Archiv | März, 2016

95 (März 2016)

17 Mär

Jetzt endlich wie angekündigt der kurze Blick auf die Shows, über die in den letzten Monaten hier drinnen nicht groß berichtet worden ist. Was hält sich? Was läuft richtig gut? Was fällt langsam? Was ist gar schon gestrichen? Wertungen lasse ich außen vor, da bei den meisten Serien eh bald die Abschlussnote ansteht. Zum Beginn allerdings noch ein durchweg empfehlenswerter Neustart (eigentlich wollte ich auch noch House of Cards Season 4 unterbringen, aber da bin nicht weiter als die erste Folge gekommen):

11.22.63 (SEASON 1)

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Der Englisch-Lehrer Jake Epping (James Franco) entdeckt nach einem kumpelhaften Hinweis von seinem örtlichen Speiselokalbetreiber ein Zeitportal, welches direkt in das Jahr 1960 führt. Dieser hatte bereits mehrfach versucht, von dort aus die Ermordung von John F. Kennedy zu verhindern. Eine Aufgabe, die er nun an Epping weitergibt. Achtteilige Mini-Serie nach einem Buch von Stephen King, produziert von J.J. Abrams.

Nun bin ich ja nicht der ganz große JFK-Verschwörungsaufdeckungsonkel, aber mit Zeitreisen kriegt man mich fast immer. Wobei „11.22.63“ mehr geschichtliches Drama mit Hintergrundrecherche zum Attentat ist, denn den berüchtigten Schmetterlingseffekt hat man durch einen erzählerischen Kniff mehr oder minder aus der Serie herausgehalten. Daran mag sich manch einer stören, mir persönlich haben die ersten fünf Episoden allerdings so gut gefallen, dass ich mich an diesem Umstand nicht groß aufhänge. Zum einen freut es mich, Franco mal wieder in einer ernsteren Rolle zu sehen als in seinen letzten Kifferkomödien im Dunstkreis von Seth Rogen. Darüber hinaus erzählt „11.22.63“ auf spannende Art und Weise die geschichtlichen Ereignisse um den Todesschützen Lee Harvey Oswald, die 60er-Jahre werden hochwertig und akkurat präsentiert, ein paar witzige Anspielungen eingebaut und unser Held in eine zu Herzen gehende Romanze mit der Bibliothekarin Sadie (Sarah Gadon) geschickt. Insgesamt eine empfehlenswerte Show, durch deren bisherige Folgen ich mich schneller durchgesehen hatte als jene von „Vinyl“ oder „Better Call Saul“.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH FÜNF EPISODEN: 5,30 PUNKTE (gut)

Black-ish (Season 2)

Immer wieder für tolle Episoden gut, vor allem dank den Ehe-Kabbeleien zwischen Dre und Rainbow, der zynischen Ader der kleinen Diane, dem grummeligen Opa und der Black-Jesus-anrufenden Oma. Läuft stabil Richtung „gut“, allerdings hat man sich bei der Folge „Hope“, bei der man Polizeibrutalität gegenüber Schwarzen in einem Comedyrahmen thematisieren wollte, meiner Meinung nach schwer übernommen.

Brooklyn Nine-Nine (Season 3)

Liegt ganz klar auf Kurs im Rennen um die Krone zur besten Comedy des Jahres. Diesmal ohne Ausfälle (letztes Jahr fand ich ja die Episoden mit Eva Longoria ein bisserl spaßlos), mit dem wohl besten Ensemble, in dem wirklich alle Figuren eine Folge tragen können und mit der Auszeichnung einer 6,0-Episode. Was für eine Comedy bei mir schwer zu erreichen ist.

Dr. Ken (Season 1)

Kommt über den Mitläuferstatus leider nicht hinaus. Die Gründe, weshalb ich es dennoch weitergucke? Ich mag Ken Jeong, Dave Foley als schmieriger Krankenhaus-Chef ist ebenfalls gerne für die ein oder andere Peinlichkeit gut, es ist die einzige Serie, die am Wochenende auf meinem Guckplan läuft und sie enttäuscht eigentlich nie, erreicht allerdings auch keine 5er-Bewertungen.

Fresh Off The Boat (Season 2)

Die Show mit dem unstrittig grässlichsten Theme-Song, immerhin ist er wenigstens kurz. Ansonsten kann ich fast auf die Ausführungen obendrüber bei Dr. Ken verweisen. Lieblingsfigur bei weitem: Die resolute Ehegattin Jessica (Constance Wu), deren Disziplin und Mürrischkeit so manche Episode veredelt hat.


Gotham (Season 2)

Da hatte ich ja schon zur ersten Staffelhälfte was geschrieben, weshalb ich mich jetzt auf die ersten beiden Episoden nach der Winterpause beschränken kann. Die Tendenz geht weiter Richtung „gut“, auch wenn es immer wieder Kleinigkeiten wie mäßig spektakuläre Spezialeffekte oder Logikfehler gibt, die es eben doch verhindern, dass „Gotham“ zu den ganz großen Shows aufschließen kann. Mit der Verbrechertruppe um Theo Galavan hat man einen ziemlich hohen Qualitätsmaßstab angelegt, an den es nun heranzukommen gilt. Weiterhin sehr bemerkenswert und für mich einer der Gründe fürs Weitergucken: Robin Lord Taylor in seiner Rolle als „Penguin“.

Grandfathered (Season 1)

Hat es anders als „The Grinder“ geschafft, weiter in meinem persönlichen Programm zu laufen. Vanessa, die Mutter der kleinen goldigen Edie finde ich immer noch komplett unsympathisch, Sohn Gerald ist ebenfalls komödiantisch höchst vernachlässigbar, aber die alte Riege um John Stamos und Paget Brewster reißt es halt immer wieder ins „Okay“.


Lego Star Wars: The Resistance Rises (Season 1)

„Star Wars: Droid Tales“ hat mir schon richtig viel augenzwinkernden Spaß bereitet, nun steht mit „The Resistance“ die VerLEGOisierung des neuesten Sternenkrieg-Filmes an. Bisher lief nur eine Folge und die war in Ordnung, hat also noch Luft nach oben.

Life In Pieces (Season 1)

Dürfte diese Saison den Titel „Beste neue Comedy“ für sich entscheiden, wenn ich jetzt nicht etwas Entscheidendes übersehen habe. Die Wertungskurve verläuft stabil im 5-Punkte-Bereich, die Charaktere sind allesamt sympathisch, die Geschichten konzeptbedingt kurz und knackig. Colin Hanks und Dan Bakkedahl treten meiner Meinung nach in die Fußstapfen von Ty Burrell in seiner Paraderolle als Phil Dunphy.

Modern Family (Season 7)

Wie auch schon die letzten Staffeln mit einigen Durchhängern, aber eben auch besser gelungenen Folgen. Was fehlt, sind die qualitätiven Höhenflüge, zu der die Show in den ersten Seasons in beeindruckender Manier durchgehend ansetzen konnte. Aus meiner Sicht sind gerade die Geschichten, in denen es um die Liebesbeziehung der Dunphy-Töchter geht, am schwächsten. In dem Zusammenhang kann ich mich an keine Episode erinnern, in der Andy mitspielte und die ich richtig gut fand.

The Big Bang Theory (Season 9)

Es ist vorbei. Ich bin befreit. Ich weiß, dass ich nichts mehr verpassen werde.

Bis zur Star Wars 7-Folge blieb ich dran und selbst die konnte nicht meine Gunst finden. Punktemäßig krebste die Staffel erneut unterhalb der 4,0-Marke herum, Gaststars brachten kaum einen Humorschub, der Nerdfaktor ist schon lange untergegangen bzw. wird künstlich aufrechterhalten. Insgesamt keine Verbesserung zur eh schon bräsigen 8. Season und insofern eine schlicht durchschnittliche Couple-Comedy, deren anhaltender Erfolg mir immer rätselhafter erscheint. Sheldon ist noch der einzige Grund, weshalb man reinschauen sollte, aber so gut wie früher wird der auch nicht mehr angesichts der Autoren, die wohl genau wissen, dass sich die Fans mit immer weniger genauso zufrieden geben.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH ELF EPISODEN: 3,86 Punkte (unterdurchschnittlich)

The Goldbergs (Season 3)

Härtester Konkurrent für „Brooklyn Nine-Nine“, was den ersten Platz im Bereich Comedy angeht. Auch in der dritten Staffel funktioniert die Mischung aus 80er-Nostalgie und gut aufgelegtem Cast ohne Ausrutscher. Eigentlich müssten die großen Themen des Jahrzehnts bald alle durch sein, aber die Goldbergs finden halt immer wieder etwas, das sie liebevoll und mit Witz behandeln können. Wenn dann eine Folge wie „Wingmom“ herauskommt, in der Mutter Goldberg ihren von Top Gun inspirierten ältesten Sohn zur Militärübung begleitet, kann ich nur auf viele weitere Ausgaben hoffen.

The Grinder (Season 1)

Die 4,5 ist eine wichtige Zahl in meinen kleinen Wertungsuniversum. Fällt eine Show im Schnit unter diese Marke und hat zudem keine Tradition, aus der man heraus sie weiterhin schaut, wird es eng. So hat es „The Grinder“ erwischt, der in den letzten Wochen eigentlich nur noch glatte Durchschnittsware anbieten konnte. Letztlich war es eben doch nur Rob Lowe, der die Serie zu tragen imstande war. Dessen Figur entpuppte sich im Verlauf jedoch als viel zu eindimensional: Ja, er kann sich von seiner TV-Persönlichkeit nicht trennen, wir haben es verstanden. Jenseits dessen bot die Show schlicht zu wenig und mein Interesse an weiteren „Er ist der Grinder *dramatische Musik*“-Ausführungen fiel gegen Null.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH FÜNFZEHN EPISODEN: 4,41 Punkte (durchschnittlich)


The Last Man On Earth (Season 2)

Überraschung! Die zweite Staffel von „The Last Man On Earth“ ist noch gar nicht zu Ende. Nach knapp dreimonatiger Pause schiebt FOX zwei weitere Folgen nach, im April geht es dann weiter bis tief in den Mai hinein. An meinen Kritikpunkten ändert das freilich wenig, Phil Tandy Miller ging mir in letzter Zeit so schwer auf den Geist, dass ich den Wiederauftakt, der sich nur um Millers Bruder und dessen Bekanntschaft drehte, richtiggehend erfrischend fand. Die aktuell letzte Folge war okay, aber die Show muss wirklich an sich arbeiten, wenn sie wieder den Spaßlevel erreichen will, den sie in der ersten Staffel anbieten konnte.

The Middle (Season 7)

Da gestehe ich, dass ich die Show eher aus Gewohnheit denn aus Begeisterung weiterverfolge. Die Hecks gehören halt mittlerweile zum Serieninventar, die Glanzzeiten liegen schon gute drei bis vier Staffeln zurück, es guckt sich halt fast von selbst weg. Die guten Storys sind eben auserzählt und aufregend Neues fällt den Autoren nicht mehr ein. Trotzdem gibt es immer wieder die Verlängerung. Senderchefs sind wohl auch Gewohnheitstiere.

The Muppets (Season 1)

Ich hatte mir nach der Pause einen frischfrechen Neustart erhofft, schließlich hatte man doch einen neuen Showrunner verpflichtet. Weg mit Bob Kushell („Anger Management“, „3rd Rock from the Sun“), her mit Kristin Newman („Galavant“, „Chuck“, „That 70’s Show“). Wird jetzt mehr gesungen? Wird was aus den Gaststarauftritten gemacht? Sind die unlustigen Viecher wie de Ratten Yolanda und Rizzo oder die Riesengarnele Pepe weg? Nein. Leider ist gar nix besser geworden. Alles weiterhin die dünne Gagsuppe. Sehr sehr schade, aber die Muppets sind in dieser Form für mich absolut belanglos geworden. Die Folge: von mir frühzeitig abgesetzt.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH VIERZEHN EPISODEN: 4,14 Punkte (durchschnittlich)

The Simpsons (Season 27)

Könnte ich mir auch von Jahr zu Jahr mehr sparen. Aber ich hoffe auf die kleinen Überraschungen, wenn die Simpsons sich nochmal am eigenen Schopf aus dem Sumpf des erzählerischen Trotts ziehen. Nochmal richtig frech werden, aktuelle Ereignisse durch den Kakao ziehen, der Gesellschaft den Spiegel vorhalten. Meinem Gefühl nach werden es immer weniger Folgen, die diesem Anspruch auch nur ansatzweise gerecht werden. Stattdessen produziert man eben doch nur die x-te „Lisa will was werden“, „Bart ist verliebt“ und „Homer und Marge haben Ehekrach“-Episode.

The Walking Dead (Season 6)

Wer bis jetzt drangeblieben ist, den erwartet eine positive Überraschung. Denn „The Walking Dead“ ist seit der Rückrunde der sechsten Staffel in beachtenswerter Form. Der Höchstwertung direkt zu Beginn folgten spannende, intensive Episoden, in der nicht so sehr das Zombie-Szenario (aus dem man in 6x01ff. nochmal das Beste herausgeholt hat) im Vordergrund stehen, sondern der Konflikt mit anderen Überlebenden, der existenzielle Fragen aufwirft wie jene, was die Apokalypse aus Rick und seiner Gruppe gemacht hat. Eine mehr als angenehme Überraschung und eine Richtung, die meiner Meinung die Stärken der Serie am besten hervorbringt. Gerne weiter so.


94 (März 2016)

9 Mär

Diesmal mit ein paar Neustarts und dem tiefsten Wertungsknick in der Geschichte dieser Kolumne. Den angekündigten Mid-Season-Seriencheck werde ich in ein paar Tagen nachreichen, der ist auch mittlerweile zeitablaufstechnisch eher zum Telegramm geworden.

Hier noch die Liste der prominenten, von mir abgesetzten Shows: „The Big Bang Theory“, „The Muppets“ und „The Grinder“. Keine gute Zeit für Shows, die mit „The“ beginnen.

THE X-FILES (SEASON 10)

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Fängt der schon wieder mit Akte X an? Das hatten wir doch bereits letzten Monat!
Korrekt. Aber erstens steht hier nun die Abschlussnote für die komplette Staffel an (die eben nur sechs Episoden enthielt) und zweitens muss ich an vorderster Stelle all denen, die nach meinen Eindrücken im letzten Seriencheck schon vor Euphorie ins nachgebaute UFO steigen wollen, leider die Einstiegsleiter umtreten. Denn die abschließenden beiden Folgen sind richtig übel in die Hose gegangen. War S10E04 „Home Again“ noch eine solide „Monster of the Week“-Ausgabe mit ein wenig Trauer-Drama, rissen „Babylon“ und „My Struggle II“ die Wertungskurve derb nach unten.

„Babylon“ legt eine vor Klischees strotzende Terroristen-Story vor und mischt sie mit einem in diesem Zusammenhang vollkommen unpassendem, surrrealem Drogentrip. Ich wäre milder gestimmt gewesen, hätte man den lustig gemeinten Part in einer eigenen Episode verwurstet (wobei man ja mit „Mulder & Scully meet the Were-Monster“ bereits eine aus dem Rahmen fallende Geschichte präsentiert hatte). So allerdings wurde es ein herzhafter Griff in den Fettnapf der falschen Tonalität, was mich richtiggehend verärgert hat. Dazu kamen nicht zu übersehende Logiklöcher und die Einführung eines Agentenpaares, das man hoffentlich nicht als Next-Generation-Team für eine etwaige Fortsetzung im Auge hat.

Das Staffelfinale schließlich geriet als eine wilde, wirre Aneinanderreihung von Verschwörungstheorien, schlecht inszenierter Apokalypse, dezent lächerlicher Rettung und einem Cliffhanger, der bei mir eher Kopfschütteln als Lust auf weitere Ermittlungen in diesem Storybogen auslöste. Man muss es so hart sagen, aber Chris Carter und die Autoren haben mit diesem schiefen Schlussakkord einiges von dem eingerissen, was sie zuvor mehr als ordentlich aufgebaut haben.
So reicht es trotz des starken Starts am Ende doch nur für ein knappes „Befriedigend“. Schade.

GESAMTWERTUNG: 4,60 PUNKTE (befriedigend) 

BASKETS (SEASON 1)

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„Baskets“ erzählt die Geschichte von Chip (Zach Galifianakis), der sein Leben als Clown verbringen möchte und nicht nur einmal mit diesem Karrieretraum an die Grenzen der Realität stößt. Produziert von Louis C.K. („Louie“).

Als Fan des bärtigen, immer etwas neben der Spur wirkenden Comedians Galifianakis, dessen Witz vielschichtiger ist als in seiner Rolle in den Hangover-Filmen, war die Show ein klarer Fall für meine Guckliste. Die Show lebt von ihrer verschrobenen Sonderbarkeit, der Verwurzelung des Dramatischen im Lustigen, es gibt keine Schenkelklopfer zu beglucksen, sondern eher stille Momente der Absurdität zu erleben. Kurz gefasst: Wer schon bei „Louie“ nicht so recht weiß, wo und wann er die Mundwinkel anheben soll, dürfte auch mit „Baskets“ nicht glücklich werden. Mir gefällt neben Zach vor allem Louie Anderson in der Rolle der Mutter, der auf seine unnachahmlich tantenhafte Art wirklich alle Szenen an sich reißt und ein Highlight jeder Episode bildet. Manchmal allerdings scheint gar nichts zu passieren und die Show wirkt auf mich so unterhaltsam wie die Gesichtszüge von Chips‘ Anhängsel und Versicherungsagentin Martha.

Insgesamt eine schwierig zu bewertende Angelegenheit und definitiv nicht jedermanns Seriengeschmack, aber ich bleibe weiterhin dran, zumal eine zweite Staffel bereits gesichert ist. Wertungstechnisch pendelt es bis dato irgendwo zwischen befriedigend und gut, aber anders als bei vielen Comedy-Serien, die auf einem Niveau verharren, schwingt bei „Baskets“ immer das Potenzial mit, kleine Humor-Perlen in einer Folge zu finden.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 4 EPISODEN: 4,70 PUNKTE (befriedigend)

BETTER CALL SAUL (SEASON 2)

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In der Ruhe liegt die Kraft, im ruhigen Aufbau und der bedächtigen Erzählweise von „Better Call Saul“ hoffentlich auch. Denn so sehr ich vor Inszenierung, Kameraarbeit, Dialogen und natürlich den Schauspielern den Hut ziehe, so sehr fehlt mir der Zug in der Geschichte. Da werden natürlich Erinnerungen an manche Breaking Bad-Episode wach, die auch mal gerne nur vor sich hinblubberte. Dort allerdings kam es immer wieder zu mitreißenden Eruptionen, die mir bei „Better Call Saul“ bis hierhin fehlen. Mit Sicherheit wird Vince Gilligan da noch das ein oder andere As ziehen, im Vergleich zu Shows wie etwa „Fargo“ schafft es sein derzeitiges Projekt aber nicht, durchgehend zu fesseln und mir höhere Wertungen als die 5,0 zu entlocken.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 3 EPISODEN: 4,83 PUNKTE (befriedigend)  

THE REAL O’NEALS (SEASON 1)

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Nach den Afro-Amerikanern („Black-ish“)und den Asia-Amerikanern („Fresh Off The Boat“, „Dr. Ken“) präsentiert ABC nun die eigene Comedy-Show für amerikanisch-irische Katholiken. Willkommen bei den O’Neals, der perfekten, gottesfürchtigen Familie, deren nach außen hin zelebrierte heile Welt bereits in der Pilotfolge krachend in sich zusammenbricht.

Drüben bei den Serienjunkies direkt verrissen, fand ich den Auftakt jetzt nicht so schlimm. Vor allem mochte ich Noah Galvin als nervös-hibbeligen Teenager, der sich sexuell outen muss. Mama O’Neal Martha Plimpton hat seit „Raising Hope“ eh einen Stein bei mir im Brett und die ganze zwanghafte „Achgottchen, was denken wohl die Leute von uns?“- Gedankenschiene ist meiner Meinung nach so peinlich, dass sie fruchtbaren Boden für eine Komödie bietet. Ja, das Aufplatzen der Familien-Idylle am Ende des Piloten war holzhammerhaft, auch in der zweiten Folge setzt man mit der Präsentation der jüngsten Tochter zu plump an, um das tratschige Getuschel anzuheizen. Aber die Show hat andererseits durchaus nette Ansätze, so dass ich mir den gesellschaftlichen Niedergang der O’Neals mal noch weiter anschauen werde.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 4,50 PUNKTE (befriedigend)      

VINYL (SEASON 1)

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New York, 1973: „Vinyl“ entführt uns in die Welt des Plattenfirmen-Bosses Richie Finestra (Bobby Cannavale, „Boardwalk Empire“), der gerade dabei ist, sein Label American Century Records an den deutsch-holländischen Konzern Polygram zu verkaufen. Im Mittelpunkt: 70er Jahre-Musik, Intrigen, Deals, Geld, Sex und Koks, bis der Schneemann weint.

Knapp zwei Stunden zum Auftakt sind schon mal eine Ansage. Aber wenn Martin Scorsese und Mick Jagger hinter einer Show stehen, wird halt geklotzt statt gekleckert. Als bekennender Rockmusik-Fan hat mich der Pilot schon alleine aufgrund des großartigen Soundtracks sofort in seinen Bann geschlagen. „Everybody Loves Raymond“ Ray Romano in einer etwas anderen Rolle fand ich schwer unterhaltsam, da steckt noch einiges an Potenzial drin. Die Kabbeleien mit den deutschen Juristen, die Verhandlungen mit dem schillernden Manager von Led Zeppelin, der Rückblick auf Finestras Ursprünge – alles wohlwollend von mir abgenickt. Weniger gut gefielen mir die ausschweifenden Drogentrips des Protagonisten, die die Geschichte nicht recht voranbringen. Auch hat der familiäre Plot noch Luft nach oben. Für den Piloten ziehe ich lässig die 5 Punkte und hoffe auf ständig bessere Auskopplungen.

ERSTEINDRUCK: 5,0 PUNKTE (gut)