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141 (August 2023)

6 Sept

Es gibt noch mehr als genug zu besprechen. Zumindestens, was Serien angeht. Beim Drehbuchautoren- und jetzt auch Schauspielerstreik ist kein Ende in Sicht, allerdings lagert noch reichlich fertiges Material zur Bewertung bereit. Leider auch zur kritischen, wie gleich der erste Kandidat zeigt.

STAR TREK: STRANGE NEW WORLDS (Season 2)

„Ja, da bricht mir doch die Haarsteilwand weg!“, ruft Captain Pike und schlägt mit der flachen Hand auf die Lehne seines Kommandostuhls auf der Brücke der USS Enterprise. „Roter Alarm! Photonen-Torpedos bereitmachen! Dr. M’Benga, brauen Sie meinen Beruhigungstee! Das kann ja wohl nicht wahr sein! Uhura, öffnen Sie einen Kanal zu Kadett Inishmore, der soll SOFORT hier antanzen!“ 

Wenige Minuten später kann ich kaum zu einer freundlichen Begrüßung ansetzen, als es mir  entgegenschallt: „4,65 Punkte für die zweite Staffel? Vier Komma Sechs Fünf??? Nach 5,35 Punkten und fast schon schamloser Lobhudelei für die erste? Das kann nicht ihr Ernst sein, Kadett? Erklären Sie sich!“

 „Okay, um direkt etwas Positives anzumerken: Ich mag die Crew weiterhin. Die machen Spaß, da stimmt die Kameraderie, mit denen würde ich in einen galaktischen Krieg ziehen. Das gilt auch für die neuen Figuren, wobei ich mich mit Commander Pelia ziemlich schwer tat. Ich guck das ja im Original und bei ihr musste ich jedes Mal die englischen Untertitel einschalten, um sie zu verstehen.“

„Commander Pelia, stimmt das?“

*krächzelkrachzelgrummelquietsch*

„Uhura, können Sie das übersetzen? Nein? Egal. Weiter.“ 

„Es hakte an den Drehbüchern, die waren fast durch die Phaserbank nicht berauschend. Schon im Auftakt haben Dr. M’Benga und Schwester Christine eine Szene, die mich mehr an Asterix & Obelix als an Star Trek erinnerte. Die Gerichtsepisode danach? Hat mich als eher kümmerlichen Erdjuristen nicht überzeugt, das war doch sehr dahingeholpert auf einen rechtlichen Kunstgriff. 

Dann die zwei Episoden, in denen alle Crewmitglieder vergessen, wer sie sind bzw. Uhura als Einzige irgendwelche Geräusche von Aliens hört, worauf eine ganze neue sauteure Raumstation weggeblasen wird, damit diese aufhören. Das liest sich bereits in der Zusammenfassung wenig spektakulär oder spannend, sondern eher dröge. Muss ich dann noch erwähnen, dass es die Autoren als Hammerdrehbuchvorlage verkauft haben, Spock temporär seine spitzen Ohren wegzunehmen und sich als Mensch einem stocksteifen Vulkanierdinner zu stellen?“  

„Ich muss Ihnen zugestehen, Kadett, mir kam Spock diese Saison auch ein wenig gefühlsduselig-waschlappig daher mit seinem Techtelmechtel hinsichtlich unserer Bordkrankenschwester.“  

„Captain! Nicht faszinierend vor der versammelten Mannschaft!“ 

„Aber jetzt mal zu den zwei Knallern, Inishmore! Die ultracoole hippe und trendy Lower Decks-Crossover-Folge „Those Old Scientists“ mit echten Darstellern von Ensign Boimler und Ensign Mariner! Plus animierten Versionen unserer Truppe. Das feierten alle Kids und Kiddies ab. Und natürlich die Musical-Folge „Subspace Rhapsody“ – haben wir nicht alle toll gesungen? Ja, wir können auch singen, sogar der Captain. Was verziehen Sie denn jetzt das Gesicht, Kadett?“ 

„Also, wer „Lower Decks“ toll findet, konnte da wirklich begeistert sein und auf meine Wertung gut was draufpacken. Wer das aber nicht schaut, weil ihn die Charaktere mit ihrer ADHS-Zappeligkeit so nerven, dass er niemals eine Folge komplett durchstehen würde… verteilt dafür auch nur ein befriedigend (4,5 Punkte). Die Musicalfolge, tja… ich habe Star Trek nie wegen der Gesangseinlagen geschaut, um ehrlich zu sein. Wiederum, wer American Idol oder The Voice oder The Masked Singer als Fan verfolgt, mag da neu zur Zielgruppe stoßen, aber meine Wenigkeit fand es nur okay. Dass die Nummer mit den Klingonen, die zu K-Pop abtanzen, vollkommen drüber war, da sind wir uns aber einig, oder?“ 

„Ich habe gleich gesagt, dass man die Version mit der klingonischen Oper nehmen soll. Sie sind schwer zu beeindrucken, Kadett. Der Rest der Staffel war aber gut, nehme ich an?“ 

„Da konnte ich wenig meckern. Vielleicht noch daran, dass die Gorn mir zu sehr wie die klapprige Vorstufe zu den Viechern aus den „Alien“-Filmen aussehen. Aber immerhin ein Fortschritt zu ihrer Darstellung in der Original Serie. Der Cliffhanger im Finale ist fies, zumal wegen des Autorenstreiks eine Fortsetzung wohl lange auf sich warten lassen wird.“ 

„Nun gut. Da werde ich mir beim nächsten Klassentreffen mit den anderen Kapitänen was anhören dürfen, wenn ich mit einer frühen Picard-Wertung aufkreuze. Nummer Eins, spornen Sie die Drehbuchautoren mehr an, wenn sie aus dem Streik kommen. Spock, werden Sie wieder vulkaniger. La’an, senden Sie schlechte Drehbücher umgehend zurück und legen nichs mehr auf den „naja, vielleicht doch“-Stapel. Ich gehe jetzt etwas kochen und will nicht gestört werden. Kadett Inishmore, ich sehe von ihrer Zwangsversetzung auf die USS Discovery ab. Wegtreten.“

„Danke, Captain. Das hätte ich nicht überlebt“  

GESAMTWERTUNG: 4,65 Punkte (befriedigend)

TULSA KING Season 1

Dwight „The General“ Manfredi (Sylvester Stallone) ging für seinen New Yorker Mafia-Clan 25 Jahre in den Bau, verpfiff niemanden, schwieg eisern, verlor den Kontakt zu seiner echten Familie. Raus dem Knast, entscheiden die Bosse, dass Manfredi fortan in Tulsa, Oklahoma eine Dependance errichten soll. Also mitten in der Pampa. Verbannung könnte man auch netter ausdrücken. Dumm, dass die Mafia keine Arbeitsgerichtsbarkeit kennt, ich hätte da umgehend geklagt.
 

Mit Tulsa King gewinnt Sly das Duell gegen Arnold Schwarzenegger, der es mit „Fubar“ nicht geschafft hat, dass ich seine aktuelle Show eine ganze Staffel gesehen habe.
 

[Kurzkritik zu Fubar: Arnold nimmt man die Action nicht mehr ab, die Oneliner zu bemüht, Drehbuchlogik der Marke „Hey, ist doch spaßig, wie wenig wir uns daraus machen“, die Sidekicks auf zu krampfhaft lustig getrimmt. Die Show möchte gerne True Lies mit noch mehr Humor im Serienformat bieten, aber es sind halt nicht mehr die 90er und Arnold nicht mehr der Alte, sondern nur alt.]
 

Sicherlich wird das Mafia-Drama hier nicht neu erfunden, die Nummer mit dem alternden Mafiosi fernab üblicher Verbrechensgestade gab es schon mit Lillyhammer und Steven van Zandt. Aber ich mochte die Nebenakteure wie Martin Starr („Silicon Valley“), dessen legale Marihuana-Butze vom General direkt als Hauptquartier übernommen wird, den härtesten irischen Akzent  von sich gebenden Bösewicht Caolan Waltrip (Richie Coster, „Happy!“) sowie die Bedrohungen durch FBI und die sich neu entwickelnden Machtstrukturen bei der New Yorker Hauptfiliale.
 

Stallone spielt seine Rolle stoisch, lässig und sympathisch sämtlichen neuen Trends hinterherhängend. Kann aber auch austeilen, wenn es zu viel wird. Vom Spannungsaufbau lief es nach gutem Start eher okay, nahm dann aber ab der Mitte konstant Fahrt auf bis zum Finale, welches mich eher dezent enttäuscht zurückließ. Gleich zwei groß erwartete Konfrontationen liefen doch eher unspektakulär ab und der Rausschmeißer knallte bei mir auch nicht sonderlich rein. Für eine zweite Staffel könnte man mich aber durchaus erpressen.
 

GESAMTWERTUNG: 4,94 Punkte (befriedigend +)

BLACK MIRROR Season 6

In letzter Zeit rutschen mir neue Ausgaben von BLACK MIRROR gerne durch. Was damit zusammenhängen könnte, dass die Show nicht mehr die großen Fernsehmomente liefert wie zu früheren Staffeln. Das Portfolio 2023 war da leider keine Ausnahme:

Joan Is Awful
Die Folge für mich zu gewissen Teilen auch. Wird zwar von vielen als beste Episode der Staffel gesehen, weil sie noch am ehesten die „neue Technologie eskaliert in warnender Weise“-Schiene fährt. Mir aber war das neben dem Netflix-Seitenhieb doch zu überkonstruiert (Verzicht auf Persönlichkeitsrechte in den AGB und eine KI schneidet aus deinen Handyaufnahmen eine Serie? Na klar!), Salma Hayek als derb fluchende Schönheit bereitet mir schon seit „Killer’s Bodyguard 2“ unerträgliche körperliche Schmerzen und die Kirchenszene soll halt schockieren, mich hat sie peinlich angeödet. 

4,0 Punkte
 

Loch Henry
Ordentlich. Ruhig. Als Zuschauer wartet man aber gespannt, dass es irgendwann zur großen Überraschung mit schlimmer Entgleisung kommt. Tut es aber nicht. Erinnert mich an die Erwartungshaltung, die seinerzeit „The Village“ von M. Night Shyamalan entgegengebracht wurde. Wer keinen Schocker erwartet, wird nett unterhalten.

4,5 Punkte
 

Beyond the Sea
Alternative Zeitlinie, in die man als Zuschauer ohne Plan reingeworfen wird. Astronauten in schwer seltsamer Berufsausübung. Gute Darsteller. Hatte mich direkt am Haken. Leider krankt das Drehbuch doch an einigen Löchern, das Ende läuft anders als erwartet ab (bestimmt nur um  den Erwartungen der Zuschauer entgegenzulaufen). Reicht trotz angenehmer Skurrilität nicht für 5 Punkte.

4,5 Punkte
 

Mazey Day
Paparazzi-Monster vs Promi-Monster. Okay. Kann man machen. Hat mich nicht gelangweilt oder geärgert. Ging in Ordnung.

4,5 Punkte 

Demon 79
Abgedreht. Lustig. Ich werde den Sänger/Tänzer von Boney M. fortan mit anderen Augen sehen. Fand ich am stärksten, auch wegen des herrlich kompromisslosen Endes. In der Art gerne mehr.

5,0 Punkte  

JUSTIFIED: CITY PRIMEVAL Season 1


Raylan Givens (Timothy Olyphant) ermittelt wieder mit dem Colt in der Hand, was für mich sehr überraschend kam, hatte ich doch von dem Ableger City Primeval bis kurz vor Start gar nichts gehört.  Weiterhin mit Stetson auf dem Kopf, dafür ohne den Lincoln Town Car und auch ohne die Gangstagrass-Intromusik von T.O.N.E-z. unterstützt der mittlerweile in Florida ansässige Marshall seine Kollegen in Detroit, wo es ihn mit seiner Tochter im Teenageralter (gespielt von Vivian Olyphant, Timothys Spross im echten Leben) kurzzeitig hinverschlagen hat. 

Über die gesamten 8 Episoden gibt es mächtig Ärger mit dem Oklahoma Wildman Clement Mansell (Boyd Holbrook, jüngst im aktuellen Indiana Jones zu sehen) – ein ganz übler Geselle, dessen Verfehlungen sich wie folgt lesen: tötet gern und reichlich, entkommt immer wieder dem Arm des Gesetzes, trägt in den angemieteten vier Wänden oft nur weiße Schlüpper und klaut Oldtimerkarren, um in den dort vorhandenen Cassettendecks seine selbst eingesungene Version der „Seven Nation Army“ der White Stripes zu hören, womit er voller Stolz seine Umgebung belästigt. 

Wer Justified mochte, wird hiervon nicht enttäuscht sein. Freilich ist Clement Mansell (nicht zu verwechseln mit dem Komponisten Clint Mansell) kein Boyd Crowder, aber die Mischung aus Gangsterstory, lässigen Sprüchen und auch mal simpel auf die Fresse funktioniert erneut solide gut nach 8 Jahren Pause. Zudem darf man sich auf ein Wiedersehen mit Victor Williams (Deacon aus „The King of Queens“) freuen und auch Vondie Curtis-Hall hat mich als coole Socke und Kneipenbesitzer Sweetie beeindruckt.     

Das Finale fand ich allerdings nicht so toll, hier wird alles zu einem eher hastigen Ende gebracht, ohne nochmal zu glänzen. Und wenn der Ausblick auf eine mögliche zweite Staffel mir als Zuschauer mehr Appetit macht als der Abschluss geschmeckt hat, ist ein bisschen was in Sachen Dramaturgie schiefgelaufen. Trotzdem reicht es insgesamt für ein knappes „gut“.


GESAMTWERTUNG: 5,05 Punkte (gut-)
 

WHAT WE DO IN THE SHADOWS Season 5
 

Wem die letzte Staffel auch eher wie ein mäßiger Jahrgang Blut am Reißzahn hinabtröpfelte, dem darf ich froh verkünden: Staffel 5 ist wieder richtig toll geworden. Alle Vampire in Bestform, keiner in eher unbefriedigend spaßigen Plots gefangen (Colin Robinson in Season 4, ähem), Kristen Schaal bereichert das Ensemble mit ihrer Figur The Guide als Aufsteigerin in die Hauptdarstellerriege und Guillermo bringt mit seiner Veränderung frischen Wind und Zug in die Geschichte. Auch immer wieder gerne gesehen: Doug Jones (Star Trek: Discovery) als Baron Afanas.

Sechs Mal 5 Punkte, vier Mal 5,5 Punkte, dazu einige schreiend komische Momente wie die Experimente von Laszlo, der Auftritt der Chaoten-WG im Nachrichtenfernsehen, der Besuch beim Vampir-Tierarzt, der hochnotpeinliche Roast oder der Gastauftritt von Patton Oswalt – für mich war diese Staffel die zweitbeste in der Geschichte der Serie (knapp hinter Season 2). Dass die Zuschauerzahlen bei FX nicht die besten waren, ist zwar bedauerlich, aber eine sechste und dann wohl letzte Staffel ist abgesegnet, von daher:  

Don’t sing if you want to live long
They have no use for your song
You’re dead, you’re dead, you’re dead
You’re dead and out of this world

 

GESAMTWERTUNG: 5,40 Punkte (gut +)


 

136 (Juli 2022)

23 Jul

Der neue Seriencheck diesmal mit viel zu vielen Serien.

STRANGER THINGS (Season 4) 

Sollte es einmal in ferner Zukunft einen Award nur für Streamingplattformen geben (sponsored by amazon prime, Apple+, Netflix, GoogleWatch, ARALsee und SeitenbacherMüsliTVEiGuckemal), so dürfte der Sieger in der Kategorie „Pickepackevoller Inhalt bei unter 10 Episoden“ klar an Stranger Things 4 gehen. Von den 9 Episoden geht jede einzelne deutlich über eine Laufzeit von 60 Minuten, die meisten packen 75 Minuten, im letzten Drittel steht Spielfilmlänge an und das Finale schließlich kratzt gar an 2 1/2 Stunden. Dabei sind die Storystränge eigentlich überschaubar:


1) Hopper sitzt in russischer Gefangenschaft. Joyce und Murray wollen ihn befreien.
2) Eleven wurde wieder ins Hawkins Lab geschafft. Ihre Kräfte sind weg. Wird sie diese zurückbekommen?
3) Die eine Hälfte der Kids versucht, zu Eleven zu gelangen.
4) Die andere Hälfte kämpft gegen den neuen Bösewicht Vecna.
 

Hier darf ich erneut meinen alten Mathematiklehrer zitieren, der gerne bei meinen Lösungsversuchen „Da hätte man doch kürzen können!“ zu wimmern pflegte. Die Russland-Story geht viel zu lange (auch wenn ich mich gefreut habe, Tom Wlaschiha in einer internationalen Produktion wiederzusehen), die funny sidekicks Murray und Yuri zerrten mehr an meinen Nerven als an meinen Lachmuskeln. Mein Vorschlag: maximal zwei Folgen russische Gefangenenlageratmosphäre, Hopper raus, zurück nach Hawkins, den Kids helfen die Welt zu retten und fertig.
 

Die Befreiungsbrigade für Eleven hingegen hat geschlossen die „Für euch hatten die Autoren leider keine Rose“-Arschkarte gezogen. Denn während Dustin, Lucas, Nancy, Max, Robin und Steve gemeinsam mit der besten neuen Figur Eddie (yeah!) fette Kämpfe gegen den fiesen Vecna führen, dümpeln Mike, Jonathan, Will durch die Pampa und dürfen sich von einem HöHö-Stoner-Dude zutexten lassen, der mir fast so sehr auf die Eier ging wie Lucas‘ kleine Schwester in Staffel 3. Und ab welchem Zeitpunkt gilt die Frisur, die Noah Schnapp als Will Byers auftragen muss, eigentlich als Mobbing?

Insgesamt ist Staffel 4 damit eine reichlich aufgeplusterte Angelegenheit, zumal sie wirklich keine grundlegend neue Geschichte abseits des bekannten „Eleven blastert starren Auges den Bösewicht weg“-Motivs erzählt. Allerdings gibt es auch ein paar richtige Highlights wie der Kampf zwischen Max und Vecna, der spezielle Auftritt von Eddie (yeah!) und generell die letzten 90 Minuten des Finales. Dessen reinhauende Wirkung allerdings wiederum durch die letzten Minuten ordentlich gedämpft wird. Ich schreibe nur soviel: Will darf wieder seinen Trademark-Move aufführen, über den ich bereits letzte Season gestöhnt habe. Insgesamt besser als die Vorgängerausgabe, aber so langsam kann die Show auch gerne ihr Ende finden, bevor nicht nur ein Mitglied der wilden Kinderbande die 30 Lenze vollmacht.

GESAMTWERTUNG: 4,88 Punkte (befriedigend)
 

OBI-WAN KENOBI (Season 1)

Wieviele schlaflose Nächte habe ich mit der Frage verbracht, wie eigentlich Ewan McGregor als Obi-Wan Kenobi aus Episode III zu Sir Alec Guiness aus Episode IV wurde? Wenige. Ehrlich gesagt sogar keine. Aber Disney+ klärt in sechs Episoden dennoch auf. Oder auch nicht.

Ich falle direkt mit dem Lichtschwert in die Stahltür: das Ding trägt eigentlich maximal 2 1/2 Episoden. Die erste Folge zum Wiederreinkommen und (falls vorhanden) Erwecken nostalgischer Gefühle, dann die Hälfte der vorletzten und die finale Episode mit dem Duell zwischen Darth Vader (bei dem mir die deutsche Synchro gar nicht gefiel, weshalb ich immer zum guten alten James Earl Jones wechselte) und Obi-Wan als Abschluss. Denn, und jetzt mal Kräuterbutter auf die Ewok-Steaks: Wir wollen doch alle nur wieder den alten Darth in vollem Wüterich-Modus wie damals am Ende von „Rogue One“ sehen, der Rest ist Schnickschnack.

Die Motivation und Hintergrundstory der neuen Figur Reva ergibt im Nachhinein mit ein bisschen Begrübeln gar keinen Sinn. Die kleine Prinzessin Leia ist für ein paar Momente goldig und herzig, an Baby Yoda geht in der Hinsicht aber nichts vorbei. Weitere Highlights: Kinder laufen prinzipiell um ein Vielfaches schneller als sie verfolgende Erwachsene, Obi-Wan tut sich mit Schranken schwer, an denen man locker vorbeilaufen könnte, Darth Vader lässt sich von ein bisschen Feuer vom tödlichen Schlag abhalten und durchbohrende Todesstöße mit dem Lichtschwert sind – oha! – doch erfreulich gut heilbar.

Das stört, das nagt, das macht es mir schwer, Obi-Wan Kenobi zu bejubeln. Dabei macht Ewan McGregor seine Sache gut, Moses Ingram hat nun mal leider eine in sich unlogische Figur abbekommen, die im besten Fall als „cool badass empire woman“ bei den Fans hängenbleibt und Hayden Christensen stakst zunächst fein in der Blechbüchsen-Montur des Sith Lords und darf im Finale zeigen, dass er auch schauspielern kann. Vielleicht sollte man eine eventuelle Fortsetzung gleich als 80-minütigen Spielfilm anbieten? Oder als personalisierten Streaming Cut, wo man einzelne Stellen vorspulen darf?

GESAMTWERTUNG: 4,71 Punkte (befriedigend)


PICARD (Season 2)

Im letzten Seriencheck schnitt „Picard“ nicht sonderlich erfreulich ab. Konnte das sicherlich wieder spektakuläre (hüstel, hüstel) Finale das Wertungsruder noch einmal herumreißen? 

Gegenfrage: Fliegt die Enterprise schneller, wenn Scotty von ihm offiziell gesegneten Whisky über die Dilithiumkristalle kippt? Natürlich nicht. Summa summarum blieb von dieser Staffel folgender Erkenntnisgewinn bei mir hängen:

– Picard findet eine Frau und wir erfahren, weshalb das vorher nicht so recht klappen wollte

– Die Borg haben eine neue Queen und sind jetzt… menschlicher … netter … umgänglicher?

– Q braucht auch mal die Umarmung eines guten alten Freundes

– Guinan war mal jung, aber schon damals knurrig

Hat es das gebraucht? Wollte das jemand wissen? Bereichert man damit das Star Trek-Franchise? Dreimal nein. Klar habe ich mich gefreut, John de Lancie in seiner Paraderolle zu sehen, dem Part mit Brent Spiner als Dr. Soon konnte ich ebenfalls etwas abgewinnen, aber sonst war das unnötig, unspannend und unspaßig. Immerhin noch nicht unerträglich, aber das können die Macher ja in der kommenden Ausgabe schaffen, wenn sie die alte Next Generation-Crew zusammentrommeln und Geschichten erzählen, die kein Mensch zuvor unbedingt hören oder sehen wollte.

Sorry, aber das ist nicht mein Star Trek.

GESAMTWERTUNG: 4,00 Punkte (durchschnittlich – )

STAR TREK: STRANGE NEW WORLDS (Season 1) 

Das ist mein Star Trek.

Okay. Konzentration:

Erica. Nurse Christine. Hemmer. Dr. M’Benga. La’an. Una. Und natürlich Uhura, Spock und Captain Pike (er ist immer noch so schneidig!). Wahnsinn, ich kriege in der Tat nach Abschluss der ersten Staffel von „Strange New Worlds“ den Großteil der Rollennamen der Crewmitglieder der Enterprise aus dem Kopf zusammen. Daran wäre ich bei Star Trek: Discovery selbst nach drei Seasons noch gescheitert: Saru (der coole Alien neben Michael Burnham); Michael Burnham; der Freund von Michael Burnham; die zwei, die auf Anweisung von Michael Burnham die Discovery fliegen (eine mit Implantat!); der schwule Freund von Michael Burnham (Arzt), der andere schwule Freund von Michael Burnham (Maschinenraum, Sporen!); die nervige Tilly; Michelle Yeong, die gelangweilt Monologe aufsagt, Tig Notaro.

Strange New Worlds macht nicht nur hier verdammt viel richtig. Ich mag wirklich jeden Charakter und die sie verkörpernde Darstellerriege, alle bekommen ihren Moment, um zu glänzen und zu berühren. Die Geschichten hätten 1:1 so in der Ursprungsserie mit Kirk, Spock und Pille laufen können, hier hat man es wirklich geschafft, das alte Enterprise-Feeling ins Hier und Jetzt zu übertragen. Ähnliche Retro-Wohlgefühle hatte ich zuletzt bei „The Mandalorian“. 

Ob spannende Weltraumschlachten, einfühlsame Charakterstudien, ein paar richtig schön abgelieferte Humormomente oder die eine, für mich rührige Märchenepisode – mit der Truppe kann man es durchaus versuchen, einen galaktischen Krieg zu gewinnen. Auch wenn eine Folge nur ein befriedigend erhalten hat (Kinder auf der Enterprise plus Captain-Liebeskuddelmuddel – immer problematisch), blieb der Rest konstant über „gut“ hin zum „sehr gut“. Ja, auch die Episoden mit Spock und seiner Freundin beim Liebesspiel mit Diskussionsrunde. Das kleine Alien-Tribute „All Those Who Wander“ fiel eher ernüchternd aus, dafür haute die Episode mit einer anderen Entwicklung schwer rein. Wie auch immer: Cadet Inishmore steht für weitere Abenteuer bereit und ihre steilwandige Fronthaarpartie sieht heute wieder fulminant aus, Captain Pike.

GESAMTWERTUNG: 5,35 Punkte (gut)

THE GOLDBERGS (Season 9)

Unschöne Entwicklung bei den Goldbergs. Weil Jeff Garlin als Serienvater Murray es sich am Set mit der Crew verdarb, wurde nach einer internen Untersuchung seine Rolle in dieser Staffel zu einem größeren Teil rausgeschnitten und im Finale schließlich Aufnahmen aus alten Episoden verwendet. Das schmerzt schon. Inhaltlich kann man der Show nichts vorwerfen angesichts ihrer beachtlich langen Laufzeit: die 9. Staffel teilte sich schön säuberlich in halb guten, halb befriedigenden Episoden auf. Wieder darf ich den Satz unterbringen, dass die großen Themen der 80er längst abgefrühstückt wurden und man sich eher an den Charakteren und ihren kleinen Abenteuern abarbeitet.Bis auf eben die von Murray Goldberg.

GESAMTWERTUNG: 4,75 Punkte (befriedigend)


HOME ECONOMICS (Season 2) 

Ist nett, bleibt nett, kann man gucken, wenn man Topher Grace gerne charmant ungelenk und nerdig sehen will – eben so ein bisschen wie damals in „That 70s Show“. Auch der Rest des Castes geht in Ordnung, für richtig gute Episoden reicht die Drehbuchqualität aber zu selten (vier Mal 5 Punkte bei 22 Episoden). Und wer im Autorenteam der Ansicht ist, dass eine Influencerin als fiktive Nebenfigur in einer Serie eine richtig tolle Idee ist, darf von mir aus gerne ein paar Jahre als Teil der amerikanischen Unterschicht leben. 

GESAMTWERTUNG: 4,48 Punkte (befriedigend -)


RESIDENT ALIEN (Season 2)

Wer sich erinnert: Resident Alien Season 1 gefiel mir durchaus, vor allem wegen Alan Tudyk („Firefly“) als Alien mit planetaren Zerstörungsabsichten, das in den Körper des örtlichen Arztes in einer abgeschiedenen Gegend schlüpft, dessen Tod verdecken muss und generell für Chaos sorgt. War nett, die Nebenstränge gerieten zwar eher langweilig und das Finale setzte auf jegliche Logik einen großen Haufen Aliendung – aber alles in allem kein Grund, nicht in die zweite Staffel reinzuschauen.

Oh je. Sorry, aber wenn eine Show durch einen faulen Drehbuchtrick mit einem Fingerschnippsen einen der dicksten Handlungsstränge aus Season 1 kappt (wie dass die Polizei nicht mehr gegen unseren Protagonisten ermittelt, weil er schwuppdiwupp deren Gedächtnis gelöscht hat), tue ich mich schwer, dranzubleiben. Wenn die Nebenfiguren dann weiter langweilen und Tudyk eher dümmlich denn liebenswert tollpatschig spielen muss, fliege ich weiter zur nächsten Serie.  

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 4,00 Punkte (durchschnittlich -)

Sichtung eingestellt
 

MAN VS BEE (Season 1)

Ich mochte Rowan Atkinson schon immer sehr. Als Black Adder. Als Stand Up Comedian. Als Mr. Bean. Sogar noch als Johnny English. Der Mann weiß, was gute Comedy ist und arbeitet auch hart dafür, was ich zu honorieren weiß. In „Man vs Bee“ spielt er in neun knapp zehnminütigen Episoden den tollpatschigen Trevor, der für ein neureiches Pärchen auf dessen Wohnung aufpasst und in einen heroisch-epischen Kampf gegen eine Hummel verwickelt wird.

„Mr. Bean’s Housesitting“ wäre auch ein treffender Titel gewesen. Wer das als Konzept mag, bekommt Spaß. Wer das nicht mag, soll was anderes gucken. Anstatt Fragen wie „Ist das Hausbesitzerpaar unsympathisch oder einfach nur besorgt?“ oder „Läuft das nicht vollkommen unrealistisch aus dem Ruder?“ in weitem Bausch und Bogen auszudiskutieren. Meine Antworten wären eh „Ist mir egal“ und „Hey, Hauptsache, es ist lustig“. Und ich fand es lustig. Jetzt nicht bahnbrechend-die-Gesetze-der-Comedy-neu-schreibend-lustig, aber eben lustig. Natürlich frickele ich mir hier nicht für jede Episode eine Einzelnote ab, sondern nehme das Ganze als 90-minütigen Film, dem ich hiermit ein „Gut“ als Gesamtwertung verleihe.

GESAMTWERTUNG: 5,00 Punkte (gut)


BARRY (Season 3)

Barry ist eine von mir hochgeschätzte Serie, die man aufgrund ihrer Laufzeit von unter 30 Minuten eher in den Bereich Comedy verorten würde, aber sehr viele dramatische Elemente aufweist. Hauptdarsteller Bill Hader mag ich sehr als witzigen Kerl, aber in seiner Rolle hier gibt er einen Berufskiller, der in einer Theatertruppe landet und daraufhin sein Leben ändern möchte. Quasi Breaking Bad als Breaking Good, wenn Saul Goodman zusätzlich professionell Leute umnieten würde. Und eine Spur lustiger und drüber.

Das wäre meine Antwort auf die Frage, was ich von „Barry“ halte. Staffel 3 ist nun insgesamt düsterer ausgefallen, meine Lieblingsfigur NoHoHank etwa hat kaum große Momente zum herzhaften Belachen oder schmunzelnden Kopfschütteln. Kein Wunder, ist er und Barry doch im Fadenkreuz von Leuten gelandet, die sie lieber tot als lebendig sehen möchten. Überhaupt ist das Leitmotiv diesmal: „Alle wollen jedem an den Kragen – jetzt guckt mal schön, wie ihr da rauskommt“. 

Was mit überragend tollen Szenen wie der Verfolgungsjagd auf dem Motorrad in S3E06 „710n“ umgesetzt wird. Alleine dafür hat sich die Show wieder dicke den Sprung über die 5,0-Punktemarke gesichert. Herummäkeln muss ich, dass mich die Erzählstränge um Barrys Freundin Sally und um seinen Tutor Mr. Cousineau nicht so recht gepackt haben. Beides tolle Figuren, aus denen man für meinen Geschmack zu wenig gemacht hat. Das Finale knallte mir dann auch zu wenig, zumal sich ein neu ermittelnder Charakter letztlich doch so verhalten hat, wie man es hat erwarten können.   

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)

LOVE, DEATH + ROBOTS (Season 3)

Der Seriencheck ist eh schon viel zu lange ausgefallen, deshalb als Review nur das knallharte Ranking der Einzelbewertungen: 

S3E04 Night of the Mini Dead : 5,5 Punkte (sehr gut)
S3E02 Bad Travelling: 5,5 Punkte (sehr gut)
S3E07 Mason’s Rats: 5,5 Punkte (sehr gut)
S3E08 In Vaulted Halls Entombed: 5,0 Punkte (gut)
S3E05 Kill Team Kill: 5,0 Punkte (gut)
S3E09 Jibaro: 5,0 Punkte (gut)
S3E01 Three Robots Exit Strategies: 5,0 Punkte (gut)
S3E06 Swarm: 4,5 Punkte (befriedigend)
S3E03 The Very Pulse of The Machine: 4,5 Punkte (befriedigend)

GESAMTWERTUNG: 5,21 Punkte (gut)

 
BETTER CALL SAUL (Season 6 E01-08) 

Prädikatwertungsalarm! 

Prädikatwertungsalarm für Better Call Saul! 

PRÄDIKATWERTUNGSALARM! 

Die vor der kurzen Pause ausgestrahlte Episode „Plan and Execution“ war bereits in ihren letzten Minuten zum Fingernägelzerkauen spannend, mit dem danach folgenden „Point and Shoot“ wird aber nicht etwa Luft geholt und durchgeatmet, sondern direkt weiter eskaliert. So soll das sein. 6,0 Punkte (erst das zweite Mal in diesem Jahr, beim ersten Mal traf es eine Folge von „Midnight Mass“) ohne Wenn und Aber für diese Episode. Wollte ich nur kurz durchgeben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass „Better Call Saul“ dieses Jahr nicht den Sprung ins „sehr gut“ schafft.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 8 EPISODEN: 5,39 Punkte (gut)
 

THE SIMPSONS (Season 33)

Wie gewohnt der Service, die besten Folgen der Staffel namentlich zu benennen, auf dass sie euch beim Nachschauen auf Disney+ erleuchten mögen: 

S33E06+07 A Serious Flanders (jeweils 5,0 Punkte)

Tja, das war am Ende doch recht überschaubar.

GESAMTWERTUNG: 4,25 Punkte (durchschnittlich)