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142 (Dezember 2023)

14 Dez

FRASIER 2023 Season 1

Dr. Frasier Crane ist zurück. Was nicht wenige Menschen zu folgender Frage verleiten dürfte: „Okay, Dr. steht wohl für Doktor, aber was zur Hölle ist ein Frasier und ein Crane?“. Dann trübt sich mein Blick, von Sentimentalitätsschub gebildete Tränchen zucken in meinen Augenwinkeln und ich erzähle von einer Serie, die von 1993 bis 2004 (und damit sogar noch vor dem Beginn dieses Blogs, Kinder!) höchst erfolgreich auf dem Sender NBC lief, eigentlich von Setting und Hauptfiguren nicht funktionieren konnte, es allerdings mit Bravour tat und bis heute zu meinen Lieblingscomedies zählt.

Zwei abgehobene, dezent arrogante Brüder mit Namen Frasier und Niles Crane, beide Psychotherapeuten. Der bodenständiger Vater Martin, der bei einem von ihnen (Frasier) lebt. Eine Radiostation mit herrlich seltsamen Menschen. Roz, die treue Seele und Produzentin von Frasiers Radiosendung. Martins Physiotherapeutin Daphne, in die sich Niles verschießt. Ein Hund namens Eddie, ein Jack Russel Terrier. Niles‘ Frau Maris, die man in keiner Episode zu Gesicht bekam. Frasiers Ex Lilith, bei deren Auftritten es einem immer kalt wurde. Vor allem aber herrliche Dialoge voller intelligentem Humor und fernab von Anzüglichkeiten oder derben Plattheiten. Beste Episode für alle Zeiten: Ham Radio (S4E18), die könnte ich um 4 Uhr nachts mit geplatztem Blinddarm schauen und würde mich wieder wegschmeißen vor Lachen.

Jetzt also neue Abenteuer von Frasier, der an seine Alma Mater als Gastprofessor zurückkehrt und dort auf seinen alten britischen Weggefährten zu Studienzeiten Alan Cornwall (Nicholas Lyndhurst), seinen Sohn Freddie – Fans wissen: Frederick Gaylord Crane – (Jack Cutmore-Scott) und Niles‘ Sprößling David (Anders Keith) trifft. Die Show atmet dabei an vielen Stellen den Geist der Originalserie; so hat man sich bei den Dialogen wirklich richtig viel Mühe gegeben, Kelsey Grammer beherrscht seine Figur ohne Zweifel selbst nach gut zwei Dekaden an Pause hervorragend, oft und gerne erinnert man sich an vergangene Momente und vor allem den 2018 verstorbenen John Mahoney als Vater Martin Crane. Da nicke ich als Anhänger und Komplettboxenbesitzer der Serie schluchzend mit.

An die ganz großen Momente von „Frasier“ kommt die Neuauflage aber nicht heran. Dafür fehlt eine Figur wie Niles Crane, der in der Show von 1993 meinen Lieblingscharakter gab und nun in Spurenelementen von seinem Sohn David ersetzt wird, was allerdings nicht gelingt. Die insgesamt zehn Episoden sind aus meiner Sicht als Fan des Originals ordentlich bis gut. Die heutige demografische Zuschauerschicht könnte den Humor und die Inszenierung freilich als altbacken, bieder, uncool und nicht sexy genug empfinden. Bei der Ankündigung damals hatte ich meine Bedenken, zumal ich der Auffassung bin, dass „Frasier“ bei weitem nicht allein von Kelsey Grammer lebte, aber die 2023er Edition ist nun doch erfreulich stabil geworden.

GESAMTWERTUNG: 4,85 Punkte (befriedigend) 

THE BEAR Season 2
 

Kulinarisch hochwertiger Einstiegswortwitz: Die Crew um Carmy Berzatto kam mir die ersten Folgen etwas schwer in die Gänge. Gänge! Versteht ihr? Wie die Gänge eines Menüs! Brüller, Chef. Thank you Chef. Ich weiß, wo die Tür ist, Chef. Corner!
 

In dieser Staffel geht es um die Planung, Umsetzung und Gelingen der Neueröffnung der titelgebenden Lokalität und selbstverständlich stellen sich dem Projekt einige Hindernisse auf den Weg, die das Team angehen und überwinden muss. Dabei geht es nicht mehr ganz so wild, schnell und laut her wie bei der gemeinsamen Sandwichbastelei unter Hochdruck während der Vorgängerepisoden. Aber die Charaktere sind mir als Zuschauer allesamt so sehr ans Herz gewachsen, dass ich auch die ruhigeren Momente genießen und mit einem „Gut“ bewerten konnte. Episode 3 („Sundae“) geriet mir mit den gemeinsamen Inspirationsexperimenten am Herd von Sydney und Carmy dann aber doch etwas zu langsam und unspannend.
 

Spätestens mit der überlangen und alles überragenden Folge „Fishes“, welche im Rückblick ein siedend heiß kochendes Weihnachtsessen in der (mit Gaststars gespickten) Familie Berzatto zeigt und einen dabei dramatisch in der eigenen Soße hin- und herschwenkt, findet die Show in die gewohnte Spur der Extraklasse.  

Die letzten Gänge der Saison bauen geschickt die Spannung um die Tage unmittelbar vor der Eröffnung auf: Man fiebert bei einem Feuerlöschtest mit, als ginge es um die eigene Seele. Bangt, ob Cousin Richie jetzt endlich mal seinen Scheiß unter Kontrolle bekommt. Drückt die Daumen, dass der Abend X einigermaßen ohne Drama verläuft und fragt sich fingernägelkauend, ob Mama (Jamie Lee Curtis) auftaucht und noch alles ins Chaos stürzt.
 

„The Bear“ bleibt bei mir eines der Highlights der Fernsehküche und landet fast punktgenau auf der selben Wertungsstufe wie Staffel 1. Noch mehr Sterne wären vielleicht drin gewesen, wäre es nicht um Haute Cuisine, sondern eher um Mahlzeiten gegangen, auf die ich direkt Hunger bekommen hätte. Aber das sind Petitessen eines eher einfach speisenden Mannes.

Gesamtwertung: 5,35 Punkte (gut)

RESERVATION DOGS Season 3 

Jetzt heißt es tapfer sein, von wegen Indianerherz kennt keinen Schmerz und so. Denn: Die Rez Dogs sagen leise ’sko. Wie ich auch erst nach der letzten Episode mitbekommen habe, war die Serie von vorneherein auf drei Staffeln angelegt und die sind nun eben durch, shitasses!


„Reservation Dogs“ erzählt erneut kleine Geschichten mit einer großen Portion Menschlichkeit, Zusammengehörigkeitsgefühl und Wärme. Sei es die Origin Story der Deer Lady, die auf das Schicksal indigener Kinder aufmerksam macht, die von ihren Eltern getrennt in kirchlich geführten Schulen aufwachsen mussten. Oder das erste Treffen von Delora mit ihrem Vater (Ethan Hawke). Ein Campingausflug von Cheese mit den gestandenen Männern des Dorfes beziehungsweise meine Lieblingsfolge der Staffel („Send it“), in der die Crew mit einem Bus lostuckert, um in einem chaotisch planlosen, aber charmanten Road Trip eine Familienzusammenführung einzuleiten – es war einfach schön, bei diesen Abenteuern als Zuschauer dabei zu sein. 

Das Finale drückt schließlich mit einer Beerdigung, anlässlich derer all die liebgewonnenen Charaktere zusammenkommen und man den gemeinschaftlichen Geist, das Füreinander und den Zusammenhalt durch den Fernseher hindurch spüren kann, bei mir die richtigen emotionalen Knöpfe. Damit reicht es zum Abschluss wieder für den Sprung über die 5 Punkte-Marke. Was bleibt, ist eine tolle Serie mit wunderbaren Figuren, deren familiäre und gruppendynamische Geschichten zu berühren vermochten. 


Gesamtwertung: 5,15 Punkte (gut)


ONLY MURDERS IN THE BUILDING Season 3

„Kann eigentlich nur besser werden“, lautete mein Fazit damals nach Sichtung der zweiten Staffel von „Only Murders In The Building“. Und ich darf vorwegnehmen: Es ist besser geworden. Ja, deutlich besser sogar. Wie die Macher diesen Qualitätssprung bewerkstelligt haben? 

Nun, einen erheblichen Faktor spielten die neuen Gesichter im Cast. Meryl Streep und Paul Rudd, aber auch der mir hauptsächlich von dem Videospiel „Detroit: Become Human“ bekannte Jesse Williams agieren in Sachen schauspielerischem Können nun einmal deutlich am komplett anderen Ende der Skala als eine Cara Delevingne oder Michael Rapaport. Davon profitierte wiederum Selena Gomez, für deren meisterhaftem Handeln vor der Kamera ich nicht durchgehend meine Hand ins Feuer halten wollen würde.
 

Zudem erhalten die beiden Haudegen Steve Martin und Martin Short genug Raum für ausgiebige Blödeleien anlässlich einer Story, in der der von Short gespielte Oliver Putnam ein neues Theaterstück auf die Bühne bringt und dieses nach dem titelgebenden Unfall in ein aberwitziges Musical umschreibt. Welches wiederum im Finale umgesetzt wird und mir richtig viel Spaß bereitet hat. Martins zungenbrecherisches „Which of the Pickwick triplets did it?“ blieb mir noch lange im Ohr hängen, die Story und Auflösung gaben mir keinen  Anlass zu mäkeln, der Background von Paul Rudd als Darsteller der Serie CoBro ist einfach herrlich komisch und eigentlich bräuchte man es nicht gesondert erwähnen, aber Meryl Streep spielt einfach fantastisch. Für eine Show, die auch stark nach dem Aufdecken von Täter und Motiv in den letzten Folgen bewertet wird, ist es freilich wertungstechnisch ideal, wenn der Kritiker für die abschließenden drei Episoden durchgehend die 5,5 Punkte zückt und applaudiert.
 

„Only Murders in the Building“ hat mich in diesem Jahr versöhnt und springt das erste Mal über die 5 Punkte-Marke. Das kann in der bereits abgesegneten vierten Staffel ruhig so weitergehen.
 

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)   

AHSOKA Season 1

Irgendwo im Star Wars-Universum nach Episode 6 sucht Sabine Wren ihren Freund Ezra Bridger. Unterstützt wird sie von ihrer ehemaligen Meisterin Ahsoka Tano, dessen Droiden Huyang und der Generalin Hera Syndulla. Die Spur führt über Morgan Elsbeth zu dem Aufenthaltsort von Großadmiral Thrawn, den auch das Sith-Gespann Baylan Skoll und Shin Hati gerne wieder in Aktion sehen würde.
 

Wer im obigen Absatz mit allen Namen etwas anfangen kann, juchzt freudig über die Tatsache, dass Showrunner Dave Filoni die fünfte Staffel von „Star Wars Rebels“ als Life Action-Serie verwirklicht hat. Ohne Zweifel die beste Wahl, war er doch an „Rebels“ und „Clone Wars“ maßgeblich beteiligt. Und sicherlich braucht eben erwähnter Fan nicht meine Meinung als alternder Star Wars-Gucker, für den die Episoden 4-6 die einzig wahre Trilogie darstellen und der selbstverständlich keine der Animationsserien gesehen und von keinem der Namen außer Thrawn (wir alle hatten damals in der Dürrezeit nach der Rückkehr der Jedi-Ritter unsere Timothy Zahn-Phase) jemals etwas gehört hat.


Mein Blick auf „Ahsoka“ offenbarte zunächst einmal folgendes: Das sieht durchweg wertig aus. Der mittlerweile leider verstorbene Ray Stevenson besitzt eine überragende Präsenz als Baylan Skoll. Ahsoka selbst kam mir spätestens in der „Ich hüpfe aus dem Raumschiff und bekämpfe TIE-Fighter mit meinem Lichtschwert“-Szene etwas zu comichaft-poserig herüber. A propos Lichtschwerter: Wer in einem solchen Duell verliert, kann nach etwas Behandlung und Bettruhe wieder quietschfidel heldenhaft herumhüpfen. Die Anknüpfungspunkte an die alte Trilogie sind spärlich, eigentlich bestehen sie nur darin, dass Captain Carson Teva (Paul Sun-Yung Lee) mitspielt und Kanzlerin Mon Mothma durchs Bild huscht, sonst kenne ich nichts und niemanden. Der große Promi-Auftritt in der Show drückte mich anders als Luke Skywalker in „The Mandalorian“ auch nicht vor Begeisterung in den Sitz, weil mir Episode 1-3 nun einmal eher egal sind.  


Und da liegt der Weltraum-Wal begraben: Die Serie kriegte mich nicht über ihre Charaktere, außer Baylan Skoll und ein bisschen Thrawn vermochte mich niemand in seinen Bann zu ziehen. Leider wird Stevenson seine Rolle nun mal nicht mehr aufnehmen können und Thrawn wohl erst in der zweiten Staffel die Geschicke des auferstehungswilligen Imperiums lenken. Wertungsmäßig gab ich zum größten Teil 4,5 Punkte, ein paar Mal die 5 Punkte und einmal 5,5 Punkte (die Folge mit dem epischen Auftritt von Thrawn).


Fazit: Aus meiner Sicht besser als „Obi-Wan“, besser als „The Book of Boba Fett“ (ohne Mandalorian-Anteil), aber nicht so gut wie „Andor“ oder „The Mandalorian“. Fans der Animationsserie dürfen das gerne komplett anders sehen.

GESAMTWERTUNG: 4,86 Punkte (befriedigend)

FOUNDATION Season 2

„Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Weltallkaiser und Frau Roboterzofe. Lassen Sie es mich in der Sprache der Jugend formulieren – Foundation Season 2 war hinten raus ein formidabler Banger edelster Kajütte. Da ging was ab, da blieb aber auch was hängen. Und damit meine ich nicht nur den Titan’s Prick in Commdor Argo bei der Exekution von Hober Mallow. [Pause für Lacher]“

Ja, an meiner Rede zur Emmy-Verleihung für die beste Drama-Serie muss ich noch ein wenig arbeiten. Foundation bleibt Sci-Fi der Kategorie „Muss man reinkommen wollen“, wie ich an einem Experiment an meinem Bruder bestätigt sah. Dem zeigte ich eine Zusammenfassung der ersten Staffel auf YouTube und spürte, wie ihn die Optik anzog, die Raumschiffe, die prachtvolle imperiale Welt und ihre Geheimnisse am Hofe und außerhalb. Als aber die Wissenschaft der Psychohistorik aufs Tablett kam, Mathematik eine Rolle spielen sollte und Hari Seldon über seinen Zauberwürfel, äh Prime Radiant philosophierte, griff umgehend der Abwinkreflex namens „Nee, interessiert mich doch nicht“, verbunden mit der Frage nach der nächsten Star Wars-Serie.

Pech für den Bruder. Denn die Show hält das Level der ersten Season und schafft es sogar, mit den letzten drei Folgen noch eine Steigerung draufzusetzen. Und wie gelingt ihr das? Zum einen durch einen starken Einstieg mit dem Attentat auf Brother Day (weiterhin fantastisch: Lee Pace) oder die Entwicklung, die Demerzel im Laufe der Geschehnisse durchläuft; zum anderen – und das sehe ich als großen Pluspunkt – durch die Einführung neuer, spannender Charaktere. Hober Mallow, die beiden Mönche Constant und Poly, der reaktivierte General Bel Riose: alle hatten ihre großen und kleinen, dramatischen und auch komischen Momente. Ob Intrigen am Kaiserhof, aufgedeckte Geheimnisse der Vergangenheit, erhellende Rückblicke (mit eher okayer „Verjüngung“ von Hari Seldon), epische Raumschiffschlachten oder fiese Tricks mit technischen Gadgets – es wird reichlich was geboten. 

Womit man klar kommen muss: Raum, Zeit und der Tod sind gerne und gut überwindbar und alles andere als endgültige Größen. Gerade in dieser Staffel verwenden die Autoren (oder Isaac Asimov selbst?) den Trick, dem Zuschauer zuerst einmal Informationen vorzuenthalten, die später dann zur Erklärung eines Kniffs nachgereicht werden. Ich fand das noch in gutem Maße eingesetzt, dauerhaft wäre es eher nicht so sehr mein Ding.

Anders als es rheinland-pfälzische Touristenführer unterschlagen gilt erneut: Bingen ist Pflicht. Denn die einzelnen Handlungsstränge sind durchaus so komplex, dass man den Faden verliert, wenn man eine Woche anderen Stoff reinschaufelt und plötzlich Zusammenhänge nicht mehr versteht oder den Dreh mit dem einen technischen Gerät vergessen hat (leidvoll vom Autoren für euch getestet).   

Den endgültigen Schub für die Wertungssteigerung verdient sich Foundation schließlich mit den letzten drei Episoden. Besonders Episode 2×09 „Long Ago, Not Far Away“ hat schwer Eindruck bei mir gemacht und mich die Höchstwertung ziehen lassen. Fazit: Wer sich darauf einlässt und dranbleibt, erhält eine der besten Sci-Fi-Serien der vergangenen Jahre.

GESAMTWERTUNG: 5,60 Punkte (sehr gut)

FUTURAMA Season 8 (Episodes 1-10) 

Fry, Bender, Leela und Co. sind wieder da. Dr. Zoidberg auch, hurra! Zum Einstieg darf ich festhalten, dass ich keine Ahnung habe, die wievielte Staffel das nun genau ist. Andere kommen auf 11, ich auf 8 und dabei bleibe ich.

Ich habe mich auf die Rückkehr der Planet Express-Truppe gefreut, bietet doch das animierte Serienfeld mir eher leidlich wenig gute Shows. Rick and Morty mag ich weiterhin, die Simpsons gucke ich eher aus Gewohnheit – das war es auch schon. Futurama hat alle Figuren und Stimmen erneut an Bord und darf zudem einen Fundus aus 10 Jahren an neuen Technologien, gesellschaftlichen Entwicklungen und sonstigen Ereignissen im Weltall aufarbeiten, was direkt mit der ersten, mit Metaebenen gespickten Episode um Streaming auch gleich gut gelingt.

In seiner Gesamtheit betrachtet, ist diese erste Hälfte der 8. Staffel allerdings eher eine gemischte Tüte geworden, die meine Wertungsbandbreite von 4,0 bis 5,5 Punkten ausgeschöpft hat. Ganz unten angesiedelt waren hierbei das lustlose „The Prince and the Product“ sowie „Rage against the Vaccine„, das die Coronazeit mir eher mäßig spaßig abgebildet hat. Highlights hingegen ganz klar die Amazon-Verhohnepipelung „Related to the items you’ve viewed„, das Zapp Brannigan (yeah!)-Drama „Zapp gets canceled„, die kuschelige Zeitreisen-Killerweihnachtsmann-Folge „I know what you did last Christmas“ sowie das inceptioneske Finale „All the way down„. Macht summa summarum eine höhere Qualitätsfolgenausbeute als jährlich bei den Simpsons.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 10 EPISODEN: 4,95 Punkte (befriedigend +)

138 (Dezember 2022) feat. TV Ranking 2021/2022

15 Dez

Es ist wieder soweit. Später als gewohnt, aber mit der Zuverlässigkeit einer nur mittelmäßigen Simpsons-Episode neueren Ausstrahlungsdatums kommt der Jahresendwertungs-Seriencheck. Mit den Antworten auf Fragen wie: „Was haben Foundation und Peacemaker gemeinsam?“, „Was ist die schlechteste Dramaserie, die ich in diesem Jahr komplett gesehen habe?“ oder „Wo bin ich vorzeitig ausgestiegen?“. 

Ein paar Serien hängen gar noch in der Warteschleife, das sind quasi meine Pendants zu den „In Memorials“ der Oscar-Preisverleihung. Und die beste halbstündige Show 2022 habe ich in den vier Serienchecks bisher noch gar nicht besprochen. Aber gleich.
 

ANDOR (Season 1)

Ich habe mich mit Cassian Andor versöhnt. Wir leben nun gemeinsam auf Dagobah und hoffen darauf, Meister Yoda nicht über den Weg zu laufen, der besonders mir ein „Weile gut Ding haben will, ungläubiger Padawan du bist!!!“ entgegenätzen würde. Der erste Teil meiner Review umfasste die ersten sieben Episoden und direkt im Anschluss verschlug es unseren Hauptcharakter auf den berüchtigten Gefängnisplaneten Narkina 5 und damit einen Dreiteiler, der mit das Beste an Star Wars-Aura ausstrahlte, was ich seit Jahren miterleben und -erleiden durfte. Der beklemmende Alltag der Gefangenen, das allgegenwärtige Böse des Imperiums, Andy Serkis in einer großartigen Rolle, der Fluchtplan und seine Ausführung – alles noch getoppt von dem letzten Shot im Finale, den ich mir jetzt noch gerne über die Netzhaut schimmern lasse.   
 

Das Finale selbst mit der kaum von einem Lichtschwert zu durchschneidenden, dichten Atmosphäre auf Ferrix hielt die Qualität weiterhin oben, sodass die Show insgesamt einen üppigen Wertungssprung nach vorne machte. Zu meiner Kritik an den ersten Episoden stehe ich weiterhin, auch bin ich nicht mit allen Charakteren und Geschichten warm geworden (Syril Karn, Senatorin Mon Mothma). Aber ich zolle den Machern riesigen Respekt, was sie an Höhepunkten in „Andor“ gepackt haben – das ist Star Wars, wie ich es lange, lange Zeit in einer Galaxis weit, weit entfernt vermisst habe.
 

GESAMTWERTUNG: 5,13 Punkte (gut)
 

THE HANDMAID’S TALE (Season 5)
 

Mein erster Eindruck hat sich leider bis hin ins Finale bestätigt. Die fünfte Staffel ist von einer überragenden Wertung soweit entfernt wie Aunt Lydia von einer Karriere als Groupie von Papa Emeritus der schwedischen ABBA-Satanisten Ghost. Wie ich schon geschrieben habe, hat Gilead aktuell keinen formidablen Antagonisten vorzuweisen, der hohe Rat hat mindestens zwei unserer Heldin gegenüber eher milde gestimmten Herren in seinen Reihen, es fehlen einfach die schlimmen Bösewichtigkeiten, für die man den amerikanischen Gottesstaat zu verabscheuen gelernt hat. Und dann bestrafen die Mächtigen auch noch die eigenen Leute mit unerbittlicher Härte, da lacht sich doch der Priester in die Soutane.
 

Nein, hat mir insgesamt nicht gut gefallen und auch das Finale kickte mich nicht mit Vorfreudeschüben auf die nächste Staffel. Ich musste eben sogar nochmal nachschauen, was der große Abschiedsknaller war, der wie Darstellerin Yvonne Strahowski in einer Late Night Show verriet, alle überraschen sollte. Mmh, ja, war okay, aber eben nichts, was mir noch lange im Kopf nachgeschwelt hätte. Insgesamt wirkt die Staffel schon eher wie die Vorbereitung und Hinführung auf eine hoffentlich packendere sechste und letzte Season.

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend -) 

THE BEAR (Season 1)

Carmen „Carmy“ Berzatto (Jeremy Allen White, Shameless) übernimmt nach dem Tod seines Bruders dessen Sandwichladen im schäbigsten und herzlichsten Teil von Chicago. Selbst ein ausgebildeter Koch der Haute Cuisine, muss er dabei mit seinem stets auf Krawall gebürsteten Cousin Richie (Ebon Moss-Bachrach, Marvel’s The Punisher), der Belegschaft  und der Vergangenheit seines Bruders zurechtkommen.


Ach ja, es fühlt sich von der ersten Minute gleich wohlig so an, als wäre Lip Gallagher einfach ein paar Blöcke umgezogen und hätte eine zünftige Fressbude aufgemacht. Rau, aber durchweg mit dem Herzen am rechten Fleck, echte Typen und Originale, das Gefühl von Familie, die miteinander durch dick und dünn geht und zusätzlich werden noch in schweißtreibender, präziser Arbeitsteilung Sandwiches zusammengeformt. Was allein beim Zuschauen schon mal Stress und Hunger auslösen kann. Wo ich bei dem Film „Kiss The Cook“ mit Jon Favreau mir jedesmal die Frage stelle, ob denn gerade in der Nähe ein Streetfood Festival stattfindet, kriege ich hier Lust auf Subway, aber eben halt in ehrlich und extrem lecker. 


Acht Episoden, je knapp eine halbe Stunde, durchgehend gute bis sehr gute Qualität, das Finale extra lang und extra crispy, Wertungen von 5 bis 5,5 Sternen und nie darunter – das alles ergibt als Nachspeise die beste Serie in der Kategorie Drama/Comedy Laufzeit 30 Minuten. Herzlichen Glückwunsch und an alle Beteiligten ein „Thank you, chefs“.

GESAMTWERTUNG: 5,34 Punkte (gut)
 

THE OLD MAN ( Season 1)

Dan Chase (Jeff Bridges, The Big Lebowski) ist ein alter Mann mit zwei Rottweiler-Hunden, der nach dem Tod seiner Ehefrau eigentlich nur in Ruhe gelassen werden will. Was ihn mir direkt sympathisch macht, schließlich ist das auch mein großes Ziel im Leben. Also außer den Hunden und der Ehefrau, die meines Erachtens dabei störend sein könnten. Nun aber wird er von Unbekannten gejagt und sein alter Kumpel Harold Harper (John Lithgow, 3rd Rock from the Sun), seines Zeichens mittlerweile stellvertretender FBI-Direktor für Spionageabwehr, scheint seine Finger im Spiel zu haben.

Darüber habe ich viel Gutes gelesen, den beiden Hauptdarstellern sehe ich schon seit Jahren gerne beim Schauspielern zu, darüber hinaus ahme ich mit jedem Jahr mehr den Haarstil von John Lithgow nach. In gerade mal 7 Episoden entspinnt sich eine sehr unterhaltsame Agentenstory mit durchaus fulminaten Actionszenen, der zunächst vollkommen der Ahnungslosigkeit überlassene Zuschauer bekommt Folge pro Folge mehr Informationen über die Protagonisten und ihre Geschichte. 

Größere Details will ich an dieser Stelle nicht verraten, denn deren Aufdeckung und Enthüllung sind gerade eine der Stärken der Serie. Erwähnen kann ich allerdings, dass die letzte Episode noch so einiges an Überraschungen zu bieten hat und ein mehr als würdiges Finale darstellt. Zwei Daumen hoch, für jeden Rottweiler einer.

GESAMTWERTUNG: 5,24 Punkte (gut)     

RICK AND MORTY (Season 6)

Wirklich schon wieder ein Jahr rum? Eine Frage, die sich Rick und Morty bei ihrer ständigen Zeit-, Raum- und Dimensionsraserei sicherlich nicht stellen. Eigentlich könnte ich meinen Text von 2021 hier nochmal reinkleben, denn die abgedrehteste aller Opa und Enkel-Shows bleibt weiterhin die beste knapp halbstündige Animationsserie, die ich schaue (okay, da besteht die Konkurrenz derzeit auch nur aus den Simpsons) und landet exakt auf dem Wert des Vorjahres. 

Manchmal war es mir etwas zu wild mit den Klonen, Parallelwelten und sonstigem abgefahrenen Gedöns, bei dem man sklavisch aufpassen muss, um nicht den Faden zu verlieren. Die zweite Hälfte der Staffel brachte hier zu meiner Beruhigung aber starke Folgen, bei denen auch ich alter Mann noch nachkam. 

GESAMTWERTUNG: 5,15 Punkte (gut)

Und hier nun ohne weiteres Geschwafel das Seriencheck TV-Ranking 2021/22: