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35 (Dezember 2009)

27 Mai

Saisonabschlüsse, dramatische Pausen, das Ende einer Legende, ein Reboot und als Premiere gar zwei(!) deutsche(!!!) Serien. Es gibt viel zu review’n, packen wir’s an!

Bored To Death (Season 1)

Hatte diese HBO-Show um den schüchternen, sanft plappernden Privatdetektiv wirklich nur 8 Episoden? Scheint so. An meinem Ersteindruck hat sich nicht so viel verändert, etwa die Hälfte der Episoden hatten den richtigen Mix aus Skurrilität und Charme, ohne dass ich zur Höchstwertung gegriffen hätte. Zach Galifianakis als kaputten Comiczeichner fand ich durchweg klasse und auch Ted Danson als Verleger hatte seine Momente. Das Negative: Hauptdarsteller Jason Schwartzman war mir dann doch einen Tick zu eintönig, vielen Folgen fehlte es an Pepp und das Finale war gar ein arger Langeweiler. Nicht so schlimm, wie der Titel es vermuten lässt, aber eben auch ein gutes Stück weit entfernt von „Excited For Life“.

4,5 von 6 Punkten (befriedigend)

Curb Your Enthusiasm (Season 7)

Larry David mit der 7. Staffel seiner Peinlichkeitenparade, Seinfeld Reunion inklusive. Wobei die Show letzteres gar nicht nötig hatte, gab es doch überragend witzige Episoden, ohne dass die alten Wegbegleiter im Bild waren. Natürlich sind manche Situationen, in die sich Larry genüsslich reinreitet, ein wenig zu weit hergeholt bzw. dem Kopf eines zu angestrengt bemühten Drehbuchschreibers entsprungen. Aber es macht dennoch immer wieder eine Riesenfreude, dem einmal in Gang gesetzten Schlamassel zuzusehen. Der Seinfeld-Zusatz selbst hat mich nicht durchgehend in Ekstase versetzt; sicherlich war es erhebend, die Kult-Gang nochmal in Aktion zu sehen (Kramer hätte es immer noch locker drauf), mehr als ein besserer Gastauftritt wirkte das Ganze dann allerdings doch nicht. Die Höchstnote verhagelt hat Larry sich leider durch die Finalepisode, die zwar sehr lang, aber insgesamt eben doch nicht der große Schlussknaller war. Davon abgesehen aber eine sehr gute Saison, vielleicht hat der Hype um die Reunion meine Erwartungen auch zu hoch werden lassen.

Best of Season: The Bare Midriff (S7E06), Denise Handicapped (S7E05), Vehicular Fellation (S7E02)

5,5 von 6 Punkten (sehr gut)

FlashForward (Season 1 Episodes 1-10)

Ich weiß nicht, ob es eine so gute Idee ist, eine Mystery-Show, die zwar ordentlich, aber noch nicht der Überkracher ist, über einen Zeitraum von drei Monaten pausieren zu lassen. Beim großen Vorbild LOST mag das klappen, schließlich können die Fans in der Zeit über neuen Theorien brüten und den eingespielten Cast vermissen. Da sind wir direkt bei einem Problem der Show: ich finde Joseph Fiennes als Hauptfigur zu blass. Der Charakter packt mich einfach nicht, ich fiebere nicht mit, wenn er mit dem einen Ausdruck im Gesicht einer weiteren Spur zur Aufdeckung der weltweiten Bewußtlosigkeit folgt. Neben einer knappen Handvoll Füllerepisoden zeigt die Show ihr Potenzial, wenn sie sich den Fragen widmet, die man sich beim Betrachten des Geschehens als Zuschauer stellt. Siehe die Folge „The Gift“ und der in ihr sehr gut verarbeitete Ansatz, die durch die Flashbacks vorgegebenen Ereignisse zu verändern. Enthüllungsmäßig wird ein durchaus überraschend hohes Tempo angeschlagen, aber ich bin mir sicher, dass hier einige falsche Fährten ausgelegt wurden. Müsste ich jetzt schon eine Wertung vergeben, würde die Show noch deutlich unterhalb der 5-Punkte-Wertung kratzen. Vielleicht ist nach der Pause noch mehr drin, vorausgesetzt, die Zuschauer bleiben dran.

Monk (Season 8)

Mr. Monk und seine letzten Fälle – wobei man den Fokus schon in den letzten Staffeln deutlich auf die von Tony Shalhoub stets beeindruckend gespielte Persönlichkeit des Ermittlers gelegt hatte. Die Fälle selbst waren da schon fast schmückendes Beiwerk, das sich gerne durch drehbuchgewollte Aussetzer der Bösewichter gerne mal gegen Ende selbst löste. Die Qualität der Show konnte man eben auch daran ablesen, dass man auch ohne die früher viel kniffligeren Aufgaben oftmals bestens unterhalten wurde. So auch in der finalen Staffel. Ein paar Worte muss ich allerdings über das Ende verlieren: Monks Wiedereinsetzung in den Polizeidienst wird in gerade mal einer Episode abgehandelt, die Aufklärung des Mordes an Trudy – jenes Mysterium, das schließlich das Fundament der Show bildete und in früheren Staffeln immer wieder gestreift wurde – im zweiteiligen Finale wirkt sehr hastig an den Haaren herbeigezogen und aufgelöst. Offensichtlich hatten die Autoren aber leider weder zu Beginn noch jetzt einen Plan, hier einen krönenden Abschluss zu setzen. Nach gut der Hälfte der allerletzten Episode liegt der Mord bereits auf dem Stapel der abgearbeiteten Akten, der Rest ist allgemeiner Wohlfühlausklang für alle Beteiligten mit einer Überraschung für unseren Chefphobiker. Ganz zum Schluss gibt Mr. „It’s A Jungle Out There“ Newman einen Song zum Besten, unter den einige Szenen aus den letzten 8 Jahren gelegt sind. Was bleibt, ist ein Standardabgang für einen außergewöhnlichen Charakter. Da ich bei der Gesamtwertung gerade auch auf den Saisonabschluss viel Wert lege, kann ich nicht zur ganz hohen Wertung greifen. Bleiben für Staffel 8

5 von 6 Punkten (gut)

Best of Season: Mr. Monk Goes To Group Therapy (S8E08), Happy Birthday, Mr. Monk (S8E09)

Pastewka (Staffel 4)

Deutsche Serien der Neuzeit, die mein Wohlwollen finden, sind schnell aufgezählt: Pastewka. Stromberg. Doctor’s Diary. Die ersten beiden Staffeln von Türkisch für Anfänger. Wenn man Sketchshows noch hinzunehmen will: Switch Reloaded und Ladykracher. Hab ich was vergessen?

Bastian Pastewka und sein Dasein als Fernsehjunkie erwärmt allein schon deshalb mein Herz, weil ich sein Dilemma nachvollziehen kann. Denn eigentlich will er nur seine Lieblingssendungen schauen und dabei seine Ruhe haben. Dumm allerdings, dass Menschen eben auch außerhalb des Fernsehers existieren, ja zu allem Überfluss noch Kontakt zu einem suchen. Das kann ja nicht gut gehen. Die Freundin, der Bruder, die Erzfeindin Frau Bruck, die Nichte, die Managerin, die Comedykollegen und alle anderen, die mit Bastian in Kontakt geraten, können es einstimmig bezeugen: es geht auch nicht gut in den 12 Episoden der 4. Staffel.

Auf die Parallelen zu Curb Your Enthusiasm will ich nicht mehr groß eingehen, ich denke Bastian Pastewka hat hier mittlerweile eine herzige deutsche Variante geschaffen, die für sich alleine stehen kann. Lobenswert: es tauchen fast nur Gaststars länger auf, die ich gerne sehe: Christoph Maria Herbst. Olli Dietrich. Anke Engelke. Michael Kessler. Annette Frier. Und sollte sich doch mal ein Axel Schulz in die Show verirren, dient er vorrangig als Ziel schlecht unterdrückten Spotts.

Die Folgen sind durchgehend unterhaltsam, leben von den kleinen zwischenmenschlichen Reibereien und sehen den Protagonisten spätestens zum Schluss in dem großen Fettnapf sitzen, den er sich mühevoll zuvor aufgebaut hat. Absolutes Hightlight der Staffel ist ohne Zweifel das kongeniale Duett mit Anke Engelke in der Folge „Der Aufzug“. Wer diese und die anderen kleinen Juwelen deutscher Fernsehunterhaltung nicht erst im neuen Jahr sehen will, dem sei der Kauf der DVD-Box wärmstens ans Herz gelegt.

Ein Merkmal hebt die Show endgültig auf die 5,5 – die Ausstattung in Form des Bonusmaterials. Das fängt beim Titelmenü an, geht über Making Of, Drehtagberichte und Outtakes weiter und hört beim Quiz und dem Easter Egg mit den Lieblingsrezepten der Darsteller (u.a. Käsebrot!) noch lange nicht auf. Vorbildlich.

5,5 von 6 Punkten (sehr gut)

Best of Season: Der Aufzug (S4E07), Der Brühwürfel (S4E12), Der Spender (S4E02)

Scrubs (Season 9 Episodes 01-02)

Ein wenig verwirrt war ich beim Start der 9. Staffel doch ein wenig. Das sollte doch mehr oder weniger ein Neustart mit frischen Anfängern werden, oder? Stattdessen tummeln sich JD, Turk, Dr. Cox wie gewohnt durch die Szenerie, die nun nicht mehr im Krankenhaus, sondern auf dem Campus spielt. Der Hausmeister fehlt freilich schmerzlich ebenso wie Elliott, die aber beide Kurzauftritte in der Eröffungsfolge hatten. Man muss sicherlich abwarten, wie sehr die Last der Show auf die neuen Medizin-Azubis übertragen und wie stark etwa Dr. Cox weiter involviert sein wird. Die neue Erzählerin (Spitzname JD-Blondie) hat durchaus Potenzial, der arrogante Latinoloverboy (Spitzname Krankenhaus-Cristiano Ronaldo) hingegen muss irgendwann mal böse eine draufkriegen, damit ich mich vielleicht mit ihm anfreunden kann. Ich werde das Ganze wie Dr. Kelso weiterhin muffinmampfend aus dem Hintergrund im Auge behalten.

Stromberg (Staffel 4)

Der Papa ist wieder da! Die deutsche Bürosaga „Stromberg“ lebt natürlich von Christoph Maria Herbst und seinen grunzpeinlichen Verbalauswürfen. Auf Platz 2 in der Hierarchie kommt sofort Bjarne Mädel als der unglaubliche Ernie, den es so in keiner anderen „The Office“-Variante gibt. Mein geheimer Liebling ist ja noch Herr Becker, weil ich gerne dessen Job hätte – morgens in die Abteilung kommen und erstmal schön distinguiert herummeckern. Schade, dass Lars Gärtner (man beachte das Foto bei IMDB) mittlerweile die Schauspielerei zugunsten der Weiterführung des Familienbetriebs ausgesetzt hat.

Was gibt’s Neues in Staffel 4? Stromberg wird in die Dorfpampa versetzt, Tanja übernimmt die Leitung des Büros, heiratet ihren (diesmal eher unspektakulär rüberkommenden) Ulf und Ernie ist halt Ernie. Auf der Checkliste stehen zum-auf-den-Boden-knien fremdschämige Sprüche und Situationen, Provinzdrama und zwischenmenschliche Büroproblematiken. Alles da und meiner Meinung wieder besser aufgeführt als noch in der dritten Staffel. Die Charaktere, auf die es ankommt, sind mittlerweile auch so gut eingespielt, dass kaum etwas schiefgehen kann. In der Form darf der Film zur Serie gerne kommen.

5,5 von 6 Punkten (sehr gut)

Best of Season: Seelsorge (S4E03), Gernot (S4E07), Die Abrechnung (S4E10)

V (Season 1 Episodes 01-04)

Die Außerirdischen sind gelandet! Sie täuschen die Menschheit. Führen Böses im Schilde. Aber sind auch schnuffelig und sexy.

Wie bitte?

Mal kurz zurückgespult: Mitte der 80er Jahre gab es die Miniserie V, in der wie Menschen aussehende Außerirdische die Erde besuchen (daher der Name V wie Visitors), sich sehr friedliebend und wohltätig aufspielen, aber in Wirklichkeit ganz fiese Echsenwesen sind, die gerne mal so manches Nagetier im ungekochten Zustand verspeisen. Weil einige Rebellen wenig Freude an dieser Aussicht als zukünftiger Nachtisch finden, führen sie einen erbitterten Widerstandskampf gegen die Besucher. Damals hätte ich schwören können, dass diese Show das Beste war, was jemals über die Fernsehkiste flimmerte. Gut, wir hatten damals ja auch nix. Heute würden sich die Kids über die Frisuren und orangefarbenen Anzüge im 80er-Jahre-Future-Chic totlachen, statt mitzufiebern. Also musste ein Remake her.

Die neuen Besucher sehen modisch top aus und könnten als Models jedem Castingshowjuror die Freudentränchen in die Augen treiben. Ihre Gegenspieler, die irdischen Rebellen bestehen im Kern aus einer FBI-Beamtin (Elizabeth Mitchell aus LOST) und einem Pfarrer (Joel Gretsch aus 4400), welche von einer Außerirdischenrebellenfraktion unterstützt werden.

Vier Episoden liefen bisher über den Sender und das Kribbeln von damals will sich bei mir einfach nicht einstellen. Die Figuren rangieren von mysteriös-kühl (V-Chefin Anna), belanglos (Fernsehreporter Decker) über farblos (Father Jack) bis hin zu nervig (der heftig pubertierende Teeniesohn Tyler). Das größte Problem der Serie heißt vielleicht „District 9“, denn seit diesem Film wirken hübsche Ausserirdische mit süß dahingesäuselten Versprechungen einfach altbacken und langweilig auf mich. Richtige Action bringt eigentlich auch nur die Pilotfolge, danach tröpfelt die Story ohne spektakuläre Enthüllung vor sich hin. Ich hätte mir da zumindest eine Andeutung der Pläne und des wahren Aussehens der Besucher gewünscht. Oder vielleicht besser gleich eine Fortsetzung der alten Serie. Nach den Olympischen Winterspielen geht es weiter, eventuell ändert sich dann mein Eindruck, aber zumindest eines hat die Show schon jetzt nicht geschafft: mich der Fortsetzung entgegenfiebern zu lassen.