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138 (Dezember 2022) feat. TV Ranking 2021/2022

15 Dez

Es ist wieder soweit. Später als gewohnt, aber mit der Zuverlässigkeit einer nur mittelmäßigen Simpsons-Episode neueren Ausstrahlungsdatums kommt der Jahresendwertungs-Seriencheck. Mit den Antworten auf Fragen wie: „Was haben Foundation und Peacemaker gemeinsam?“, „Was ist die schlechteste Dramaserie, die ich in diesem Jahr komplett gesehen habe?“ oder „Wo bin ich vorzeitig ausgestiegen?“. 

Ein paar Serien hängen gar noch in der Warteschleife, das sind quasi meine Pendants zu den „In Memorials“ der Oscar-Preisverleihung. Und die beste halbstündige Show 2022 habe ich in den vier Serienchecks bisher noch gar nicht besprochen. Aber gleich.
 

ANDOR (Season 1)

Ich habe mich mit Cassian Andor versöhnt. Wir leben nun gemeinsam auf Dagobah und hoffen darauf, Meister Yoda nicht über den Weg zu laufen, der besonders mir ein „Weile gut Ding haben will, ungläubiger Padawan du bist!!!“ entgegenätzen würde. Der erste Teil meiner Review umfasste die ersten sieben Episoden und direkt im Anschluss verschlug es unseren Hauptcharakter auf den berüchtigten Gefängnisplaneten Narkina 5 und damit einen Dreiteiler, der mit das Beste an Star Wars-Aura ausstrahlte, was ich seit Jahren miterleben und -erleiden durfte. Der beklemmende Alltag der Gefangenen, das allgegenwärtige Böse des Imperiums, Andy Serkis in einer großartigen Rolle, der Fluchtplan und seine Ausführung – alles noch getoppt von dem letzten Shot im Finale, den ich mir jetzt noch gerne über die Netzhaut schimmern lasse.   
 

Das Finale selbst mit der kaum von einem Lichtschwert zu durchschneidenden, dichten Atmosphäre auf Ferrix hielt die Qualität weiterhin oben, sodass die Show insgesamt einen üppigen Wertungssprung nach vorne machte. Zu meiner Kritik an den ersten Episoden stehe ich weiterhin, auch bin ich nicht mit allen Charakteren und Geschichten warm geworden (Syril Karn, Senatorin Mon Mothma). Aber ich zolle den Machern riesigen Respekt, was sie an Höhepunkten in „Andor“ gepackt haben – das ist Star Wars, wie ich es lange, lange Zeit in einer Galaxis weit, weit entfernt vermisst habe.
 

GESAMTWERTUNG: 5,13 Punkte (gut)
 

THE HANDMAID’S TALE (Season 5)
 

Mein erster Eindruck hat sich leider bis hin ins Finale bestätigt. Die fünfte Staffel ist von einer überragenden Wertung soweit entfernt wie Aunt Lydia von einer Karriere als Groupie von Papa Emeritus der schwedischen ABBA-Satanisten Ghost. Wie ich schon geschrieben habe, hat Gilead aktuell keinen formidablen Antagonisten vorzuweisen, der hohe Rat hat mindestens zwei unserer Heldin gegenüber eher milde gestimmten Herren in seinen Reihen, es fehlen einfach die schlimmen Bösewichtigkeiten, für die man den amerikanischen Gottesstaat zu verabscheuen gelernt hat. Und dann bestrafen die Mächtigen auch noch die eigenen Leute mit unerbittlicher Härte, da lacht sich doch der Priester in die Soutane.
 

Nein, hat mir insgesamt nicht gut gefallen und auch das Finale kickte mich nicht mit Vorfreudeschüben auf die nächste Staffel. Ich musste eben sogar nochmal nachschauen, was der große Abschiedsknaller war, der wie Darstellerin Yvonne Strahowski in einer Late Night Show verriet, alle überraschen sollte. Mmh, ja, war okay, aber eben nichts, was mir noch lange im Kopf nachgeschwelt hätte. Insgesamt wirkt die Staffel schon eher wie die Vorbereitung und Hinführung auf eine hoffentlich packendere sechste und letzte Season.

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend -) 

THE BEAR (Season 1)

Carmen „Carmy“ Berzatto (Jeremy Allen White, Shameless) übernimmt nach dem Tod seines Bruders dessen Sandwichladen im schäbigsten und herzlichsten Teil von Chicago. Selbst ein ausgebildeter Koch der Haute Cuisine, muss er dabei mit seinem stets auf Krawall gebürsteten Cousin Richie (Ebon Moss-Bachrach, Marvel’s The Punisher), der Belegschaft  und der Vergangenheit seines Bruders zurechtkommen.


Ach ja, es fühlt sich von der ersten Minute gleich wohlig so an, als wäre Lip Gallagher einfach ein paar Blöcke umgezogen und hätte eine zünftige Fressbude aufgemacht. Rau, aber durchweg mit dem Herzen am rechten Fleck, echte Typen und Originale, das Gefühl von Familie, die miteinander durch dick und dünn geht und zusätzlich werden noch in schweißtreibender, präziser Arbeitsteilung Sandwiches zusammengeformt. Was allein beim Zuschauen schon mal Stress und Hunger auslösen kann. Wo ich bei dem Film „Kiss The Cook“ mit Jon Favreau mir jedesmal die Frage stelle, ob denn gerade in der Nähe ein Streetfood Festival stattfindet, kriege ich hier Lust auf Subway, aber eben halt in ehrlich und extrem lecker. 


Acht Episoden, je knapp eine halbe Stunde, durchgehend gute bis sehr gute Qualität, das Finale extra lang und extra crispy, Wertungen von 5 bis 5,5 Sternen und nie darunter – das alles ergibt als Nachspeise die beste Serie in der Kategorie Drama/Comedy Laufzeit 30 Minuten. Herzlichen Glückwunsch und an alle Beteiligten ein „Thank you, chefs“.

GESAMTWERTUNG: 5,34 Punkte (gut)
 

THE OLD MAN ( Season 1)

Dan Chase (Jeff Bridges, The Big Lebowski) ist ein alter Mann mit zwei Rottweiler-Hunden, der nach dem Tod seiner Ehefrau eigentlich nur in Ruhe gelassen werden will. Was ihn mir direkt sympathisch macht, schließlich ist das auch mein großes Ziel im Leben. Also außer den Hunden und der Ehefrau, die meines Erachtens dabei störend sein könnten. Nun aber wird er von Unbekannten gejagt und sein alter Kumpel Harold Harper (John Lithgow, 3rd Rock from the Sun), seines Zeichens mittlerweile stellvertretender FBI-Direktor für Spionageabwehr, scheint seine Finger im Spiel zu haben.

Darüber habe ich viel Gutes gelesen, den beiden Hauptdarstellern sehe ich schon seit Jahren gerne beim Schauspielern zu, darüber hinaus ahme ich mit jedem Jahr mehr den Haarstil von John Lithgow nach. In gerade mal 7 Episoden entspinnt sich eine sehr unterhaltsame Agentenstory mit durchaus fulminaten Actionszenen, der zunächst vollkommen der Ahnungslosigkeit überlassene Zuschauer bekommt Folge pro Folge mehr Informationen über die Protagonisten und ihre Geschichte. 

Größere Details will ich an dieser Stelle nicht verraten, denn deren Aufdeckung und Enthüllung sind gerade eine der Stärken der Serie. Erwähnen kann ich allerdings, dass die letzte Episode noch so einiges an Überraschungen zu bieten hat und ein mehr als würdiges Finale darstellt. Zwei Daumen hoch, für jeden Rottweiler einer.

GESAMTWERTUNG: 5,24 Punkte (gut)     

RICK AND MORTY (Season 6)

Wirklich schon wieder ein Jahr rum? Eine Frage, die sich Rick und Morty bei ihrer ständigen Zeit-, Raum- und Dimensionsraserei sicherlich nicht stellen. Eigentlich könnte ich meinen Text von 2021 hier nochmal reinkleben, denn die abgedrehteste aller Opa und Enkel-Shows bleibt weiterhin die beste knapp halbstündige Animationsserie, die ich schaue (okay, da besteht die Konkurrenz derzeit auch nur aus den Simpsons) und landet exakt auf dem Wert des Vorjahres. 

Manchmal war es mir etwas zu wild mit den Klonen, Parallelwelten und sonstigem abgefahrenen Gedöns, bei dem man sklavisch aufpassen muss, um nicht den Faden zu verlieren. Die zweite Hälfte der Staffel brachte hier zu meiner Beruhigung aber starke Folgen, bei denen auch ich alter Mann noch nachkam. 

GESAMTWERTUNG: 5,15 Punkte (gut)

Und hier nun ohne weiteres Geschwafel das Seriencheck TV-Ranking 2021/22:

137 (Oktober 2022)

28 Okt

Der letzte Seriencheck in diesem Jahr und die letzten Kandidaten für das jährliche Ranking. Wenn ich nicht schon selbst die Wertungen wüsste, würde ich sagen: Spannende Sache.

THE LORD OF THE RINGS: THE RINGS OF POWER (Season 1)

Amazon prime präsentiert Edelfantasy mit lästig langem Namen und mehrfacher Doppelung im Titel. Ein Grund, nicht einzuschalten?

Kleiner Scherz zum Einstieg. Schließlich gibt es anscheinend genügend andere Gründe, die Serie, welche zeitlich gut 5000 Jahre vor Tolkiens Hauptwerk spielt und Galadriel sowie Elrond als bekannte Figuren einsetzt, da die Elben eben steinalt werden können, nicht gut zu finden. Weil amazon daran beteiligt ist. Weil nicht das Silmarillion, sondern nur eine Inspiration aus demselben und anderen Anhängen verfilmt wurde. Weil eine Karte von Mittelerde fehlerhaft dargestellt ist. Weil die Darstellerin von Galadriel zu unlieblich ist. Weil es dunkelhäutige Elben gibt. Haben die Leute sonst keine Probleme?

Ich selbst habe die Bücher nie komplett gelesen, weil mir das ständige Gesinge auf den Keks gegangen ist. Die ersten drei Filme von Peter Jackson finde ich hingegen großartig und entsprechend landen sie gerne zu Weihnachten in meinem Blu-ray-Player. Der Hobbit? Einmal gesehen und stofflich für viel zu weit gestreckt befunden. Kurz gesagt: Man erwarte im Folgenden bitte keinen professionellen Abgleich zwischen Tolkien’scher Intention und vorliegendem Ergebnis.

Optisch ist das Ganze schon einmal beeindruckend, daran gibt es wenig zu rütteln; spätestens mit dem Blick auf Númenor muss man sich eingestehen, dass ordentlich Rechenpower in die Renderroutinen gesteckt wurde. In Sachen Schauspielkunst bin ich schon auf der Seite jener, die Galadriel-Darstellerin Morfydd Clark gerne einen weiteren Gesichtsausdruck gegönnt hätten. Dafür sah ich in Elrond (Robert Aramayo) im Zusammenspiel mit seinem Zwergenkumpel Durin (Owain Arthur) eines der Highlights der Show. 

Auf der Malus-Seite: Oft passiert bei Episoden von 70 Minuten Spielzeit erstaunlich wenig außer hochgestelzten Dialogen mit mir nichts sagenden Begriffen aus der Historie von Mittelerde. Es gibt zu viele Figuren, deren Namen ich mir nicht mal ansatzweise merken konnte. Bei der Sichtung kam es zu diversen Trinkspielen, nach denen jeder, der ein Gesicht nicht korrekt benamen konnte, einen Schluck nehmen musste. Was haben wir für tolle neue Rufnamen erschaffen! Wie etwa für Theo, den Sohn von Bronwyn, den wir liebevoll „Die Sekretärin aus Liebling Kreuzberg“ nannten, weil er eine starke Ähnlichkeit mit der jungen Anja Franke hatte. Aber ich schweife ab…

Insgesamt konnten imposante Folgen wie „Udûn“ und „Adrift“ die Show für mich retten und einige Momente der Langeweile ausgleichen, im Finale wird ein angemessen großes Geheimnis gelüftet und die Enthüllung einer weiteren mysteriösen Personalie dezent angedeutet. Mir reichte das, um durchzuhalten und weiterzugucken. Bei der angestrebten Staffelzahl von fünf hege ich aber Zweifel, ob das so bleiben wird.  

GESAMTWERTUNG: 4,91 Punkte (befriedigend +)  

HOUSE OF THE DRAGON (Season 1)

Gleich die nächste große Fantasy-Produktion hinterher, diesmal „House of the Dragon“, welches 172 Jahre vor der Geburt von Daenerys Targaryen spielt und eindrucksvoll zeigt, wie das Haus der drachenreitenden Targaryens einiges an internen Problemen unangenehm aufarbeitet. Früher hätte der deutsche Verleih hier ein keckes „Immer Ärger mit der Nachfolge“ als Untertitel angehängt.

Denn König Viserys (Paddy Considine, The World’s End) kriegt zunächst keinen männlichen Nachfolger gebacken, hievt dann zum Ärger der Verwandtschaft seine Tochter Rhaenyra (Milly Alcock und Emma D’Arcy) in die Erbfolgeposition statt seines Bruders Daemon (Matt Smith, The Crown) oder der bereits beim Tod des letzten Königs übergangenen Cousine Rhaenys (Eve Best, Nurse Jackie). Daraus entspinnt sich unter einigen Zeitsprüngen ein aufwändiges Drama, das mit einem guten Notar und einem wasserdicht ausformulierten Testament wohl zu verhindern gewesen wäre. 

Ich musste ein wenig die Hirnzwiebel anstrengen, um im Wochenrhythmus alle Personalien parat zu haben, denn mit den erwähnten Zeitsprüngen wechselten auch einige der Schauspielerinnen, aber erstens gelang mir das anders als bei „Rings of Power“ und zweitens lohnte sich die Mühe. Wer auf Intrigenspinnereien, Machtstreben und unschöne Entwicklungen mit gut möglicher Todesfolge in seiner Serie steht, wird prächtig bedient. Von den Charakteren hat so ziemlich jeder Dreck am Stecken, mit der Figur des Lord Larys Strong (Matthew Needham) steht zudem ein besonders schmieriger und rücksichtsloser Ränkeschmied auf dem Plan und wenn sich die Verwandtschaft anlässlich irgendwelcher familiärer Ereignisse trifft, weiß man schon, dass die Fetzen fliegen werden wie Drachen im Höhenrausch.

Ich würde jetzt nicht soweit gehen, „House of the Dragon“ über die erste Staffel von „Game of Thrones“ zu stellen, aber die Geschichten um die Targaryens, Velaryons und Hightowers haben mir richtig gut gefallen. Das Finale vermittelt zudem den erfreulichen Eindruck, dass das alles noch viel, viel schlimmer werden wird.

GESAMTWERTUNG: 5,30 Punkte (gut)

RESERVATION DOGS (Season 2)

Aho, shitasses! 2nd season fucking rez dogs, bitches. Review sko!

Okay, die Sprache scheint doch etwas abzufärben, wenn man wie ich gestern Abend die letzten Episoden der Staffel in einem Rutsch gesehen hat. Es war mir erneut eine Ehre und ein Vergnügen, im Reservat im östlichen Oklahoma (allein das liest sich schon deprimierend) bei Elora, Bear, Cheese und Willie Jack auf ein paar Welse vorbeischauen zu können.

„Reservation Dogs“ ist einfach eine Show der großen kleinen Geschichten, von der man sich eine knappe halbe Stunde in die Welt indigener Teenager entführen lässt. Aber auch die Nebenfiguren wie Polizist Big, Uncle Brownie, Kenny Boy oder der unvergleichliche Geisterindianer schaffen es, immer wieder neue Highlights zu setzen.

Die Crew wird diesmal im Rahmen der 10 Episoden desöfteren auseinandergerissen; es gibt Folgen, die sich auf einzelne Figuren konzentrieren, was mal sehr gut (die LSD-Episode von Big), mal nur befriedigend (Bears Alltag als Dachdeckergeselle, der Ausflug der Krankenschwestern zur Gesundheitsmesse) abläuft. Hervorheben möchte ich, dass die Serie immer wieder tolle Gastrollen aufbietet, wie dieses Jahr Marc Maron als Heimleiter. Im Finale steht schließlich die große Reise der vier Protagonisten an und lässt die Staffel schön emotional ausgleiten. Gerne weiter so.

GESAMTWERTUNG: 5,20 Punkte (gut)   

ONLY MURDERS IN THE BUILDING (Season 2)

Als in der Auftaktepisode Michael Rapaport als ermittelnder Detective Kreps erstmal einen gepflegten Wutmonolog mit Flüchen abließ, hatte ich schon kein gutes Gefühl für die Staffel. Humor funktioniert bei mir eben nicht durch das Aneinanderreihen von FUCK-Salven, die Phase hatte ich irgendwann in den 90ern abgehakt. Dann doch lieber die Sticheleien unter den Altmeistern Steve Martin und Martin Short, wegen deren ich die Show hauptsächlich weitergeschaut habe. 

Von einem höchstgelungen aufgelösten Kriminalfall mit zahlreichen Irrungen und Wirrungen, der in einem doch sehr schlüssigen Ende mündet, hatte ich da schon nicht mehr zu träumen gewagt. Und Überraschungsspoiler: den gibt es wie schon in der ersten Staffel auch hier nicht. Stattdessen kriegen mir die beiden Senioren diesmal zu wenig gute Gags hin, Frau Gomez kam mir auch mal bissiger rüber, mit den Auftritten meiner absoluten Mundwinkelrunterzieh-Schauspielerin Cara Delevingne erwartete mich ein Tiefschlag, der bereits erwähnte Rapaport und Tina Fey reißen es auch nicht raus, kurz gesagt: Staffel 2 gefiel mir um einiges weniger als ihre Vorgängerin. Wertungsmäßig spiegelte sich das in 7x 4,5 Punkten und 3x 4,0 Punkten (darunter das Finale) wieder. Kann eigentlich nur besser werden.

GESAMTWERTUNG: 4,35 Punkte (durchschnittlich)


BETTER CALL SAUL (Season 6)

Saul Goodmans Geschichte ist auserzählt, nach sechs Seasons findet das Spinoff zu „Breaking Bad“ ein hochgelungenes Ende, das der Serie die erste „sehr gut“-Gesamtwertung in diesem Blog einbringt. Und den Beteiligten diverse Auszeichnungen hätte einbringen sollen, was aber (mir nicht nachvollziehbar) nicht geschehen ist. Insofern ein herzliches BUUUUH!!! an die Verantwortlichen der Emmy-Awards. 

Mit der Episode „S6E07 Plan and Execution“ hatte sich der Anteil der Show, der sich um die anwaltliche Tätigkeit von Kim und Saul drehte, erledigt. Von nun an stand das Leben und Wirken von Gene Takavic im Vordergrund, der Identität also, die Jimmy McGill nach dem Ende von „Breaking Bad“ annahm. Und ab hier flutschten die Wertungen konstant eine Stufe höher, mit dem Finale und der Folge „Point and Shoot“ als absolute Höhepunkte. Inszenatorisch weiterhin eine Klasse für sich, mit diversen Gänsehautmomenten und einem – anders als dem Ende von Walter White – ruhigen, aber emotional nachhallenden Abschluss fährt die Show über die Ziellinie. Davor kann ich nur den Wertungshut ziehen, auch wenn ich die Hauptserie insgesamt weiterhin für noch besser halte.

GESAMTWERTUNG: 5,76 Punkte (sehr gut)


WHAT WE DO IN THE SHADOWS (Season 4)

Für mich leider die kleine Enttäuschung des Serienjahres im Bereich Comedy. Die Abenteuer der Vampir-WG liebe ich seit dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2014, auch wenn die Serie andere Protagonisten verfolgt. Dieses Mal fand man bei den Geschichten allerdings keine prallvolle Ader: Das fängt schon mit dem „neuen“ Colin Robinson an, den ich zunächst putzig, gegen Ende aber eher anstrengend und wenig witzig fand. Wobei er den mit ihm in der Staffel verbandelten Laszlo dummerweise mitreissen sollte. Nadjas Plot um den eigenen Nachtclub warf auch weniger Spaß ab als erhofft und Nandors Brautsuche lässt nach gutem Start (inklusive coolem Dschinn) ebenfalls nach.

Überhaupt war dies der Trend der vierten Season: nach gutem Start geht allen Geschichten die Luft aus, selbst die traditionelle Episode mit den Stargastauftritten (diesmal Sofia Coppola und Jim Jarmusch) ließ mich eher blutkalt zurück. Immerhin hielt die erste Hälfte die gewohnte Klasse und konnte mit der Folge um die Bewerbung für eine Privatschule ein Highlight setzen. Wegen des Qualitätsabfalls danach landet die Show diesmal jedoch erstmals unterhalb der 5-Punkte-Marke. Wenigstens scheint Colin nun wieder der alte zu sein und laut IMDB sind zwei weitere Staffeln in trockenen Tüchern, in denen man die Scharte auswetzen kann.

GESAMTWERTUNG: 4,85 Punkte (befriedigend)

ANDOR (Season 1)

So, Freunde der Sternenkrieger, jetzt mal das Lichtschwert über die Schulter geworfen, das freche Jedi-Zöpfchen abgeschnitten, das von Yoda eingesäuselte Audio-Lehrbuch „Die Macht auch du has(s)t“ weggesteckt und die Sammlung an putzig-knuffigen Figürchen verkauft. Denn mit „Andor“ wird alles anders dieses Mal. Kein ruhmvoller Heldenschnickschnack, sondern echter Schneid, true grit wie der Ami sagt, deep to the core. 

Wir begleiten Cassian Andor (Diego Luna), der später in „Rogue One“ auftreten wird, wie er versucht, von seinem trostlosen Heimatplaneten zu entkommen und sich auf Vermittlung von Luthen Rael (Stellan Skarsgard, Chernobyl) einer Rebellentruppe anschließt, die einen imperialen Stützpunkt um den dort lagernden vierteljährlichen Sold eines ganzen Sektors erleichtern will. Glamorös geht anders.

Es ist ein neuer, mutiger Ansatz, fernab des großen Theaters der Star Wars-Produktionen nun in die raue, harte Alltagswelt unter der Knute des Imperiums zu blicken. So folgen wir neben Cassian und den Aufständischen etwa der aus den Filmen bekannten Senatorin Mon Mothma, die versucht, die noch junge Rebellion zu vernetzen. Oder Syril Karn, der bei einer vom Imperium beauftragten Sicherheitsfirma bei einem Einsatz Mist baut und von seiner Mutter gedrängt wird, sich über seinen Onkel einen neuen Job zu besorgen. Oder Deedra Meero, die als Leutnant im ISB (Imperial Security Bureau) arbeitet und tapfer mit der Bürokratie kämpft, um den rebellischen Abschaum vorschriftsgemäß auszulöschen.  

„Andor“ spaltet und auch ich bin hin- und hergerissen. Einerseits will ich diese neue Ausrichtung wirklich mögen und in den Episoden S1E03: Reckoning und vor allem S1E06: The Eye wird auch zweifelsfrei gut bis sehr gut abgeliefert. Aber andererseits sind die Folgen dazwischen, wie mein nach der fünften Folge ausgestiegener Bruder zum Besten gab, teilweise „stinkelangweilig wie eine Seifenoper auf RTL2 um 10:15 Uhr„. Das ist freilich zu harsch formuliert, aber man muss schon wirklich ein großes Interesse und entsprechende Begeisterung für die Welt von Star Wars haben, um sich etwa an den Diskussionen im ISB mit dem steifen Charme einer Beratung des Verwaltungsgerichtshofs zu berauschen. 

Ich bin da ehrlich: Mein Feuer für das Franchise ist seit „The Last Jedi“ merklich abgekühlt. Ich brenne einfach nicht so recht dafür, wie es in den Büros des Imperiums zugeht, wie das Töchterlein der Senatorin drauf ist oder wie trüb die Jobsuche sich gestalten kann auf Ferrix, Aldhani oder Coruscant. Wer dieses Brennen aber aufbringen kann, dürfte eventuell die beste Star Wars-Serie erleben.  Insgesamt fällt mein Fazit für die bisher gesichteten sieben Episoden schwer gemischt aus, von 4,0 Punkten bis 5,5 Punkten ist alles dabei. Und ich bin noch dran, hoffe allerdings inständig, dass mich die Episoden ohne fulminante Action auch einmal richtig packen können.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 4,55 Punkte (befriedigend -) 


THE HANDMAID’S TALE (Season 5)

Kurzer Blick auf die ersten sieben Episoden der Show mit den besten Close-Ups von dezent angepisst dreinschauenden Frauengesichtern. 

Da bin ich doch eher unzufrieden. Aunt Lydia ist nicht mehr so biestig, gemein und fies. Man kann ihre Auftritte ohne das frühere zitternde Magengrummeln ob ihrer phänomenalen religiösen Verbohrtheit schauen. Darüber hinaus fehlt mir derzeit ein richtiger Antagonist zu June – die Show baut hier zwar zwei Figuren auf, nimmt sie im Verlauf der Staffel aber aus dem Spiel. Überhaupt habe ich aktuell arge Probleme, die Entscheidungen eines bestimmten Charakters nachzuvollziehen. Wertungsmäßig drückt sich dies bis dato in sehr vielen 4,5 Punktwertungen aus und meine Hoffnungen, dass mich „The Handmaid’s Tale“ nochmal so am Schlafittchen kriegt wie in den ersten Seasons, verschiebt sich auf die sechste und letzte Erzählung. 

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 4,57 Punkte (befriedigend -)


REBOOT (Season 1)

Die fiktive Familien-Sitcom „Step Right Up“ feierte zu Beginn der 2000er große Erfolge und soll nun 20 Jahre später neu aufgelegt werden. Problem: die Schauspieler sind zerstritten auseinander gegangen und mittlerweile komplett dysfunktional, während hinter den Kulissen die alten Gagschreiber auf die neuen, jungen, mehr sensiblen Autoren und Autorinnen treffen.

Die Besetzung liest sich schon mal gut: Keegan-Michael Key (Key and Peele), Judy Greer (Arrested Development) und Paul Reiser (Mad About You, Stranger Things). Mit Johnny Knoxville und seinem Jackass-Humor kann man mich zwar eher jagen, aber vielleicht würde er mich ja überraschen. Interessant auch die Position des Showrunners: Steven Levitan, der für „Modern Family“, „Just Shoot Me“, „Frasier“ oder „Back to You“ (was ich mir just als US-DVD geholt hatte und abendlich meinen Spaß daran habe) verantwortlich zeichnete. Gute Voraussetzungen also, mit großen Hoffnungen fünf Episoden gesichtet und ich darf sagen: 

Nee, ist nicht meins. Dabei trifft Levitan mit einer Szene genau meinen Nerv, als etwa der alte Showhase Reiser in seiner Rolle zu der jungen Autorin meint: „Ihr mit euren Betroffenheitsgeschichten und slice of life stories bringt die Leute maximal zum Schmunzeln, WIR mussten damals alle 30 Sekunden einen Gag raushauen, über den die Zuschauer GELACHT haben.“

Der Humor bei „Reboot“ ist, wie man so schön kategorisiert, von der erwachsenen Sorte; schon in der ersten Episode legt Frau Greer ungefragt die Brüste frei, Erektionen am Drehort und das Urinieren auf den Walk of Fame-Stern von Chuck Lorre sollen für Lacher sorgen. Ach ja, die Mutter des damaligen Jungstars will derben Sex mit der Figur von Johnny Knoxville, hihi, dabei ist der Typ doch voll ranzig, hoho. Schade um die Talente, aber ich schaue mir aus dem Werk von Levitan lieber nochmal „Back to You“ mit Kelsey Grammer, Patricia Heaton, Ty Burrell und Fred Willard an.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH FÜNF EPISODEN: 4,30 Punkte (durchschnittlich)

SICHTUNG EINGESTELLT

132 (August 2021)

20 Aug

Willkommen zur neuesten Ausgabe von „Herr Inishmore sucht das Serienglück und bewertet TV Serien einfach nicht mehr so gut wie früher“. Traurig, aber wahr. Dafür steigen wir gleich mal freudig erbaulich ein:

THE HANDMAID’S TALE (SEASON 4)

Hahaha, ein kleiner Scherz. Natürlich ist „The Handmaid’s Tale“ auch in seiner vierten Season weit entfernt von Feelgood-Fernsehunterhaltung mit einer guten Portion Hach und Achwieschön. Dass es in der Show seit gut zwei Staffeln allerdings nicht so recht vorwärts gehen will, dürfte hingegen jedem aufgefallen sein, der nicht die letzten Jahre mit einer Bibel unter einem Stein gelebt hat.

Für die ganz großen Wertungshöhenflüge reicht es wieder nicht, dafür zeigt sich die Staffel größtenteils stabil bei 5 Punkten und das anders als bei ihrer Vorgängerin gleich von Beginn an. Mit der Episode „Vows“ erleben wir eine grundlegende Veränderung, die die Verantwortlichen erfreulicherweise konsequent durchziehen und nicht wieder nur antäuschen und liegen lassen. Dafür gab es von mir zur Belohnung gleich 5,5 Punkte. Leider hatte man damit wohl das Highlight der diesjährigen Abenteuer von June abgearbeitet und wusste in den letzten beiden Episoden nur noch eine in meinen Augen eher plumpe Vergeltungsstory anzubieten. Gut möglich, dass diese bei den Fans deutlich besser und karthatisch wirkungsvoller angekommen ist als bei mir, dem sie eher den letzten Eindruck getrübt hat, den die Show bis zur finalen fünften Staffel hinterlässt. Weshalb es diesmal knapp nicht für das „Gut“ als Abschlusswertung reicht.

GESAMTWERTUNG: 4,90 Punkte (befriedigend +)

ATYPICAL (SEASON 3 + 4)

Die Veröffentlichung der finalen Staffel von „Atypical“ im Juli diesen Jahres nahm ich direkt zum Anlass, die dritte Season gleich mitzuschauen und zu bewerten. 

Die Geschichten um den jungen autistischen Antarktisfreund und Pinguinfan Sam Gardner und seine Familie haben von Anfang an mein Herz erobern können, was sich 2017 in 5,45 Punkten für die Auftaktausgabe niederschlug. Die Nachfolgerin büßte etwas an Charme ein, die Themen wurden schwerer gesetzt, allerdings schaffte sie es wegen der wunderbaren Charaktere wie Sam, Paige, Casey und Zahid weiterhin ins „Gut“.

Zu Beginn der dritten Staffel habe ich mich direkt auf das Wiedersehen mit den Gardners gefreut und gespannt mitverfolgt, wie Sam seine ersten eigenständigen Schritte an der Denton Universität macht. Das bleibt alles schön schrullig, liebenswert und warmherzig. Allerdings fällt im Laufe der Zeit auf, dass die Autoren hier gerne die großen Dramafässer aufmachen, nur um diese wenig später unspektakulär abzudichten und ausser Sichtweite zu schieben. Was etwa im Fall von Zahids Freundin und dem gemeinsamen Plot auf mich eher peinlich denn lustig wirkte. Insgesamt 6x 5,0 Punkte und 4x 4,5 Punkte, macht als

GESAMTWERTUNG SEASON 3: 4,80 Punkte (befriedigend)

In den letzten 10 Folgen der Serie dreht sich alles um ein großes Ziel, das sich Sam gesteckt hat und für das er alles gibt. Auch wenn fast alle Umstände dagegensprechen. Daneben steckt Casey in einem ziemlich öden Beziehungsgeflecht, Vater Doug bekommt (weit vorhersehbar) einen persönlichen Verlust reingedrückt, Zahid hingegen eine eher unsubtile Krankheit. Das Finale konnte offensichtlich dank der Coronavirus-Beschränkungen nicht so gedreht werden, wie es sicherlich gewollt war, aber auch davon abgesehen schafft es die Show nach einem guten Einstieg nicht mehr, mich die 5,0-Wertung zücken zu lassen. Wie bei der Umschreibung schon durchscheint, konnten mich die erzählten Geschichten nicht mehr richtig packen und es macht den Eindruck, als wären die Darsteller ebenfalls nicht mehr voll bei der Sache gewesen. Was ein wenig schade ist. 

GESAMTWERTUNG SEASON 4: 4,55 Punkte (befriedigend -)

BRAND NEW CHERRY FLAVOR (SEASON 1) 

Die junge Filmemacherin Lisa Nova (Rosa Salazar, Alita: Battle Angel) versucht im Los Angeles der 90er Jahre in der Szene Fuß zu fassen und verkauft das Drehbuch ihres Kurzfilms an den in letzter Zeit eher erfolglosen, schmierigen Produzenten Lou Burke (Eric Lange, Narcos). Danach laufen diverse Dinge schief, eine schwer seltsame Dame namens Boro (Catherine Keener, Show Me A Hero) wird involviert und es entspinnt sich ein eskalierender, übernatürlicher Rachefeldzug mit zügellosem Kontrollverlust.

Wow, bei der heiligen graumelierten Tolle von David Lynch, was für ein Ritt.

Er hat mich unerwartet erwischt, dieser prachtvoll ausgewürgte Knäuel aus Horror, Mystery und WTF, bei dem jede Sekunde irgendein krasser Scheiß passieren kann, sodass man ständig angespannt im Sessel hin- und herrutscht. Hier ist wirklich für jeden etwas dabei, der gerne mal dem Abseitigen zugeneigt ist, sei es Bodyhorror, Schockmomente, Ekelgedöns, aber eben auch grotesker Humor, bei dem man als Zuschauer aus dem Kopfschütteln nicht herauskommt. Die Show hatte sich von Beginn an meine Aufmerksamkeit gesichert, nicht zuletzt durch die fantastische Präsenz von Rosa Salazar. Nach der Hälfte der insgesamt acht Episoden konnte ich schließlich nur noch leicht japsend das Wertungskärtchen mit den 5,5 Punkten zücken. Dicke Empfehlung für Freunde abgefahrener Horrortrips mit starkem Magen – oder auch Leuten, die sich endlich abgewöhnen wollen, Katzenbabys süß zu finden.

GESAMTWERTUNG: 5,56 Punkte (sehr gut)

UNITED STATES OF AL (SEASON 1)

Angesichts der derzeitigen Entwicklungen in Afghanistan wären die Abenteuer des Übersetzers Al, der zusammen mit dem US-Marine Riley ausfliegt und fortan mit ihm und seiner Familie in Ohio lebt, sicherlich stärker im Fokus als noch vor gut zwei Monaten, als die letzte Folge der ersten Staffel lief. Immerhin darf man so wohl zum Start der zweiten Staffel Anfang Oktober einiges an trauriger Aktualität einarbeiten. Vielleicht schaue ich dann nochmal rein, obwohl es die Wertung für die Season nicht wirklich hergibt. Auch weil die Episoden, die sich mit der Situation in Afghanistan beschäftigten, sich ordentlich an der Schwere des Themas verhoben. Insgesamt mochte ich Adhir Kalyan in seiner Rolle als titelgebenden Al, aber der Rest des Casts vermochte bei mir keinen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, was ebenfalls für die erzählten Geschichten gilt.

GESAMTWERTUNG: 4,20 Punkte (durchschnittlich) 

HALSTON 

Fünfteilige Miniserie um den Modedesigner Roy Halston Frowick, der in den 60er und 70er Jahren aus seinem Namen eine Kultmarke erschuf. 

Kurze Serie, kurze Kritik: Gucken, auch wenn einen das Setting wie mich eher wenig interessiert, denn Ewan McGregor spielt die Hauptfigur schlicht und ergreifend großartig. Alleine wegen seiner Darstellung sollte man sich das angesehen haben. Ich musste eben in der Wikipedia nachlinsen und ja, der tapfere Schotte und ehemalige bzw. bald erneute Lichtschwertschwinger ist für einen Emmy nominiert – wäre auch eine Schande gewesen, wenn dem nicht der Fall gewesen wäre. Fast so groß als wenn er die Trophäe nicht gewinnen würde. Ach ja, Krysta Rodriguez als junge Liza Minelli ist ebenfalls toll.

GESAMTWERTUNG: 5,15 Punkte (gut)

RICK & MORTY (SEASON 5)

Was wäre eine TV-Saison ohne neue Abenteuer von Rick and Morty? Noch bedeutend trüber als sie ohnehin derzeit ist, keine Frage. Wobei die Serie schon ein wenig darunter leidet, während ihrer Laufzeit bereits dermaßen viele Epen der Abgedrehtheit und des schieren Wahnsinns abgeliefert zu haben, dass es immer schwieriger wird, auf dem Niveau zu bleiben bzw. gar einen draufzusetzen. Und umso schwerer wiegt es, wenn einzelne Folgen eben mal nicht spektakulär drüber sind.

Bei nur noch zwei verbleibenden Episoden spielt die fünfte Staffel bisher gerne mal Qualitäts-Ping Pong: auf eine sehr gute Folge gab es direkt eine nur befriedigende hinterher. Trotzdem muss man vor dem Ehrfurcht gebietenden, kranken Einfallsreichtum von Dan Harmon, Justin Roiland und ihrem Autorenteam weiterhin den Hut ziehen. 3x 5,5 Punkte, 2x 5,0 Punkte und 3x 4,5 Punkte machen bisher einen Schnitt von

5,15 Punkte (gut) (nach 8 von 10 Episoden)

MONSTERS AT WORK (SEASON 1)

Neue Abenteuer von Mike Wazowski (Billy Crystal) und James P. „Sully“ Sullivan (John Goodman)? Aber gerne doch, her damit! Danke Disney+, tolle Idee. „Monsters, Inc.“ gehört zu meinen Lieblings-Pixars, da freue ich mich auf eine Fortsetzung als TV-Serie wie die AG damals auf ein voll aufgefülltes Schrei-O-Meter. 

Tja, und man erwartet dann natürlich auch etwas und zumindest bei mir verlief die Sichtung der ersten Folge gleich ernüchternd. Mike und Sully sind in die Chefetage aufgestiegen und in der Show lediglich Nebenfiguren, hauptsächlich dreht sich alles um die MIFT (Monsters, Incorporated Facilities Team), quasi die Hausmeistermannschaft der Monster AG, die immer dann ausrückt, wenn es irgendwo zwischen Türen und Dimensionen hakt. Zu dieser Gruppe stößt nun Tylor Tuskmon, der eigentlich als Erschrecker in die Firma einsteigen wollte, aber von deren neuer Energiepolitik (statt Kindern Schreckensschreie zu entlocken heißt es nun Kinder zum Lachen zu bringen) überrumpelt wurde.

So gerne ich auch die Stimme von Ilja Richter in der deutschen Synchro höre, ich habe ab der zweiten Episode den Originalton eingestellt, denn dort spricht neben Crystal und Goodman der von mir spätestens seit „Barry“ hochverehrte Henry Winkler den MIFT-Boss Fritz, was die Figur bei mir enorm aufwertet. Daneben fällt allerdings der Rest der Reparaturmannschaft ordentlich ab, Neuling Tylor inklusive. 

Und hier gelangen wir zum Kern des Problems: „Monsters At Work“ ist nett, okay, aber auch nichts Besonderes und weit entfernt von der Qualität des ersten Filmes. Die Geschichten hauen mich nicht vom Hocker, sondern gehen wie die Charaktere maximal in Ordnung, Mike und Sully haben zwar ihre Auftritte, reißen es aber nicht heraus – das gilt auch für die Rausschmeißer-Gags von „Mike’s Comedy Class“am Ender jeder Folge. Visuell ist man auf einem Level mit den Kinopendants und als Kinderbelustigung funktioniert das Ganze sicher prima, aber als Erwachsener rumort denn doch ständig dieses „Da war der Film aber weitaus besser“-Gefühl im Zwerchfell.  

Bisher zückte ich durchgehend die 4,5 Punkte, mit zwei Ausnahmen: Vom Auftakt war ich so wenig begeistert, dass es nur für eine 4,0 reichte. Dafür ging es in dritten Folge „The Damaged Room“ höher, denn dort müssen die Kollegen Glubschauge und Türkisfellzottel in einem längeren Nebenplot Babysitter spielen, was wunderbar an den Humor des ersten Films erinnert und mir das bisher einzige „gut“ wert war. 

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 6 Episoden: 4,50 Punkte (befriedigend)

RESERVATION DOGS (SEASON 1)

Da sprach der alte Häuptling der Indianer: Wild ist der Westen, schwer ist der Beruf. (Gus Backus)

Wild ist auch der mittlere Westen, genauer gesagt ein Indianer-Reservat im ländlichen Oklahoma und schwer ist das Leben dort. Davon können die vier Teenager Bear, Elora, Willie Jack und Cheese ein Liedchen singen. Ein Jahr nach dem Tod ihres Freundes Daniel versuchen die vier verbleibenden Mitglieder der F*ckin Rez Dogs, genug Geld mittels krummer Dinger zusammenzukriegen, um endlich nach Kalifornien fliehen zu können.

„A New Comedy from Co-Creators Sterlin Hajro and Taika Waititi“. Der erste Name sagt mir ehrlich gesagt nichts, aber beim zweiten macht es *dingdingding* in Onkel Inis Humorzentrum, zählt doch der neuseeländische Regisseur mit Ureinwohner-Wurzeln zu meinen absoluten Lieblingskreativen aus TV und Film. Und auch in „Reservation Dogs“ scheint sein Talent durch, trockenen Witz, absurde Situationskomik und Herzenswärme zu verbinden.

Der Alltag unserer Protagonisten dreht sich um Gangsterleben, Bandenkrieg, Diebstahl und Hehlerei für Meth-Junkies auf dem Schrottplatz, freie Kliniken und dem Entgehen der Ermittlungen des einzigen Polizisten Big (Zahn McClarnon, Fargo, Westworld, Bone Tomahawk). Das liest sich nach ultraschwerer Kost, ist in der Serie allerdings mit viel Augenzwinkern, liebenswert schrägen Charakteren und berührenden Momenten inszeniert. Alleine, wenn Bear in Visionen auf seinen Vorfahren William Knife-Man trifft, der ihm einen von seinen Problemen damals erzählt, steht mir schon das Schmunzeln im Gesicht. Ich freue mich schon auf den Rest der leider eher kurz ausgefallenen Staffel.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 3 VON 8 EPISODEN: 5,21 Punkte (gut)

BROOKLYN NINE-NINE (SEASON 8)

Zum Start der achten Staffel, auf die ich mich sehr gefreut hatte, muss ich hier kurz zwei Absätze voller Empörung rauslassen:

HALLO, WAS SOLLTE DENN DER SCHEISS? „Brooklyn Nine-Nine“ war immer eine leichtherzige, unbeschwert blödelige Comedy mit sympathisch bescheuerten Charakteren, die man rasch in sein Herz schließen und über deren Aktionen man gerne und ohne Hintergedanken ablachen konnte. Nun wurde der Show vorgeworfen, dass sie die Arbeit als Polizist nicht realistisch genug dargestellt und Themen wie systemischen Rassismus oder Polizeigewalt wie im Fall George Floyd nicht abbildet. Also geht man zum Auftakt hin und baut diverse Storylines in dieser Richtung ein, um die Kritiker zu besänftigen und gleichzeitig die mit weitem Abstand schwächste, weil unlustigste Episode der Serie abzuliefern. 

Weil der bei mir so beliebte trottelige Humor mit ernstem Unterton einfach nicht funktioniert, sondern sich vielmehr beißt. Man stelle sich einen Film aus der Police Academy-Reihe vor, den man so anbieten würde. Oder damals Michael Landon, wie er sich als Engel auf Erden für die Missetaten der katholischen Kirche entschuldigt. Oder ALF für die traumatisierten Katzen oder Entführungsopfer seiner Spezies. Luke Skywalker für die getöteten, zivilen Mitarbeiter auf dem Todesstern? Frasier, weil es keine Episode über Depressionen und Selbstmord gab und generell viel zu viel gelacht wurde bei einer Show über einen Psychotherapeuten? Warum überhaupt nicht in allen Serien nur noch die Darsteller mit Maske auftreten lassen, weil das ansonsten alles vollkommen unrealistisch und von dem pandemischen Alltag entkoppelt daherkommt?

Ich liebe gut gemachte Comedy, weil sie mich von dem Alltag, den eigenen Sorgen und den Problemen der Welt entfliehen lässt. Lasst mir meinen Spaß und macht ihn mir nicht kaputt.

So. Das musste raus. Weil es mich wirklich geärgert hat. Der zweiten Folge fehlte auch das gewohnte Pacing in Sachen Humor. Hoffentlich wird das in dieser allerletzten Season noch etwas.   

WERTUNG S08E01: 3,0 Punkte (mäßig)

WERTUNG S08E02: 4,0 Punkte (durchschnittlich)

131 (Mai 2021)

26 Mai

Willkommen beim Seriencheck, den ich im Untertitel jetzt eigentlich langsam in „Was ich so an Serien gesehen habe“ umbenennen sollte. Es bleibt weiterhin schwierig, neue Perlen aus dem TV-Angebot zu fischen, aber ein bisschen was Gutes lässt sich doch immer einfangen.

RESIDENT ALIEN (SEASON 1)


 
Jeder von uns kennt die Situation: Man ist ein ganz gewöhnliches Alien, gerade schön auf Weltenvernichtungstour, fliegt daher zum Planeten Erde, die Mühle macht schlapp, Absturz irgendwo in der Wüste über Colorado, USA. Du schleppst dich in eine einsame Hütte an einem See in der Nähe des Kaffs Patience, übernimmst den Körper des dort ansässigen, ehemaligen Dorfarztes und NATÜRLICH stirbt dann der aktuelle Dorfarzt und man muss nun dessen Aufgabe übernehmen, ohne dass jemand der unterentwickelten Menschlein Verdacht schöpft. Dann ist da noch dieses eine vermaledeite Kind, das irgendwie deine Tarnung durchschaut und deinen richtigen Körper sehen kann, weshalb du es daran hindern musst, dich böse zu verpfeifen. So passierte es unserem Mit-Alien (Alan Tudyk, Firefly), der fortan als Harry Vanderspeigle unter Erdlingen leben musste. 

Vorab: Alan Tudyk ist einfach wunderbar in der Rolle des Außerirdischen, der sich an sein neues Umfeld anpassen muss und dies mit ungelenkem Verhalten, herrlicher Gereiztheit, Überheblichkeit und leider dann doch nur theoretisch bekannten humanen Umgangsformen in Angriff nimmt. Schon der Vorspann kriegt mich als Zuschauer jedes Mal mit seinen Hinweisschildern über das korrekte irdische Verhalten. Nach einer gut gelungenen Einführung war die zweite Episode („Homesick“) denn auch mit das Lustigste, was ich in den letzten Monaten in einer TV-Serie sehen durfte. Von mir aus hätte man gerne so die restlichen der insgesamt 10 Folgen füllen können: Peinliche Situationen für unser Alien Harry, fiese Kabbeleien mit dem lästigen Alles-Checker-Jungen, dazu noch ein bisschen Kriminalfall (denn Harrys Vorgänger im Amt wurde ermordet) – fertig ist die prima Show.
Leider geht „Resident Alien“ nicht konsequent diesen Weg, sondern verteilt seine Laufzeit in der Folge auch großzügig an Plots mit Charakteren wie der Arzthelferin Asta, deren beste Freundin, das Sheriff-Department, das Bürgermeister-Ehepaar oder die ex-Frau des echten Vanderspeigle. Wobei diese Nebenschauplätze jetzt nicht schlecht sind, im Vergleich zur One-Man/Alien-Show aber schon abfallen. Das Ganze pendelte sich letztlich bei mir zwischen gut und befriedigend ein, im Finale servierte man aber schließlich leider die schwächste Folge, in der Logik und Stimmigkeit komplett über Bord geworfen werden.
Insgesamt reicht es so nicht für den Sprung ins „gut“, aber eine zweite Staffel ist von Syfy bereits abgesegnet worden und vielleicht klappt es ja dann.   

GESAMTWERTUNG: 4,75 PUNKTE (befriedigend)

LOVE DEATH + ROBOTS (SEASON 2)


 
Netflix lässt wieder die Roboter und Rendermaschinen los, diesmal allerdings verkürzt, da nur acht Episoden umfassend. Immerhin ist eine dritte Staffel bereits sicher für 2022 eingetütet. Die erste Staffel hatte mir bekanntlich sehr gut gefallen und auch die neue Ausgabe ließ mir angesichts der stellenweise an Fotorealismus angenäherten Optik den Mund offenstehen. Die Höchstwertung für eine Folge war diesmal allerdings nicht drin, aber einige der Kurzfilme schafften es, trotz einer Laufzeit von unter 15 Minuten eine runde Geschichte gepaart mit Emotion, Action und beeindruckendem CGI zu erzählen. 

Hier meine Bewertungen im Einzelnen:

Automated Customer Service: einfach lustig und mit eigenem Stil bei den Figuren 5,5 Punkte (sehr gut)

Ice: Stil abseits Renderoptik, tolle Bilder, aber keine Geschichte 4,5 Punkte (befriedigend)

Pop Squad: emotionale Bombe 5,5 Punkte (sehr gut)

Snow In The Desert: CGI-Hammer 5,5 Punkte (sehr gut)

The Tall Grass: wieder anderer Stil, ein für die Serie unbeackertes Feld in Sachen Setting 5,0 Punkte (gut)

All Through The House: der etwas andere Weihnachtsfilm 5,0 Punkte (gut)

Life Hutch: CGI-Hammer zum Zweiten 5,5 Punkte (sehr gut)

The Drowned Giant: frischer Ansatz für eine Geschichte, führt aber nirgendwohin 4,5 Punkte (befriedigend)

GESAMTWERTUNG: 5,32 PUNKTE (gut)
 

THE GOLDBERGS (SEASON 8)


 
Die Goldbergs haben dieses Jahr den Verlust von Großvater Albert „Pops“ Solomon zu beklagen. Der Tod von George Segal ist auch mir ziemlich nahe gegangen, denn ich werde diesen wunderbaren Schauspieler vermissen. In der Serie ist der von ihm gespielte Charakter weiterhin am Leben, da wird man sich in der neuen Staffel mit Sicherheit auf einen tief emotionalen Auftakt gefasst machen müssen.  

Die Show selbst hat mich erneut beeindruckt; für eine Serie in der mittlerweilen achten Season liefert die scheinbar ewig in den 80ern feststeckende Familie erfreulich hohe Qualität ab. Gut 2/3 der Folgen verdienten sich bei mir die 5,0 Punkte, immerhin drei Mal reichte es gar für eine Stufe höher. Nach unten ging es tiefstens ins „Befriedigend“ und nie darunter. Auch wenn die großen Themen der Eighties eigentlich schon lange ausgegangen sind, schafft es die Show durch ihre liebenswerten und spaßigen Charaktere und deren Beziehungen untereinander immer wieder guten Comedy-Stoff abzuliefern. Da ist es in der Tat aller Ehren wert, wenn man es in der Gesamtwertung schafft, erneut über die 5,0-Punktemarke zu springen.

GESAMTWERTUNG: 5,08 Punkte (gut)

THE SIMPSONS (SEASON 32)


 
Wie gewohnt landete der Großteil der Simpsons-Folgen zwischen 4,5 Punkten (befriedigend) und 4,0 Punkten (durchschnittlich). Eigentlich zu wenig für meine Ansprüche, aber ich gucke das aus Tradition weiter. Tiefer ging es wertungsmäßig in diesem Jahr immerhin nicht, die Ausreißer nach oben führe ich als Service wieder namentlich an:

S32E02 I, Carumbus 5,0 Punkte (gut)
S32E08 The Road to Cincinnati 5,0 Punkte (gut)
S32E18 Burger Kings 5,0 Punkte (gut)

GESAMTWERTUNG: 4,41 Punkte (durchschnittlich)


MADE FOR LOVE (SEASON 1)


 
Sie sind so ein zauberhaftes Paar, Byron (Billy Magnussen, Get Shorty) und Hazel (Cristin Milioti, How I Met Your Mother). Er ein Tech-Milliärdar (mit Nachnamen Gogol, hint hint), sie seine große Liebe. Er hält sie in seinem Luxusanwesen gefangen, lässt ihre Orgasmen bewerten und implantiert ihr die neuste Erfindung seines Konzerns – einen Chip, mit dessen Hilfe man sich mit dem Gehirn seiner Angetrauten vereinen und so auf ewig gemeinsam die Liebe erfahren kann. Sie findet’s nicht so toll und flieht zu ihrem Vater (Ray Romano, Everybody Loves Raymond), der wiederum seine Partnerin fürs Leben in einer Sexpuppe gefunden hat und daher nicht mehr das ganz große soziale Ansehen genießt.

Klingt rundum bescheuert, oder? Allein der Plot um den „Made for Love“-Chip, der einen im Hirn des anderen herumspuken lässt, ist dermaßen blöde und doof, dass man daraus doch eine beißende Satire auf IT-Giganten-CEOs oder eine komplett überdrehten Komödie stricken muss. Die Serie tut aber weder das eine noch das andere. Das Einzige, was ich aus den insgesamt acht Folgen mitnehmen konnte, war das Erlebnis, den von mir hochgeschätzten Ray Romano in seiner mit Abstand schlechtesten und unwitzigsten Rolle gesehen zu haben. Hoffentlich hat man ihm wenigstens ordentlich Kohle dafür überwiesen.

Die Verschrobenheit, Beziehungsunfähigkeit und soziale Unbeholfenheit des Byron Gogol sind ab und an für einen Kopfschüttler gut, insgesamt ist das allerdings viel zu wenig, um mich durchgängig zu unterhalten. Schade, da hätte man wirklich mehr draus machen können.

GESAMTWERTUNG: 4,25 PUNKTE (durchschnittlich)


HOME ECONOMICS (SEASON 1)



Drei Geschwister, drei verschiedene Einkommensstufen, aber ein familiärer Zusammenhalt. Während Tom (Topher Grace, That 70s Show) als einst erfolgreichem Autor aktuell wenig aus der Schreibfeder fließt, schwimmt Connor (Jimmy Tatro, Modern Family) als Investor geradezu im Geld und Sarah (Caitlin McGee, Mythic Quest: Raven’s Banquet), schließlich kommt, frisch in die Arbeitslosigkeit entlassen, finanziell kaum über die Runden. 

Mal in die Runde gefragt: Wer hätte nochmal Lust auf Topher Grace in seiner Rolle in „That 70s Show“, diesmal halt als Erwachsener, aber wie damals sympathisch verpeilt, auf der sozialen Leiter ungelenk herumkraxelnd und wegen seiner Außenseiterart liebenswert? Hey, ich auch! Deshalb habe ich mir „Home Economics“ auf den Guckzettel gesetzt.   
Ich mochte dabei nicht nur Topher, sondern auch den Rest des Castes. Es machte Spaß, den Geschwistern beim Herumstreiten, Zusammenfinden und Überwinden von Hindernissen zuzuschauen. Die Drehbücher sind jetzt noch nicht das große Comedy-Gold, aber ich bin doch sehr froh, dass die gerade mal sieben Episoden umfassende erste Season eine Fortsetzung bekommen wird. Letzten Endes zückte ich vier Mal befriedigend und drei Mal gut, was angesichts der derzeit grassierenden TV-Comedy-Dürre durchaus respektabel ist. 

GESAMTWERTUNG: 4,71 Punkte (befriedigend)

UNITED STATES OF AL (SEASON 1)


 
Der afghanische Übersetzer Al (Adhir Kalyan, Rules of Engagement) kehrt mit dem US-Marine Riley (Parker Young, Enlisted) zurück in dessen Heimat Ohio, um fortan ein ziviles, friedliches Leben zu führen. Selbstverständlich prallen dabei die Kulturen aufeinander, was u.a. Rileys Vater Art (Dean Norris, Breaking Bad) erfahren muss.

Wird in den USA als „erste Sitcom mit einem muslimischen Hauptdarsteller“ beworben. Das „Clash of the Cultures“-Thema hat Adhir Kalyan allerdings bereits 2007 in der Serie „Aliens in America“ als junger, pakistanischer Austauschstudent Raja beackert. Die mir im Vergleich zu „United States of Al“ dann doch besser gefallen hat. Bei beiden Serien befürchtete ich, dass aus den Geschichten bald die Luft raus sein würde. Im Falle von Raja installierte man damals Scott Patterson (den Luke aus den Gilmore Girls) und brachte eine ordentliche, wenn auch einzige Season zu Ende. 

Hier allerdings müht man sich weiter um die nächste Abwandlung des „Der Afghane ehrt seine Eltern, das findet der Ami-Papa toll“-Gags und kommt nicht wirklich voran. So sehr ich Kalyan mag, auf Dauer wird man mich damit nicht vor den Bildschirm bringen. Zumal das Ganze eine Chuck Lorre-Produktion ist und wir alle wissen, dass diese qualitätsmäßig mit jeder Staffel teilweise erschreckend drastisch abnehmen. 

WERTUNGSTENDENZ: 4,0 – 4,5 Punkte (durchschnittlich – befriedigend)

THE HANDMAID’S TALE (SEASON 4)


 
Quälend lange acht Monate nicht mehr das Gesicht von Elisabeth Moss in Nahaufnahme gesehen. Das geht an die Substanz. Aber nun ist ja endlich die neue Staffel von „The Handmaid’s Tale“ am Start. 
Nach sechs gesehenen Folgen läuft das stabil, wenn auch klar nicht mehr so spannend wie noch in den ersten Staffeln. Klar, wir warten alle darauf, dass June mal ordentlich dem erzreligiösen Regime in die versammelten Ärsche tritt. Stattdessen dreht sich die Geschichte im Kreis und unsere Protagonistin entkommt immer wieder den Fängen ihrer Häscher, dass es nicht mehr wirklich Sinn ergibt. Wenn ich mir so anschaue, wie etwa reale Diktatoren in unserer Zeit mit unliebsamen Personen umgehen – ich hege Zweifel, dass der belarussische Blogger nur darauf trainiert wird, fortan positiv über den Staatspräsidenten zu schreiben.

Immerhin begeht die Show in der sechsten Folge nicht den dicken Fehler, den ich befürchtet habe, sondern eröffnet ein neues Kapitel für unsere Magd, was durchaus neue Spannung in die Handlung bringen könnte. 

WERTUNGSTENDENZ: 5 Punkte (gut)

Noch ganz kurz der Blick auf zwei von mir gesichtete und abgesetzte Serien:

BIG SHOT (SEASON 1)



Über die Stränge schlagender Basketball-Coach muss zur Wiederherstellung seines Rufes ein Mädchenbasketball-Team trainieren und als Lehrer aushelfen. 
Der ewige John Stamos (Full House) als widerwilliger Trainer plus David E. Kelley (Ally McBeal) und Brad Garrett (Everybody Loves Raymond) an den Drehbüchern? Könnte lustig werden. 
Wurde es aber nicht. Zumindest nicht in der Pilotfolge, die ich gesehen habe und die mich nicht dazu brachte, dranzubleiben.

WERTUNG: 4,0 Punkte (durchschnittlich)
Sichtung eingestellt

THE MIGHTY DUCKS – GAME CHANGERS (SEASON 1) 



Bei der Serienbearbeitung der Mighty Ducks-Filme aus den 90ern mit Emilio Estevez blieb ich deutlich länger dran. Alleine, um Lauren Graham (Gilmore Girls) und eben Estevez beim Schauspielern zuzusehen. Und wer die Filme abgefeiert hat, darf sich auf ein Wiedersehen mit einem Teil der Darstellerriege freuen.

Das ist insgesamt eine nette, harmlose Comedy für die ganze Familie, allerdings wirklich schmerzlich arg vorhersehbar und dann halt doch zu sehr auf Kids als Zielgruppe getrimmt. Wobei ich das Kinderdarstellerensemble jetzt durchaus okay fand, aber Mädchen im TikTok-Aufnahmemodus und Jungs beim Videogaming zuzusehen… nee, dafür bin dann doch zu alt. Aber nicht mal mein Hass auf den schmierigen Jungtrainer der Mighty Ducks mit der Vokuhila-Frisur vermochte mich zu überzeugen, die Show bis zum Ende der Staffel zu verfolgen. 

WERTUNGSTENDENZ: 4,0 – 4,5 Punkte (durchschnittlich – befriedigend)
Sichtung eingestellt


122 (August 2019)

30 Aug

Wieder kommt der Seriencheck, wieder ist es heiß. Bei Hitze, so habe ich das Gefühl, bin ich kritischer, was die Bewertungen der von mir gesehenen Shows angeht. Oder einige der TV-Serien, die ich gerade gesehen habe, stecken in der „more of the same“-Phase. Ihr werdet es lesen.

P.S.
Besonders stolz bin ich auf die deutschlandweit wohl schlechteste Bewertung des derzeitigen Fanlieblings „The Boys“.

AMERICAN GODS (SEASON 2)

american-gods-season-2

Bei Odin, das war jetzt nicht so prall mit der zweiten Staffel. Die Folgen der Vorgängerin hatte ich noch, wie die Kidz heute sagen, übelst abgefeiert. Und der Auftakt zu den neuen Abenteuern von Shadow Moon und Mr. Wednesday gefiel mir auch gleich wieder sehr gut. Der Kampf der alten gegen die neuen Götter stand bevor, das erste Scharmützel traf auch direkt meinen Wohlgefallensehnerv.

Fortan jedoch dümpelte es eher so dahin. Odin sucht seine Waffe, viele bedeutungsschwangere Monologe und Dialoge, keine Gillian Anderson mehr, inszenatorisch hübsch, aber kein Wumms in der Story. Ausnahme: der Handlungsstrang um Odins Sohn, der mich einigermaßen zu packen vermochte. Leider halt nur für eine Folge. Der Wechsel hinter den Kulissen (die beiden kreativen Köpfe Bryan Fuller und Michael Green sprangen ab) war leider insgesamt deutlich spürbar. Zum Ende rafft man sich leidlich motiviert auf, eine der Hauptfiguren über den Jordan gehen zu lassen. Die Wertung wäre wohl noch tiefer gesunken, hätte die Show mehr als 8 Episoden gehabt. So liest sie sich nicht ganz so schlimm.

GESAMTWERTUNG: 4,80 Punkte (befriedigend)

DARK (SEASON 1+2)

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Winden, irgendwo in Deutschland. Eine Kreuzung, eine Höhle im Wald mit angeschlossenem Sofa und ein Atomkraftwerk. Wir beobachten gutbürgerliche Familien mit seltsam altmodischer Hauseinrichtung. Nichts Besonderes also. Bis zwei Kinder verschwinden und ein Mysterium in Gang setzen, das sich immer wilder und wilder fortsetzt, um den Zuschauer in einen Strudel vortrefflichster Verwirrtheit zu werfen und durchzuschleudern.

Na, heute schon ein Schaubild gemalt? Nein? Dann aber hurtig wie ich DARK nachgeholt und die Stifte gespitzt, die seit der letzten Staffel von LOST ungenutzt in der damals wütend zugeschlagenen Schublade unberührt herumliegen. Serienfreund donvanone hatte mir die Show ans Herz gelegt und ich war zunächst skeptisch. Deutsche Mysteryserie. Mmh. Mal lieber vorsichtig reinschauen. Der Anfang erinnerte mich denn auch mehr an einen Tatort, bei dem die Autoren zuvor die alten VHS-Bänder mit „Outer Limits“ weggeraucht hatten und unbedingt mehr Teenager auf Fahrrädern zeigen wollten als „Stranger Things“.

Aber mit der fünften Folge der ersten Staffel machte es *klick* und seitdem schwebt die Show bei mir souverän auf der „gut“ bis „sehr gut“-Wertungsschiene. Es macht nämlich richtig Spaß, die ganzen Zeitverrenkungen nachzuverfolgen und Theorien zu spinnen, was da noch alles demnächst aus der Reihe laufen wird. Bei mir ging das soweit, dass ich zu Beginn jeder Szene erstmal die STOP-Taste drückte und mich orientieren musste, wo, wann und bei wem ich gerade gelandet bin. Zufriedenheit durchströmte mich, wenn dies gelang.

Die zweite Staffel dreht noch mehr an der Schrägheitsschraube, sodass ich mir relativ sicher bin, zu Beginn der finalen dritten Staffel wieder gar keinen Plan mehr zu haben. Weshalb das Schaubild (siehe oben) unabdingbar ist! Klar, bei einer Mysteryserie hängt letztlich viel davon ab, wie das Ganze aufgelöst wird. Das kann bei DARK wie damals bei LOST auch herzhaft in die Hose gehen, zumal man in der bis dato letzten Ausgabe den Zuschauern so richtig noch einen mitgegeben hat. Aber wie immer das Ganze sein Ende findet, der Weg bis dorthin hat mir viel Freude gemacht.

Noch ein rein subjektiver Nachtrag: die Musik fand ich abseits der 80er-Gassenhauer von Nena und Co. durch die Bank schrecklich, sei es der Introsong oder das obligatorische Lied innerhalb der Folge. Da blieb mir selbst der „Pleasure to Kill“-Track der Ruhrpott-Thrasher Kreator noch am angenehmsten im Ohr hängen.

GESAMTWERTUNG:  
Season 1: 5,25 Punkte (gut) 
Season 2: 5,35 Punkte (gut)

 
STRANGER THINGS (SEASON 3)

stranger things s3

Wenn ich hier auf meine Abschlusswertung sehe, bin ich selbst etwas verwundert. Denn eigentlich macht die dritte Staffel von „Stranger Things“ nichts falsch. Freunde der 80er werden wie gehabt mit Referenzen zugeballert. Die Kids tun das, was sie halt vorher schon gemacht haben. Eleven bringt den Mindtrick-Trick. Will Byers betatscht sich ängstlich hinten am Hals. Denn der Mindflayer ist eklig und böse drauf. Mindestens eine peinlich unvorteilhafte Frisur und/oder Beinbekleidung bleibt pro Szene obligatorisch. Dazu noch ein paar neue Nebenfiguren, der russische Arnold Schwarzenegger und hey, wie goldig ist es doch, als sie dieses eine Lied von Limahl singen. Davon habe ich noch die Single zuhause im Plattenschrank herumstehen. Hach! Toll!

Nein, das waren leider nicht meine Gedanken (obwohl das mit der Single stimmt, ich bin halt alt). Die gingen eher in die folgende Richtung: Kann es sein, dass ich dieselbe Geschichte zum dritten Mal erzählt bekomme? Meine aufrichtige Sympathie für die Darsteller hin oder her: Mir ist da insgesamt zu wenig Neues drin, die Gebrüder Duffer spielen die Nummer für meinen Geschmack einfach zu sicher runter. Und das Finale hat mich trotz des von der Spezialeffekte-Abteilung gut aufgefahrenen Monsterkampfes doch eher kalt gelassen. Weil man wirklich noch die uralte „Huch, eine Hauptfigur ist tot! (Oder doch nicht?)“-Fährte auslegen musste.

Deshalb landet diese Ausgabe von „Stranger Things“ nur im befriedigend. Nächstes Mal gerne etwas frischer und kein weitere Aufguss mehr, wenn es geht.

GESAMTWERTUNG: 4,69 Punkte (befriedigend)

THE BOYS (SEASON 1)

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In einer Welt, in der Superhelden real sind. Von ihren Fans angebetet werden. Die sozialen Plattformen beherrschen. Für einen undurchsichtigen, raffgierigen Großkonzern arbeiten. Und dabei größtenteils eingebildete, arrogante, korrupte, drogenabhängige Spackos sind…

..würde ich schon mal gar nicht leben wollen und hätte mir mein Häuschen im nördlichen Finnland gebaut, um von denen bloß nichts mitzubekommen. Beziehungsweise drumherum Fallen ausgelegt, in denen sich Homelander und Co. bei ihrer Dreipunktlandung den Hintern aufreißen.

Ja, ich habe eine Superheldenserie geschaut. Ich dachte mir, okay, wenn mal der Status als übermenschliches, edeles und gutes Wesen dekonstruiert wird, ist das vielleicht auch was für mich. War es dann eher doch nicht.

Obwohl durchaus Ansätze vorhanden waren. Die Ekelmomente hauen rein; wenn es Fleischsuppe gibt, steppt der Gorebauer auf dem Gekrösefeld und freut sich seines Daseins. Was die Story anbelangt, war mein Interesse vorhanden, was sich da entwickelt. Simon Pegg spielt mit. Bei der Delfinrettungsszene habe ich gelacht, weil sie einfach herrlich drüber war. Und die Superheldennummer im Flugzeug hat auch ihre Wirkung nicht verfehlt.

Demgegenüber standen aber reichlich und immer wieder peinlich platte Momente, die mich den Kopf schütteln ließen. Schon die arg auf cool getrimmten Dialoge von Mr. Butcher bereiteten mir beinahe körperliche Schmerzen. Da hatte man wohl eine Mischung aus Dave Chappelle und Jim Jefferies anvisiert, um am Ende dem wackeren Karl Urban Zeilen in den Mund zu legen, über die eher 12-jährige Vollblutfans von „The Fast and the Furious“ ab-hohoho-en („Security is as tight as a choirboy’s arsehole“).

Weitere Momente des Schamschmerzes: Die „Mir ist mein Gemächt beim Sex mit einem Superhelden abgefroren“-Betroffenheitsstory. Die Kiemen von The Deep. Der Mamakomplex von Homelander. Das pompös aufgepumpte Wettrennen zwischen A-Train und seiner Nemesis. Das Strahlen-Baby, oh Gott, das Strahlenbaby. Die Konvention der Ultrafrommen, bei der ich nur auf MC Mike Pence gewartet habe, der „U Can’t Touch This“ von MC Hammer als Anti-Selbstbefriedigungs-Ballade performt. Ich könnte noch mehr aufzählen.

Aus diesen Gründen waren kaum mehr als 4 bis 4,5 Punkte pro Folge drin. Denn wo gute Momente auftauchten, wurden sie direkt wieder mit dem Vorschlaghammer plattgebügelt. Fazit: Ich kann nicht mit Superhelden. Selbst wenn sie Assis sind.

GESAMTWERTUNG: 4,37 Punkte (durchschnittlich) 

 
THE HANDMAID’S TALE (SEASON 3)

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Die neueste Ausgabe von „Der Report der Magd“, wie der deutsche Titel des zugrundeliegenden Buchs von Margaret Atwood lautet, hat mich lange auch nicht so recht packen können. Nach vielversprechendem Einstieg wollte ich jetzt mal langsam zünftige Arschtritt-Action gegen das patriarchisch-ultrareligiöse Gilead-Gesindel sehen.

Stattdessen die gewohnten Kamerafahrten aus der Adlerperspektive, die die roten Kleider und weißen Hauben einfangen. Nahaufnahmen des Gesichts unserer Protagonistin, die mal wieder mit der Gesamtsituation eher unzufrieden ist. Und am Ende unwirsch etwas Entschlossenes Richtung Zuschauer knurrt. Weiterhin alles schlimm im Gottesstaat, schon klar. Aber selbst die für dieses Jahr komponierten Schockbilder zogen bei mir nicht mehr so richtig (Stichwort: unpraktische Mundverkerkerung), sogar Aunt Lydia kickte mir nicht mehr automatisch die Schauergänsehaut an. Kurzum: Die Story kam mir nicht so recht in die Puschen bzw. die klobigen Magdschuhe.

Immerhin: Im letzten Drittel dreht die Show auf, lässt June aka Miss Moss eine unmoralische Entscheidung treffen, bringt Bewegung in die Bewegung und liefert ein etwas Erleichterung bringendes Ende der Season ab. Weshalb sich „The Handmaid’s Tale“ nochmal knapp eine gute Bewertung verdient. Nächstes Mal muss es aber krachen!

GESAMTWERTUNG: 5,07 Punkte (gut)

Als Rausschmeißer noch die Comedy-Serien, die ich eigentlich schon letztes Mal hätte unterbringen können:

Brooklyn Nine-Nine Season 6 / 5,29 Punkte (gut)
Hatte seine Tiefen wie die unnötige Kurzrückkehr von Gina Linetti oder „He Said, She Said“. Andererseits kriegt nur diese Show herrlichen, höchstwertungswürdigen Blödsinn wie „Cinco de Mayo“ hin.

Life In Pieces Season 4 / 4,65 Punkte (befriedigend)
Konnte zur finalen Staffel erneut nicht an die ganz großen Zeiten der ersten Season anknüpfen. Starker Auftakt, durchschnittliches Finale. Trotz Deutschland-Bezug.

Man With A Plan Season 3 / 4,90 Punkte (befriedigend +)
Weiterhin mein Liebling in der Kategorie „Klassische Familiencomedy, die keiner guckt“.

Modern Family Season 10 / 4,88 Punkte (befriedigend)
Solide in der dann doch nicht letzten Staffel. Hier und da war es mir wieder die 5,5 Punkte wert. Aber es gab auch genauso viele 4,0-und-nicht-mehr-Folgen.

The Goldbergs Season 6 / 5,06 Punkte (gut) 
Erneut die 5-Punkte-Hürde genommen und das im sechsten Jahr und einigen für Europäer eher unbekannten 80s-Referenzen (Wer kriegt sofort die Story von „Sixteen Candles“ zusammen?). Respekt! Wer allerdings schon am Titel erkennbaren großen Episoden wie „8-Bit Goldbergs“, „The Beverly Goldberg Cookbook“, „Our Perfect Strangers“ oder „This is This is Spinal Tap“ im Portfolio hat, kriegt das hin.

Young Sheldon Season 2 / 4,37 Punkte (durchschnittlich)
Guck ich weiterhin, obwohl es mir wertungsmäßig so viel Spaß macht wie „The Boys“. Ab und an springt aber auch mal ein Fünfer als Wertung raus. 

117 (September 2018)

12 Sept

Die traurige Erkenntnis der letzten Monate gleich vorneweg: Zu meinem Mantra „Ich kann nicht alles gucken!“ ist nun leider mittlerweile die Steigerungsform „Ich kann nicht mal mehr alles gucken, was mich interessiert!!“ hinzugekommen.

Aktuell habe ich gleich mehrere Serien, bei denen ich eine komplette Staffel hinterherhänge (Westworld S2, The Americans S6, A Series Of Unforunate Events S2), dazu pumpen Netflix und Co. gerne mal volles Rohr neuen Stoff raus (Atypical S2, Ozark S2). Get Shorty S2 und The Deuce S2 sind frisch gestartet, Shameless S9 werde ich bei meinem jährlichen Weihnachtsguck-Rhythmus wohl erst Ende 2020 sehen. Puh. Wahrscheinlich darf ich für die bald anstehenden Jahresrankings etliche Nachträge schreiben.

Hier aber nun die Shows, die ich verfolgen konnte:

THE HANDMAID’S TALE (SEASON 2)

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Wem die erste Season schon zu düster und deprimierend war, dem darf ich hoffnungslos entgegenheulen, dass „stimmungsaufhellend“ weiterhin ein Fremdwort für „The Handmaid’s Tale“ ist. Immerhin hatte mich die Show mit der starken Auftaktepisode direkt wieder am Schlafittchen. Miss Moss leistet in ihrer Rolle als Offred in der Kategorie „mütterliche Einzelleistung“ Beachtliches, Alexis Bledel trägt einen Gesichtsausdruck auf, der dem meinigen entspricht, wenn ich auf meine Kontoauszüge schaue, Männer in Machtpositionen über Frauen sind kolossale Arschlöcher und Staatsreligion aber sowas von großer Kappes.

Allerdings hatte diese zweite Staffel für mich dann doch nicht mehr den Schockwert beziehungsweise die ganz bösen Schläge in die Nierengegend. Ja, selbst die Auftritte der großartigen Ann Dowd als Aunt Lydia ließen mir nicht mehr die Hände zittern. Wer allerdings Kinder hat, dürfte bei manchen Szenen heftig schlucken, denn die Mutter-Kind-Beziehung wird hier dramatisch auf unwohlgefühlige Varianten abgeklopft.

Das Finale bot einiges an Diskussionsbedarf: Die Entscheidung der Protagonistin konnte ich nicht vollständig nachvollziehen und ich denke, da war ich nicht der Einzige. Insgesamt bleibt „The Handmaid’s Tale“ weiterhin eine packende Dystopie-Serie, die uns vielleicht irgendwann in der nächsten Staffel eine Wendung schenkt, die einen als Zuschauer mal erleichtert aufatmen lässt.

GESAMTWERTUNG: 5,32 Punkte (gut)

TRIAL & ERROR (SEASON 2)

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Der zweite Fall des Strafverteidigers Josh Segal und seiner kompetenzfreien Ermittlerriege spielt erneut im beschaulichen Städtchen East Peck. Diesmal muss der geplagte Jurist die höchstbeliebte Millionärin Lavinia Peck-Foster (Kristin Chenoweth, Pushing Daisies) gegen eine Mordanklage verteidigen. Ehrensache, dass dabei verdammt viel schief läuft.

Ich mochte die erste Staffel von „Trial & Error“, nicht nur wegen der liebenswerten Charaktere und ihren herrlich doofen Schrullen. Der von John Lithgow (3rd Rock from the Sun) gespielte tüdelige Professor als Beschuldigter war allerdings ohne Zweifel ein Highlight. Würde ohne ihn die Show qualitätsmäßig nachlassen?

Unbestreitbar nein, euer Ehren. Das ist weiterhin eine wunderbar bescheuerte Serie, die konsequent ihre einmal etablierten Gags weiterspinnt und dabei erfrischend lustig daherkommt. Die zahlreichen Wendungen des Falls sind so dermaßen bekloppt, dass es eine wahre Freude ist, von den Figuren kann man eigentlich niemanden ernst nehmen und wer an dem Ganzen nicht seinen Spaß hat, ist wahrscheinlich Prädikatsjurist oder immun gegen Humor jenseits billiger Pipi-Kacka-Pimmelwitze.

GESAMTWERUNG: 5,15 Punkte (gut)

PREACHER (SEASON 3)

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Nachdem „Ash vs Evil Dead“ nun Geschichte ist, bedarf es eines neuen Thronfolgers in der Kategorie „Abgedrehter Scheiß in einer TV-Serie“ und da nominiere ich die aktuelle Season von „Preacher“. Gott ist weiterhin nicht gewillt, seinen Platz im Himmel einzunehmen. Unser Lieblingsgeistlicher Jesse Custer kehrt in seine Vergangenheit zu seiner bluttransfusionsfreudigen und seelenessenden Oma samt Hillbilly-Gefolge zurück. Der Teufel, eine Hinterzimmer-Vampirtruppe, degenerierte Jesus-Klone, Hitler sowie ein gewisser Herr Starr, Chef und geheiligter Henker des Gral-Ordens spielen in der Geschichte eine wichtige Rolle. Ach ja, Arseface ist auch wieder mit von der Partie.

Diese zauberhafte Zusammenfassung lässt erahnen, dass hier kein ernstzunehmendes Drama aufgeführt wird. Stattdessen wird rausgeballert, was an kaputten Schrägheiten und seltsamen Charakteren in der Kanone steckt. Anders als noch in der zweiten Staffel, die einiges an Leerlauf in New Orleans aufwies, wird diesmal durchgehend drüber abgeliefert. Das Ergebnis war für mich jede Woche ein hübsches Potpourri an krass umgesetzten Ideen aus sehr wahrscheinlich gut benebelten Autorenhirnen, jedes davon bemüht, die Vorschläge der anderen zu überbieten. Ich kann da meinen Spaß draus ziehen, andere rümpfen möglicherweise pikiert die Nase. Für mich die bisher beste Ausgabe der Show, weil so sehr neben der Spur, dass es eine Freude ist.

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)

WHO IS AMERICA? (SEASON 1)

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Sacha Baron Cohen schlüpft in mehrere Rollen, um die Spaltung der amerikanischen Bevölkerung in punkto Politik, Kultur und Lebensweise sichtbar zu machen. Oder treffender gesagt: Er versucht, die tumbesten Exemplare aus diesen Kategorien bloßzustellen und zu verarschen. Dabei tritt Cohen als rechtsextremer Verschwörungstheoretiker, ultraliberaler Dozent in Geschlechterfragen, ex-Strafgefangener, italienischer Fotograf und finnischer Internetstar auf.

Mein absoluter Liebling und aus der Truppe hervorstechend ist jedoch Erran Morad, ein ehemaliger israelischer Antiterror-Experte (nicht im Dienst des Mossad!), dessen Segmente teilweise zum Schreien komisch sind. Hier entlarven sich die hohlbirnigsten der rechtsaußenorientierten, waffengeilen Gesellen mit ihrem limitierten Horizont so dermaßen schön selbst, dass man aus dem Kopfschütteln und Lachen nicht mehr herauskommt.

Der Rest? Teilweise nur unter schwersten Fremdschamschmerzen zu ertragen – vor allem den Dozenten und den ex-Knasti konnte ich nur mit Pausen gucken. Andererseits ist manche der Vorführstudien zu plump, zu gewollt, zu sehr auf Eskalation gebürstet. Meine Wertung habe ich deshalb zweigeteilt:

Segmente mit Erran Morad: 5,0 – 5,5 Punkte (gut – sehr gut) 

Sonstige Segmente: 4,0 – 4,5 Punkte (durchschnittlich – befriedigend)

DISENCHANTMENT (SEASON 1)

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Eine trink- und rauffreudige Prinzessin, ein Dämon und ein Elf erleben märchenhafte Abenteuer der etwas anderen Art. Neue Animationsserie für Netflix vom Schöpfer der Simpsons und Futurama, Matt Groening.

Ist das besser als die Simpsons? Besser als Futurama? Wenigstens die beste Märchenserie?

Der Reihe nach. Von den Figuren habe ich direkt Prinzessin „Bean“ Tiabeanie, den ruppigen alten König Zog und den Hofzauberer Sorcerio ins Herz geschlossen. Dämon Luci und Elf Elfo (da ist wirklich viel Kreativtät in die Namensgebung gesteckt worden) taten sich da etwas schwerer. In den insgesamt 10 Episoden sind ein paar Ausgaben reingerutscht, die eher Füllmaterial sind – ganz wie man es von einer Simpsons-Staffel kennt. Ansonsten hielt sich das Ganze aber auf einem anständigen bis guten Niveau. In der neunten Episode schafft Groening sogar gegen Ende einen kleinen magischen Moment, bei dem es sich auszahlt, dass hier eine durchgehende Geschichte erzählt wird. Das alles rechtfertigt insgesamt eine knapp gute Gesamtwertung.

Um zu den Eingangsfragen zurückzukommen:

– Disenchantment ist besser als die letzten 10 Staffeln der Simpsons

– An Futurama kommt so schnell nichts ran

– Die beste Märchenserie ist und bleibt das chronisch unterschätzte Comedy-Musical Galavant (*singt wieder das Galavant-Thema und tritt ab*)

GESAMTWERTUNG: 4,95 Punkte (gut -)

ARRESTED DEVELOPMENT (SEASON 5 EPISODES 01-08)

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So. Bisher war das ja wieder eine schöne, lauschige Runde in dieser kleinen Serien-Besprechungsbutze von Onkel Ini. Alles gut, alles fein. Nun aber wird’s traurig und trübe, vor allem für gestandene Fans von Arrested Development. Und da zähle ich mich dazu.

Vorab ein Blick zurück: S1-3 sind Kult. Punkt. Die vierte Staffel aus dem Jahre 2013 litt darunter, dass sich die Folgen nur auf einzelne Charaktere bezogen, die höchst amüsant kaputte Familie Bluth war selten mal in einem Raum zu sehen, da die Schauspieler terminlich nicht zusammengezogen werden konnten. Dennoch hatte ich meinen Spaß und ja, wahrscheinlich habe ich die Season überbewertet, aber wenn, geschah es aus Wiedersehensfreude und wegen diverser wirklich gelungener Gags bzw. weitergesponnenen Dummheiten von Gob, Buster, Michael, George Michael und Barry. Andere Charaktere fielen demgegenüber ab, aber das war verschmerzbar. Netflix hat vor ein paar Monaten diese Staffel neu zusammengeschnitten, begutachten konnte ich das Ergebnis allerdings noch nicht.

Weil eben die ersten 8 Episoden der 5. Staffel herauskamen und – man kann es nicht verhehlen – absolut enttäuschend sind. Ich erkannte die Figuren und Schauspieler wieder, aber die Folgen rauschten an mir vorbei, ohne dass ich einmal hätte von Herzen auflachen können. Keine neuen Gags, die man stolz in den Vitrinenschrank im Kopf stellen darf, die in den eigenen Sprachgebrauch wandern und die Show in aller Munde halten. Zu Beginn zog ich noch die 4,5-Wertung, allerdings mehr aus Respekt vor dem Ruf der Serie als aus echter Belustigung, die Geschichten entpuppten sich aber in der Folge als so öde, dass der Wechsel zur Notenstufe darunter unabdinglich wurde.

Ich kann mich nicht mal mehr an Details erinnern, so wenig blieb von dem Gesehenen hängen. Mit der Bewertung war ich letztlich noch gutmütig, man hätte auch locker unterhalb der 4,0 landen können. Das traurige Fazit: Die ersten Episoden der fünften Staffel von Arrested Development schaffen tatsächlich das, was schon Star Wars VIII für die Sternenkrieg-Saga gelang: Ich will eigentlich gar nicht mehr wissen, wie es weitergeht.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 8 EPISODEN: 4,31 Punkte (durchschnittlich)

Demnächst:

BETTER CALL SAUL (SEASON 4)

CASTLE ROCK (SEASON 1)

ATYPICAL (SEASON 2)

109 (Juli 2017)

14 Jul

Das große Drama dramatisch zusammengefasst:
Es gibt sehr viele gute Drama-Serien. Aber weiterhin keinen zusätzlichen, wöchentlichen Drama-Serien-Guck-Tag. Ein Umstand, den ich hiermit anprangern möchte. Anpranger! ANPRANGER!

THE LEFTOVERS (SEASON 3)

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Aus, vorbei, alle aussteigen, die bizarre Gefühlsachterbahn „The Leftovers“ ist an der Endstation angelangt. Acht Runden ging es diesmal nur, aber dafür haben Damon Lindelof und Tom Perrotta alle Schleusen der gepflegten Seltsamkeit geöffnet. Ohne Rücksicht auf Verluste beim Zuschauer. Wer die ersten beiden Staffeln toll fand, wird auch diese hier lieben. Es gibt schräge Neuigkeiten zu Jesus, Gott und dem amerikanischen Präsidenten (ja, letzteres ist tatsächlich möglich), ich werde nie wieder „Perfect Strangers“ (hierzulande: „Ein Grieche erobert Chicago“) mit den gleichen Augen ansehen können wie zuvor und sollte mir jemand anbieten, mich nackig in eine Departure Machine zu setzen, die mich in eine andere Welt schleudert (oder auch nicht), fahre ich vorher nach Australien und studiere mit den Eingeborenen ein paar Anti-Regentänze ein.

Kurz gesagt: Ich hatte wieder meinen Spaß, genügend „Ach komm, ich glaub’s ja nicht“-Momente und ein paar Tränenaufblitzler im Auge. Doch zur Frage, die alle und eigentlich niemanden interessiert: Hat das Ding einen würdigen Schluss oder lässt Lindelof einen LOST los? Ich fand die abschließende Episode gut, nicht überragend, sie konzentrierte sich für meinen Geschmack zu sehr auf romantisches Liebesgeflirre. In jedem Fall aber weder ein Fall von „Jetzt kippt’s vor lauter Schrägheit um“ noch „Hat mir die letzten 27 Episoden versaut“. Große Antworten sollte man allerdings keine erwarten und besser auch nicht danach suchen, aber das war schon im Vorfeld klar. Hier ist eben der Weg das Ziel der Reise und das Fazit kann demnach nur lauten: „Man. What. A. Fucking. Trip“.

GESAMTWERTUNG: 5,56 PUNKTE (sehr gut)

BETTER CALL SAUL (SEASON 3) 

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„Better Call Saul“ profitiert in seiner dritten Staffel immens von den bekannten Figuren aus der Mutterserie „Breaking Bad“. Ich teile die Show mittlerweile gerne in den Gangster- und den Anwalt-Storybogen auf.  Und was vorher schon galt, gilt nun umso mehr. Gangster olé, Anwalt gern mal meh. Gus Frings und Hector Salamanca hieven zusammen mit dem eh über alle Zweifel erhabenen Mike Ehrmantraut das Niveau auf allerbeste Unterhaltung, während Jimmy, Kim und Chuck zwar ohne Zweifel ihre Momente haben (in dieser Staffel etwa die Verhandlung und das Finale), aber eben gerne auch Bremsklötze in der Geschichte  auslegen. Das kann man als toll gespielte, ruhige Momente zum Spannungsausgleich begreifen – mich hat es ab und an herausgerissen und die für diese Serie wegen ihrer überragenden Inszenierung schlechteste Wertung, das Befriedigend, zücken lassen. Insgesamt langt es dieses Jahr aber wieder deutlich für den Sprung ins „Gut“. Und so, wie sich der Anwalt-Storybogen mit dem Finale entwickelt hat, kann die Kurve weiter noch oben gehen.

GESAMTWERTUNG: 5,20  PUNKTE (gut)

THE HANDMAID’S TALE (SEASON 1)

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„The Handmaid’s Tale“ geht an die Nieren. Und sei es nur, weil man als
männlicher Zuschauer in der Runde von den weiblichen Zuschauern wegen
eines flapsigen Kommentars umgehend einen spitzen Ellenbogen in eben diesen
Körperbereich gerammt bekommt. Denn eine gesellschaftliche Dystopie, in der Frauen versklavt und unterdrückt werden, um in einer fundamentalistisch-religiösen Diktatur als Gebärmaschinen zu dienen, bietet eher wenig Raum für augenzwinkernde Sprüche. Deshalb streiche ich hier auch meinen beliebten „Hat mir sehr gut gefallen“-Wertungseinleitungssatz.

Die Show ist schauspielerisch großartig besetzt (neben Hauptdarstellerin Elisabeth Moss möchte ich erneut Ann Dowd extra hervorheben), emotional ergreifend bis schockierend, stimmig inszeniert. Hätte es in der Mitte der Staffel nicht zu viel Beziehungs-Hin-und Her gegeben, wäre die Geschichte der Magd noch deutlicher in den sehr guten Wertungsbereich geschossen. Besonders lobend erwähnen möchte ich die finale Episode, die mit mehreren überragend wirkungstreffsicheren Szenen aufwarten kann und sich so das Prädikat 6,0 redlich verdient hat. Statt eines „Weiter so!“ schließe ich lieber mit  

GESAMTWERTUNG: 5,55 Punkte (sehr gut)

FARGO (SEASON 3)

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Die bisher schwächste Staffel von „Fargo“.  
BUMM, jetzt es ist raus. 

Showrunner Noah Hawley ließ verkünden, dass er zur Zeit keine Ideen für eine weitere Staffel hat und ihm vielleicht auch keine mehr einfallen würden. In der Tat merkt man der dritten Season auch an, dass man eher auf bekannten Pfaden wandelt, statt ganz frischen Impulsen zu folgen.

Aber keine Angst, gute Unterhaltung wird weiterhin geboten. Dafür sorgt schon David Thewlis als Bösewicht V.M. Varga. Dessen kaputtes Grinsen und abschweifende philosophische Ausführungen allein haben mich jede Folge vorfreudig erwarten lassen. Dazu noch Ewan McGregor in einer Doppelrolle, Michael Stuhlbarg (leidensfähig), Mary Elizabeth Winstead (as sexy woman with a plan) und Carrie Coon (hartnäckig und resolut). Schauspielerisch gab es nichts zu mäkeln, den Cast sah ich hier sogar stärker noch als jenen im Vorjahr. Leider kommt die Story nach einem starken Aufgalopp eine Zeitlang gar nicht mehr aus den Puschen, da hilft auch eine angenehm spaßig-schräge Episode wie „The Law of Non-Contradiction“ kaum drüber hinweg. Dafür wird zum Finale hin wieder mal ordentlich aufgeräumt. Muss ich die tolle Inszenierung und musikalische Untermalung (Stichwort: Peter und der Wolf mit Billy Bob Thornton als Sprecher) extra nochmal erwähnen? 

GESAMTWERTUNG: 5,45 Punkte (gut)

SHERLOCK (SEASON 4)

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Mit ordentlicher Verspätung (die englische Fassung lief schon zu Beginn dieses Jahres) verkünde ich:

Willkommen zurück, Mr. Holmes und Mr. Watson!

Denn die beiden Ausgaben zuvor haben mich eher weniger in Verzückung geraten lassen. Zu sehr war die Show darauf bedacht, sich an sich selbst zu berauschen, immer wieder noch einen draufzusetzen, statt eine klare, stringente Geschichte zu erzählen. Die nun endlich am vorletzten Wochenende gesichteten drei Episoden machen es wieder besser und haben mich versöhnt zurückgelassen. Ordentlich Drama inklusive Ablebens einer Figur, Holmes am Drogenabgrund, überragende, frische Bösewichter (Toby Jones! Siân Brooke!!), stets verfolgbare Handlung, Spannung, aber eben auch leichte Momente – so wie die Musikauswahl der rüstigen Mrs. Hudson beim Staubsaugen oder Queens „I Want To Break Free“ beim großmäuligen Auftritt von Allzeitübeltäter Moriarty.

Zweimal 5,5 Punkte, einmal 5,0 Punkte. 221b Baker Street ist wieder angesagt.  

GESAMTWERTUNG: 5,43 Punkte (gut) 

AMERICAN GODS (SEASON 1) 

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Sollte es bei den Emmys/Golden Globes die Kategorie „Best disturbing mindfucks in a TV show“ noch nicht geben, man müsste sie spätestens für „American Gods“ erfinden. Was hier Bryan Fuller und Michael Green an Bildgewalt und bizarren Szenen dem Zuschauer durchs Auge an die Hirnrinde klatschen, sucht seinesgleichen. Und das von Anfang an, ohne jegliche Rücksicht auf Verständnislosigkeit und Fragezeichen zurückfunkende Synapsen. Mich hatte die Show bereits direkt mit den Wikingern im Pfeilhagel für sich eingenommen.

Manchem Zuschauer ging dieses konsequente Draufhalten mit dem WTF?-Maschinengewehr auf Dauer zu weit, zur Entwarnung sei aber gesagt: Zum Ende hin ergibt alles im Rahmen des Settings einigermaßen Sinn. Ich fand das Finale sogar im Gegensatz zu manchem Kritiker überragend gelungen und einen würdigen Abschluss des an Seltsamkeiten überreichen Road Trips von Shadow und Mr. Wednesday. Für die Prädikatswertung reicht es dann aber doch nicht, weil…

…ich den Protagonisten Shadow schauspielerisch unbefriedigend fand. Ricky Whittle, das muss man so hart sagen, wird von jeder Figur in der Serie an die Wand gespielt. Er ist halt dabei und nimmt manche irrsinnig erscheinende Wendung in seinem neuen Leben mit einem Schulterzucken hin. War mir zu wenig, blieb mir zu blass. Und ja, die Percussiongeilheit von Bryan Fuller kann einem auf Dauer dezent auf die Nerven fallen – ich bin in der Hinsicht durch die „Hannibal“-Schule gegangen und abgehärtet..

Fehlt noch was? Ian McShane ist eine der coolsten Säue auf dieser Erde. Aber da schreibe ich jetzt wirklich nichts Neues.

GESAMTWERTUNG: 5,68 PUNKTE (sehr gut)    

THE AMERICANS (SEASON 5)

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Bisher also viel Schönes und Hochwertiges im Dramabereich. Nur die Agentenfamilie Jennings und ihre aktuellen Abenteuer fallen leider ein wenig ab. Aktueller Einschub: Es hat mich sehr gefreut, dass Kerri Russell und Matthew Rhys in diesem Jahr jeweils eine Emmy-Nominierung erhalten haben. Absolut verdient für ihre Leistung bei „The Americans“. Einschub Ende. 

Staffel 5 wirkt eher wie eine lange Hinleitung auf das große Finale, das dann wohl in der abschließenden sechsten Season ansteht. Auf meinem Wertungszettel steht ein gelungener Einstieg mit einem dramatischen Bedrohungsszenario, das in den folgenden Episoden allerdings harmlos in sich verpufft. Überhaupt ist „draußen“ nicht so sonderlich viel los, das Drama spielt sich eher zuhause in den eigenen vier Wänden ab. Ausnahme: die hervorragende, weil aufwühlende Episode „Dyatkovo“, in der Elizabeth und Philipp einer angeblichen russischen Nazi-Kollaborateurin nachstellen. Folgen von dieser Intensität und nachhallenden Wirkung hätte ich mir mehr gewünscht. Stattdessen langweilte ich mich eher durch die russischen Untertitel, die Oleg Burov im heimatlichen Moskau in seinem neuen Job als Anti-Korruptions-Cop gemeinsam mit seiner Familie und Kollegen produzierte. Dass anders als in den bisherigen Staffeln diesmal kein emotionaler Tiefschlag als Rausschmeißer anstand, trieb die Wertung dann endgültig ins „Befriedigend“.

GESAMTWERTUNG: 4,82 PUNKTE (befriedigend)

VEEP (SEASON 6)

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Ende Drama. Nachschlag Comedy. Zwei Serien dürfen noch ihre Wertungen einreichen für die TV Saison 2016/17. Und „Veep“ haut in der Hinsicht wieder mächtig rein. Genauer gesagt: Mit dem bisher besten Schnitt seit ich die Show verfolge. Das muss man im sechsten Jahr und im kompetenzfreien Zeitalter des Donald J. Trump auch erst einmal hinkriegen.

Ist man erst mal angefixt von der Chaotentruppe um Mrs. Meyers gibt es kein Entrinnen. Niemand ist so von sich eingenommen wie Selina, keiner so devot wie Gary, keiner so spackig wie Jonah Ryan, keiner so schusselig wie Mike, keiner so zynisch und beleidigungskreativ wie Amy, Kent, Dan, Ben und der Rest der Bande. Fehlen eigentlich nur die extrem trockenen Bemerkungen von Sekretärin Sue, die aber leider nicht mehr mit von der Partie ist. „Best insults in a TV show“ könnte man übrigens auch mal als Kategorie einführen, fällt mir da ein. „Veep“ würde auf Jahre hinaus unschlagbar sein.

GESAMTWERTUNG: 5,70 PUNKTE (sehr gut)

SILICON VALLEY (SEASON 4)

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Die Wertung „sehr gut“ vergebe ich ja eher selten bei Comedy-Serien. Dafür muss man frisch sein, darf nicht einrosten, sich nicht auf den Gag-Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen. „Silicon Valley“ schafft das dieses Jahr erneut: Jian-Yangs Wurst-App, Big Heads Professur, Gavins Blut-Junge, der Patent-Troll, ein Wiedersehen mit Haley Joel Osment als Virtual Reality-Revolutionär, Dineshs Umgang mit seiner Freundin, Richards Macken, Jareds Gewissensbisse, Erlichs Trip nach Tibet und Gilfolyles aufopfernder Server Anton – allesamt kleine Story-Leckerbissen mit Witz, liebevoll angerichtet und gerne mal ein wenig drüber serviert. Wertungen durchgehend entweder 5,0 und 5,5 Punkte. Ich setze ein TAB (kein SPACE):    Respekt.

GESAMTWERTUNG: 5,50 PUNKTE (sehr gut)

Demnächst:

Preacher, Season 2 (sehr gute Einstiegsfolge, Stichwort „Come On Eileen“)

House Of Cards, Season  5 (Spacey und Wright wie gewohnt souverän, aber die Story dieser Staffel leidet eher unter der momentanen politischen Realität in Washington als etwa ein „Veep“)

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Im April gab es keinen neuen Seriencheck. Der Grund: Ich wollte unbedingt noch die Starts von zwei neuen Shows mitnehmen, von denen ich mir sehr viel erwartet habe. Siehe – Achtung, Spannungsaufbau! – die letzten beiden Besprechungen.

TRIAL & ERROR (SEASON 1)

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Im Namen des serienschauenden Volkes ergeht folgendes Urteil:

Die Show „Trial & Error“ wird dazu verurteilt, von mehr Zuschauern gesehen zu werden. Denn sie war in ihren insgesamt 13 Episoden durchgehend lustig, teils herrlich doof und oft zum An-die-Stirn-klatschen albern. Das hohe Gericht wünscht eine Fortsetzung. 

Gegen dieses Urteil ist das Rechtsmittel der Berufung nur dann zulässig, sobald der Antragsteller 13 Folgen der aktuellen Staffel „The Big Bang Theory“ gesichtet und dabei durchgehend Lachanfälle bekommen hat. 

Also nie. Ätsch.

Dem schließe ich mich vollumfänglich an. Einfach eine schön dusselige Law-Comedy, ohne dass der Humor primitiv unter der Gürtellinie herumturnen musste. Könnte in der Saison-Endabrechnung den Titel „Beste neue Comedyserie“ einheimsen.

GESAMTWERTUNG: 5,14 Punkte (gut)

HOMELAND (SEASON 6)

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Nach der eher durchschnittlichen 5. Staffel mit dem Wirkungskreis Berlin befasst sich Homeland diesmal mit den Problemen zuhause. Dort kann der Feind nämlich auch mal gerne lauern statt in Afghanistan, Syrien oder Iran. Siehe Populismus, mediale Manipulation, Lügen. Wie von der Serie mittlerweile gewohnt, baut sie ihre Geschichte lange auf, lässt sich mit der Entwicklung der Figuren und Ereignissen Zeit und feuert zum Ende hin alles raus, was sich angestaut hat. Schauspielerisch wie gewohnt hochklassig besetzt, entschädigt das letzte Drittel der Staffel für alle vorigen Momente, in denen man als Zuschauer eher berieselt denn gepackt worden war. Das Finale schließlich – gerne bei Homeland ja mehr stiller Nachklapp als fulminante Explosion – bietet großartig inszenierte Action, Heldendrama und Wirkungstreffer in der Magengrube.

Damit geht es erneut locker über die 5 Punkte-Grenze. Auch nach 6 Staffeln darf man festhalten: Das Dramakonzept hinter Homeland wirkt immer noch.

GESAMTWERTUNG: 5,20 Punkte (gut)

THE WALKING DEAD (SEASON 7)

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Was man von „The Walking Dead“ leider nicht behaupten kann. Gerade mit Blick auf ein Finale, das mich enttäuscht, ja richtiggehend verärgert hat. Ich halte Rick Grimes und seinem geplagtem Gefolge trotz vieler Qualitätsschwankungen weiterhin die Treue. Eben weil die Show neben gepflegten Langeweilern auch richtig gelungene Folgen abwerfen kann.

Ja, und damit meine ich Episoden mit Negan, dem brutal grinsenden Oberbösewicht. Ich wiederhole mich da gerne, aber ohne ihn wäre diese Staffel eine einzige Ödnis geworden. Dass man an vielen Stellen die Strahlkraft der Rolle von Jeffrey Dean Morgan beschädigt, teilweise der Lächerlichkeit preisgegeben hat, ist einer der Gründe, weshalb am Ende eine der schlechtesten Seasons für „The Walking Dead“ steht. Denn für mich funktionierte bis dahin dieses Bedrohungsszenario durch einen sadistischen Tyrannen, der über das Leid der von ihm unterdrückten Menschen lacht.

Die zweite Hälfte der Season baute lange auf, alles war auf eine endgültig alles entscheidende Konfrontation gerichtet. Anders ausgedrückt: Das Finale sollte die eher dahindümpelnde Handlung in den Folgen zuvor (Ausnahme: 7×13 Bury Me Here) vergessen machen und abliefern. Ich werde nichts spoilern, sondern nur auf meine Wertung für die letzte Folge verweisen. 3,0 Punkte. Die ziehe ich eigentlich nur, wenn eine Folge mich geärgert hat. Was „The First Day of the Rest of Your Life“ wirklich einwandfrei gelungen ist. Hier vereint sich leider so ziemlich alles, was Kritiker und Aussteiger der Show vorwerfen, Stichwort: unlogisches bis dummes Handeln und Geschehen.

Am Ende rettet sich „The Walking Dead“ knapp aus der Durchschnittlichkeit, weil einige Folgen mit Negan zuvor für ein sattes Wertungspolster gesorgt haben. Wer mit dieser Figur allerdings schon nichts anfangen konnte, darf gerne einen Zähler vor dem Komma abziehen.

GESAMTWERTUNG: 4,60 Punkte (befriedigend -)

BETTER CALL SAUL (SEASON 3)

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Die einen feiern jede einzelne Episode ab und diskutieren, ob die Show jetzt schon besser ist als „Breaking Bad“, die anderen schnarren mürrisch“style over substance, pfft“ und legen sich wieder zur Seite. „Better Call Saul“ ist noch nicht der einmütig besungene Knaller, den man sich erhofft hatte. Auch ich tue mich da weiterhin schwer. Denn so sehr man von der Inszenierung angetan sein darf, so wenig kann mich vor allem die Story um Jimmy McGill in ihren Bann ziehen. Dass ich die Figur der Kim Wexler eher langweilig finde, macht es nicht einfacher.

Von der Eröffnungsfolge war ich entsprechend wieder eher unterwältigt. Ein typischer 4,5er, also befriedigend, mehr aber auch nicht. Richtig nach unten werten kann man bei der Show eigentlich nicht, dafür ist sie schlicht zu hochwertig in Szene gesetzt. Mittlerweile aber ist der nächste wohlbekannte Charakter aus „Breaking Bad“ am Start und zumindest bei mir wieder das gewisse Kribbeln da. Gut möglich, dass er und Mike Ehrmantraut im Zusammenspiel die Wertungen merklich nach oben schieben können.

Nachtrag: Die vierte Episode („Sabrosito“) ist denn auch absolut auf „Breaking Bad“-Niveau angesiedelt. So kann es weitergehen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 4 EPISODEN: 5,23 Punkte (gut)

TENDENZ: 5,0 – 5,5 Punkte

FARGO (SEASON 3)

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Irgendwo in Minnesota, 2010. Die Gebrüder Emmit und Ray Stussy (Ewan McGregor in einer Doppelrolle) streiten sich ums Erbe. Der eine ist erfolgreicher Unternehmer im Bereich Parkplätze, der andere ständig mittelloser Bewährungshelfer, der seinen Bruder als Grund für seine eher bescheidene Existenz ansieht. Ihre Zwistigkeiten führen zu einem Mord, in dem die örtliche Polizeichefin Burgle (Carrie Coon, „The Leftovers“) ermittelt. Als ob das nicht schon genug des Dramas wäre, unterwandert die Mafia auch noch die Firma von Emmit.

Wow. Das wird wieder groß. Bin ich mir sicher.

Okay, in längeren Sätzen: Allein die beiden extrem unterschiedlichen McGregors sind schon die Eintrittskarte wert. Dazu spielen noch die wunderbaren Carrie Coon und Mary Elizabeth Winstead („Braindead“), Michael Stuhlbarg („Boardwalk Empire“) und der mir bisher unbekannte David Thewlis („Harry Potter and the Deathly Hallows“). Letzterer löst in jeder Szene diesen wohligen Schauer des Angewidertseins und der Furcht aus. Und dieses Mal bin ich auch vorbereitet, falls sich Hauptautor Noah Hawley abseits der Geschichte wieder etwas völlig Verrücktes einfallen lassen sollte.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 5,60 Punkte (sehr gut) 

TENDENZ: 5,5 – 6,0 Punkte

THE LEFTOVERS (SEASON 3)

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Wir bleiben in Miracle, Texas. Drei Jahre sind vergangen, es steht der siebte Jahrestag der „Sudden Departure“, also des Verschwindens von 2% der Weltbevölkerung, an. Grund genug, dass allerorten die Apokalypse herbeigerufen oder gar -gesehnt wird. Mittendrin: Polizeichef Kevin (Justin Theroux) und seine Lebensgefährtin Nora (Carrie Coon). Kurz gefasst: Es wird wieder schlimm.

Wen der „Leftovers“-Virus erstmal gepackt hat, kommt nicht mehr davon los. Was in den bisher zwei Episoden gezeigt wurde, ist wieder ein Parforce-Ritt über die Klaviatur der Gefühle, ein Festival der Seltsamkeiten, die TV-Version von WTF und OMG. Allerdings nur für Menschen, die die Enttäuschung von LOST hinter sich gelassen haben und nochmal in eine Welt voller „mystery, emotion and weird shit“ eintauchen wollen. Wer sich darauf einlassen kann, dürfte reichlich belohnt werden. Das wage ich zumindest nach diesem fulminanten Auftakt zu behaupten.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 5,90 Punkte (sehr gut +)

TENDENZ: 5,5 – 6,0 Punkte

VEEP (SEASON 6)

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HBO-Comedy-Selbstläufer #1. Ex-Präsidentin Selina Meyers kümmert sich um ihr politisches Erbe und will das größte Ziel ehemaliger Amtsinhaber verwirklichen: Eine eigene Bibliothek. Geld dafür soll über ihre Stiftung The Meyer Fund for Adult Literacy… and AIDS… and The Advancement of Global Democracy hereinkommen. Jonah Ryan ist weiterhin der größte Spacken des US-Kongresses. Die anderen Charaktere haben zum Teil neue Jobs, in denen sie herrlichen Mist bauen. Zusammengefasst: „Veep“ kommt der Präsidentschaft von Donald Trump in ihrer Peinlichkeit, Fremdscham und Planlosigkeit weiterhin am nächsten.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 3 EPISODEN: 5,43 Punkte (sehr gut -)

SILICON VALLEY (SEASON 4) 

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HBO-Comedy-Selbstläufer #2: Richard konstruiert ein neues Internet, Dinesh stylt sich die Haare neu, der Piper-Chat trägt ein unangehmes Geheimnis in sich. Die Show läuft wie von Gilfoyle programmiert – stabil, 100% Humorauslastung, aber auch böse und abgründig. Weiterhin das Beste, was aus der Schnittmenge zwischen IT und Comedy geschöpft werden kann und derzeit auf dem Bildschirm flimmert.

DURCHSCHNITTSWERUNG NACH 2 EPISODEN: 5,30 Punkte (gut)

 
THE HANDMAID’S TALE (SEASON 1)

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Hulu bringt den weltbekannten dystopischen Roman von Margaret Atwood auf den Bildschirm. Infolge mehrerer nuklearer Katastrophen ist die Menschheit von Sterilität bedroht. Ein Putsch bringt eine christlich-fundamentalistische Gruppierung an die Macht, die Frauen entrechtet und als Gebärsklaven für ihre Elite heranzieht. Protagonistin der Geschichte ist die Magd Offred (Elisabeth Moss, „Mad Men“), deren Leben und Leiden im Haus des örtlichen Kommandanten (Joseph Fiennes, „Shakespeare in Love“) und dessen Frau Serena Joy (Yvonne Strahovski, „Dexter“, „Chuck“) erzählt wird. Zusammen mit Magd Ofglen (Alexis Bledel, „Gilmore Girls“) denkt sie darüber nach, Widerstand zu leisten.

Keine schöne neue Welt. Aber verdammt faszinierend düster, erschreckend und beklemmend. Innerhalb der bisherigen drei Folgen hatte ich mehrfach den berühmten Kloß im Hals angesichts der Lehren und Handlungsweisen des theokratischen Regimes. Neben den oben erwähnten, bekannten Namen ist besonders Ann Dowd („The Leftovers“) hervorzuheben, die einem in ihrer Rolle der Erzieherin Aunt Lydia die Gottesfürchtigkeit unter die Gänsehaut treibt. Ich kenne die Buchvorlage nicht, aber ich gehe davon aus, dass sie noch mit einigen emotionalen Tiefschlägen aufwarten wird. Jetzt schon eine dicke Empfehlung von mir für Freunde der dystopischen Erzählung. Eine zweite Staffel wurde bereits geordert

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 3 EPISODEN: 5,43 Punkte (sehr gut -)

TENDENZ: 5,5 – 6,0 Punkte

AMERICAN GODS (SEASON 1)

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Direkt die nächste Bestsellerverfilmung auf einem noch nicht so sehr bekannten Sender: Starz präsentiert Neil Gaimans „American Gods“, in dem die alten Götter auf die Erde zurückkehren, um die neuen Götter zu bekämpfen.

Und bei dem der Zuschauer ohne Kenntnis des Buches zumindest in der Pilotfolge in vielen Szenen keine Ahnung hat, was und wie um ihn herum geschieht. Das kann ich jedenfalls schon mal bestätigen. Denn so verwirrt war ich das letzte Mal beim Auftakt von „Preacher“. Allerdings weicht diese Ahnungslosigkeit immer mehr dem Staunen darüber, was „American Gods“ an denkwürdigen Momenten auffährt. Bereits der Einstieg mit einer Gruppe Wikinger, die das amerikanische Festland betreten und einen aufopferungsvollen Weg finden, um wieder von dort wegzukommen, haut rein wie ein Tritt auf den Solarplexus: Optik und Inszenierung à la 300 (oder wie bei dem sendereigenen „Spartacus“, nur eben in edler Aufmachung) lassen einen als Zuschauer zuerst mal einen ehrfürchtigen Schritt mit dem Sessel nach hinten rücken. Was Ian McShane („Deadwood“) und Ricky Whittle („The 100“) im späteren Verlauf erleben, setzt im Fernsehen neue Maßstäbe in Sachen WTF und OMG – diesen Titel muss ich somit dem weiter oben besprochenen „The Leftovers“ leider für den Moment aberkennen. Bleibt die Frage, ob nicht die Gefahr besteht, von diesem sich sehr schräg drehenden Karussell irgendwann herauskatapultiert zu werden. Das dürften die nächsten Folgen zeigen. Für den Start gebe ich ein „sehr gut“ mit starker Tendenz zum „überragend“.

ERSTEINSCHÄTZUNG NACH DEM PILOTEN: 5,5 Punkte (sehr gut)

TENDENZ: 5,5 – 6,0 Punkte