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118 (November 2018)

2 Nov

Es ist kalt geworden, nass, grau und die Kanzlerin hat auch keinen Bock mehr.
Zeit also für einen neuen Seriencheck!
Diese Überleitung ergibt zugegebenermaßen keinen Sinn, aber ich habe halt wieder ein paar neue Besprechungen aktueller TV-Serien fertig und die werden jetzt präsentiert.

ATYPICAL SEASON 2

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Die Geschichten um die Familie Gardner mit ihrem autistischen Sohn Sam waren 2017 für mich eine der positiven Überraschungen im Portfolio von Netflix. Schlicht weil die Show es schaffte, mich an alle Charaktere zu binden: Ich litt, freute mich, fieberte und lachte mit den Figuren. Üblicherweise ist ja gerne eine Rolle dabei, mir der man nicht so kann und die man dann so gut es geht ignoriert. Nicht so bei „Atypical“, wo wirklich bis in die Nebenrollen alles stimmig und liebenswert besetzt ist

Die zweite Staffel weiß natürlich diese Verbindung mit dem Zuschauer für sich zu nutzen und alleine deshalb landeten die meisten der insgesamt 10 Episoden bei der abschließenden Wertung im „Gut“ und darüber. Mir gingen allerdings ein paar der Markenzeichen ab wie die Ratschläge von Zahid, das Gekabbele zwischen den Geschwistern Sam und Casey oder die wundersam putzige Beziehung Sams zur offiziell auserkorenen Freundin Paige. Stattdessen stehen Themen wie Trennungsdrama, Eingliederungsprobleme, Selbständigkeitsbegehren und Freundschaftszerwürfnisse im Vordergrund. Okay, wichtig, aber halt nicht so charmant. Immerhin knüpft das Finale an die großen Stärken der Serie an und sorgt für ordentlich Wärme ums Herz, als Sam…. aber das könnt ihr schön selbst gucken.

Eine dritte Order ist bereits abgesegnet, ich freue mich auf neue Einsichten in die Welt der Pinguine bzw. Antarktisforscher und gebe dieser Season:

GESAMTWERTUNG: 5,05 Punkte (gut)

BETTER CALL SAUL SEASON 4

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Jedes Jahr werden die Lobeshymnen auf „Better Call Saul“ lauter und begeisterter. Und jedes Jahr stehe ich grummelnd da mit dem dezenten Hinweis, dass mich die Story um die Verwandlung von Jimmy McGill in Saul Goodman immer noch nicht so richtig überzeugen weiß. Absolute Einigkeit besteht sicherlich, dass der Handlungsstrang um Mike Ehrmantraut, Gus Fring, Nacho Varga und Hector Salamanca Episode für Episode allerfeinst geprägtes Dramagold produziert. Angereichert noch durch die deutsche Beteiligung in Form von Werner Ziegler (Rainer Bock, der 2015 witzigerweise in der Homeland-Episode „Better Call Saul“ einen BND-Beamten spielte) und seiner geheim operierenden Baueinheit. Alleine für dieses Segment hätte die Show dieses Jahr locker die 5,5 Punkte-Hürde überwinden müssen.

Das Problem bleibt für mich der Strang um die Karrieren von Jimmy und Kim Wexler. Nachdem die Geschichte um Jimmys älteren Bruder mit dem Ende der letzten Staffel auserzählt wurde, hatte ich mir in der Hinsicht Besserung erhofft. Richtig schlecht hat sich da in der Folge nun nichts entwickelt, die kleinen Gaunereien der beiden Anwälte sind durchaus unterhaltsam. Aber wenn die Show fast zum Stillstand kommt, sind es nun mal die Episoden, die sich schwerpunktmäßig darum drehen, wie sich deren Beziehung untereinander entwickelt. Da ist insgesamt zu wenig Momentum und Spannung drin, was auch dafür sorgt, dass das Staffelfinale im Unterschied zu letztem Jahr keinen Rausschmeißer zu bieten hat, der beim Zuschauer hängenbleibt.

Deshalb auch für die vierte Staffel wieder nur ein „Gut“, wenn auch ein dickes „Gut“.

GESAMTWERTUNG: 5,30 Punkte (gut)

CASTLE ROCK SEASON 1

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Dale Lacy (Terry O’Quinn, „Lost“), Direktor des berühmten Shawshank-Gefängnisses, begeht Selbstmord. Nachdem er jahrelang einen jungen Mann (Bill Skarsgard, „IT“) in den stillgelegten Abteilungen der Anstalt in einem Käfig eingesperrt hielt. Alles könnte schnell wieder in Ordnung kommen, aber der Bub macht einfach nicht den Mund auf, sondern schaut nur verstörend drein. Bis er den Namen Henry Deaver (André Holland, „American Horror Story“) fallen lässt – einen Anwalt, den selbst eine mysteriöse Geschichte umrankt.

Basierend auf Personen und Orten aus der Gedankenwelt von Stephen King.

Frischer Stoff für Freunde des „Hui, was soll es bedeuten?“-Themas, desweiteren hochwertig besetzt mit u.a. Sissy Spacek, Melanie Lynskey („Two And A Half Men“), Jane Levy („Suburgatory“) oder Scott Glenn („The Leftovers“). Nett schwelender Grusel, rätselhafte Stimmung, Fragen aufwerfende Wendungen und Ereignisse im Jetzt und in der Vergangenheit. Fand ich von Beginn an gefällig und war gerne dabei, als langsam Licht ins Dunkel geworfen wurde. Allerdings verlor mich die Show etwa um die Mitte ihrer 10 Episoden, brachte dann allerdings kurz vor Ende dafür einen sehr interessanten Twist rein, der mich wieder an Bord holte. Leider hatten die Macher letztlich jedoch nicht den Mut, im Finale diesen Weg konsequent weiterzuverfolgen. Schade, deshalb reicht es in der Endabrechnung für „Castle Rock“ nur zum „Befriedigend“.

GESAMTWERTUNG: 4,90 Punkte (befriedigend)

MAKING A MURDERER SEASON 2

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Die erste Dokumentation über die Urteile gegen Steven Avery und seinen Neffen Brendan Dassey war für Netflix der große Schlag ins Kontor. Vielerorts leidenschaftlich diskutiert, warf die Serie brennende Fragen hinsichtlich der Schuld der Angeklagten, der Ausgestaltung des Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft und der Rolle der Polizei auf. Spannender konnte die Kriminalrealität nicht sein, da konnte auch ich nur die Höchstnote zücken.

Teil 2 zu bewerten gestaltet sich nun weitaus schwieriger. Für jene, die in den vergangenen Monaten den Fall weiter verfolgt haben, dürfte in den 10 neuen Episoden Langeweile vorherrschen. Alle Personen, die in der ersten Staffel in ein eher schummrig-trübes Licht gerückt wurden, haben ihre Mitwirkung untersagt, so dass man lediglich ein paar frei zugängliche Interviews mit dem schmierigen Staatsanwalt Ken Kratz begutachten darf. Entsprechend dreht sich die neue Dokumentation um die neuen Anwaltsteams der beiden Hauptfiguren und ihren Bemühungen, die Beweisführung in Frage zu stellen, Fehler aufzudecken, die Wiederaufnahme des Verfahrens anzustrengen bzw. das Geständnis von Brendan als nicht verwertbar zu erklären.

Für mich als nicht vorab gespoilerten Zuschauer mit abgeschlossener juristischer Ausbildung gestaltete sich auch die zweite Staffel als spannende Unterhaltung. Sei es das emotionale Auf und Ab beim Gang durch die höheren Instanzen, die von Experten unterstützte, akribische Aufarbeitung des Tathergangs oder die Dramen zuhause bei den Eltern und Geschwistern in Manitowoc, Wisconsin.

Einen Abschlusswert unter Bewertung der einzelnen Folgen lasse ich wieder weg und zücke als Gesamtnote noch ein „sehr gut“, weil „Making A Murderer“ mir erneut nachging und mich in seinen Bann ziehen konnte. Ohne Zweifel bleibt weiterhin ein schaler Nachgeschmack, zumal man den wahren Ablauf der Ereignisse wohl nie erfahren wird.

GESAMTWERTUNG: 5,50 Punkte (sehr gut)

MANIAC SEASON 1

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Owen (Jonah Hill) und Annie (Emma Stone) schleppen allerlei Probleme mit sich herum. Schwierige Familie, Traumata, Geisteskrankheit, Depressionen. Wie gut, dass ein obskurer japanischer Konzern eine dreitägige klinische Arzneimittelstudie anbietet, bei der mittels Pillen und seltsamer Bestrahlung der ganze emotional schwere Schmodder rückstandsfrei aus dem Unterbewusstsein beseitigt wird. Basierend auf einer norwegischen Serie, prouziert von Cary Joji Fukunaga („True Detective“).

Maniac hat mit seiner verschrobenen, merkwürdigen, kaputten, desorientierten und komischen Art sofort mein Herz erobert. Wer wie ich bei „The Leftovers“ an den Episoden mit dem „Okay, das ist jetzt komplett drüber“-Faktor seinen Spaß hatte, braucht gar nicht weiterzulesen, sondern darf direkt anfangen, die Stirnrunzelmuskulatur zu trainieren. Zudem der von dort bekannte Justin Theroux als abgewrackter Arzt im Verlauf eine tragende Rolle spielt. Ansonsten ist alles drin: Comedy, Sci-Fi, Drama, Fantasy, Gangsterfilm, auch mal explizite Gewaltdarstellung – für jeden was dabei. Vor allem im letzten Drittel dreht die Show komplett frei und wirft die Protagonisten in wilde Traumszenarien, die man einfach miterlebt haben muss. Zehn Folgen, die mir wegen ihres Drangs, aus der Reihe zu schlagen und ihrem Mut zur schweren Seltsamkeit richtig Spaß gemacht haben

GESAMTWERTUNG: 5,50 Punkte (sehr gut)

THE MAN IN THE HIGH CASTLE SEASON 3

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Fräulein Traudel, legen Sie mal bitte das Handbuch für die deutsche Mutter zur Seite und nehmen Sie folgendes Diktat auf:

(keine Begrüßungsfloskel) OBERSTGRUPPENFÜHRER SMITH!

Ich bin nicht angetan von dem, was ich mir da bei „The Man in The High Castle Jahreszeit Nummer Drei“ ansehen musste. Im Gegenteil! Das war ja stellenweise übelst überzogenes Zeug, wie es in diesen furchtbaren Wolfenstein-Spielen vorkommt, die unsere Jugend verderben und mit denen mein Enkelkind Stunden für Stunden heimlich an seiner Spielstation Vier verbringt. Jahr Null, Nebenwelt und der unangenehme Genetik-Doktor aus dem Lager als Leiter einer wissenschaftlichen Expedition zur Erforschung einer Raum-Zeit-Anomalie – da lachen ja die Hühner!

Schon die Nebengeschichten haben mich gelangweilt, seien es die Probleme ihres weinerlichen Eheweibs mit dem strammen Mutterbusen, ihres waschlappigen Psychologens, das Lotterleben der kleinen verluderten Göre, die so gerne Leni Riefenstahl wäre oder der farblose Reichsmarschall. Gut, auf der anderen Seite sind zwar ein paar prominente Figuren hopps gegangen, aber mal unter uns: bei denen wussten die Autoren doch schon lange nicht mehr, was sie mit ihnen anfangen sollen.    

Das für mich Schlimmste aber: Der große Erzählstrang, die Kerngeschichte, geht ja so was von gar nicht voran! Das Fräulein Crain läuft weiter frei herum und führt seit neustem Filme vor, ohne dass sie einen Plan hat, was sie damit bezwecken soll. Und wir? Haben auch nix vorzuweisen außer ein bisschen Asche und einer fehlenden Erkennungsmarke. Na toll! Jaja, wir kriegen noch ein paar Paraden in den Straßen von New York hin, damit die Zuschauer ordentlich angewidert sind, aber sonst kommt da nix!

Insgesamt bestenfalls durchschnittliche Kost. Ich weiß nicht, ob ich dafür nächstes Jahr meinen Schwarz-Weiß-Fernseher wieder ankurbeln soll.

Heil Wer-grad-dran-ist,

Ihr…

GESAMTWERTUNG: 4,35 Punkte (durchschnittlich)

I FEEL BAD SEASON 1

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Emet muss zuhause die perfekte Ehefrau für ihren Mann, die perfekte Mutter für ihre Kinder und ihre eingezogenen Eltern sein, während sie auf der Arbeit als Videospieldesignerin eine Reihe männlicher Vollnerds managen und kontrollieren darf. Da kann man sich durchaus schlecht fühlen.

Bekommt von Kritikerseite nicht viel Liebe ab, gefällt mir aber und konnte sich vom Start weg fast durchgehend 5-Punkte-Wertungen sichern. Locker-leichte Familiencomedy mit den üblichen Bestandteilen wie dem ewig angespannten Verhältnis zu den gern grummelnden Eltern plus netter Nerdkomponente. Steht derzeit felsenfest auf meiner Guckliste und wird eine angenehme Bereicherung zu den anderen Comedies wie „Man with a Plan“, „Life In Pieces“ und „Modern Family“ sein. Zumal letztere Show derzeit schwächelt, siehe unten.

DURCHSCHNITTSWERT NACH 6 EPISODEN: 4,91 Punkte (Tendenz: gut)

MURPHY BROWN SEASON 11

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Murphy und ihre Nachrichten-Crew sind zurück! Und zum absolut richtigen Zeitpunkt, denn mit Trump im Weißen Haus und seinem Krieg gegen alles, was ansatzweise die Wahrheit berichten möchte, schreiben sich die Geschichten fast schon von selbst. Mir ging es mit der Serie, die vor 20 Jahren ihre letzte Staffel abdrehte, wie so ziemlich jedem europäischen Zuschauer: gut gemachte Comedy, aber viel zu sehr auf das politische Amerika konzentriert, dass man jeden Witz hätte nachvollziehen können. Damals regierte erst George Bush ohne W. , dann Bill Clinton, da war doch nichts los!

2018 passt das wegen der oben erwähnten Umstände schon besser und Murphy gibt dem US-Präsidenten und seiner Entourage Kontra, dass es jedem amerikanischen Liberalen warm ums Herz wird. Vom ehemaligen Cast sind so gut wie alle dabei und spielen sich professionell die Gags zu, lassen die alten Klassiker wie etwa Murphys ewige Suche nach einer Assistentin hochleben und reichern das Ganze mit Social Media und dem jungen, indischstämmigen Experten Pat Patel (Nik Dodani, „Atypical“) an. Passt.

DURCHSCHNITTSWERT NACH 5 EPISODEN: 4,90 Punkte (Tendenz: gut) 

MODERN FAMILY SEASON 10

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Läuft bei mir nicht gut, muss ich leider sagen. Erst mit der aktuell letzten Episode konnte „Modern Family“ die erste 5,0-Wertung der Saison kassieren und zumindest ein bisschen an die großen, alten Zeiten anknüpfen. Vorher viermal 4,5 und einmal 4,0. Die Luft ist weiterhin raus, aktuell wäre es kein Verlust, wenn nach dieser Staffel endgültig Schluss sein sollte. Und wen hat es ernsthaft gewundert, dass mich der vorab angekündigte Tod eines Familienmitglieds eher kalt gelassen hat?

DURCHSCHNITTSWERT NACH 6 EPISODEN: 4,50 PUNKTE (Tendenz: befriedigend)

THE WALKING DEAD SEASON 9

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ICH BIN FREI, ICH BIN FREI. HAHAHA! ICH GUCK’S NICHT MEHR.

Die erste Folge der neunten Staffel habe ich mir noch angetan. War aber zu meiner Erleichterung gewohnt langweilig. Immerhin hat es einen Halbpromi aus der Darstellerriege gekostet. Von mir aus. Ich kann die ganzen Charaktere auch einfach nicht mehr sehen. Und muss es jetzt auch nicht mehr. Sagt mir aber bitte Bescheid, falls es richtig gut oder richtig übel schlecht werden sollte.

Nee, war ein Scherz.

ICH BIN FREI.

*tanzt von dannen*

 

93 (Februar 2016)

6 Feb

Eine Kult-Show kehrt zurück, eine (jedenfalls-meiner-Meinung-nach-und-wenn-ihr-sie-mal-guckt-werdet-ihr-mir-zustimmen-) Kult-Show hat ihr glückliches Ende gefunden. Das und mehr im neuen Seriencheck.

THE X-FILES (SEASON 10) 

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Mit Akte X (oder „The X-Files“ im englischen Original) verbinde ich viele liebe Erinnerungen. Wie etwa jene im Herbst 1995, als ich das erste Mal im Rahmen eines Kurses an der Uni im dortigen Computerraum Annäherungsversuche an das Thema Internet vermittelt bekam. Es stand damals das Herumspielen mit Chat-Räumen auf dem Plan, alle Rechner waren miteinander vernetzt, die Teilnehmer hatten brav ihr „Hallo“, „Hi“, oder „Hallihallo“ getippt und trauten sich nun nicht mehr weiter. Beklemmende Stille drohte den Chat zu vereinnahmen. Ich erinnere mich noch, wie ich dann einfach mal „Wie findet ihr Akte X?“ schrieb und schon klackerten die Tastaturen: „Super!“, „Die Wahrheit ist da draußen“, „Ich will nach Hause, das läuft in einer Stunde“ und natürlich das unvermeidliche, aber immer noch wissenschaftlich vollkommen korrekte „Scully ist sowas von heiß“ machten die Runde. Ach ja.

Nun sind Scully und Mulder wieder auf den Bildschirmen zu sehen. Zumindest für sechs Episoden, in denen Chris Carter als Produzent und diverse Autoren aus der Blütezeit der Serie wie Glen Morgan oder James Wong erneut die Strippen ziehen. Mit dem Aufkommen des Internets erhielten Verschwörungstheorien ja bekannterweise einen schlechten Ruf und gelten gemeinhin als peinlich zurechtgesponnene Ideen irgendwelcher Wirrköpfe, über die man eher lachen möchte denn sie ernst zu nehmen. Zudem suchte mit den Anschlägen des 11. September der allergrößte Teil der Bevölkerung eher den Schutz der Regierung als ebendort weltenumwälzende konspirative Triebe zu vermuten. Wie würden die „X-Files“ also im neuen Zeitalter ankommen?

Für Fans kann ich die Antwort gleich geben: Es ist einfach toll, man kommt sich vor wie früher. Das fängt schon damit an, dass man den Vorspann unverändert übernommen hat. Die Staffel zählt offiziell als die zehnte, alle bekannten Figuren sind an Bord, man unterteilt die Folgen in „Mythological Arc“ und „Monster of the Week“. Zusätzlich hat man Mulder und Scully einige ironische, mit einem Augenzwinkern unterlegte Dialogzeilen geschrieben, was ihre jahrelange Ermittlertätigkeit anbelangt. Klar, wer der Show nie etwas abgewinnen konnte, wird auf den trashigen Unterton hinweisen, mit dem ernsthaft eine Verschwörung epischen Ausmaßes konstruiert wird. Dass sich die Macher aber gerne mal selbst auf den Arm nehmen, beweisen sie in der dritten Episode „Mulder and Scully meet the Were-Monster“, die dermaßen herrlich albern und bescheuert ist, dass wohl auch das heimwehleidigste Roswell-Alien die Arme über dem Kopf zusammenschlägt.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 5,43 PUNKTE (gut +)
TENDENZ: gut – sehr gut

GALAVANT (SEASON 2)

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Es wird wieder ge-sung-hung-en! Dass meine Lieblingscomedy des vergangenen Jahres eine zweite Staffel erhielt, erfreute und erstaunte nicht nur mich, sondern auch das Produktionsteam. Entsprechend trägt der Opener nicht umsonst den Titel „A New Season aka SUCK IT CANCELLATION BEAR!“ und selbstverständlich findet die unerwartete Fortsetzung umgehend ihre Umsetzung in einem feschen Lied. (Enthält Spoiler zu Season 1)

Die insgesamt 10 Episoden sendete ABC innerhalb von 5 Wochen in Doppelfolgen weg, weshalb ich direkt schon eine Gesamtwertung vergeben kann. Die Abenteuer von Galavant haben mir insgesamt erneut großen Spaß gemacht, wenn ich auch die erste Staffel doch ein paar Zehntelzählerpunkte stärker fand. Was daran liegt, dass mir die vierte Episode „Bewitched, Bothered & Belittled“ qualitätsmäßig zu sehr nach unten aus der Reihe tanzte, einige Songs dann doch zu modern waren (sorry, aber mit Battle Rap kriegt man mich nicht, selbst wenn er auf lustig getrimmt sind) und die Geschichte sich ungefähr für die zwei Folgen, die man diesmal mehr in der Staffel hatte, im Kreis drehte. Aber das sind Kritikpunkte, die jeder Zuschauer vollkommen anders gewichten und einordnen kann. Spätestens mit dem Doppelfinale zieht „Galavant“ alle Register aus schmissigen Songs, amüsanten Parodien auf u.a. „Game of Thrones“ und augenzwinkerndem Spaß, dass man sich doch noch eine dritte Staffel auf einem Kabelsender erhofft. Eine Option, die sich die Macher natürlich zum Ende offenhalten. Bis dahin: Bitte eine DVD-Box mit den beiden Seasons veröffentlichen!

GESAMTWERTUNG: 5,15 PUNKTE (gut)

MAKING A MURDERER

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Netflix-Dokumentation über Steven Avery aus Wisconsin, der im Laufe seines Lebens einiges an Ärger mit Strafverfolgungsbehörden durchzumachen hat. Okay, das ist untertrieben. Der Kerl hat so ziemlich das Maximum und mehr an Ärger mit Strafverfolgungsbehörden durchzumachen.

Wurde mir von Bloggerfreund donvanone empfohlen und ist nach „The Jinx – The Life and Deaths of Robert Durst“ die zweite Doku, die von mir den absoluten Pflichtguckbefehl erhält. Wobei „Making A Murderer“ anders als „The Jinx“ schwerpunktmäßig kaum Täterermittlung, sondern Verdächtigenentlastung betreibt. Was im amerikanischen Rechtssystem anscheinend eher eine sehr untergeordnete Rolle spielt, so man nicht mit harten US-Dollars alle strafrechtlichen Vorwürfe kaputtwerfen kann.

Wie immer gilt: Am besten unvorbereitet an die in diesem Fall zehn je knapp einstündigen Folgen herangehen, dann ist die Wirkung um so enormer. Ich selbst dachte nach der erste Episode noch verwundert: „Okay, was kann denn jetzt noch kommen?“ Was dann allerdings kam, hat mir wirklich stellenweise die blanke Wut in die Gesichtszüge getrieben, gefolgt von Unverständnis und Kopfschütteln. Gut möglich, dass ich meinen Fernseher angeschrien und ein paar der auftretenden Personen sehr unschöne Dinge an den Hals gewünscht habe, da möchte ich jetzt mal lieber die Aussage verweigern. Sicher bin ich mir hingegen, dass der gute Udo Vetter beim Gucken mindestens einen Meyer-Goßner in der Mitte durchgebissen hat. Das könnte man übrigens prima vorne als Werbung auf die DVD-Box schreiben: Besonnener Lawblogger biss vor Ärger einen Beck’schen Kurz-Kommentar zur StPO durch!!! 

Zur Nachbearbeitung schließlich empfehle ich den sehr lesenswerten und linkreichen Blogbeitrag von donvanone. Weil ich die einzelnen Folgen zu hastig hintereinander gesehen habe, lasse ich die Einzelfolgenbewertung diesmal sein und ziehe direkt die Höchstnote, die „Making A Murderer“ zweifelsfrei verdient hat.

GESAMTWERTUNG: 6,00 Punkte (überragend)

THE SHANNARA CHRONICLES (SEASON 1)

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Basierend auf den Büchern von Terry Brooks präsentiert MTV die Geschichte einer fernen Zukunft, in der Elfen, Menschen und Halblinge sich verbünden, um eine Dämoneninvasion zu verhindern.

„Der Herr der Ringe“ in der teenagerfreundlichen Fassung. Von den Darstellern kannte ich nur den unverwüstlichen John Rhys-Davies als Elfenkönig sowie Manu Bennett, den Crixus aus „Spartacus“ und James Remar, den Daddy von „Dexter“. Drei Charaktere, an die ich mich zu Beginn und in der Folge geklammert habe, denn der Rest besteht nun mal MTV-typisch unvermeidlich aus Jungdarstellern blendenden Aussehens ohne Ecken und Kanten. Ausstattungstechnisch sieht man durchaus, dass das Spezialeffekte-Team von Peter Jackson beteiligt war, dennochwollte bei mir keine  richtige Begeisterung aufkommen. Weil „The Shannara Chronicles“ zumindest aus meiner Sicht nichts bietet, was man nicht schon besser bei den „Herr der Ringe“ bzw. „Hobbit“-Filmen oder „Game of Thrones“ gesehen hat. Ich sehe darüber hinaus vor meinem Auge immer Teenies, die sich heftige „Na? Wer ist süßer? Wil oder Allanon?“ bzw. „Bissu Team Amberle oder Team Eretria?“ Facebook-Battles liefern. Schlimm ist es nicht, man kann es gucken, mein Bruder schaut es sogar sehr gerne, was aber gleichzeitig der eindeutige Beweis ist, dass es der Show an erwachsenen Inhalten fehlt. Weil es auf Amazon Prime läuft, schaue ich es halt weiter, aber höhere Wertungsweihen meinerseits werden der Show wohl verwehrt bleiben.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SECHS EPISODEN: 4,41 PUNKTE (durchschnittlich)
Tendenz: durchschnittlich – befriedigend

LUTHER (SEASON 4)

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Die Staffeln von „Luther“ werden auch immer kürzer. Ganze zwei Folgen ermittelt der coole Detective Chief Inspector im Herzen Londons. Einerseits will einem Serienkiller mit unschönem Hang zur Opferausweidung das Handwerk gelegt werden, zum anderen arbeitet sich Luther am Schicksal einer nur allzu bekannten Freundin ab.

„Luther“ ist gute Unterhaltung und bleibt gute Unterhaltung. Zwei spannende Stunden, in denen mir der Erzählstrang rund um die Mörderhatz allerdings eine deutliche Spur besser zu gefallen wusste. Idris Elbas kraftvolles Schauspiel prägt wie gewohnt die Show, mit Emma Lane (Rose „You know nothing, Jon Snow“ Leslie) hat man eine interessante neue Figur eingeführt. Alles in bester Ordnung. reibungsloser Ablauf, professionelles Handling. Bevor ich noch mehr ebay-Phrasen loswerde, die Wertung:

GESAMTWERTUNG: 5,30 PUNKTE (gut) 

SHERLOCK: THE ABOMINABLE BRIDE

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Neujahrsspecial um den berühmten Detektiv Cumberbatch und seinen Assistenten Freeman, die diesmal im viktorianischen London unterwegs sind, um einer vermeintlichen Geisterbraut auf die Schliche zu kommen.

Ich hatte ja schon bei der dritten Staffel zaghafte Kritik an der Serie angebracht, Stichwort Eigenberauschtheit und Abwendung von starkem Fallmaterial, schwindeligmachender Ermittlungslogik und beeindruckender Auflösung. Da muss ich leider auch bei „The Abominable Bride“ ansetzen. Denn so gut mir die Zeitreise ins England des späten 19. Jahrhunderts gefiel, so wunderbar Sherlock und Watson wieder harmonierten und trockenen Humor kredenzten, so enttäuscht war ich letztlich von der Auflösung des Falles. Eben diese fiel nach meinem Geschmack einerseits nicht sonderlich spektakulär aus und musste andererseits in der zweiten Hälfte der knapp 90 Minuten noch mit selbstreferentiellem Füllschaum aufgeplustert werden. Meine Bewertung setzt sich daher zusammen aus meinem Eindruck der ersten Stunde (5,0 Punkte) und dem Rest (4,5 Punkte). Schade, ich hätte mich gerne wie in den anfänglichen Staffeln an einem brillant auseinanderklämuserten Fall ergötzt.

GESAMTWERTUNG: 4,75 PUNKTE (befriedigend)

Demnächst:
Der Mid-Season-Seriencheck u.a. mit der wirklich unnötig lange herausgezögerten Absetzung einer beliebten TV-Show von meiner Guckliste.