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54 (Januar 2012)

9 Jan

Der erste Seriencheck 2012 hat alles zu bieten: Neustarts, Saisonabschlüsse und Saisonstarts. Nicht gewagt habe ich mich an die neue ABC-Comedy „Work It“, die phänomenal schlecht gewesen sein soll, wenn man den Kollegen von Serienjunkies glaubt. Selbst mein Bruder hat noch kein Bedürfnis danach angemeldet.

Neustarts

I Hate My Teenage Daughter

Annie Watson und Nikki Miller hassen ihre Teenagertöchter. Weil sie sie nicht verstehen. Weil sie anders sind als sie damals. Oder doch unterschwellig erschreckend ähnlich? Selten hat ein Titel den Inhalt einer Serie so kompetent zusammengefasst. Den Töchter-Mütter-Konflikt präsentiert mit der aus „My Name Is Earl“ bekannten Jaime Pressly eine Emmy-Gewinnerin, nach vier gesendeten Folgen stehen in meiner Datenbank allerdings drei unterdurchschnittliche Episodenwertungen und die zweite Episode, „Teenage Family Night“, die mir deutlich verbessert daherkam und so kurzzeitig Hoffnung machen konnte. Das Thema ist wohl doch zu abgenutzt, Miss Pressly müht sich leicht umsonst durch eher spröde Skripts, echte Großtaten erwarte ich mir nicht mehr.

vorläufige Wertung nach4 Episoden: 3,75 Punkte (unterdurchschnittlich)

The Exes

Eine drei-Mann-WG, allesamt lädiert von einer beendeten Beziehung, wird betreut von einer Scheidungsanwältin (Kristen Johnston, 3rd Rock From The Sun), die ebenfalls auf der Suche nach Liebe ist.
Eine Produktion von TV-Land, was bedeutet: bekannte Darsteller, die keine großen neuen Rollen mehr finden, mühen sich in einem eher altmodisch angetriebenen Comedy-Laufstall ab. Die Vorzeigeshow des Senders, „Hot in Cleveland“, hat nach einer richtig gelungenen ersten Saison mittlerweile viel an Drive verloren. Mit „Retired At 35“ konnte man mich danach nicht überzeugen und „The Exes“ ist eine Spur besser, haut mich allerdings auch noch nicht vom Hocker. Dabei bin ich wegen der Besetzung immer wieder versucht, der Show eine weitere Chance zu geben. Schließlich spielen von mir geschätzte Darsteller aus Scrubs (Donald Faison als Schürzenjäger) und Seinfeld (Wayne Knight als Couchgeek) mit! Der Dritte in der Männerrunde, ein gewisser David Allen Basche, bleibt demgegenüber eine blasse Randfigur. Die Storys sind natürlich weder neu noch frisch, erst neulich etwa lief die „Wir spielen der Mutter vor, wir wären noch verheiratet“-Nummer, vorher hieß es „Ich habe meiner Internetbekanntschaft ein Bild von dir statt mir geschickt, geh du für mich zum Date“. Ist nach sechs gelaufenen Episoden bei mir noch nicht über die Durchschnittlichkeitswertung gesprungen. Werde es aber wohl weitergucken, wenn ich es in den Programmplan einbauen kann – ich sehe Turk und Newman halt so gerne.

vorläufige Wertung nach 4 Episoden: 3,5 Punkte (unterdurchschnittlich)

Black Mirror

Produziert von und zum Teil geschrieben von dem zurecht hochgelobten Autoren, Journalisten und Fernsehkritikers Charlie Brooker, entstammt diese dreiteilige Serie für den britischen Channel 4, die sich um die elegant weitergesponnene Zukunft der neuen, schönen sozialen Medienwelt dreht. Die dabei aufgeworfenen Fragen sind allesamt spannend und kraftvoll inszeniert: Was, wenn der britische Premier öffentlich via Internet erpresst würde, eine im wahrsten Sinne des Wortes unerhörte Schweinerei zu begehen, um ein entführtes Mitglied der Königsfamilie aus den Händen ihres Entführers zu befreien? Was, wenn wir in einer Welt lebten, in der wir unseren Lebensunterhalt als Credits täglich auf dem Heimtrainer im Sportstudio erstrampeln müssten, in jedem Moment unserer Existenz mit Werbebotschaften bombadiert würden und die einzige Flucht in einer Teilnahme bei einer Castingshow bestünde? Was, wenn wir unsere Erinnerungen permanent speichern, abspielen und anderen Personen vorführen könnten?
Insgesamt eine sehr empfehlenswerte Serie, die einen nachdenklich zurücklässt. Ein paar Punktabzüge gab es von meiner Seite für die einzelnen Episoden: wie die etwas zu sehr krass auf ordinär getrimmte Aufgabe des Premiers, die mich das fesselnde Thema eher belächeln ließ. Oder das Ende der Castingshow-Folge. Der letzten Folge der Serie merkte man an, dass man mit dem Erinnerungsaufzeichnungsgerät alleine trotz diverser Memory-Loops doch nicht die ganze Stunde auffüllen konnte. Weil drei Episoden nur bei den Briten als Serie durchgehen, vergebe ich Einzelwertungen.

S1E01 The National Anthem : 5,0 Punkte (gut)
S1E02 15 Million Merits: 5,5 Punkte (sehr gut)
S1E03 The Entire History of You: 4,5 Punkte (befriedigend)

Abgeschlossene Shows:

American Horror Story (Season 1)

Die Gruselgeschichten um das verfluchte Haus in Los Angeles bleiben ein Highlight des Serienjahres. Mir gefiel vor allem, wie jede Folge noch eine Schicht aus Staunen, Wahnsinn und Abgedrehtheit auf das Storygerüst draufgepackt wurde. Mit der fortschreitenden, aber immerhin konsequent angegangenen Auflösung der Mysterien ging allerdings ein wenig der Thrill verloren. Der Saisonabschluss geriet darüber hinaus leider zum kleinen Fiasko, der der Show bei mir die Höchstwertung versaut hat. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass man sich diese uninspirierten finalen 42 Minuten komplett hätte sparen sollen, denn es werden lediglich ein paar wenig überraschende Weichen für die zweite Staffel gestellt und der Rest relativ unspektakulär mit Füllmaterial zugekleistert. Trotzdem bleibt American Horror Story eine lohnenswerte Geisterbahnfahrt, an deren Ende halt leider nur eine schnurstracks geradeaus gerichtete, öde Fahrt durch leere Kulissen bleibt. Bis die zweite Runde vom Kind des Teufels eingeläutet wird.

Gesamtwertung: 5,80 Punkte (sehr gut)
Best of Show: S1E03 Murder House, S1E04 Halloween (1), S1E06 Piggy Piggy

Boardwalk Empire (Season 2)

Enoch „Nucky“ Thompson gegen James „Jimmy“ Darmody hieß das große Duell der zweiten Staffel der HBO-Serie. Zunächst die obligatorische Feststellung, dass man als Zuschauer die Ausstattung, den Produktionswert, die Darsteller und die kleinen Details wie die zur Epoche passenden Musikstücke nicht genug loben kann. Und dennoch habe ich wie schon in der ersten Season mit der Show gehadert. Damals bemängelte ich hauptsächlich den wenig knalligen Abschluss, was man von der nun jüngst beendeten Staffel wahrlich nicht behaupten kann. Im Gegenteil: hier wird in Sachen Konflikt, Drama und Entwicklungspotenzial aus allen Rohren geschossen, dass es eine wahre Freude ist. In Zahlen ausgedrückt sprechen drei Mal 6 Punkte für die letzten drei Folgen eine mehr als deutliche Sprache. Weshalb steht dann am Ende doch nur wieder ein „Gut“ für dieses 20er-Jahre-Opus? Weil nach einem gelungenen Start schon direkt mit der zweiten Folge quälende Langeweile aufkam. Es gibt für meinen Geschmack zu viele Momente, in der der Storyfaden schlaff herunterhängt, wenig aufregende Nebenschauplätze eröffnet werden, die Charaktere sich in belanglosen Dialogen ergehen. Man mag das als ruhige Momente würdigen, die als Kontrast zur sich aufbauenden Spannungskurve vonnöten sind und in denen man sich halt an den anderen Reizen der Show erfreuen soll. Aber ich will nun mal, dass es durchgehend rund geht und bei jeweils knapp 60 Minuten Sendezeit für je 12 Folgen wiegen drei bis vier Ausfälle entsprechend schwer. Zumal auch Episoden mit letztlich guter Wertung nicht vor ereignisarmen Einschüben gefeit sind.

Gesamtwertung: 5,18 Punkte (gut)
Best of Show: S2E10 Georgia Peaches, S2E11 Under God’s Power She Flourishes, S2E12 To The Lost

Bored To Death (Season 3)

Das Buch ist zu. Kein „Bored To Death“ mehr, HBO hat die Serie für mich überraschend nach drei Staffeln abgesetzt. Sehr schade, denn die Abenteuer von Jonathan, Ray und George hätte ich locker noch weiterschauen können. Putzig, skurril und liebenswert sind weiterhin die Adjektive, mit denen sich die Detektivshow mit dem künstlerischen Flair am besten beschreiben lässt. Möglicherweise ist der tapsigste Teddybär des Showgeschäfts, Zach Galifianakis, derzeit in Hollywood zu schwer angesagt, um in einer obskuren kleinen Comedyserie mitzuspielen. In jedem Fall werde ich die Serie vermissen, vor allem, wenn ich bei den neuen Komödien der anderen TV-Sender wieder nicht richtig bedient werde. Denn „Bored To Death“ hat auch dieses Jahr wieder locker-leicht die 5-Punkte-Hürde genommen, auch wenn es für einen 6er-Volltreffer heuerl nicht gereicht hat.

Gesamtwertung: 5,10 Punkte (gut)

Dexter (Season 6)

Für viele ist die aktuell beendete 6. Staffel die schwächste der Show bisher. Diese Einschätzung hätte ich zu Beginn weit von mir gewiesen, denn der Auftakt gefiel mir wirklich richtig gut. Und es lief auch mehr als ordentlich weiter: der Gore-Faktor stimmte wegen der Inszenierungen des Doomsday-Killers, Miss „Fuckin’Shit“ Deb als Boss der Ermittlertruppe hatte Unterhaltungspotenzial, Dexters Auseinandersetzungen mit dem Thema Religion waren zunächst schwarzhumorig und später interessant, die Nebenhandlungen jetzt zwar nicht übertoll (vor allem Quinn), aber nicht ganz so schlimm nervig wie damals die LaGuerta-Batista-Eheprobleme. Der Bruch folgte mit der Offenlegung des Twists, den ich leider so schon früh erahnt hatte und der mir die Hoffnung auf ein spannendes Finale nahm. Dementsprechend lief auch so ziemlich das letzte Drittel der 12 Folgen für mich aus dem Ruder, was meine Aufmerksamkeit und Begeisterungsfähigkeit anbelangt. Immerhin hat man mit dem finalen Moment der Show nun eine Ausgangssituation geschaffen, auf die die vielen Fans der Show wohl händeringend gewartet haben. Ich war kurz am Überlegen, ob ich deswegen die Staffel noch auf „Gut“ hochwerten sollte. Aber letzten Endes überwog bei mir der Eindruck, dass die Autoren zu offensichtlich einfach den lange aufbewahrten Rettungsanker geworfen haben, um der Staffel ein erinnerungswürdige Ende zu bescheren, das sie sonst wohl nicht erreicht hätten. Man darf gespannt sein, was sie damit für die mittlerweile bestätigten nächsten zwei Staffeln anstellen werden.

Gesamtwertung: 4,90 Punkte (befriedigend)
Best of Show: 6×01 Those Kinds of Things

Homeland (Season 1)

Wohl der Überraschungshit der Saison. Auch ich hatte die Serie anfangs nur ganz klein auf dem Radar, vor allem das militärische Setting wirkte alles andere als anziehend auf mich. Aber weit gefehlt. Großartige Schauspieler (sowohl Claire Danes als auch Mandy Patinkin sind aus meiner Sicht heiße Anwärter auf einen Emmy und/oder einen Golden Globe), ein packendes Setting und eine Geschichte mit vielen Wendungen, die den Zuschauer antreibt, selbst Vermutungen aufzustellen. Insgesamt ein Kandidat für exzellente Wertungsweihen, weil durchgehend gute und sehr gute Episoden abliefernd, doch das Finale vermochte dann doch nicht ganz den hohen Erwartungen gerecht zu werden. Damon Lindelof, LOST-Showrunner und bekanntester Final-Krepierer der jüngeren Seriengeschichte, nahm via Twitter mit wohliger Genugtuung das Gejammere der Fans über den Saisonabschluss entgegen. So schlimm lief es dann doch nicht. Die Doppelfolge hatte überragende Spannungsmomente, doch beschlich wohl nicht nur mich am Ende das Gefühl, als wäre ein Programmverantwortlicher von SHOWTIME mitten in die Autorensitzung geplatzt und hätte in stolzgeschwelltem Brustton verkündet: „Leute, noch nicht einpacken, das Ding läuft gut, da machen wir eine weitere Staffel von. Also dreht es so, dass es weitergehen kann“. Der Fluch des Erfolges. Nichtsdestotrotz eine Serie, die man wirklich nicht verpasst haben sollte.

Gesamtwertung: 5,51 Punkte (sehr gut)

InSecurity (Season 2)

Ich habe es ja schon erwähnt, die zweite Staffel von „InSecurity“ ist für mich die große Enttäuschung des Serienjahres. Dabei war ich so stolz auf diese kanadische Spoof-Show, die so charmant die Tücken nationaler Sicherheitsagenturen aufs Korn genommen hatte, dass selbst Jack Bauer sich ein Lächeln hätte abringen müssen. Aus und vorbei in Staffel 2! Man konzentriert sich mehr auf die Beziehungen der Agenten untereinander, die Pointen sitzen nicht, sondern fliegen orientierungslos im Raum, lediglich ein paar Eröffnungsgags erinnern noch an große Zeiten. Ich habe keine Einsicht in den Autorenstamm des Senders CBC, aber ich könnte wetten, dass sie die komplette Riege ausgetauscht haben. Anders kann ich mir den Qualitätsabfall nicht erklären.

Gesamtwertung: 3,90 Punkte (unterdurchschnittlich)

Life’s Too Short (Season 1)

Warwick Davis ist ein großartiger Schauspieler in einem klein gewachsenen Körper. Das muss er auch sein angesichts der Leiden, die ihm das Schicksal in Form der Autoren Ricky Gervais und Stephen Merchant auf den Leib geschrieben hat. Natürlich verbraucht sich die Formel der größtmöglichsten Peinlichkeit und des schlimmsten Gedemütigtwerdens irgendwann. Doch die zahlreichen Gaststars und eben die Darstellerkunst von Mr. Davis halten den immer schlimmer mitfühlenden Zuschauer für die insgesamt sechs Folgen der Staffel bei der Stange. Ich weiß nicht, wie oft ich bei dieser Serie den Satz „Jetzt lasst den kleinen Mann doch mal in Ruhe“ ausgerufen habe. Die Nebendarsteller wie der Steuerberater und die Sekretärin sind dabei haarscharf an der Karikatur eines denkenden Menschen, Warwick selbst klettert gegen Ende zu einfach in die meterhohen Fettnäpfchen – da hilft schon die kurze Laufzeit, dass es mit dem Draufhauen nicht überstrapazierend übertrieben wird.

Gesamtwertung: 5,10 Punkte (gut)

Man Up! (Season 1)

Nach acht Episoden vom Sender NBC eingestellt, konnte ich kurz vor Weihnachten die unausgestrahlten restlichen fünf Folgen als Web-HD-Rips im Netz ausfindig machen und sichten. Was mein Bedauern um die verfrühte Absetzung bestärkt hat, denn die Show pendelt sich durchweg auf ordentlichem Niveau (sprich 4,5 Punkte auf meiner Skala) ein. Ich fand die drei zockenden Mittdreißiger-Typen und das feinfühlige The Rock-Double schlichtweg sympathisch auf ihrer Queste nach der Männlichkeit. Und das Potenzial für geekige Gastauftritte wie dem von Mr. Lando Calrissian war ohne Frage gegeben. Klar, an die Klasse eines „Community“ oder „Modern Family“ kam die Show nicht heran, aber es würde mich nicht wundern, wenn die Show wertungspunktemäßig am Ende einige der Serien hinter sich lassen würde, die eine volle Staffel genehmigt bekamen. Aktuell sehe ich die noch laufenden „Last Man Standing“, „2 Broke Girls“ oder „Suburgatory“ dahinter.

Gesamtwertung: 4,74 Punkte (befriedigend)

Saisonstarts:


Californication (Season 5)

Frisch angelaufen ist die 5. Staffel von „Californication“. Der Auftakt hat mich allerdings nun doch nicht sonderlich beeindruckt bzw. in der Hoffnung gestärkt, dass die Show wieder auf den Weg zur lässigen Größe der ersten beiden Staffeln zurückfindet. Dicker Minuspunkt schon mal gleich, dass Hank jetzt mit einem Rapper zusammenarbeitet. Sorry, aber Rapper haben in meinem Rocker-Coolness-Universum nix verloren. Wenigstens versprach das Aufeinandertreffen Hanks mit dem Freund seiner Tochter eine reizvolle Auseinandersetzung. Mal schauen, wie es sich entwickelt. Für den Start 4,0 Punkte.


The Increasingly Poor Decisions of Todd Margaret (Season 2)

Komiker David Cross (Arrested Development) hat leider eine gewisse Tendenz zu übertreiben. Die Show mit den langen Episodentiteln krankt ein wenig daran, dass ihr Erfinder seinen Hauptcharakter Todd Margaret in zu abstruse Verwicklungen schickt, ihn zu blödsinnige Entscheidungen treffen lässt, nur um das ganz große Fass der Peinlichkeit aufmachen zu können. Wie schon bei „Life’s Too Short“ erwähnt, funktioniert das bei mir nur in kleinen Dosen – auf längere Sicht zu dick aufgetragen schmeckt die Mischung auf Dauer fade. Und genau das befürchte ich nach Sichtung der ersten Folge der zweiten Staffel, in der immerhin Jon Hamm mit seinem Gastauftritt ein kleines Highlight setzen konnte. Obwohl ich wirklich gerne herausfinden würde, ob Todd Margaret am Ende wirklich als Oberbefehlshaber Nordkoreas den roten Knopf drückt. Aber war nicht schon in der ersten Season der Teaser mit der Gerichtsverhandlung am Ende gar nicht abgehandelt worden? 4 glatte Punkte zum Start, da muss mehr kommen.

Hot In Cleveland (Season 3)

Über die zweite Staffel habe ich hier drin schon gar kein Wort und keine Wertung mehr verloren, so deutlich schwächer war diese im Vergleich zu den ersten Abenteuern der vier reifen Damen. Für die aktuelle Season raffe ich mich nochmal auf und fülle den Wertungsbogen aus. Die Diagnose ist jedoch dieselbe; durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Kost, leicht verdaulich, wenig prickelnd – selbst die frechen Sprüche des neuen Szene-Girls der TV-Comedy, Betty White, sitzen nicht mehr so richtig. Mit dem John Mahoney gesellt sich ein weiterer geschätzter „Frasier“-Veteran zur Gruppe hinzu, kann das allgemeine Schwächeln aber auch nicht verhindern.
Wertung nach 6 Episoden: 3,91 Punkte (unterdurchschnittlich)

Sherlock (Season 2)

Pünktlich zum neuen Jahr lassen es die Briten krachen mit dem Auftakt zur zweiten Staffel „Sherlock“. Ich bin erst spät auf dieses Juwel gestoßen und habe die erste Staffel mit ihren drei Folgen à 90 Minuten auf Deutsch angesehen. Mein Fazit in Kurzform: Schöpfer und Autor Steven Moffat hat ein überragendes Gespür für packende Erzählformate, verschrobene Momente, überraschende Twists und geschliffene Dialoge, die Darsteller sind eh über jeden Zweifel erhaben (Benedict Cumberbatch etwa spielt demnächst als Bösewicht im zweiten Teil des Star Trek-Reboots mit). Eine überragende Eröffnungsepisode (6 Punkte), in Ordnung gehender Mittelteil (4,5 Punkte), den Moffat nicht selbst geschrieben hatte, danach gelungener Abschluss mit ganz bösem Cliffhanger (5,5 Punkte).
Für die zweite Staffel wagte ich mich mit Untertiteln bewaffnet an die erste Episode. Und wieder haut Moffat zu Beginn eine brilliante Inszenierung des Meisterdetektivs raus. Alleine wegen der hier auftauchenden Antagonistin Irene Adler (gespielt von Lara Pulver) mit ihrer Mischung aus Erotik, Laszivität und Arroganz ist das Zuschauen ein Erlebnis, Sherlock geht bis an seine Grenzen, spielt in einer raffiniert gesponnenen Geschichte am Ende aber doch noch seine Trümpfe aus. Überragende Unterhaltung und folglich nur mit der Höchstwertung von 6 Punkten auszuzeichnen. Ich bin gespannt, ob die zweite Folge das Niveau diesmal halten kann.

53 (November 2011)

25 Nov

American Horror Story (S1E01-S1E06)

Der Psychiater Ben Harmon (Dylan McDermott, „Practice“) zieht mit seiner Frau Vivien (Connie Britton, „Friday Night Lights“) und der Tochter im besten Rebellionsalter in ein altehrwürdiges Haus ein. In dem sich die Vorbesitzer übrigens passenderweise umbrachten, weshalb es billig zu haben war. Schnell stellt sich heraus, dass das Gemäuer schon einige Menschen auf dem Gewissen hat und ein Ort des Grauens und der Düsternis ist, in dem sich die Toten unter die Lebenden mischen.

Diese kleine Perle auf dem Kabelsender FX wäre mir beinahe durch die Lappen gegangen, hätte nicht Spiegel Online darüber berichtet und Vergleiche mit LOST herangezogen. Also schaute ich doch mal rein und … wow! Was hier an Grusel und Schrecken bereits in der ersten Episode aufgefahren wird (und sich im Laufe der Staffel noch steigert), entlockt mir 45 Minuten wohliges Unwohlsein allererster Güte. Jede Folge beginnt mit einem Flashback, der sich den früheren (meist schrecklichen) Ereignissen im Horrorhaus widmet. Der danach einsetzende Vorspann zerrt mit seiner Musik weiter an den Nerven und löst auf meiner Skala das Intro von „Dexter“ als kribbelig unangenehmste Minute ohne Handlung in einer TV-Serie ab. Dem Zuschauer bis ins Mark gehende und dort ein Ziehen verursachende Besucher der Harmons sind u.a. eine ehemalige Südstaatenschönheit mit ihrer Tochter, der von Amokläufen fantasierende Patient des Vaters und Freund der Tochter, die Haushälterin mit den zwei Körpern, der Unbekannte im schwarzen Ganzkörpergummianzug oder der im Gesicht verunstaltete Herumstreuner, der als ehemaliger Bewohner des Hauses im Wahn seine Familie in Brand steckte. Die Patienten von Mr. Harmon runden den Schrecken schließlich noch ab. Als wäre das noch nicht genug, rühren die Eheleute noch eine schöne Portion Ehedrama zusammen, die absehbar in den Strudel der Verdammnis führen dürfte. Aktuell habe ich die sechste Folge namens „Piggy Piggy“ mit Gaststar Eric Stonestreet („Modern Family“) hinter mir und dort wird zu Beginn gleich wieder harter Tobak geboten, der hierzulande wahrscheinlich nicht in der Form laufen wird.

Wer den häuslichen Horror der „Paranormal Activity“-Filme alleine im Dunkeln mit einem mitleidvollen Lächeln durchsteht und sich nach den Verrücktheiten eines „Twin Peaks“ sehnt, sollte sich diese Show geben. Hier geht es zur Sache, hier stapeln sich die „What the Fuck?“-Momente, hier schaut der Teufel persönlich zum Schwitzen rein. Aktuell neben dem weiterhin sehr gut laufenden „Homeland“ mein Kandidat für die beste neue Dramaserie.

Aktuelle Punktewertung: 5,85 Punkte (Tendenz: sehr gut – überragend)

Grimm (S1E01-S1E02)

Märchenfernsehen, Teil 1: Und es begab sich, dass ein Polizeiermittler namens Nick Burkhardt erfuhr, dass all die bösartigen Märchengestalten real sind und getarnt Verbrechen begehen. Nur er als Nachfahre der Gebrüder Grimm kann ihre wahren, verzerrt damönischen Gesichter sehen und die verseuchte Brut bekämpfen. Wofür er gerne auch mal auf die Mithilfe eines domestizierten Werwolfs in Menschengestalt zurückgreift.

Nein, das ist nix für mich. Ich erliege ja gerne mal dem Charme eines hübsch inszenierten Märchens, aber „Grimm“ will eher die Horror- und Verbrechensschiene fahren und landet letztlich auf mildem, durchgestyltem Teenagerschreck-Niveau, über das ich nur lächeln kann. Das tue ich auch aus Mitleid, wenn ich Peinlichkeiten ertragen muss, so wenn beispielsweise sich in der zweiten Folge die wild umhermassakrierende Bande als das tierische Trio aus „Goldlöckchen und die drei Bären“, getarnt als hippe Teenagerclique, entpuppt. Oder böse Wölfe sich „Blutbaden“ nennen. Beziehungsweise „Wieder Blutbaden“, wenn sie einer reformierten Kirche angehören und eine strenge Diät ohne Drogen, aber mit viel Sport halten. Das ist kein Witz, das kommt so in der Serie vor. Nach zwei Episoden Sichtung eingestellt.

Aktuelle Punktewertung: 3,0 Punkte (Tendenz: mäßig – mangelhaft)

Ijon Tichy: Raumpilot (S2E01-S2E06)

Ijon Tichy, Held von Kosmos, hat wieder Knurrmagen. Deshalb er sich will Omelette machen, doch hat er dafürige Mangeligkeit an Eiern, weshalb er unterwegs zu Planeten Eggman zusammen mit analoger Halluzinellen von großer Schnuckeligkeit und Fellvieh Mel, das auf Suche von Heimat. Wer Abenteuer gucken tut, verlernen schnellig gutes Deutsch. Macht aber Spaß.

Man muss ein Herz für liebevoll gemachten Trash besitzen, um diese 2007 mit dem Grimmepreis ausgezeichnete Serie richtig würdigen zu können. Der schnoddrige osteuropäische Dialekt des Protagonisten färbt furchtbar ab, Frau Nora Tschirner bezaubert wie gehabt im orangefarbenen Star Trek-inspirierten Outfit und Mel besitzt den Charme eines seit Jahren täglich angeknabberten Hundespielzeugs. Kulissen und Trickeffekte blenden stellenweise durch ihre gewollte Einfachheit, die Aliens sind hüsch wirr designt und die Geschichten von brüllend peinlicher Absurdität.
Kurz gesagt: ich mag es sehr.

Highlights bisher waren zum einen die Episode „Shøpping“ mit dem Einkaufsplaneten, auf dem alle Möbel mit schwedischem Akzent reden und die Welt übernehmen wollen. Zum anderen „Sepulken verboten“ auf dem Wasserplaneten, auf dem niemand pinkeln darf und daher in ein gebrummeltes religiöses Mantra namens „Ich verkneif’s mir“ verfällt. Meiner Meinung nach mit das Witzigste, was das ZDF in den letzten Jahren auf die Beine gestellt hat – und ich habe die Ausgabe von „Wetten Dass..?“ gesehen, in der Michelle Hunziker vom Motorrad gefallen ist. Also, einfach mal in die Mediathek reinschauen und sich selbst ein Urteil bilden.

Aktuelle Punktewertung: 4,93 Punkte (Tendenz: gut)

Life’s Too Short (S1E01)

Neue Mockumentary aus der Feder von Ricky Gervais und Stephen Merchant, in der das Leben und vorzugsweise das Leiden des kleinwüchsigen Darstellers Warwick Davis (bekannt aus Willow, Star Wars und Harry Potter) beleuchtet wird.

Tiefschwarzer britischer Humor triefte aus der bisher gesendeten Startepisode und wer Fan von „Extras“ oder „The Office“ ist, dürfte mehr als gut versorgt werden. Davis spielt seine Rolle als anfänglicher Optimist, der jede Minute mehr mit der schweren Schicksalsschaufel eine verpasst bekommt, mit der richtigen Mischung aus Lächeln und Betroffenheit. Dazu kommen Nebencharaktere, an denen man wunderbar verzweifeln kann wie der trottelige Buchhalter (dessen Figur mir schwer an jenen von Merchant bei Extras angelehnt zu sein scheint) oder die strunzblöde Sekretärin sowie unzählige Gastauftritte (Sting, Johnny Depp, Helena Bonham Carter), für die Gervais und Merchant mit Sicherheit wieder die unpassendsten Szenen zusammenschreiben. Wie schon im Piloten bei Liam Neeson zu sehen, dessen Karriere als Stand-Up-Comedian ich vollsten Herzens boykottieren würde.

Aktuelle Punktewertung: 5,0 Punkte (Tendenz: sehr gut)

Man Up! (S1E01-S1E05)

Drei Kerle im besten Mannesalter auf der Suche nach der echten Männlichkeit abseits von gemeinsamen Videospiel- und Science Fiction Film-Abenden. Mit von der Partie: der durchtrainierte neue Freund einer ehemaligen Verflossenen und Freundin der Familie, der in die Truppe hineinpasst wie David Beckham in World of Warcraft.

Hat mir vom Start weg sehr gut gefallen, wird allerdings – das steht jetzt schon offiziell fest – keine volle Season bekommen. Wahrscheinlich war die Thematik etwas zu ähnlich zu der von „Last Man Standing“ und die Zuschauer folgten eher dem 90er Jahre Sitcom-Charme des neuen Tim Allen-Vehikels. Das ist durchaus schade, denn ich fand gerade Dan Fogler als überdrehten Geek sehr unterhaltsam (sicherlich Geschmackssache, aber ich mochte ihn auch schon in „Fanboys“). Angesichts so mancher vor sich hindümpelnder Comedyshows wäre „Man Up!“ eine erfrischende Ergänzung meiner Guckliste geworden. So hoffe ich, dass alle verbliebenen Episoden noch gezeigt werden. Ist ja nichts Neues, dass mein Geschmack von dem der Zuschauermassen abweicht.

Aktuelle Punktewertung: 4,85 Punkte (Tendenz: gut)

Once Upon A Time (S1E01-S1E04)

Märchenfernsehen, Teil 2: Es war einmal, da stand der kleine Henry vor der Tür des Appartements der Kautionsagentin Emma Swan (Jennifer Morrison, „Dr. House“). Hört sich noch nicht märchenhaft an? Moment. Und behauptete, sie wäre die Tochter von Schneewittchen und in seinem Wohnort in Maine lebten alle Märchenfiguren ihrer wahren Identität beraubt und gefangen unter einem bösen Zauber der noch böseren Hexe, die praktischerweise auch seine Stiefmutter sei. Ja, klingt schon besser. Ach ja, nur Fräulein Swan kann natürlich diesen Fluch besiegen.

Im Gegensatz zu „Grimm“ trifft mich das eher, es zupft sozusagen an meiner zarten „Hach, ja“-Ader, die „Pushing Daisies“ damals zum Schwellen zu bringen wusste. Wenn in den Rückblenden Rumpelstilzchen (Robert Carlyle, „28 Weeks Later“) teuflisch grinst, die Prinzessin und der Prinz miteinander turteln oder in der Gegenwart der kleine Bub mit großen Augen fantastische Märchenanalysen zusammenbrabbelt, wärmt sich mein von „American Horror Story“ erkaltetes Herz wieder ein wenig auf. Sicher, an die bunten Bilder und Geschichten um den Kuchenbäcker kann „Once Upon A Time“ bei weitem noch nicht anknüpfen, sondern bewegt sich bei mir eher auf „Okay bis ganz nett“-Niveau. Das reicht jedoch, um jede Woche aufs Neue reinzuschauen.

Aktuelle Punktewertung: 4,00 Punkte (Tendenz: durchschnittlich)

Stromberg (Staffel 5)

Der fünfte Teil von Papas Geschichten aus der Schadensabteilung der Capitol und diesmal geht es auf der Karriereleiter für unseren Lurchi ganz nach oben. Schon in der ersten Folge feuert Stromberg alias Christoph Maria Herbst Sprüche raus, für die man sich als Zuschauer freudig lachend in Grund und Boden schämt. Das schön Schlimme an „Stromberg“ ist ja, dass man immer das Gefühl hat, hier würde eher die Realität abgebildet als dass unter Drogen gesetzte Autoren sich einen übertrieben lustigen Büroalltag zusammenreimen.

Auch die aktuelle Staffel besticht durch ein fast durchweg hohes Qualitätsniveau, lediglich der Abstecher in die Schiffskaskoabteilung der Capitol liefert einen Ausrutscher nach unten, weil einerseits die Witze nicht so sehr zünden und andererseits das Ende von meiner Warte aus jedenfalls weit vorhersehbar war. Das Finale hätte auch noch einen Zacken spannender ausfallen können, aber sonst wird jede der Hauptfiguren gut mit Drama und Humor bedient. Vor allem Ernie als Vorzeigechrist und katholischer Aufklärer der Jugend muss man einfach in seiner ganzen Schmerzhaftigkeit erlebt haben. Der Film darf gerne kommen.

Abschließende Punktewertung: 5,60 Punkte (sehr gut)

Zum Abschluss ein Blick auf die derzeitigen Wertungen (alles also noch ein laufendes Verfahren, aber es verfestigen sich schon einige Tendenzen) inklusive ein paar Kommentaren:

(Stand: 23.11.2011)

Drama

American Horror Story 5,85
Homeland 5,39
Dexter 5,15
(mittlerweile um 2 Seasons verlängert; unserem Dexter wird so schnell also nicht jemand auf die Schliche kommen. Von daher okay, dass diese Staffel diese Möglichkeit auch noch nicht thematisiert)
Chuck 5,00 (guter Start mit neuem Träger des Intersects)
Fringe 4,74 (kommt noch nicht richtig in die Gänge, der Reset zu Beginn schadete doch mehr als zu nützen)
Person of Interest 4,69 (mir mittlerweile etwas zu gleichförmig geraten)
Boardwalk Empire 4,43 (mal ganz tolle, dann ganz gähnige Episoden. Straffer wäre besser, das Ding hätte ohne unnötige Nebenschauplätze viel mehr Potenzial)
The Walking Dead 4,30 (die ganz große Enttäuschung Abteilung Drama; Urlaub auf dem Bauernhof mit Zombie of the Week-Einlage. Nix gegen internes, gruppendynamisches Beziehungsgeflecht, aber die Charaktere gehen mir dafür zu wenig nah) 
Once Upon A Time 4,00

Comedy

Community 5,33 (gibt es noch Hoffnung dank community2013.com? Würde zu gerne daran glauben)
Modern Family 5,21
Parks And Recreation 5,21
Bored To Death 5,10

How I Met Your Mother 4,96 (schwächelt doch langsam)
Ijon Tichy: Raumpilot 4,93
Man Up! 4,85
The Simpsons 4,85 (überrascht mich selbst, dieser Wert. Wird aber bestimmt noch im Laufe der Zeit fallen)
New Girl 4,75 (auf einem sehr guten Weg, die beste neue Comedy der Saison zu werden)
The Middle 4,69
Whitney 4,69 (bei mir beständig unterhaltsam)
Suburgatory 4,69 (hat weiterhin mächtig Potenzial, spielt es aber zu selten aus)
Raising Hope 4,64 (weiterhin nicht mehr so gut wie zu Beginn der 1.Staffel, pendelt sich aber mittlerweile qualitätsmäßig ein)
Last Man Standing 4,57
2 Broke Girls 4,40 (kommt bei mir leider nicht über das „befriedigend“ hinaus, weil vom Witz her schwankend. Teils tolle freche Sprüche, teils nicht zündende Gags)
The Big Bang Theory 4,15 (der Trend von Staffel 4 bestätigt sich leider: zu wenig Geekiness, zu viel Beziehungskrams)

The Office 4,13 (so vergeht der Ruhm der Serie; Andy als Chef kann Michael Scott nicht ersetzen)
Two And A Half Men 4,00 (guter Start, aber danach ging es bergab. Weit entfernt von Hochzeiten der ersten drei bis vier Staffeln. Ashton Kutcher spielt ein großes Kind mit großem Schlong, dem die Frauen zufallen. Langweilig. Kommt nicht ansatzweise an den kaputten, aber sympathischen Onkel Charlie ran. Ansehbar wird es nur, wenn wie zuletzt Jon Cryer im Mittelpunkt steht)

InSecurity 3,93 (die ganz große Enttäuschung Abteilung Comedy: da ist gar nichts mehr vom Witz der ersten Staffel vorhanden. Man könnte meinen, die hätten die komplette Autorenriege ausgetauscht)