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111 (September 2017)

29 Sept

Viele, viele bunte Ersteindrücke gibt es diesmal. Aber auch zwei durchgeguckte Staffeln. Aktuell sorgt mein lausiges Freizeitmanagement leider dafür, dass selbst hochwertige Kost wie die fünfte Staffel von „Ray Donovan“ oder sogar „The Deuce“ von den „The Wire“-Machern auf Halde liegt.

Hier also das, was ich zeitlich in den Programmplan einbauen konnte.

THE ORVILLE (SEASON 1)

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Die Erde, 25. Jahrhundert, Sternzeit null, komma null Ahnung. Captain Ed Mercer (Seth MacFarlane, „Family Guy“) bekommt seine Chance, Karriere zu machen. Seine Vorgesetzten geben ihm das titelgebende Forschungsraumschiff, eine Crew mit lockeren und unlockeren Charakteren plus seine in Ungnaden geschiedene ex-Gattin als Ersten Offizier. Beste Voraussetzungen für schief laufende Abenteuer, die mit Witz und Herz nochmal gerade gebogen werden.

Vorab: Das ist kein „Family Guy“ im Weltall. Was angesichts der Laufzeit von über 40 Minuten und der berüchtigten MacFarlane’schen Gag-Trefferquote auch hart geworden wäre. Als erstes fällt auf, wie ehrfurchtsvoll die Trademarks der 80er und 90er Star Trek-Serien kopiert werden. Majestätische Intromusik, edel geschwungene Raumschiffe, das Interieur aus der Next- Generation-Baureihe liebevoll nachgeklöppelt, Freunden von Deep Space 9 dürfte die Bösewichtrasse der Krill optisch bekannt vorkommen (Stichwort: Jem’Hadar), ja sogar die Stimme des Wissenschaftsoffizier-Androiden bemüht sich um einen geflissentlichen Mr. Data-Duktus, so dass ich sicherheitshalber nachsehen musste, ob sich Brent Spiner nicht ein kleines Zubrot verdient hat (kein so ehrenrühriger Gedanke, sind doch mit Brannon Braga, Jonathan Frakes oder Robert Duncan McNeill einige Star Trek-Alumni etwa hinter der Kamera involviert). Die Anwälte von Paramount Pictures jedenfalls müssen wohl gerade geschlossen auf Betriebsausflug mit Weltenzerstörungs-Safari in einem Borg-Kubus sein, dass sie diese Ähnlichkeiten durchgehen lassen.

Am meisten Spaß mit der Show haben sicher jene, die sich bei Picard und Co. immer schon die Frage gestellt haben, ob das ganze hochgestelzte Sternenflottengehabe mit ein paar lockeren Sprüchen, ein bisschen Flapsigkeit, ein wenig Bro-mance, ja auch gerne mal einem behutsam eingeschenkten Pimmelwitz nicht deutlich unverkrampfter und damit schlicht noch besser wäre. Okay, man muss der Show anrechnen, dass sie bei weitem seltener als befürchtet in die Kalauerkiste greift. Und – anders als noch im Piloten – etwa mit der dritten Episode fast durchgängig ein ernsthaftes Thema abarbeitet und sich einen mutigen Ausgang der Geschichte traut.

Trotzdem hat „The Orville“ mich noch nicht für sich einnehmen können.

Die Gründe: 1.) MacFarlane ist nun mal – siehe seine Film-Biografie – kein sonderlich guter Schauspieler. 2.) Der Humor wirkt auf mich zu oft reingepresst nach dem Motto: „Hoho, der Gag wäre bei Star Trek aber nicht durchgekommen“. 3.) Die Drehbücher schließlich vermitteln bisher den Eindruck, als hätte jemand die besten abgelehnten Star Trek-Scripts aufgekauft und Seth dann Witzchen reingemalt. Meine Wertung soll Folgendes ausdrücken: Nicht schlecht, vielleicht sogar besser als befürchtet, aber doch noch weit von der Aufnahme ins Q-Continuum entfernt.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 3 EPISODEN: 4,50 Punkte (befriedigend)

STAR TREK: DISCOVERY (SEASON 1)

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And now… the real thing.

Also zumindest das, worunter sich die Rechtsinhaber vorstellen, wohin es mit dem Franchise gehen soll. Über 12 Jahre nach dem Ende der letzten Star Trek-Serie präsentiert CBS die Abenteuer der U.S.S. Discovery. Zeitlich spielt die Show etwa 100 Jahre vor Kirk, Spock und Pille und beleuchtet in der ersten Episode ein wenig erfreulich verlaufendes Aufeinandertreffen mit den Klingonen, deren 24 Stämme sich unter einem neuen Anführer vereinen. Auslöser und mittendrin im Schlamassel: die Crew der U.S.S. Shenzhou unter der Führung von Capt. Philippa Georgiou (Michelle Yeoh, „Tiger & Dragon“) und ihrem Ersten Offizier Michael Burnham (Sonequa Martin-Green, „The Walking Dead“).

Optisch sieht das schon mal sehr beeindruckend aus und orientiert sich stark am Aussehen der letzten Kinofilme. Als Zuschauer darf man in diesem Moment halt schlicht nicht daran denken, wie sich das Design in einem Jahrhundert dramatisch verändern wird. Auch die Klingonen sehen verändert, – passend zu ihrem eher grummeligen Wesen – noch verkniffener im Gesicht aus und sind mit einer quälend langen Aussprache ausgestattet, die so manchen US-Zuschauer zusammen mit dem Lesen der Untertitel bereits zum Abschalten nötigen könnte. Einen klaren Minuspunkt für mich kann ich jetzt schon ausmachen: Das Titelthema bleibt zumindest mir nicht im Ohr hängen.

Die eröffnende Doppelfolge lässt sich zunächst viel Zeit, um die Figur der Michael Burnham und ihren Hintergrund vorzustellen, aufgelockert durch ein bisschen Anomalie-Erforschung. Bis es schließlich zu einer großangelegten Konfrontation gelangt, in deren Verlauf einiges an Maschinerie, Ethikvorstellungen und leider auch Logik zu Schaden kommt. Letzteres führte fast dazu, dass ich mit meiner Wertung doch noch ins „befriedigend“ abgerutscht wäre. Weil die erste Episode allerdings als eine Art Prolog funktioniert, zeige ich mich mal gnädig, zumal mir Optik, Ausstattung, schauspielerische Leistungen und Spezialeffekte insgesamt gut gefielen. Wir erinnern uns: Der Auftakt zu „Star Trek: Next Generation“ war damals ja auch eher holprig und es wurde noch eine großartige Serie daraus. Noch den Vorfreude-Bonus auf neue, nicht kopierte SciFi draufgepackt, lande ich bei:

ERSTEINDRUCK: 5,0 Punkte (gut)

ATYPICAL (SEASON 1)

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Da muss ich mich vorab bei Leser, Blogger und Metalbruder im Geiste Alph bedanken, der mich in den Kommentaren auf diese Serie hingewiesen hat.


Sam Gardner (Keir Gilchrist) ist 18, liebt die Antarktis samt Pinguinen und beschließt, sich jetzt eine Freundin zu suchen. Nicht ganz so einfach, wenn man Autist ist. Aber nichts, was man mit Unterstützung von  Schwester (Brigette Lundy-Paine), den Eltern (Michael Rapaport, „The War At Home“ / Jennifer Jason Leigh, „The Hateful 8“) und Therapeutin Julia (Amy Okuda, „The Good Place“) nicht doch hinbekommt.

„Atyical“ ist keine klassische Comedy, sondern fällt in die Kategorie
Dramedy, deren Vertreter schon in erschreckend hoher Zahl zuverlässig an mir abgeprallt sind. Hier aber habe ich Sam und all die anderen Charaktere direkt von der ersten Episode an in mein Herz geschlossen. Liebenswert, schrullig, witzig.

Zu meiner Schande bin ich trotz meiner Begeisterung erst bei der zweiten von gerademal acht Episoden. Gut möglich, dass ich mir die Show unbewusst aufspare, denn ich glaube, dass hier ein echter Geheimtipp lauert. Für den Moment:

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 5,30 Punkte (gut)

 

GHOSTED (SEASON 1)

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– hey dude, was geht?
– alles locker, bro. und bei dir?
– mega. hab eine smoothe idee für ne show. interested?
– sag an, bro!
– also: 1 genialer, aber para-abgefuckter wissenschaftler und 1 ex-cop werden von geheimer orga recruitet, um unerklärliche mysteries zu erforschen. mit aliens, geistern, gespenstern und so shice.
– alter! wie men in black, akte x und den angeschleimtem hoschis, die wo jetzt bitches sind
– ghostbusters. abba sowas von , yo!
– krass.
– yo. wir zwei also voll die lauchboys, bau’n shit, sind voll am abcreepen und whinen. so funny! dann noch zwei cgi-effekte und fertig ist die lotte
– haste schon ’n script am start?
– nö. is‘ eh bullshit, das machen wir on the fly beim abcreepen und whinen. haha, das wird so derb.
– word. mach ich mit. wo sellen wir den shit hin?
– fox. die nehmen alles, kein stress, mann. nur gechillte dudes dort. lassen uns auch executive producen
– fett. das wird so episch, die crowd wirds abfeiern, alle nur am lolen, weil hey wir sind so funny

So muss das gewesen sein, als Adam Scott („Parks And Recreation“) und Craig Robinson („The Office“) auf die Idee zu „Ghosted“ kamen. Ich mag die beiden Kerle ja und bin mir sicher, dass sie eine riesig spaßige Zeit beim Dreh hatten. Aber für die Pilotfolge, in die man vor dem offiziellen Start im Oktober reinschauen konnte, hätte es vielleicht jemanden gebraucht, der weiß, worüber Zuschauer und nicht nur die Darsteller samt Crew lachen.

ERSTEINDRUCK: 3,5 – 4,0 Punkte (unterdurchschnittlich – durchschnittlich)
PHILIP K. DICK’S ELECTRIC DREAMS (SEASON 1)

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Kurz vor dem Start von „Blade Runner 2049“ (Ich sag’s euch: Dennis Villeneuve wird eines Tages den Kinofilm retten) präsentiert Channel 4 eine jeweils von einer abgeschlossenen Kurzgeschichte von Philip K. Dick inspirierte Serie – dessen „Do Androids Dream of Electric Sheep?“ bekanntermaßen die Grundlage von „Blade Runner“ bildete. Den Auftakt macht „The Hood Maker“, in dem die junge Gedankenleserin Honor (Holliday Grainger, „The Borgias“) ihren Dienst bei der Polizei unter der Obhut von Agent Ross (Richard Madden, „Game Of Thrones“) antritt.

Düsteres, dystopisches Setting, zynisch trockener Humor – die Warenzeichen des Autoren Dick sind schon mal an Bord. Es fehlt eigentlich nur der Dauerregen und der hochgezogene Trenchcoat. Ebenfalls etwas vermisst habe ich ein richtig fettes Produktionsbudget, welches, richtig eingesetzt, einen bleibenden Eindruck hinterlassen hätte. So muss man sich als Zuschauer schwerpunktmäßig an der Qualität der Story festhalten. Die für den Auftakt in Ordnung ging, mich aber noch nicht vom Verhörtisch hauen konnte. Alleine schon wegen der angekündigten Gaststars wie Steve Buscemi, Bryan Cranston und Liam Cunningham bleibe ich jedoch selbstverständlich dran.

ERSTEINDRUCK: 4,5 Punkte (befriedigend)
THE TICK (SEASON 1)

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In einer Welt, in der man sich an Superbösewichte und Superhelden gewöhnt hat, liegt die Hoffnung der Welt auf einem nervösen Buchhalter (Griffin Newman, „Vinyl“) und einer blaugewandeten Riesenzecke (Peter Serafinowicz, „Running Wilde“).

 

Ich und Superhelden, man kennt die Geschichte. Höchstselten kommen wir beide zusammen, aber das hier ist angenehm schräg und witzig. Die bisher gerade mal 6 Episoden lassen sich locker leicht schmunzelnd weggucken, Griffin Newman gäbe einen prima Morty für eine Realverfilmung von „Rick and Morty“ ab, während Peter Serafinowicz in getragenem Tonfall seltsame Sprüche vorträgt und beide später auf einen brummeligen Superhelden mit schwer schnippischem Sicherheitssystem treffen. Noch die charmante Valorie Curry als Schwester des Tick-Assistenten als Bonus drauf und schon reicht das insgesamt für ein knappes „Gut“.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 6 EPISODEN: 5,05 Punkte (gut)

OUTCAST (SEASON 2)

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Die erste Staffel der Gruselserie aus dem Fingern von „The Walking Dead“-Schöpfer Robert Kirkman hatte mir überraschend gut gefallen (5,25 Punkte). Nicht zu heftiger Horror, aber das Beste mit den zur Verfügung stehenden Mitteln herausgeholt, dazu ein gut besetzter Cast einschließlich der Kinderdarsteller und natürlich der angenehm an den Nerven zerrende Soundtrack von Atticus Ross.

Staffel 2 fällt demgegenüber ein gutes Stück ab. Die Stärken sind weiterhin vorhanden, aber man wünschte der Show an vielen Stellen den Aufwand bezüglich der blutig-ekeligen Spezialeffekte, der eben bei einem „The Walking Dead“ gerne mal betrieben wird. Den dramatischen Exorzismus-Atemaustausch-Durchschüttler kann ich nämlich langsam nicht mehr sehen. Leider erschafft man unter diesen Umständen auch einen eher preiswert aussehenden, großen Schlussakt im Finale. Immer noch durchaus unterhaltsam, aber weniger erinnerungswürdig.

GESAMTWERTUNG: 4,85 Punkte (befriedigend) 

 

100 (August 2016)

18 Aug

Liebe Brüder und Schwestern,

Glaube steht gleich dreimal als Thema an bei diesem Seriencheck, der die letzten Nachzügler-Schäflein für die Haupt-US-TV-Saison behandelt. In „Outcast“ wird der Teufel eher mittelmäßig erfolgreich ausgetrieben, „Preacher“ bringt Gott per Live-Zuschaltung in die Kirche und Katholik Jim Gaffigan glaubt weiterhin an die heilige Kraft des Essens, was ihn meiner Meinung zu einem sehr guten Menschen macht. For what you are about to receive: May the Lord help you. Amen.

OUTCAST (SEASON 1)

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Läuft nicht bei Kyle Barnes. Der arme Kerl musste bisher miterleben, wie seine Mutter und später seine Ehefrau vom Teufel besessen waren. Nun kehrt er in sein Heimatstädtchen Rome zurück und versucht gemeinsam mit dem umtriebigen Reverend Anderson, der immer größer werdenden Zahl an dämonischen Körpereinnistungsversuchen Einhalt zu gebieten. Basierend auf den Comics von Robert Kirkman (The Walking Dead).

Der Exorzist in Serienform, könnte man zusammenfassend sagen. So hart geflucht wie im Vorbild wird beileibe nicht, ekelerregende Schockmomente sind mir nicht aufgefallen, dennoch hat mich „Outcast“ richtig gut unterhalten. Das fängt bei dem schwelend düsteren Theme von Atticus Ross an, geht über die sauber dargestellten Charaktere Kyle Barnes (immer verzweifelt), Reverend Anderson (immer mit Gottvertrauen), Polizeichef Giles (immer kernig: Reg E.Cathey) und Sidney (immer undurchsichtig: Brent Spiner als böser Mann mit Hut), bis hin zu kribbelig schaurigen Momenten, dramatischen Wendungen und einem fiesen Twist gegen Ende. Kann ich empfehlen für alle, die sich vor dem Schlafengehen wohlig gruseln wollen, ohne tags drauf die Bettwäsche gleich wechseln zu müssen.

GESAMTWERTUNG: 5,25 PUNKTE (gut)

PREACHER (SEASON 1)

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Ich bin mir immer noch uneins, was den Preacher anbelangt. Auf der positiven Seite stehen sicherlich die Lässigkeit des Hauptcharakters, die schräg angelegten Figuren wie die beiden Engelsmänner, die staubig trockene Inszenierung, geniale Momente à la die Kampfszene im Hotelzimmer oder der große Auftritt in der Kirche im Finale. Andererseits kam mir die Geschichte gerade zu Beginn zu zerstückelt und wirr vor, viele Charaktere waren für meinen Geschmack zu comichaft überzeichnet und auf boah,ey-krass getrimmt, richtige Sympathien für das Haupt-Trio konnte ich bei mir auch nur mühsam ausmachen. Die gute Nachricht: zum Ende der Staffel hin legt sich das große Fragezeichen über dem Kopf des Zuschauers und es wird einiges zusammengefügt, was vorher nur als angedeutetes Stückwerk erschien. Dann überwiegt doch noch das leichte, zufriedene Grinsen über diese wirklich seltsame Show um göttliche Kräfte.

GESAMTWERTUNG: 5,00 PUNKTE (gut)

VICE PRINCIPALS (SEASON 1) 

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Der alte Schuldirektor (eingangs kurz gespielt von Bill Murray) zieht sich zurück, seine beiden Vize (Danny McBride und Walton Goggins) kämpfen fortan mit allen Mitteln um den begehrten Posten. Mit allen Mitteln meint: Keine Beschimpfung ist ihnen zu niveaulos, kein Verhalten zu kindisch, kein Spruch zu peinlich.

Freunde, ich habe es versucht. Aber das ist nicht mein Humor. Walton Goggins hat nach seinen Rollen in „Justified“ und „The Hateful Eight“ einen dicken Stein bei mir im Brett, aber leider war Danny McBride für das Drehbuch zuständig und zieht Mr. Goggins mit ins Verderben. Soll heißen: Wer Rumgefluche in der suck-fuck-cock-ass-Geschmacksmischung an sich zum Brüllen findet oder generell infantil-doofes Verhalten erwachsener Männer, dürfte sehr viel Spaß mit der Show haben. Hey, ich störe mich nicht an deftiger Wortwahl (so gehören etwa Louis C.K. und Jim Jefferies zu meinen Lieblings-Stand-Up-Comedians), aber es muss wirklich mehr Mühe dahinterstecken als die bloße Aneinanderreihung von Schimpfwörtern, um mir einen Schmunzler zu entlocken. Die erste Episode ging noch in Ordnung, aber bei der zweiten war mehr oder minder Schicht im Schacht für mich. Sorry, minutenlang zuzusehen, wie McBride und Goggins unter Proll-Gepose eine Wohnung auseinandernehmen und in Brand setzen, fällt bei mir nicht unter die Definition von erfrischendem Witz. Die dritte Folge etwas besser, was aber schon keine große Leistung mehr war. Nee, HBO, das ist nix.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 3,75 PUNKTE (unterdurchschnittlich)

Sichtung eingestellt 

WRECKED (SEASON 1)

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Selten war eine Beschreibung so einfach. Flugzeugabsturz. Die Überlebenden stranden auf einer Insel. LOST als Comedyserie. Mit Gags statt Mystery.

Beziehungs- und ehrlicherweise mit ohne Gags statt Mystery. Drei Folgen gesehen und leider keinen Mundwinkel hochgezogen bekommen. Der Humor ist beileibe nicht so dumpf-schmerzend wie bei „Vice Principals“, sondern eher aus der traurigen Kategorie „Kein Anschluss unter dieser Nummer“. Das tut mir besonders leid für Rhys Darby (der Kultbandmanager Murray aus „Flight of the Conchords“), der zum wiederholten Mal keinen Treffer bei mir landen kann. Eines dieser Projekte, wo alle Beteiligten sich beim gemeinsamen table read formidabelst beömmelten und auch später beim Drehen aus dem Lachen nicht herauskamen. Bis die ganze Angelegenheit dem Zuschauer vorgesetzt wurde, der leider beim Spaß der Produktion eben nicht dabei war und den Witz nicht findet.

DURCHSCHNITTSWERTUNG: 3,83 PUNKTE (unterdurchschnittlich)

Sichtung eingestellt

THE JIM GAFFIGAN SHOW (SEASON 2)

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Jim Gaffigan isst, glaubt und kämpft sich wieder mit immer noch fünf Kindern und Ehefrau in einer Zwei-Schlafzimmer-Wohnung in New York durch sein Leben als Comedian. Ich fand die erste Season ja mehr als ordentlich und war deshalb umso mehr vom Auftakt der zweiten enttäuscht. Die ersten vier Episoden kamen nicht über den Durchschnittwertungsdaumen hinaus, da halfen selbst Gaststarauftritte von Jerry Seinfeld, Zachary Quinto, Carrot Top oder Nickelback nichts. Zu schwere Kost für Jim wie Berufung, katholischer Glauben und philosophische Gedankengänge im Auftakt, danach ein von den Gags her eher schwach angelegter Gerichtsprozess, gefolgt von einer eher platten Folge, in der Jim ständig als hässlich tituliert wird. Mittlerweile hat sich die Show gefangen und konnte zuletzt auch mal ein knappes „gut“ als Wertung für eine Episode einheimsen. Wird in der Gesamtschau allerdings diesmal eher im Befriedigend landen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH NEUN EPISODEN: 4,33 PUNKTE (befriedigend)

 

MR. ROBOT (SEASON 2) 

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Mit Elliot bin ich bis dato auch noch nicht so recht zufrieden. Vor allem nicht nach der fulminanten ersten Staffel, die bei mir knapp an der „überragend“-Wertung kratzte. Punkten kann die Show weiterhin, wenn sie wie im Season Opener die Geschichte von fsociety beleuchtet, Gefahrensituationen urplötzlich hereinbrechen lässt oder unseren Lieblingshacker in den albtraumhaften Wahnsinn schickt. Andererseits ging es mir in den ersten Episoden gerade auch angesichts der verlängerten Episodenlaufzeiten zu wenig voran mit der Geschichte um den größten Hack, den die Welt bisher gesehen hat. Und mit der FBI-Ermittlerin DiPierro bin ich auch noch nicht warm geworden. Summa summarum bisher nur gut, da muss noch mehr kommen. Zumal die Einschaltquoten nicht die besten sein sollen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SECHS EPISODEN: 5,05 PUNKTE (gut)  

 
RAY DONOVAN (SEASON 4) 

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Alles in der Spur bei „Ray Donovan“. Also nicht bei den Donovans, wo wieder mal das Familienchaos herrscht, sondern bei der Show an sich. Die steuert nämlich stabil auf eine erneut gelungene Staffel hin. Anzeichen, dass man wie in der zweiten Season zähe bis langweilige Handlungsstränge verfolgt, sind nicht ersichtlich. Stattdessen die übliche schöne Mischung aus kollektivem In-der-Patsche-stecken, egal, bei welchem Familienmitglied man vorbeischaut. Klar, hie und da wird per Drehbuch der Haltegriff herbeigezaubert, mit dem sich Papa Mickey, Ray, Bunchy und Terry noch gerade so aus der Scheiße ziehen können. Da meckere ich aber nicht groß dran herum, denn die Boston-Sippe gehört bei mir fast schon zur Familie. Schön übrigens, dass Liev Schreiber nun desöfteren auf Nominierungslisten auftaucht. Die Serie hätte das auch langsam verdient.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 5,29 PUNKTE (gut)

THE NIGHT OF 

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Achtteilige Mini-Serie über den pakistanischstämmigen Studenten Nasir, für den eine geplante Partynacht komplett aus dem Ruder läuft und der sich nun der unerbittlichen Härte des amerikanischen Justizsystems gegenüber sieht. Sein einziger Verbündeter: der fußmalade, schmuddelige Verteidiger Jack Stone (John Turturro).

Klare Empfehlung von mir. Nichts weiter groß drüber lesen, einfach gucken. Das ist die Sorte von Show, bei der man trotz je knapp einstündiger Episodenlaufzeit kein einziges Mal nachschaut, wie lange es noch geht. Weil die Schauspieler großartig sind. Weil die Dialoge sitzen. Weil die Geschichte spannend ist. Weil keine Figur schwarz oder weiß gestrickt ist, sondern Grautöne besitzt und unklar ist, wer später noch wie handeln wird. Weil man als Zuschauer wissen will, was in dieser einen besonderen Nacht geschah. Obwohl ich meine DVD-Box von „The Wire“ bis heute nicht gesehen habe (ja, Eimer voller Asche über mein Haupt) soll es von der erzählerischen Qualität her in diese Richtung schlagen. Spurenelemente von „True Detective“ sind ebenfalls vorhanden. Wer jetzt immer noch zögert, verpasst höchstwahrscheinlich den nächsten HBO-Kracher. Ich habe drauf hingewiesen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SECHS EPISODEN: 5,80 PUNKTE (sehr gut)

HOUSE OF CARDS (SEASON 4)

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Unfassbar, aber wahr: Ich habe endlich die vierte Staffel von „House Of Cards“ fertig geschaut. Die Gründe für mein Herumgehänge: diverse andere Serien, Dark Souls 3 (sehr unbefriedigendes Ende übrigens), Fußball-EM (dito), die Tatsache, dass ich bei einem Handlungsstrang aufgehört habe, bei dem meiner Meinung nach der Hauptfigur nichts passieren konnte. Ich fand die Show nach der guten, aber keine Steigerung bringenden dritten Staffel, wieder ein bisschen besser. Auch wenn mir die ganz großen Gemeinheiten der Underwoods fehlten und der echte US-Wahlkampf derzeit noch chaotischer und verrückter erscheint. Ich bin mir sicher, die aktuelle Managerin der Trump-Kampagne wäre selig, wenn sie so intelligent-intrigante, aber fies machtgeile Leute betreuen dürfte statt des dumpfdummen Prolls mit dem lächerlichen Haupthaar.

Was ich sagen will: House Of Cards hält sein hohes Niveau, leidet aber auch ein wenig darunter, dass die Realität noch eine Spur dramatischer ist. Episoden, die mir nur befriedigend gefielen, waren keine dabei. Gegen Ende hin packt die Show nochmal den Drama-Hammer aus. Zur nächsten Amtsperiode sind wir alle sicher wieder dabei.

GESAMTWERTUNG: 5,45 PUNKTE (gut +)