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66 (März 2013)

20 Mär

Diesmal u.a. im Angebot: eine kleine SciFi-Großartigkeit aus Großbritannien, lustige Zweitfrisuren sowjetrussischer Spione, das Ende des atombombenwerfenden U-Boots und die Frage: „Community – taugt’s noch was?“

30ROCK (Season 7) 

Die beste kaum gesehene Comedy der letzten Jahre hat ihr Ende gefunden. Viel muss ich wohl nicht mehr zum Abgesang schreiben: immer nah am Puls amerikanischer medialer und gesellschaftlicher Ereignisse, verrückt, seltsam, witzig, sich immer wieder neu erfindend. Die verkürzte siebte Staffel weiß gewohnt zu unterhalten, hat allerdings auch ihre etwas schwächeren Episoden. Wozu – aus meiner Sicht – auch leider das Finale gehörte, vor allem dessen erster Teil (7×12 Hogcock!) entlockte mir weitaus seltener als üblich ein Grinsen aus den Mundwinkeln. Ich hätte gerne zum krönenden Abschluss noch mehr Stargäste, noch abgefahrenere Plots und musikalische Nummern gehabt. Wenigstens die letzte Szene mit Kenneth ließ mich mit einem wohlig sentimentalen Gefühl des Abschieds zurück. Sollte NBC der Komplettbox ein Anspielungs-Aufklärungs-Wiki für europäische Zuschauer beilegen, ist das Ding so gut wie gekauft.

Gesamtwertung: 4,87 Punkte (befriedigend+)

BEN AND KATE (Season 1)

Chronistenpflicht ist angesagt, denn von den Geschwistern Fox wird es offiziell nichts mehr zu sehen geben. NBC hat die Show nach 13 Episoden eingestellt, drei Folgen liegen noch ungesendet im Archiv. Mir gefielen die ersten Geschichten recht gut, mit fortschreitender Dauer senkte sich der Qualitätsmessdaumen unerbittlich langsam aber sicher nach unten; aus dem anfänglichen gut-befriedigend als Wertungsspielraum wurde immer öfter ein durchschnittlich. Leider nicht ungewöhnlich für diese TV-Saison, was Comedyshows anbelangt. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine Handvoll gut unterhaltender Episoden, putzige Flirtversuche von Dakota „Kate“ Johnson, chaotische Momente von Nat „Ben“ Faxon und die generelle Goldigkeit der Nachwuchsdarstellerin Maggie Elizabeth Jones.

Gesamtwertung: 4,38 Punkte (durchschnittlich+)

BLACK MIRROR (Season 2)

Und die beste SciFi-Kurzserie kommt wieder… aus dem Vereinigten Königreich. Schon letztes Jahr fiel mir Charlie Brookers dreiteilige Zukunfts-Social-Media-Vision „Black Mirror“ positiv auf. 2013 stellt sich der Moderator, Autor und Fernsehkritiker Fragen wie „Was wäre, wenn man die Persönlichkeit von Verstorbenen anhand ihrer Spuren in sozialen Netzwerken wieder lebendig machen könnte?“ (Be Right Back) oder „Wie würde ein omnipräsenter und beliebter Cartoon-Charakter mit der Aura eines Trolls einen Wahlkampf beeinflussen?“ (The Waldo Moment). Dazwischen gesellt sich mit „White Bear“ eines der absoluten Highlights des bisherigen Fernsehjahres, dessen mysteriösen und zuschauerverwirrenden Plot ich an dieser Stelle nicht spoilern möchte. Nur soviel: man muss diesen spannenden Parforceritt samt nachdenklich stimmender Auflösung selbst erlebt haben. So verdammt gut kann Fernsehen sein.

Wie schon bei der ersten Staffel bewerte ich die Folgen einzeln:

S2E01 Be Right Back: 5,5 Punkte (sehr gut)

S2E02 White Bear: 6,0 Punkte (überragend)

S2E03 The Waldo Moment: 5,0 Punkte (gut)

THE AMERICANS (Season 1)

Washington in den 80er Jahren. Das Ehepaar Jennings lebt den amerikanischen Traum: zwei gesunde Kinder, ein eigenes Haus, sichere Jobs im Reisebüro und nebenan zieht auch noch just ein FBI-Agent ein, der einem das Gefühl von Sicherheit vermittelt. Alles wäre wunderbar, wären Elizabeth und Philip Jennings nicht Schläfer-Agenten des KGB, die zu den Hochzeiten des kalten Krieges Mütterchen Russland und der sowjetrussischen Botschaft dienen.

Ich habe mich zunächst mit den Hauptdarstellern schwer getan, das muss ich gestehen. Keri Russell ist bei mir mit der wenig erfolgreichen Comedy Running Wilde verknüpft, die meisten dürften sie aber aus Felicity kennen. Noch kniffliger ist es bei Matthew Rhys, der für mich auf ewig der leicht verpeilte Anwaltbruder aus Brothers & Sisters sein wird. Die beiden als knallharte KGB-Agenten, die ohne Zögern töten, intrigieren, spionieren? Schwierig. Weshalb ich nach der ersten (immerhin 97 Minuten langen) Pilotepisode die Serie zunächst auf Halde legte. Von den guten Kritiken ermuntert, setzte ich mich erneut ran und schob innerhalb eines Wochenendes die Episoden 2-7 nach. Ein Zeichen für Qualität.

Denn die Geschichten sind packend geschrieben und umgesetzt, das Katz- und Maus-Spiel zwischen sowjetrussischer Botschaft und FBI-Zentrale strotzt vor Spannung und Spannungen, das „falsche“ Eheleben der Agenten und die Einbindung realer historischer Ereignisse eröffnen eine weitere Ebene für das Storytelling. Für ein Schmunzeln hingegen sorgen immer wieder die schlecht sitzenden Perücken, mit denen das Ehepaar Jennings auf Informations- oder Infiltrationssuche geht. Obwohl die Rolle des bösen Kommunisten auch beim US-Amerikaner heutzutage noch für Schrecken und Abwehrhaltung sorgt, hat die Show mittlerweile ihr Publikum gefunden. Eine zweite Staffel ist gesichert. Aktuell meine Lieblingsserie auf FX, auch weil mir „Justified“ diesmal etwas schwächelt.

Wertungsschnitt nach 7 Folgen: 5,29 Punkte (gut)

CALIFORNICATION  (Season 6)

Zwei Episoden gesehen, einmal tief an der imaginären Zigarette im Mundwinkel gezogen und „for fuck’s sake, i’m outta here“ geseufzt. Ich glaube, die Geschichte von Hank Moody ist gefühlt seit Season 4 auserzählt. Böse Zungen behaupten, dass der Auftakt wirkte, als würde man eine schlechte Parodie der Show abliefern wollen. Dem kann ich mich mit Argumenten kaum widersetzen. Falls es doch großartig geworden sein sollte, möge man mich bitte informieren.

Sichtung eingestellt

LAST RESORT (Season 1)

Ich habe tatsächlich das große U-Boot-Drama zu Ende gesehen. Viele sind nach der offiziellen Absetzung durch ABC schon früher ausgestiegen, meinereiner wollte als Atomraketenabfeueranwärter halt mal wissen, wie die Chose ausgegangen ist. In der Tat hat man sich von Autorenseite einen angemessenen, ehrenhaft pathosbeladenen Abschluss einfallen lassen. Bis dorthin gab es jedoch ein paar Füllerepisoden zu durchleben, ehe die Geschichte fast erwartungsgemäß überhastet ins Rollen kam. Nein, an die knallige Pilotepisode mit den Washington knapp überfliegenden Atomsprengköpfen kommt man zu keinem Zeitpunkt mehr heran. Vielmehr wird das Bedrohungsszenario noch zweimal ausgespielt, dann allerdings mit teilweise hanebüchenen Konstruktionen entschärft. Auch Verschwörungsfreunde kommen nicht auf ihre Kosten, in der Hinsicht wird zwar einiges aufgedeckt, das große und klare „Darum ist es soweit gekommen“ blieb zumindest mir allerdings verborgen. Insgesamt hat wenig verpasst, wer sich die restlichen Episoden erspart hat. Das knappe Befriedigend resultiert hauptsächlich aus den starken ersten Folgen, danach bekam der dicke Pott doch merklich Schlagseite. Zündschlüssel abziehen, abtreten, der Letzte macht die Luke zu.

Gesamtwertung: 4,51 Punkte (befriedigend-)

COMMUNITY (Season 4)

Die bange Frage nach dem Neustart ohne Schöpfer und Mastermind Dan Harmon lautete: „Kann Community noch was?“. Nach sechs ausgestrahlten Episoden fällt das Fazit ernüchternd aus. Man spürt einfach, dass etwas fehlt. Die zusätzliche Schicht an geekiger Verrücktheit, die Momente, wo man als Fan lauthals auflacht, weil eine Pointe, ein Dialog, eine kleine Spitze wie aus dem Nichts genau ins Humorzentrum trifft. Gerade die Episode mit der Inspector Spacetime-Convention bleibt in dieser Hinsicht hinter den Erwartungen zurück; früher hätte alleine der Gedanke, die Truppe auf ein Fantreffen loszulassen, das Zwerchfell vorgewärmt. So ging sie halt nur in Ordnung. Auch kann ich die im Vorfeld reichlich hinausposaunte Unzufriedenheit von Chevy Chase mit seiner Rolle verstehen, denn Pierce Hawthorne wirkt in den neuen Episoden, als hätte man die Zeilen für seinen Charakter in der Drehpause verfasst. „Alternative History of the German Invasion“ konnte natürlich wegen der Thematik gefallen, während die letzten beiden Episoden wirklich meilenweit von dem waren, was die Show einst groß gemacht hat. Es droht nach aktuellem Stand eine maximal befriedigende Season zu werden. Schade, wenn es so zu Ende ginge. Uncool, uncool, uncool.

Wertungsschnitt nach 6 Folgen: 4,42 Punkte (befriedigend)

63 (November 2012)

1 Nov

Startcheck ist angesagt, also kurze Eindrücke zu den bisherigen ersten Folgen einer Staffel. Diesmal für Dramaserien, die weitaus zahlreicheren Comedyserien auf meiner Bewertungsliste müssen sich noch ein paar Wochen gedulden.

Dexter (Season 7)

Traue keiner Dexter-Staffel, ehe sie nicht komplett zu Ende ist. Wahre Worte, an die sich jeder Serienrezensent halten sollte. Unser aller Blutschnüffler hatte ohne Frage eine Krise zu durchlaufen. Die letzte Staffel begann großartig und blutig, geriet dann aber immer schlechter, die Autoren wählten den falschen Gegenspieler für Dexter aus und nur die letzte Szene der letzten Episode sorgte bei den Fans für ein „Ui“-Erlebnis.

Nun also die Fortführung und die große Frage, wie Dex und Deb die Situation verarbeiten. Von meiner Warte aus – das darf ich vorwegschicken – überraschend gut. Die Show macht nicht den Fehler, um die große Aufdeckung herumzueiern, die Morgan-Geschwister müssen sich mit ihr auseinandersetzen, Ausreden ziehen – anders als im Vorfeld befürchtet – erfreulicherweise nicht. Dazu noch einen bisher bemerkenswert aufspielenden ukrainischen Gangsterboss (Ray Stevenson) als Gegenspieler, Yvonne Strahovski („Chuck“) fürs Auge – noch kann man nicht groß meckern.

Wertungsdurchschnitt nach fünf Episoden: 5,20 Punkte (sehr gut)
Tendenz: gut – sehr gut

Boardwalk Empire (Season 3)

Wird meiner Meinung von Staffel zu Staffel etwas besser. Vor allem die neu eingeführte Figur der Marke „Loose Cannon“, Gyp Rosetti (Bobby Cannavale), sorgt für einige Sorgen auf dem Gesicht von Nucky Thompson undVorfreude auf dem Gesicht der Zuschauer. Auf der anderen Seite muss man sich durch eher tranige Plots wie „Miss Nucky rettet die Schwangerschaftshygiene“ winden oder diverse Fremdliebeleien ohne aufregende Nacktszenen durchstehen. Ich mag eher die Action, die Fehden, die Auseinandersetzungen und da kann „Boardwalk Empire“ schon einiges aufbieten, insofern stimmt bisher die Mischung des Frühmafia-Dramas. Auch wirkt die Story entschlackt und nicht mit zu vielen Nebencharakteren besetzt, was in früheren Staffeln bei mir ab und an dezente Langweile hervorrief. Bedenkt man nun noch, dass ich mit Mafia-Epen üblicherweise nicht so viel anfangen kann, wird deutlich, dass Boardwalk Empire auf dem richtigen Weg ist. Die hochklassigen Ausstattungen und schauspielerischen Leistungen brauche ich nicht wohl nochmals besonders zu erwähnen.

Wertungsdurchschnitt nach sechs Episoden: 4,93 Punkte (gut)
Tendenz: gut – sehr gut

Homeland (Season 2)

Nach bisher gelaufenen fünf Episoden geht der Daumen schon wieder weit nach oben. Mit Blick auf den forcierten Reboot am Ende der ersten Staffel war ich mir unsicher, ob die mittlerweile emmyprämierte Show weiter Qualität liefert oder doch langsam ausdünnt. Weit gefehlt, die Sorgen waren unbegründet. Getragen von zwei grandios aufspielenden Hauptdarstellern liefern die Drehbücher bis dato packende Situationen, dramatische Entwicklungen und richtig gelungene Überraschungen. Wo andere Serien das Katz und Maus-Spiel zwischen Carrie und Sergeant Brody dankbar weitergesponnen hätten, geht Homeland rigoros einen anderen Weg. Nicht nur dafür gebührt allen Beteiligten Lob. Die letzte Folge schließlich verdiente sich endgültig das Prädikat mit einer kammerspielartig inszenierten Szene, die man in solcher Extravaganz nur selten im Fernsehen sieht.

Wertungsdurchschnitt nach fünf Episoden: 5,45 Punkte (sehr gut)
Tendenz: sehr gut – überragend

Fringe (Season 5)

Prima Start in die 5. Season für das Fringe-Ermittlerteam. Keine verwirrenden Zeitlinien, kein Cortexiphan, kein Liebesgeschwurbel, sondern Dystopie, Widerstand gegen die Beobachter, die jetzt eher dem Erobern frönen und Puzzlestücksuche für den Plan, um die Fieslinge mit Hut endgültig zu vertreiben. Natürlich kann bei eben dieser Suche auch mal eine platte Folge wie „The Recordist“ reinhuschen, aber die Showrunner haben mittlerweile das Gespür, auch diese budgetlosen Episoden noch ins Befriedigend zu retten. Auch zeigt die Show wieder den Mut, die Crew um Dr. Bishop schon früh mit dramatischen Entwicklungen zu konfrontieren. An die grandiose dritte Staffel kommt man noch nicht ran, aber ansonsten bin ich guter Hoffnung, eine würdigen Abschluss der Serie serviert zu bekommen. In dem Sinne: Befreit die Laborkuh Gene!

Wertungsdurchschnitt nach vier Episoden: 5,22 Punkte (gut)
Tendenz: gut – sehr gut

American Horror Story: Asylum (Season 2)

Und der Award für den kränksten Scheiß auf dem Fernsehschirm geht auch dieses Jahr wieder an: American Horror Story! Season 2 bietet eine im Jahr 1964 von strenger Nonnenhand geführte Irrenanstalt, Elektroschocks, Monster im angrenzenden Wald, verrückte Wissenschaftler, Priester mit Papstambitionen, vom Teufel besessene Patienten, natürlich einen irren Serienkiller, ein französisch gesungenes Lied, das die Insassen inklusive meiner Wenigkeit langsam kirre macht und möglicherweise auch Aliens.

Kurz gesagt: es wird einiges aufgefahren, um dem abgedrehten Erstgeborenen von letztem Jahr die Stirn bieten zu können. Allerdings schleichen sich doch ein wenig Abnutzungseffekte ein. Jessica Lange überzeugt als Ober-Gruselschwester mit Rohrstock und Gerte, James Cromwell würde ich in seiner Rolle als Dr. Arden auch nicht nachts im OP über den Weg laufen wollen. Der Rest der Darstellerschar fällt ein wenig ab, die Schockeffekte sind noch milder, der Horror soll diesmal wohl eher auf der Psychoebene stattfinden. Die zweite Episode „Tricks And Treats“ war großteils eine gelungene Verbeugung vor „Der Exorzist“, konnte dem Thema aber nichts Neues abgewinnen. Mal sehen, wo sich die Horrormär einpendelt, nach aktuellem Stand geht es eher in Richtung „befriedigend-gut“ als „überragend“.

Wertungsdurchschnitt nach zwei Episoden: 4,75 Punkte (befriedigend)
Tendenz: befriedigend – gut

The Walking Dead (Season 3)

Kritik geht auch an Zombies nicht spurlos vorbei. Hatte die erste Staffel noch ausgerechnet im Finale ihren Durchhänger und ihre Nachfolgerin in der Mitte zu viel öde Gruppendiskussionen auf der kuscheligen Farm, haut der Beginn der dritten Season gleich mächtig rein und das nicht nur in die Kopfpartien herumstreunender Walker: die ersten fünf Minuten fällt kein Wort, es regiert der Überlebenskampf pur. Danach: deftige Horrorschnetzeleien, bei der deutschen Programmverantwortlichen der Angstschweiß aus den Poren schwappt. Wer nach dem Auftakt weiterhin über zu wenig Gore in der Serie meckert, badet wohl abends in Kadavern und Innereien. Zusätzlich halten die Episoden das hohe Niveau an spannender Unterhaltung mit Dramatik zwischen Leben und Tod. Die Showrunner haben wohl ihre Lektion gelernt, dass die größte Gefahr durch Außenstehende droht. Misstrauen, Missgunst, Vorsicht und Angst bestimmen den Alltag, interne Querelen treten in den Hintergrund, die Gruppe scheint innerlich gefestigt. Figuren wie Michonne, der Governor und die Rückkehr eines Bekannten aus der 1. Staffel beleben die Serie um die Untoten beträchtlich. Für mich ein sehr guter Start in ein neues Abenteuer. Selbst Mini-Sheriff Carl nervt mich derzeit noch nicht.

Wertungsdurchschnitt nach drei Episoden: 5,87 Punkte (sehr gut)
Tendenz: sehr gut – überragend

Person Of Interest (Season 2)

Habe ich bisher nur die ersten beiden Folgen gesehen. Gefiel mir gut, wie der zum Finale der letzten Season gestartete Handlungsstrang um die Entführung von Finch abgewickelt wurde. Nun dürfte es wohl im gewohnten „Number of the Day“-Rhythmus weitergehen, weshalb ich neue Episoden der Show gerne mal etwas zurückstelle. Letztes Jahr hat mich schon ein wenig überrascht, wie routiniert unterhaltsam das Überwachungsdrama seinen Weg ging. Warten wir ab, ob dies auch heuer gelingt.

Wertungsdurchschnitt nach zwei Episoden: 5,0 (gut)
Tendenz: befriedigend – gut

Last Resort (Season 1)

Okay, wer hat ernsthaft damit gerechnet, dass Last Resort seine Pilotfolge noch irgendwie würde toppen können? Ich sehe keinerlei Handzeichen. Böse Zungen behaupten, die Show habe ihr Pulver schon mit der ersten Episode verschossen. In der Tat verlagerte sich mein Wertungsfokus auch eher mehr in Regionen rundum „befriedigend“, als noch einmal bemerkenswerte Höhen zu erklimmen. Am stärksten wirkt die Serie auf mich, wenn Captain Chaplin auf seine Gegner trifft und mit der Unberechenbarkeit eines Bullterriers auftritt. Die Szenen auf dem U-Boot sehe ich mir auch durchaus wohlwollend an, inklusive der Reibereien innerhalb der Crew. Deutlich schlechter sieht es da auf dem Eiland aus. Denn Serienfans wissen: auf Inseln ist üblicherweise wenig los, wenn nicht gerade Rauchmonster oder Eisbären auftauchen. Da hilft auch die süße französische NATO-Beauftragte nicht viel. Die dritte Ebene, die Verschwörungsgeschichte in der Heimat, kommt nicht so recht in Gang, an manchen Stellen tropft das USA-Pathos etwas zu dick aus den Fugen. Ich bleibe in jedem Fall weiter dran, auch wenn ich befürchte, dass angesichts der niedrigen Zuschauerzahlen CBS bald den Stöpsel aus dem U-Boot zieht.

Wertungsdurchschnitt: 4,95 Punkte (gut)
Tendenz: befriedigend – gut (allerdings stark absetzungsgefährdet)

Revolution (Season 1)

Ich muss zu meiner Überraschung gestehen, dass mich die Show weiterhin gut bei Laune hält. Für eine Mysteryshow deckt sie in gut verträglicher Zeit häppchenweise
Geheimnisse auf, verliert sich nicht in unnötigen Subplots, sondern hält
die Zügel straff und mischt mit stimmungsvollen Flashbacks neue
Erkenntnisse über die Figuren ein. Dass die Auftritte von Captain Tom
Neville mich weiterhin innerlich applaudieren lassen, muss ich wohl
nicht nochmal erwähnen. Aber auch der Rest des Casts erledigt einen
guten Job. Schade nur, dass NBC „Revolution“ nach der 10. Episode eine lange
Pause bis März 2013 verordnet hat – das hat schon für manch andere Show
(The Event) den Anfang vom Ende bedeutet.

Wertungsdurchschnitt nach fünf Episoden: 4,90 Punkte (gut)
Tendenz: befriedigend – gut

Bonus:

Mockingbird Lane (Pilot)

Bryan Fullers („Pushing Daisies“) Remake zu „The Munsters“, einem der Comedyklassiker der 60er Jahre. Mit Jerry O’Connell, Portia de Rossi und Eddie Izzard. Ohne Frage alles beste Zutaten, so dass ich mir mein Lätzchen umgebunden und Feinkost erwartet hatte.

Das Original mit Fred Gwynne, Yvonne De Carlo und Al Lewis mochte ich sehr gerne, vor allem der liebenswert schusselige Herman und der umtriebige Grandpa Munster konnten sich in meinem Herzen einen Ehrenplatz erobert. Ende der 80er versuchte man sich bereits an einer moderneren Version, ich erinnere mich aber nur, dass diese auf RTL lief und mich stets zuverlässig zum Umschalten brachte.

Leider, leider kommt auch Fullers Version nicht an das Original heran. Meine neu aufgelegten Favoriten unter den Figuren hinken ihren Vorbildern meilenweit hinterher, es fehlen die zündenden Gags, die FX-Spielereien hauen nicht rein, weshalb man sie sich auch gleich hätte sparen können. Was bleibt, ist das angestrengte Bemühen, die Protagonisten schräg, aber auch lässig-kühl wirken zu lassen. Als Kontrapunkt setzte Fuller dem die Figur von Jerry O’Connell entgegen, der sich mit ständigem Herzleiden herumschlagen muss, wie ein Blick auf die Blutpumpe bestätigt. Mir allerdings fehlte das Tollpatschige im Wesen von Herman oder das schelmische Grinsen im Gesicht von Grandpa nach einem weiteren gescheiterten Zauberversuch. Bisher hat NBC nur den Piloten bestellt und nach dem Gesehenen wäre es mir lieber, wenn Fuller sich neuen Stoffen zuwenden würde.

Ersteindruck: 4,0 Punkte (durchschnittlich)

62 (Oktober 2012)

12 Okt

Diesmal mit vier Neustarts. In der nächsten Ausgabe folgen dann ein paar ausgewählte Startchecks und ein wenig Gegrummel darüber, dass die US-Comedyserien mich derzeit nicht so recht überzeugen können.

LAST RESORT

Das Atom-U-Boot USS Colorado dümpelt geradewegs entlang des Äquators, da heulen die Alarmsirenen. Über einen Notkanal, der eigenlich nur zum Einsatz kommen soll, wenn das Heimatland in Schutz und Asche liegt, erhält die Crew um Captain Marcus Chaplin (Andre Braugher, Men Of A Certain Age) den Befehl, Pakistan mit Atomraketen unter Beschuss zu nehmen. Als dieser Befehl hinterfragt und nicht ausgeführt wird, gelangt die Colorado ins Visier der eigenen Kriegsmarine, entkommt einem Angriff leicht beschädigt und rettet sich in Gewässer rundum einen NATO-Außenposten. Chaplin und seine Crew gelten als Geächtete im eigenen Land und müssen in der Folge die mysteriöse Verschwörung in Washington aufdecken, zu deren Spielball sie geworden sind. Dermaßen in die Ecke gedrängt, nutzt der Captain die ihm zur Verfügung stehenden Atomraketen als Abschreckungswaffen.

Ein Wort vorweg: mit Militärdramen kann ich üblicherweise gar nicht. Wo Soldaten strammstehen und mir den Patriotismus pfundweise entgegenschmeißen, schalte ich grundsätzlich ab. Der Pilot von LAST RESORT hat mir allerdings sehr gut gefallen, denn hier glüht innerhalb von einer knappen Dreiviertelstunde dermaßen die Atomrakete, dass selbst Jack Bauer schwer schlucken und mit der Kindersicherung der Beruhigungstropfen kämpfen muss. Der von mir hochgeschätzte Andre Braugher gibt eine großartige Version einer Drohgebärde in Uniform ab, der Rest der Crew verliert sich hingegen ein wenig im üblichen Militär-Charakter-Einerlei. Jeder, der den Piloten gesehen hat, dürfte sich die Frage stellen, wie man diesen Auftakt noch toppen will. Die zweite Episode fällt natürlich etwas ab, hält aber den Spannungsbogen aufrecht, auch wenn die Militärklischees sich langsam in die Story einschleichen und mir ein wenig Magenschmerzen bereiten. Wie auch die schlechten Einschaltquoten, die eine Fortsetzung aktuell mehr als gefährden.

Fazit: Der beste Serienpilot, den ich in dieser Season gesehen habe. Der Show könnte natürlich noch die Luft ausgehen, die Mysterykomponente ins Wasser fallen, die Spannung baden gehen und die Militärausrichtung mich kalt abduschen. So richtig vorhersehen kann ich das noch nicht, daher spare ich mir die Tendenzwertung, bleibe in jedem Fall aber am Periskop und pinge Bescheid, solange noch Wasser da ist.

Ersteindruck: 5,5 von 6 Punkten (sehr gut)

666 PARK AVENUE

Junges Paar heuert als dynamisches Apartment Manager-Duo für ein Wohngebäude in Manhattan an und findet dabei heraus, dass der Eigentümer ein diabolisches Spiel mit seinen Mietern spielt, indem er  ihnen tödlich verlaufende Gefälligkeiten abringt. Fast scheint es, als sei er hinter deren Seelen her wie der Teufel.

Es ist ja schön, Terry O’Quinn (LOST) wieder als Hauptdarsteller in einer Serie zu sehen. Ähnlich wie sein ehemaliger Inselkumpel Michael Emerson wurde er sehr nah an seiner letzten Rolle gecastet, er spielt nun quasi das Inselmonster in der Stadt mit großem altem Wohnzimmer. Und so sehr sich Terry auch bemüht: ich habe schon bessere Teufel gesehen (etwa Ray Wise in Reaper). Die Einstiegsepisode zog in ihrer doch eher milden Düsternis recht belanglos an meinen Augen vorbei, vom Schreckensgrad oder dem Gruselfaktor her würde ich das Ganze als hausfrauenfreundlich temperiert einschätzen. Wer also schon beim Vorspann von AMERICAN HORROR STORY vor Angst abschaltet, könnte hier seine Erfüllung finden. Mehr als ein „durchschnittlich“ spuckt meine Teufelsbewertungsmaschine aber leider nicht aus. Werde ich wohl nicht weiterverfolgen.

Ersteindruck: 4,0 von 6 Punkten (durchschnittlich)

PARTNERS     

Joe und Louis betreiben gemeinsam ein Architekturbüro, sind Freude fürs Leben und haben doch so ihre Probleme miteinander. Denn Louis ist homosexuell, hibbelig und stets quirlig drauf, während Joe heterosexuell, langweilig und abwägend durchs Leben schreitet. Aus dieser Verschiedenartigkeit ergeben sich viele lustige Geschichten, worin natürlich auch die Lebensabschnittspartner Ali und Wyatt involviert sind. Dachten sich jedenfalls die Macher von u.a. Will & Grace.

Einmal gesehen, mit einem gut gemeinten „naja, geht so, aber nicht so toll und überhaupt sind Cam & Mitchell aus Modern Family viel, viel witziger“-Mantra belegt und abgehakt. Der Laugh Track stellt sicher, dass die weniger guten Gags akustisch deutlich hervorgehoben werden. Wer an der Show etwas findet, was sie gegenüber der eingespielten Comedy-Konkurrenz qualitätsmäßig absetzt, möge sich melden. Ich habe schlicht und ergreifend nichts gefunden. Und für durchschnittliche Komödien fehlt mir die Zeit.

Ersteindruck: 4,0 von 6 Punkten (durchschnittlich)
Sichtung eingestellt

THE NEIGHBORS

Marty und Debbie Weaver ziehen mit ihren Kindern in eine exquisite, geschlossene Wohnanlage und müssen feststellen, dass ihre Nachbarn allesamt gestrandete Aliens sind, die es mit ihrer stocksteifen Art, dem britischen Akzent und der Angewohnheit, sich und ihren Nachwuchs nach Sportstars zu benennen, noch nicht allzuweit gebracht haben, was die Anpassung an menschliche Gepflogenheiten anbelangt.

Die Prämisse erinnert an „Mork vom Ork“ oder „Mein Onkel vom Mars“, also Shows aus den guten alten Zeiten, wo jeder Funke an Schrägheit schon einen Fortschritt in der Evolution der Comedy darstellte. The Neighbors will dieses gute alte Gefühl wieder auftragen und scheitert grandios. War zum Auftakt noch etwas Hoffnung vorhanden, musste spätestens mit der zweiten Episode selbst mein Bruder, der wirklich einiges an unlustiger und humoristisch veralteter Comedy erträgt, die Waffen strecken. Das kann man gucken, wenn man mal 22 Minuten nicht lachen, sondern nur peinlich berührt schweigen möchte. Wobei diese Peinlichkeit nicht mal ausreicht, um es trashig schlecht und insofern vielleicht unterhaltsam zu finden. Immerhin löst die Show keine körperlichen Schmerzen aus. Selbstverständlich mussten wir auch die dritte Folge sehen und es wurde kaum besser. Mein Bruder wird es sich wohl bis zum Schluss reinpfeifen, aber so ist er halt. Schade um die aufrichtigen Bemühungen von Jamie Gertz (Still Standing) und Lenny Venito (Knights of Prosperity, Sopranos).

Wertung nach 3 Episoden: 3,33 von 6 Punkten (mäßig)
Sichtung (von meiner Seite) eingestellt