Tag Archives: Modern Family

127 (Juli 2020)

7 Jul

Wie angedroht bzw. versprochen, hier der zweite Teil des Serienchecks mit dem Rest an TV-Shows, die noch in meine Jahreswertung 2019/2020 einfließen werden. Wer sich fragt, wo die letztes Wochenende gestartete Abschluss-Staffel von „Dark“ bleibt… [Update] …deren Besprechung habe ich jetzt nachträglich noch reingeklebt.

DARK SEASON 3

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Tannhaus. Kahnwald. Doppler. Nielsen. Tiedemann. Was sich wie die Viererabwehrkette samt Torwart der deutschen Nationalmannschaft in einem alternativen Universum anhört, steht seit 2017 für Zeitreise, Hirnknoten und bedeutungsschwangere Sätze. Und zwar dank Netflix international erfolgreich.

Anlässlich der dritten und letzten Staffel der deutschen Mystery-Serie erging es mir mit fortschreitender Dauer wie bei Handke dem Tormann vor dem Elfmeter. Ich hatte Angst. Angst, die endgültige Auflösung blöd zu finden. Oder noch schlimmer: Sie nicht zu verstehen. Die vorherigen Ausgaben hatten je mindestens einen dicken Kracher aufgefahren und im Laufe sowie besonders gegen Ende noch mehr Verwirrung gestiftet. Zu Beginn wirft einem die Show entsprechend eine weitere Dimension in das Knäuel an Fragen, Andeutungen und Rätseln, dessen roter Faden immer schwieriger zu fassen war.

Mir machte es durchaus Spaß, die Stadt Winden mit dezent verändertem Personal kennenzulernen. Allerdings sollte sich bald rächen, dass ich mir nur ein paar Zusammenfassungen der zweiten Season angeschaut hatte. Will schreiben: Ich guckte hin und verstand wenig, wer mit wem warum und wieso. Jede zweite Folge ließ ich angesichts dessen über mich ergehen, was nicht zuletzt dank der weiteren Steigerung in Sachen schauspielerischer Qualität unterhaltsam war. X tötet Y, Y trifft sich mit dem älteren Z, der jüngere Z sitzt im späten 19. Jahrhundert fest, es fallen Sätze wie „Es passiert so, wie es immer passiert ist“ oder „Alles nimmt seinen Lauf“, Schnitt auf den Höhleneingang.

Vor dem Finale bemüht sich „Dark“, den großen zeitlichen Bogen zu spannen und im letzten Akt schließlich tut man etwas, was wahlweise als sehr clever, aber auch ein bisschen als feige bewertet werden kann. Wie Alexander der Große einst den gordischen Knoten, löst die Show auch ihr mysteriöses Geflecht, in dem sie einen Ausweg wählt, den jeder Zuschauer nachvollziehen und mitgehen kann, ohne dass ihm der Kopf explodiert. Sie schickt Jonas und Martha auf eine letzte Mission, mit der sich alles zu einem Ende wendet. Einem anrührenden Ende, welches niemanden kalt lassen dürfte. Außer vielleicht den akribischen Schaubildmalern und Fadenzusammenknüpfern, deren Werk in der Schublade mit der Aufschrift „War letztlich nicht relevant, weil es zu nichts führte“ landet. Immerhin dürfen jene auf der Webseite https://darknetflix.io/de ihre Theorien über den Familienstammbaum vergleichen.

„Dark“ findet nach 26 Episoden einen würdigen Abschluss und begeht nicht den Fehler anderer Mystery-Shows, die den Absprung verpasst haben. Ob man in ein paar Jahren noch ehrfurchtsvoll über die Paradoxen und Raum-Zeit-Sprünge der Serie raunen oder eher einen „Naja, am Ende reicht es, nur das Finale gesehen zu haben“ -Schlussstrich darunter ziehen wird, wird die Zeit zeigen. Denn die Zeit ist auch nur ein Knoten, von dem wir nicht wissen, ob unser Messer scharf genug ist.

GESAMTWERTUNG: 5,34 Punkte (gut) 

WESTWORLD SEASON 3

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Ein neuer Fall aus der Kategorie: „Ich war skeptisch“. Denn die dritte Staffel von „Westworld“ trägt den Untertitel „New World“ und bringt einen beachtlichen Kurswechsel mit sich: Nicht mehr viel mit Cowboys, Pistolen und einsam in weiter Prärie rumreiten, stattdessen ab in die Großstädte der Zukunft mit selbstfahrenden Autos, Flugtaxis, Mech-Robotern und neuen Figuren. Die Designentwürfe, die die Macher hier inszenieren, ballern ordentlich auf die Netzhaut. Allerdings war ich nach der Sichtung der zweiten Staffel kurz zuvor ehrlich gesagt ein bisschen androidenmüde geworden. Das alte „Na, du? Bist du noch Mensch oder schon Maschine?“-Spiel bei jeder Figur auf dem Bildschirm hatte mich dezent zermürbt und Staffel drei in der Hinsicht auch ein paar Fragen. Weshalb nach ein, zwei Folgen optischer Hingerissenheit kurz Ernüchterung einsetzte.

Aber „Westworld“ reißt ab Folge vier der insgesamt diesmal nur achtteiligen Staffel das Ruder herum. Löst das Mysterium, welches man am Ende von Staffel 2 mit herübergenommen hat, souverän auf und erzählt eine frische, spannende Geschichte über die Macht der Information, eine unkontrolliert agierende Super-KI, Unterdrückung und Revolution. Damit wildert man zwar in „Mr. Robot“-Gefilden, macht das allerdings in diesen drei Episoden durchweg sehr gut. Zum Finale noch satte Action zwischen den beiden Hauptfiguren (die jedoch um einen Laserschuss zu repetitiv eingesetzt wird) und ein Ausblick auf die schon georderte vierte Ausgabe. Ich bin wieder dabei.

Ach ja, auch wenn diese Staffel nicht mehr so kompliziert-verzwickt angelegt ist wie ihre Vorgängerin: am Stück gucken bringt wieder erhebliche Vorteile für den Sehgenuss.

GESAMTWERTUNG: 5,39 Punkte (gut)

HOMELAND SEASON 8

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Abschied nehmen heißt es von Bipolar-Carrie und Rauschebart-Saul. Ich werde natürlich jetzt nicht spoilern, was mit den beiden am Ende der Serie passiert. Aber ich war dankbar für einen runden Abschluss einer Show, die mich acht Staffeln lang begleitet hat. Beim Kurzeindruck vom April war ich ja noch nicht so recht zufrieden: Schwerpunkt Friede in Afghanistan, unerfahrener Präsident lässt sich von stramm rechten Falken auf die falsche Seite ziehen, Carrie hängt an ihrem russischen Betreuer. Bisschen wenig für das finale Abenteuer unseres CIA-Duos.

Nach dem großen Knall zur Hälfte schippert „Homeland“ gekonnt auf der 5,0-Linie, ehe man für die letzten beiden Episoden doch noch die große Drama-Kiste öffnet. Vor allem Sauls persönliche Beziehung zu einer Informantin, die letztlich über Krieg und Frieden entscheidet, hat mich alten Serien-Zausel ehrlich berührt. Denn der Saul, der war für mich immer ein verdammt Guter. Insgesamt sicherlich nicht die beste „Homeland“-Staffel, aber das Ende hat mich eben doch wieder für sich einnehmen können.

GESAMTWERTUNG: 5,19 Punkte (gut)
RICK & MORTY SEASON 4 

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Fast fünf Monate bis zur zweiten Hälfte einer Season warten zu müssen, ist temporal unschön. Da könnte sich Rick Sanchez mal raumzeit-verknotungstechnisch etwas einfallen lassen. Dafür bleibt das Baby von Dan Harmon und Justin Roiland die schlicht verrückteste und liebevollste Sci-Fi-Fantasy-Tribute-Animationsshow im Umkreis von mindestens vier Lichtjahren und fünf Dimensionen.

Was hier an durchgeknallten Ideen verballert und an Filmen weitergesponnen wird, lässt einfach jedes Geek-Herz höher schlagen. Bei der Hälfte der Episoden zog ich die 5,5 Punkte, seien es die Referenzen zu „Edge of Tomorrow“, die Dekonstruktion der Heist-Filme wie „Ocean’s Twelve“, Zeitreise-Paradoxen (mit Terminator-Schlangen-Jazz!), das dramatische Leben und Wirken des gemeinen Facehuggers (nie wieder werde ich die Alien-Filme so unkritisch sehen können) oder die immense Wichtigkeit von falschen Säurebottichen, wenn man gemachte Fehler rückgängig machen möchte. Wobei ich mir sicher bin: Wenn man diese Folgen mehrfach schaut, ergeben sich noch weitere Großartigkeiten.

Ein, zweimal lassen Rick und Morty es schleifen, weshalb es nicht für den Sprung ins „sehr gut“ reicht. Aber die Qualität der Show bleibt bestechend hoch.

GESAMTWERTUNG: 5,40 Punkte (gut+)

THE GOLDBERGS SEASON 7 

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Jetzt müssen wir alle sehr, sehr tapfer sein, die wir die 80er Jahre noch tief im Herzen tragen. Nicht nur, dass dieses beste alle Jahrzehnte seit 30 Jahren vorüber ist (*schock*): „The Goldbergs“ landen im verflixten siebten Jahr nur noch im befriedigend! Ich erwarte demnächst eine vor Wut dampfende Beverly Goldberg vor meiner Haustür, um die Wertung neu zu verhandeln…

Schon zur fünften Staffel lagen wir unter den 5 Punkten, aber da konnte ich bei 4,99 noch aufrunden. Diesmal aber landet die Show deutlich drunter. Der Grund: Die größten Highlights aus den 80ern in Sachen Musik, Film oder Kleidungsstil sind von unserer liebsten Familie bereits abgearbeitet, erlebt oder durchlitten worden, viele Episoden benutzen daher schon kaum bis gar keine Aufhänger aus diesen Kategorien mehr, sondern erzählen einfach, was Adam, Barry, Erica, Beverly und Murray mal passiert ist. Das ist immer noch unterhaltsam, kommt allerdings nicht mehr an die früheren Erlebnisse heran. Und selbst wenn man der herrlichen Episode „The Beverly Goldberg Cookbook“ aus der Vorgängerstaffel nun einen zweiten Teil spendiert, verblasst diese demgegenüber eben doch spürbar. Immerhin gibt es in der schon festgezurrten achten Staffel die Möglichkeit, die Scharte wieder auszuwetzen.

GESAMTWERTUNG: 4,79 Punkte (befriedigend)

BROOKLYN NINE-NINE SEASON 7

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Wie man in der siebten Season immer noch konstant die Lacher amtlich abliefert, zeigen Jake Peralta und seine Truppe. Nimmermüde im Einsatz für Recht und Ordnung bzw. peinlich, aber charmant (name of my porn tape). Zwar gönnt man sich in letzter Zeit gerne mal eine Folge aus der Humorkategorie „naja“ (S7E06 – Trying), der Rest allerdings ist durchgehend gut mit ein paar Sprüngen nach oben. Die obligatorische 6,0-Prädikats-Episode verpasst B99 dieses Mal bei mir, aber vom Auftakt über „The Jimmy Jab Games II“ (so geht das mit der Fortsetzung, liebe Goldbergs), „Valloweaster“ oder das gelungene Finale waren allerdings einige Folgen schon dicht daran. 

GESAMTWERTUNG: 5,24 Punkte (gut) 

MODERN FAMILY SEASON 11

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Weshalb nach zehn erfolgreichen Staffeln aufhören, wenn man es auch nach elf tun kann? Diese gewichtige Frage stellten sich die Beteiligten bei „Modern Family“ und legten noch eine weitere Spielzeit mit den Dunphys, Pritchetts, Delgados und Tuckers auf.

Was der einst alles überragenden Comedy bei mir leider den schlechtesten Wertungsschnitt ihrer Geschichte einbrachte. Das liest sich jetzt dramatischer als es ist, denn „Modern Family“ taucht vom Unterhaltungswert her nicht ab bis kurz vor die Unanschaubarkeit wie einst „Two And A Half Man“ oder „The Big Bang Theory“, um mal zwei weitere Shows zu nennen, die über eine Dekade lang liefen.

Allerdings läuft die eine traditionell gesponserte Episode (diesmal: S11E13: Paris) wie üblich unterhalb des gewohnten Qualitätslevels, dazu gesellten sich zwei weitere nur durchschnittliche Kandidaten, in denen man das schauspielerische „Können“ eines David Beckham erfahren oder den verzweifelten Versuch eines gestandenen Comedians wie Stephen Merchant, gegen ein einfallsloses Drehbuch anzuspielen, erleben konnte.

Der Rest lief unter dem Motto: Nicht schlecht, aber alles halt schon mal besser gesehen. Nur eine einzelne Episode (S11E02: Snapped) konnte aus meiner Sicht an frühere Zeiten anknüpfen. Das Finale? Ging bei mir als 4,5 Punkte durch. Elf Jahre im Business nötigen Respekt ab: der Beginn schlicht überragend, die zweite Staffel sehr gut, S3-S5 gut, ab Season 6 im befriedigend, das Finale nun noch okay. Es wurde Zeit, Abschied zu nehmen.

GESAMTWERTUNG: 4,63 Punkte (befriedigend)

MAN WITH A PLAN SEASON 4

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Das war’s mit der Auszeit als Familienvater und Handwerker mit sympathischer Plautze, unser guter alter „Joey“ muss sich eine neue Beschäftigung suchen. Denn „Man With A Plan“ gehört zu den Shows, die nicht verlängert wurden. Jetzt mögen einige sagen, dass dies kein großer Verlust sei, mich hat die Serie allerdings nie enttäuscht und immer unterhalten. Klar, neue Comedyszenarien brauchte man nicht zu erwarten, wenn selbst der Vasektomie-Klassiker mal aufgeführt wurde. Nicht frisch, aber eben handwerklich einwandfrei.

Stets stabil lag man zwischen 4,5 und 5,0 Punkten, einen Ausrutscher nach unten gab es einfach nicht. Das ist meiner Meinung nach auch eine durchaus zu würdigende Leistung in Sachen Kontinuität. Dass dieses Jahr die 4,5er in der Überzahl sind, ist dann auch der auf 13 Episoden verkürzten Laufzeit geschuldet.

GESAMTWERTUNG: 4,73 Punkte (befriedigend)

122 (August 2019)

30 Aug

Wieder kommt der Seriencheck, wieder ist es heiß. Bei Hitze, so habe ich das Gefühl, bin ich kritischer, was die Bewertungen der von mir gesehenen Shows angeht. Oder einige der TV-Serien, die ich gerade gesehen habe, stecken in der „more of the same“-Phase. Ihr werdet es lesen.

P.S.
Besonders stolz bin ich auf die deutschlandweit wohl schlechteste Bewertung des derzeitigen Fanlieblings „The Boys“.

AMERICAN GODS (SEASON 2)

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Bei Odin, das war jetzt nicht so prall mit der zweiten Staffel. Die Folgen der Vorgängerin hatte ich noch, wie die Kidz heute sagen, übelst abgefeiert. Und der Auftakt zu den neuen Abenteuern von Shadow Moon und Mr. Wednesday gefiel mir auch gleich wieder sehr gut. Der Kampf der alten gegen die neuen Götter stand bevor, das erste Scharmützel traf auch direkt meinen Wohlgefallensehnerv.

Fortan jedoch dümpelte es eher so dahin. Odin sucht seine Waffe, viele bedeutungsschwangere Monologe und Dialoge, keine Gillian Anderson mehr, inszenatorisch hübsch, aber kein Wumms in der Story. Ausnahme: der Handlungsstrang um Odins Sohn, der mich einigermaßen zu packen vermochte. Leider halt nur für eine Folge. Der Wechsel hinter den Kulissen (die beiden kreativen Köpfe Bryan Fuller und Michael Green sprangen ab) war leider insgesamt deutlich spürbar. Zum Ende rafft man sich leidlich motiviert auf, eine der Hauptfiguren über den Jordan gehen zu lassen. Die Wertung wäre wohl noch tiefer gesunken, hätte die Show mehr als 8 Episoden gehabt. So liest sie sich nicht ganz so schlimm.

GESAMTWERTUNG: 4,80 Punkte (befriedigend)

DARK (SEASON 1+2)

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Winden, irgendwo in Deutschland. Eine Kreuzung, eine Höhle im Wald mit angeschlossenem Sofa und ein Atomkraftwerk. Wir beobachten gutbürgerliche Familien mit seltsam altmodischer Hauseinrichtung. Nichts Besonderes also. Bis zwei Kinder verschwinden und ein Mysterium in Gang setzen, das sich immer wilder und wilder fortsetzt, um den Zuschauer in einen Strudel vortrefflichster Verwirrtheit zu werfen und durchzuschleudern.

Na, heute schon ein Schaubild gemalt? Nein? Dann aber hurtig wie ich DARK nachgeholt und die Stifte gespitzt, die seit der letzten Staffel von LOST ungenutzt in der damals wütend zugeschlagenen Schublade unberührt herumliegen. Serienfreund donvanone hatte mir die Show ans Herz gelegt und ich war zunächst skeptisch. Deutsche Mysteryserie. Mmh. Mal lieber vorsichtig reinschauen. Der Anfang erinnerte mich denn auch mehr an einen Tatort, bei dem die Autoren zuvor die alten VHS-Bänder mit „Outer Limits“ weggeraucht hatten und unbedingt mehr Teenager auf Fahrrädern zeigen wollten als „Stranger Things“.

Aber mit der fünften Folge der ersten Staffel machte es *klick* und seitdem schwebt die Show bei mir souverän auf der „gut“ bis „sehr gut“-Wertungsschiene. Es macht nämlich richtig Spaß, die ganzen Zeitverrenkungen nachzuverfolgen und Theorien zu spinnen, was da noch alles demnächst aus der Reihe laufen wird. Bei mir ging das soweit, dass ich zu Beginn jeder Szene erstmal die STOP-Taste drückte und mich orientieren musste, wo, wann und bei wem ich gerade gelandet bin. Zufriedenheit durchströmte mich, wenn dies gelang.

Die zweite Staffel dreht noch mehr an der Schrägheitsschraube, sodass ich mir relativ sicher bin, zu Beginn der finalen dritten Staffel wieder gar keinen Plan mehr zu haben. Weshalb das Schaubild (siehe oben) unabdingbar ist! Klar, bei einer Mysteryserie hängt letztlich viel davon ab, wie das Ganze aufgelöst wird. Das kann bei DARK wie damals bei LOST auch herzhaft in die Hose gehen, zumal man in der bis dato letzten Ausgabe den Zuschauern so richtig noch einen mitgegeben hat. Aber wie immer das Ganze sein Ende findet, der Weg bis dorthin hat mir viel Freude gemacht.

Noch ein rein subjektiver Nachtrag: die Musik fand ich abseits der 80er-Gassenhauer von Nena und Co. durch die Bank schrecklich, sei es der Introsong oder das obligatorische Lied innerhalb der Folge. Da blieb mir selbst der „Pleasure to Kill“-Track der Ruhrpott-Thrasher Kreator noch am angenehmsten im Ohr hängen.

GESAMTWERTUNG:  
Season 1: 5,25 Punkte (gut) 
Season 2: 5,35 Punkte (gut)

 
STRANGER THINGS (SEASON 3)

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Wenn ich hier auf meine Abschlusswertung sehe, bin ich selbst etwas verwundert. Denn eigentlich macht die dritte Staffel von „Stranger Things“ nichts falsch. Freunde der 80er werden wie gehabt mit Referenzen zugeballert. Die Kids tun das, was sie halt vorher schon gemacht haben. Eleven bringt den Mindtrick-Trick. Will Byers betatscht sich ängstlich hinten am Hals. Denn der Mindflayer ist eklig und böse drauf. Mindestens eine peinlich unvorteilhafte Frisur und/oder Beinbekleidung bleibt pro Szene obligatorisch. Dazu noch ein paar neue Nebenfiguren, der russische Arnold Schwarzenegger und hey, wie goldig ist es doch, als sie dieses eine Lied von Limahl singen. Davon habe ich noch die Single zuhause im Plattenschrank herumstehen. Hach! Toll!

Nein, das waren leider nicht meine Gedanken (obwohl das mit der Single stimmt, ich bin halt alt). Die gingen eher in die folgende Richtung: Kann es sein, dass ich dieselbe Geschichte zum dritten Mal erzählt bekomme? Meine aufrichtige Sympathie für die Darsteller hin oder her: Mir ist da insgesamt zu wenig Neues drin, die Gebrüder Duffer spielen die Nummer für meinen Geschmack einfach zu sicher runter. Und das Finale hat mich trotz des von der Spezialeffekte-Abteilung gut aufgefahrenen Monsterkampfes doch eher kalt gelassen. Weil man wirklich noch die uralte „Huch, eine Hauptfigur ist tot! (Oder doch nicht?)“-Fährte auslegen musste.

Deshalb landet diese Ausgabe von „Stranger Things“ nur im befriedigend. Nächstes Mal gerne etwas frischer und kein weitere Aufguss mehr, wenn es geht.

GESAMTWERTUNG: 4,69 Punkte (befriedigend)

THE BOYS (SEASON 1)

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In einer Welt, in der Superhelden real sind. Von ihren Fans angebetet werden. Die sozialen Plattformen beherrschen. Für einen undurchsichtigen, raffgierigen Großkonzern arbeiten. Und dabei größtenteils eingebildete, arrogante, korrupte, drogenabhängige Spackos sind…

..würde ich schon mal gar nicht leben wollen und hätte mir mein Häuschen im nördlichen Finnland gebaut, um von denen bloß nichts mitzubekommen. Beziehungsweise drumherum Fallen ausgelegt, in denen sich Homelander und Co. bei ihrer Dreipunktlandung den Hintern aufreißen.

Ja, ich habe eine Superheldenserie geschaut. Ich dachte mir, okay, wenn mal der Status als übermenschliches, edeles und gutes Wesen dekonstruiert wird, ist das vielleicht auch was für mich. War es dann eher doch nicht.

Obwohl durchaus Ansätze vorhanden waren. Die Ekelmomente hauen rein; wenn es Fleischsuppe gibt, steppt der Gorebauer auf dem Gekrösefeld und freut sich seines Daseins. Was die Story anbelangt, war mein Interesse vorhanden, was sich da entwickelt. Simon Pegg spielt mit. Bei der Delfinrettungsszene habe ich gelacht, weil sie einfach herrlich drüber war. Und die Superheldennummer im Flugzeug hat auch ihre Wirkung nicht verfehlt.

Demgegenüber standen aber reichlich und immer wieder peinlich platte Momente, die mich den Kopf schütteln ließen. Schon die arg auf cool getrimmten Dialoge von Mr. Butcher bereiteten mir beinahe körperliche Schmerzen. Da hatte man wohl eine Mischung aus Dave Chappelle und Jim Jefferies anvisiert, um am Ende dem wackeren Karl Urban Zeilen in den Mund zu legen, über die eher 12-jährige Vollblutfans von „The Fast and the Furious“ ab-hohoho-en („Security is as tight as a choirboy’s arsehole“).

Weitere Momente des Schamschmerzes: Die „Mir ist mein Gemächt beim Sex mit einem Superhelden abgefroren“-Betroffenheitsstory. Die Kiemen von The Deep. Der Mamakomplex von Homelander. Das pompös aufgepumpte Wettrennen zwischen A-Train und seiner Nemesis. Das Strahlen-Baby, oh Gott, das Strahlenbaby. Die Konvention der Ultrafrommen, bei der ich nur auf MC Mike Pence gewartet habe, der „U Can’t Touch This“ von MC Hammer als Anti-Selbstbefriedigungs-Ballade performt. Ich könnte noch mehr aufzählen.

Aus diesen Gründen waren kaum mehr als 4 bis 4,5 Punkte pro Folge drin. Denn wo gute Momente auftauchten, wurden sie direkt wieder mit dem Vorschlaghammer plattgebügelt. Fazit: Ich kann nicht mit Superhelden. Selbst wenn sie Assis sind.

GESAMTWERTUNG: 4,37 Punkte (durchschnittlich) 

 
THE HANDMAID’S TALE (SEASON 3)

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Die neueste Ausgabe von „Der Report der Magd“, wie der deutsche Titel des zugrundeliegenden Buchs von Margaret Atwood lautet, hat mich lange auch nicht so recht packen können. Nach vielversprechendem Einstieg wollte ich jetzt mal langsam zünftige Arschtritt-Action gegen das patriarchisch-ultrareligiöse Gilead-Gesindel sehen.

Stattdessen die gewohnten Kamerafahrten aus der Adlerperspektive, die die roten Kleider und weißen Hauben einfangen. Nahaufnahmen des Gesichts unserer Protagonistin, die mal wieder mit der Gesamtsituation eher unzufrieden ist. Und am Ende unwirsch etwas Entschlossenes Richtung Zuschauer knurrt. Weiterhin alles schlimm im Gottesstaat, schon klar. Aber selbst die für dieses Jahr komponierten Schockbilder zogen bei mir nicht mehr so richtig (Stichwort: unpraktische Mundverkerkerung), sogar Aunt Lydia kickte mir nicht mehr automatisch die Schauergänsehaut an. Kurzum: Die Story kam mir nicht so recht in die Puschen bzw. die klobigen Magdschuhe.

Immerhin: Im letzten Drittel dreht die Show auf, lässt June aka Miss Moss eine unmoralische Entscheidung treffen, bringt Bewegung in die Bewegung und liefert ein etwas Erleichterung bringendes Ende der Season ab. Weshalb sich „The Handmaid’s Tale“ nochmal knapp eine gute Bewertung verdient. Nächstes Mal muss es aber krachen!

GESAMTWERTUNG: 5,07 Punkte (gut)

Als Rausschmeißer noch die Comedy-Serien, die ich eigentlich schon letztes Mal hätte unterbringen können:

Brooklyn Nine-Nine Season 6 / 5,29 Punkte (gut)
Hatte seine Tiefen wie die unnötige Kurzrückkehr von Gina Linetti oder „He Said, She Said“. Andererseits kriegt nur diese Show herrlichen, höchstwertungswürdigen Blödsinn wie „Cinco de Mayo“ hin.

Life In Pieces Season 4 / 4,65 Punkte (befriedigend)
Konnte zur finalen Staffel erneut nicht an die ganz großen Zeiten der ersten Season anknüpfen. Starker Auftakt, durchschnittliches Finale. Trotz Deutschland-Bezug.

Man With A Plan Season 3 / 4,90 Punkte (befriedigend +)
Weiterhin mein Liebling in der Kategorie „Klassische Familiencomedy, die keiner guckt“.

Modern Family Season 10 / 4,88 Punkte (befriedigend)
Solide in der dann doch nicht letzten Staffel. Hier und da war es mir wieder die 5,5 Punkte wert. Aber es gab auch genauso viele 4,0-und-nicht-mehr-Folgen.

The Goldbergs Season 6 / 5,06 Punkte (gut) 
Erneut die 5-Punkte-Hürde genommen und das im sechsten Jahr und einigen für Europäer eher unbekannten 80s-Referenzen (Wer kriegt sofort die Story von „Sixteen Candles“ zusammen?). Respekt! Wer allerdings schon am Titel erkennbaren großen Episoden wie „8-Bit Goldbergs“, „The Beverly Goldberg Cookbook“, „Our Perfect Strangers“ oder „This is This is Spinal Tap“ im Portfolio hat, kriegt das hin.

Young Sheldon Season 2 / 4,37 Punkte (durchschnittlich)
Guck ich weiterhin, obwohl es mir wertungsmäßig so viel Spaß macht wie „The Boys“. Ab und an springt aber auch mal ein Fünfer als Wertung raus. 

118 (November 2018)

2 Nov

Es ist kalt geworden, nass, grau und die Kanzlerin hat auch keinen Bock mehr.
Zeit also für einen neuen Seriencheck!
Diese Überleitung ergibt zugegebenermaßen keinen Sinn, aber ich habe halt wieder ein paar neue Besprechungen aktueller TV-Serien fertig und die werden jetzt präsentiert.

ATYPICAL SEASON 2

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Die Geschichten um die Familie Gardner mit ihrem autistischen Sohn Sam waren 2017 für mich eine der positiven Überraschungen im Portfolio von Netflix. Schlicht weil die Show es schaffte, mich an alle Charaktere zu binden: Ich litt, freute mich, fieberte und lachte mit den Figuren. Üblicherweise ist ja gerne eine Rolle dabei, mir der man nicht so kann und die man dann so gut es geht ignoriert. Nicht so bei „Atypical“, wo wirklich bis in die Nebenrollen alles stimmig und liebenswert besetzt ist

Die zweite Staffel weiß natürlich diese Verbindung mit dem Zuschauer für sich zu nutzen und alleine deshalb landeten die meisten der insgesamt 10 Episoden bei der abschließenden Wertung im „Gut“ und darüber. Mir gingen allerdings ein paar der Markenzeichen ab wie die Ratschläge von Zahid, das Gekabbele zwischen den Geschwistern Sam und Casey oder die wundersam putzige Beziehung Sams zur offiziell auserkorenen Freundin Paige. Stattdessen stehen Themen wie Trennungsdrama, Eingliederungsprobleme, Selbständigkeitsbegehren und Freundschaftszerwürfnisse im Vordergrund. Okay, wichtig, aber halt nicht so charmant. Immerhin knüpft das Finale an die großen Stärken der Serie an und sorgt für ordentlich Wärme ums Herz, als Sam…. aber das könnt ihr schön selbst gucken.

Eine dritte Order ist bereits abgesegnet, ich freue mich auf neue Einsichten in die Welt der Pinguine bzw. Antarktisforscher und gebe dieser Season:

GESAMTWERTUNG: 5,05 Punkte (gut)

BETTER CALL SAUL SEASON 4

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Jedes Jahr werden die Lobeshymnen auf „Better Call Saul“ lauter und begeisterter. Und jedes Jahr stehe ich grummelnd da mit dem dezenten Hinweis, dass mich die Story um die Verwandlung von Jimmy McGill in Saul Goodman immer noch nicht so richtig überzeugen weiß. Absolute Einigkeit besteht sicherlich, dass der Handlungsstrang um Mike Ehrmantraut, Gus Fring, Nacho Varga und Hector Salamanca Episode für Episode allerfeinst geprägtes Dramagold produziert. Angereichert noch durch die deutsche Beteiligung in Form von Werner Ziegler (Rainer Bock, der 2015 witzigerweise in der Homeland-Episode „Better Call Saul“ einen BND-Beamten spielte) und seiner geheim operierenden Baueinheit. Alleine für dieses Segment hätte die Show dieses Jahr locker die 5,5 Punkte-Hürde überwinden müssen.

Das Problem bleibt für mich der Strang um die Karrieren von Jimmy und Kim Wexler. Nachdem die Geschichte um Jimmys älteren Bruder mit dem Ende der letzten Staffel auserzählt wurde, hatte ich mir in der Hinsicht Besserung erhofft. Richtig schlecht hat sich da in der Folge nun nichts entwickelt, die kleinen Gaunereien der beiden Anwälte sind durchaus unterhaltsam. Aber wenn die Show fast zum Stillstand kommt, sind es nun mal die Episoden, die sich schwerpunktmäßig darum drehen, wie sich deren Beziehung untereinander entwickelt. Da ist insgesamt zu wenig Momentum und Spannung drin, was auch dafür sorgt, dass das Staffelfinale im Unterschied zu letztem Jahr keinen Rausschmeißer zu bieten hat, der beim Zuschauer hängenbleibt.

Deshalb auch für die vierte Staffel wieder nur ein „Gut“, wenn auch ein dickes „Gut“.

GESAMTWERTUNG: 5,30 Punkte (gut)

CASTLE ROCK SEASON 1

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Dale Lacy (Terry O’Quinn, „Lost“), Direktor des berühmten Shawshank-Gefängnisses, begeht Selbstmord. Nachdem er jahrelang einen jungen Mann (Bill Skarsgard, „IT“) in den stillgelegten Abteilungen der Anstalt in einem Käfig eingesperrt hielt. Alles könnte schnell wieder in Ordnung kommen, aber der Bub macht einfach nicht den Mund auf, sondern schaut nur verstörend drein. Bis er den Namen Henry Deaver (André Holland, „American Horror Story“) fallen lässt – einen Anwalt, den selbst eine mysteriöse Geschichte umrankt.

Basierend auf Personen und Orten aus der Gedankenwelt von Stephen King.

Frischer Stoff für Freunde des „Hui, was soll es bedeuten?“-Themas, desweiteren hochwertig besetzt mit u.a. Sissy Spacek, Melanie Lynskey („Two And A Half Men“), Jane Levy („Suburgatory“) oder Scott Glenn („The Leftovers“). Nett schwelender Grusel, rätselhafte Stimmung, Fragen aufwerfende Wendungen und Ereignisse im Jetzt und in der Vergangenheit. Fand ich von Beginn an gefällig und war gerne dabei, als langsam Licht ins Dunkel geworfen wurde. Allerdings verlor mich die Show etwa um die Mitte ihrer 10 Episoden, brachte dann allerdings kurz vor Ende dafür einen sehr interessanten Twist rein, der mich wieder an Bord holte. Leider hatten die Macher letztlich jedoch nicht den Mut, im Finale diesen Weg konsequent weiterzuverfolgen. Schade, deshalb reicht es in der Endabrechnung für „Castle Rock“ nur zum „Befriedigend“.

GESAMTWERTUNG: 4,90 Punkte (befriedigend)

MAKING A MURDERER SEASON 2

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Die erste Dokumentation über die Urteile gegen Steven Avery und seinen Neffen Brendan Dassey war für Netflix der große Schlag ins Kontor. Vielerorts leidenschaftlich diskutiert, warf die Serie brennende Fragen hinsichtlich der Schuld der Angeklagten, der Ausgestaltung des Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft und der Rolle der Polizei auf. Spannender konnte die Kriminalrealität nicht sein, da konnte auch ich nur die Höchstnote zücken.

Teil 2 zu bewerten gestaltet sich nun weitaus schwieriger. Für jene, die in den vergangenen Monaten den Fall weiter verfolgt haben, dürfte in den 10 neuen Episoden Langeweile vorherrschen. Alle Personen, die in der ersten Staffel in ein eher schummrig-trübes Licht gerückt wurden, haben ihre Mitwirkung untersagt, so dass man lediglich ein paar frei zugängliche Interviews mit dem schmierigen Staatsanwalt Ken Kratz begutachten darf. Entsprechend dreht sich die neue Dokumentation um die neuen Anwaltsteams der beiden Hauptfiguren und ihren Bemühungen, die Beweisführung in Frage zu stellen, Fehler aufzudecken, die Wiederaufnahme des Verfahrens anzustrengen bzw. das Geständnis von Brendan als nicht verwertbar zu erklären.

Für mich als nicht vorab gespoilerten Zuschauer mit abgeschlossener juristischer Ausbildung gestaltete sich auch die zweite Staffel als spannende Unterhaltung. Sei es das emotionale Auf und Ab beim Gang durch die höheren Instanzen, die von Experten unterstützte, akribische Aufarbeitung des Tathergangs oder die Dramen zuhause bei den Eltern und Geschwistern in Manitowoc, Wisconsin.

Einen Abschlusswert unter Bewertung der einzelnen Folgen lasse ich wieder weg und zücke als Gesamtnote noch ein „sehr gut“, weil „Making A Murderer“ mir erneut nachging und mich in seinen Bann ziehen konnte. Ohne Zweifel bleibt weiterhin ein schaler Nachgeschmack, zumal man den wahren Ablauf der Ereignisse wohl nie erfahren wird.

GESAMTWERTUNG: 5,50 Punkte (sehr gut)

MANIAC SEASON 1

MANIAC-NETFLIX-CHILE

Owen (Jonah Hill) und Annie (Emma Stone) schleppen allerlei Probleme mit sich herum. Schwierige Familie, Traumata, Geisteskrankheit, Depressionen. Wie gut, dass ein obskurer japanischer Konzern eine dreitägige klinische Arzneimittelstudie anbietet, bei der mittels Pillen und seltsamer Bestrahlung der ganze emotional schwere Schmodder rückstandsfrei aus dem Unterbewusstsein beseitigt wird. Basierend auf einer norwegischen Serie, prouziert von Cary Joji Fukunaga („True Detective“).

Maniac hat mit seiner verschrobenen, merkwürdigen, kaputten, desorientierten und komischen Art sofort mein Herz erobert. Wer wie ich bei „The Leftovers“ an den Episoden mit dem „Okay, das ist jetzt komplett drüber“-Faktor seinen Spaß hatte, braucht gar nicht weiterzulesen, sondern darf direkt anfangen, die Stirnrunzelmuskulatur zu trainieren. Zudem der von dort bekannte Justin Theroux als abgewrackter Arzt im Verlauf eine tragende Rolle spielt. Ansonsten ist alles drin: Comedy, Sci-Fi, Drama, Fantasy, Gangsterfilm, auch mal explizite Gewaltdarstellung – für jeden was dabei. Vor allem im letzten Drittel dreht die Show komplett frei und wirft die Protagonisten in wilde Traumszenarien, die man einfach miterlebt haben muss. Zehn Folgen, die mir wegen ihres Drangs, aus der Reihe zu schlagen und ihrem Mut zur schweren Seltsamkeit richtig Spaß gemacht haben

GESAMTWERTUNG: 5,50 Punkte (sehr gut)

THE MAN IN THE HIGH CASTLE SEASON 3

Man-in-the-High-Castle

Fräulein Traudel, legen Sie mal bitte das Handbuch für die deutsche Mutter zur Seite und nehmen Sie folgendes Diktat auf:

(keine Begrüßungsfloskel) OBERSTGRUPPENFÜHRER SMITH!

Ich bin nicht angetan von dem, was ich mir da bei „The Man in The High Castle Jahreszeit Nummer Drei“ ansehen musste. Im Gegenteil! Das war ja stellenweise übelst überzogenes Zeug, wie es in diesen furchtbaren Wolfenstein-Spielen vorkommt, die unsere Jugend verderben und mit denen mein Enkelkind Stunden für Stunden heimlich an seiner Spielstation Vier verbringt. Jahr Null, Nebenwelt und der unangenehme Genetik-Doktor aus dem Lager als Leiter einer wissenschaftlichen Expedition zur Erforschung einer Raum-Zeit-Anomalie – da lachen ja die Hühner!

Schon die Nebengeschichten haben mich gelangweilt, seien es die Probleme ihres weinerlichen Eheweibs mit dem strammen Mutterbusen, ihres waschlappigen Psychologens, das Lotterleben der kleinen verluderten Göre, die so gerne Leni Riefenstahl wäre oder der farblose Reichsmarschall. Gut, auf der anderen Seite sind zwar ein paar prominente Figuren hopps gegangen, aber mal unter uns: bei denen wussten die Autoren doch schon lange nicht mehr, was sie mit ihnen anfangen sollen.    

Das für mich Schlimmste aber: Der große Erzählstrang, die Kerngeschichte, geht ja so was von gar nicht voran! Das Fräulein Crain läuft weiter frei herum und führt seit neustem Filme vor, ohne dass sie einen Plan hat, was sie damit bezwecken soll. Und wir? Haben auch nix vorzuweisen außer ein bisschen Asche und einer fehlenden Erkennungsmarke. Na toll! Jaja, wir kriegen noch ein paar Paraden in den Straßen von New York hin, damit die Zuschauer ordentlich angewidert sind, aber sonst kommt da nix!

Insgesamt bestenfalls durchschnittliche Kost. Ich weiß nicht, ob ich dafür nächstes Jahr meinen Schwarz-Weiß-Fernseher wieder ankurbeln soll.

Heil Wer-grad-dran-ist,

Ihr…

GESAMTWERTUNG: 4,35 Punkte (durchschnittlich)

I FEEL BAD SEASON 1

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Emet muss zuhause die perfekte Ehefrau für ihren Mann, die perfekte Mutter für ihre Kinder und ihre eingezogenen Eltern sein, während sie auf der Arbeit als Videospieldesignerin eine Reihe männlicher Vollnerds managen und kontrollieren darf. Da kann man sich durchaus schlecht fühlen.

Bekommt von Kritikerseite nicht viel Liebe ab, gefällt mir aber und konnte sich vom Start weg fast durchgehend 5-Punkte-Wertungen sichern. Locker-leichte Familiencomedy mit den üblichen Bestandteilen wie dem ewig angespannten Verhältnis zu den gern grummelnden Eltern plus netter Nerdkomponente. Steht derzeit felsenfest auf meiner Guckliste und wird eine angenehme Bereicherung zu den anderen Comedies wie „Man with a Plan“, „Life In Pieces“ und „Modern Family“ sein. Zumal letztere Show derzeit schwächelt, siehe unten.

DURCHSCHNITTSWERT NACH 6 EPISODEN: 4,91 Punkte (Tendenz: gut)

MURPHY BROWN SEASON 11

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Murphy und ihre Nachrichten-Crew sind zurück! Und zum absolut richtigen Zeitpunkt, denn mit Trump im Weißen Haus und seinem Krieg gegen alles, was ansatzweise die Wahrheit berichten möchte, schreiben sich die Geschichten fast schon von selbst. Mir ging es mit der Serie, die vor 20 Jahren ihre letzte Staffel abdrehte, wie so ziemlich jedem europäischen Zuschauer: gut gemachte Comedy, aber viel zu sehr auf das politische Amerika konzentriert, dass man jeden Witz hätte nachvollziehen können. Damals regierte erst George Bush ohne W. , dann Bill Clinton, da war doch nichts los!

2018 passt das wegen der oben erwähnten Umstände schon besser und Murphy gibt dem US-Präsidenten und seiner Entourage Kontra, dass es jedem amerikanischen Liberalen warm ums Herz wird. Vom ehemaligen Cast sind so gut wie alle dabei und spielen sich professionell die Gags zu, lassen die alten Klassiker wie etwa Murphys ewige Suche nach einer Assistentin hochleben und reichern das Ganze mit Social Media und dem jungen, indischstämmigen Experten Pat Patel (Nik Dodani, „Atypical“) an. Passt.

DURCHSCHNITTSWERT NACH 5 EPISODEN: 4,90 Punkte (Tendenz: gut) 

MODERN FAMILY SEASON 10

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Läuft bei mir nicht gut, muss ich leider sagen. Erst mit der aktuell letzten Episode konnte „Modern Family“ die erste 5,0-Wertung der Saison kassieren und zumindest ein bisschen an die großen, alten Zeiten anknüpfen. Vorher viermal 4,5 und einmal 4,0. Die Luft ist weiterhin raus, aktuell wäre es kein Verlust, wenn nach dieser Staffel endgültig Schluss sein sollte. Und wen hat es ernsthaft gewundert, dass mich der vorab angekündigte Tod eines Familienmitglieds eher kalt gelassen hat?

DURCHSCHNITTSWERT NACH 6 EPISODEN: 4,50 PUNKTE (Tendenz: befriedigend)

THE WALKING DEAD SEASON 9

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ICH BIN FREI, ICH BIN FREI. HAHAHA! ICH GUCK’S NICHT MEHR.

Die erste Folge der neunten Staffel habe ich mir noch angetan. War aber zu meiner Erleichterung gewohnt langweilig. Immerhin hat es einen Halbpromi aus der Darstellerriege gekostet. Von mir aus. Ich kann die ganzen Charaktere auch einfach nicht mehr sehen. Und muss es jetzt auch nicht mehr. Sagt mir aber bitte Bescheid, falls es richtig gut oder richtig übel schlecht werden sollte.

Nee, war ein Scherz.

ICH BIN FREI.

*tanzt von dannen*

 

116 (Juni 2018)

7 Jun

Heute mit vielen Zahlen und wahrscheinlich weniger Text als üblich. Denn es gilt noch schnell die Comedy-Serien plus The Walking Dead durchgeackert zu haben, bevor der Seriencheck in den kommenden Wochen wegen der Fußball-WM in die Sommerpause geht.
ASH VS. EVIL DEAD SEASON 3

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Der gute alte Ash hat sich mit seiner getreuen Kettensäge doch wieder durch die 5-Punkte-Marke geschnetzelt. Genau so knapp wie damals bei der Premierensaison. Vom Blut-und-Gekröse-Faktor kommt freilich nichts an die zweite Staffel heran, da sind wir Quatsch&Matsch-Fans uns alle einig. Das Budget schien mir dagegen hier etwas knapp zu sein, weshalb es nur für ein bis zwei Ekelszenen pro Episode langte, manche davon sogar eher Wiederholungen. Dennoch: Pluspunkte wie der Ausflug in die Dämonenhölle, der kleine Satansbraten und das runde Ende ließen meinen Wertungsdaumen nach oben wandern. Ob ich den in den letzten Szenen angeschnittenen Handlungsstrang für eine spätere Fortsetzung brauche? Eher nicht.

GESAMTWERTUNG: 5,05 Punkte (gut-)

BLACK-ISH SEASON 4 

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Leider meine Enttäuschung im Comedy-Bereich in diesem Jahr. Fing gut an, hatte mit der Episode 4×04 Advance To Go (Collect $200) ein frühes Highlight, bot danach eher solide Kost, um schließlich im letzten Drittel wenig Erinnerungswürdiges abzuliefern. Ich war kurz davor, die Show von meiner Guckliste abzusetzen, als man mir zum Schluss noch tatsächlich geballte Scheidungstrübsal als mehrteiligen Handlungsbogen anbot. Puh. Auch hier muss ich anprangern: Die Kids kriegen einfach keine guten Geschichten mehr.

GESAMTWERTUNG: 4,41 Punkte (durchschnittlich)

BROOKLYN NINE-NINE SEASON 5

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Sie bleiben uns dann doch erhalten, die liebenswerten Chaoten des 99. Polizeidistrikts. Recht und Ordnung so! Denn in der Show steckt noch Saft, die Absetzung durch FOX muss wohl von jemandem abgesegnet worden sein, der auch für die Trump-Arschkriecherei des Senders zuständig ist und deshalb seinen Geschmackssinn vollständig verloren hat. Season 6 dann also bei NBC. In meiner Wertungsdatenbank stehen fast überall stabile 5 Punkte, viermal gar eine Stufe höher (inklusive des Finales) – lediglich der Versuch, mit der Episode „Show Me Going“ echtes Drama zwischen die Gagsalven zu pressen, ging mir eine gute Spur daneben.

GESAMTWERTUNG: 5,22 Punkte (gut)

KEVIN CAN WAIT SEASON 2

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Kevin konnte noch, aber die Zuschauer wollten nicht mehr. Auf den Moment warten, in dem „Kevin Can Wait“ an alte „King of Queens“-Zeiten anknüpft. Die Hoffnung, dass sich dies durch die stärkere Einbindung von Leah Remini einfach so ergeben würde, ging nicht in Erfüllung. In den ersten 10 Episoden versteckte sich noch manch gute Ausgabe, meistens konnte sich Mr. James mit seiner Solo-Nummer ins „Okay“ retten, blieb aber leider auch viele Male darunter. Da half selbst die Zusammenarbeit mit den Kumpels Adam Sandler und Chris Rock im Staffelfinale nichts.

GESAMTWERTUNG: 4,46 Punkte (durchschnittlich)

L.A. TO VEGAS SEASON 1

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Wie schon beim letzten Mal geschrieben, leider auch nicht der ganze große Wurf bzw. Flug. Ich mochte das Bordtrio um Captain Dave, Ronnie und Bernard, weshalb ich bis zur letzten Episode dran blieb. Das Drehbuch schöpfte das komische Talent dieser drei Akteure aber zu selten aus, dazu enttäuschte mich Peter Stormare als abgewrackter, spielsüchtiger Zahnarzt Artem. Und ich schreibe es gerne nochmal hin: Ed Weeks hat mich nicht ein einziges Mal zum Lachen gebracht. Insgesamt reicht das nur für eine Punktladung auf die 4,5 Punkte und die Absetzung.

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend)

LIFE IN PIECES SEASON 3

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Besser als in der zweiten Staffel, aber auf der Ziellinie schlichen sich bei der Show mit den 5-Minuten-Segmenten doch mehrere Folgen ein, die kritischere Zuschauer tiefer bewerten würden als meine Wenigkeit, der die Großfamilie mit den Kurzgeschichten schon in ihrer ersten Staffel in sein Herz geschlossen hat. Ich für meinen Teil bin weiterhin gerne zu Besuch bei meinen Lieblingen Tim, Greg, Jen und Sophia und lasse deshalb nochmal 5 Punkte da.

GESAMTWERTUNG: 5,04 Punkte (gut-)

MAN WITH A PLAN SEASON 2

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„Man With A Plan“ backt das Comedybrötchen mit Sicherheit nicht neu, im Gegensatz zum Sendeplatznachbarn „Kevin Can Wait“ bot man neben den (auch sehr gut harmonierenden) Hauptdarstellern Matt LeBlanc und Liza Snyder allerdings weitere unterhaltsame Charaktere (Kevin Nealon, Stacy Keach, Kali Rocha) an. Die Folge: Eine ordentliche Wertung bei mir und die Fortsetzung der Show auf CBS. Wer noch traditionelle Familien-Comedy ohne Drama-Anteile sehen möchte, um den Abend entspannt und schmunzelnd abzuschließen, der möge sich die neue Familie von Joey, äh, die Burns einladen. Geht doch.



GESAMTWERTUNG: 4,76 Punkte (befriedigend)

SUPERIOR DONUTS SEASON 2

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Mittlerweile abgesetzt und auch nicht wirklich schade drum, weil die von mir am niedrigsten bewertete, aber komplett gesehene Comedy (sofern man „The Walking Dead“ wegen der katastrophalen Staffel nicht doch nachträglich in diese Kategorie einordnen möchte, weil man Zweifel hat, dass das Ganze ernst gemeint war). Ich hebe ein letztes Mal Maz Jobrani hervor, wegen dessen Figur Fawz ich hauptsächlich am überlegenen Donut hängenblieb, nicke die Altbrummeligkeit von Judd Hirsch freundlich ab und die ordentliche Bemühung von Katey Sagal. Schürze ablegen, Geschäft absperren, der Nächste bitte.

GESAMTWERTUNG: 4,29 Punkte (durchschnittlich)  

THE GOLDBERGS SEASON 5

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So, meine lieben 80’s buddies, jetzt ham wa den Salat! Die Goldbergs sind unter die 5 Punkte gefallen. Zwar nur ganz knapp, aber immerhin. Die Gründe? Die besten prägenden Highlights des Jahrzehnts hat man durch und selbst bei einer Episode wie „Spaceballs“ ging es nicht mehr automatisch in luftige Wertungshöhen, sondern verharrte man im „jo, nett“-Bereich. Will sagen: Den Autoren fällt nicht mehr durchgehend tolles Zeug ein. Ausnahme: Die Episode „Dinner With The Goldbergs„, bei der ich als eine der wenigen Comedy-Episoden in diesem Jahrgang die Prädikatwertung ziehen musste. Und da ging es um ein gemeinsames Abendessen im Restaurant, also kein spezifisches 80er-Jahre-Thema. Für die nächste Staffel daher mein Wunsch: Lieber was Verrücktes mit der Familie anstellen statt gezwungen ein Stichwort des coolsten Jahrzehnts abarbeiten, weclhes am Ende zu wenig abwirft.



GESAMTWERTUNG: 4,99 Punkte (gut -)

MODERN FAMILY SEASON 9

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Schon länger verharrt die einst alles überragende Comedy „Modern Family“ bei mir im nur noch gehobenen Okay-Status. Genauer gesagt seit der sechsten Staffel. Heuer schien es besser zu laufen, man vermied die Patzer der letzten schwächeren Ausgaben (Werbesendungen für bspw. Disneyland, peinliche love interests für Haley, lahme Drehbücher generell für die Dunphy-Kids), war auf einem guten Weg – und tappte im Endspurt dann doch in einige der oben genannten Fallen. Die 10. Staffel soll wohl die letzte sein und ich hoffe, die Macher können dafür nochmal richtig zulegen.

GESAMTWERTUNG: 4,83 Punkte (befriedigend)

 

THE MIDDLE SEASON 9

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Bereits mit der 9. Staffel zu Ende gegangen ist hingegen „The Middle“. Die Show war immer der deutlich weniger erfolgreiche, aber hart arbeitende Nachbar von „Modern Family“, dem allerdings auch bereits viel früher die Luft ausgegangen war. Die ersten drei Staffeln um die Familie Heck kann ich empfehlen, danach pendelte man sich bei einer Qualitätsstufe niedriger ein. Dabei wurde es nie so schlecht, dass ich die Serie für mich abgesetzt hätte. Meist solide, manchmal ein wenig drunter, mit ein paar Aussetzern nach unten und das ist auch bereits das Fazit für die finale Season.

GESAMTWERTUNG: 4,33 Punkte (durchschnittlich)

THE SIMPSONS SEASON 29

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Die beste Simpsons-Staffel seit mindestens 5 Jahren! Woo-hoo! Okay, allerseits bitte beruhigen, das hat nicht wirklich viel zu sagen, siehe Gesamtwertung. Wie es schöne Tradition ist, hier die Titel der Episoden, die mir gut gefallen haben:

S29x01 The Serfsons / S29x05 Grampy Can Ya Hear Me / S29x06 The Old Blue Mayor She Ain’t What She Used To Be / S29x09 Gone Boy / S29x11 Frisk Gets Testy / S29x21 Flanders‘ Ladder

GESAMTWERTUNG: 4,55 Punkte (befriedigend -)

THE WALKING DEAD SEASON 8

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Was soll ich da noch groß schreiben. War nix. Schlechteste Staffel, mit ordentlichem Abstand. Der Titel wird immer mehr zur Wahrheit. Auch das einigermaßen erträgliche Finale konnte nichts mehr retten. Und was darin wiederum als Aussicht für die kommende Season angeschnitten wird, erfüllt mich nicht mit Hoffnung auf grundlegende Besserung. Ich denke, es ist Zeit, dass ich dem alten Zombie-Zausel den Gnadenschuss gebe. Es sei denn, ich finde doch nach Spaß am eigenen Leiden beim Zuschauen.

GESAMTWERTUNG: 3,94 Punkte (unterdurchschnittlich) 

YOUNG SHELDON SEASON 1

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Besser als „The Big Bang Theory“ – und ja, da habe ich mir wirklich das diesjährige Finale angesehen und war erneut erschüttert, wie übel heruntergewirtschaftet diese Show geworden ist. Der junge Sheldon bringt hingegen genau das, was man erwartet, inklusive der typischen Chuck-Lorre-Ich-hab-schon-keinen-Bock-mehr-das-Ding-läuft-eh-von-alleine-Autorenhandschrift, die bereits gegen Ende dieser ersten Staffel durchscheint. Was die Show noch knapp ins „Befriedigend“ hievt, sind meiner Meinung nach die hübsch fiesen Sprüche der kleinen Schwester Missy.

GESAMTWERTUNG: 4,57 Punkte (befriedigend -) 

108 (Juni 2017)

16 Jun

Die großen Comedyserien sind in den USA fast alle mittlerweile in ihrer Sommerpause – nur der alte, orangene Clown im Weißen Haus macht unermüdlich weiter. Hier sind die Abschlussbewertungen im Bereich „Comedy“:

KEVIN CAN WAIT (SEASON 1)

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Der werte Kollege bullion hat mit „Doug“ einen wunderbaren Alternativtitel für die Show gefunden. Denn „Kevin Can Wait“ ist quasi Doug aus „King of Queens“ mit einer anderen Familie. Was die Einordnung leichter macht: Wer mit der Paketboten-Comedy nichts anfangen konnte, wird auch wenig Freude an der Rentnercop-Comedy finden. Andersherum ergeben sich wohlige Schnittmengen, wobei man freilich hier auf das Genie eines Jerry Stiller verzichten muss. Leah Remini wiederum, die im Finale einen Gastauftritt hatte, wird in der zweiten Staffel dauerpräsent sein und Show-Gattin Erinn Hayes ersetzen. Keine Ahnung, wie die Autoren das hindeichseln wollen, aber ich sehe dem Unterfangen eher kritisch entgegen.

Ich hatte meinen Spaß mit Kevin James, der die Show mehr oder minder trägt und nach teils dramatisch üblen Ausflügen ins Filmgeschäft wieder Fuß fasst. Hayes ist eher die Stichwortgeberin, die Polizeikumpels erinnern angenehm an Deacon & Co, die Kinder sind bis auf die Älteste kaum zu sehen und der britische Schwiegersohn kann eher nur selten Akzente setzen.

Die Show erhielt von mir durch die Bank 4,5 oder 5,0 Punkte – kein Ausfall nach unten, aber auch kein Ausreißer in höhere Gefilde. Macht insgesamt einen Schnitt von:

GESAMTWERTUNG: 4,90 Punkte (befriedigend +)

MAN WITH A PLAN (SEASON 1)

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Die nächste klassische Comedy, der nächste berühmte Charakter: Matt LeBlanc a.k.a Joey Tribbiani. Berührungspunkte mit der einstigen Paraderolle gibt es hier kaum, LeBlanc spielt den liebenswert überforderten Familienvater, der sich verstärkt um die Kinder kümmern muss, nachdem seine Frau wieder zur Arbeit geht. Auch hier werden keine Gagrevolutionen angezettelt, sondern traditionelle Comedy-Brötchen gebacken. Wer damit zurecht kommt, bekommt ähnlich viel Spaß serviert wie bei dem Kollegen einen Beitrag obendrüber. Mir gefiel vor allem Kevin Nealon („Weeds“) als Bruder, der immer für einen Oopsie gut ist.

Von der Bewertungsspannweite her fast eine identische Kopie zu „Kevin Can Wait“, mit einem 4,0 Ausreißer nach unten. Die beiden Shows kann man also wunderbar im Doppelpack gucken, weshalb sie passenderweise auch so auf CBS laufen.

GESAMTWERTUNG: 4,82 Punkte (befriedigend)

SUPERIOR DONUTS (SEASON 1)

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Mmmh, was könnten wir denn als nächstes besprechen? Eine klassische Comedy vielleicht? „Superior Donuts“ mit dem alten Haudegen Judd Hirsch versprüht, wie ich schon bei der ersten Vorstellung schrieb, viel „Cheers“-Charme: Süßgebäck statt Feierabendbier, aber jeweils charakterbunte Stammkundschaft. Plus dem frischen Anstrich durch einen urbanen jungen schwarzen Künstler Franco Wicks (Jermaine Fowler), der das Geld braucht und sich als Bedienung durchschlägt.

Mit Fowler habe ich mich durch die insgesamt 13 Folgen angefreundet, Hirsch ist ehe eine sichere Nummer, mein absoluter Liebling und Dranbleibgarant war allerdings Maz Jobrani („Better Off Ted“), der einen herrlich schmierigen, arabischstämmigen Geschäftsmann gibt und für die besten Sprüche zuständig ist. Der Rest des Casts fällt demgegenüber mal weniger (Katey Sagal, David Koechner), mal deutlicher (Anna Baryshnikov) ab. Insgesamt kein „superior“ von mir, sondern eher „okay with a touch of nice“.

GESAMTWERTUNG: 4,38 Punkte (durchschnittlich)

MODERN FAMILY (SEASON 8)

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Hat sich dieses Jahr ein bisschen erholt und den stetigen, wenn auch langsamen Abstiegstrend gestoppt. Nein, die alten Glanzzeiten erreicht man auch dieses Mal nicht mehr. Dafür gab es mit dem Seasoneröffner und der Halloween-Folge nochmal zwei von mir mit 5,5 Punkten (sehr gut) bewertete Episoden. Das Talent meiner Lieblinge Ty Burrell, Ed O’Neill und Eric Stonestreet blitzt weiterhin in vielen Szenen auf, die Autoren haben sich zudem erbarmt und den langweiligsten Charakter (Haleys love interest Andy) außen vor gelassen, dafür fällt ihnen gerade für die älter gewordenen Kids nicht mehr sonderlich viel ein: Außer Haley und den von Nathan Fillion gespielten Charakter Rainer Shine als Liebespaar zu installieren. Sorry, aber Sarah Hyland (Geburtsjahr 1990) wirkt immer noch wie eine 14-jährige auf mich und entsprechend kommen diese Szenen dezent gruselig rüber. Manny kann sich dank seiner Macken noch retten, aber die anderen Figuren wie Luke, Alex und Lily, die jetzt ihren Status als jüngster Großfamilienspross verloren hat, leiden merklich unter den schwachen Drehbüchern.

GESAMTWERTUNG: 4,89 Punkte (befriedigend)

THE MIDDLE (SEASON 8)

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Ordentliche Saison für die Hecks. Nach diversen durchschnittlichen Jahrgängen schafft man diesmal wieder den Sprung ins Befriedigend. Im letzten Drittel setzt es zwar ein paar Durchhänger, aber sonst wird sättigende Kost geboten, aus den leider schon lange ausgequetschten Figuren wird dank netter Geschichten noch das Beste herausgeholt, nix nervt, man kommt ohne Stolpersteine durch das Jahr in Orson. Hätte ich auch nicht gedacht.

GESAMTWERTUNG: 4,52 Punkte (befriedigend)

THE GOLDBERGS (SEASON 4)

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Die Show, bei der es mir extrem schwerfällt, die 5 Punkte nicht zu zücken. Weil nämlich fast immer genug Putzigkeit, 80er-Jahre-Charme, überprotektive Mutterschaft, wohliges Familien-Happy End oder anderer witziger Krams drin ist, um am Ende mindestens die volle Hand zur Bewertung auszufalten. Okay, mittlerweile werden die goldenen Themen der Eighties langsam weniger, weshalb es heuer viermal nur zum Befriedigend gelangt hat. In Richtung weiter oben steht aber  tatsächlich eine Prädikatsauszeichnung für „Ho-ly K.I.T.T.“ – ich gebe jetzt mal keinen Hinweis darauf, um was es in der Folge geht. Vier Staffeln „The Goldbergs“, jede davon mit „gut“ bewertet und in den letzten zwei Jahren konnte man sich sogar noch ein wenig steigern. Von dieser Qualitätskonstanz dürfte es gerne mehr Comedyshows geben.

GESAMTWERTUNG: 5,27 Punkte (gut)

BLACK-ISH (SEASON 3)

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Gefiel mir dieses Jahr doch eine ganze Wertungsstufe weniger, muss ich leider sagen. Da wären auf der einen Seite die schweren Themen, an denen sich Show schlicht verhebt. Klar, man will mit „Black-ish“ alles abdecken, was die afro-amerikanische Community bewegt  Aber wie schon bei der Episode um Polizeigewalt gegen Schwarze wirkt das- zumindest meiner Meinung nach – in einem eher lockeren Comedyformat deplatziert. Entweder komplett ernst oder bleiben lassen. Auf der anderen Seite fand ich den Bruder von Bo durchweg nervig und die Geschichten konnten mich nicht so recht packen. Insgesamt hat die Show einfach die Frische, die sie noch in den ersten beiden Staffeln ausmachte, aus den Augen verloren.

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend)

BROOKLYN NINE-NINE (SEASON 4)

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Die seltsamste Polizeieinheit New Yorks hält weiterhin ihr sehr gutes Niveau. Nach einer minimalen Schwächeperiode in der zweiten Staffel läuft es wie schon in der dritten Season einfach rund. Ich könnte entsprechend den Sermon von 2016 runterbeten, von wegen liebenswerten Charakteren, die alle jederzeit einen großartigen Gag abfeuern können. Das spare ich mir, denn Kenner wissen eh Bescheid. Als kleinen Hinweis lasse ich aber fallen, dass die Folge 4×07 (Mr. Santiago) die 6,0 Punkte-Ehrenauszeichnung einstreichen konnte und ich deshalb auf „sehr gut“ aufrunde. Applaus, wegtreten, so weitermachen!

GESAMTWERTUNG: 5,47 Punkte (sehr gut)

FRESH OFF THE BOAT (SEASON 3)

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Ein bisschen Asian-American-Comedy muss sein. Und da ich „Dr. Ken“ abgesetzt habe, bleiben halt die Huangs übrig. Der Befund ist allerdings auch in dieser Staffel unverändert. Ich mag Constance Wu als strenge Mutter Jessica, Ehegatte Louis (Randall Park) hat ebenfalls seine Momente, die Geschichten sind manchmal richtig nett, HipHop-Kind Eddie nervt wegen HipHop und die Witzigkeit der in Mandarin redenden Großmutter hat sich mir weiterhin nicht erschlossen. Könnte ich ehrlicherweise auch von meiner Guckliste streichen, aber ich habe mich dran gewöhnt einzuschalten. Die Show schwimmt bei mir sozusagen in stillen „Das muss mich schon richtig ärgern, damit ich es absetze“-Gewässern.

GESAMTWERTUNG: 4,43 Punkte (durchschnittlich)

LIFE IN PIECES (SEASON 2)

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Gut möglich, dass die erste Staffel „Life In Pieces“ von mir überbewertet wurde, weil ich bei einzelnen Segmenten, die mir richtig viel Spaß machten, gleich die ganze Episode mit hochbewertet habe. Das Ensemble finde ich allerdings weiterhin sympathisch und talentiert. In der nun zweiten Season ist die Zahl der „nur“ befriedigenden Folgen jedoch stattlich angewachsen, da führt selbst das mild kritische Rezensentenauge nicht dran vorbei. Dazu noch ein, zwei wirklich nicht gelungene Ausgaben und -schwupp- helfen auch die ganzen guten Folgen nicht mehr, um wieder über die 5,0-Hürde zu springen.

GESAMTWERTUNG: 4,87 Punkte (befriedigend)

THE SIMPSONS (SEASON 28)

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Ich habe schon bedeutend schlechtere Simpsons-Jahrgänge durchgeschaut.

Damit komme ich zwar sicher nicht auf die Zitatliste der Season Box, aber es stimmt. Lediglich 5 Episoden, die ich eher durchschnittlich bzw. noch darunter empfand, dazu insgesamt 5 Ausgaben, die ich mit „Gut“ bewertet habe und einer schönen Tradition folgend hier benenne:

S28E02 Friends And Family, E08 Dad Behavior, E11 Pork & Burns, E14 Fatzcarraldo, E17 22 für 30, E22 Dogtown

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend)

DOWNWARD DOG (SEASON 1)

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Hund Martin wird von seiner Besitzerin Nan (Allison Tolman) oft alleine in ihrem Appartement gelassen und macht sich deshalb so seine Gedanken über seine Welt und die seltsamen Menschen darin.

Moment, was ist denn das?
Ist das hier drin schon besprochen worden?
Weshalb ist das bei den Abschlusswertungen?

Die Antworten: a) Eine Comedyserie. b) Nein, ist neu. c) Weil ich es nach zwei Episoden schon abgesetzt habe.

Allison Tolman hat seit „Fargo (Season 1)“ einen dicken Stein bei mir im Brett. Aber leider kann sie diese Show auch nicht retten. Ihr Show-Freund Jason (Lucas Neff, „Raising Hope“) übrigens genauso wenig. Weil bei „Downward Dog“ nun mal der Hund im Mittelpunkt steht und tja, der funktioniert für mich nicht. Tiere durch nachträgliche digitale Bearbeitung sprechen zu lassen, kann eine lustige Sache sein, hier wirkt das Ergebnis eher dezent unheimlich. Mit dem Hauptautor und Direktor Samm Hodges hat man zudem eine Stimme gewählt, die irgendwo zwischen langweilig und depressiv schwankt und dementsprechend kommt auch der ganze Vierbeiner rüber. Sorry, mehr als ein „durchschnittlich“ kann ich da nicht in den Napf legen.

DURCHSCHNITTWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 4,00 Punkte (durchschnittlich)
Sichtung eingestellt

THE JIM JEFFERIES SHOW (SEASON 1)

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Jim Jefferies, tapferer australischer Stand-Up-Comedian und einer meiner Lieblinge seines Fachs, versucht sich an Infotainment-Comedy à la „Last Week Tonight with John Oliver“ oder „The Daily Show“. Natürlich ohne deren sozialkritische Wühlarbeit oder politische Tiefe erreichen zu wollen. Vielmehr spöttelt Jefferies auf seine liebenswert leicht besoffen wirkende, aber dafür die Wahrheit gerne auch mal derb aussprechende Art über das, was in der Welt passiert. Als Bonus gibt es Brad Pitt als Wettermann. Keine Ahnung, warum. Hat mir jedenfalls gefallen und werde ich als Fan definitiv weiterhin verfolgen.

DURCHSCHNITTWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 5,00 Punkte (gut)

97 (Mai 2016)

31 Mai

Hastig in die Tastatur gehobelter Seriencheck, weil ich bis zur Fußball-Europameisterschaft die wichtigsten Shows abgedeckt haben möchte, Teil 1:

THE PATH (SEASON 1)

Eddie (Aaron Paul, „Breaking Bad“) und Sarah Lane (Michelle Monaghan, „True Detective“) leben in einer Sekte, pardon, einer Bewegung namens „The Meyerist Movement“, in der sich vieles um erklommene Leitern, Licht, Liebe, Gemeinschaft, eine geheimnisvolle Stätte in Peru und Weltuntergang dreht. Quasi eine fröhliche Mischung aus Hippie-Kommune, Scientology und R’hllor. Sarah hat bereits eine gehobene Stellung in der Gemeinschaft inne, Eddie kraxelt noch die Leiter der Erleuchtung hoch und kann so manchen leisen Zweifel nicht beiseite legen. Was dem aktuellen Chefideologen Cal (Hugh Dancy, „Hannibal“) so gar nicht gefallen mag…

Schön, wieder Aaron Paul und Hugh Dancy in tragenden Rollen zu sehen. „The Path“ lockt ähnlich wie „The Leftovers“ damit, den Zuschauer in eine fremde Welt zu werfen und die kleinen Besonderheiten und Seltsamkeiten nach und nach zu enthüllen. Das gelingt der Show in den ersten Episoden auch richtig gut, denn spätestens in den letzten Sekunden gibt es immer etwas Dramatisches zu bestaunen. Was sodann wiederum in der allgemeinen Erkenntnis mündet: Hier ist gewaltig was faul im Staate Eden. Ich bin die insgesamt 10 Episoden noch nicht durch, mit Folge vier allerdings gingen für mich ein wenig die Highlights aus und als Zuschauer bleiben dann zunächst mal nur das eindrückliche Schauspiel von Mr. Dancy und der Blick in den Alltag der Bewegung. Ich hoffe, dass hier noch ein dicker Knaller gezündet wird. Aktuell gebe ich nach sechs Folgen auf meiner Leiter der glückseligmachenden TV-Serien 4,83 von 6 möglichen Sprossen, die Tendenz geht hoffentlich aufwärts, sonst geht vorzeitig das Licht aus.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 6 EPISODEN: 4,83 PUNKTE (befriedigend)

CROWDED (SEASON 1)

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Mike und Martina Moore freuen sich auf trautes und entspanntes Zusammensein, weil sie die beiden erwachsenen Töchter Shea und Stella aus dem Haus geschafft haben. Doch das Glück währt nicht lange, denn schwupps, sind die beiden Damen draußen in der weiten Welt gescheitert und überfüllen das kuschelige Heim erneut.

Ist mittlerweile nach einer durchgelaufenen Staffel abgesetzt worden, weshalb ich mich kurz fassen kann: Hat mir als traditionelle Familiencomedy durchaus Spaß gemacht und lag sogar über dem Schnitt diverser Shows, die ich im Laufe dieser Saison ein wenig mitgeschleppt habe. Vor allem Patrick Warburton als Daddy mit seiner Mischung aus Gegrummele und Verzweiflung wusste mir durchgehend zu gefallen. Auch der unverwüstliche Stacy Keach als der harte Schale, weicher Kern-Opa der alten Schule brachte der Show einige sehr unterhaltsame Momente ein. Konstant zwischen 5,0 und 4,5 liegend, einmal sogar eine 5,5 einheimsend, hat man gegen Ende allerdings zwei wirklich schwache Geschichten in die Wertung eingeführt, was dem Abschlusswert nicht gerade förderlich war. Mr. Warburton, kommen Sie bald wieder, kann ich da nur sagen.

GESAMTWERTUNG: 4,63 PUNKTE (befriedigend) 

GOTHAM (SEASON 2)

Aaargh, über Gotham habe ich mich dann doch wieder aufregen müssen! Ich hatte es ja schon zuletzt angedeutet: Die Show kann richtig tolle Folgen produzieren, nur um kurz darauf sich ein stinkendes faules Ei ins Nest zu legen. Weil den Drehbuchautoren halt plötzlich Ernsthaftigkeit und Logik schnurz sind und sie Zufälle zum An-den-Kopf-klatschen einbringen, gerne gepaart mit trashigem Humor, Effekten und Ideen. Ja, die Batman-Vorlage ist halt ein Comic, ein bisserl Pulp und Trash kann man auch reinbringen, aber es stört mich einfach, weil man damit die prima gelungenen Episoden entwertet. Entweder konstant auf der inkohärenten, aber spaßigen Linie fahren oder durchgehend das Niveau hochhalten und mit vielleicht ein paar Humoreinsprengseln garnieren.

Die zweite Staffel fand ich in weiten Teilen viel besser als ihre Vorgängerin, ich erwähne da gerne nochmal die Truppe um Theo Galavan inklusive dem Joker. Das Finale allerdings wurde meiner Meinung nach mit Karacho in den Boden gerammt. Nicht nur, dass man die für mich nervigste Figur wiederbeleben muss (und dann nicht direkt zur allgemeinen Erleichterung die nächste Folge sterben lässt), die große Frage nach den Mördern von Bruce Waynes Eltern wird einfach eine Stufe höher geschoben und der Ausblick auf die dritte Season versaut.  Mein erster Gedanke nach Ende der Folge und bei Erscheinen des Gotham-Schriftzugs war folgender: „Ich weiß nicht, ob ich mir das noch weiter ansehen soll“. Reife Leistung, meine Damen und Herren! Wertungsmäßig schneidet „Gotham“ diesmal wegen diverser groben Schnitzer exakt gleich ab, die Hochrundung lasse ich diesmal aber stecken. Irgendwie passt es allerdings schon zu dieser Serie voller Höhen und Tiefen, dass sie sich zum Schluss nach unten katapultiert.

GESAMTWERTUNG: 4,95 PUNKTE (befriedigend)

THE ODD COUPLE (SEASON 2)

Felix Unger und Oscar Madison anno 2015 sind wieder da. Und wer erwartet hat, dass sich im Vergleich zur ersten Staffel etwas tun würde, dem kann ich jetzt schon die Hoffnung daran mit dem Putztuch von der Platte feudeln. Alle meine Kritikpunkte sind weiterhin vorhanden: altbackene Comedy, biedere Geschichten, Matthew Perry stinkt gewaltig ab im Vergleich zu Thomas Lennon, ans Original kommt nichts ran. Ich habe nur deshalb 9 der insgesamt 13 Folgen gesehen, weil a) mein Bruder sie unbedingt sehen wollte und b) NBC das Ganze als Doppelfolgen rausgeschossen hat. Weshalb eine dritte Season schon bestellt ist, mag sich mir nicht erschließen. Vielleicht gucken die Amis es ähnlich wie mein Bruder mit einer „War-doch-gar-nicht-sooo-schlecht“-Attitüde weg.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 9 EPISODEN: 4,07 PUNKTE (durchschnittlich -)
Sichtung abgesetzt

GRANDFATHERED (SEASON 1)

Das habe ich tapfer bis zum Schluss durchgehalten und bin nicht belohnt worden. Die Show lebte meiner Meinung nach von Opa Jimmy John Stamos und der goldigen Enkeltochter Edie, der Rest war okay (Paget Brewster) bis unnötig (Josh Peck) bzw. nervig (Christina Milian). Bei einer Autorensitzung muss dann jemand auf die glorreiche Idee gekommen sein, diesen Fokus zugunsten der Nebendarsteller zu verschieben. Keine gute Idee. Gar keine gute Idee. Vor allem die letzten Episoden waren ein einziger Krampf, das Finale konnte ich nur mit Mühe durchhalten. Angesichts dessen zu Recht nicht vom Sender verlängert worden.

GESAMTWERTUNG: 4,23 PUNKTE (durchschnittlich)

THE SIMPSONS (SEASON 27)

Alle Jahre wieder als Service die guten Episoden der mittlerweilen 27. Staffel:

S27E05 Treehouse Of Horror XXVI – 5,5 Punkte (sehr gut)

Das war’s. Kein Witz. Der Rest schwankt zwischen maximal „nett“ bis hinunter zu „würde ich nicht nochmal sehen wollen“. Gute Folgen, mit 5,0 Punkten bewertet? Fehlanzeige. Ein Trauerspiel. Bitte in den Kommentaren keine Frage, weshalb ich das weiterhin gucke.

GESAMTWERTUNG: 4,07 PUNKTE (durchschnittlich -)

THE LAST MAN ON EARTH (SEASON 2)

thelastmanonearths2

Ich habe ja schon ausgeführt, dass sich die Show und vor allem Hauptdarsteller Will Forte von der sympathischen Loser-Story hin ins nervig-pubertär-Humorige gekehrt haben. Man könnte auch sagen: Sorry, das ist mir einfach zu blöd geworden. Witzigerweise habe ich bei den Serienjunkies das komplette Gegenteil gelesen und war aufs Baffste erstaunt. Die Show, bei der dreißig Jahre in einem Glas konservierte Fürze freigelassen werden, hat sich also vom Humor her positiv entwickelt? Da ziehe ich mich aber ganz flott auf meine „Ich bleibe bei meiner Darstellung“-Insel zurück und schmolle kurz mal störrisch vor mich hin.

Summa summarum: Nach einem richtig guten Einstieg (daher die noch relativ hohe Gesamtwertung) ging es ab Folge 8 immer mehr den Bach runter, vor allem Phil hätte ich zwischendurch gerne mal eine gewatscht, so sehr ging mir der Charakter auf die Nerven. Weshalb ich dennoch bis zum Schluss durchgehalten und nicht konsequent auf den Absetz-Knopf gedrückt habe? January Jones. Hach.

GESAMTWERTUNG: 4,60 PUNKTE (befriedigend)   

FRESH OFF THE BOAT (SEASON 2)

Kurzfassung:

Show befriedigend bis gut, wenn Constance Wu einen ihrer großen Auftritte als mürrische Mutter Jessica hat.

Show durchschnittlich, wenn nicht.

Show insgesamt zu oft durchschnittlich.

GESAMTWERTUNG: 4,33 PUNKTE (durchschnittlich)

THE MIDDLE (SEASON 7)

Ich hänge halt irgendwie an den Hecks. Obwohl es dieses Jahr nicht einmal mehr für eine „Gut“-Wertung gelangt hat. Macht am Ende ein nur minimal bessere Wertung als „The Simpsons“, wobei die Zahl der unterdurchschnittlichen Episoden bei „The Middle“ deutlich geringer ist. Klarer Fall von „Man bräuchte nicht, aber man guckt’s halt weg“. Wohl auch nächstes Jahr, denn Staffel 8 ist gesichert.

GESAMTWERTUNG: 4,10 PUNKTE (durchschnittlich)

MODERN FAMILY (SEASON 7)

Nenne ich mittlerweile liebevoll „Die Bröckel-Comedy“, denn zum Abschluss jeder Staffel fällt meine Gesamtwertung ein bisschen schlechter aus. Aktueller Stand: ziemlich in der Mitte zwischen „gut“ und „befriedigend“. Die Glanzzeiten sind vorbei, vor allem fast jede Szene mit den aus dem Teenageralter entwachsenen Kindern Haley, Luke und Alex gibt es mir nicht mehr, Ed O’Neill, Ty Burrell und Eric Stonestreet hingegen reißen es ab und an noch raus.

GESAMTWERTUNG: 4,73 PUNKTE (befriedigend)

THE GOLDBERGS (SEASON 3)

Bei den Goldbergs hingegen heißt es stabil, verlässlich, witzig. Auch in der dritten Season sehe ich keine Verschleißerscheinungen, auch wenn Hauptdarsteller Sean Giambrone während der Sommerpause durch den Stimmbruch musste – worüber prompt in der Show gewitzelt wurde. Für 80er-Jahre-Fans weiterhin ein Quell der Freude und sollten irgendwann mal die Themen des Jahrzehnts ausgehen, kann man sich von mir gerne der 90er bedienen. Der Cast wird mit Sicherheit auch dann funktionieren und prima Unterhaltung abliefern.

GESAMTWERTUNG: 5,29 PUNKTE (gut) 

BLACK-ISH (SEASON 2) 



Sie haben sich in mein Herz gespielt, die Mitglieder der Familie Johnson. Der herzige Ausruf „Black Jesus!“ der schwergläubigen Großmama Ruby ist in meinen Sprachschatz übergegangen, Dre und Rainbow sind ein herrliches Ehepaar, die Kinder (vor allem Marsai Martin) überraschen mit manchem Gag, Opa Laurence „Pops“ Fishburne ist eh eine Klasse für sich. Manches Mal verhebt man sich jedoch an schweren Themen, die die black community umtreibt, aber als Aufarbeitung in einer Comedy meiner Meinung nicht taugen, wie etwa in der Folge um Polizeigewalt gegen Schwarze. „Black-ish“ kann insgesamt im Vergleich zur ersten Staffel nochmals zulegen und punktgenau bei 5 Punkten landen. Weiter so.

GESAMTWERTUNG: 5,00 PUNKTE (gut)

Demnächst:

Preacher

Veep

Silicon Valley

Game Of Thrones

House Of Cards

95 (März 2016)

17 Mär

Jetzt endlich wie angekündigt der kurze Blick auf die Shows, über die in den letzten Monaten hier drinnen nicht groß berichtet worden ist. Was hält sich? Was läuft richtig gut? Was fällt langsam? Was ist gar schon gestrichen? Wertungen lasse ich außen vor, da bei den meisten Serien eh bald die Abschlussnote ansteht. Zum Beginn allerdings noch ein durchweg empfehlenswerter Neustart (eigentlich wollte ich auch noch House of Cards Season 4 unterbringen, aber da bin nicht weiter als die erste Folge gekommen):

11.22.63 (SEASON 1)

221163

Der Englisch-Lehrer Jake Epping (James Franco) entdeckt nach einem kumpelhaften Hinweis von seinem örtlichen Speiselokalbetreiber ein Zeitportal, welches direkt in das Jahr 1960 führt. Dieser hatte bereits mehrfach versucht, von dort aus die Ermordung von John F. Kennedy zu verhindern. Eine Aufgabe, die er nun an Epping weitergibt. Achtteilige Mini-Serie nach einem Buch von Stephen King, produziert von J.J. Abrams.

Nun bin ich ja nicht der ganz große JFK-Verschwörungsaufdeckungsonkel, aber mit Zeitreisen kriegt man mich fast immer. Wobei „11.22.63“ mehr geschichtliches Drama mit Hintergrundrecherche zum Attentat ist, denn den berüchtigten Schmetterlingseffekt hat man durch einen erzählerischen Kniff mehr oder minder aus der Serie herausgehalten. Daran mag sich manch einer stören, mir persönlich haben die ersten fünf Episoden allerdings so gut gefallen, dass ich mich an diesem Umstand nicht groß aufhänge. Zum einen freut es mich, Franco mal wieder in einer ernsteren Rolle zu sehen als in seinen letzten Kifferkomödien im Dunstkreis von Seth Rogen. Darüber hinaus erzählt „11.22.63“ auf spannende Art und Weise die geschichtlichen Ereignisse um den Todesschützen Lee Harvey Oswald, die 60er-Jahre werden hochwertig und akkurat präsentiert, ein paar witzige Anspielungen eingebaut und unser Held in eine zu Herzen gehende Romanze mit der Bibliothekarin Sadie (Sarah Gadon) geschickt. Insgesamt eine empfehlenswerte Show, durch deren bisherige Folgen ich mich schneller durchgesehen hatte als jene von „Vinyl“ oder „Better Call Saul“.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH FÜNF EPISODEN: 5,30 PUNKTE (gut)

Black-ish (Season 2)

Immer wieder für tolle Episoden gut, vor allem dank den Ehe-Kabbeleien zwischen Dre und Rainbow, der zynischen Ader der kleinen Diane, dem grummeligen Opa und der Black-Jesus-anrufenden Oma. Läuft stabil Richtung „gut“, allerdings hat man sich bei der Folge „Hope“, bei der man Polizeibrutalität gegenüber Schwarzen in einem Comedyrahmen thematisieren wollte, meiner Meinung nach schwer übernommen.

Brooklyn Nine-Nine (Season 3)

Liegt ganz klar auf Kurs im Rennen um die Krone zur besten Comedy des Jahres. Diesmal ohne Ausfälle (letztes Jahr fand ich ja die Episoden mit Eva Longoria ein bisserl spaßlos), mit dem wohl besten Ensemble, in dem wirklich alle Figuren eine Folge tragen können und mit der Auszeichnung einer 6,0-Episode. Was für eine Comedy bei mir schwer zu erreichen ist.

Dr. Ken (Season 1)

Kommt über den Mitläuferstatus leider nicht hinaus. Die Gründe, weshalb ich es dennoch weitergucke? Ich mag Ken Jeong, Dave Foley als schmieriger Krankenhaus-Chef ist ebenfalls gerne für die ein oder andere Peinlichkeit gut, es ist die einzige Serie, die am Wochenende auf meinem Guckplan läuft und sie enttäuscht eigentlich nie, erreicht allerdings auch keine 5er-Bewertungen.

Fresh Off The Boat (Season 2)

Die Show mit dem unstrittig grässlichsten Theme-Song, immerhin ist er wenigstens kurz. Ansonsten kann ich fast auf die Ausführungen obendrüber bei Dr. Ken verweisen. Lieblingsfigur bei weitem: Die resolute Ehegattin Jessica (Constance Wu), deren Disziplin und Mürrischkeit so manche Episode veredelt hat.


Gotham (Season 2)

Da hatte ich ja schon zur ersten Staffelhälfte was geschrieben, weshalb ich mich jetzt auf die ersten beiden Episoden nach der Winterpause beschränken kann. Die Tendenz geht weiter Richtung „gut“, auch wenn es immer wieder Kleinigkeiten wie mäßig spektakuläre Spezialeffekte oder Logikfehler gibt, die es eben doch verhindern, dass „Gotham“ zu den ganz großen Shows aufschließen kann. Mit der Verbrechertruppe um Theo Galavan hat man einen ziemlich hohen Qualitätsmaßstab angelegt, an den es nun heranzukommen gilt. Weiterhin sehr bemerkenswert und für mich einer der Gründe fürs Weitergucken: Robin Lord Taylor in seiner Rolle als „Penguin“.

Grandfathered (Season 1)

Hat es anders als „The Grinder“ geschafft, weiter in meinem persönlichen Programm zu laufen. Vanessa, die Mutter der kleinen goldigen Edie finde ich immer noch komplett unsympathisch, Sohn Gerald ist ebenfalls komödiantisch höchst vernachlässigbar, aber die alte Riege um John Stamos und Paget Brewster reißt es halt immer wieder ins „Okay“.


Lego Star Wars: The Resistance Rises (Season 1)

„Star Wars: Droid Tales“ hat mir schon richtig viel augenzwinkernden Spaß bereitet, nun steht mit „The Resistance“ die VerLEGOisierung des neuesten Sternenkrieg-Filmes an. Bisher lief nur eine Folge und die war in Ordnung, hat also noch Luft nach oben.

Life In Pieces (Season 1)

Dürfte diese Saison den Titel „Beste neue Comedy“ für sich entscheiden, wenn ich jetzt nicht etwas Entscheidendes übersehen habe. Die Wertungskurve verläuft stabil im 5-Punkte-Bereich, die Charaktere sind allesamt sympathisch, die Geschichten konzeptbedingt kurz und knackig. Colin Hanks und Dan Bakkedahl treten meiner Meinung nach in die Fußstapfen von Ty Burrell in seiner Paraderolle als Phil Dunphy.

Modern Family (Season 7)

Wie auch schon die letzten Staffeln mit einigen Durchhängern, aber eben auch besser gelungenen Folgen. Was fehlt, sind die qualitätiven Höhenflüge, zu der die Show in den ersten Seasons in beeindruckender Manier durchgehend ansetzen konnte. Aus meiner Sicht sind gerade die Geschichten, in denen es um die Liebesbeziehung der Dunphy-Töchter geht, am schwächsten. In dem Zusammenhang kann ich mich an keine Episode erinnern, in der Andy mitspielte und die ich richtig gut fand.

The Big Bang Theory (Season 9)

Es ist vorbei. Ich bin befreit. Ich weiß, dass ich nichts mehr verpassen werde.

Bis zur Star Wars 7-Folge blieb ich dran und selbst die konnte nicht meine Gunst finden. Punktemäßig krebste die Staffel erneut unterhalb der 4,0-Marke herum, Gaststars brachten kaum einen Humorschub, der Nerdfaktor ist schon lange untergegangen bzw. wird künstlich aufrechterhalten. Insgesamt keine Verbesserung zur eh schon bräsigen 8. Season und insofern eine schlicht durchschnittliche Couple-Comedy, deren anhaltender Erfolg mir immer rätselhafter erscheint. Sheldon ist noch der einzige Grund, weshalb man reinschauen sollte, aber so gut wie früher wird der auch nicht mehr angesichts der Autoren, die wohl genau wissen, dass sich die Fans mit immer weniger genauso zufrieden geben.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH ELF EPISODEN: 3,86 Punkte (unterdurchschnittlich)

The Goldbergs (Season 3)

Härtester Konkurrent für „Brooklyn Nine-Nine“, was den ersten Platz im Bereich Comedy angeht. Auch in der dritten Staffel funktioniert die Mischung aus 80er-Nostalgie und gut aufgelegtem Cast ohne Ausrutscher. Eigentlich müssten die großen Themen des Jahrzehnts bald alle durch sein, aber die Goldbergs finden halt immer wieder etwas, das sie liebevoll und mit Witz behandeln können. Wenn dann eine Folge wie „Wingmom“ herauskommt, in der Mutter Goldberg ihren von Top Gun inspirierten ältesten Sohn zur Militärübung begleitet, kann ich nur auf viele weitere Ausgaben hoffen.

The Grinder (Season 1)

Die 4,5 ist eine wichtige Zahl in meinen kleinen Wertungsuniversum. Fällt eine Show im Schnit unter diese Marke und hat zudem keine Tradition, aus der man heraus sie weiterhin schaut, wird es eng. So hat es „The Grinder“ erwischt, der in den letzten Wochen eigentlich nur noch glatte Durchschnittsware anbieten konnte. Letztlich war es eben doch nur Rob Lowe, der die Serie zu tragen imstande war. Dessen Figur entpuppte sich im Verlauf jedoch als viel zu eindimensional: Ja, er kann sich von seiner TV-Persönlichkeit nicht trennen, wir haben es verstanden. Jenseits dessen bot die Show schlicht zu wenig und mein Interesse an weiteren „Er ist der Grinder *dramatische Musik*“-Ausführungen fiel gegen Null.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH FÜNFZEHN EPISODEN: 4,41 Punkte (durchschnittlich)


The Last Man On Earth (Season 2)

Überraschung! Die zweite Staffel von „The Last Man On Earth“ ist noch gar nicht zu Ende. Nach knapp dreimonatiger Pause schiebt FOX zwei weitere Folgen nach, im April geht es dann weiter bis tief in den Mai hinein. An meinen Kritikpunkten ändert das freilich wenig, Phil Tandy Miller ging mir in letzter Zeit so schwer auf den Geist, dass ich den Wiederauftakt, der sich nur um Millers Bruder und dessen Bekanntschaft drehte, richtiggehend erfrischend fand. Die aktuell letzte Folge war okay, aber die Show muss wirklich an sich arbeiten, wenn sie wieder den Spaßlevel erreichen will, den sie in der ersten Staffel anbieten konnte.

The Middle (Season 7)

Da gestehe ich, dass ich die Show eher aus Gewohnheit denn aus Begeisterung weiterverfolge. Die Hecks gehören halt mittlerweile zum Serieninventar, die Glanzzeiten liegen schon gute drei bis vier Staffeln zurück, es guckt sich halt fast von selbst weg. Die guten Storys sind eben auserzählt und aufregend Neues fällt den Autoren nicht mehr ein. Trotzdem gibt es immer wieder die Verlängerung. Senderchefs sind wohl auch Gewohnheitstiere.

The Muppets (Season 1)

Ich hatte mir nach der Pause einen frischfrechen Neustart erhofft, schließlich hatte man doch einen neuen Showrunner verpflichtet. Weg mit Bob Kushell („Anger Management“, „3rd Rock from the Sun“), her mit Kristin Newman („Galavant“, „Chuck“, „That 70’s Show“). Wird jetzt mehr gesungen? Wird was aus den Gaststarauftritten gemacht? Sind die unlustigen Viecher wie de Ratten Yolanda und Rizzo oder die Riesengarnele Pepe weg? Nein. Leider ist gar nix besser geworden. Alles weiterhin die dünne Gagsuppe. Sehr sehr schade, aber die Muppets sind in dieser Form für mich absolut belanglos geworden. Die Folge: von mir frühzeitig abgesetzt.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH VIERZEHN EPISODEN: 4,14 Punkte (durchschnittlich)

The Simpsons (Season 27)

Könnte ich mir auch von Jahr zu Jahr mehr sparen. Aber ich hoffe auf die kleinen Überraschungen, wenn die Simpsons sich nochmal am eigenen Schopf aus dem Sumpf des erzählerischen Trotts ziehen. Nochmal richtig frech werden, aktuelle Ereignisse durch den Kakao ziehen, der Gesellschaft den Spiegel vorhalten. Meinem Gefühl nach werden es immer weniger Folgen, die diesem Anspruch auch nur ansatzweise gerecht werden. Stattdessen produziert man eben doch nur die x-te „Lisa will was werden“, „Bart ist verliebt“ und „Homer und Marge haben Ehekrach“-Episode.

The Walking Dead (Season 6)

Wer bis jetzt drangeblieben ist, den erwartet eine positive Überraschung. Denn „The Walking Dead“ ist seit der Rückrunde der sechsten Staffel in beachtenswerter Form. Der Höchstwertung direkt zu Beginn folgten spannende, intensive Episoden, in der nicht so sehr das Zombie-Szenario (aus dem man in 6x01ff. nochmal das Beste herausgeholt hat) im Vordergrund stehen, sondern der Konflikt mit anderen Überlebenden, der existenzielle Fragen aufwirft wie jene, was die Apokalypse aus Rick und seiner Gruppe gemacht hat. Eine mehr als angenehme Überraschung und eine Richtung, die meiner Meinung die Stärken der Serie am besten hervorbringt. Gerne weiter so.


87 (Mai 2015)

22 Mai

Die Hauptsaison der US-Fernsehserien befindet sich im Endspurt, was für diesen bescheidenen Blog bedeutet: Zahlen, Wertungen, Noten.

GOTHAM (SEASON 1)

GothamBanner Ich hab da mal was aufgesetzt.

Liebes Produktionsteam von Gotham,
mir eilt der Ruf voraus, nicht der allergrößte Comic-, Comic-Verfilmungs- und Comic-Verserienungs-Fan auf diesem Planeten zu sein. Trotzdem fand ich eure Show gar nicht schlecht. Um ehrlich zu sein, kratzt sie in meinem Wertungsschema fast am „Gut“. Wäre da nicht ein kleines Problem. Eine Sache, die es mir stellenweise schwer gemacht hat, bei mancher Episode ohne dezente Schmerzmittelzufuhr durchzukommen. Es macht keinen Sinn, um den heißen Brei herumzuschreiben, ich lass es jetzt einfach mal raus:

HEILIGER FLEDERMAUSKÖTTEL, IST MIR DIE ALTE VON WILL SMITH AUF DEN SENKEL GEGANGEN.

Puh, das tat gut. Die Besetzung habt ihr mehr als ordentlich hingekriegt. Ich weiß, mit Kinderdarstellern ist es schwer. Und ja, beim besten Willen, die Folge, in der Klein-Batman und Klein-Catwoman die meiste Sendezeit vereinnahmten, hat mich natürlich nicht umgehauen. Mein Lob andererseits für das Engagement von Morena Baccarin. Sehe ich immer wieder gerne, die Dame. Und Robin Lord Taylor als Pinguin? Schwer beeindruckend, eine feine Entdeckung. Die Geschichten? Durchaus spannend, düster, trotzdem ein bisschen Humor drin. An der Spannungskurve bei anstehenden Sendepausen müsst ihr aber noch arbeiten. Da liefen mit die schwächsten Folgen (in denen, da bin ich sicher, auch Jada Pinkett-Smith als Fish Mooney ihre selbst zelebrierten Auftritte hatte).

Enden möchte ich diesen kleinen Brief mit einer Bitte und einem Angebot. Lasst die Frau mit dem Overacting-Turbo in ihrem Schauspiel was anderes machen. Reduziert ihre Rolle, schreibt sie noch besser raus, ersetzt ihre Auftritte durch Szenen, in denen Morena Baccarin Dinge, Personen oder die Kamera anlächelt. Wenn ihr dann noch das Niveau einigermaßen haltet, gibt es in der nächsten Staffel 5 Punkte. Mit freundlichen Grüßen,

Kann man doch so abschicken, oder?

GESAMTWERTUNG: 4,95 PUNKTE (befriedigend) 

THE AMERICANS (SEASON 3)

the-americans

Kommt erneut leider nicht an die sehr gute erste Season ran. Des Spionage-Dramas dritter Teil hatte zwar gleich zu Beginn einige harte Szenen, die sich dem Zuschauer ins Gedächtnis brannten. In der Folge allerdings ging es mir zu wenig um die große Spionage, sondern mehr um persönliche und familiäre Angelegenheiten. Klar, die Kinder der Jennings mussten irgendwann mal eine bedeutendere Rolle spielen, allerdings war mir der Aufbau hin zum fast unausweichlichen Finale zu ausufernd lang. Demgegenüber stehen Erzählstränge, die sich für mich überhaupt nicht ausgezahlt haben. Die Treffen der EST-Gruppe. Agent Beemans Eheprobleme. Der „Heimaturlaub“ der russischen Spionin Nina Sergeevna. Die langwierigen, untertitelten Besprechungen in der Residenzia. Die Besuche bei dem alten Oberspion Gabriel.

Es gereicht der Show zur Ehre, dass ihre Episoden dennoch konstant zwischen 4,5 und 5 Punkten von mir einheimsen konnte. Weil sie doch immer wieder spannende Momente aufglimmen ließ, weil die Schauspieler sehr gute Arbeit bei der Darstellung der innerlich zerrissenen Charaktere abliefern. Letztlich reicht es aber dieses Jahr nur für ein „befriedigend“ im Abschlusszeugnis.

GESAMTWERTUNG: 4,86 PUNKTE (befriedigend)

THE GOLDBERGS (SEASON 2)

thegoldbergs s2

Auch in der zweiten Staffel ein heißer Kandidat für die beste Comedy-Show in diesem Jahr (allerdings ist der letztjährige Titelträger „Veep“ aktuell wieder gestartet und liefert beste Unterhaltung). Die Goldbergs machen einfach Spaß, wie sie einen die großen Erfahrungen und Peinlichkeiten der 80er nochmals durchleben lassen. Über die Figuren kann man lachen, mit ihnen weinen, über sie den Kopf schütteln, sie sind einfach liebenswert. Sicherlich agieren sie desöfteren überzogen und eindimensional, aber anders als etwa „The Middle“ fallen den Autoren immer wieder neue Szenarien ein, in die sie die Charaktere versetzen. Eben dieser reichhaltige Fundus an Schrägheiten der 80er dürfte den Unterschied ausmachen, um noch einige Staffeln tolle Qualität abzuliefern. Diesmal sind zwar keine 6 Punkte bei den Folgen dabei, die 5,5 ist nur zweimal vertreten, dahinter reiht sich jedoch eine breite Front an 5ern auf. Die Goldbergs waren gut, sind gut und bleiben gut.

GESAMTWERTUNG: 5,09 PUNKTE (gut)

BROOKLYN NINE-NINE (SEASON 2)

b99

Wertungstechnisch knapp hinter den Goldbergs und ebenfalls schlicht und ergreifend eine gute Comedy-Show: die Abenteuer der abgefahrenen Ermittlertruppe um Detective Peralta. Wobei ich auch hier einfach die herrlich gezeichneten Charaktere loben muss. Vom grummeligen Chef Captain Holt, über den lässigen Sprücheklopfer Peralta, seinem anhänglichen Kumpel Boyle, der seltsamen Sekretärin Linetti, der immer auf hart getrimmten Rosa, der unsicheren Amy, dem Revier-Teddybär Terry bis hin zu den Nebenfiguren Hitchcock und Scully. Da muss man nur noch die passenden Dialoge drunterschreiben und schon läuft die Sache. Mein einziger Kritikpunkt: die Folgen mit Eva Longaria als „love interest“ für Peralta fand ich durch die Bank nur okay.

GESAMTWERTUNG: 5,03 PUNKTE (gut)

BLACK-ISH (SEASON 1) 

blackish

Bester Neustart im Comedy-Bereich: Black-ish. Auch wenn es (noch) nicht für den Sprung über die 5-Punkte-Marke gereicht hat, ist die Show um die Familie Johnson eine echte Bereicherung des Programmplans. Anthony Anderson als gestresstes Familienoberhaupt fiel mir schon in „Guys With Kids“ positiv auf, hier findet der sympathische Mime zusammen mit Serienehegattin Tracee Ellis Ross seine Erfüllung. Sehr stark: Laurence Fishburne als nörgeliger Großvater. Sehr schräg: Deon Cole als Dres Arbeitskollege Charlie. Hervorheben möchte ich noch den Cast, der die Kinder der Familie spielt. Durch die Bank sympathisch, nicht eine Sekunde nervig, vor allem Marsai Martin als jüngste Tochter liefert immer wieder altkluge und witzige Beobachtungen ab. Die Huxtables wären verdammt stolz auf diese Truppe. Woran es noch hapert, sind durchgehend hochwertige Drehbücher. Zugegebenermaßen gehen manche Humor-Nuancen an mir als bleichem Westeuropäer und Ahnungslosem in Sachen „black culture“ an mir vorbei. Ich komme allerdings nicht um den Gedanken herum, dass bei diesen talentierten Darstellern noch mehr rauszuholen sein müsste. Bisher verbleibt die Show in vielen Folgen darin behaftet, ganz nett zu sein, statt richtig alle Stärken auszuspielen. Ansatzpunkte für den Schritt hin zur Großartigkeit sind vorhanden, siehe die Episoden 1×02 The Talk, 1×21 The Peer-ent Trap oder die erfrischend offene Ablehnung mit den Republikanern in 1×23 Elephant in the Room.

GESAMTWERTUNG: 4,79 PUNKTE (befriedigend)
THE ODD COUPLE (SEASON 1)

the odd couple

Lief dann doch besser als von Senderseite und von mir erwartet. The Odd Couple erhält eine zweite Staffel und etabliert sich zum quotenstabilen Format im Programm von CBS. Ich würde das goldene Dankesschreiben und den Geschenkekorb hauptsächlich an Thomas Lennon richten, der den stets feingeistigen und kränklichen Felix Unger in der Tat höchst gelungen in das zweite Jahrzehnt des neuen Jahrtausends transferiert. Das kann ich trotz meiner grundsätzlichen Kritik an der Show neidlos anerkennen und loben. Matthew Perry und der Rest der Besetzung fallen demgegenüber schon mehr als merklich zurück. Nach 12 gesehenen Episoden hat sich wertungsmäßig der größte Teil zwischen 4,0 und 4,5 Punkten abgespielt, allerdings durfte ich zweimal gar die 5 Punkte ziehen. Es geht also schon, wenn alles zusammenkommt. Und Thomas Lennon brilliert. Ansonsten gilt aber weiterhin: Das Original bleibt unerreicht, die Kopie bemüht sich, kann aber nur selten eigene Akzente setzen.

GESAMTWERTUNG: 4,42 PUNKTE (durchschnittlich)
THE SIMPSONS (SEASON 26)

simpsons

Ich muss aufpassen, dass ich nicht jedes Jahr den selben Sermon schreibe. Auch dieses Mal fehlt es mir bei den Simpsons an Liebe. Vor meinem geistigen Auge sehe ich, wie die gelben Kultfiguren irgendwo in Südostasien in einer sterilen Fabrik gezeichnet, die Skripte nach Standardbausatz zusammengepfriemelt werden und die Autoren sich nur für eine Handvoll Episoden wirklich Mühe geben, für deren Ablieferung sie persönlich erscheinen und die sie wie Streusel über den zusammengeklumpten Kuchen werfen. Hier sind die Namen dieser Streusel:

5,5 Punkte: S26E10 The Man Who Came To Be Dinner
5 Punkte:    S26E04 Treehouse of Horror XXV, S26E06 Simpsorama, S26E09 I Won’t Be Home For Christmas

GESAMTWERTUNG: 4,32 PUNKTE (durchschnittlich)

THE MIDDLE (SEASON 6) 

themiddle

Sechs Staffeln sind eine lange Zeit. Und die Geschichten der Hecks meiner Meinung nach eigentlich schon seit drei bis vier Jahren auserzählt. Weshalb ich die Nachricht über die Verlängerung der Show durchaus mit Verwunderung vernommen habe. Ein typischer Fall von „Man schaut es halt aus Gewohnheit weiter“. Obwohl man es nicht wirklich müsste. Es ist halt die Show vor Modern Family, die dann in 99,9 Prozent der Fälle von den Dunphys getoppt wird. Sehr oft nur durchschnittlich, etwas mehr als ein halbes Dutzend mal befriedigend, ein paar Ausreißer nach unten und dreimal überraschenderweise „Gut“. Für diese besonderen Momente guckt man eben dann doch noch weiter.

GESAMTWERTUNG: 4,21 PUNKTE (durchschnittlich)

THE BIG BANG THEORY (SEASON 8)

tbbts8

Ich zitiere mal den Review-Teaser zum Staffelfinale der Serienjunkies:

Das achte Staffelfinale der erfolgreichen Sitcom The Big Bang Theory hält für jedes der Paare eine Zerreißprobe bereit.

Da wollte ich ehrlich gesagt schon gar nicht mehr reingucken. Mein Fazit nicht nur für das Finale lautet: Glückwunsch, es ist eine unterdurchschnittliche Couple-Comedy geworden.

The Big Bang Theory ist für mich bis dato die ganz große Enttäuschung dieser Saison. Müsste ich händeringend nach positiven Aspekten suchen, fielen mir zwei Dinge ein: Kaley Cuoco-Sweeting sieht auch mit Kurzhaarschnitt nett aus und die Folge „The Focus Attenuation“ war knapp gut (wohl wegen des Back-to-the-Future-II-Einschubs). Der Rest: ein Trauerspiel angesichts dessen, was die Serie mal ausgemacht hat. Dabei war ich bei der Bewertung nach einigermaßen nachsichtig, habe reihenweise Episoden mit 4,0 Punkten durchgewinkt, die auch locker weniger Punkte verdient gehabt hätten. Wer authentischen Nerd-Humor sucht, möge rasch Richtung „Silicon Valley“ auswandern, hier gibt es nichts mehr zu holen. Außer peinlichen Beziehungs-Aaaahs und Ooooohs, dem zwanghaft sexlosen Sheldon, Gags, bei denen es selbst dem Lachband peinlich ist, zu laut zu sein. Ich habe mir in vielen Folgen den Spaß erlaubt, bei den Witzstellen lauthals aufzulachen und kam mir dabei sehr, sehr peinlich vor. Sogar wenn die Show Gastauftritte aufbietet, die Hoffnung machen könnten, bleibt sie weit unter den Erwartungen. Was war ich beispielsweise von der Episode mit Nathan Fillion enttäuscht. Wie kann man mit dem coolen Kerl als special guest eine unterdurchschnittliche Folge drehen?  Das ist doch faktisch nicht möglich! Oder „The Skywalker Incursion“, der Besuch auf der Skywalker Ranch. Eine Folge mit Star Wars als Thema und die Geek-Gag-Skala bewegt sich nur müde auf okay. Unfassbar. Aber was soll’s. Die Show ist weiterhin ein Riesenhit, die Leute schauen es und werden vor Freude glucksen, wenn zum Ende der 12. Staffel Sheldon neben Amy aufwacht und grinsend „We had coitus!“ in die Kamera flüstert.

GESAMTWERTUNG: 3,96 PUNKTE (unterdurchschnittlich)

MODERN FAMILY (SEASON 6)

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Bei den Dunphys-Pritchetts bröckelt es leider auch weiter, was die Wertungen angeht. Bei genau der Hälfte der Folgen landete der Qualitätszeiger bei 4,5 Punkten, ganz nach oben ging es wieder nicht, zwei Episoden waren sehr gut, zwei nur durchschnittlich (darunter das Staffelfinale) und achtmal lehnte ich mich nach dem Abspann mit dem guten Gut im Fernsehsessel zurück. Keine sonderlich beachtliche Quote im Vergleich zu den vorherigen Seasons. Woran liegt’s? Die Show tut sich meiner Meinung nach schwer, an die überragenden Folgen früherer Zeiten anzuknüpfen. Neue Nebenfiguren wie der Babysitter Andy oder die Prollnachbarn der Dunphys zogen bei mir überhaupt nicht, die Kids sind älter geworden und erhalten statt putziger eher flache (Luke) oder beziehungstechnische (Haley) Geschichten. Phil, Jay, Mitchell und Cameron retten zwar wie gehabt so manches im Alleingang, der Trend führt aber leider nun mal Richtung gehobenes Okay. Und neben der peinlichen Australien-Werbeshow im letzten Jahr bot man dieses Mal eine im Endeffekt auch eher arg vergessenswerte Apple-Produktplatzierung in „Connection Lost“. Der Zahn der Zeit nagt an Modern Family.


GESAMTWERTUNG: 4,81 Punkte (befriedigend)

78 (Mai 2014)

27 Mai

Die Sonne scheint, der DAX geht auf die 10.000 Punkte zu, der Bundestrainer fährt -sicherlich in Vorfreude auf die WM- zu schnell Auto: heiße Temperaturen, heiße Aktien, heißer Jogi und jetzt obendrauf noch die brandheißen Abschlusswertungen (sofern sie vorliegen) für die US-TV-Saison 2013/14 (Abteilung Comedys).

Meine Einleitungen werden immer schlechter.

COMMUNITY (SEASON 5)

Schande über dich, NBC! Gerade hat sich der Sender wieder die Top-Position unter den Networks  geangelt, schon stürzt er Serienfans in tiefe Trauer und treiben Schindlunder mit den Gefühlen der Community-Community. No #6Seasonsandamovie. Das ist schade, denn mit Dan Harmon hievte sich die fünfte Staffel wieder in deutlich höhere Wertungsgefilde. Die Stärken der Show waren plötzlich wieder da, man gab einen feuchten Dean darum, ob die Durchschnittszuschauer die Anspielungen verstanden, haute herrlich absurde Episoden wie „G.I. Jeff“ oder „App Development And Condiments“ raus und protzte mit Gaststars, für die andere Serien auf die Knie gehen würden. Nach dem Tal der Tränen also ein ganz klarer Schritt nach oben. Zugegeben: an die Großtaten der ersten Staffeln konnte man nicht anknüpfen, bei vielen thematischen Nachfolgern konnte man den Wahnsinn des Originals wohl schlicht nicht toppen („Advanced Advanced Dungeons & Dragons“), aber das Wertungsniveau pendelte sich stabil jenseits der 5 Punkte- und damit „Gut“-Grenze ein. Wer weiß, wann jemals wieder eine so durchgedrehte, sich nicht an den allgemeinen Publikumsgeschmack anbiedernde, selbstreferentielle und in ihrer Komik einzigartige Show im Fernsehen laufen wird. They were streets ahead of their time.

Gesamtwertung: 5,28 Punkte (gut)


 

HOW I MET YOUR MOTHER (SEASON 9)

Ich habe mir vor ein paar Wochen bei einem Ausverkauf einige mir noch fehlende, frühere Staffeln von „How I Met Your Mother“ zugelegt. Einfach, um mir bei einer Sichtung in den kommenden Jahren selbst bestätigen zu können, dass die Show jahrelang zu meinen absoluten Lieblingen und Gesamtstaffelbox-Kandidaten zählte. Die quirligen Charaktere, die gewitzten Beobachtungen rundum Liebe und Leben, die selbst erschaffenen Trademarks und der zündende Humor – das waren die Trümpfe, die bei mir stachen. Die Liebesbeziehungen untereinander und nebeneinander? Nicht so mein Ding. Muss halt rein, wenn man viele Seasons füllen will  Die Frage nach der Mutter? Hätte man von mir aus in einem Gag in der letzten Folge auflösen können.

Der Abstieg fing für mich an, als Barney beabsichtigte, mit seiner Stripperin eine ernsthafte Beziehung zu führen. Als Ted und Robin zum x-ten Mal nicht zusammenkamen, aber doch ein paar Folgen später wieder irgendwie doch wollten und das nicht klappte, weil … die SHOW HALT IM TITEL TRÄGT, DASS TED EINE ANDERE HEIRATET!

Die neunte Staffel ist größtenteils nur durchschnittlich unterhaltsam. Ja, es wird Fanservice geboten und die wenigen Folgen, die mir 5 Punkte entlocken konnten, waren jene, die die Lücken in der Geschichte um das Zusammentreffen von Ted und der Titelmutter füllten. In den allermeisten Fällen fehlte allerdings an allen Ecken und Enden die Spritzigkeit, das Erfrischende, das Clevere und Erinnerungswürdige. Stattdessen regierte eher die Bemühtheit und die Wiederholung in schlechterer Ausführung. Bei meinen Bewertungen war ich noch gnädig und vergab meistens noch die 4,5 Punkte. Ich frage mich aber schon, ob die Autoren irgendwann mal in einer stillen Minute dachten: „Mensch, das haben wir früher besser hinbekommen“. Wahrscheinlich nicht.

Das Finale sorgte für einiges an Wirbel. Hauptsächlich wegen zweier Enthüllungen, die ich jetzt nicht spoilern möchte. Ich schreib es mal so: die erste bewirkte quasi einen LOST-Effekt und traf die Shipper-Gemeinde hart. Da mir die Verlagerung auf die Beziehungen und der eingeengte Rahmen rundum die Hochzeit von Barney und Robin eh wenig zusagte, musste ich über diesen kleinen Tritt in den Allerwertesten der Liebesschmachtfans fast schmunzeln. Die zweite Enthüllung machte im Kontext der Show Sinn, zeigte aber auch, dass man wahrscheinlich einen besseren Abschluss gefunden hätte, wenn man die Chose einfach „Five Friends in New York“ genannt hätte.

Gesamtwertung: 4,44 Punkte (durchschnittlich +)


 

MODERN FAMILY (SEASON 5)

Modern Family bleibt eine sehenswerte, gute Comedy. Aber die Qualität bröckelt von Jahr und zu Jahr ein bisschen ab. Sicher sind die drei Familienhandlungsstränge immer für einen Lacher gut und wenn gar nichts zu gehen scheint, haut Überdaddy Phil Dunphy halt einen seiner sagenhaft peinlichen Momente raus. Die Autoren geben sich sichtlich Mühe, in jeder Episode Szenen unterzubringen, die den Zuschauer mit einem „Ja, war doch wieder unterhaltsam“ in die Heia schicken. Bei mir funktioniert das auch weiterhin, die Episodenwertung ist entsprechend eine 16-fache Aneinanderreihung von 5 Punkten. Allerdings werden die Fälle, wo es höher hinausgeht, immer seltener. Fünfmal zückte ich die 5,5 Punkte, dreimal die 4,5 und einmal gar die 4,0 – meine bis dato tiefste Wertung für eine Folge von Modern Family. Leider verdient, denn die Episode „Australia“ wirkte wie ein vom örtlichen Tourismusbüro gesponserter Betriebsausflug, bei dem a) jemand eine Kamera mitlaufen ließ und b) die Autoren das Skript am Strand vergessen hatten.

Gesamtwertung: 5,18 Punkte (gut)


 

PARKS AND RECREATION (SEASON 6)

Da könnte „Modern Family“ nächstes Jahr landen, denn „Parks And Recreation“ war mir dieses Jahr zu… wie soll ich es ausdrücken.. einlullend nett?  Man hat es sich in Pawnee ein wenig zu bequem gemacht in seinem Pool aus schrulligen Charakteren. Zwar verließen mit Rob Lowe und Rashida Jones zwei Darsteller die Riege, deren Figuren langsam uninteressant wurden, aber so richtig losgelegt hat die Show dennoch nicht. Natürlich reicht es bei Leslie Knope und Kultverwaltungsmensch Ron Swanson immer noch knapp für das „Gut“, aber die erfreulicherweise schon gesicherte nächste Amtsperiode könnte wieder gerne etwas mehr reißen.

Gesamtwertung: 4,99 Punkte (gut -)


 

RAISING HOPE (SEASON 4)

Das war es dann mit der kleinen Hope und den Chances, ihrer liebenswert simplen Familie. Abgesetzt nach einer Staffel, die es in Sachen Belanglosigkeit locker mit der dritten Staffel von „My Name Is Earl“ aufnehmen konnte. Es war teilweise erschreckend mitanzusehen, aus welchen Nichtigkeiten das B-Produktionsteam des wohl schwerpunktäßig an „The Millers“ arbeitenden Greg Garcia Geschichten bastelte. Witzigerweise war an der einzigen Episode, die mich überzeugen konnte („Road To Natesville“), dann wohl doch jemand aus der ersten Riege beteiligt. Das ändert aber nichts daran, dass „Raising Hope“ mit leidlich bemühten Schauspielern und müden Gags leider ein unverdientes, lahmes Ende genommen hat

Gesamtwertung: 4,00 Punkte (durchschnittlich -)


 

THE BIG BANG THEORY (SEASON 7)

Määndert trotz des riesigen Erfolgs bei mir nur im leicht gehobenen „Okay“-Segment umher. „Die Weiber haben die Show kaputtgemacht“, pflegt ein mir bekannter Mensch zu sagen, der nicht namentlich genannt werden möchte. So hart würde ich es nicht ausdrücken wollen, aber wenn ich ehrlich bin, fahre ich derzeit mit „Silicon Valley“ geektechnisch um einiges besser. „The Big Bang Theory“ hat seine guten Momente, wenn man spürt, dass echte Nerds wie Wil Wheaton am Werk sind und nicht nur Schauspieler, die im wahren Leben von Videospielen, Superhelden oder SciFi keinen blassen Schimmer haben. Schlecht hingegen wird es, wenn der Beziehungsstrang bis zum Gehtnichtmehr gewürgt wird. Und, mal unter uns, mit Koothrappali wissen die Autoren schon seit langem nichts mehr anzufangen, oder? Naja, man guckt es halt weg, weil es da ist und wundert sich, weshalb es so viele einschaltende Fans auf sich vereinen kann.

Gesamtwertung: 4,73 Punkte (befriedigend)


 

THE CRAZY ONES (SEASON 1)

Für mich neben dem unerwarteten Ende von „Community“ das zweite große Absetzungs-Ärgernis der Saison. Ich bin Robin Williams-Fan und freute mich riesig auf dessen TV-Comeback in einem allymcbealesken Setting in der Werbebranche. Die Show lief nach einem eher nur in Ordnung gehenden Piloten zu richtig großer Form auf, vor allem die Episoden mit Brad Garrett („Everybody Loves Raymond“) waren in meinen Augen Comedygold, aber auch die übrigen Figuren wuchsen mir flott ans Herz und überzeugten mit augenzwinkerndem Humor, schnell abgeschossenen Dialogen, kollegialem Genecke und anderen kleinen Fiesheiten. Zugegeben: im letzten Drittel schlichen sich einige Durchhänger ein, die „The Crazy Ones“ den Schnitt etwas versauten (mit dem Tiefpunkt „March Madness“ rundum den St. Patrick’s Day). Dennoch schmerzt mich, dass es keine weitere Staffel geben wird. Ein bisschen Trotz und bekennendes Fantum schwingt dann schon mit, wenn „The Crazy Ones“ bis dato den Platz als beste Comedyserie innehält.

Gesamtwertung: 5,35 Punkte (gut)


 

THE GOLDBERGS (SEASON 1)

Da hat es mich nun wiederum gefreut, dass es weiter gehen wird. „The Goldbergs“ waren für mich so ein bisschen die Herzensangelegenheit in diesem Serienjahr: 80er-Jahre-Zitate bis zum Umfallen, der dazu passende Soundtrack, Voice Over von Patton Oswalt. Den mürrischen Vater und die übertüdelige Mutter hätte man direkt in „That 70s Show“ transplantieren können, der ältere Sohnemann überzeugt wunderbar in der Darstellung seiner eigenen herzlichen Beschränktheit und spätestens wenn am Ende die original Filmaufnahmen von Adam Goldberg laufen und man die echten Vorbilder der Figuren in Aktion sieht, wird es einem warm um die alte Blutpumpe. Weshalb es dann nicht für das „Sehr gut“ gelangt hat? Nun ja, ab und an haben die Macher eben doch ein bisschen zu wenig 80er-Konzentrat in die Seriensuppe gemischt. Aber unter „befriedigend“ ist keine einzige der Episoden gefallen. Aus meiner Sicht ein überzeugender Neustart, dem ich eine längere Laufzeit gönne.

Gesamtwertung: 5,11 Punkte (gut)


 

THE MIDDLE (SEASON 5)

Ach ja, die Hecks. Ich habe ja schon letztes Jahr geschrieben, dass die Figuren faktisch nichts mehr hergeben. Besonders die Kinder sind charakterlich sehr limitiert. Es wiederholen sich halt Axls Faulheit, Sues Scheitern und Bricks Seltsamkeit. Daran hat sich auch in der 5. Staffel leider nichts geändert. Ähnlich wie bei „Raising Hope“ haben mich einige Episoden sprachlos zurückgelassen angesichts der Nichtigkeit der Geschichten, die da zu einem Drehbuch aufgeplustert wurden. Geschichten, die man zusammenfassen kann mit „Es riecht im Haus“ oder „Das Windspiel des Nachbarn stört die Ruhe“. Wie auch immer: ich sehe halt Patricia Heaton und Neil Flynn weiterhin gerne, deshalb läuft es als leider immer öfter mager ausfallende Vorspeise zu „Modern Family“.

Gesamtwertung: 4,23 Punkte (durchschnittlich)


 

THE MILLERS (SEASON 1)

Greg Garcias („My Name Is Earl“, „Raising Hope“) aktuelles Standbein im US-Fernsehprogramm ist ein zweischneidiges Schwert. Selten habe ich bei einer Comedyserie derartige Wertungsschwankungen gesehen. Die Bandbreite reicht in der Tat von richtig unterhaltsam bis schmerzhaft schlimm. Zweimal musste ich 3,0 Punkte zücken und das ist wirklich eine Wertung, wo man mich als Zuschauer richtig ordentlich verärgern muss. Eigentlich das absolute Todesurteil für eine Show. Aber andererseits stimmt der Mix auch manchmal und die von mir eh sehr geschätzten Will Arnett und Margot Martindale sorgen für einen angenehmen Comedyabend. Dann rockt auch J.B. Smoove, der gerne zwischen coolen Sprüchen und unverständlichem Genuschele rangiert. Ich habe den Eindruck, als würde Garcia noch das richtige Timing für eine Comedy, die vor Zuschauern aufgezeichnet wird, fehlen. Überhaupt scheint sich noch einiges in der Show finden zu müssen. Fürs erste landen die Millers bei mir daher noch haarscharf knapp im „Befriedigend“.

Gesamtwertung: 4,52 Punkte (befriedigend -)


 

THE SIMPSONS (SEASON 25)

Das alte Spiel: ich schreibe, dass wieder viel Durchschnittliches und wenig Beglückendes in der diesjährigen Simpsonsmischung drin ist, erwähne kurz, dass die Couch Gags stellenweise das Beste an einer Folge sind und präsentiere namentlich die Folgen, die mich überzeugen konnten. Okay? Dann los:

S25E09: Steal This Episode (5,5 Punkte)
S25E03: Four Regrettings And A Funeral / S25E10: Married To The Blob / S25E18: Days Of Future Future / S25E20: Brick Like Me (jeweils 5,0 Punkte)


 

Gesamtwertung: 4,37 Punkte (durchschnittlich)

TROPHY WIFE (SEASON 1)

Meine Fehleinschätzung der Saison. Nach zwei gesehenen Folgen dachte ich, das hier eine ernsthafte Konkurrenz für „Modern Family“ heranwachsen könnte. Nope. Sagte der US-Zuschauer, der kein grünes Licht für eine Fortsetzung gab. Und musste ich mir auch eingestehen, denn aus irgendeinem Grund verfiel die Serie etwa ab der Hälfte in eine Phase absoluter Durchschnittlichkeit. Es scheint, als hätten die guten Ideen und witzigen Einfälle nur bis Weihnachten gereicht. Dabei waren die Charaktere durchaus gut gezeichnet, wie etwa die ehrgeizige, erfolgreiche ex-Gattin #1, die stets neben der Spur laufende ex-Gattin #2 oder der knuddelige kleine Adoptiv-Asiate. Bradley Whiford und Malin Akerman sehe ich prinzipiell gerne, letztere zugegebenermaßen mehr wegen der Optik. Was soll’s, vorbei, die Nächste bitte.

Gesamtwertung: 4,62 (befriedigend)


 

Working The Engels (Season 1)

Zum Schluss ganz kurz: Working The Engels war mir dann doch zu bieder und zu weit von der grenzenlosen Verrücktheit eines „Arrested Development“ entfernt. Nett, aber nichts, was ich zwingend weitergucken möchte.

Wertung nach sieben Episoden: 4,29 Punkte (durchschnittlich)


 

Und wer immer noch liest, bekommt hier kurz und bündig meine vorläufigen TOP 5 der Comedyserien des Jahres (vorläufig, weil hochwertige Kandidaten wie u.a. „Veep“, „Silicon Valley“ und „Louie“ noch laufen):

The Crazy Ones 5,35 Punkte
Community 5,28 Punkte
Brooklyn Nine-Nine 5,23 Punkte
Modern Family 5,18 Punkte
The Goldbergs 5,11 Punkte

68 (Mai 2013)

29 Mai

Wie versprochen, hier der zweite Teil des Abschlussberichts zur US-TV-Saison 2012/2013. Vorher jedoch die ersten Eindrücke zur vierten Staffel von Arrested Development.

Arrested Development (Season 4 Episodes 1-6)

Sechs Folgen habe ich bisher gesehen, daher erlaube ich mir ein erstes, kurzes Urteil. Die insgesamt 15 Episoden drehen sich jeweils um eine der 9 Hauptfiguren und erzählen, was mit dem Charakter in den letzten Jahren passiert ist, ehe in die Gegenwart gesprungen wird. Das Faszinierende: die verschiedenen personalen Handlungsstränge kreuzen sich immer wieder mit denen der anderen Familienmitglieder und sorgen so für kleine Rätsel und Mysterien. In der ersten Folge etwa, die sich um Michael zentriert, trifft dieser auf Gob, der gerade erfolglos eine Schlafzimmerbekanntschaft verstecken will. Wer diese Person ist, erfährt der Zuschauer zunächst nicht, er sieht nur Michaels ungläubiges Gesicht. Die Auflösung erfolgt wohl erst in der Folge um Gob. Die Show spielt permanent mit diesen Situationen und ich erwarte mir eine zum Format passende schräge Auflösung. Die Laufzeit ist im Gegensatz zu früher nicht streng auf 21 Minuten begrenzt, sondern variiert zwischen 27 und 31 Minuten. Enough Bluth for everybody!

Die Konzentration auf eine Person pro Folge nimmt dem neuen Arrested Development allerdings auch ein wenig das Tempo und den Schwung, den die alte Serie so auszeichnete. Schließlich war es eines ihrer Markenzeichen, dass sich die Chaos-Familie in schnellen Schnitten die Gags einander zuwarf und nach dem Cut umgehend ein weiteres Absurditätsfeuerwerk gezündet wurde. Von daher wirkt schon in der ersten Folge der Ablauf etwas behäbiger, später tauchen auch Szenen auf, die einen Tick zu lange laufen, nachdem sie ihren Witz bereits geliefert haben.

Wer jetzt allerdings ein Running Wilde 2.0 befürchtet, den kann ich beruhigen. Denn die oben erwähnten kleinen Makel werden souverän überspielt durch einen immensen Fanservice, der in wirklich jeder Sekunde spürbar ist. Möglich, dass man so keine neuen Fans für die Serie anwerben kann, aber wer die ersten drei Staffeln kennt, wird so liebevoll mit Anspielungen, showeigenen Catchphrases, grandios dummen Missverständnissen und den Auftritten neuer und altbekannter Gaststars zugeworfen, dass es einfach nur eine Pracht ist. Ich sage als Stichworte nur: Neue himmelschreiende Idiotien von Tobias Fünke! Der junge Barry Zuckerkorn! Auftritte diverser TV-Ikonen! Ron Howard vor der Kamera! Okay, die Lindsay-Story schwächelte und Portia de Rossi hatte wohl privat einen unglücklich verlaufenen Termin beim Schönheitschirurgen, aber sonst… hey, war das gerade Dan Harmon?

Fazit bisher: Fans werden mehr als amtlich bedient, Neulinge größtenteils komplett verwirrt zurückgelassen. Ich für meinen Teil freue mich drauf, die restlichen Folgen stilvoll zu genießen, aktuell schaue ich mir jede gleich zweimal an und lese dazu die Kommentare des Arrested Development-Marathons im zap2it-Blog. Mich würde es nicht wundern, wenn sich Season 4 am Ende noch an die Spitze der diesjährigen Comedies setzen würde.

The Simpsons (Season 24)

Leider die mittlerweile standardgewordene Mischung aus reichlich Durchschnittlichkeit, ein paar Highlights und viel zu vielen schlimm einfalls- und lieblosen Folgen, denen man ansieht, dass keiner aus dem Produzententeam so richtig Lust hatte. Wahrscheinlich fiel dann das Meeting auf einen Freitag nachmittag und alle wollten nach Hause, sodass als Plotvorschläge die Klassiker der Langeweile wie „Bart verliebt sich„, „Lisa verliebt sich“ oder „Homer und Marge haben Ehekrach“ durchgewinkt wurden. Macht unter dem Strich diesmal den Sprung sogar unter die Latte der Durchschnittlichkeit, aber da runde ich aus Respekt vor der langen Laufzeit nochmal auf.

Als kleiner Rosinenpicker-Service wie gehabt die Episoden, die mir gut gefielen:

S24E09 Home Goes To Prep School
S24E10 A Test Before Trying
S24E16 Dark Knight Court

Wertungsdurchschnitt: 3,98 Punkte (durchschnittlich -)

Community (Season 4)

Ich habe es ja schon im Preview geschrieben: Community fehlte in diesem Jahr das gewisse Etwas. Ob dieses Etwas nun schlicht aus Showrunner Dan Harmon bestand, mag ich nicht 100-prozentig festzustellen. Auffälliger in meinen Augen war allerdings, dass man das komische Potenzial von Figuren wie Chang oder Pierce Hawthorne schlicht und ergreifend hat brachliegen lassen. Ersterer wurde in einem öden Changnesia-Szenario vergeudet, letzterer nur noch als kurzer Stichwortgeber eingesetzt. Selbst Abed wirkte auf mich weniger geekig als gewohnt. Doch es gab auch gute Seiten: die Puppenepisode („Intro to Felt Surrogacy“) extremst goldig, die bösen Fußballdeutschen wieder im Einsatz („Alternative History of the German Invasion“) und ein rundes Finale, dessen Wiederaufgreifen der dunkelsten Zeitlinie Spaß bereitete und alte Comedy-Großtaten aufblitzen ließ („Advanced Introduction to Finality“). Dem standen jedoch diverse Ausreißer nach unten gegenüber, die die Gesamtwertung trüben. Für die fünfte und wohl letzte Staffel wünsche ich mir den Schuss an Absurdität, Popkultur-Referenzialität und vollen Figureneinsatz zurück, der dieses Mal irgendwo auf der Strecke geblieben war. Dann kann auch gern der Film kommen.

Wertungsdurchschnitt: 4,56 Punkte (befriedigend -) 

Justified (Season 4)

Ray Givens hat es mir dieses Mal schwer gemacht. Weil Justified 2013 einfach zu schwer in die Gänge kam. Statt die bewährte Struktur der Installation eines skrupellosen Gegenspielers für unseren Marshall aus Kentucky weiterzuverfolgen, setzte man diesmal auf eine Prise „Wer ist der mysteriöse Mr. X“ und führte die Charaktere auf eine Spurensuche, die mich eher verwirrte. Mir fiel es diesmal schwer, der Storyline zu folgen, Nebenfiguren wie der Prediger mit der Schlangenaffinität oder Crowd Boyders Kriegskumpel hinterließen zu wenig Eindruck bei mir. Ja, selbst Boyder schien mir unter Form eingesetzt. So dauerte es bis knapp zur Hälfte der Staffel, ehe es qualitätsmäßig in gewohnte Bahnen ging und noch ein guter Abschluss für die Geschichte gefunden wurde. Für das „Gut“ im polizeilichen Serienführungszeugnis reicht es aber diesmal nicht.

Wertungsdurchschnitt: 4,82 Punkte (befriedigend)  

Parks And Recreation (Season 5)

Die wohl beste, weil unerwartete Nachricht aus dem Comedybereich war für mich die Verlängerung von „Parks And Recreation“. Absolut zurecht, denn die Show liefert weiterhin konstant sehr gute Unterhaltung und hätte wohl dieses Jahr den Titel der besten Comedy sicher, würde da nicht noch die vierte Staffel von „Arrested Development“ zur Bewertung anstehen. Sicherlich schleichen sich nach nun 5 Jahren im Amt auch bei Leslie Knope und Co. ein paar Folgen ein, die nur befriedigend ausfallen. Das ist nun mal so bei länger laufenden Shows, aber die Macher verstehen es, solche kleinen Durchhänger mit überragenden Episoden auszugleichen. Sechs Mal 5,5 Punkte und ein Mal 6 Punkte (S5E18 Animal Control) bilden im hohen Wertungsbereich einfach die Spitze gegenüber anderen Shows, die sich der schwierigen Bereich der humorvollen Unterhaltung gewidmet haben. Ron Swanson würde mir zustimmen, also erübrigen sich weitere Diskussionen. Für den Auftritt von Stand-Up-Comedian Patton Oswalt verleihe ich der Show im Übrigen den diesjährigen Geek-Award. Weshalb gewinnen die eigentlich nicht mal einen Emmy oder Golden Globe, jetzt wo 30Rock vorbei ist?

Wertungsdurchschnitt: 5,47 Punkte (sehr gut -)

Raising Hope (Season 3)

Es ist ein ständiges Auf und Ab bei den liebenswert chaotischen Chances. Starker Auftakt in der ersten Season, dann runter, gefolgt von einer rundum gelungenen  zweiten Staffel und nun fällt der Qualitätspegel doch wieder. Homogenität wäre wohl ein Wort, mit dem Familienoberhaupt Burt sicherlich nichts anfangen könnte, außer vielleicht ein leises „homo“ in sich hineinzukichern. Aber genau daran fehlte es in diesem Jahr. Die zwei stärksten Episoden wie „S3E14 Modern Wedding“ oder „S3E11 Credit Where Credit Is Due“, in der die Show mit augenzwinkerndem Humor wirklich alle Register zieht, werden durch schwache bis durchschnittliche Folgen wie leider auch das Finale „Mother’s Day“ wertungsmäßig weggebügelt. Man konnte dieses Jahr fast die Uhr danach stellen, dass nach einer gelungenen Episode die deutlich weniger gelungene nicht lange auf sich warten lassen würde. So reicht es diesmal nur für ein „befriedigend“ in der Gesamtwertung. Vielleicht geht es ja nun wieder nach oben.

Wertungsdurchschnitt: 4,69 Punkte (befriedigend)

How I Met Your Mother (Season 8)

„Mutter, ich habe die Mutter gesehen!“ – könnte jetzt mal eines von Ted Mosbys Couchkindern aufschreien. Worauf ihr Vater sie zur Ruhe mahnt, dann kurz ins Grübeln kommt und ein leises „Kids, wisst ihr, eigentlich liebe ich ja eure Tante Robin“ in den Raum flüstert. Machen wir uns nichts vor: „How I Met Your Mother“ ist nicht mehr so gut, wie es mal war. Vor allem gehen mir die ständig rausgekramten Ted/Robin-Schmachtereien, die doch wegen des Auftauchens der titelgebenden Mutter eh ins Nichts führen, auf die Nerven. So wie im Finale, das außer dem Blick auf die demnächst zum Cast hinzustoßenden Cristin Milioti wenig Erbauliches zu bieten hatte. Wertungsmäßig fährt man ziemlich genau die Schiene vom vorherigen Jahr: die großen Knallerfolgen gibt es so gut wie nicht mehr, desöfteren punktet man im 5er-Bereich, vor allem um die Staffelmitte herum sogar kontinuierlich. Andererseits boten gerade die ersten Episoden zuviel an Mittelmaß und darunter. Folglich trifft man sich wieder im Befriedigend. Ich bin gespannt, wie die kreativen Köpfe die finale Season nur mit der Hochzeit von Barney und Robin füllen wollen. Kommt es noch zum Streit? Will Ted als Ersatz ran? Mir schwant nichts Gutes.

Wertungsdurchschnitt: 4,77 Punkte (befriedigend)

2 Broke Girls (Season 2)

Werbetreibende würden die zweite Staffel um die Pleitemädchen wohl folgendermaßen anpreisen: „Hey Kids! Ihr fandet die erste Season von 2 Broken Girls krass-geil? Dann werdet Ihr die zweite genauso hart liken“. Die Show hält in der Tat ihr Niveau. Bleibt nur die Frage, ob einem das Niveau auch reicht. Ich für meinen Teil könnte exakt die selbe Kritik herunternudeln wie vor einem Jahr: Dass mir die freche Schnauze von Kat Dennings gefällt. Dass ich mich (wie bei S2E07: And The Three Boys With Wood) ein bisschen schäme, über manche derben Anzüglichkeiten sehr gelacht zu haben.

Dass die Nebenfiguren wie Han und Oleg arg schlimm platt sind. Dass mir jeder unlustige Auftritt von Sophie das Ziehen einer Wertung jenseits der 4,5 Punkte verdammt schwer macht. Dass viele Gags in der eigenen Selbstberauschtheit verpuffen.

Ich rechtfertige mich mal selbst mit folgender Weisheit: man könnte viel Schlechteres gucken. Wie etwa die letzten Staffeln von „Two And A Half Men“.

Wertungsdurchschnitt: 4,34 Punkte (durchschnittlich)

The Middle (Season 4)

„The Middle“ um die nette Durchschnittsfamilie Heck ist leider auch wertungsmäßig Durchschnitt geworden. Letztes Jahr noch gehobenes Befriedigend, davor noch mit „gut“ bewertet, weist der Trend weiter abwärts. Die Gründe? Meiner Meinung nach haben die Autoren sich mittlerweile an den Figuren abgearbeitet, vor allem an den stereotypen Kindern: Sue bemüht sich euphorisch und versagt, Brick ist der bücherlesende Außenseiter und Axl der coole Faule. Man kennt es mittlerweile. Dass die Dame des Hauses nicht mehr als erfolglose Autoverkäuferin, sondern als Zahnarzthelferin arbeitet, warf auch nicht so die großen Pointen ab. Denn ich mochte die kranke Clique im Autohaus. Bleibt noch Mike, dessen grummelnde Existenz ihn zu einem zeitlosen Charakter macht. Was die Serie aber nicht davor bewahrt, der Durchschnittlichkeit anheimzufallen.

Wertungsdurchschnitt: 4,33 Punkte (durchschnittlich)

Modern Family (Season 4)

Weiterhin ein Garant für gute Unterhaltung sind die Abenteuer der Pritchetts und Dunphys. Wobei nicht verschwiegen werden darf, dass die Wertung jedes Jahr ein bisschen weiter bröckelt. Noch kein Grund, Alarm zu schreien oder Phil Dunphys spülen- und treppenerprobte handwerkliche Fähigkeiten zu bemühen, um an der Qualitätsschraube zu drehen. Aber mir als Zuschauer fällt doch auf, dass ich die 6 Punkte gar nicht mehr gezogen habe, sich einmal gar eine 4,0 eingeschlichen hat und fünf Mal nur ein Befriedigend heraussprang. Der Rest: in weiten Teilen gut, mit gleich sieben sehr guten Episoden. Auch wenn dieses Jahr zum ersten Mal nicht der Sprung über die „Sehr gut“-Marke gelang – ich freue mich auf die nächste Staffel. Vor allem auf die neuesten Ausfälligkeiten von Lily, die für mich zu den besten Charakteren in dieser Saison zählt.

Wertungsdurchschnitt: 5,35 Punkte (gut)

New Girl (Season 2)

Ich bin wohl zu alt für „New Girl“. Zu ungeschmeidig, unhipp, nicht kool-indiehaft genug. Verstehste? Die schnellen Dialoge, die oft nur in sinnlosem gleichzeitigem Gebrabbel enden, treffen nicht meinen Humor. Schmidt finde ich weiterhin schrecklich, die Figuren manchmal arg von schlicht doofen Gedankengängen angetrieben, was auch für meine favorisierten Charaktere Jess und Nick gilt. Ein kleiner Lichtblick war da für mich der Auftritt der aus „Nurse Jackie“ bekannten Merrit Wever als ex-Freundin von Schmidt. Dass es auch anders geht, zeigen zwei Folgen, die mir gut gefielen (S2E10 Bathttub und S2E12 Cabin), der Rest drittelt sich in befriedigend, durchschnittlich und mäßig. Es sind eigentlich immer hoffnungsvolle Ansätze da, die im Laufe der knapp 22 Minuten allerdings zuverlässig versanden. Ich hoffe, dass mir der von der Show begeisterte Bloggerkollege bullion in seinem Review erklären kann, was ich falsch mache.

Wertungsdurchschnitt: 4,10 Punkte (durchschnittlich)

The Big Bang Theory (Season 6)

Läuft in gewohnten Bahnen wie die Erde um die Sonne, kann aber nicht mehr durch faszinierende Qualitätseruptionen wie früher auffallen. An die weibliche Verstärkung des Casts habe ich mich mittlerweile gewöhnt und kann mich mit Amy Farrah Fowler sogar sehr gut arrangieren. Bernadette? Gnaa, reden wir nicht drüber. Dass Koothrappali nun auch zwanghaft beweibt werden muss, war abzusehen. Aber so sehr ich Kate Micucci mag, zählten die Handlungsstränge mit ihr in ihrer Rolle als sozial noch schwerer gestörtes Mauerblümchen mit zu den Schwächen dieser Season. Insgesamt okay, aber die Sehnsucht nach mehr epic geekiness bleibt bestehen.

Wertungsdurchschnitt: 4,68 Punkte (befriedigend)

The Office (Season 9)

Es ist vorbei, die Bürotüren haben sich nach 9 Jahren geschlossen. Und ich fange direkt mit dem Positiven an: Das Finale hat mir richtig gut gefallen. Vor allem der Auftritt von Michael Scott mit dem dazupassenden Spruch trafen mich direkt in Herz und Zwerchfell. Jeder Charakter bekam ein Happy End verpasst oder zumindest das, was er verdient hatte. Natürlich ging es auch sentimental zu, wurde die Tränendrüse anvisiert mit Rückblenden und großen Momenten. Meine Empfehlung: wer die Show in richtig guter Erinnerung haben will, der möge sich die ersten vier, vielleicht fünf Staffeln anschauen und sich dann dem Finale widmen.

Aber ich muss auch die 9. Staffel bewerten und die war… zum Teil nur für sehr leidensfähige Bürogenossen erträglich. Größtenteils durchschnittliche Folgen, die an einem vorbeizogen, ein gutes Drittel der Saison hingegen unterdurchschnittlich bis kurz vor der Zufügung von Schmerzen beim Hinschauen. Immerhin konnte die Episode S9E17: The Farm eindrucksvoll zeigen, dass ein Spinoff mit Dwight K. Schrute und seiner Rübenfarm keinen echten Zugewinn für die Serienlandschaft ergeben hätte. Positiv in Erinnerung blieben: S9E09 Dwight Christmas, S9E19 Stairmaggedon und eben das erwähnte Finale, das mich anders als mancher Abschluss einer langjährigen Serie doch um einiges weniger rühren konnte, weil „The Office“ seinen Zenit schon lange zuvor erreicht hatte und der Weg hernach erschreckend deutlich nach unten führte.

Wertungsdurchschnitt: 3,98 Punkte (durchschnittlich -)