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100 (August 2016)

18 Aug

Liebe Brüder und Schwestern,

Glaube steht gleich dreimal als Thema an bei diesem Seriencheck, der die letzten Nachzügler-Schäflein für die Haupt-US-TV-Saison behandelt. In „Outcast“ wird der Teufel eher mittelmäßig erfolgreich ausgetrieben, „Preacher“ bringt Gott per Live-Zuschaltung in die Kirche und Katholik Jim Gaffigan glaubt weiterhin an die heilige Kraft des Essens, was ihn meiner Meinung zu einem sehr guten Menschen macht. For what you are about to receive: May the Lord help you. Amen.

OUTCAST (SEASON 1)

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Läuft nicht bei Kyle Barnes. Der arme Kerl musste bisher miterleben, wie seine Mutter und später seine Ehefrau vom Teufel besessen waren. Nun kehrt er in sein Heimatstädtchen Rome zurück und versucht gemeinsam mit dem umtriebigen Reverend Anderson, der immer größer werdenden Zahl an dämonischen Körpereinnistungsversuchen Einhalt zu gebieten. Basierend auf den Comics von Robert Kirkman (The Walking Dead).

Der Exorzist in Serienform, könnte man zusammenfassend sagen. So hart geflucht wie im Vorbild wird beileibe nicht, ekelerregende Schockmomente sind mir nicht aufgefallen, dennoch hat mich „Outcast“ richtig gut unterhalten. Das fängt bei dem schwelend düsteren Theme von Atticus Ross an, geht über die sauber dargestellten Charaktere Kyle Barnes (immer verzweifelt), Reverend Anderson (immer mit Gottvertrauen), Polizeichef Giles (immer kernig: Reg E.Cathey) und Sidney (immer undurchsichtig: Brent Spiner als böser Mann mit Hut), bis hin zu kribbelig schaurigen Momenten, dramatischen Wendungen und einem fiesen Twist gegen Ende. Kann ich empfehlen für alle, die sich vor dem Schlafengehen wohlig gruseln wollen, ohne tags drauf die Bettwäsche gleich wechseln zu müssen.

GESAMTWERTUNG: 5,25 PUNKTE (gut)

PREACHER (SEASON 1)

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Ich bin mir immer noch uneins, was den Preacher anbelangt. Auf der positiven Seite stehen sicherlich die Lässigkeit des Hauptcharakters, die schräg angelegten Figuren wie die beiden Engelsmänner, die staubig trockene Inszenierung, geniale Momente à la die Kampfszene im Hotelzimmer oder der große Auftritt in der Kirche im Finale. Andererseits kam mir die Geschichte gerade zu Beginn zu zerstückelt und wirr vor, viele Charaktere waren für meinen Geschmack zu comichaft überzeichnet und auf boah,ey-krass getrimmt, richtige Sympathien für das Haupt-Trio konnte ich bei mir auch nur mühsam ausmachen. Die gute Nachricht: zum Ende der Staffel hin legt sich das große Fragezeichen über dem Kopf des Zuschauers und es wird einiges zusammengefügt, was vorher nur als angedeutetes Stückwerk erschien. Dann überwiegt doch noch das leichte, zufriedene Grinsen über diese wirklich seltsame Show um göttliche Kräfte.

GESAMTWERTUNG: 5,00 PUNKTE (gut)

VICE PRINCIPALS (SEASON 1) 

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Der alte Schuldirektor (eingangs kurz gespielt von Bill Murray) zieht sich zurück, seine beiden Vize (Danny McBride und Walton Goggins) kämpfen fortan mit allen Mitteln um den begehrten Posten. Mit allen Mitteln meint: Keine Beschimpfung ist ihnen zu niveaulos, kein Verhalten zu kindisch, kein Spruch zu peinlich.

Freunde, ich habe es versucht. Aber das ist nicht mein Humor. Walton Goggins hat nach seinen Rollen in „Justified“ und „The Hateful Eight“ einen dicken Stein bei mir im Brett, aber leider war Danny McBride für das Drehbuch zuständig und zieht Mr. Goggins mit ins Verderben. Soll heißen: Wer Rumgefluche in der suck-fuck-cock-ass-Geschmacksmischung an sich zum Brüllen findet oder generell infantil-doofes Verhalten erwachsener Männer, dürfte sehr viel Spaß mit der Show haben. Hey, ich störe mich nicht an deftiger Wortwahl (so gehören etwa Louis C.K. und Jim Jefferies zu meinen Lieblings-Stand-Up-Comedians), aber es muss wirklich mehr Mühe dahinterstecken als die bloße Aneinanderreihung von Schimpfwörtern, um mir einen Schmunzler zu entlocken. Die erste Episode ging noch in Ordnung, aber bei der zweiten war mehr oder minder Schicht im Schacht für mich. Sorry, minutenlang zuzusehen, wie McBride und Goggins unter Proll-Gepose eine Wohnung auseinandernehmen und in Brand setzen, fällt bei mir nicht unter die Definition von erfrischendem Witz. Die dritte Folge etwas besser, was aber schon keine große Leistung mehr war. Nee, HBO, das ist nix.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 3,75 PUNKTE (unterdurchschnittlich)

Sichtung eingestellt 

WRECKED (SEASON 1)

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Selten war eine Beschreibung so einfach. Flugzeugabsturz. Die Überlebenden stranden auf einer Insel. LOST als Comedyserie. Mit Gags statt Mystery.

Beziehungs- und ehrlicherweise mit ohne Gags statt Mystery. Drei Folgen gesehen und leider keinen Mundwinkel hochgezogen bekommen. Der Humor ist beileibe nicht so dumpf-schmerzend wie bei „Vice Principals“, sondern eher aus der traurigen Kategorie „Kein Anschluss unter dieser Nummer“. Das tut mir besonders leid für Rhys Darby (der Kultbandmanager Murray aus „Flight of the Conchords“), der zum wiederholten Mal keinen Treffer bei mir landen kann. Eines dieser Projekte, wo alle Beteiligten sich beim gemeinsamen table read formidabelst beömmelten und auch später beim Drehen aus dem Lachen nicht herauskamen. Bis die ganze Angelegenheit dem Zuschauer vorgesetzt wurde, der leider beim Spaß der Produktion eben nicht dabei war und den Witz nicht findet.

DURCHSCHNITTSWERTUNG: 3,83 PUNKTE (unterdurchschnittlich)

Sichtung eingestellt

THE JIM GAFFIGAN SHOW (SEASON 2)

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Jim Gaffigan isst, glaubt und kämpft sich wieder mit immer noch fünf Kindern und Ehefrau in einer Zwei-Schlafzimmer-Wohnung in New York durch sein Leben als Comedian. Ich fand die erste Season ja mehr als ordentlich und war deshalb umso mehr vom Auftakt der zweiten enttäuscht. Die ersten vier Episoden kamen nicht über den Durchschnittwertungsdaumen hinaus, da halfen selbst Gaststarauftritte von Jerry Seinfeld, Zachary Quinto, Carrot Top oder Nickelback nichts. Zu schwere Kost für Jim wie Berufung, katholischer Glauben und philosophische Gedankengänge im Auftakt, danach ein von den Gags her eher schwach angelegter Gerichtsprozess, gefolgt von einer eher platten Folge, in der Jim ständig als hässlich tituliert wird. Mittlerweile hat sich die Show gefangen und konnte zuletzt auch mal ein knappes „gut“ als Wertung für eine Episode einheimsen. Wird in der Gesamtschau allerdings diesmal eher im Befriedigend landen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH NEUN EPISODEN: 4,33 PUNKTE (befriedigend)

 

MR. ROBOT (SEASON 2) 

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Mit Elliot bin ich bis dato auch noch nicht so recht zufrieden. Vor allem nicht nach der fulminanten ersten Staffel, die bei mir knapp an der „überragend“-Wertung kratzte. Punkten kann die Show weiterhin, wenn sie wie im Season Opener die Geschichte von fsociety beleuchtet, Gefahrensituationen urplötzlich hereinbrechen lässt oder unseren Lieblingshacker in den albtraumhaften Wahnsinn schickt. Andererseits ging es mir in den ersten Episoden gerade auch angesichts der verlängerten Episodenlaufzeiten zu wenig voran mit der Geschichte um den größten Hack, den die Welt bisher gesehen hat. Und mit der FBI-Ermittlerin DiPierro bin ich auch noch nicht warm geworden. Summa summarum bisher nur gut, da muss noch mehr kommen. Zumal die Einschaltquoten nicht die besten sein sollen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SECHS EPISODEN: 5,05 PUNKTE (gut)  

 
RAY DONOVAN (SEASON 4) 

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Alles in der Spur bei „Ray Donovan“. Also nicht bei den Donovans, wo wieder mal das Familienchaos herrscht, sondern bei der Show an sich. Die steuert nämlich stabil auf eine erneut gelungene Staffel hin. Anzeichen, dass man wie in der zweiten Season zähe bis langweilige Handlungsstränge verfolgt, sind nicht ersichtlich. Stattdessen die übliche schöne Mischung aus kollektivem In-der-Patsche-stecken, egal, bei welchem Familienmitglied man vorbeischaut. Klar, hie und da wird per Drehbuch der Haltegriff herbeigezaubert, mit dem sich Papa Mickey, Ray, Bunchy und Terry noch gerade so aus der Scheiße ziehen können. Da meckere ich aber nicht groß dran herum, denn die Boston-Sippe gehört bei mir fast schon zur Familie. Schön übrigens, dass Liev Schreiber nun desöfteren auf Nominierungslisten auftaucht. Die Serie hätte das auch langsam verdient.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 5,29 PUNKTE (gut)

THE NIGHT OF 

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Achtteilige Mini-Serie über den pakistanischstämmigen Studenten Nasir, für den eine geplante Partynacht komplett aus dem Ruder läuft und der sich nun der unerbittlichen Härte des amerikanischen Justizsystems gegenüber sieht. Sein einziger Verbündeter: der fußmalade, schmuddelige Verteidiger Jack Stone (John Turturro).

Klare Empfehlung von mir. Nichts weiter groß drüber lesen, einfach gucken. Das ist die Sorte von Show, bei der man trotz je knapp einstündiger Episodenlaufzeit kein einziges Mal nachschaut, wie lange es noch geht. Weil die Schauspieler großartig sind. Weil die Dialoge sitzen. Weil die Geschichte spannend ist. Weil keine Figur schwarz oder weiß gestrickt ist, sondern Grautöne besitzt und unklar ist, wer später noch wie handeln wird. Weil man als Zuschauer wissen will, was in dieser einen besonderen Nacht geschah. Obwohl ich meine DVD-Box von „The Wire“ bis heute nicht gesehen habe (ja, Eimer voller Asche über mein Haupt) soll es von der erzählerischen Qualität her in diese Richtung schlagen. Spurenelemente von „True Detective“ sind ebenfalls vorhanden. Wer jetzt immer noch zögert, verpasst höchstwahrscheinlich den nächsten HBO-Kracher. Ich habe drauf hingewiesen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SECHS EPISODEN: 5,80 PUNKTE (sehr gut)

HOUSE OF CARDS (SEASON 4)

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Unfassbar, aber wahr: Ich habe endlich die vierte Staffel von „House Of Cards“ fertig geschaut. Die Gründe für mein Herumgehänge: diverse andere Serien, Dark Souls 3 (sehr unbefriedigendes Ende übrigens), Fußball-EM (dito), die Tatsache, dass ich bei einem Handlungsstrang aufgehört habe, bei dem meiner Meinung nach der Hauptfigur nichts passieren konnte. Ich fand die Show nach der guten, aber keine Steigerung bringenden dritten Staffel, wieder ein bisschen besser. Auch wenn mir die ganz großen Gemeinheiten der Underwoods fehlten und der echte US-Wahlkampf derzeit noch chaotischer und verrückter erscheint. Ich bin mir sicher, die aktuelle Managerin der Trump-Kampagne wäre selig, wenn sie so intelligent-intrigante, aber fies machtgeile Leute betreuen dürfte statt des dumpfdummen Prolls mit dem lächerlichen Haupthaar.

Was ich sagen will: House Of Cards hält sein hohes Niveau, leidet aber auch ein wenig darunter, dass die Realität noch eine Spur dramatischer ist. Episoden, die mir nur befriedigend gefielen, waren keine dabei. Gegen Ende hin packt die Show nochmal den Drama-Hammer aus. Zur nächsten Amtsperiode sind wir alle sicher wieder dabei.

GESAMTWERTUNG: 5,45 PUNKTE (gut +)