Menüs aus dezent dubioser Herkunft. Ich sehe schon die letzte Szene der Serie vor mir, wie die arme Toilettenfrau im FBI-Hauptquartier in Quantico Überstunden schieben darf…

Wer es gerne zum Winden eklig hat, findet hier seine Erfüllung. Offene Wunden, abgetrennte Körperteile, innere Organe und anderes Gekröse werden in einer ausführlichen IN YOUR FACE-Exposition gezeigt, dass selbst gestandene Carnivoren wie ich für ein paar Tage nach Ausstrahlung einer neuen Folge einen Bogen um die Fleischtheke im Discounter machen. Bryan Fuller schafft darüber hinaus beeindruckend einprägsame Bilder und Szenen, die Show beschäftigt gar eine eigene Food-Stylistin (deren Blog man hier studieren kann), das Ganze hat trotz deftiger Einstellungen einen unverkennbaren, edlen Stil. Zu Beginn musste ich mich natürlich erst an Mads Mikkelsen (und seine leicht nuschelige Aussprache) als Hannibal Lecter anstelle von Anthony Hopkins gewöhnen. Allerdings überzeugt der dänischstämmige Mime durch seine kühle, unnahbare, emotionslose Art, die einem mit fortschreitender Dauer Gänsehaut beschert.

Nach ein paar Episoden hegte ich die Befürchtung, dass es vom Ablauf her doch zu eintönig werden könnte (neues Opfer, Ekelszene, Ermittlung, Graham leidet, Lecter plaudert und kocht, Erkenntnis, dass der Killer weiter frei herumläuft, Schluss), vor allem die Hauptperson erschien mir eher untätig und als bloßer Beobachter des Geschehens. Ab Folge 6 greift aber auch er ein bzw. zu. Bleibt wegen seiner faszinierenden Stilhaftigkeit weiter auf meiner Guckliste.

Wertungsschnitt nach 7 Folgen: 4,95 Punkte (gut)

HOW TO LIVE WITH YOUR PARENTS (FOR THE REST OF YOUR LIFE) (Season 1)

how to live

Langer Name, kurze Sendedauer. Die neue Sitcom mit Sarah Chalke (Scrubs) ist jetzt schon Geschichte,weil ABC keine zweite Staffel in Auftrag gegeben hat. Der Titel lässt die zugrundeliegende Story erahnen: geschiedene Mittdreißigern sucht mit ihrer kleinen Tochter Unterschlupf bei ihren leicht schrägen Eltern (Elizabeth Perkins/Weeds, Brad Garett/Everybody Loves Raymond).

Ich mag die Schauspielerriege, die aufgefahren wurde, aber im Endeffekt war die Show eben doch zu harmlos, zu bieder, zu vergessenswert. Da halfen auch die redlichen Versuche der Eltern nicht, so ähnlich peinlich zu wirken wie die Fockers in den „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“-Filmen mit Ben Stiller und Robert de Niro. Hier und da (vor allem in der Episode mit der Oscar-Nacht) blitzten ein paar gute Gags und Ideen auf, das meiste wurde allerdings von belanglosem Humor übertüncht. Mir war so etwa nach der vierten Episode klar, dass es nicht zum Knaller reichen wird.

Wertungsschnitt nach 4 Folgen: 3,88 Punkte (unterdurchschnittlich)

NEU GESTARTET

VEEP (Season 2)

Es läuft gut für unsere Vizepräsidentin Selina Meyers (Julia-Louis Dreyfus). Inkompetente Mitarbeiter, internationale Krisen und souverän überspielte Ahnungsfreiheit. Läuft. Sehr schön, dass es nun auch mal ins Ausland geht wie in der letzten Episode „Finland“, die mir sehr viel Freude bereitet hat. Dürfte sich wertungsmäßig locker an die erste Staffel anschließen.

Wertungsschnitt nach 5 Folgen: 5,05 Punkte (gut)

MEN AT WORK (Season 2)

Wuschelkopf und seine Freunde sind wieder am Start. Und laufen in meiner Rangliste so mancher alteingesessener Comedy mittlerweile den Rang ab. Vielleicht die derzeit stabilste Bro-Comedy, die sich anders als etwa „How I Met Your Mother“ keinen Abrutscher erlaubt, sondern bisher stets charmant abliefert. Nach oben hin ist sicherlich noch Luft, aber bei der aktuellen Comedy-Darbzeit bin ich sehr dankbar für eine Show, die beständig an der „Gut“-Meßlatte kratzt.

Wertungsschnitt nach 6 Folgen: 4,83 Punkte (befriedigend)

GAME OF THRONES (Season 3)

7 von 10 Episoden schon wieder vorbei und „Game Of Thrones“ schlägt sich wie zu erwarten fantastisch. Das Beste aus den Büchern komprimiert, manchmal auch etwas vereinfacht, aber nie ohne den erzählerischen Kern anzutasten. Dazu großartige Schauspieler wie Charles Dance als Tywin oder die zum Cast gestoßene Diana Rigg als scharfzüngige Queen of Thorns Olenna Tyrell. Anders als bei Staffel 2 gibt es bisher keine Szenen, die man wegen des fehlenden Budgets nicht so großartig umsetzen konnte, wie George R.R. Martin sie in den Büchern konzipiert hatte. Höchstens vielleicht der Schwertkampf zwischen Brienne und Jaime. Ich jedenfalls freue mich auf die letzten drei Episoden, denn als Kenner der Vorlage weiß ich: die dicken Klopse kommen erst noch.

Wertungsschnitt nach 7 Folgen: 5,85 Punkte (sehr gut)

ABGESCHLOSSEN

THE AMERICANS (Season 1)

Der Ersteindruck hat sich bestätigt: der Neuling The Americans ist eines der Highlights dieses US-TV-Jahres. Ein Setting frisch aus dem kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion, spannende Psychoduelle unter den Agenten der jeweiligen Seite, Intrigen internationalen Ausmaßes, die ständig lauernde Gefahr der Aufdeckung der russischen Spione und einfach gute Schauspieler (neben den beiden Hauptdarstellern Russell und Rhys erwähnenswert: Noah Emmerich und Richard „John-Boy“ Thomas auf Seiten des FBI).

Gefiel mir bis auf die etwas abfallende Liebesgeschichte in S1E03:Gregory durchgehend gut bis sehr gut. Ich freue mich auf die frische Perückenkollektion für unsere Spione in der kommenden Staffel.

Gesamtwertung: 5,49 Punkte (sehr gut -)

THE WALKING DEAD (Season 3)

Startete schlicht und einfach brillant, konnte die brutal hohe Qualität nach der Pause allerdings nicht halten und ließ ein wenig nach, ehe der Schluss viele Fans ernüchternd bis enttäuschend zurückließ. Fast also das Spiegelbild zur zweiten Staffel, wo nach erschreckend viel Leerlauf gegen Ende das Ruder noch herumgerissen wurde. Ja, auch ich hatte mir als Nichtkenner der Comics vom Finale mehr erwartet, wahrscheinlich waren die Erwartungen denn auch zu hoch angesichts der vorab gestreuten Liste der möglichen Todeskandidaten. Die Show ging eben doch – anders als noch Beginn der Season – zum Abschluss auf Nummer Sicher und scherte insofern mächtig von der Vorlage ab.

Dennoch bleibt das Fazit mehr als positiv und ich verdamme die Show wegen ihres inkonsequenten Saisonabschlusses nicht. Punktemäßig zehrt The Walking Dead von den verdammt großartigen ersten acht Folgen der Hinrunde, für das Spitzenprädikat allerdings reicht es wegen einiger Durchhänger dann allerdings nicht.

Gesamtwertung: 5,73 Punkte (sehr gut)

GO ON (Season 1)

Weiterhin kein Glück für Mr. Matthew Perry. Sein aktueller Versuch, an alte Comedyerfolge anzuknüpfen ist offiziell gescheitert, denn „Go On“ wurde vom Sender NBC nicht verlängert. Quotentechnisch hing man zu sehr am Zipfel einer im Vorfeld laufenden Castingshow, von der Qualität her gefiel mir der Season Opener lange Zeit mit einer 5 Punkte-Wertung am besten. Meistens tummelte sich die Trauerbewältigungsclique zwischen 4 und 4,5 Punkten. Nicht schlecht, aber eben auf Dauer auch nicht gut genug. Was bleibt? Ein paar stärkere Folgen mit Piper Perabo als Ryan Kings Freundin, der übertrieben auf seltsam gestrickte Mister K. und viele Sportanspielungen, die ich nicht verstanden habe.

Gesamtwertung: 4,39 Punkte (durchschnittlich)

LAST MAN STANDING (Season 2)

Einer der großen Leistungsabfaller der Saison. In der ersten Staffel noch nette Familiencomedy für Freunde von „Home Improvement“, in der zweiten Staffel eine Neubesetzung zum Schlechten, erschreckend platte Republikaner-Rhetorik, bei der mir als Europäer heftig der Kopfschüttelreflex einsetzte und ein Kinderdarsteller plus waschlappigem Erzeuger from Hell. Der geschätzte Kollege bullion ist wegen einiger nett gelungener Folgen mit Gaststars aus seligen Heimwerkerzeiten noch etwas milder gestimmt. Für mich dürfte sich eine weitere Runde mit Mike Baxter allerdings erledigt haben, wenn die neue Comedyserienwelle ertragreich sein sollte.

Gesamtwertung: 3,86 Punkte (unterdurchschnittlich)

WHITNEY (Season 2)

Gleich die nächste Enttäuschung obendrauf. „Whitney“ habe ich in der ersten Season gegen alle Widerstände recht gerne gesehen, ich fand die Chemie zwischen Cummings und D’Elia gut genug, um dranzubleiben. Aber alles, was den Charme der Show ausmachte, wurde zur zweiten Staffel über Bord geworfen. Schwach bis gar nicht zündende Gags, ein müdes neues Setting in Form der Bar des nun ex-Polizisten Mark, ein blass bleibender neuer Nebendarsteller und mehrere Episoden, die ich stumm leidend durchstehen musste (Tiefpunkt: die Transsexuellen-Folge „Lost In Transition“). Anders als Last Man Standing abgesetzt, das allerdings höchst verdient.

Gesamtwertung: 3,81 Punkte (unterdurchschnittlich)

GUYS WITH KIDS (Season 1)

Nach 17 Episoden plötzlich abgesetzt. Schon ein bisschen schade, denn „Guys With Kids“ war für mich wohl die Show, die die Erwartungen am meisten übertroffen hat. Wobei die Erwartungen angesichts der Prämisse „Coole Väter um die 30 hadern mit ihren Kindern und Ehefrauen“ zugegebenermaßen sehr, sehr niedrig angesetzt waren. Heraus kamen jedoch einige erfrischend gelungene Abhandlungen zum klassischen Thema „Gibt es noch ein Leben nach der Geburt“. Hätte ich gerne bis zum Schluss gesehen.

Wertungsschnitt nach 17 Folgen: 4,67 Punkte (befriedigend)

Fortsetzung folgt…

59 (August 2012)

28 Aug

Sommer, Sonne, Seriencheck. Diesmal geht es um die Nebensaison im US-Fernsehen, zu der stellenweise die gar schröcklichsten Reality-TV-Shows ausgepackt werden. Über die ich an dieser Stelle natürlich nicht berichten werde. Aber es gibt auch Tolles, Interessantes und Spannendes.

Anger Management (Season 1)

Charlie Sheen als ex-Baseballspieler und nun Aggressionsbewältigungstherapist, der die besten Anlagen hat, sein bester eigener Patient zu werden. Was er u.a. bei einem Treffen mit dem Freund seiner ex-Frau (Shawnee Smith, Becker) unter Beweis stellt. Also flugs eine Therapiesitzung mit einigen hoffnungslosen Fällen zusammengestellt und sich der eigenen Seelenklempnerin und Teilzeit-Liebhaberin Kate (Selma Blair, Hellboy) anvertraut. Was soll da schiefgehen?

Was hatte Mr. Sheen getönt, als er bei Two And A Half Men rausgeflogen war. Dass die Erfolgscomedy schon längst nicht mehr witzig sei, sondern nur noch öde – womit er zugegebenermaßen nicht ganz Unrecht hatte. Und dass er nun beim Kabelsender FX in einer viel besseren Show mitspielen werde, mit frischem, direkten Humor ohne Rücksicht auf Verluste. Okay, bei dem Teil hatte er zuvor wohl gerade das Näschen etwas zu tief im Kokaintöpfchen versenkt. Denn „Anger Management“ ist eine ziemlich biedere, by the book-Comedy geworden, die man getrost auslassen darf. Ja, die Anfangsszene im Piloten, als Sheen scheinbar nochmal seinen Konflikt mit TAAHM-Chef Chuck Lorre ausfechtet, ist gelungen. Nein, danach kommt aber nichts mehr, was hervorsticht oder in Erinnerung bleibt. Charlie charmiert wie üblich, sucht und findet Sex oder verzweifelt statt an seinem Serienbruder Jon Cryer nun an seinen Therapiefreunden, von denen gleich mehrere nicht meine Art von Humor trafen. Nach der ersten Folge vergab ich noch ein „befriedigend“, für die zwei nächsten Episoden ging es wertungsmäßig schon deutlich bergab, weshalb ich danach den Schlussstrich zog. Für beinharte Fans von Mr. Sheen und Zuschauern, die Two And A Half Men immer noch für großartig halten.

Sichtung nach 3 Episoden eingestellt

Wertungsschnitt: 3,66 Punkte (unterdurchschnittlich)

Falling Skies (Season 2)

Erde immer noch von Aliens besetzt, Städte kaputt, aber der Familie geht es den Umständen entsprechend ganz gut. Geschichtsprofessor Tom Mason kämpft aufs Neue mit der 2nd Mass, dem zweiten Militärregiment Massachusets, ums Überleben. Zum Ende der ersten Staffel wurde er vom großen Alienbösewicht zum Plausch eingeladen und ich befürchtete das Schlimmste. Wollten die Aliens nur die Kinder retten, weil die Menschheit die Erde vernichtete? Warum denkt denn keiner an die Kinder? Oder an die Teenies oder Familien, mit all ihren Beziehungsproblemen, die auch mitten im schönsten Endzeitszenario doch so wichtig sind?

Man mag sich fragen, weshalb ich bei der zweiten Staffel eingestiegen bin. Na, es ist halt Sommer, es kommt sonst nichts, ich mag Sci-Fi-Endzeitgedöns, vielleicht wird es ja besser. Und Obacht: die ersten Folgen sollten mir richtig gut gefallen. Endlich liegt der Fokus mehr auf dem Überlebenskampf, alles ist düsterer gezeichnet, die Kids nerven nicht, die Auseinandersetzung mit den Aliens ist allgegenwärtig und wird blutig geführt. Es gibt Opfer innerhalb der Gruppe, die man richtiggehend betrauert, aber auch Hoffnung in Form einer Stadt namens Charleston, in die sich zahlreiche Überlebende gerettet haben sollen. Leider, leider dreht die Show nach etwa der Hälfte wieder an den falschen Knöpfen.

Der kleine Matt will sein Testament verfassen; Hal liebt Sarah, aber die hatte ja so ein schweres Leben und dann gibt es ja auch noch Karen, seine Ex-Verflossene, die aber nun ein voll durchtrieben böses Alienluder geworden ist. Aber tief im Inneren verspürt sie vielleicht doch noch etwas? Ach. Oder mag sie eher Hals Bruder Ben, den mit dem süßen Justin-Bieber-Look, der eine Alienrevolte der Skitters anführen will? Puh. Gegen Ende findet man Charleston, trifft auf Terry O’Quinn in einer wenig glorreichen Rolle als Bürgermeister, legt sich mit dem Militär der Stadt an, jemand wird natürlich noch schwanger, der böse Oberalien taucht kurz auf, sagt Hallo und zum krönenden Finale schreiben die Autoren einen Twist rein, der die enttäuschten, weil mehr auf SciFi als auf Familien-Soap hoffenden Zuschauer wie meine Wenigkeit auf die dritte Staffel heiß machen soll. Ich weiß nicht, ob das nochmal klappt.

Fazit: wegen der verpatzten zweiten Staffelhälfte nur leicht besser als die erste Season. Mit guten Ansätzen, die man letzten Endes aber nicht konsequent weiterverfolgt hat.

Gesamtwertung: 4,30 Punkte (durchschnittlich)

Futurama (Season 7)

Die bessere Show von Matt Groening geht mittlerweile in die siebte Staffel. Das Comeback im Sommer 2010 war von meiner Sternwarte aus vollends geglückt, die Show sprühte nur so vor Einfällen, Witz und Charme. 2012 wird der Fan von Fry, Leela & Co. bis dato erneut zufriedenstellend bedient, auch wenn sich ein paar recht deutlich schwache Episoden wie „Zap Dingbat“ oder „The Butterjunk Effect“ eingeschlichen haben. Dafür gibt es treffenden Spott auf Präsidentenwahlen („Decision 3012“), eine gelungen epische 100. Jubiläumsfolge („A Farewell to Arms“) und der wohl seltsamste Blick auf das Oktoberfest im 30. Jahrhunderts („Fun on a Bun“). Was leider fehlt, sind richtige Knallerepisoden, die mich die magischen 5,5 bzw. 6 Punkte ziehen lassen (bisher nur die erwähnte Jubiläumsepisode). Season 7 könnte wegen der Ausfälle und der Schwäche im Hochnotenbereich am Ende unterhalb der 5-Punkte-Grenze landen. Aber noch ist ja Zeit.

Aktueller Durchschnittswert: 4,60 Punkte (befriedigend)

Men At Work (Season 1)

Vier Kumpels arbeiten in einem Verlagshaus in New York. Einer davon wurde just von seiner Freundin verlassen. Keine Frage, dass die Männergruppe dem Sitzengelassenen mit Rat und Tat in Sachen neue Liebesbekanntschaften zur Seite steht. Obwohl keiner von ihnen selbst eine Ahnung von Beziehungen hat…

Erinnert sich noch wer an Steven Hyde? Den Hyde aus „That 70’s Show“? Der Hardrock und Hasch konsumierende Lockenkopf, der mit Abstand der Coolste aus der Truppe von Teenagern aus Wisconsin war? So jedenfalls meine bescheidene Meinung. Was ist eigentlich aus dem geworden? Nun, aktuell spielt er unter seinem bürgerlichen Namen Danny Masterson in der neuen Buddy-Comedy „Men At Work“ mit. Auf dem Kabelsender TBS, der schon Conan O’Brien eine neue Heimat gab.

„How I Met Your Mother“ ohne Mother und generell ohne Frauen in der Gruppe könnte die grobe Umschreibung lauten. Denn Barney Stinson, Ted Mosby und Marshall Eriksen würden prima in die Clique reinpassen.

Für mich ein unterschätztes Comedy-Kleinod dieser Sommersaison. Ich mag die vier Charaktere durch die Bank weg, sei es der eitle Sonnyboy, der Ladies Man, der geekige Schüchterne (der als einziger verheiratet ist) und Milo, der Verlassene. Danny Masterson – nun mit Vollbart – versprüht weiterhin maximale Lässigkeit trotz Planlosigkeit. Neue Sitcom-Brötchen werden keine gebacken, ein, zwei Episoden gehen nicht auf, vieles an Story wurde auch schon bei Friends und Co. verwurstet, aber das Ergebnis mundet. Zumal es mit „Toilet of Eden“ den besten Wassertoiletten-Tribute seit Al Bundy’s Folge mit der Original Ferguson zu bestaunen gibt. Auch sehr gelungen: das Finale mit dem Decathalynn, einem Zehnkampf voller Schmerz, Leidenschaft und Hingabe.

Schlussendlich landet der Newcomer bei exakt der Punktwertung, die „How I Met Your Mother“ in diesem Jahr bei mir einfahren konnte. Womit sich der Kreis zu Barney & Co. schließt. Ich freue mich auf die zweite Staffel.

Gesamtwertung: 4,75 Punkte (befriedigend)

Louie (Season 3)

Die Show, deren gelungene Folgen ich immer zu hoch bewerten werde. Weil ich den Komiker Louis C.K. schlicht grandios finde. Was der Mann in seinen Stand-Ups von sich gibt, ist teilweise schlimmst derb, aber auch furchtbar wahr und erschreckend intelligent. Nebenbei revolutioniert mit seiner Webseite den Vertrieb von Spoken Comedy-Werken. Seine Show bei FX ist und bleibt für mich aber eine Angelegenheit mit zwei Seiten. Manchmal brillant, manchmal unter reinen Comedy-Aspekten langweilig. Natürlich kann man jede Episode unter dem Aspekt des „Da zieht jemand sein Ding durch, bleibt unvorhersehbar, bietet neue Einblicke in das Beziehungsleben des New Yorkers im 21. Jahrhunderts, überrascht mit ruhigen Persönlichkeitsanalysen“ über den grünen Klee loben. Die thematisch oft zweigeteilten Episoden erzählen Geschichten, die manchmal gar keinen lauthals zu belachenden Witz transportieren wollen.

Aber wenn sie es tun, dann sind sie großartig. Am offensichtlichsten trifft dies in der aktuellen Season auf die Teilepisode „Never“ zu, in der Louie einen kleinen Gast in sein Haus aufnimmt, der an krassem Verhalten nicht mehr zu toppen ist.

Update: zum Ende der Staffel serviert uns „Louie“ noch einen richtig
zu Herzen gehenden, aber auch herrlich komischen Dreiteiler namens „Late
Show“, für deren Finale ich ohne Zögern die Höchstwertung ziehe.

Gesamtwert: 5,10 Punkte (gut)

Go On (Season 1)

Ryan King ist Sportmoderator bei einer Radiostation, hat dabei stets einen flotten Spruch auf den Lippen – und vor einem Monat die Liebe seines Lebens verloren. Weshalb seine Kollegen ihn statt zur Arbeit in eine Gruppentherapie schicken. Wo King unter den Beteiligten für Chaos, aber seltsamerweise auch gelungene Trauerbewältigung sorgt.

„I’m back!“, ruft der ewige Chandler (Matthew Perry) zu Beginn der Pilotepisode und man freut sich als Zuschauer mit ihm. Ich gestehe offen und ehrlich, zu den Leuten zu gehören, die Mr. Perry endlich ein gelungenes Comedy-Comeback wünschen würden. Mit „Go On“ hat er sich allerdings an ein diffiziles Projekt gewagt, denn die Show will Trauer, Verlustbewältigung und Comedy in einem Rutsch anpacken. So etwas funktionierte zuletzt bei manchen Episoden von „Scrubs“. Aber durchgehend?

Ryan King gibt den aufgedrehten Sprücheklopfer, der wie ein Flummi mit voller Wucht auf die starre Gruppe der Trauernden prallt. Die daraus entstehenden Situationen und Komplikationen fand ich im Nachhinein gelungen. Im Nachhinein? Ja, ich musste mir die Folge zweimal anschauen, beim ersten Eindruck fand ich vor allem das „Wer ist die ärmste Sau in der Therapie?“-Ausscheidungsturnier etwas zu aufgesetzt. Trauern und Spaß dabei haben ist nun mal eine Kombination, die mir etwas schwer in die Humorzone gleitet. Insgesamt stellt der Pilot einen empfehlenswerten Auftakt der Show dar, die am 11. September (tolles Timing!) fortgeführt wird. Dann dürfte man erfahren, ob der Spagat zwischen den beiden Extremen Lachen und Weinen weiter gelingt. Sorgen habe ich, dass die US-Zuschauer sich vielleicht zu sehr an „Anger Management“ erinnert fühlen und die neue NBC-Show ignorieren. Als Europäer prallen zudem die Sportthemen wie US-Basketball oder US-Football souverän an mir ab, da würde ich also nicht unbedingt den Witzefokus drauf legen.

Ersteindruck: 5,0 Punkte (gut)

Im zweiten Teil der Sommersaison folgen demnächst:

Breaking Bad (Season 5)

The Newsroom (Season 1)

The Exes (Season 2)

Weeds (Season 8)