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118 (November 2018)

2 Nov

Es ist kalt geworden, nass, grau und die Kanzlerin hat auch keinen Bock mehr.
Zeit also für einen neuen Seriencheck!
Diese Überleitung ergibt zugegebenermaßen keinen Sinn, aber ich habe halt wieder ein paar neue Besprechungen aktueller TV-Serien fertig und die werden jetzt präsentiert.

ATYPICAL SEASON 2

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Die Geschichten um die Familie Gardner mit ihrem autistischen Sohn Sam waren 2017 für mich eine der positiven Überraschungen im Portfolio von Netflix. Schlicht weil die Show es schaffte, mich an alle Charaktere zu binden: Ich litt, freute mich, fieberte und lachte mit den Figuren. Üblicherweise ist ja gerne eine Rolle dabei, mir der man nicht so kann und die man dann so gut es geht ignoriert. Nicht so bei „Atypical“, wo wirklich bis in die Nebenrollen alles stimmig und liebenswert besetzt ist

Die zweite Staffel weiß natürlich diese Verbindung mit dem Zuschauer für sich zu nutzen und alleine deshalb landeten die meisten der insgesamt 10 Episoden bei der abschließenden Wertung im „Gut“ und darüber. Mir gingen allerdings ein paar der Markenzeichen ab wie die Ratschläge von Zahid, das Gekabbele zwischen den Geschwistern Sam und Casey oder die wundersam putzige Beziehung Sams zur offiziell auserkorenen Freundin Paige. Stattdessen stehen Themen wie Trennungsdrama, Eingliederungsprobleme, Selbständigkeitsbegehren und Freundschaftszerwürfnisse im Vordergrund. Okay, wichtig, aber halt nicht so charmant. Immerhin knüpft das Finale an die großen Stärken der Serie an und sorgt für ordentlich Wärme ums Herz, als Sam…. aber das könnt ihr schön selbst gucken.

Eine dritte Order ist bereits abgesegnet, ich freue mich auf neue Einsichten in die Welt der Pinguine bzw. Antarktisforscher und gebe dieser Season:

GESAMTWERTUNG: 5,05 Punkte (gut)

BETTER CALL SAUL SEASON 4

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Jedes Jahr werden die Lobeshymnen auf „Better Call Saul“ lauter und begeisterter. Und jedes Jahr stehe ich grummelnd da mit dem dezenten Hinweis, dass mich die Story um die Verwandlung von Jimmy McGill in Saul Goodman immer noch nicht so richtig überzeugen weiß. Absolute Einigkeit besteht sicherlich, dass der Handlungsstrang um Mike Ehrmantraut, Gus Fring, Nacho Varga und Hector Salamanca Episode für Episode allerfeinst geprägtes Dramagold produziert. Angereichert noch durch die deutsche Beteiligung in Form von Werner Ziegler (Rainer Bock, der 2015 witzigerweise in der Homeland-Episode „Better Call Saul“ einen BND-Beamten spielte) und seiner geheim operierenden Baueinheit. Alleine für dieses Segment hätte die Show dieses Jahr locker die 5,5 Punkte-Hürde überwinden müssen.

Das Problem bleibt für mich der Strang um die Karrieren von Jimmy und Kim Wexler. Nachdem die Geschichte um Jimmys älteren Bruder mit dem Ende der letzten Staffel auserzählt wurde, hatte ich mir in der Hinsicht Besserung erhofft. Richtig schlecht hat sich da in der Folge nun nichts entwickelt, die kleinen Gaunereien der beiden Anwälte sind durchaus unterhaltsam. Aber wenn die Show fast zum Stillstand kommt, sind es nun mal die Episoden, die sich schwerpunktmäßig darum drehen, wie sich deren Beziehung untereinander entwickelt. Da ist insgesamt zu wenig Momentum und Spannung drin, was auch dafür sorgt, dass das Staffelfinale im Unterschied zu letztem Jahr keinen Rausschmeißer zu bieten hat, der beim Zuschauer hängenbleibt.

Deshalb auch für die vierte Staffel wieder nur ein „Gut“, wenn auch ein dickes „Gut“.

GESAMTWERTUNG: 5,30 Punkte (gut)

CASTLE ROCK SEASON 1

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Dale Lacy (Terry O’Quinn, „Lost“), Direktor des berühmten Shawshank-Gefängnisses, begeht Selbstmord. Nachdem er jahrelang einen jungen Mann (Bill Skarsgard, „IT“) in den stillgelegten Abteilungen der Anstalt in einem Käfig eingesperrt hielt. Alles könnte schnell wieder in Ordnung kommen, aber der Bub macht einfach nicht den Mund auf, sondern schaut nur verstörend drein. Bis er den Namen Henry Deaver (André Holland, „American Horror Story“) fallen lässt – einen Anwalt, den selbst eine mysteriöse Geschichte umrankt.

Basierend auf Personen und Orten aus der Gedankenwelt von Stephen King.

Frischer Stoff für Freunde des „Hui, was soll es bedeuten?“-Themas, desweiteren hochwertig besetzt mit u.a. Sissy Spacek, Melanie Lynskey („Two And A Half Men“), Jane Levy („Suburgatory“) oder Scott Glenn („The Leftovers“). Nett schwelender Grusel, rätselhafte Stimmung, Fragen aufwerfende Wendungen und Ereignisse im Jetzt und in der Vergangenheit. Fand ich von Beginn an gefällig und war gerne dabei, als langsam Licht ins Dunkel geworfen wurde. Allerdings verlor mich die Show etwa um die Mitte ihrer 10 Episoden, brachte dann allerdings kurz vor Ende dafür einen sehr interessanten Twist rein, der mich wieder an Bord holte. Leider hatten die Macher letztlich jedoch nicht den Mut, im Finale diesen Weg konsequent weiterzuverfolgen. Schade, deshalb reicht es in der Endabrechnung für „Castle Rock“ nur zum „Befriedigend“.

GESAMTWERTUNG: 4,90 Punkte (befriedigend)

MAKING A MURDERER SEASON 2

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Die erste Dokumentation über die Urteile gegen Steven Avery und seinen Neffen Brendan Dassey war für Netflix der große Schlag ins Kontor. Vielerorts leidenschaftlich diskutiert, warf die Serie brennende Fragen hinsichtlich der Schuld der Angeklagten, der Ausgestaltung des Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft und der Rolle der Polizei auf. Spannender konnte die Kriminalrealität nicht sein, da konnte auch ich nur die Höchstnote zücken.

Teil 2 zu bewerten gestaltet sich nun weitaus schwieriger. Für jene, die in den vergangenen Monaten den Fall weiter verfolgt haben, dürfte in den 10 neuen Episoden Langeweile vorherrschen. Alle Personen, die in der ersten Staffel in ein eher schummrig-trübes Licht gerückt wurden, haben ihre Mitwirkung untersagt, so dass man lediglich ein paar frei zugängliche Interviews mit dem schmierigen Staatsanwalt Ken Kratz begutachten darf. Entsprechend dreht sich die neue Dokumentation um die neuen Anwaltsteams der beiden Hauptfiguren und ihren Bemühungen, die Beweisführung in Frage zu stellen, Fehler aufzudecken, die Wiederaufnahme des Verfahrens anzustrengen bzw. das Geständnis von Brendan als nicht verwertbar zu erklären.

Für mich als nicht vorab gespoilerten Zuschauer mit abgeschlossener juristischer Ausbildung gestaltete sich auch die zweite Staffel als spannende Unterhaltung. Sei es das emotionale Auf und Ab beim Gang durch die höheren Instanzen, die von Experten unterstützte, akribische Aufarbeitung des Tathergangs oder die Dramen zuhause bei den Eltern und Geschwistern in Manitowoc, Wisconsin.

Einen Abschlusswert unter Bewertung der einzelnen Folgen lasse ich wieder weg und zücke als Gesamtnote noch ein „sehr gut“, weil „Making A Murderer“ mir erneut nachging und mich in seinen Bann ziehen konnte. Ohne Zweifel bleibt weiterhin ein schaler Nachgeschmack, zumal man den wahren Ablauf der Ereignisse wohl nie erfahren wird.

GESAMTWERTUNG: 5,50 Punkte (sehr gut)

MANIAC SEASON 1

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Owen (Jonah Hill) und Annie (Emma Stone) schleppen allerlei Probleme mit sich herum. Schwierige Familie, Traumata, Geisteskrankheit, Depressionen. Wie gut, dass ein obskurer japanischer Konzern eine dreitägige klinische Arzneimittelstudie anbietet, bei der mittels Pillen und seltsamer Bestrahlung der ganze emotional schwere Schmodder rückstandsfrei aus dem Unterbewusstsein beseitigt wird. Basierend auf einer norwegischen Serie, prouziert von Cary Joji Fukunaga („True Detective“).

Maniac hat mit seiner verschrobenen, merkwürdigen, kaputten, desorientierten und komischen Art sofort mein Herz erobert. Wer wie ich bei „The Leftovers“ an den Episoden mit dem „Okay, das ist jetzt komplett drüber“-Faktor seinen Spaß hatte, braucht gar nicht weiterzulesen, sondern darf direkt anfangen, die Stirnrunzelmuskulatur zu trainieren. Zudem der von dort bekannte Justin Theroux als abgewrackter Arzt im Verlauf eine tragende Rolle spielt. Ansonsten ist alles drin: Comedy, Sci-Fi, Drama, Fantasy, Gangsterfilm, auch mal explizite Gewaltdarstellung – für jeden was dabei. Vor allem im letzten Drittel dreht die Show komplett frei und wirft die Protagonisten in wilde Traumszenarien, die man einfach miterlebt haben muss. Zehn Folgen, die mir wegen ihres Drangs, aus der Reihe zu schlagen und ihrem Mut zur schweren Seltsamkeit richtig Spaß gemacht haben

GESAMTWERTUNG: 5,50 Punkte (sehr gut)

THE MAN IN THE HIGH CASTLE SEASON 3

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Fräulein Traudel, legen Sie mal bitte das Handbuch für die deutsche Mutter zur Seite und nehmen Sie folgendes Diktat auf:

(keine Begrüßungsfloskel) OBERSTGRUPPENFÜHRER SMITH!

Ich bin nicht angetan von dem, was ich mir da bei „The Man in The High Castle Jahreszeit Nummer Drei“ ansehen musste. Im Gegenteil! Das war ja stellenweise übelst überzogenes Zeug, wie es in diesen furchtbaren Wolfenstein-Spielen vorkommt, die unsere Jugend verderben und mit denen mein Enkelkind Stunden für Stunden heimlich an seiner Spielstation Vier verbringt. Jahr Null, Nebenwelt und der unangenehme Genetik-Doktor aus dem Lager als Leiter einer wissenschaftlichen Expedition zur Erforschung einer Raum-Zeit-Anomalie – da lachen ja die Hühner!

Schon die Nebengeschichten haben mich gelangweilt, seien es die Probleme ihres weinerlichen Eheweibs mit dem strammen Mutterbusen, ihres waschlappigen Psychologens, das Lotterleben der kleinen verluderten Göre, die so gerne Leni Riefenstahl wäre oder der farblose Reichsmarschall. Gut, auf der anderen Seite sind zwar ein paar prominente Figuren hopps gegangen, aber mal unter uns: bei denen wussten die Autoren doch schon lange nicht mehr, was sie mit ihnen anfangen sollen.    

Das für mich Schlimmste aber: Der große Erzählstrang, die Kerngeschichte, geht ja so was von gar nicht voran! Das Fräulein Crain läuft weiter frei herum und führt seit neustem Filme vor, ohne dass sie einen Plan hat, was sie damit bezwecken soll. Und wir? Haben auch nix vorzuweisen außer ein bisschen Asche und einer fehlenden Erkennungsmarke. Na toll! Jaja, wir kriegen noch ein paar Paraden in den Straßen von New York hin, damit die Zuschauer ordentlich angewidert sind, aber sonst kommt da nix!

Insgesamt bestenfalls durchschnittliche Kost. Ich weiß nicht, ob ich dafür nächstes Jahr meinen Schwarz-Weiß-Fernseher wieder ankurbeln soll.

Heil Wer-grad-dran-ist,

Ihr…

GESAMTWERTUNG: 4,35 Punkte (durchschnittlich)

I FEEL BAD SEASON 1

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Emet muss zuhause die perfekte Ehefrau für ihren Mann, die perfekte Mutter für ihre Kinder und ihre eingezogenen Eltern sein, während sie auf der Arbeit als Videospieldesignerin eine Reihe männlicher Vollnerds managen und kontrollieren darf. Da kann man sich durchaus schlecht fühlen.

Bekommt von Kritikerseite nicht viel Liebe ab, gefällt mir aber und konnte sich vom Start weg fast durchgehend 5-Punkte-Wertungen sichern. Locker-leichte Familiencomedy mit den üblichen Bestandteilen wie dem ewig angespannten Verhältnis zu den gern grummelnden Eltern plus netter Nerdkomponente. Steht derzeit felsenfest auf meiner Guckliste und wird eine angenehme Bereicherung zu den anderen Comedies wie „Man with a Plan“, „Life In Pieces“ und „Modern Family“ sein. Zumal letztere Show derzeit schwächelt, siehe unten.

DURCHSCHNITTSWERT NACH 6 EPISODEN: 4,91 Punkte (Tendenz: gut)

MURPHY BROWN SEASON 11

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Murphy und ihre Nachrichten-Crew sind zurück! Und zum absolut richtigen Zeitpunkt, denn mit Trump im Weißen Haus und seinem Krieg gegen alles, was ansatzweise die Wahrheit berichten möchte, schreiben sich die Geschichten fast schon von selbst. Mir ging es mit der Serie, die vor 20 Jahren ihre letzte Staffel abdrehte, wie so ziemlich jedem europäischen Zuschauer: gut gemachte Comedy, aber viel zu sehr auf das politische Amerika konzentriert, dass man jeden Witz hätte nachvollziehen können. Damals regierte erst George Bush ohne W. , dann Bill Clinton, da war doch nichts los!

2018 passt das wegen der oben erwähnten Umstände schon besser und Murphy gibt dem US-Präsidenten und seiner Entourage Kontra, dass es jedem amerikanischen Liberalen warm ums Herz wird. Vom ehemaligen Cast sind so gut wie alle dabei und spielen sich professionell die Gags zu, lassen die alten Klassiker wie etwa Murphys ewige Suche nach einer Assistentin hochleben und reichern das Ganze mit Social Media und dem jungen, indischstämmigen Experten Pat Patel (Nik Dodani, „Atypical“) an. Passt.

DURCHSCHNITTSWERT NACH 5 EPISODEN: 4,90 Punkte (Tendenz: gut) 

MODERN FAMILY SEASON 10

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Läuft bei mir nicht gut, muss ich leider sagen. Erst mit der aktuell letzten Episode konnte „Modern Family“ die erste 5,0-Wertung der Saison kassieren und zumindest ein bisschen an die großen, alten Zeiten anknüpfen. Vorher viermal 4,5 und einmal 4,0. Die Luft ist weiterhin raus, aktuell wäre es kein Verlust, wenn nach dieser Staffel endgültig Schluss sein sollte. Und wen hat es ernsthaft gewundert, dass mich der vorab angekündigte Tod eines Familienmitglieds eher kalt gelassen hat?

DURCHSCHNITTSWERT NACH 6 EPISODEN: 4,50 PUNKTE (Tendenz: befriedigend)

THE WALKING DEAD SEASON 9

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ICH BIN FREI, ICH BIN FREI. HAHAHA! ICH GUCK’S NICHT MEHR.

Die erste Folge der neunten Staffel habe ich mir noch angetan. War aber zu meiner Erleichterung gewohnt langweilig. Immerhin hat es einen Halbpromi aus der Darstellerriege gekostet. Von mir aus. Ich kann die ganzen Charaktere auch einfach nicht mehr sehen. Und muss es jetzt auch nicht mehr. Sagt mir aber bitte Bescheid, falls es richtig gut oder richtig übel schlecht werden sollte.

Nee, war ein Scherz.

ICH BIN FREI.

*tanzt von dannen*

 

105 (Februar 2017)

9 Feb

Es hat sich wieder einiges angesammelt. Ich stelle mich zwar tapfer weiterhin der Flut an neuen Serien, muss aber auch eingestehen, dass ich bei einigen sehr schnell den Daumen nach unten wandern lasse, wenn mich die Pilotfolge nicht zu packen weiß. Das ist schade, denn viele letztlich gute Shows haben eher nur okay angefangen. Von daher ist es gut möglich, dass mir einige Perlen entgangen sind, aber den Preis gilt es zu zahlen, wenn man folgende Schlagworte auf der internen Bannliste stehen hat:

„Marvel“, „teen“, „criminal“, „medical“, „law“, „hip hop“, „dramedy“

THE GOOD PLACE SEASON 1:

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Das Finale hat mir überhaupt nicht gefallen.
Punkt.
Ausrufezeichen!

Was mir an „The Good Place“ hingegen Freude bereitete, war das etwas andere Setting mit seinen speziellen Regeln, die immer bezaubernd knuffige Kristen Bell, Ted Danson als überforderter Jungschöpfer und die allgegenwärtige Janet. Nach den ersten überraschend frisch-frechen Folgen, in denen man so manche Schrägheit beschmunzeln durfte, gleitete es doch mehrfach in die Kategorie „okay, hätte man aber mehr draus machen können“ ab. Trotzdem, gerade mit dem Punktpolster zu Beginn, ein Kandidat für ein knappes „Gut“. Wenn da eben nicht das Finale gewesen wäre mit seinem Twist, der – HUI WUMMS- mit einem Schlag alles auf den Kopf stellen musste. Schöne Sache eigentlich, wenn ich als Zuschauer nicht das quälende Gefühl gehabt hätte, dass der große Kniff nicht wirklich einen Sinn ergab, sondern es eher den Anschein hatte, dass er eingebaut wurde, um die Show im Gespräch zu halten.

Vielleicht gebe ich dem Season-Finale nochmal eine Chance, da „The Good Place“ mittlerweile um eine zweite Staffel verlängert wurde. Für den Moment allerdings reißt meine Wertung die Show runter ins Befriedigend.

GESAMTWERTUNG: 4,83 Punkte (befriedigend)

FREQUENCY SEASON 1

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Ganz andere Situation bei „Frequency“. Rundes Finale, das sogar die beste Wertung der Staffel einfahren konnte, ein nur kleiner, aber feiner Twist, dafür beim US-Publikum durchgefallen und daher kaum mit Chancen auf eine Fortsetzung. Nach dem emotionalen Einstieg hing es in der Mitte leider etwas durch, weil die Show einiges an Zeit brauchte, um den roten Faden um den Nightingale Killer wiederaufzunehmen und sich Nebenplots wie dem Liebesleben der Hauptfigur widmete. Für Freunde des Films aus dem Jahr 2000 kann ich aber durchaus eine kleine Empfehlung abgeben. Auch weil ich mich über das Ende überhaupt nicht aufregen musste.

GESAMTWERTUNG: 4,78 Punkte (befriedigend)

LEMONY SNICKET’S A SERIES OF UNFORTUNATE EVENTS SEASON 1

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Die wirklich traurige und nicht unbedingt zwingend ansehenswerte Geschichte der Waisenkinder Baudelaire, hinter deren Vermögen der bösartige Graf Olaf (Neil Patrick Harris, „How I Met Your Mother“) her ist wie der Teufel hinter der Seele. 2004 verfilmt mit Jim Carrey und Jude Law, nun als achtteilige Serie auf Netflix und gleichzeitig wohl auch die Show mit der schlechtesten PR-Abteilung. Denn „Look away, look away“, tönt es im Vorspann zu jeder Episode. Wovon ich mich natürlich nicht beirren lasse. Ich habe schon vor 38 Jahren nach „Pusteblume“ immer weitergeguckt, obwohl der Onkel mich jedes Mal zum Ausschalten bringen wollte. Pah.

Hübsch prächtig ausstaffiert, mit vielen seltsamen Charakteren, einem Erzähler mit offensichtlichem Heiterkeitsmangel (Patrick Warburton, „Crowded“, „Family Guy“) und einem Baby mit fantastischem Wortschatz (oder aber übereifrigem Übersetzer). Muss man eigentlich von Beginn an mögen und das tat ich dann auch. Neil Patrick Harris legt seine Rolle weniger übertrieben an als Jim Carrey, was für manche gleich als Pluspunkt gelten mag. Die Episode „The Wide Window“ fiel für meinen Geschmack ein wenig ab, ansonsten kamen alle Folgen über die 5,0 Punkte-Marke. Für die nächsthöhere Wertungsstufe fehlte es mir dann doch an den ganz großen Momenten des überraschenden Humors, die konnte ich nur zweimal zücken. Und wenn ich ehrlich bin, geschah das beide Male eher zur Aufwertung der gesamten Serie.

GESAMTWERTUNG: 5,16 Punkte (gut)

THE MAN IN THE HIGH CASTLE SEASON 2

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Ach, schau an, der Obergruppenführer Smith ist wieder da. Heil Smithie!

Das guckt der nach einem harten Tag der Hetze ermattete AfD-Fraktionsvorsitzende mit heißem Herzen und abgeschaltetem Ton, um sich an zackigen Grüßen, makellosen Uniformen und all den prachtvollen Prunkbauten mit dem schönen Glücksbringersymbol drauf zu erfreuen. Ja, für nationalstolzloses Gesocks wie meine Wenigkeit ist das harter Tobak und ich kann jeden verstehen, der sich die Serie allein wegen der Optik nicht anschauen möchte.

Aber davon ab weiß die erzählte Geschichte auch in der zweiten Staffel zu überzeugen. Kleiner Service und nicht wirklich überraschender Spoiler: [nächste Zeile markieren] 

Nein, die Nazis kriegen wieder nicht kolossal auf die Mütze

Wer darauf gewartet hat, braucht die amazon-App gar nicht aufzumachen. Der Dystopien eher ertragen könnende Rest erfreut sich an dem heißlaufenden kalten Krieg zwischen dem Greater Nazi Reich und den Japanese Pacific States, springt gerne mal mit in eine andere Alternativwelt, verfolgt die Rebellion weiter und darf sogar einen Blick auf den titelgebenden Mann erhaschen. Fand ich insgesamt gute Unterhaltung und wegen der insgesamt gelungenen und strafferen Handlungssträngen besser als in der ersten Season. Lediglich die Episoden mit der Nazi-Hippie-Kommune in Berlin haben mich dezent gelangweilt.

GESAMTWERTUNG: 5,20 Punkte (gut)

SANTA CLARITA DIET SEASON 1

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Das Immoblienmakler-Paar Sheila (Drew Barrymore, „Donnie Darko“) und Joel Hammond (Timothy Olyphant, „Justified“) verbringen ein beschauliches Leben in einem Vorortidyll in Kalifornien. Bis eines Tages Sheila nach einer sehr reichhaltig gezeigten Übelkeit zur Untoten wird. Erfreulicherweise weniger die herumtaumelnde, dumpf stöhnende Sorte, sondern sexuell aufgeladen und dynamisch. Aber eben auch mit Hunger nach frischem, rohem Menschenfleisch. Was den treu ergebenen Ehemann vor ein paar Probleme stellt.

Nach den ersten paar Episoden dachte ich schon, ich hätte einen neuen Vertreter für meine „Matsch & Quatsch“-Kategorie, da ein paar Szenen durchaus auch in einer mild gestimmten Ausgabe von „Ash vs. Evil Dead“ hätten vorkommen können. Das legt sich später allerdings, der Gore geht zurück zu Gunsten von herrlich skurrilen Situationen und witzigen One-Liner-Sprüchen. Vor allem Timothy Olyphant, der zusammen mit Drew Barrymore eine wunderbare Comedy-Chemie an den Tag legt, tut sich in der Hinsicht hervor. Aber auch der Rest des Castes ist ohne Ausfälle liebenswert, putzig und witzig. Insgesamt ist dieser Mix aus „Desperate Housewives“ und „Dexter“ mit einem Schuss Zombie daher ein klarer Kandidat für die beste neue Comedy in diesem Jahr. Und allein für die eine Szene mit der Baka auf dem Drehstuhl im Finale runde ich meine Wertung nach oben zu einem „sehr gut“ auf.

Zum Schluss aber sei in die Runde gefragt: War ich der Einzige, der angesichts der Promo und des „Diet“ im Titel davon ausging, das Ganze ginge im Verlauf der Staffel in die Soylent Green-Richtung? Egal. So oder so ein großer Spaß.

GESAMTWERTUNG: 5,40 Punkte (sehr gut)

HOMELAND SEASON 6

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Läuft wie gewohnt eher gemächlich an, aber dafür ist die Serie ja bekannt. Bisher viel „Ach, du armer Peter Quinn“-Anteil, dazu ein bisschen falsch verstandener Jung-Terrorist. Naja. Immerhin schrauben die alten Haudegen Saul und Dar Adal bereits an einem lohnenden Iran-Plot. Die Hoffnung bleibt, dass es die beiden und Carrie es schon in den kommenden Folgen richten werden. Bemerkenswert ist aber schon mal, dass die Autoren bei der Ausgestaltung des neuen amerikanischen Präsidenten in ihrer Show wohl aufs falsche Pferd gesetzt haben.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 4,66 Punkte (befriedigend)

EMERALD CITY SEASON 1

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Mal wieder Wizard of Oz im Fernsehen. Die Inszenierung des Stoffes durch Tarsem Singh („Mirror Mirror, „The Fall“) hat allerdings wenig mit der singenden Dorothy, ihrem knuffigen kleinen Hund Toto sowie der Vogelscheuche, dem Zinnmann und dem Löwen aus dem Musical zu tun.

Die Schlagworte „alternative telling, dark and edgy“ standen laut Wikipedia bei der Vorstellung des Konzepts durch Schöpfer Matthew Arnold hoch im Kurs. Nach dem gut 80-minütigen Piloten war das Ergebnis für mich wie ein Blick auf eine abgelegene Gegend in Westeros, in der kein Lannister, Targaryen oder Stark den Fuß gesetzt und man noch nichts von Spannung, Action, packenden Dialogen, Brutalität oder Sex gehört hat. Dafür gab es am Ende immerhin Ausdruckstanz zu bestaunen. Insgesamt also „Game of Thrones“ für das Spätnachmittagsprogramm bei ARD/ZDF. Die paar optisch eindrucksvoll gestalteten Kulissen reißen es da nicht raus, sorry. Schade auch um Adria Arjona, die ich in ihrer Rolle als erwachsene Dorothy angenehm fand.

ERSTEINDRUCK: 3,5 – 4,0 Punkte (unterdurchschnittlich – durchschnittlich)
Sichtung eingestellt

SUPERIOR DONUTS SEASON 1

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Arthur Przybyszewski (Judd Hirsch, „Taxi“) ist ein knurriger, alter Mann, der in einem von Gentrifizierung bedrohten Stadtteil von Chicago Donuts produziert, die eines Tages die Weltherrschaft an sich reißen sollen. Nein, halt, jetzt bin ich mit dem letzten Nebensatz in meine Review zu „The Man In The High Castle“ abgerutscht. Keine Weltherrschaft, sorry. Die Umsatzgenerierung gestaltet sich schleppend, woraufhin ein kecker Millenial namens Franco ungefragt mit seinen Ideen Schwung in den Laden bringt.

Klassische Comedy mit einigen bekannten TV-Serien-Gesichtern wie Katey Sagal („Eine schrecklich nette Familie“), David Koechner („The Goldbergs“) oder Maz Jobrani („Better Off Ted“). Vermittelte für mich direkt mit dem Piloten einen gewissen „Cheers“-Charme, was zweifellos an Judd Hirschs Figur lag, denn der Haudegen hätte prima an oder hinter den Tresen dieser altehrwürdigen Show gepasst. Leider kommt dann allerdings noch der Millenial-Part ins Spiel. Schon bei „The Great Indoors“ hat mich diese Art von Seriencharakter genervt und hier ist es nicht anders. Stellt euch „Cheers“ mit einem hibbeligen Twentysomething vor, der mit den Gästen Selfies macht, um sie bei Snapchat hochzuladen, die Zapfanlage twittern lässt oder alle Betrunkenen zu Likes auf Facebook drängt. Würdet ihr das gucken wollen? Eben. Eine Folge werde ich „Superior Donuts“ wohl noch als Chance geben, aber die Tendenz geht bei mir Richtung Absetzung.

ERSTEINDRUCK: 4,0 Punkte (durchschnittlich)
Gucklistenstatus: wackelig 

POWERLESS SEASON 1

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In einer Welt voller Superhelden… muss es auch die kleinen Leute geben, die den Schutt wegräumen. Vorhang auf für Emily Locke (Vanessa Hudgens, „High School Musical“), die in einer Sicherheitsfirma von Wayne Enterprises Konzepte zum Schutz der Bevölkerung vor Kollateralschäden erarbeiten soll. Gerade Batman haut ja mal gerne im Überschwang den ein oder anderen Wolkenkratzer zu Bruch bei der Bösewichtbekämpfung.

Hat meine Aufmerksamkeit durch die Mitwirkung von Danny Pudi („Community“) und Alan Tudyk („Firefly“) auf sich gezogen. Ich mag auch den Ansatz, eine Arbeitsplatzcomedy in der Art von „Better Off Ted“ in einer Superheldenwelt zu etablieren. Der Auftakt von „Powerless“ hat mich allerdings nicht so recht überzeugen können. Die Show ist zu harmlos, zu glatt, die Charaktere eher eindimensional, die Gags sitzen noch nicht. Hudgens verorte ich zudem unter der Ablage „Disney Channel Grinsepüppchen“, weshalb sie es schwer hat, bei mir Begeisterung aufkommen zu lassen. Tudyk gibt den kauzigen Chef, Pudi taucht im Ensemble eher unter. Auf den beiden liegt aber meine Hoffnung, dass es vielleicht doch was wird.

ERSTEINDRUCK: 4,0 – 4,5 Punkte (durchschnittlich – befriedigend)
Gucklistenstatus: da muss mehr kommen

92 (Januar 2016)

6 Jan

Neues Jahr, neuer Seriencheck.
Für diese megatolle, einfallsreiche Einleitung habe ich extra bis Januar gewartet.
Und darf nun die Abschlusswertungen für zum Teil schon lange beendete Serienstaffeln nachreichen.

Ich finde, das hat sich gelohnt.

HOMELAND (SEASON 5)

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Berlin, Berlin, wir terror’n nach Berlin.

Carrie Mathison hat es in unsere schöne Bundeshauptstadt als Sicherheitsberaterin einer gemeinnützigen Organisation verschlagen. Zusätzlich werden der CIA brisant wichtige Geheiminformationen aus den Datenbanken gehackt, die in den Händen einer Whistleblowerin landen. Wie etwa, dass die USA alles und jeden ausspionieren, was nicht bei drei einen amerikanischen Pass vorlegen kann. Und natürlich liegt ein Anschlag von islamistischen Terroristen im Busch. Edward Snowden, IS, Spionage, Geheimdienste, Überwachung, Datensammlung, Hacker – alles drin. Wahrscheinlich mache ich mich mit dem Schreiben dieser Zeilen selbst schon verdächtig.

[My dear friends at the NSA, this is just a short summary of the fifth season of „Homeland“. The tv show featuring Carrie, Saul, Peter Quinn, y’know? Stay cool.]

Natürlich gibt es schon mal dicke Pluspunkte für das Lokalkolorit. Wenn Carrie sich deutsche Begriffe aus dem Mund presst, diverse deutsche Schauspieler in ihrer Sprache parlieren, einiges an Action am Berliner Hauptbahnhof abgeht, die bösen Jungs in irgendeinem Problemviertel-Sozialbau schlimme Pläne schmieden oder die Geheimdienstchefs sich in heimeligen Promenade-Cafés vom stressigen Alltag koffeinieren lassen.

Andererseits erkenne ich stellenweise mein eigenes Land nicht mehr! Großdemonstrationen in Berlin, weil herauskommt, dass die Amis die Deutschen ausspionieren? Der BND fordert einen Kopf der CIA wegen dieses Affronts? Unser Geheimdienst kennt sich sogar mit Computern aus und arbeitet effizient und kompetent? Der Russe fürchtet, der Ami respektiert uns? Kein Generalbundesanwalt kündigt, beseelt von deutschem Recht und deutscher Ordnung, ausführliche Ermittlungsmaßnahmen gegen die NASA an?

Es sind diese Ungereimtheiten, die mich ein wenig peinlich berührt zurücklassen und aus der Welt von „Homeland“ herauskatapultieren. Aber auch sonst lief die fünfte Staffel mit fortschreitender Dauer erschreckend höhepunktarm an mir vorüber. Man kennt es halt langsam, das Terror- und Terrorabwehrgeschäft. Jack Bauer kann ein Lied davon singen. Darüber hinaus erweist sich die finale Folge der Staffel – wie schon das Ende von Season 4 – als eher unterwältigend. Was die Show allerdings immer noch hervorhebt, sind die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller, wobei ich nie müde werden kann, dem alten Brummelbart Saul zuzusehen. Bis dato aus meiner Sicht leider die schwächste Staffel.

GESAMTWERTUNG: 4,67 Punkte (befriedigend)

THE MAN IN THE HIGH CASTLE (SEASON 1)

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Unschöne Geschichte: Nicht die Allierten, sondern die Achsenmächte haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen. Hitler-Deutschland wirft 1947 die erste Atombombe ab, die USA kapitulieren, deren Westküste wird der Verwaltung der Japaner unterstellt, im weitaus größten Teil herrschen und gleichschalten die Nazi-Schergen, dazwischen eine neutrale Zone als Machtpuffer. Im alternativen Jahr 1962 verfolgen wir die Aktionen zweier Widerständler und eines ranghohen US-Nazis bei ihrer Jagd auf geheimnisvolle Filmrollen, welche alles verändern könnten.

Die Show lebt ohne Zweifel von ihrem erschreckenden Szenario, das in der Tat ja so hätte Geschichte werden können. Dieser „Man-mag-gar-nicht-dran-denken“-Effekt, das schaurige Weiterspinnen der Folgen eines deutschen Endsiegs und die Faszination des triumphierenden Bösen zieht sich durch die ganze Staffel und vermochte mich als Zuschauer bei der Stange zu halten. Dazu noch ein bisschen Mystery und fertig ist eine durchaus sehenswerte Mischung, die uns amazon hier als Eigenproduktion vorsetzt.

In den zehn, je knapp einstündigen Episoden passiert mir manchmal zu wenig, geht die Story zu schleppend voran, konzentriert man sich zu sehr auf die Charaktere, als dass ich zu den ganz hohen Bewertungen greifen konnte. Ausgeglichen wird dieser kleine Mangel durch die von amazon angebotene, zuschaltbare Informationssammlung, die Alternativwelt, Figuren und Settings näher beleuchtet. Ein sehr feines Feature, für das ich zusätzlich einen Zehntelpunkt auf die Wertung drauflege. Insgesamt gute Unterhaltung für Zuschauer, die sich auf diese geschichtsalternative Welt einlassen wollen. Eine zweite Staffel ist bereits gesichert und ich bin gespannt, ob diese die Faszination weiter aufrechterhalten kann.

GESAMTWERTUNG: 5,15 Punkte (gut)

FARGO (SEASON 2)

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Wer meinen letzten Seriencheck gelesen hat, dem stellt sich nur eine Frage: Warum nicht die Höchstwertung? Fargo ist auch in der zweiten Staffel Unterhaltung von formidabler Qualität: Darsteller, Dialoge, Humor, Charaktere, Schrägheit, Action, Drama – alles vom Feinsten und ich würde demütig auf die Knie fallen und so dahinrobbend meine GEZ-Gebühren persönlich zur Einzugsstelle nach Köln tragen, wenn sowas für das deutsche Fernsehen produziert werden würde. Statt bemüht biedere Nachahmerei von „Breaking Bad“ oder Krimi-Action-Sülze eines von sich selbst aufgegeilten Gelegenheitsschauspielers.

Aber zum Punkt. Beziehungsweise zu den fehlenden in der Gesamtwertung. Erstens fand ich die siebte Folge (Did You Do This? No, You Did It!) zu gemächlich, zu sehr auf die Bremse für den Aufbau des Finales tretend, zu wenig die Stärken der Show ausspielend. Bekam von mir deshalb nur ein „befriedigend“. Zweitens: Die Beweggründe einer Figur, und das Auftauchen eines, ich nenn es mal „plot devices“ aus heiterem Himmel. Wer die Staffel gesehen hat, weiß sofort, was ich meine. Man könnte gerade letzteres als liebenswert versponnenen Tribut an die kleinen Abgedrehtheiten der Coen-Brüder durchgehen lassen. Aber die Art, wie diese beiden Momente gehandhabt wurden, hat mich doch leicht nörgelig gemacht. Das sind letztlich kleine Details, die nichts daran ändern, dass ich auch mit der zweiten Staffel von „Fargo“ mächtig viel Spaß hatte und die Tage bis zur dritten Season (leider erst 2017) zähle.


GESAMTWERTUNG: 5,75 Punkte (sehr gut)

THE LEFTOVERS (SEASON 2)

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Alle bitte einsteigen für die nächste Achterbahnfahrt! Genießen Sie zehn Runden Gefühls-Auf-und-Ab, liebevoll ausgedacht und arrangiert von Damon „Mystery Boy“ Lindelof. Bitte unterlassen Sie angestrengtes Nachdenken über das Gesehene, die Auflösung angerissener Geheimnisse oder das Herumkreiseln der Geschichte. Einfach zurücklehnen und auf sich wirken lassen.

Allerspätestens mit der Limbo-Story in der achten Episode „International Assassin“, in der Kevin Garvey auf einen Trip der ganz besonders seltsamen und kaputten Art geschickt wird, hat die Show mich wieder mit Haut und Haaren für sich vereinnahmen können. Schon vorher hatte ich mich auf jede neue Episode gefreut, aber diese ganz spezielle Ausgabe des alltäglichen Wahnsinns im Leftovers-Universum trieb das Konzept der Zuschauerverwirrung auf die Spitze. Ich kann absolut verstehen, wenn man damit nichts anzufangen weiß und lieber geordnetere Bahnen in seinen Serien bereisen will. Von daher steckt in der Abschlussnote auch sehr viel subjektive Wertschätzung. Wer aber gerne mit den Figuren leiden, sich wundern, den Kopf schütteln oder ratlos angesichts der hereinbrechenden Ereignisse sein will, der wird ebenso blendend unterhalten wie in Season 1. Punktgenau sogar, denn diese erhielt damals auch 5,80 Punkte.

GESAMTWERTUNG: 5,80 Punkte (sehr gut)
THE LAST MAN ON EARTH (SEASON 2)

thelastmanonearths2

Will Forte als Phil Miller und seine teils idiotischen, teils peinlichen Eskapaden als letzter Mann auf der Welt habe ich in der ersten Staffel noch mit einem dicken Schmunzeln bedacht. Der Auftakt zur nächsten Reihe von Katastrophen-Phil geriet auch wieder herrlich zum Mit-der-flachen-Hand-an-den Kopf-schlagen. Was sogar ungefähr bis zur Mitte der Season anhält. Im letzten Drittel fällt dann  leider deutlicher und stetiger Begeisterungsschwund auf.

Mir scheint es, als hätte man die richtig guten Geschichten und Gags in den 13 Episoden im Frühling 2015 sowie in den 6 Folgen dieser Staffel erzählt. Der Nebenplot auf der Raumstation kommt nicht die Puschen und wird wohl erst in diesem Jahr interessant. Die anderen Charaktere treten mir zu sehr auf der Stelle, bringen mir zum Ende hin zu wenig witzige Situationen ein. Das auf Drama getrimmte Weihnachtsfinale hilft da natürlich nicht wirklich. Und Phil bzw. Tandy Miller schließlich wandelt sich mit der Zeit vom belächelnswerten, aber doch noch irgendwie sympathischen Loser zum nervigen Flachspruchabspuler.

Summa summarum kann „The Last Man On Earth“ noch von den starken Episoden bis zur Hälfte der Staffel profitieren, danach ging es von 5,5 bis 5,0 Punkten herunter auf dreimal 4,0 Punkte für die letzten Folgen. Da muss mehr kommen und vor allem wieder Konstanz rein.

GESAMTWERTUNG: 4,80 Punkte (befriedigend)

ASH VS. EVIL DEAD (SEASON 1)

AshVsEvil1

Auch schon fertig mit der großen Deadite-Bekämpfung für diese Saison ist unser alter Freund Ash. 10 Folgen Blut, Gedärme, Kettensägen- und Donnerbüchsenbehandlung, garniert mit lässigen Sprüchen, die nicht immer die ganz große Intelligenz des Klopfers widerspiegeln. Gutes Ding, würde ich sagen wollen. Manch einem waren die beiden Sidekicks Pablo und Kelly ein Dorn im Auge, ich fand sie jetzt hingegen nicht sonderlich störend. Die Qualität des Piloten wird nur noch im sehr gelungenen Finale wieder erreicht, dazwischen sind den Machern gerne mal die aufregenden Kreaturdesigns oder Exekutionsarten ausgegangen, aber unterhalb von „befriedigend“ habe ich keine Wertung gezogen. Wenn ich mir etwas für die zweite Staffel wünschen dürfte: gerne mehr ekelhafte Deadites wie den Dämonen Eligos.

GESAMTWERTUNG: 5,05 Punkte (gut)
SUPERSTORE (SEASON 1)

superstore

Workplace-Comedy von Justin Spitzer, seines Zeichens einer der Produzenten von „The Office“. Entsprechend ist das auch „The Office“ im Supermarkt. Qualitätsmäßig eine eher späte Auslese, will sagen: „Superstore“ ist leider deutlich näher an den Staffeln, in denen der Büro-Komödie um Michael Scott und Dwight K. Schrute schon lange die Puste ausgegangen war.

Ein paar Spiegelungen hat sich Spitzer zudem erlaubt: die Büroromanze Jim-Pam ist nun zwischen der frusterfahrenen Amy (America Ferrara, „Ugly Betty“) und dem Frischling Jonah, Dwight ist jetzt weiblich und der Boss/Marktleiter nicht nur ohne Plan und peinlich, sondern auch ein wenig sehr tüdelig. Bleiben als Neuheiten der zynische Schwarze im Rollstuhl, dessen durchaus vorhandenes Potenzial nicht ausgereizt wird, der Quoten-Homosexuelle und das sozial und intellektuell eher außenseiterhaft angelegte Pärchen.

Nein, als Stiftung Serientest muss ich zwar nicht warnen, kann aber bisher auch keine Empfehlung aussprechen. Vielleicht gebe ich der Show noch eine Chance, nach zwei gesehenen Episoden, die humormäßig eher an mir vorbeigeblubbert sind,  kann ich höchstens ein „bisher eher unbefriedigend“ auf das Meinungskärtchen schreiben.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 4,0 Punkte (durchschnittlich) 
GUCKLISTENSTATUS: Wackelig wie die Leiter zu den oberen Supermarktregalen
THE WALKING DEAD SEASON 6 (Episoden 01-08)

the+Walking+Dead+Season+6+comic+con+poster

Es stöhnt der Rick und seine Crew, der Zombie gibt schlicht keine Ruh‘.

Auflösungserscheinungen fallen mir nicht nur bei den wandelnden Untoten, sondern schon seit einigen Staffeln bei der durchgängigen Qualität der Serie auf. Auch diesmal gelingt es „The Walking Dead“ dann eben doch nicht, mich konstant gut zu unterhalten. Der Auftakt sehr stark, mit einer epischen Großaktion unserer Überlebendenfraktion, die sich über mehrere Episoden spannt. Dazu ein gelungener Rückblick auf die Geschichte einer Figur, mit der Wolf-Gang ein grausamer neuer Gegner. Danach allerdings ein etwas billiger Trick, um die Zuschauer vor den Geräten zu halten und *seufz* wieder einmal Leerlauf.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 8 EPISODEN: 4,80 Punkte (befriedigend)

GOTHAM SEASON 2 (Episoden 01-11)

gotham season 2

Vorab die gute Nachricht: Unsere schöne Fledermausstadt ist weiterhin sicher. Fish Mooney, die Geißel von „Gotham (Season 1)“ aka the goddess of overacting aka die nervige Alte von Will Smith, ward bis dato nicht wieder gesehen. Ein wenig hat ihren Platz zwar Barbara Kean, die ex-Freundin unseres geschätzten Detective James Gordon eingenommen, aber der Schrecken hält sich noch im vertretbaren Rahmen.

„Rise of the Villains“ heißt das aktuelle Kapitel und die erste Handvoll Episoden haben mich voll und ganz überzeugt. Allen voran der aus „Shameless (US)“ bekannte Cameron Monaghan in der Rolle des jungen Jokers wusste durch seine diabolische Bildschirmpräsenz zu beeindrucken, dazu noch der gewohnt knorrige Michael Chiklis als neuer Polizeipräsident und James Frain als Oberbösewicht Theo Galavan – da wurden gerne auch mal die Kärtchen mit der 5,5-Wertung gezückt. Das hohe Niveau pendelte sich nach diesem furiosen Start zwischen 4,5 und 5 Punkten ein, mit der völlig in die Hose gegangenen Folge „By Fire“ (ernsthaft: eine Frau mit Flammenwerfer hält Dutzende bewaffnete Mobster von einer Bühne aus in Schach?) als Tiefpunkt. Überhaupt fielen einige Episoden doch deutlich ab, als hätte man das B-Team der Drehbuchschreiber rangelassen und nicht qualitätsmäßig kontrolliert. Warten wir ab, ob der zweite Teil der Staffel nochmal etwas draufsetzen kann oder sich doch wieder Ausreißer erlaubt.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 11 EPISODEN: 5,01 Punkte (gut-)

Zum Schluss noch hastig nachgereicht ein paar Abschlusswertungen von bereits besprochenen Serien:

Ray Donovan (Season 3): 5,56 Punkte (sehr gut-)
Lego Star Wars: Droid Tales (Season 1): 5,15 Punkte (gut)
The Jim Gaffigan Show (Season 1): 4,95 Punkte (gut -)
Blunt Talk (Season 1): 4,45 Punkte (befriedigend-)