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119 (Februar 2019)

10 Feb

Der erste Seriencheck im neuen Jahr kommt zweigeteilt. Hier und jetzt zuerst einmal die abgeschlossenen Serien, dann die Neulinge, schließlich der Blick auf die Seasonstarts.

LEMONY SNICKET’S A SERIES OF UNFORTUNATE EVENTS SEASON 2 & 3  

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Werte Wegguckenden,

die Geschichte der Baudelaire-Waisen nahm – das weiß ich mittlerweile, da ich entgegen der eindringlich gesungenen Anweisung im Vorspann doch hingeschaut habe – kein gutes Ende. Sondern ein nur befriedigendes. Jedenfalls nach meinen Wertungsmaßstäben. Diese orientieren sich an knallharten Richtlinien wie: „Wie schräg ist das Setting?“, „Wie seltsam sind die Charaktere?“, „Hat Count Olafs Verkleidung genug Geschmacksübertretungsflair?“ und „Wie goldig brabbelt Sunny Baudelaire?“.

Staffel 2 fing überzeugend an, hatte mit der „The Ersatz Elevator“-Geschichte feat. Tony Hale („Veep“, „Arrested Development“) ein echtes Highlight, ließ zum Ende der 10 Episoden allerdings etwas nach und entließ den Zuschauer mit einem nur in Ordnung gehenden, wenig enthüllenden Finale in die Pause. An welches die dritte, mit 7 Folgen verkürzte Staffel direkt anknüpfte, jedoch kaum neue Charaktere einführte, sondern die bekannten wieder hervorkramte. Erst zum Finale hin konnte ich wieder die 5,0 Punkte zücken. Count Olaf alias Neil Patrick Harris („How I Met Your Mother“) schwächelte an einigen Stellen, seine neue Freundin Esmé Squalor nervte dann doch mit der Zeit und die eher als Beiwerk dienende Bösewicht-Entourage wurde recht unglamorös rausgeschrieben. Immerhin kann ich den Schluss als gelungen bezeichnen, da durfte man unbesorgt den Blick darauf richten und erleichtert aufseufzen.

GESAMTWERTUNG SEASON 2: 4,90 PUNKTE (befriedigend)

GESAMTWERTUNG SEASON 3: 4,71 PUNKTE (befriedigend)

LUTHER SEASON 5

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Der „sexiest man alive“ Idris Elba ermittelt wieder. In London. Im grauen Woll-Trenchcoat. Im hart gebrauchten Volvo. Einerseits will einem Serienkiller mit unschönem Hang zur Opferausweidung das Handwerk gelegt werden, zum anderen arbeitet sich Luther am Schicksal einer nur allzu bekannten Freundin ab.

Den letzten Satz habe ich zugegeben 1:1 aus meiner Besprechung der 4. Staffel kopiert, er passt aber halt auch erneut. Die diesmal vier Episoden guckte ich innerhalb eines Tages runter, was bereits für eine gewisse Qualität spricht. Besonders positiv sind mir dabei in diesem Jahr die Gegenspieler unseres DCI hängengeblieben: Enzo Cilenti und Hermione Norris als Ehepaar Lake sowie Patrick Malahide als Gangsterboss George Cornelius. Spannender Krimi, Luther mit ordentlich Ärger an der Backe, solide Kill-Quote, gewohnt gute Unterhaltung. Gerne wieder (um den eBay-Wertungswitz meines letzten Luther-Reviews wieder aufzugreifen).

GESAMTWERTUNG: 5,35 Punkte (gut)  

 
I FEEL BAD SEASON 1

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Zeitig abgesetzt, aber immerhin wurden alle 13 abgedrehten Episoden über den Sender geschickt (wenn auch die letzten beiden tief in der amerikanischen Nacht) – keine Selbstverständlichkeit mehr heutzutage.

Ich war gerne zu Gast bei der überforderten Emet, ihrem Gatten David, den beiden Kindern zuhause und den großen Geek-Kindern auf der Arbeit. Was sich in immerhin 9 mit „gut“ bewerteten Episoden widerspiegelte. Fiese Ausreißer nach unten gab es keine und wer mit dem Konzept der Familiencomedy plus Job-Huddel à la „Man With A Plan“ noch etwas anzufangen weiß, darf „I Feel Bad“ ruhig eine Chance geben – so er denn die Show irgendwo findet.

GESAMTWERTUNG: 4,84 Punkte (befriedigend)

MURPHY BROWN SEASON 11

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Berichterstatterin Murphy Brown gegen FakeNews-König Donald Trump, das war die Ausgangssituation  und der Grund für die Wiederbelebung der Show, die davor letztmals 1998 lief. Wer sich daran noch erinnern konnte (der Autor hebt, über sein Alter grübelnd, die Hand) kann einiges an Nostalgiebonus aus den neuen Folgen ziehen. Auch die Auseinandersetzungen mit dem orangenen Dickkopf und seiner Clique aus Politik und TV bescherten mir zu Beginn einiges an Amüsement, mit der Zeit nutzte sich das Konzept allerdings doch ab und lieferte zu pathetisches „Hilfe, der Journalismus wird angegriffen!“-Theater. Das wurde zwar immer wieder abgefangen, so dass die entsprechenden Folgen immer noch ordentliche Unterhaltung darstellten. Ob es weitergeht, steht aktuell nicht fest, die Zuschauerquoten jedenfalls waren nicht berauschend.

GESAMTWERTUNG: 4,84 Punkte (befriedigend)

RAY DONOVAN SEASON 6

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In der sechsten Staffel setzt es ordentlich auf die Fresse. Das gab es die vorigen Ausgaben zwar auch, aber diesmal knüppelt es eher gegen Ray Donovan als von ihm ausgehend.

Es fällt mir jedes Jahr schwer, an den Abenteuern der Gebrüder Donovan etwas herumzukritisieren. Wer die raue, irischstämmige Truppe in sein Herz geschlossen und sie durch alle Krisen begleitet hat, wird mit der fixer story-drama-crime-family-Mischung durchgehend gut bedient. Und selbst wenn es mal schwächelt, haut die Show darauf eine Folge raus, die einem in Erinnerung bleibt. Wie jene, in der die gesamte Familie einen Tatort erstellt und dann gemeinsam aufräumt. Beim heiligen 10 kg-Bleichmitteleimer! Die siebte Staffel ist bereits abgesegnet und mit Sicherheit fallen mir dann auch keine wirklich negativen Punkte ein.

GESAMTWERTUNG: 5,11 Punkte (gut)

THE MARVELOUS MRS. MAISEL SEASON 1

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Da verlinke ich sogleich mal rüber zu meinem geschätzten Bloggerkollegen bullion, der mich mittlerweile in einigen Serien überholt hat und voll des Lobes ist für die neue Show der „Gilmore Girls“-Erfinderin Amy Sherman-Palladino.

Ich hatte zunächst nur die erste Folge gesehen und obwohl ich es gefällig fand, schaute ich nicht direkt weiter. Der mitguckende Bruder nörgelte herum am 50er-Jahre-Setting, am Stand-Up-Comedy-Thema, an der deftigen Sprache und wahrscheinlich hat er wegen der nicht eingeschalteten Untertitel den Großteil der rasanten Dialoge nicht mitbekommen.

Ende letzten Jahres fand ich dann Zeit für den nächsten Sichtungsversuch und ja, Rachel Brosnahan ist eine wunderbar frisch-knuffige Besetzung, ihre Agentin Susie (Alex Borstein, „Family Guy“) trumpft mit herrlich bockigen Kommentaren auf, Stand-Up-Comedians habe ich ja schon immer bewundert, weshalb das Setting für mich zündete und last but not least kann ich endlich wieder Tony Shalhoub („Monk“) in einer tollen Rolle – als ständig ob des Lebenswandels seiner Tochter unangenehm berührter Vater – genießen. Summa summarum langt es bei mir noch nicht für die ganz große Wertungspointe, Mrs. Maisel landet aber sicher auf der „Darf gerne wieder auf die Bühne kommen“-Liste. Und die zweite Staffel soll laut absolut vertrauenswürdiger Expertenmeinung noch ein Stück besser ausgefallen sein.

GESAMTWERTUNG: 5,23 PUNKTE (gut)

BLACK MIRROR: BANDERSNATCH

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Wir schreiben das Jahr 1984, der Blütezeit englischer Videospiele für Sinclair ZX Spectrum und Commodore 64. Wir begleiten Stefan Butler, einen jungen Programmierer, der einen Fantasy-Abenteuerroman in ein Videospiel adaptiert. Der Kniff: Ähnlich wie im namensgebenden Spiel hat der Zuschauer in regelmäßigen Abständen neue Entscheidungen zu treffen, die die Handlung vorantreiben.

Ich als mittlerweile gefühlter Geek-Opa kann mich noch an die Ausgaben der Happy Computer- Sonderhefte mit Heinrich Lenhardt, Boris Schneider, Martin Gaksch und Anatol Locker erinnern, in denen die damaligen Videospiele aus dem britischen Königreich getestet wurden. Von daher hatte mich der neueste Black Mirror-Streich aus der Feder von Charlie Brooker vom Schauplatz her direkt auf seiner Seite. Weiterer klarer Pluspunkt: der 80er-Jahre-Soundtrack. Der weniger von Nostalgie umwaberte Gamer in mir gibt aber zu bedenken, dass ihm interaktive Geschichten noch nie so richtig gemundet haben. Ich will – sei es in Spiel oder Film – lieber eine lineare, aber dafür auf das bestmöglich unterhaltsame Ergebnis fokussierte Geschichte haben.

Eben daran hakt es letztlich auf bei „Bandersnatch“, denn die Auswahloptionen sind nicht sonderlich spektakulär und laufen gerne in dieselbe Richtung. Verständlich, denn wer kann schon komplett auseinanderlaufende Storybögen stricken, die am Ende Stoff für vier bis fünf Filme bieten?

Und so bleibt diese Ausgabe von „Black Mirror“ ein nettes Experiment in einem für Fans der Ära interessanten Setting, dem leider doch die Schlagkraft abgeht, die Booker in früheren Episoden der Reihe ausgepackt hat.

GESAMTWERTUNG: 5,0 PUNKTE (gut)

118 (November 2018)

2 Nov

Es ist kalt geworden, nass, grau und die Kanzlerin hat auch keinen Bock mehr.
Zeit also für einen neuen Seriencheck!
Diese Überleitung ergibt zugegebenermaßen keinen Sinn, aber ich habe halt wieder ein paar neue Besprechungen aktueller TV-Serien fertig und die werden jetzt präsentiert.

ATYPICAL SEASON 2

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Die Geschichten um die Familie Gardner mit ihrem autistischen Sohn Sam waren 2017 für mich eine der positiven Überraschungen im Portfolio von Netflix. Schlicht weil die Show es schaffte, mich an alle Charaktere zu binden: Ich litt, freute mich, fieberte und lachte mit den Figuren. Üblicherweise ist ja gerne eine Rolle dabei, mir der man nicht so kann und die man dann so gut es geht ignoriert. Nicht so bei „Atypical“, wo wirklich bis in die Nebenrollen alles stimmig und liebenswert besetzt ist

Die zweite Staffel weiß natürlich diese Verbindung mit dem Zuschauer für sich zu nutzen und alleine deshalb landeten die meisten der insgesamt 10 Episoden bei der abschließenden Wertung im „Gut“ und darüber. Mir gingen allerdings ein paar der Markenzeichen ab wie die Ratschläge von Zahid, das Gekabbele zwischen den Geschwistern Sam und Casey oder die wundersam putzige Beziehung Sams zur offiziell auserkorenen Freundin Paige. Stattdessen stehen Themen wie Trennungsdrama, Eingliederungsprobleme, Selbständigkeitsbegehren und Freundschaftszerwürfnisse im Vordergrund. Okay, wichtig, aber halt nicht so charmant. Immerhin knüpft das Finale an die großen Stärken der Serie an und sorgt für ordentlich Wärme ums Herz, als Sam…. aber das könnt ihr schön selbst gucken.

Eine dritte Order ist bereits abgesegnet, ich freue mich auf neue Einsichten in die Welt der Pinguine bzw. Antarktisforscher und gebe dieser Season:

GESAMTWERTUNG: 5,05 Punkte (gut)

BETTER CALL SAUL SEASON 4

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Jedes Jahr werden die Lobeshymnen auf „Better Call Saul“ lauter und begeisterter. Und jedes Jahr stehe ich grummelnd da mit dem dezenten Hinweis, dass mich die Story um die Verwandlung von Jimmy McGill in Saul Goodman immer noch nicht so richtig überzeugen weiß. Absolute Einigkeit besteht sicherlich, dass der Handlungsstrang um Mike Ehrmantraut, Gus Fring, Nacho Varga und Hector Salamanca Episode für Episode allerfeinst geprägtes Dramagold produziert. Angereichert noch durch die deutsche Beteiligung in Form von Werner Ziegler (Rainer Bock, der 2015 witzigerweise in der Homeland-Episode „Better Call Saul“ einen BND-Beamten spielte) und seiner geheim operierenden Baueinheit. Alleine für dieses Segment hätte die Show dieses Jahr locker die 5,5 Punkte-Hürde überwinden müssen.

Das Problem bleibt für mich der Strang um die Karrieren von Jimmy und Kim Wexler. Nachdem die Geschichte um Jimmys älteren Bruder mit dem Ende der letzten Staffel auserzählt wurde, hatte ich mir in der Hinsicht Besserung erhofft. Richtig schlecht hat sich da in der Folge nun nichts entwickelt, die kleinen Gaunereien der beiden Anwälte sind durchaus unterhaltsam. Aber wenn die Show fast zum Stillstand kommt, sind es nun mal die Episoden, die sich schwerpunktmäßig darum drehen, wie sich deren Beziehung untereinander entwickelt. Da ist insgesamt zu wenig Momentum und Spannung drin, was auch dafür sorgt, dass das Staffelfinale im Unterschied zu letztem Jahr keinen Rausschmeißer zu bieten hat, der beim Zuschauer hängenbleibt.

Deshalb auch für die vierte Staffel wieder nur ein „Gut“, wenn auch ein dickes „Gut“.

GESAMTWERTUNG: 5,30 Punkte (gut)

CASTLE ROCK SEASON 1

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Dale Lacy (Terry O’Quinn, „Lost“), Direktor des berühmten Shawshank-Gefängnisses, begeht Selbstmord. Nachdem er jahrelang einen jungen Mann (Bill Skarsgard, „IT“) in den stillgelegten Abteilungen der Anstalt in einem Käfig eingesperrt hielt. Alles könnte schnell wieder in Ordnung kommen, aber der Bub macht einfach nicht den Mund auf, sondern schaut nur verstörend drein. Bis er den Namen Henry Deaver (André Holland, „American Horror Story“) fallen lässt – einen Anwalt, den selbst eine mysteriöse Geschichte umrankt.

Basierend auf Personen und Orten aus der Gedankenwelt von Stephen King.

Frischer Stoff für Freunde des „Hui, was soll es bedeuten?“-Themas, desweiteren hochwertig besetzt mit u.a. Sissy Spacek, Melanie Lynskey („Two And A Half Men“), Jane Levy („Suburgatory“) oder Scott Glenn („The Leftovers“). Nett schwelender Grusel, rätselhafte Stimmung, Fragen aufwerfende Wendungen und Ereignisse im Jetzt und in der Vergangenheit. Fand ich von Beginn an gefällig und war gerne dabei, als langsam Licht ins Dunkel geworfen wurde. Allerdings verlor mich die Show etwa um die Mitte ihrer 10 Episoden, brachte dann allerdings kurz vor Ende dafür einen sehr interessanten Twist rein, der mich wieder an Bord holte. Leider hatten die Macher letztlich jedoch nicht den Mut, im Finale diesen Weg konsequent weiterzuverfolgen. Schade, deshalb reicht es in der Endabrechnung für „Castle Rock“ nur zum „Befriedigend“.

GESAMTWERTUNG: 4,90 Punkte (befriedigend)

MAKING A MURDERER SEASON 2

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Die erste Dokumentation über die Urteile gegen Steven Avery und seinen Neffen Brendan Dassey war für Netflix der große Schlag ins Kontor. Vielerorts leidenschaftlich diskutiert, warf die Serie brennende Fragen hinsichtlich der Schuld der Angeklagten, der Ausgestaltung des Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft und der Rolle der Polizei auf. Spannender konnte die Kriminalrealität nicht sein, da konnte auch ich nur die Höchstnote zücken.

Teil 2 zu bewerten gestaltet sich nun weitaus schwieriger. Für jene, die in den vergangenen Monaten den Fall weiter verfolgt haben, dürfte in den 10 neuen Episoden Langeweile vorherrschen. Alle Personen, die in der ersten Staffel in ein eher schummrig-trübes Licht gerückt wurden, haben ihre Mitwirkung untersagt, so dass man lediglich ein paar frei zugängliche Interviews mit dem schmierigen Staatsanwalt Ken Kratz begutachten darf. Entsprechend dreht sich die neue Dokumentation um die neuen Anwaltsteams der beiden Hauptfiguren und ihren Bemühungen, die Beweisführung in Frage zu stellen, Fehler aufzudecken, die Wiederaufnahme des Verfahrens anzustrengen bzw. das Geständnis von Brendan als nicht verwertbar zu erklären.

Für mich als nicht vorab gespoilerten Zuschauer mit abgeschlossener juristischer Ausbildung gestaltete sich auch die zweite Staffel als spannende Unterhaltung. Sei es das emotionale Auf und Ab beim Gang durch die höheren Instanzen, die von Experten unterstützte, akribische Aufarbeitung des Tathergangs oder die Dramen zuhause bei den Eltern und Geschwistern in Manitowoc, Wisconsin.

Einen Abschlusswert unter Bewertung der einzelnen Folgen lasse ich wieder weg und zücke als Gesamtnote noch ein „sehr gut“, weil „Making A Murderer“ mir erneut nachging und mich in seinen Bann ziehen konnte. Ohne Zweifel bleibt weiterhin ein schaler Nachgeschmack, zumal man den wahren Ablauf der Ereignisse wohl nie erfahren wird.

GESAMTWERTUNG: 5,50 Punkte (sehr gut)

MANIAC SEASON 1

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Owen (Jonah Hill) und Annie (Emma Stone) schleppen allerlei Probleme mit sich herum. Schwierige Familie, Traumata, Geisteskrankheit, Depressionen. Wie gut, dass ein obskurer japanischer Konzern eine dreitägige klinische Arzneimittelstudie anbietet, bei der mittels Pillen und seltsamer Bestrahlung der ganze emotional schwere Schmodder rückstandsfrei aus dem Unterbewusstsein beseitigt wird. Basierend auf einer norwegischen Serie, prouziert von Cary Joji Fukunaga („True Detective“).

Maniac hat mit seiner verschrobenen, merkwürdigen, kaputten, desorientierten und komischen Art sofort mein Herz erobert. Wer wie ich bei „The Leftovers“ an den Episoden mit dem „Okay, das ist jetzt komplett drüber“-Faktor seinen Spaß hatte, braucht gar nicht weiterzulesen, sondern darf direkt anfangen, die Stirnrunzelmuskulatur zu trainieren. Zudem der von dort bekannte Justin Theroux als abgewrackter Arzt im Verlauf eine tragende Rolle spielt. Ansonsten ist alles drin: Comedy, Sci-Fi, Drama, Fantasy, Gangsterfilm, auch mal explizite Gewaltdarstellung – für jeden was dabei. Vor allem im letzten Drittel dreht die Show komplett frei und wirft die Protagonisten in wilde Traumszenarien, die man einfach miterlebt haben muss. Zehn Folgen, die mir wegen ihres Drangs, aus der Reihe zu schlagen und ihrem Mut zur schweren Seltsamkeit richtig Spaß gemacht haben

GESAMTWERTUNG: 5,50 Punkte (sehr gut)

THE MAN IN THE HIGH CASTLE SEASON 3

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Fräulein Traudel, legen Sie mal bitte das Handbuch für die deutsche Mutter zur Seite und nehmen Sie folgendes Diktat auf:

(keine Begrüßungsfloskel) OBERSTGRUPPENFÜHRER SMITH!

Ich bin nicht angetan von dem, was ich mir da bei „The Man in The High Castle Jahreszeit Nummer Drei“ ansehen musste. Im Gegenteil! Das war ja stellenweise übelst überzogenes Zeug, wie es in diesen furchtbaren Wolfenstein-Spielen vorkommt, die unsere Jugend verderben und mit denen mein Enkelkind Stunden für Stunden heimlich an seiner Spielstation Vier verbringt. Jahr Null, Nebenwelt und der unangenehme Genetik-Doktor aus dem Lager als Leiter einer wissenschaftlichen Expedition zur Erforschung einer Raum-Zeit-Anomalie – da lachen ja die Hühner!

Schon die Nebengeschichten haben mich gelangweilt, seien es die Probleme ihres weinerlichen Eheweibs mit dem strammen Mutterbusen, ihres waschlappigen Psychologens, das Lotterleben der kleinen verluderten Göre, die so gerne Leni Riefenstahl wäre oder der farblose Reichsmarschall. Gut, auf der anderen Seite sind zwar ein paar prominente Figuren hopps gegangen, aber mal unter uns: bei denen wussten die Autoren doch schon lange nicht mehr, was sie mit ihnen anfangen sollen.    

Das für mich Schlimmste aber: Der große Erzählstrang, die Kerngeschichte, geht ja so was von gar nicht voran! Das Fräulein Crain läuft weiter frei herum und führt seit neustem Filme vor, ohne dass sie einen Plan hat, was sie damit bezwecken soll. Und wir? Haben auch nix vorzuweisen außer ein bisschen Asche und einer fehlenden Erkennungsmarke. Na toll! Jaja, wir kriegen noch ein paar Paraden in den Straßen von New York hin, damit die Zuschauer ordentlich angewidert sind, aber sonst kommt da nix!

Insgesamt bestenfalls durchschnittliche Kost. Ich weiß nicht, ob ich dafür nächstes Jahr meinen Schwarz-Weiß-Fernseher wieder ankurbeln soll.

Heil Wer-grad-dran-ist,

Ihr…

GESAMTWERTUNG: 4,35 Punkte (durchschnittlich)

I FEEL BAD SEASON 1

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Emet muss zuhause die perfekte Ehefrau für ihren Mann, die perfekte Mutter für ihre Kinder und ihre eingezogenen Eltern sein, während sie auf der Arbeit als Videospieldesignerin eine Reihe männlicher Vollnerds managen und kontrollieren darf. Da kann man sich durchaus schlecht fühlen.

Bekommt von Kritikerseite nicht viel Liebe ab, gefällt mir aber und konnte sich vom Start weg fast durchgehend 5-Punkte-Wertungen sichern. Locker-leichte Familiencomedy mit den üblichen Bestandteilen wie dem ewig angespannten Verhältnis zu den gern grummelnden Eltern plus netter Nerdkomponente. Steht derzeit felsenfest auf meiner Guckliste und wird eine angenehme Bereicherung zu den anderen Comedies wie „Man with a Plan“, „Life In Pieces“ und „Modern Family“ sein. Zumal letztere Show derzeit schwächelt, siehe unten.

DURCHSCHNITTSWERT NACH 6 EPISODEN: 4,91 Punkte (Tendenz: gut)

MURPHY BROWN SEASON 11

murphy brown

Murphy und ihre Nachrichten-Crew sind zurück! Und zum absolut richtigen Zeitpunkt, denn mit Trump im Weißen Haus und seinem Krieg gegen alles, was ansatzweise die Wahrheit berichten möchte, schreiben sich die Geschichten fast schon von selbst. Mir ging es mit der Serie, die vor 20 Jahren ihre letzte Staffel abdrehte, wie so ziemlich jedem europäischen Zuschauer: gut gemachte Comedy, aber viel zu sehr auf das politische Amerika konzentriert, dass man jeden Witz hätte nachvollziehen können. Damals regierte erst George Bush ohne W. , dann Bill Clinton, da war doch nichts los!

2018 passt das wegen der oben erwähnten Umstände schon besser und Murphy gibt dem US-Präsidenten und seiner Entourage Kontra, dass es jedem amerikanischen Liberalen warm ums Herz wird. Vom ehemaligen Cast sind so gut wie alle dabei und spielen sich professionell die Gags zu, lassen die alten Klassiker wie etwa Murphys ewige Suche nach einer Assistentin hochleben und reichern das Ganze mit Social Media und dem jungen, indischstämmigen Experten Pat Patel (Nik Dodani, „Atypical“) an. Passt.

DURCHSCHNITTSWERT NACH 5 EPISODEN: 4,90 Punkte (Tendenz: gut) 

MODERN FAMILY SEASON 10

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Läuft bei mir nicht gut, muss ich leider sagen. Erst mit der aktuell letzten Episode konnte „Modern Family“ die erste 5,0-Wertung der Saison kassieren und zumindest ein bisschen an die großen, alten Zeiten anknüpfen. Vorher viermal 4,5 und einmal 4,0. Die Luft ist weiterhin raus, aktuell wäre es kein Verlust, wenn nach dieser Staffel endgültig Schluss sein sollte. Und wen hat es ernsthaft gewundert, dass mich der vorab angekündigte Tod eines Familienmitglieds eher kalt gelassen hat?

DURCHSCHNITTSWERT NACH 6 EPISODEN: 4,50 PUNKTE (Tendenz: befriedigend)

THE WALKING DEAD SEASON 9

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ICH BIN FREI, ICH BIN FREI. HAHAHA! ICH GUCK’S NICHT MEHR.

Die erste Folge der neunten Staffel habe ich mir noch angetan. War aber zu meiner Erleichterung gewohnt langweilig. Immerhin hat es einen Halbpromi aus der Darstellerriege gekostet. Von mir aus. Ich kann die ganzen Charaktere auch einfach nicht mehr sehen. Und muss es jetzt auch nicht mehr. Sagt mir aber bitte Bescheid, falls es richtig gut oder richtig übel schlecht werden sollte.

Nee, war ein Scherz.

ICH BIN FREI.

*tanzt von dannen*