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100 (August 2016)

18 Aug

Liebe Brüder und Schwestern,

Glaube steht gleich dreimal als Thema an bei diesem Seriencheck, der die letzten Nachzügler-Schäflein für die Haupt-US-TV-Saison behandelt. In „Outcast“ wird der Teufel eher mittelmäßig erfolgreich ausgetrieben, „Preacher“ bringt Gott per Live-Zuschaltung in die Kirche und Katholik Jim Gaffigan glaubt weiterhin an die heilige Kraft des Essens, was ihn meiner Meinung zu einem sehr guten Menschen macht. For what you are about to receive: May the Lord help you. Amen.

OUTCAST (SEASON 1)

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Läuft nicht bei Kyle Barnes. Der arme Kerl musste bisher miterleben, wie seine Mutter und später seine Ehefrau vom Teufel besessen waren. Nun kehrt er in sein Heimatstädtchen Rome zurück und versucht gemeinsam mit dem umtriebigen Reverend Anderson, der immer größer werdenden Zahl an dämonischen Körpereinnistungsversuchen Einhalt zu gebieten. Basierend auf den Comics von Robert Kirkman (The Walking Dead).

Der Exorzist in Serienform, könnte man zusammenfassend sagen. So hart geflucht wie im Vorbild wird beileibe nicht, ekelerregende Schockmomente sind mir nicht aufgefallen, dennoch hat mich „Outcast“ richtig gut unterhalten. Das fängt bei dem schwelend düsteren Theme von Atticus Ross an, geht über die sauber dargestellten Charaktere Kyle Barnes (immer verzweifelt), Reverend Anderson (immer mit Gottvertrauen), Polizeichef Giles (immer kernig: Reg E.Cathey) und Sidney (immer undurchsichtig: Brent Spiner als böser Mann mit Hut), bis hin zu kribbelig schaurigen Momenten, dramatischen Wendungen und einem fiesen Twist gegen Ende. Kann ich empfehlen für alle, die sich vor dem Schlafengehen wohlig gruseln wollen, ohne tags drauf die Bettwäsche gleich wechseln zu müssen.

GESAMTWERTUNG: 5,25 PUNKTE (gut)

PREACHER (SEASON 1)

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Ich bin mir immer noch uneins, was den Preacher anbelangt. Auf der positiven Seite stehen sicherlich die Lässigkeit des Hauptcharakters, die schräg angelegten Figuren wie die beiden Engelsmänner, die staubig trockene Inszenierung, geniale Momente à la die Kampfszene im Hotelzimmer oder der große Auftritt in der Kirche im Finale. Andererseits kam mir die Geschichte gerade zu Beginn zu zerstückelt und wirr vor, viele Charaktere waren für meinen Geschmack zu comichaft überzeichnet und auf boah,ey-krass getrimmt, richtige Sympathien für das Haupt-Trio konnte ich bei mir auch nur mühsam ausmachen. Die gute Nachricht: zum Ende der Staffel hin legt sich das große Fragezeichen über dem Kopf des Zuschauers und es wird einiges zusammengefügt, was vorher nur als angedeutetes Stückwerk erschien. Dann überwiegt doch noch das leichte, zufriedene Grinsen über diese wirklich seltsame Show um göttliche Kräfte.

GESAMTWERTUNG: 5,00 PUNKTE (gut)

VICE PRINCIPALS (SEASON 1) 

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Der alte Schuldirektor (eingangs kurz gespielt von Bill Murray) zieht sich zurück, seine beiden Vize (Danny McBride und Walton Goggins) kämpfen fortan mit allen Mitteln um den begehrten Posten. Mit allen Mitteln meint: Keine Beschimpfung ist ihnen zu niveaulos, kein Verhalten zu kindisch, kein Spruch zu peinlich.

Freunde, ich habe es versucht. Aber das ist nicht mein Humor. Walton Goggins hat nach seinen Rollen in „Justified“ und „The Hateful Eight“ einen dicken Stein bei mir im Brett, aber leider war Danny McBride für das Drehbuch zuständig und zieht Mr. Goggins mit ins Verderben. Soll heißen: Wer Rumgefluche in der suck-fuck-cock-ass-Geschmacksmischung an sich zum Brüllen findet oder generell infantil-doofes Verhalten erwachsener Männer, dürfte sehr viel Spaß mit der Show haben. Hey, ich störe mich nicht an deftiger Wortwahl (so gehören etwa Louis C.K. und Jim Jefferies zu meinen Lieblings-Stand-Up-Comedians), aber es muss wirklich mehr Mühe dahinterstecken als die bloße Aneinanderreihung von Schimpfwörtern, um mir einen Schmunzler zu entlocken. Die erste Episode ging noch in Ordnung, aber bei der zweiten war mehr oder minder Schicht im Schacht für mich. Sorry, minutenlang zuzusehen, wie McBride und Goggins unter Proll-Gepose eine Wohnung auseinandernehmen und in Brand setzen, fällt bei mir nicht unter die Definition von erfrischendem Witz. Die dritte Folge etwas besser, was aber schon keine große Leistung mehr war. Nee, HBO, das ist nix.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 3,75 PUNKTE (unterdurchschnittlich)

Sichtung eingestellt 

WRECKED (SEASON 1)

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Selten war eine Beschreibung so einfach. Flugzeugabsturz. Die Überlebenden stranden auf einer Insel. LOST als Comedyserie. Mit Gags statt Mystery.

Beziehungs- und ehrlicherweise mit ohne Gags statt Mystery. Drei Folgen gesehen und leider keinen Mundwinkel hochgezogen bekommen. Der Humor ist beileibe nicht so dumpf-schmerzend wie bei „Vice Principals“, sondern eher aus der traurigen Kategorie „Kein Anschluss unter dieser Nummer“. Das tut mir besonders leid für Rhys Darby (der Kultbandmanager Murray aus „Flight of the Conchords“), der zum wiederholten Mal keinen Treffer bei mir landen kann. Eines dieser Projekte, wo alle Beteiligten sich beim gemeinsamen table read formidabelst beömmelten und auch später beim Drehen aus dem Lachen nicht herauskamen. Bis die ganze Angelegenheit dem Zuschauer vorgesetzt wurde, der leider beim Spaß der Produktion eben nicht dabei war und den Witz nicht findet.

DURCHSCHNITTSWERTUNG: 3,83 PUNKTE (unterdurchschnittlich)

Sichtung eingestellt

THE JIM GAFFIGAN SHOW (SEASON 2)

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Jim Gaffigan isst, glaubt und kämpft sich wieder mit immer noch fünf Kindern und Ehefrau in einer Zwei-Schlafzimmer-Wohnung in New York durch sein Leben als Comedian. Ich fand die erste Season ja mehr als ordentlich und war deshalb umso mehr vom Auftakt der zweiten enttäuscht. Die ersten vier Episoden kamen nicht über den Durchschnittwertungsdaumen hinaus, da halfen selbst Gaststarauftritte von Jerry Seinfeld, Zachary Quinto, Carrot Top oder Nickelback nichts. Zu schwere Kost für Jim wie Berufung, katholischer Glauben und philosophische Gedankengänge im Auftakt, danach ein von den Gags her eher schwach angelegter Gerichtsprozess, gefolgt von einer eher platten Folge, in der Jim ständig als hässlich tituliert wird. Mittlerweile hat sich die Show gefangen und konnte zuletzt auch mal ein knappes „gut“ als Wertung für eine Episode einheimsen. Wird in der Gesamtschau allerdings diesmal eher im Befriedigend landen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH NEUN EPISODEN: 4,33 PUNKTE (befriedigend)

 

MR. ROBOT (SEASON 2) 

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Mit Elliot bin ich bis dato auch noch nicht so recht zufrieden. Vor allem nicht nach der fulminanten ersten Staffel, die bei mir knapp an der „überragend“-Wertung kratzte. Punkten kann die Show weiterhin, wenn sie wie im Season Opener die Geschichte von fsociety beleuchtet, Gefahrensituationen urplötzlich hereinbrechen lässt oder unseren Lieblingshacker in den albtraumhaften Wahnsinn schickt. Andererseits ging es mir in den ersten Episoden gerade auch angesichts der verlängerten Episodenlaufzeiten zu wenig voran mit der Geschichte um den größten Hack, den die Welt bisher gesehen hat. Und mit der FBI-Ermittlerin DiPierro bin ich auch noch nicht warm geworden. Summa summarum bisher nur gut, da muss noch mehr kommen. Zumal die Einschaltquoten nicht die besten sein sollen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SECHS EPISODEN: 5,05 PUNKTE (gut)  

 
RAY DONOVAN (SEASON 4) 

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Alles in der Spur bei „Ray Donovan“. Also nicht bei den Donovans, wo wieder mal das Familienchaos herrscht, sondern bei der Show an sich. Die steuert nämlich stabil auf eine erneut gelungene Staffel hin. Anzeichen, dass man wie in der zweiten Season zähe bis langweilige Handlungsstränge verfolgt, sind nicht ersichtlich. Stattdessen die übliche schöne Mischung aus kollektivem In-der-Patsche-stecken, egal, bei welchem Familienmitglied man vorbeischaut. Klar, hie und da wird per Drehbuch der Haltegriff herbeigezaubert, mit dem sich Papa Mickey, Ray, Bunchy und Terry noch gerade so aus der Scheiße ziehen können. Da meckere ich aber nicht groß dran herum, denn die Boston-Sippe gehört bei mir fast schon zur Familie. Schön übrigens, dass Liev Schreiber nun desöfteren auf Nominierungslisten auftaucht. Die Serie hätte das auch langsam verdient.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 5,29 PUNKTE (gut)

THE NIGHT OF 

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Achtteilige Mini-Serie über den pakistanischstämmigen Studenten Nasir, für den eine geplante Partynacht komplett aus dem Ruder läuft und der sich nun der unerbittlichen Härte des amerikanischen Justizsystems gegenüber sieht. Sein einziger Verbündeter: der fußmalade, schmuddelige Verteidiger Jack Stone (John Turturro).

Klare Empfehlung von mir. Nichts weiter groß drüber lesen, einfach gucken. Das ist die Sorte von Show, bei der man trotz je knapp einstündiger Episodenlaufzeit kein einziges Mal nachschaut, wie lange es noch geht. Weil die Schauspieler großartig sind. Weil die Dialoge sitzen. Weil die Geschichte spannend ist. Weil keine Figur schwarz oder weiß gestrickt ist, sondern Grautöne besitzt und unklar ist, wer später noch wie handeln wird. Weil man als Zuschauer wissen will, was in dieser einen besonderen Nacht geschah. Obwohl ich meine DVD-Box von „The Wire“ bis heute nicht gesehen habe (ja, Eimer voller Asche über mein Haupt) soll es von der erzählerischen Qualität her in diese Richtung schlagen. Spurenelemente von „True Detective“ sind ebenfalls vorhanden. Wer jetzt immer noch zögert, verpasst höchstwahrscheinlich den nächsten HBO-Kracher. Ich habe drauf hingewiesen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SECHS EPISODEN: 5,80 PUNKTE (sehr gut)

HOUSE OF CARDS (SEASON 4)

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Unfassbar, aber wahr: Ich habe endlich die vierte Staffel von „House Of Cards“ fertig geschaut. Die Gründe für mein Herumgehänge: diverse andere Serien, Dark Souls 3 (sehr unbefriedigendes Ende übrigens), Fußball-EM (dito), die Tatsache, dass ich bei einem Handlungsstrang aufgehört habe, bei dem meiner Meinung nach der Hauptfigur nichts passieren konnte. Ich fand die Show nach der guten, aber keine Steigerung bringenden dritten Staffel, wieder ein bisschen besser. Auch wenn mir die ganz großen Gemeinheiten der Underwoods fehlten und der echte US-Wahlkampf derzeit noch chaotischer und verrückter erscheint. Ich bin mir sicher, die aktuelle Managerin der Trump-Kampagne wäre selig, wenn sie so intelligent-intrigante, aber fies machtgeile Leute betreuen dürfte statt des dumpfdummen Prolls mit dem lächerlichen Haupthaar.

Was ich sagen will: House Of Cards hält sein hohes Niveau, leidet aber auch ein wenig darunter, dass die Realität noch eine Spur dramatischer ist. Episoden, die mir nur befriedigend gefielen, waren keine dabei. Gegen Ende hin packt die Show nochmal den Drama-Hammer aus. Zur nächsten Amtsperiode sind wir alle sicher wieder dabei.

GESAMTWERTUNG: 5,45 PUNKTE (gut +)

92 (Januar 2016)

6 Jan

Neues Jahr, neuer Seriencheck.
Für diese megatolle, einfallsreiche Einleitung habe ich extra bis Januar gewartet.
Und darf nun die Abschlusswertungen für zum Teil schon lange beendete Serienstaffeln nachreichen.

Ich finde, das hat sich gelohnt.

HOMELAND (SEASON 5)

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Berlin, Berlin, wir terror’n nach Berlin.

Carrie Mathison hat es in unsere schöne Bundeshauptstadt als Sicherheitsberaterin einer gemeinnützigen Organisation verschlagen. Zusätzlich werden der CIA brisant wichtige Geheiminformationen aus den Datenbanken gehackt, die in den Händen einer Whistleblowerin landen. Wie etwa, dass die USA alles und jeden ausspionieren, was nicht bei drei einen amerikanischen Pass vorlegen kann. Und natürlich liegt ein Anschlag von islamistischen Terroristen im Busch. Edward Snowden, IS, Spionage, Geheimdienste, Überwachung, Datensammlung, Hacker – alles drin. Wahrscheinlich mache ich mich mit dem Schreiben dieser Zeilen selbst schon verdächtig.

[My dear friends at the NSA, this is just a short summary of the fifth season of „Homeland“. The tv show featuring Carrie, Saul, Peter Quinn, y’know? Stay cool.]

Natürlich gibt es schon mal dicke Pluspunkte für das Lokalkolorit. Wenn Carrie sich deutsche Begriffe aus dem Mund presst, diverse deutsche Schauspieler in ihrer Sprache parlieren, einiges an Action am Berliner Hauptbahnhof abgeht, die bösen Jungs in irgendeinem Problemviertel-Sozialbau schlimme Pläne schmieden oder die Geheimdienstchefs sich in heimeligen Promenade-Cafés vom stressigen Alltag koffeinieren lassen.

Andererseits erkenne ich stellenweise mein eigenes Land nicht mehr! Großdemonstrationen in Berlin, weil herauskommt, dass die Amis die Deutschen ausspionieren? Der BND fordert einen Kopf der CIA wegen dieses Affronts? Unser Geheimdienst kennt sich sogar mit Computern aus und arbeitet effizient und kompetent? Der Russe fürchtet, der Ami respektiert uns? Kein Generalbundesanwalt kündigt, beseelt von deutschem Recht und deutscher Ordnung, ausführliche Ermittlungsmaßnahmen gegen die NASA an?

Es sind diese Ungereimtheiten, die mich ein wenig peinlich berührt zurücklassen und aus der Welt von „Homeland“ herauskatapultieren. Aber auch sonst lief die fünfte Staffel mit fortschreitender Dauer erschreckend höhepunktarm an mir vorüber. Man kennt es halt langsam, das Terror- und Terrorabwehrgeschäft. Jack Bauer kann ein Lied davon singen. Darüber hinaus erweist sich die finale Folge der Staffel – wie schon das Ende von Season 4 – als eher unterwältigend. Was die Show allerdings immer noch hervorhebt, sind die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller, wobei ich nie müde werden kann, dem alten Brummelbart Saul zuzusehen. Bis dato aus meiner Sicht leider die schwächste Staffel.

GESAMTWERTUNG: 4,67 Punkte (befriedigend)

THE MAN IN THE HIGH CASTLE (SEASON 1)

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Unschöne Geschichte: Nicht die Allierten, sondern die Achsenmächte haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen. Hitler-Deutschland wirft 1947 die erste Atombombe ab, die USA kapitulieren, deren Westküste wird der Verwaltung der Japaner unterstellt, im weitaus größten Teil herrschen und gleichschalten die Nazi-Schergen, dazwischen eine neutrale Zone als Machtpuffer. Im alternativen Jahr 1962 verfolgen wir die Aktionen zweier Widerständler und eines ranghohen US-Nazis bei ihrer Jagd auf geheimnisvolle Filmrollen, welche alles verändern könnten.

Die Show lebt ohne Zweifel von ihrem erschreckenden Szenario, das in der Tat ja so hätte Geschichte werden können. Dieser „Man-mag-gar-nicht-dran-denken“-Effekt, das schaurige Weiterspinnen der Folgen eines deutschen Endsiegs und die Faszination des triumphierenden Bösen zieht sich durch die ganze Staffel und vermochte mich als Zuschauer bei der Stange zu halten. Dazu noch ein bisschen Mystery und fertig ist eine durchaus sehenswerte Mischung, die uns amazon hier als Eigenproduktion vorsetzt.

In den zehn, je knapp einstündigen Episoden passiert mir manchmal zu wenig, geht die Story zu schleppend voran, konzentriert man sich zu sehr auf die Charaktere, als dass ich zu den ganz hohen Bewertungen greifen konnte. Ausgeglichen wird dieser kleine Mangel durch die von amazon angebotene, zuschaltbare Informationssammlung, die Alternativwelt, Figuren und Settings näher beleuchtet. Ein sehr feines Feature, für das ich zusätzlich einen Zehntelpunkt auf die Wertung drauflege. Insgesamt gute Unterhaltung für Zuschauer, die sich auf diese geschichtsalternative Welt einlassen wollen. Eine zweite Staffel ist bereits gesichert und ich bin gespannt, ob diese die Faszination weiter aufrechterhalten kann.

GESAMTWERTUNG: 5,15 Punkte (gut)

FARGO (SEASON 2)

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Wer meinen letzten Seriencheck gelesen hat, dem stellt sich nur eine Frage: Warum nicht die Höchstwertung? Fargo ist auch in der zweiten Staffel Unterhaltung von formidabler Qualität: Darsteller, Dialoge, Humor, Charaktere, Schrägheit, Action, Drama – alles vom Feinsten und ich würde demütig auf die Knie fallen und so dahinrobbend meine GEZ-Gebühren persönlich zur Einzugsstelle nach Köln tragen, wenn sowas für das deutsche Fernsehen produziert werden würde. Statt bemüht biedere Nachahmerei von „Breaking Bad“ oder Krimi-Action-Sülze eines von sich selbst aufgegeilten Gelegenheitsschauspielers.

Aber zum Punkt. Beziehungsweise zu den fehlenden in der Gesamtwertung. Erstens fand ich die siebte Folge (Did You Do This? No, You Did It!) zu gemächlich, zu sehr auf die Bremse für den Aufbau des Finales tretend, zu wenig die Stärken der Show ausspielend. Bekam von mir deshalb nur ein „befriedigend“. Zweitens: Die Beweggründe einer Figur, und das Auftauchen eines, ich nenn es mal „plot devices“ aus heiterem Himmel. Wer die Staffel gesehen hat, weiß sofort, was ich meine. Man könnte gerade letzteres als liebenswert versponnenen Tribut an die kleinen Abgedrehtheiten der Coen-Brüder durchgehen lassen. Aber die Art, wie diese beiden Momente gehandhabt wurden, hat mich doch leicht nörgelig gemacht. Das sind letztlich kleine Details, die nichts daran ändern, dass ich auch mit der zweiten Staffel von „Fargo“ mächtig viel Spaß hatte und die Tage bis zur dritten Season (leider erst 2017) zähle.


GESAMTWERTUNG: 5,75 Punkte (sehr gut)

THE LEFTOVERS (SEASON 2)

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Alle bitte einsteigen für die nächste Achterbahnfahrt! Genießen Sie zehn Runden Gefühls-Auf-und-Ab, liebevoll ausgedacht und arrangiert von Damon „Mystery Boy“ Lindelof. Bitte unterlassen Sie angestrengtes Nachdenken über das Gesehene, die Auflösung angerissener Geheimnisse oder das Herumkreiseln der Geschichte. Einfach zurücklehnen und auf sich wirken lassen.

Allerspätestens mit der Limbo-Story in der achten Episode „International Assassin“, in der Kevin Garvey auf einen Trip der ganz besonders seltsamen und kaputten Art geschickt wird, hat die Show mich wieder mit Haut und Haaren für sich vereinnahmen können. Schon vorher hatte ich mich auf jede neue Episode gefreut, aber diese ganz spezielle Ausgabe des alltäglichen Wahnsinns im Leftovers-Universum trieb das Konzept der Zuschauerverwirrung auf die Spitze. Ich kann absolut verstehen, wenn man damit nichts anzufangen weiß und lieber geordnetere Bahnen in seinen Serien bereisen will. Von daher steckt in der Abschlussnote auch sehr viel subjektive Wertschätzung. Wer aber gerne mit den Figuren leiden, sich wundern, den Kopf schütteln oder ratlos angesichts der hereinbrechenden Ereignisse sein will, der wird ebenso blendend unterhalten wie in Season 1. Punktgenau sogar, denn diese erhielt damals auch 5,80 Punkte.

GESAMTWERTUNG: 5,80 Punkte (sehr gut)
THE LAST MAN ON EARTH (SEASON 2)

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Will Forte als Phil Miller und seine teils idiotischen, teils peinlichen Eskapaden als letzter Mann auf der Welt habe ich in der ersten Staffel noch mit einem dicken Schmunzeln bedacht. Der Auftakt zur nächsten Reihe von Katastrophen-Phil geriet auch wieder herrlich zum Mit-der-flachen-Hand-an-den Kopf-schlagen. Was sogar ungefähr bis zur Mitte der Season anhält. Im letzten Drittel fällt dann  leider deutlicher und stetiger Begeisterungsschwund auf.

Mir scheint es, als hätte man die richtig guten Geschichten und Gags in den 13 Episoden im Frühling 2015 sowie in den 6 Folgen dieser Staffel erzählt. Der Nebenplot auf der Raumstation kommt nicht die Puschen und wird wohl erst in diesem Jahr interessant. Die anderen Charaktere treten mir zu sehr auf der Stelle, bringen mir zum Ende hin zu wenig witzige Situationen ein. Das auf Drama getrimmte Weihnachtsfinale hilft da natürlich nicht wirklich. Und Phil bzw. Tandy Miller schließlich wandelt sich mit der Zeit vom belächelnswerten, aber doch noch irgendwie sympathischen Loser zum nervigen Flachspruchabspuler.

Summa summarum kann „The Last Man On Earth“ noch von den starken Episoden bis zur Hälfte der Staffel profitieren, danach ging es von 5,5 bis 5,0 Punkten herunter auf dreimal 4,0 Punkte für die letzten Folgen. Da muss mehr kommen und vor allem wieder Konstanz rein.

GESAMTWERTUNG: 4,80 Punkte (befriedigend)

ASH VS. EVIL DEAD (SEASON 1)

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Auch schon fertig mit der großen Deadite-Bekämpfung für diese Saison ist unser alter Freund Ash. 10 Folgen Blut, Gedärme, Kettensägen- und Donnerbüchsenbehandlung, garniert mit lässigen Sprüchen, die nicht immer die ganz große Intelligenz des Klopfers widerspiegeln. Gutes Ding, würde ich sagen wollen. Manch einem waren die beiden Sidekicks Pablo und Kelly ein Dorn im Auge, ich fand sie jetzt hingegen nicht sonderlich störend. Die Qualität des Piloten wird nur noch im sehr gelungenen Finale wieder erreicht, dazwischen sind den Machern gerne mal die aufregenden Kreaturdesigns oder Exekutionsarten ausgegangen, aber unterhalb von „befriedigend“ habe ich keine Wertung gezogen. Wenn ich mir etwas für die zweite Staffel wünschen dürfte: gerne mehr ekelhafte Deadites wie den Dämonen Eligos.

GESAMTWERTUNG: 5,05 Punkte (gut)
SUPERSTORE (SEASON 1)

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Workplace-Comedy von Justin Spitzer, seines Zeichens einer der Produzenten von „The Office“. Entsprechend ist das auch „The Office“ im Supermarkt. Qualitätsmäßig eine eher späte Auslese, will sagen: „Superstore“ ist leider deutlich näher an den Staffeln, in denen der Büro-Komödie um Michael Scott und Dwight K. Schrute schon lange die Puste ausgegangen war.

Ein paar Spiegelungen hat sich Spitzer zudem erlaubt: die Büroromanze Jim-Pam ist nun zwischen der frusterfahrenen Amy (America Ferrara, „Ugly Betty“) und dem Frischling Jonah, Dwight ist jetzt weiblich und der Boss/Marktleiter nicht nur ohne Plan und peinlich, sondern auch ein wenig sehr tüdelig. Bleiben als Neuheiten der zynische Schwarze im Rollstuhl, dessen durchaus vorhandenes Potenzial nicht ausgereizt wird, der Quoten-Homosexuelle und das sozial und intellektuell eher außenseiterhaft angelegte Pärchen.

Nein, als Stiftung Serientest muss ich zwar nicht warnen, kann aber bisher auch keine Empfehlung aussprechen. Vielleicht gebe ich der Show noch eine Chance, nach zwei gesehenen Episoden, die humormäßig eher an mir vorbeigeblubbert sind,  kann ich höchstens ein „bisher eher unbefriedigend“ auf das Meinungskärtchen schreiben.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 4,0 Punkte (durchschnittlich) 
GUCKLISTENSTATUS: Wackelig wie die Leiter zu den oberen Supermarktregalen
THE WALKING DEAD SEASON 6 (Episoden 01-08)

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Es stöhnt der Rick und seine Crew, der Zombie gibt schlicht keine Ruh‘.

Auflösungserscheinungen fallen mir nicht nur bei den wandelnden Untoten, sondern schon seit einigen Staffeln bei der durchgängigen Qualität der Serie auf. Auch diesmal gelingt es „The Walking Dead“ dann eben doch nicht, mich konstant gut zu unterhalten. Der Auftakt sehr stark, mit einer epischen Großaktion unserer Überlebendenfraktion, die sich über mehrere Episoden spannt. Dazu ein gelungener Rückblick auf die Geschichte einer Figur, mit der Wolf-Gang ein grausamer neuer Gegner. Danach allerdings ein etwas billiger Trick, um die Zuschauer vor den Geräten zu halten und *seufz* wieder einmal Leerlauf.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 8 EPISODEN: 4,80 Punkte (befriedigend)

GOTHAM SEASON 2 (Episoden 01-11)

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Vorab die gute Nachricht: Unsere schöne Fledermausstadt ist weiterhin sicher. Fish Mooney, die Geißel von „Gotham (Season 1)“ aka the goddess of overacting aka die nervige Alte von Will Smith, ward bis dato nicht wieder gesehen. Ein wenig hat ihren Platz zwar Barbara Kean, die ex-Freundin unseres geschätzten Detective James Gordon eingenommen, aber der Schrecken hält sich noch im vertretbaren Rahmen.

„Rise of the Villains“ heißt das aktuelle Kapitel und die erste Handvoll Episoden haben mich voll und ganz überzeugt. Allen voran der aus „Shameless (US)“ bekannte Cameron Monaghan in der Rolle des jungen Jokers wusste durch seine diabolische Bildschirmpräsenz zu beeindrucken, dazu noch der gewohnt knorrige Michael Chiklis als neuer Polizeipräsident und James Frain als Oberbösewicht Theo Galavan – da wurden gerne auch mal die Kärtchen mit der 5,5-Wertung gezückt. Das hohe Niveau pendelte sich nach diesem furiosen Start zwischen 4,5 und 5 Punkten ein, mit der völlig in die Hose gegangenen Folge „By Fire“ (ernsthaft: eine Frau mit Flammenwerfer hält Dutzende bewaffnete Mobster von einer Bühne aus in Schach?) als Tiefpunkt. Überhaupt fielen einige Episoden doch deutlich ab, als hätte man das B-Team der Drehbuchschreiber rangelassen und nicht qualitätsmäßig kontrolliert. Warten wir ab, ob der zweite Teil der Staffel nochmal etwas draufsetzen kann oder sich doch wieder Ausreißer erlaubt.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 11 EPISODEN: 5,01 Punkte (gut-)

Zum Schluss noch hastig nachgereicht ein paar Abschlusswertungen von bereits besprochenen Serien:

Ray Donovan (Season 3): 5,56 Punkte (sehr gut-)
Lego Star Wars: Droid Tales (Season 1): 5,15 Punkte (gut)
The Jim Gaffigan Show (Season 1): 4,95 Punkte (gut -)
Blunt Talk (Season 1): 4,45 Punkte (befriedigend-)

89 (August 2015)

5 Aug

Im Sommer kann man prima verpasste TV-Serien nachholen.
Hieß es.
Pustekuchen.
Hier ein Überblick über das, was sich nach der Hauptsaison alles so angesammelt und mich zumindest soweit interessiert hat, dass ich mindestens ein bis zwei Folgen dranblieb.

HUMANS (SEASON 1)

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Hurra, hurra, die Roboter sind da! In dieser englischen Fassung einer ursprünglichen schwedischen Serie sind die sogenannten „Synths“ aus dem normalen Alltag nicht mehr wegzudenken. Sei es Krankenpfleger, Haushaltshilfe oder Lebensbegleiter, die menschlich aussehenden Wesen mit dem starren Blick und dem flotten Aufladegerät für die Nacht unterstützen viel und schmutzen gar nicht. Allerdings existieren einige Modelle, die neben ihrer künstlichen Intelligenz ein emotionales Bewusstsein aufgespielt bekommen haben und sich nun auf der Flucht vor den Ermittlungsbehörden befinden.

Eine schöne neue Welt und eine richtig unterhaltsame Serie, bei der ich das Original leider verpasst habe. Ich selbst würde mir ja gerne in zwanzig Jahren oder so das Modell „Gemma Chan“ holen, die mir dann mit einem Lächeln auf den Lippen zuhört, wie ich über TV-Serien erzähle, ab und an Sätze wie „Du bist so schlau, attraktiv und weißt so viel“, „Erzähl mir nochmal von Friends, Seinfeld und Breaking Bad“ oder „Schatz, lass uns einen Galavant-Song singen“ sagt und gleichzeitig die neuesten Episoden aus den USA auf den integrierten Festplattenrekorder speichert. Aber ich schweife ab…

„Humans“ hat mir seine insgesamt 8 Episoden hindurch richtig gut gefallen. Vor allem die Darsteller der Roboter liefern erschreckend „realistische“ schauspielerische Leistungen ab, die Story hält mit feinem Gespür für Mystery und Was-wäre-wenn-es-Synths-gäbe-Situationen den grübelnden Zuschauer bei der Stange. Die Show selbst zudem schafft es, sich ab der Hälfte noch zu steigern, indem die Geheimnisse konsequent aufgedeckt werden. Angesichts dessen ist die bereits abgesegnete Verlängerung konsequent und richtig. Fans von „The IT Crowd“ freuen sich zudem auf ein Wiedersehen mit Katherine „Jen“ Parkinson.

GESAMTWERTUNG: 5,28 PUNKTE (GUT)

MR. ROBOT (SEASON 1) 

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Gleich der nächste Zukunftsthriller mit IT-Bezug hinterher. „Mr. Robot“ erzählt die Geschichte des genialen, aber innerlich kaputten und sozialbindungsunfähigen Hackers Elliot (Rami Malek, „24“, „The Pacific“), der einer anarchistischen Gruppe um den namensgebenden Aufrührer (Christian Slater) beitritt, um die nach der absoluten Macht greifenden Megakonzerne der Welt zur Strecke zu bringen.

Der Pilot konnte mich sofort begeistern und die Serie auf meine Guckliste hieven. Malek spielt fantastisch auf in seiner Rolle, seine Kommentare zu Welt, Menschheit, sozialen Medien und digitaler Vernetzung treffen es auf den Punkt und ließen mich vor dem Fernseher mit dem Kopf nicken. Herrlich auch, wie Elliot Menschen anhand ihrer offengelegten Daten einschätzt und bewertet (Fans der Transformers-Filme etwa müssen ganz stark sein). Schöpfer Sam Esmail ist es hoch anzurechnen, der Cyberpunk-Kultur eine würdige Plattform im Fernsehen geschenkt zu haben.

Dass die bisher von mir gesehenen drei folgenden Episoden das sehr hohe Niveau nicht mehr ganz erreichen konnten, gilt es da zu verschmerzen. Wegen der erfreulich hoher Zuschauerzahlen ist eine zweite Staffel schon jetzt unter Dach und Fach. Und Christian Slaters Absetzungsfluch damit endlich gebrochen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH VIER EPISODEN: 5,35 PUNKTE (GUT)
THE JINX: THE LIFE AND DEATHS OF ROBERT DURST

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Der Filmemacher Andrew Jarecki beschäftigt sich für diese HBO-Dokumentation mit Robert Durst, einem zurückgezogen lebenden, von seiner Familie ausgestoßenen Immobilien-Erben, der der Hauptverdächtige in mehreren Mordfällen ist. Der Clou: Durst selbst willigte ein, sich im Rahmen von mehreren Interviews zu den Vorwürfen zu äußern.

Lief bereits im Februar diesen Jahres, gelangte aber erst vor ein paar Wochen auf meinen Schirm und ist der feuchte Traum aller „Aktenzeichen XY ungelöst“-Redakteure. Wo hierzulande schnarchige Kommissare im Anschluss an eine laienschauspielbeleidigende Fallaufführung abgelatschtes Schuhwerk als Beweismittel auftragen, bekommt der Amerikaner eine hochspannende Spurensuche präsentiert. Wohlgemerkt mit dem Verdächtigen in der Hauptrolle! In sechs Episoden werden alle (teils grausigen) Details der Mordfälle untersucht, das Leben von Robert Durst analysiert und eben jener damit konfrontiert.

Als Zuschauer ertappt man sich dabei, dem wirr wirkenden alten Mann die Wahrheit aus dem Gesicht und von den Lippen lesen zu wollen. Ist er wirklich nur ein vom Leben aufs Abstellgleis geschobener armer reicher Mensch, ein Unglücksbringer für sich und seine Umgebung? Oder doch ein eiskalter Mörder, der alle getäuscht und ausgetrickst hat? Oder war gar alles doch ganz anders? Ich werde nichts spoilern und rate zudem allen Interessierten, sich nicht vorab zu informieren. Dann erwarten einen knapp sechs fesselnde Stunden, die einen nicht nur packen, sondern umhauen werden, das darf ich noch einem durchgesuchteten Wochenende garantieren. Absolute Anschauempfehlung.

GESAMTWERTUNG: 5,93 PUNKTE (ÜBERRAGEND)

SCREAM – THE TV SERIES (SEASON 1)

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MTV gibt es tatsächlich noch. Falls es jemand nicht glauben sollte, dort läuft die TV Serie zu Scream, dem selbstreferenziellen Horrorstreifen, mit dem Altmeister Wes Craven anno 1996 das Genre einfach mal schwuppdiwupp wiederbelebt hat. Ich selbst fand den ersten Teil durchaus gelungen, bekam von den insgesamt drei Nachfolgern allerdings wenig bis gar nichts mit. Es darf also niemand einen Fanbonus von mir erwarten, dies nur zur Vorwarnung.

Wie schlägt sich der Film nun als Serie? Nun ja, augenscheinlich gibt es keine Wandtelefone mehr, sondern Handys, soziale Medien wie Instagram, Twitter und Facebook. Was dem High School Girlie Nina gleich zu Beginn zum Verhängnis wird, weil sie zwei miteinander knutschende Mitschülerinnen per Foto an den Internetpranger stellt und den neu gestylten Maskenmann mit der Vorliebe für Schlitzspuren am Hals auf den Plan ruft. Ebenfalls neu und sicherlich voll fresh: Sobald ein Song gespielt wird, erscheinen Titel und Interpret als Einblendung. Fehlt eigentlich nur die Anbindung an den iTunes-Store. Wo man mich mit meinem Musikgeschmack aber wohl nie als Kunden begrüßen dürfte.

Es gibt die üblichen Charaktere für eine Highschool-Show zu bestaunen, wie den dumpfen Sportler, die zickige Cliquenanführerin, den Außenseiter mit der Vorliebe für Horror und dem Drang, Story-Zusammenhänge zu erklären, das sympathische Gutherzmädchen und dazu *tada* die immer bedröppelt dreinguckende Emo-Lesbe sowie der viel zu junge Lehrer mit dem H&M-Model-Look. Meta-Ebene ist auch drin, etwa mit der gleich aufgestellten Frage, ob ein Horrorfilm als Serie überhaupt funktionieren kann. Für mich entscheidend allerdings war eine Ausführung des Horror-Außenseiter-Kids, in der quasi das Ziel der Show ausgegeben wurde. Der Zuschauer soll nämlich Episode um Episode mit den Figuren halten und bangen, Sympathien verteilen, um dann richtig betroffen sein, wenn es mal wieder jemanden erwischt. Und natürlich gilt es zu erraten, wer hinter der Maske steckt.

Nö. Klappt nicht bei mir. Mir sind die alle egal. Können alle weg, diese oberflächlichen, wunderschön aufgehübschten Jungs und Mädchen. Ich tippe auf den Lehrer als Maskenmann, denn der ist viel zu jung und viel zu nett. Da kann was nicht stimmen. Wenn er es nicht sein sollte, auch nicht schlimm, weil mir Wurst. Ja, sorry, ich bin einfach nicht die Zielgruppe. Den Satz hätte ich auch gleich zu Anfang schreiben können und fertig. Naja. Zwei Folgen habe ich durchgehalten, vielleicht finden andere Gefallen daran.

DURCHSCHNITTWERTUNG NACH ZWEI EPISODEN: 4,0 PUNKTE (DURCHSCHNITTLICH) 

Gucklistenstatus: abgesetzt

THE BRINK (SEASON 1)

the brink

Die Welt steht mal wieder am Abgrund. In Pakistan putscht sich mit General Zaman ein übler Geselle an die Macht und bedroht die Nachbarregionen. Die US-Regierung reagiert mit inkompetentem Personal, lässt von zwei depperten Piloten eine Drohne über Pakistan abschießen und führt die Situation gekonnt weiter in Richtung Eskalation. HBO-Comedy mit Jack Black, Tim Robbins, John Larroquette und so ziemlich allen indisch-pakistanischstämmigen Schauspielern, die man glaubt, mal bei „24“ oder „Homeland“ gesehen zu haben.

Es gibt diese Serien, da denkst du angesichts der Voraussetzungen:  Das Ding muss einfach gut werden. Schaust Folge um Folge, bist danach immer ein wenig enttäuscht, bleibst aber dran. Und es wird einfach nicht so unterhaltsam, wie es eigentlich sein sollte. Genauso geht es mir mit „The Brink“. Das Drama der oben genannten Serien, gekreuzt mit dem deftigen Humor von „Veep“, „The Thick Of It“, dazu ein Hauch von „Dr. Strangelove“, das müsste doch funktionieren. Aber zumindest bei mir hat es bis dato keine Folge geschafft, dass ich als Wertung fünf Punkte gezogen hätte. Die Gags sind mir zu altherrenzotig, zu abgedroschen, zu prollig, besitzen zu wenig Biss; da hilft selbst das komödiantische Talent eines Jack Black oder die trockene Darbietung durch Tim Robbins nicht. Klar, die restlichen Episoden werde ich mir auch noch anschauen, aber als Fazit kann ich jetzt schon ziehen, dass ich mir wirklich mehr erhofft habe.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 4,17 PUNKTE (DURCHSCHNITTLICH)  

TRUE DETECTIVE (SEASON 2)

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Nach dem gewaltsamen Tod des Stadtmanagers Caspere beginnen die aus verschiedenen Bezirken stammenden drei Detektive Velcoro, Bezzerides und Woodrugh (Colin Farrell, Rachel McAdams und Taylor Kitsch)  mit den Ermittlungen und entdecken ein Geflecht aus Korruption, kriminellen Machenschaften und Mauscheleien um wertvolles Land. Im Hintergrund arbeitet die lokale Untergrundgröße Frank Semyon (Vince Vaughn) ebenfalls an der Aufklärung, da er Caspere Geld für einen Deal gegeben hat, der ihn aus dem Milieu führen sollte.

Wenn wir bereits bei Enttäuschungen sind, darf die zweite Staffel von „True Detective“ leider nicht fehlen. Fangen wir mit etwas Positivem an: Der Eröffnungssong ist erneut richtig lässig geworden, bei „Nevermind“ von Leonard Cohen brumme ich immer wieder gerne mit. Danach scheitert es allerdings auf mehreren Ebenen. Größter Haken ist für mich die Story, die erschreckend spannungsknisterfrei verläuft und mich als Zuschauer eher das Interesse verlieren als mitfiebern lässt, weil schlicht der rote Faden fehlt. Ich habe mich oft dabei erwischt, überhaupt nicht zu wissen, wer oder was gerade warum Gegenstand der Untersuchung wird. Das hängt auch damit zusammen, dass die Show sich viel Zeit für die Ausarbeitung und Vorstellung der Charaktere nimmt, es allerdings nicht schafft, dies mit einem spannenden Storygerüst zu verbinden. Vom Aufbau her fließen viele der Episoden zäh vor sich hin, um dann am Ende noch einen kleinen Höhepunkt zu setzen, der zum Weiterschauen animieren soll. Wertungsmäßig haben sich einige Folgen so auf die 4,5 Punkte gerettet, mehr war allerdings nicht drin angesichts vieler Momente, in denen ich im Abspielmenü nach der Restlaufzeit Ausschau gehalten habe.

Die darstellerischen Leistungen sind schwankend. Alle Charaktere sind innerlich gebrochen, verletzt, am Boden. Farrell gelingt es noch am überzeugendsten, seine Rolle mit Leben und Schmerzen auszufüllen. McAdams macht ihre Sache ordentlich, hat sich allerdings eine ganz fiese Schmuddelsträhne in die Frisur kämmen lassen, um sich deutlich von ihrer üblichen Rollenbesetzung abzugrenzen. Was ein wenig lächerlich wirkt und nicht hätte sein müssen. Kitsch hingegen, oh je. Bleibt durchgehend blass, unauffällig, langweilig. Und Vaughn? Hat es schwer, den Sprung vom „funny guy“ zum Minimobster plausibel zu schaffen, so recht nimmt man ihm den Part dann eben doch nicht ab.

Zuguterletzt sind es freilich die riesigen Fußspuren, die Harrelson und McConaughey in der ersten Staffel hinterlassen haben und in die Drehbuch, Darsteller und Produktion dieser Staffel bei weitem nicht hineinpassen. Nach 6 von 8 Folgen steht für mich jetzt schon fest, dass „True Detective“ dieses Jahr damit zu kämpfen haben wird, überhaupt den Sprung ins Befriedigend zu schaffen.

Edit: Wer angesichts des anstehenden 90-minütigen Finales nicht wie meine Wenigkeit storytechnisch wie der Ochs vorm Plotberg stehen will, lese sich diese schöne – und schmerzlich ehrliche – Zusammenfassung bei slate.com durch.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SECHS EPISODEN: 4,41 PUNKTE (DURCHSCHNITTLICH)

STAR WARS: DROID TALES (SEASON 1)

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Ich habe ja diese nebelige Vorahnung, dass wir von „Star Wars“ in den nächsten Jahren noch einiges zu sehen bekommen werden. Fragt mich nicht, woher ich diese Insiderinfo habe. Der Disney Channel hat jedenfalls seit einiger Zeit Serien in LEGO-Optik zu dem Thema im Angebot, die ich vor ein paar Monaten entdeckt und für durchweg knuffig-putzig empfunden habe. In „Droid Tales“ (nicht zu verwechseln mit „Droids“) erzählt C3PO und piept R2D2 nach dem Ende der Schlacht um Endor den Anwesenden die Vorgeschichte, sprich: die drei Filme, die es im kollektiven Fanbewusstsein nie gegeben hat. Dabei wird die letzte Trilogie von George Lucas ohne Scheu, aber charmant durch den Kakao gezogen, wie dieser Trailer beweist.

Bisher lief nur eine Episode, die weiteren scheinen in einem wirren Monatsrhythmus gesendet zu werden. Ich fand’s spaßig, bleibe dran und ziehe das Wertungskärtchen mit den 5 Punkten.

WERTUNG NACH EINER EPISODE: 5,0 PUNKTE (GUT)

THE JIM GAFFIGAN SHOW (SEASON 1)

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Der Standup-Comedian Jim Gaffigan ist für dreierlei Dinge bekannt: 1) Seine bleiche Erscheinung, 2) Seine fatale Neigung zum Essen und den Zwang, darüber reden zu müssen, 3) Seine leise Singsangstimme, in die er nach manchem Gebrummele gerne mal fällt. In Deutschland eher unbekannt, gilt er in den USA wegen seiner Themensetzung als „clean comedy act“. Ich für meinen Teil mag den Kerl, denn wer Essen gut findet, kann kein schlechter Mensch sein. Natürlich dreht sich in der nach ihm benannten Show ebenfalls vieles um seine Kernkompetenzen, gemischt mit familiären Herausforderungen als Vater von fünf Kindern in einer New Yorker Wohnung in einem Appartement mit zwei Schlafzimmern. Zwei Folgen gesehen, beide Male nett unterhalten worden. Wer sich nach derber Comedykost etwas Leichteres reinschaufeln will, darf am Büffet bedenkenlos zuschlagen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH ZWEI EPISODEN: 4,75 PUNKTE (BEFRIEDIGEND)