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121 (Juni 2019)

25 Jun

Gluthitze. Eine Katastrophe. Grenzwerte werden gesprengt. Aber es gibt auch was zu lachen. Willkommen zum Seriencheck im Hochsommer.

CHERNOBYL

HBO_Chernobyl

Fangen wir mal nicht mit der Katastrophe an, sondern dem Höhepunkt.
Also Chernobyl.
Liest sich komisch, trifft aber den Kern.

Okay, nochmal von vorne…

Die Miniserie „Chernobyl“ befasst sich mit dem nuklearen Super-GAU, der 1986 im Kernkraftwerk desselben Namens in der Ukraine stattfand. In fünf Episoden werden wir zu Beginn Zeuge des Unfalls, erleben dessen Folgen für die Arbeiter, die Zivilbevölkerung in der nahegelegenen Stadt Pripyat und die Politik sowie die spätere Aufarbeitung der Geschehnisse. Zentrale Figuren sind dabei der Wissenschaftler Valery Legasow (Jared Harris, Mad Men, The Terror) und der Leiter der Regierungskommission zur Aufklärung, Boris Shcherbina (Stellan Skarsgard, Good Will Hunting), die von Moskau als Krisenmanager an die Unglücksstelle geschickt werden.

Meine Erinnerung an die Geschehnisse damals erschöpft sich in folgender Geschichte: Unser Physiklehrer, ein manchmal etwas verwirrter älterer Herr, dessen Experimente gerne mal an nicht eingeschaltetem Strom zu scheitern drohten und der zu Beginn einen aus unserer Mitte peinlichst abfragte und peinigte, kam kreideweiß in den Unterricht. Er erzählte etwas von größtem anzunehmendem Unfall, schüttelte immer wieder den Kopf und wirkte aufgelöst. Ich nahm in meinem jugendlichen Leichtsinn folgendes aus der Stunde mit: „Geil, der alte Zausel hat heute keinen abgehört!“

33 Jahre und knapp fünf Stunden mit der Serie später weiß ich: Es war das Grauen. „Chernobyl“ ist unangenehm, nimmt einen als Zuschauer mit, lässt einen zittern, verschreckt, klärt auf, stimmt nachdenklich und wütend angesichts der Vertuschung und Lügen. Man leidet mit wahren Helden, die nie Anerkennung gefunden haben und verflucht die Verantwortlichen aus Politik und Reaktorleitung. Dabei leistet sich die Show ein paar kreative Freiheiten (weshalb die Russen bereits eine eigene Serie zu dem Thema angekündigt haben), ist also keine reine Dokumentation. Doch gibt es mehr als reichlich belegte Geschehnisse, wie man dem empfehlenswerten Podcast entnehmen kann.

Das Fazit: Wer damit umgehen kann, erlebt eine der nachdrücklichsten Seherfahrungen der letzten Jahre. Nicht umsonst steht „Chernobyl“ aktuell bei IMDB mit 9,6 Punkten ganz oben auf der Liste der TV-Serien. Und ich habe ein neues Geräusch, das mich noch zuverlässiger zusammenzucken lässt als der Bewegungssensor in „Aliens“. Ein absoluter Pflichtkauf, wenn HBO hoffentlich die Blu-ray-Box auf den Markt bringt. Aber ich kann nicht sagen, wann ich wieder bereit bin, mir sie dann auch anzusehen.

GESAMTWERTUNG: 6,20 PUNKTE (überragend)

GAME OF THRONES (SEASON 8)

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Okay, ab hier ist dann Katastrophenzone. Ich werde versuchen, nicht zu spoilern, aber es dürfte selbst meinem treuen Leser bullion nicht entgangen sein, dass es .. nun ja… geteilte Meinungen zur achten Staffel gibt.

Dabei hatte ich die Awards „Schlimmst schmerzende Diskrepanz zwischen Optik und Story“ und „Verschenktestes Potenzial“ im letzten Seriencheck eigentlich schon an die zweite Staffel von „Star Trek: Discovery“ vergeben. Kommando zurück, Captain!

Denn „Game of Thrones“ hat einerseits überragend beeindruckende Bilder und Settings zu bieten, für die man der Crew vom Regisseur, den Effektkünstlern über die Kameraleute bis hin zum Komparsen bitteschön alle Preise dieser Welt nachschmeißen möge; andererseits treffen Benioff und Weiss in Sachen Story und Charakterentwicklung Entscheidungen, die bei mir das schlimmstmögliche Befinden in Bezug auf eine Serie auslösten: Mir waren nach spätestens der fünften Folge fast alle Figuren komplett egal.

Die Serie hätte definitiv mehr Zeit und Feinschliff benötigt, um sie zu einem ihrem Stellenwert entsprechenden Ende zu bringen. Die erste Episode versprühte eigentlich nur „Hurra, wir sind wieder da. Schön, dass wir uns mal treffen“- Wiedersehensfreude (was ich damals noch absolut okay fand und tatsächlich mit der höchsten Wertung der gesamten Staffel versah). Schon die zweite Folge beschlich mich dieses unangenehme „Mmh, die kommen nicht aus dem Quark, wir haben doch keine Zeit!!!“-Gefühl. Weshalb ich Übles schwanend meinen „They’re about to fuck it up. Send help, George RR.“-Tweet absetzte. Und mich wunderte, dass alle noch so begeistert waren.

Danach ging es ab. Die Optik aufgedreht bis zum Anschlag, das Storygerüst aus wackelnden, unbefestigten Spanplatten zusammengeklatscht.Wird schon halten, wenn keiner darauf achtet. Keine Zeit für Nachvollziehbarkeit, Logik ist das, was das Drehbuch vorgibt. In jeder Episode wurde mindestens ein Komplettaussetzer kredenzt, bei dem man als Fan die Hände vors Gesicht schlagen musste. So lief es bis zum Finale, das ich in einer Mischung aus „Naja, von mir aus“ und „Gut, dass es vorbei ist“ aufnahm.

Dabei bin ich gar nicht mal verärgert, WIE diese einst großartige Serie zu einem Abschluss geführt wurde. Sondern über den WEG dorthin. Ich könnte mit dem letzten Endes eingeschlagenen Erzählpfad durchaus meinen Frieden finden, hätte man sich wenigstens ein bisschen Mühe gegeben, ihn für den Zuschauer einigermaßen nachvollziehbar und verständlich zu gestalten, statt ihn einfach so – teils entgegen der bisherigen Charakterzeichnungen – hinzuschludern. Da hätten meiner Meinung nach schon ein paar Episoden mehr sehr viel helfen können.

So überwiegt bei mir die Enttäuschung. Gepaart mit der leider wohl unrealistischen Hoffnung, dass es in fünf bis zehn Jahren vielleicht ein Remake dieser Season geben wird. Oder zumindest eine Extended Edition auf Blu-ray mit zusätzlichen Szenen in der Gesamtlaufzeit von zwei bis drei Folgen. Bis dahin kann ich der achten Staffel nicht mal guten Gewissens ein „befriedigend“ geben.

GESAMTWERTUNG: 4,33 PUNKTE (durchschnittlich)

BARRY (SEASON 2)

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Durchaus düster geht es in der zweiten Staffel um den theaterbegeisterten Killer „Barry“ zu. Wie gut, dass mein absoluter Nebendarstellerliebling, der tschetschenische Mafiosi NoHoHank (mindestens Emmy- und Golden Globe-Nominierung für Anthony Carrigan, bitte sehr) trotz eigener Probleme mit gewohnt gut vorgespielter Laune für Entspannung sorgt.

Die Serie schafft es, filigran zwischen Drama und Comedy zu balancieren, sodass man als Zuschauer quasi das Beste aus beiden Welten dargeboten bekommt. Mit dem Kniff in der passend betitelten Episode „What?!“ und dem herrlichen over-the-top Kampfaction-Spektakel in „ronny/lilly“ (Prädikatwertung von mir) alleine hat sich Show locker wieder den Sprung in den „Sehr gut“-Wertungsbereich verdient. Im Finale ging es mir allerdings ein wenig zu sprunghaft zu, dafür braut sich für die bereits bestellte dritte Staffel wieder einiges zusammen.

GESAMTWERTUNG: 5,68 PUNKTE (sehr gut)
VEEP (SEASON 7)

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Ab sofort fehlt mir die Quelle für zünftige, englische Beleidigungen. Denn „Veep“ ist vorbei. Sieben Staffeln hat man auf höchstem Niveau sprachlich derb geholzt, das Politikgeschäft seiner verdienten Lächerlichkeit preisgegeben und mich wunderbar unterhalten. Selina und Gary werden mir schmerzlich fehlen, Jonah Ryan mit seiner unendlichen Dummheit, für die man ihn lachend schlagen möchte, ebenso.

Auch die letzte Season liefert hochwertig ab, sodass ich jedem Freund der Vizepräsidentin amtlich das offizielle Okay zum Kauf der Gesamtstaffelbox geben kann. Herausheben möchte ich vor allem das Finale, das wirklich nochmal alle Register dieser wunderbaren Comedy-Serie zieht und nicht nur nach Ansicht von Darstellerin Julia Louis-Dreyfus zum Besten zählt, was die Show auf den Bildschirm gebracht hat. Und wenn es ganz zum Schluss so emotional wird, dass ich standhaft ein Tränchen wegdrücken musste, hat „Veep“ einfach von Anfang bis Ende alles richtig gemacht.

GESAMTWERTUNG: 5,73 PUNKTE (sehr gut)

WHAT WE DO IN THE SHADOWS (SEASON 1)

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Wer dem dazugehörigen Film etwas abgewinnen konnte (und da hebe ich voller Überzeugung die Hand), wird auch von der Serie nicht enttäuscht werden. Obwohl mir der Original-Cast durchaus fehlt, bieten die Vampire um Nandor, den Unerbittlichen, genügend Potenzial, um eigenständig zu unterhalten. Durch Charaktere wie Guillermo, den „familiar“ (sprich: Vampiraspiranten und Sklaven) der Sippe und den Energievampir Colin wird der Erzählrahmen sinnvoll ergänzt, zudem setzen Gastauftritte von Doug Jones (Star Trek: Discovery) und eines gelungen zusammengestellten Tribunals in „The Trial“ für prächtige Highlights. Demgegenüber fallen ein paar Folgen dezent ab, für ein „gut“ reicht es aber allemal.

GESAMTWERTUNG: 5,15 PUNKTE (gut)

THE SIMPSONS (SEASON 30)

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(Vorerst) Zum Schluss die übliche Chronistenpflicht mit den Simpsons-Episoden, die 5 Punkte erhalten haben  – höher im Wertungsranking ging es auch zum 30. Saisongeburtstag nicht:

S30E04 Treehouse of Horror XXIX

S30E05 Baby, You Can’t Drive My Car

S30E10 Tis the 30th Season

S30E14 The Clown Stays In The Picture

S30E15 101 Mitigations

S30E21 D’oh Canada

 

GESAMTWERTUNG: 4,39 PUNKTE (durchschnittlich)

120 (April 2019)

17 Apr

Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, ist gerade der Auftakt zur letzten Staffel von „Game Of Thrones“ gelaufen. Ich werde nichts spoilern, aber es wird enttäuschte Fans geben. Vor allem jene, die dachten, dass in der ersten Episode die Geschichte auserzählt, der ganze Thron-Bums endlich geregelt sein wird und die restlichen Folgen aus Saufgelagen und
Orgien bestehen. So geht es dann doch nicht dahin.

Hier nun die Shows, die bereits weiter und auserzählt sind. Zumindest für die jeweilige Season.

AFTER LIFE (SEASON 1) 

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Tony (Ricky Gervais, „The Office“) hat seine geliebte Frau an den Krebs verloren. Davon tief getroffen möchte er nicht mehr weiterleben und lässt das seine Umgebung auch ausdauernd und deutlich wissen. Sein einziger Lebensfaden hängt an Brandy, der gemeinsamen Hündin, um die er sich nun alleine kümmern muss. Ach ja, und er sagt von nun an allen seine meist wenig erbauliche Meinung über Gott und die Welt.

Puh. Schwere Kost, die Gervais über 6 Episoden serviert. Tod eines geliebten Menschen, schwere Depression, Lebensmüdigkeit, innere Aufgabe und dazu noch der geistige Abbau im Alter – letzteres illustriert an Tonys Vater (David Bradley, „Game Of Thrones“) – sind nicht gerade Themen, mit denen man mich abholt, wenn ich abends entspannt eine Comedy schauen will. Entsprechend schwer tat ich mich mit den ersten Folgen, in denen nur die skurrilen Geschichten an Tonys Arbeitsplatz in einer lokalen Zeitungsredaktion und die generelle Goldigkeit der Schäferhündin dem Zuschauer etwas Halt in dieser grauen, trüben Welt des Protagonisten bieten.

Aber es wird. Mit der Zeit. Es wird besser. Was auch ein wenig das übergreifende Thema der Show darstellt. Der Zuschauer erhält fürs Dranbleiben gewohnt humorige Momente des britischen Sarkasmusexperten, seine Figur findet langsam aus seinem gebrochenen Wesen heraus und am Ende bleibt ein wohliges Gefühl um die gute alte Blutpumpe herum. Mit der Wertung hadere ich ein bisschen, weil ich diese Steigerung infolge der wenigen Episoden nur unzureichend abbilden kann. In jedem Fall eine empfehlenswerte Show, in die man sich allerdings erst hineinfinden muss. Eine zweite Staffel ist bereits in trockenen Tüchern. Gut so.

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)

FAM (SEASON 1)

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Familie ist wichtig. Predigen alle Filme und Serien, die etwas auf sich halten. Schwierig wird’s, wenn die Familie schwierig ist. So wie bei Clem (Nina Dobrev, „The Vampire Diaries“), die demnächst heiraten will und ihrem demnächst Angetrauten und dessen Verwandtschaft ihre komplizierte Beziehung zu Vater Freddy (Gary Cole, „Veep“) beibringen muss. Der wiederum ist nämlich ein notorisch beziehungsinkompatibler Einzelgänger, der eher moralisch locker daherschwingt und sich wenig um Clem und ihre Schwester gekümmert hat.

Letzten Endes zu wenig Gary Cole, so mein Urteil. Die ersten Episoden gefielen mir ganz gut, ohne Gary wird es aber ab Folge 8 von 13 und mit wenig überzeugenden neuen Nebenfiguren eher fad. Landet somit nur knapp noch im „befriedigend“ und damit in der berüchtigten „Muss man nicht sehen“-Zone.

GESAMTWERTUNG: 4,53 PUNKTE (befriedigend)

LOVE DEATH + ROBOTS (SEASON 1)

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Satte 18 Animations-Kurzfilme mit einer Laufzeit zwischen 6 und 17 Minuten. Von Tim Miller, dem Typen, der „Deadpool“ in die Kinos gebracht hat. Produziert von David Fincher. Thema wie oben beschrieben. Eindeutig eher an erwachsene Zuschauer gerichtet. In der Bandbreite von fast photorealistischen Stil über künstlerisch hochwertig bis abgedreht eigensinnig. Storymäßig dürfte wirklich für jeden etwas dabei sein, vom Actionheuler über Weltalldrama hin zu hinreißend komischen Robotern als Touristen auf der apokalyptischen Erde, alternativer Geschichtsschreibung und ganz wichtig: Joghurt, der die Welt übernimmt.

Es mag Leute geben, die schon viele überragende Animationsfilme für Erwachsene gesehen und daher nicht beeindruckt von „Love, Death + Robots“ sind. Ich gehöre nicht dazu. Hat mir durch die Bank gut gefallen, lediglich bei zwei Episoden reichte es nur für ein „Befriedigend“(mit Plus), aber das ist absolute Geschmackssache. Hervorheben möchte ich „Three Robots“ (Prädikatwertung), „Sonnie’s Edge“, „Beyond The Aquila Rift“ und „Suits“, die mir besonders viel Spaß bereitet haben.

Gucken. Alles. Jetzt.

GESAMTWERTUNG: 5,72 PUNKTE (sehr gut)

MIRACLE WORKERS (SEASON 1)

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Gott (Steve Buscemi, „Boardwalk Empire“) ist schlecht drauf und will die Erde untergehen lassen.  Was bei ein paar Angestellten (u.a. Daniel Radcliffe) seiner Firma „Heaven, Inc.“ nicht wirklich gut ankommt. Man einigt sich auf einen Kompromiss: Gelingt es, zwei sozialbeziehungsmäßig unterentwickelte Millenials zu einem Liebespaar werden zu lassen, gibt es Aufschub und Existenzverlängerung.

Okay, wer will das nicht gucken wollen? Steve Buscemi als Gott? Harry Potter auch am Start? Der Himmel als Bürokomplex mit Abteilungen für Katastrophen, Bienensteuerung und Blinddarmdurchbrüche?

Tja, die Serie schöpft am Ende eben leider doch nicht ihr Potenzial aus. Erinnerte mich ein wenig an die auch auf TBS laufende Alien-Entführungscomedy „People of Earth“, die dasselbe Problem hatte. Die Gags sind nett, Gott ordentlich verpeilt, das Drehbuch hilft gerne aus so mancher „Wie soll das jetzt weitergehen?“-Patsche und liefert ein paar hübsch schräge Ideen und Konzepte. Aber am Ende der 7 Episoden will einfach nichts so recht hängenbleiben.

GESAMTWERTUNG: 4,64 PUNKTE (befriedigend)

STAR TREK: DISCOVERY (SEASON 2)

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Es ist eine einzige Achterbahnfahrt auf galaktischen Pilzsporen mit der Discovery in dieser zweiten Staffel. Üblicherweise pendeln sich die von mir hier besprochenen Serien wertungsmäßig nach einer gewissen Zeit ein. Manche fahren die „Mal befriedigend, mal gut“-Strecke hin und her, ohne höherzukommen. Andere etwa sind fast durch die Reihe „gut“ mit vielleicht ein, zwei Ausreißern nach oben und die ganz wertvollen Vertreter kratzen permanent am Prädikat und sinken nie unter „sehr gut“.

Bei Star Trek: Discovery habe ich von 4,0 bis 6,0 Punkten alles durch. In den überragenden Episoden spielen meist meine Lieblinge Saru und der neu an Bord gekommene Captain Pike (bei dem ich in jeder Szene „Er ist so schneidig“ ausrufe) tragende Rollen. Andererseits gibt es Folgen, da möchte ich den Fernseher anschreien. Weil die Autoren neben Technogebabbel als Konfliktlösung gerne wild wackelnde Storygerüste aufbauen, statt logischer Erklärungen lieber ein paar Flare-Effekte einstreuen und einfach darauf hoffen, dass das dramatische Endergebnis die Hä? Wie bitte???-Momente überdeckt. Es sind diese Momente, in denen ich stets bange, dass der Kopf des ebenfalls frisch eingetrudelten jungen Mr. Spock explodiert.

Michael Burnham ist im Vergleich zu vielen Crewmitgliedern, deren Namen ich nicht mal zusammenbekäme, überpräsent. Tilly gerne eine Spur zu nervig. Die Klingonen funktionieren weiter nicht, ihre Auftritte sind aber dankbarerweise kurz gehalten. Ash/Voq geht mir immer noch am Allerwertesten vorbei. Aber die Story um den roten Engel und Control hat mich gepackt und läuft auf einen sehr interessanten Abschluss hinaus. Und im zweiten Viertel haut die Show Folgen raus, die alles vereinen, was ich bei moderner Science Fiction sehen will.

Es bleibt also schwierig. Mir fehlt noch das Finale, welches in den kommenden Tagen läuft. Dann trage ich hier unten statt des Platzhalters die Endnote ein und schreibe vielleicht noch ein paar Zeilen dazu. Ich für meinen Teil bin selbst gespannt, was da zum Schluss rauskommt.

Das Finale hatte orgiastisches Weltallgeballer, brachiale Hektik an Bord zweier Föderationsraumschiffe, Action und Explosionen, dass selbst Ensign Tilly nicht zum Brabbeln kam, aber eben auch wieder einmal verordnete Drehbuchdramaturgie abseits von Logik und Nachvollziehbarkeit. Statt eines Ausblickes auf Staffel drei (auf die ich trotz der schwankenden Qualität in dieser Staffel baue) gab es nur nackte Gesichtshaut zu sehen. Von meiner Warte aus nur befriedigend, was diese Saison nur knapp vor der ersten platziert. Die Show mit dem wohl meist verschenkten Potenzial in diesem Serienjahr.

GESAMTWERTUNG: 5,26 Punkte (gut)

TRUE DETECTIVE (SEASON 3)

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Zum dritten Mal schickt Nic Pizzolatto seine wahren Detektive raus ins weite, ländlich geprägte Feld der Ermittlungen. Bisherige Ausbeute: 1x Hui! 1x Hä? In Bezug auf letzteres kann ich vorab Entwarnung geben, denn die Story ist deutlich weniger verschlungen und kompliziert als in Season 2, klar zielgerichtet und daher auch für Vielgucker wie mich noch im Gedächtnis abrufbar, wenn im Laufe einer Woche dort diverse Comedy- und Dramaplots Unterschlupf gefunden haben.

Über einen Zeitraum von 35 Jahren (mit den drei wichtigsten Stationen 1980, 1990 und 2015) untersuchen die Detectives Wayne Hays (Mahershala Ali, „Moonlight“) und Roland West (Stephen Dorff, „Blade“) in Arkansas das Schicksal der zwei verschwundenen Kinder des Ehepaars Purcell. Ein Fall, der im Laufe der Zeit mehrfach neu aufgerollt und später im Rahmen einer Dokumentation beleuchtet werden soll.

Staffel 3 wusste mich von Beginn an in ihren Bann zu ziehen. Mahershala Ali hat momentan eh einen Lauf, der könnte mir die Bedienungsanleitungen chinesischer Multifunktionsfernbedienungen vorlesen, ich wäre ergriffen. Stephen Dorff fällt in dieser Hinsicht kaum zurück; denn auch wenn die Folgen gerne größtenteils ruhig daherkommen und sich Zeit für ihre Figuren nehmen, so zündelt es spätestens zum Ende hin, um die Spannung gekonnt aufrechtzuerhalten. Das Finale schließlich sollte für einigen Diskussionsstoff sorgen, fiel es doch anders aus, als viele Zuschauer es wohl erwartet hatten. Ich für meinen Teil könnte mir nur schwer vorstellen, dass etwa „Game of Thrones“ auf diese Art seinen Abschluss findet.  Im Falle von „True Detective“ jedoch geht der so beschrittene Weg in Ordnung, auch wenn er mich im ersten Moment etwas unbefriedigt zurückgelassen hat. Weshalb die 5,5 Punkte im Schnitt nicht ganz erreicht wurden.

GESAMTWERTUNG: 5,39 PUNKTE (gut)

Zum Schluss noch ein kurzer Blick auf neu gestartete Serien und solche, die es bei mir nicht geschafft haben. Das kann, wie zu lesen sein wird, an für andere Betrachter absolut nicht nachvollziehbaren Gründen liegen. Weshalb man sich gerne ein eigenes Bild machen darf.

VEEP (SEASON 7)

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Selina Meyers will Präsidentin werden. Und zwar diesmal richtig mit Wahlen und so.

Oh ja! Ich bin überglücklich, dass die Show wieder am Start ist. Weist sie uns doch im Zeitalter Trump einen anderen, besonderen Weg, den wir tapferen Herzens beschreiten können, um hernach erleichtert festzustellen: Ja, es geht noch peinlicher. Siehe Jonah Ryan. Und andere.

PROGNOSE: 5,5 – 6,0 Punkte (sehr gut – überragend)

WHAT WE DO IN THE SHADOWS (SEASON 1)

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Den dazugehörigen Film aus dem Jahr 2014 halte ich immer noch für eine der besten Komödien der letzten Jahre. Die Serie spielt nun nicht mehr in Wellington, sondern in Staten Island, die Darsteller sind ebenfalls neu (immer kannte ich Matt Berry aus „The IT Crowd“), dafür zeichnen Jemaine Clement und Taika Waititi nun als kreative Köpfe verantwortlich.

Sind schon sehr viele schöne Faktoren dabei wie der devote Guillermo, der Energievampir Colin und natürlich die ewigen Probleme vampirischer Wohngemeinschaften wie etwa angetrunkene und dann vergessene Jungfrauen. Ich gehe mal davon aus, dass man das eher überschaubare Budget durch witzige Einfälle souverän ausgleichen können wird.

PROGNOSE: 5 – 5,5 Punkte (gut – sehr gut)

BARRY (SEASON 2)

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Läuft weiter stabil gut bei Barry. Ich habe schon die erste Staffel sehr genossen und bei der zweiten dürfte es kaum anders werden. Barry, Fuches, Gene sind weiter gern gesehene Gäste auf meinem Fernseher, in Sally bin ich immer noch ein bisschen verschossen und falls es dieses Jahr storymäßig etwas düsterer werden sollte, habe ich ja noch NoHo Hank, den lustigen tschetschenischen Mafia-Azubi mit den Mordaufträgen und der guten Laune.

PROGNOSE: 5 – 5,5 Punkte (gut – sehr gut)

THE ORVILLE (SEASON 2)

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Ich schaue Discovery, sorry. Da läuft trotz einiger überragender Ausgaben auch nicht alles rund (siehe Beitrag oben), aber bei „The Orville“ komme ich mit deutlich mehr Dingen nicht klar.

Dem flapsigen Humor. Den Figuren, die wirken, als wären sie auf dem zweiten Bildungsweg von der gescheiterten Next Generation-Darstellerkopie und/oder Klassenclown in die Offizierslaufbahn gehuscht. Den Drehbüchern, die weder frisch, unverbraucht oder mutig sind, sondern schlicht „Star Trek: Next Generation“-Ware der Güteklasse B-D.

Trotz allem gab es Folgen, die ich durchaus okay fand, mehr aber war schlicht nicht drin und die nächste Episode, die ich nur mühselig bis zum Ende durchhalten konnte, lauerte bereits im Raumquadranten um die Ecke.

STATUS: abgesetzt  

PATRIOT (SEASON 2)

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Die erste Staffel fand ich herrlich verschroben, angenehm verquer und putzig. Die ersten drei Folgen der zweiten Staffel dagegen nur noch zähfließend langweilig. Entweder muss mein Volltollschrägheitsdetektor in Reparatur oder irgendwas ist der Show verlorengegangen.

STATUS: ruht

SCHOOLED (SEASON 1)

schooled

Lainey, die große Liebe von Barry Goldberg, kehrt als Musiklehrerin an ihre alte Schule zurück. Mittlerweile schreiben wir die 90er Jahre, die nun natürlich aufgearbeitet werden wollen.

Spinoff der von mir schwer verehrten und hierzulande immer noch viel zu wenig beachteten Serie „The Goldbergs“. Aus dem Cast sind neben Lainey noch Sportlehrer Mellor und Schulleiter Glascot aus der Hauptserie mit dabei.

Ich wollte es mögen, aber letzten Endes scheiterte es an diesen gewichtigen Punkten:

a) Die 90er fand ich schon immer eher meh. Thema u.a. der ersten Folge: Grunge. Nee, lass mal.

b) Es fehlt mir das nerdige Wesen von Adam, die liebenswert blöden Aktionen von Barry, das Gegrummele von Murray oder die überbemutternde Art von Beverly. Man könnte auch sagen: Mir fehlen die Goldbergs.

c) Was mich zu der abschließenden These führt, dass die drei (früheren Neben-) Figuren das Konzept der Show einfach nicht tragen können.

Meine Einschätzung: Im besten Fall nett. Was zu wenig ist, um auf meiner Guckliste zu bleiben.

STATUS: abgesetzt

SINGLE PARENTS (SEASON 1)

single parents

Eine Gruppe alleinerziehender Eltern schließt sich zusammen, um sich gegenseitig bei der Erziehung zu helfen. Hat Brad Garrett („Everybody Loves Raymond“) als dauermurrenden Vater zweier Töchter  in seinen Reihen, weshalb ich sofort interessiert war. Mein Interesse erkaltete allerdings, als mir nach kurzer Zeit schon zwei Darsteller mit ihren Figuren schwer auf den Senkel gingen. Ja, ich meine euch, Taran Killam und Jake Choi.

Status: abgesetzt

THE NEIGHBORHOOD (SEASON 1) 

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Weißes Ehepaar plus Kind zieht in schwarze Nachbarschaft. Wird nach ein paar Seufzern und Augenrollern von Familienoberhaupt Calvin (Cedric The Entertainer) und seinen Lieben herzlich aufgenommen. Nervt aber dennoch.

Vor allem Max Greenfield.

Schwupps, da habt ihr den Grund, weshalb ich es nicht mehr gucke.

STATUS: abgesetzt 

109 (Juli 2017)

14 Jul

Das große Drama dramatisch zusammengefasst:
Es gibt sehr viele gute Drama-Serien. Aber weiterhin keinen zusätzlichen, wöchentlichen Drama-Serien-Guck-Tag. Ein Umstand, den ich hiermit anprangern möchte. Anpranger! ANPRANGER!

THE LEFTOVERS (SEASON 3)

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Aus, vorbei, alle aussteigen, die bizarre Gefühlsachterbahn „The Leftovers“ ist an der Endstation angelangt. Acht Runden ging es diesmal nur, aber dafür haben Damon Lindelof und Tom Perrotta alle Schleusen der gepflegten Seltsamkeit geöffnet. Ohne Rücksicht auf Verluste beim Zuschauer. Wer die ersten beiden Staffeln toll fand, wird auch diese hier lieben. Es gibt schräge Neuigkeiten zu Jesus, Gott und dem amerikanischen Präsidenten (ja, letzteres ist tatsächlich möglich), ich werde nie wieder „Perfect Strangers“ (hierzulande: „Ein Grieche erobert Chicago“) mit den gleichen Augen ansehen können wie zuvor und sollte mir jemand anbieten, mich nackig in eine Departure Machine zu setzen, die mich in eine andere Welt schleudert (oder auch nicht), fahre ich vorher nach Australien und studiere mit den Eingeborenen ein paar Anti-Regentänze ein.

Kurz gesagt: Ich hatte wieder meinen Spaß, genügend „Ach komm, ich glaub’s ja nicht“-Momente und ein paar Tränenaufblitzler im Auge. Doch zur Frage, die alle und eigentlich niemanden interessiert: Hat das Ding einen würdigen Schluss oder lässt Lindelof einen LOST los? Ich fand die abschließende Episode gut, nicht überragend, sie konzentrierte sich für meinen Geschmack zu sehr auf romantisches Liebesgeflirre. In jedem Fall aber weder ein Fall von „Jetzt kippt’s vor lauter Schrägheit um“ noch „Hat mir die letzten 27 Episoden versaut“. Große Antworten sollte man allerdings keine erwarten und besser auch nicht danach suchen, aber das war schon im Vorfeld klar. Hier ist eben der Weg das Ziel der Reise und das Fazit kann demnach nur lauten: „Man. What. A. Fucking. Trip“.

GESAMTWERTUNG: 5,56 PUNKTE (sehr gut)

BETTER CALL SAUL (SEASON 3) 

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„Better Call Saul“ profitiert in seiner dritten Staffel immens von den bekannten Figuren aus der Mutterserie „Breaking Bad“. Ich teile die Show mittlerweile gerne in den Gangster- und den Anwalt-Storybogen auf.  Und was vorher schon galt, gilt nun umso mehr. Gangster olé, Anwalt gern mal meh. Gus Frings und Hector Salamanca hieven zusammen mit dem eh über alle Zweifel erhabenen Mike Ehrmantraut das Niveau auf allerbeste Unterhaltung, während Jimmy, Kim und Chuck zwar ohne Zweifel ihre Momente haben (in dieser Staffel etwa die Verhandlung und das Finale), aber eben gerne auch Bremsklötze in der Geschichte  auslegen. Das kann man als toll gespielte, ruhige Momente zum Spannungsausgleich begreifen – mich hat es ab und an herausgerissen und die für diese Serie wegen ihrer überragenden Inszenierung schlechteste Wertung, das Befriedigend, zücken lassen. Insgesamt langt es dieses Jahr aber wieder deutlich für den Sprung ins „Gut“. Und so, wie sich der Anwalt-Storybogen mit dem Finale entwickelt hat, kann die Kurve weiter noch oben gehen.

GESAMTWERTUNG: 5,20  PUNKTE (gut)

THE HANDMAID’S TALE (SEASON 1)

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„The Handmaid’s Tale“ geht an die Nieren. Und sei es nur, weil man als
männlicher Zuschauer in der Runde von den weiblichen Zuschauern wegen
eines flapsigen Kommentars umgehend einen spitzen Ellenbogen in eben diesen
Körperbereich gerammt bekommt. Denn eine gesellschaftliche Dystopie, in der Frauen versklavt und unterdrückt werden, um in einer fundamentalistisch-religiösen Diktatur als Gebärmaschinen zu dienen, bietet eher wenig Raum für augenzwinkernde Sprüche. Deshalb streiche ich hier auch meinen beliebten „Hat mir sehr gut gefallen“-Wertungseinleitungssatz.

Die Show ist schauspielerisch großartig besetzt (neben Hauptdarstellerin Elisabeth Moss möchte ich erneut Ann Dowd extra hervorheben), emotional ergreifend bis schockierend, stimmig inszeniert. Hätte es in der Mitte der Staffel nicht zu viel Beziehungs-Hin-und Her gegeben, wäre die Geschichte der Magd noch deutlicher in den sehr guten Wertungsbereich geschossen. Besonders lobend erwähnen möchte ich die finale Episode, die mit mehreren überragend wirkungstreffsicheren Szenen aufwarten kann und sich so das Prädikat 6,0 redlich verdient hat. Statt eines „Weiter so!“ schließe ich lieber mit  

GESAMTWERTUNG: 5,55 Punkte (sehr gut)

FARGO (SEASON 3)

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Die bisher schwächste Staffel von „Fargo“.  
BUMM, jetzt es ist raus. 

Showrunner Noah Hawley ließ verkünden, dass er zur Zeit keine Ideen für eine weitere Staffel hat und ihm vielleicht auch keine mehr einfallen würden. In der Tat merkt man der dritten Season auch an, dass man eher auf bekannten Pfaden wandelt, statt ganz frischen Impulsen zu folgen.

Aber keine Angst, gute Unterhaltung wird weiterhin geboten. Dafür sorgt schon David Thewlis als Bösewicht V.M. Varga. Dessen kaputtes Grinsen und abschweifende philosophische Ausführungen allein haben mich jede Folge vorfreudig erwarten lassen. Dazu noch Ewan McGregor in einer Doppelrolle, Michael Stuhlbarg (leidensfähig), Mary Elizabeth Winstead (as sexy woman with a plan) und Carrie Coon (hartnäckig und resolut). Schauspielerisch gab es nichts zu mäkeln, den Cast sah ich hier sogar stärker noch als jenen im Vorjahr. Leider kommt die Story nach einem starken Aufgalopp eine Zeitlang gar nicht mehr aus den Puschen, da hilft auch eine angenehm spaßig-schräge Episode wie „The Law of Non-Contradiction“ kaum drüber hinweg. Dafür wird zum Finale hin wieder mal ordentlich aufgeräumt. Muss ich die tolle Inszenierung und musikalische Untermalung (Stichwort: Peter und der Wolf mit Billy Bob Thornton als Sprecher) extra nochmal erwähnen? 

GESAMTWERTUNG: 5,45 Punkte (gut)

SHERLOCK (SEASON 4)

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Mit ordentlicher Verspätung (die englische Fassung lief schon zu Beginn dieses Jahres) verkünde ich:

Willkommen zurück, Mr. Holmes und Mr. Watson!

Denn die beiden Ausgaben zuvor haben mich eher weniger in Verzückung geraten lassen. Zu sehr war die Show darauf bedacht, sich an sich selbst zu berauschen, immer wieder noch einen draufzusetzen, statt eine klare, stringente Geschichte zu erzählen. Die nun endlich am vorletzten Wochenende gesichteten drei Episoden machen es wieder besser und haben mich versöhnt zurückgelassen. Ordentlich Drama inklusive Ablebens einer Figur, Holmes am Drogenabgrund, überragende, frische Bösewichter (Toby Jones! Siân Brooke!!), stets verfolgbare Handlung, Spannung, aber eben auch leichte Momente – so wie die Musikauswahl der rüstigen Mrs. Hudson beim Staubsaugen oder Queens „I Want To Break Free“ beim großmäuligen Auftritt von Allzeitübeltäter Moriarty.

Zweimal 5,5 Punkte, einmal 5,0 Punkte. 221b Baker Street ist wieder angesagt.  

GESAMTWERTUNG: 5,43 Punkte (gut) 

AMERICAN GODS (SEASON 1) 

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Sollte es bei den Emmys/Golden Globes die Kategorie „Best disturbing mindfucks in a TV show“ noch nicht geben, man müsste sie spätestens für „American Gods“ erfinden. Was hier Bryan Fuller und Michael Green an Bildgewalt und bizarren Szenen dem Zuschauer durchs Auge an die Hirnrinde klatschen, sucht seinesgleichen. Und das von Anfang an, ohne jegliche Rücksicht auf Verständnislosigkeit und Fragezeichen zurückfunkende Synapsen. Mich hatte die Show bereits direkt mit den Wikingern im Pfeilhagel für sich eingenommen.

Manchem Zuschauer ging dieses konsequente Draufhalten mit dem WTF?-Maschinengewehr auf Dauer zu weit, zur Entwarnung sei aber gesagt: Zum Ende hin ergibt alles im Rahmen des Settings einigermaßen Sinn. Ich fand das Finale sogar im Gegensatz zu manchem Kritiker überragend gelungen und einen würdigen Abschluss des an Seltsamkeiten überreichen Road Trips von Shadow und Mr. Wednesday. Für die Prädikatswertung reicht es dann aber doch nicht, weil…

…ich den Protagonisten Shadow schauspielerisch unbefriedigend fand. Ricky Whittle, das muss man so hart sagen, wird von jeder Figur in der Serie an die Wand gespielt. Er ist halt dabei und nimmt manche irrsinnig erscheinende Wendung in seinem neuen Leben mit einem Schulterzucken hin. War mir zu wenig, blieb mir zu blass. Und ja, die Percussiongeilheit von Bryan Fuller kann einem auf Dauer dezent auf die Nerven fallen – ich bin in der Hinsicht durch die „Hannibal“-Schule gegangen und abgehärtet..

Fehlt noch was? Ian McShane ist eine der coolsten Säue auf dieser Erde. Aber da schreibe ich jetzt wirklich nichts Neues.

GESAMTWERTUNG: 5,68 PUNKTE (sehr gut)    

THE AMERICANS (SEASON 5)

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Bisher also viel Schönes und Hochwertiges im Dramabereich. Nur die Agentenfamilie Jennings und ihre aktuellen Abenteuer fallen leider ein wenig ab. Aktueller Einschub: Es hat mich sehr gefreut, dass Kerri Russell und Matthew Rhys in diesem Jahr jeweils eine Emmy-Nominierung erhalten haben. Absolut verdient für ihre Leistung bei „The Americans“. Einschub Ende. 

Staffel 5 wirkt eher wie eine lange Hinleitung auf das große Finale, das dann wohl in der abschließenden sechsten Season ansteht. Auf meinem Wertungszettel steht ein gelungener Einstieg mit einem dramatischen Bedrohungsszenario, das in den folgenden Episoden allerdings harmlos in sich verpufft. Überhaupt ist „draußen“ nicht so sonderlich viel los, das Drama spielt sich eher zuhause in den eigenen vier Wänden ab. Ausnahme: die hervorragende, weil aufwühlende Episode „Dyatkovo“, in der Elizabeth und Philipp einer angeblichen russischen Nazi-Kollaborateurin nachstellen. Folgen von dieser Intensität und nachhallenden Wirkung hätte ich mir mehr gewünscht. Stattdessen langweilte ich mich eher durch die russischen Untertitel, die Oleg Burov im heimatlichen Moskau in seinem neuen Job als Anti-Korruptions-Cop gemeinsam mit seiner Familie und Kollegen produzierte. Dass anders als in den bisherigen Staffeln diesmal kein emotionaler Tiefschlag als Rausschmeißer anstand, trieb die Wertung dann endgültig ins „Befriedigend“.

GESAMTWERTUNG: 4,82 PUNKTE (befriedigend)

VEEP (SEASON 6)

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Ende Drama. Nachschlag Comedy. Zwei Serien dürfen noch ihre Wertungen einreichen für die TV Saison 2016/17. Und „Veep“ haut in der Hinsicht wieder mächtig rein. Genauer gesagt: Mit dem bisher besten Schnitt seit ich die Show verfolge. Das muss man im sechsten Jahr und im kompetenzfreien Zeitalter des Donald J. Trump auch erst einmal hinkriegen.

Ist man erst mal angefixt von der Chaotentruppe um Mrs. Meyers gibt es kein Entrinnen. Niemand ist so von sich eingenommen wie Selina, keiner so devot wie Gary, keiner so spackig wie Jonah Ryan, keiner so schusselig wie Mike, keiner so zynisch und beleidigungskreativ wie Amy, Kent, Dan, Ben und der Rest der Bande. Fehlen eigentlich nur die extrem trockenen Bemerkungen von Sekretärin Sue, die aber leider nicht mehr mit von der Partie ist. „Best insults in a TV show“ könnte man übrigens auch mal als Kategorie einführen, fällt mir da ein. „Veep“ würde auf Jahre hinaus unschlagbar sein.

GESAMTWERTUNG: 5,70 PUNKTE (sehr gut)

SILICON VALLEY (SEASON 4)

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Die Wertung „sehr gut“ vergebe ich ja eher selten bei Comedy-Serien. Dafür muss man frisch sein, darf nicht einrosten, sich nicht auf den Gag-Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen. „Silicon Valley“ schafft das dieses Jahr erneut: Jian-Yangs Wurst-App, Big Heads Professur, Gavins Blut-Junge, der Patent-Troll, ein Wiedersehen mit Haley Joel Osment als Virtual Reality-Revolutionär, Dineshs Umgang mit seiner Freundin, Richards Macken, Jareds Gewissensbisse, Erlichs Trip nach Tibet und Gilfolyles aufopfernder Server Anton – allesamt kleine Story-Leckerbissen mit Witz, liebevoll angerichtet und gerne mal ein wenig drüber serviert. Wertungen durchgehend entweder 5,0 und 5,5 Punkte. Ich setze ein TAB (kein SPACE):    Respekt.

GESAMTWERTUNG: 5,50 PUNKTE (sehr gut)

Demnächst:

Preacher, Season 2 (sehr gute Einstiegsfolge, Stichwort „Come On Eileen“)

House Of Cards, Season  5 (Spacey und Wright wie gewohnt souverän, aber die Story dieser Staffel leidet eher unter der momentanen politischen Realität in Washington als etwa ein „Veep“)

107 (Mai 2017)

4 Mai

Im April gab es keinen neuen Seriencheck. Der Grund: Ich wollte unbedingt noch die Starts von zwei neuen Shows mitnehmen, von denen ich mir sehr viel erwartet habe. Siehe – Achtung, Spannungsaufbau! – die letzten beiden Besprechungen.

TRIAL & ERROR (SEASON 1)

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Im Namen des serienschauenden Volkes ergeht folgendes Urteil:

Die Show „Trial & Error“ wird dazu verurteilt, von mehr Zuschauern gesehen zu werden. Denn sie war in ihren insgesamt 13 Episoden durchgehend lustig, teils herrlich doof und oft zum An-die-Stirn-klatschen albern. Das hohe Gericht wünscht eine Fortsetzung. 

Gegen dieses Urteil ist das Rechtsmittel der Berufung nur dann zulässig, sobald der Antragsteller 13 Folgen der aktuellen Staffel „The Big Bang Theory“ gesichtet und dabei durchgehend Lachanfälle bekommen hat. 

Also nie. Ätsch.

Dem schließe ich mich vollumfänglich an. Einfach eine schön dusselige Law-Comedy, ohne dass der Humor primitiv unter der Gürtellinie herumturnen musste. Könnte in der Saison-Endabrechnung den Titel „Beste neue Comedyserie“ einheimsen.

GESAMTWERTUNG: 5,14 Punkte (gut)

HOMELAND (SEASON 6)

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Nach der eher durchschnittlichen 5. Staffel mit dem Wirkungskreis Berlin befasst sich Homeland diesmal mit den Problemen zuhause. Dort kann der Feind nämlich auch mal gerne lauern statt in Afghanistan, Syrien oder Iran. Siehe Populismus, mediale Manipulation, Lügen. Wie von der Serie mittlerweile gewohnt, baut sie ihre Geschichte lange auf, lässt sich mit der Entwicklung der Figuren und Ereignissen Zeit und feuert zum Ende hin alles raus, was sich angestaut hat. Schauspielerisch wie gewohnt hochklassig besetzt, entschädigt das letzte Drittel der Staffel für alle vorigen Momente, in denen man als Zuschauer eher berieselt denn gepackt worden war. Das Finale schließlich – gerne bei Homeland ja mehr stiller Nachklapp als fulminante Explosion – bietet großartig inszenierte Action, Heldendrama und Wirkungstreffer in der Magengrube.

Damit geht es erneut locker über die 5 Punkte-Grenze. Auch nach 6 Staffeln darf man festhalten: Das Dramakonzept hinter Homeland wirkt immer noch.

GESAMTWERTUNG: 5,20 Punkte (gut)

THE WALKING DEAD (SEASON 7)

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Was man von „The Walking Dead“ leider nicht behaupten kann. Gerade mit Blick auf ein Finale, das mich enttäuscht, ja richtiggehend verärgert hat. Ich halte Rick Grimes und seinem geplagtem Gefolge trotz vieler Qualitätsschwankungen weiterhin die Treue. Eben weil die Show neben gepflegten Langeweilern auch richtig gelungene Folgen abwerfen kann.

Ja, und damit meine ich Episoden mit Negan, dem brutal grinsenden Oberbösewicht. Ich wiederhole mich da gerne, aber ohne ihn wäre diese Staffel eine einzige Ödnis geworden. Dass man an vielen Stellen die Strahlkraft der Rolle von Jeffrey Dean Morgan beschädigt, teilweise der Lächerlichkeit preisgegeben hat, ist einer der Gründe, weshalb am Ende eine der schlechtesten Seasons für „The Walking Dead“ steht. Denn für mich funktionierte bis dahin dieses Bedrohungsszenario durch einen sadistischen Tyrannen, der über das Leid der von ihm unterdrückten Menschen lacht.

Die zweite Hälfte der Season baute lange auf, alles war auf eine endgültig alles entscheidende Konfrontation gerichtet. Anders ausgedrückt: Das Finale sollte die eher dahindümpelnde Handlung in den Folgen zuvor (Ausnahme: 7×13 Bury Me Here) vergessen machen und abliefern. Ich werde nichts spoilern, sondern nur auf meine Wertung für die letzte Folge verweisen. 3,0 Punkte. Die ziehe ich eigentlich nur, wenn eine Folge mich geärgert hat. Was „The First Day of the Rest of Your Life“ wirklich einwandfrei gelungen ist. Hier vereint sich leider so ziemlich alles, was Kritiker und Aussteiger der Show vorwerfen, Stichwort: unlogisches bis dummes Handeln und Geschehen.

Am Ende rettet sich „The Walking Dead“ knapp aus der Durchschnittlichkeit, weil einige Folgen mit Negan zuvor für ein sattes Wertungspolster gesorgt haben. Wer mit dieser Figur allerdings schon nichts anfangen konnte, darf gerne einen Zähler vor dem Komma abziehen.

GESAMTWERTUNG: 4,60 Punkte (befriedigend -)

BETTER CALL SAUL (SEASON 3)

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Die einen feiern jede einzelne Episode ab und diskutieren, ob die Show jetzt schon besser ist als „Breaking Bad“, die anderen schnarren mürrisch“style over substance, pfft“ und legen sich wieder zur Seite. „Better Call Saul“ ist noch nicht der einmütig besungene Knaller, den man sich erhofft hatte. Auch ich tue mich da weiterhin schwer. Denn so sehr man von der Inszenierung angetan sein darf, so wenig kann mich vor allem die Story um Jimmy McGill in ihren Bann ziehen. Dass ich die Figur der Kim Wexler eher langweilig finde, macht es nicht einfacher.

Von der Eröffnungsfolge war ich entsprechend wieder eher unterwältigt. Ein typischer 4,5er, also befriedigend, mehr aber auch nicht. Richtig nach unten werten kann man bei der Show eigentlich nicht, dafür ist sie schlicht zu hochwertig in Szene gesetzt. Mittlerweile aber ist der nächste wohlbekannte Charakter aus „Breaking Bad“ am Start und zumindest bei mir wieder das gewisse Kribbeln da. Gut möglich, dass er und Mike Ehrmantraut im Zusammenspiel die Wertungen merklich nach oben schieben können.

Nachtrag: Die vierte Episode („Sabrosito“) ist denn auch absolut auf „Breaking Bad“-Niveau angesiedelt. So kann es weitergehen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 4 EPISODEN: 5,23 Punkte (gut)

TENDENZ: 5,0 – 5,5 Punkte

FARGO (SEASON 3)

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Irgendwo in Minnesota, 2010. Die Gebrüder Emmit und Ray Stussy (Ewan McGregor in einer Doppelrolle) streiten sich ums Erbe. Der eine ist erfolgreicher Unternehmer im Bereich Parkplätze, der andere ständig mittelloser Bewährungshelfer, der seinen Bruder als Grund für seine eher bescheidene Existenz ansieht. Ihre Zwistigkeiten führen zu einem Mord, in dem die örtliche Polizeichefin Burgle (Carrie Coon, „The Leftovers“) ermittelt. Als ob das nicht schon genug des Dramas wäre, unterwandert die Mafia auch noch die Firma von Emmit.

Wow. Das wird wieder groß. Bin ich mir sicher.

Okay, in längeren Sätzen: Allein die beiden extrem unterschiedlichen McGregors sind schon die Eintrittskarte wert. Dazu spielen noch die wunderbaren Carrie Coon und Mary Elizabeth Winstead („Braindead“), Michael Stuhlbarg („Boardwalk Empire“) und der mir bisher unbekannte David Thewlis („Harry Potter and the Deathly Hallows“). Letzterer löst in jeder Szene diesen wohligen Schauer des Angewidertseins und der Furcht aus. Und dieses Mal bin ich auch vorbereitet, falls sich Hauptautor Noah Hawley abseits der Geschichte wieder etwas völlig Verrücktes einfallen lassen sollte.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 5,60 Punkte (sehr gut) 

TENDENZ: 5,5 – 6,0 Punkte

THE LEFTOVERS (SEASON 3)

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Wir bleiben in Miracle, Texas. Drei Jahre sind vergangen, es steht der siebte Jahrestag der „Sudden Departure“, also des Verschwindens von 2% der Weltbevölkerung, an. Grund genug, dass allerorten die Apokalypse herbeigerufen oder gar -gesehnt wird. Mittendrin: Polizeichef Kevin (Justin Theroux) und seine Lebensgefährtin Nora (Carrie Coon). Kurz gefasst: Es wird wieder schlimm.

Wen der „Leftovers“-Virus erstmal gepackt hat, kommt nicht mehr davon los. Was in den bisher zwei Episoden gezeigt wurde, ist wieder ein Parforce-Ritt über die Klaviatur der Gefühle, ein Festival der Seltsamkeiten, die TV-Version von WTF und OMG. Allerdings nur für Menschen, die die Enttäuschung von LOST hinter sich gelassen haben und nochmal in eine Welt voller „mystery, emotion and weird shit“ eintauchen wollen. Wer sich darauf einlassen kann, dürfte reichlich belohnt werden. Das wage ich zumindest nach diesem fulminanten Auftakt zu behaupten.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 2 EPISODEN: 5,90 Punkte (sehr gut +)

TENDENZ: 5,5 – 6,0 Punkte

VEEP (SEASON 6)

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HBO-Comedy-Selbstläufer #1. Ex-Präsidentin Selina Meyers kümmert sich um ihr politisches Erbe und will das größte Ziel ehemaliger Amtsinhaber verwirklichen: Eine eigene Bibliothek. Geld dafür soll über ihre Stiftung The Meyer Fund for Adult Literacy… and AIDS… and The Advancement of Global Democracy hereinkommen. Jonah Ryan ist weiterhin der größte Spacken des US-Kongresses. Die anderen Charaktere haben zum Teil neue Jobs, in denen sie herrlichen Mist bauen. Zusammengefasst: „Veep“ kommt der Präsidentschaft von Donald Trump in ihrer Peinlichkeit, Fremdscham und Planlosigkeit weiterhin am nächsten.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 3 EPISODEN: 5,43 Punkte (sehr gut -)

SILICON VALLEY (SEASON 4) 

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HBO-Comedy-Selbstläufer #2: Richard konstruiert ein neues Internet, Dinesh stylt sich die Haare neu, der Piper-Chat trägt ein unangehmes Geheimnis in sich. Die Show läuft wie von Gilfoyle programmiert – stabil, 100% Humorauslastung, aber auch böse und abgründig. Weiterhin das Beste, was aus der Schnittmenge zwischen IT und Comedy geschöpft werden kann und derzeit auf dem Bildschirm flimmert.

DURCHSCHNITTSWERUNG NACH 2 EPISODEN: 5,30 Punkte (gut)

 
THE HANDMAID’S TALE (SEASON 1)

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Hulu bringt den weltbekannten dystopischen Roman von Margaret Atwood auf den Bildschirm. Infolge mehrerer nuklearer Katastrophen ist die Menschheit von Sterilität bedroht. Ein Putsch bringt eine christlich-fundamentalistische Gruppierung an die Macht, die Frauen entrechtet und als Gebärsklaven für ihre Elite heranzieht. Protagonistin der Geschichte ist die Magd Offred (Elisabeth Moss, „Mad Men“), deren Leben und Leiden im Haus des örtlichen Kommandanten (Joseph Fiennes, „Shakespeare in Love“) und dessen Frau Serena Joy (Yvonne Strahovski, „Dexter“, „Chuck“) erzählt wird. Zusammen mit Magd Ofglen (Alexis Bledel, „Gilmore Girls“) denkt sie darüber nach, Widerstand zu leisten.

Keine schöne neue Welt. Aber verdammt faszinierend düster, erschreckend und beklemmend. Innerhalb der bisherigen drei Folgen hatte ich mehrfach den berühmten Kloß im Hals angesichts der Lehren und Handlungsweisen des theokratischen Regimes. Neben den oben erwähnten, bekannten Namen ist besonders Ann Dowd („The Leftovers“) hervorzuheben, die einem in ihrer Rolle der Erzieherin Aunt Lydia die Gottesfürchtigkeit unter die Gänsehaut treibt. Ich kenne die Buchvorlage nicht, aber ich gehe davon aus, dass sie noch mit einigen emotionalen Tiefschlägen aufwarten wird. Jetzt schon eine dicke Empfehlung von mir für Freunde der dystopischen Erzählung. Eine zweite Staffel wurde bereits geordert

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 3 EPISODEN: 5,43 Punkte (sehr gut -)

TENDENZ: 5,5 – 6,0 Punkte

AMERICAN GODS (SEASON 1)

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Direkt die nächste Bestsellerverfilmung auf einem noch nicht so sehr bekannten Sender: Starz präsentiert Neil Gaimans „American Gods“, in dem die alten Götter auf die Erde zurückkehren, um die neuen Götter zu bekämpfen.

Und bei dem der Zuschauer ohne Kenntnis des Buches zumindest in der Pilotfolge in vielen Szenen keine Ahnung hat, was und wie um ihn herum geschieht. Das kann ich jedenfalls schon mal bestätigen. Denn so verwirrt war ich das letzte Mal beim Auftakt von „Preacher“. Allerdings weicht diese Ahnungslosigkeit immer mehr dem Staunen darüber, was „American Gods“ an denkwürdigen Momenten auffährt. Bereits der Einstieg mit einer Gruppe Wikinger, die das amerikanische Festland betreten und einen aufopferungsvollen Weg finden, um wieder von dort wegzukommen, haut rein wie ein Tritt auf den Solarplexus: Optik und Inszenierung à la 300 (oder wie bei dem sendereigenen „Spartacus“, nur eben in edler Aufmachung) lassen einen als Zuschauer zuerst mal einen ehrfürchtigen Schritt mit dem Sessel nach hinten rücken. Was Ian McShane („Deadwood“) und Ricky Whittle („The 100“) im späteren Verlauf erleben, setzt im Fernsehen neue Maßstäbe in Sachen WTF und OMG – diesen Titel muss ich somit dem weiter oben besprochenen „The Leftovers“ leider für den Moment aberkennen. Bleibt die Frage, ob nicht die Gefahr besteht, von diesem sich sehr schräg drehenden Karussell irgendwann herauskatapultiert zu werden. Das dürften die nächsten Folgen zeigen. Für den Start gebe ich ein „sehr gut“ mit starker Tendenz zum „überragend“.

ERSTEINSCHÄTZUNG NACH DEM PILOTEN: 5,5 Punkte (sehr gut)

TENDENZ: 5,5 – 6,0 Punkte

99 (Juli 2016)

27 Jul

Nach einer eher mäßigen Fußball-EM melde ich mich mit einem neuen Seriencheck wieder zurück. Und in Sachen Qualität darf man konstatieren: TV-Serie schlägt Fußball klar mit 4:0, dank vier Mal hochklassigem Fernsehfutter. Siehe die ersten vier Beiträge.

STRANGER THINGS (SEASON 1)

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Wir schreiben die 80er Jahre in einer Kleinstadt in Indiana. Im Anschluss an eine aufregende, mehrstündige Runde Dungeons & Dragons gehen die vier Freunde Mike, Dustin, Lukas und Will auseinander. Doch Will kehrt nicht nach Hause zurück. Das verbliebene Trio macht sich auf Spurensuche und entdeckt vertuschte Geheimexperimente, setzt sich übernatürlichen Kräften aus und stellt sich einem furchterregenden Monster.

Als hätte man vor 30 Jahren ein Stephen King-Skript unter der Leitung von Steven Spielberg verfilmt und dabei die besten Elemente aus „The Goonies“, „E.T.“, „Carrie“, „Stand By Me“ und „Alien“ untergemischt. Oder anders ausgedrückt: Das ist das, was Abrams und Spielberg vor fünf Jahren mit „Super 8“ vorhatten, aber nicht wirklich richtig auf den Punkt bekamen. Wunderbare Unterhaltung, bei der vor allem der überragende Kinderdarsteller-Cast heraussticht, das wohlige Gefühl der guten alten 80er-Filme eingefangen und in acht Episoden eine sauber erzählte, runde Geschichte abgeliefert wird. Meiner Meinung nach die bisher beste Netflix-Produktion. Wer mit den oben genannten Filmen etwas anfangen kann, sollte jetzt schon den Bestellknopf drücken und keine weiteren Inhaltsangaben lesen.

Selbstverständlich gibt es immer Leute, die im einhelligen Jubel den mahnenden, selbstbeschrifteten „Meh, so toll ist es auch nicht!!!“-Zeigefinger erheben müssen. Ja, „Stranger Things“ erfindet nichts neu, Wynona Rider als besorgte Mutter des vermissten Jungen ist zu 99% ihrer Bildschirmzeit verzweifelt, verwirrt oder kurz vorm Durchdrehen, krasser Horror wird nicht geboten (hat den jemand wirklich erwartet?), der Nebenstrang mit der Teenie-Anbandelungskiste hätte nicht sein müssen, tut aber keinem weh. Für die Höchstnote reicht es bei mir auch nicht ganz, aber die Show schrammt nur ganz knapp daran vorbei.

GESAMTWERTUNG: 5,79 PUNKTE (sehr gut)

GAME OF THRONES (SEASON 6)

Die Höchstnote gibt es aber für „Game of Thrones“ mal wieder. Trotz der hier und da auftauchenden, nicht ganz so zupackenden Episode und den berüchtigten „Hach, es geht einfach nicht voran“-Seufzern der ungeduldigen Schar an Fans. Welche allerdings noch schlimmer aufstöhnt, wenn man sie darauf hinweist, dass es ab jetzt nur noch verkürzte Staffeln gibt und ein Ende dieser wahrlich neue Maßstäbe setzenden Fantasy-Serie immer näher rückt. Ich für meinen Teil genieße mittlerweile jede Minute dieser Show und störe mich nicht an Kleinigkeiten, zumal diese – so vorhanden – stets durch schauspielerische Glanzleistungen, dramatische Wendungen oder humorige Anflüge gut ausgeglichen werden.

Letztlich wurde es eine Punktlandung auf die 6,00 und selbst wenn ich nach meinen Berechnungen nicht dort hingekommen wäre, hätte ich großzügig aufrunden müssen. Der Grund: die beiden abschließenden Episoden verdienen eigentlich sieben Punkte, denn was hier abgeliefert wird, nötigt selbst dem hartnäckigsten Kritiker einen vor Staunen offenen Mund ab. Ein furioser Doppelschlag, der wirklich abliefert, keinen Fan der Show unbeeindruckt lässt und den Weg ebnet für eine epische Fortführung in den nächsten beiden Staffeln. Schade, dass es bis zur Fortsetzung diesmal bis zum Sommer 2017 und damit noch länger dauern wird, weil man mit den Dreharbeiten erst beginnen kann, wenn es grimmig-graues Wetter gibt. Winter is really coming.

GESAMTWERTUNG: 6,00 PUNKTE (überragend)

SILICON VALLEY (SEASON 3)

Keine Abnutzungserscheinungen bei Pied Piper. Die Jungs um Obernerd Richard Hendricks programmieren und stolpern wieder durch Arbeitsalltag und Leben, dass es eine wahre Freude ist, ihnen dabei über die Schultern zu schauen. Das Qualitätsmanagement läuft wie geschmiert, schwerwiegende Bugs im Humor-Code konnte ich keine feststellen, nur im Bereich „Merchandise Wearables“ würde ich wirklich mal eine tiefgreifende Optimierung anstrengen wollen. „Silicon Valley“ bleibt das Maß der Dinge in Sachen Nerd-Comedy.

GESAMTWERTUNG: 5,50 PUNKTE (sehr gut)

VEEP (SEASON 5)

Nichts falsch machen kann man mit Selina Meyers. Angesichts der aktuellen Situation im US-Wahlkampf wirkt die Frau und ihr Team kompetent, zurückhaltend und zuverlässig. Doch damit nicht genug: Wer immer auch in der aktuellen Staffel auf die Idee kam, Jonah Ryan sich um ein Amt als Kongressabgeordneter bewerben zu lassen, verdient meine Hochachtung und die Dankbarkeit meines Zwerchfells. Seine Inszenierungen sind pures Entertainment-Gold und können von Donald Trump, wenn er denn endlich zugibt, dass seine Kandidatur nur ein PR-Stunt für einen Auftritt in der nächsten Staffel der Show war, nicht mehr übertroffen werden.

GESAMTWERTUNG: 5,40 PUNKTE (gut +) 

THE PATH (SEASON 1) 

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Da reiche ich nur kurz die Abschlusswertung nach. Ich hatte in meinem ersten Eintrag ja schon die guten Ansätze erwähnt, aber auch auf den großen Knaller gehofft. Der fiel leider dann doch weg, das Mysterium um die Sekte dünnte mir nach der Hälfte der Staffel zu sehr aus, das Finale brachte ebensowenig den Moment, der der ganzen Geschichte einen mich hungrig nach mehr zurücklassenden Kniff mitgegeben hätte. Insgesamt daher eher in die Kategorie „Ganz okay, aber ohne richtigen Payoff“ einzuordnen.

GESAMTWERTUNG: 4,85 PUNKTE (befriedigend)

ANGIE TRIBECA (SEASON 1 / SEASON 2 E01-05)

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Die von Steve Carell („The Office“) und seiner Frau Nancy erschaffene Spoof-Comedy zeigt den Alltag der namensgebenden Heldin (Rashida Jones, „The Office“) in der Spezialeinheit bei der Polizei von L.A.  

„Die nackte Kanone“ stand unübersehbar Pate für diese Show, die allerdings freilich nicht an die Klasse der Trotteligkeit von Lieutenant Detective Frank Drebin herankommt und eher auf dem Level von „Childrens Hospital“ landet. Will sagen: Hier wird um der heiligen Gagdichte willen jeder Witz reingedrückt, egal, wie flach er auch sein mag. So lädt der Chef etwa ins Büro und befiehlt seinen Ermittlern „Grab a seat“ – schon halten die beiden Kommissare wie selbstverständlich je einen Stuhl in der Hand, der Zuschauer fasst sich kurz an den Kopf und schmunzelt dann doch ob dieser Albernheit. Diese Masche, das muss ich gestehen, funktionierte bei mir die erste Staffel ganz ordentlich. Wer also wieder mal sinnlos angeblödelt werden möchte, darf sich die zehn Episoden durchaus gerne ansehen, von mir gibt es dahingehend eine leichte Special Interest-Empfehlung. Die zweite Season hat mich bisher allerdings enttäuscht, da wirft der Humor zumindest für mich kaum mehr etwas ab. Eine Entwicklung, die ich schon bei dem oben erwähnten „Childrens Hospital“ hatte. Irgendwann hat man alle Untiefen gemeinsam durchwatet, hatte seinen Spaß beim seichten Herumplätschern und will etwas anderes.

GESAMTWERTUNG SEASON 1: 4,80 PUNKTE (befriedigend)

DURCHSCHNITTSWERTUNG SEASON 2 NACH 5 EPISODEN: 4,20 PUNKTE (durchschnittlich)

BRAINDEAD (SEASON 1)

Laurel Healy (Mary Elizabeth Winstead, „Scott Pilgrim vs. the World“) ist gerade in Washington angekommen, um ihrem als Senator tätigen Bruder bei einem „government shutdown“ (der Stillegung der Regierung wegen fehlender Einigung über die Bewilligung von Haushaltsmitteln) auszuhelfen. Dabei kommt sie einer wahnwitzigen Epidemie auf die Spur, die erklärt, weshalb in der Hauptstadt alle Politiker, egal ob Republikaner oder Demokraten, durchzudrehen beginnen: Eine außerirdische Käferart, die sich über den Gehörgang einnistet, das Gehirn schleichend auffrisst und seltsamerweise gerne „You Might Think“ von „The Cars“ hört.

Liest sich herrlich bescheuert, hat mit Mrs. Winstead eine wirklich bezaubernde Hauptdarstellerin, Tony Shaloub („Mr. Monk“) ist endlich wieder in einer Fernsehrolle zu sehen und gibt einen republikanischen Bösewicht. Ebenfalls im Repertoire: ein verwirrter Pseudowissenschaftler, explodierende Köpfe und ein jeweils zu Beginn einer Episode gesungener Vorspann mit einem Rückblick auf das Geschehene. Und dennoch: Ich hätte es gerne abgedrehter. Die komische Mischung aus Politik-Drama und Alien-Invasion hätte man noch schärfer, bissiger, wilder ansetzen können. Denn weder reicht „BrainDead“ an den Intrigantenreichtum von „House of Cards“ heran, noch kann man „Veep“ in Sachen Humor das Wasser reichen. Die Show nutzt leider nicht die Chance, dem derzeitigen Politik-Chaos in den USA den Spiegel vorzuhalten, sich krachend und überspitzt lustig zu machen über die amerikanische Parteienlandschaft. Weshalb sie nur ausnahmsweise über die 4,5 Punkte als Standardwertung hinauskommt. Für mich bisher daher lediglich das aktuelle guilty pleasure auf meiner Serienguckliste.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH FÜNF EPISODEN: 4,70 PUNKTE (befriedigend) 

Demnächst:

OUTCAST (SEASON 1) 

WRECKED (SEASON 1)

VICE PRINCIPALS (SEASON 1)

PREACHER (SEASON 1)

MR. ROBOT (SEASON 2)

RAY DONOVAN (SEASON 4)

THE JIM GAFFIGAN SHOW (SEASON 2)

98 (Mai 2016)

6 Jun

Hastig in die Tastatur gehobelter Seriencheck, weil ich bis zur
Fußball-Europameisterschaft die wichtigsten Shows abgedeckt haben
möchte, Teil 2:

GAME OF THRONES (SEASON 6)

Von jetzt an hat kein Buchleser mehr Ahnung. Neuland in Westeros für alle. Nach sechs gesehenen Folgen und einem „Ich-hab-was-im-Auge-schau-den-Abspann-mal-gerade-alleine“-Moment darf ich sagen: Ist halt wieder geil. Wer meckern will, findet sicherlich etwas, aber ganz ehrlich, das ist Meckern auf hohem Niveau. Die Serie hat mittlerweile eine Qualität erreicht, da reißt selbst eine nicht ganz so gelungene Szene eine Folge nicht runter. Im Gegensatz zur Staffelvorgängerin ist bereits in den ersten Episoden gut etwas los im Lande des eisernen Throns und George R.R. ließ es sich nicht nehmen, dem nach Erfolgserlebnissen für „die Guten“ hungernden Fernsehvolk ein bisschen Futter zu geben. Um danach…aber das kennt man halt, damit muss man rechnen. Von meiner Warte aus geht der Wertungsdaumen wieder stark Richtung „sehr gut“-„überragend“.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SECHS EPISODEN: 5,67 PUNKTE (sehr gut)

SILICON VALLEY (SEASON 3)

Comedymäßig war die Hauptsaison nicht sonderlich pralle. Das Prädikat durchgehend gut konnten bei mir nur „Brooklyn Nine-Nine“, „The Goldbergs“, „Life In Pieces“ und „Galavant“ erreichen. Damit ist jetzt Schluss, denn HBO hievt wieder seine beiden Premium-Spaß-Formate ins Programm: „Silicon Valley“ und „Veep“. Die Nerds liegen in meiner Gunst derzeit minimal vorne, in der jetzigen Form streben sie gar einen neuen Spitzenwert an. „Silicon Valley“ läuft so stabil, Microsoft soll schon nach dem Code angefragt haben. Ich fange jetzt nicht wieder Vergleiche mit „The Big Bang Theory“ an (von dem ich doch noch das Staffelfinale gesehen habe und ob der Faulheit der Autoren entsetzt war), die verbieten sich mittlerweile von alleine. Richard, Gilfoyle, Dinesh und Erlich sind meine Helden, selbst Nebenfiguren wie Big Head und (der lange von mir in „The Office“ geschmähte) Jared bringen herrliche Momente mit ein. Gavin Belson schließlich platziert mit jedem absurden Auftritt ein Sahnehäubchen auf die Folge. Könnte das bitte jemand in Endlosschleife programmieren lassen?

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SECHS EPISODEN: 5,53 PUNKTE (sehr gut)

VEEP (SEASON 5)

Auch „Veep“ mit der immer wieder tollen Julia Louis-Dreyfus liefert ab. Aktuell scheint man mit dem offiziellen Serienidioten Jonah Ryan Großes vorzuhaben, worauf ich mich sogar noch mehr freue als über die neuesten Trotteligkeiten eines Donald Trump. Die Überdevotion von Gary Walsh und die trocken-fiesen Sprüche von Amy, Mike, Dan und Kent sitzen weiterhin auf den Punkt genau. Erfreulich auch, dass man als europäischer Zuschauer im Gegensatz zu früheren Staffeln nicht mehr knietief in US-amerikanischen Politikdetails waten muss, sondern die größeren Themen angeschnitten werden. Von Comedy-Amtsmüdigkeit keine Spur, ich würde mein Kreuzchen jederzeit ohne hinzugucken wieder bei Selina Meyer machen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SECHS EPISODEN: 5,40 PUNKTE (gut +)

THE AMERICANS (SEASON 4)

Ein Mann hat kein Gesicht. Dennoch wird ein Mann sich freuen. Tom Wlaschiha, der Faceless Man aus „Game Of Thrones“, hat sich im Interview bei den Rocket Beans als Fan von „The Americans“ geoutet. Guter Geschmack, kann ich da nur sagen. Ist das russische Agentenpaar Elizabeth und Philip Jennings damit nicht nur mir mittlerweile wirklich ans Herz gewachsen. Die Finalfolge der vierten Staffel läuft zwar erst diese Woche, aber ich gehe fest davon aus, dass dieses Jahr die 5-Punkte-Marke wieder übersprungen wird. Besser also als die mir mit etwas zu viel Leerlauf ausgestattete dritte Season. Natürlich hat die Show auch in der aktuellen Laufzeit ihre ruhigen Folgen im Portfolio, aber dank der im letzten Finale angestoßenen Entwicklung schwelt stets eine gewisse Spannung über dem alles andere als leichten Familienleben unserer Spione.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH ZWÖLF EPISODEN: 5,02 PUNKTE (gut)  

PREACHER (SEASON 1)

Von Seth Rogen mitproduzierte Umsetzung des Comics gleichen Namens. Ein von inneren Konflikten geplagter Prediger in einer Kleinstadt in Texas begibt sich auf die Reise, um Antworten von Gott zu erhalten.

Wie üblich kenne ich die Vorlage nicht, sodass ich mich nur auf meine Eindrücke aus dem knapp anderthalbstündigen Piloten beziehen kann. Meine Einschätzung: Tja. Kann richtig gut werden. Oder auch nicht. Ich bin da noch nicht richtg durchgestiegen, um ehrlich zu sein. Es gibt viele Charaktere an vielen Orten zu bestaunen und irgendwie haben sie jemanden vergessen, der den Zuschauer an die Hand nimmt und erklärt, wohin die Reise genau geht. Dominic Cooper als titelgebener Prediger versprüht schon mal rauen Charme plus optionaler Coolness, bei seinen Begleitern muss ich wirklich abwarten, ob sie eher Richtung lässig oder nervig driften. Wahrscheinlich setze ich mich hin und schaue mir vor der heute erschienen zweiten Episode den Einstieg nochmal an. Als erste Einschätzung schwanke ich derzeit zwischen 4,5 und 5,0 mit leichterer Tendenz zu „gut“. Aber wie schon geschrieben, ist durchaus alles noch drin, was mein Wertungsspektrum so hergibt.

ERSTEINSCHÄTZUNG: 4,5 – 5,0 PUNKTE (befriedigend – gut) 

HOUSE OF CARDS (SEASON 4)

Zu meiner Schande leider die Serie, bei der ich ständig und immer noch hinterherhänge. Dabei ist die Qualität dank der schauspielerischen Wucht von Spacey und Wright erneut hoch, bis zur von mir gesehenen fünften Episode sind mir auch keine nur befriedigenden oder gar bloß durchschnittlichen Folgen untergekommen. Was ja in Season 3 durchaus mal passierte. Ich belasse es für den Moment daher mal wieder bei einer kurzen Wasserstandsmeldung; soweit alles gut bei Underwood. Jetzt nicht in der Show selbst, aber von meiner Wertung her. Mehr, wenn ich durch bin. Wahrscheinlich erst nach der EM-Pause hier im Blog.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH FÜNF EPISODEN: 5,30 PUNKTE (gut) 

88 (Juni 2015)

19 Jun

Seit ein paar Tagen herrscht Ruhe in der weiten US-Serienlandschaft. Nur in Florenz schnetzelt ein distinguierter Psychiater fesche Italiener zwecks Kathedraleninnenraumausstattungsbereicherung zu fleischig-blutigen Kunstwerken. Das gibt mir die Zeit, den nächsten Stapel an abgeschlossenen Staffeln zu präsentieren.

12 MONKEYS (SEASON 1)

12 monkeys
Okay, Pro- und Contra-Tabelle ausfalten und eine Wertung fällen. Kann doch nicht so schwer sein.

Es geht um Zeitreisen (++)
Und zu einem guten Teil um Endzeit (++)
Fast schon zu viele Zeitsprünge. Wer da (leider wie ich) nicht immer konsequent dran bleibt, kommt eher schwer wieder rein (-)
Kommt natürlich nicht an den genialen Film heran (-)
Emily Hampshire als irre Strippenzieherin hat was (+)
Amanda Schull als hübsche Apokalypseverhinderungs-Komplizin hat was (+)
Viele Ermittlungen enden in einer Sackgasse, Aktionen zahlen sich nicht aus (-)
Wer will, findet natürlich die üblichen Zeitreiselogiklöcher (-)
Keine Folge, die mich nicht zumindest zufrieden gestellt hat (++)
Das Finale hat reichlich neue Verwirrungspotenziale aufgedeckt (+ -)

Das ist nun freilich arg schlimm verkürzt. Dennoch: die Show hat was und ich bin wirklich versucht, mir in einem zweiten, konsequenten Durchlauf alle Episoden nochmal anzusehen oder mich wenigstens durch ein Wiki zu wühlen, um mir alle Zusammenhänge klar zu machen. Für den Moment verlasse ich mich auf meine Gesamtwertung, die sich dank des gelungenen Saisonabschlusses locker auf knapp 5 Punkte aufrunden lässt.

GESAMTWERTUNG: 4,98 Punkte (gut)

COMMUNITY (SEASON 6)

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Immer noch die verschrobenste Comedy-Serie, die auch eine Comedy-Serie sein will. Mit „Intro to Recycled Cinema“ hat man mal wieder einen absoluten Allzeitfavoriten geboren, mit dem Finale wohl einen neuen Rekord an Metaebenen aufeinandergestapelt und unser Dean in der virtuellen Datenwelt aus „Lawnmower Maintenance and Postnatal Care“ wird mir noch lange im Kopf herumspuken. Dazwischen viel Gutes mit teils sehr seltsamen Endsequenzen, die man wohl als Ersatz zu „Troy & Abed in the Morning“ etablieren möchte.

Andererseits: bei knapp der Hälfte der Staffel blieb ich ein wenig mit einem Fragezeichen über dem Kopf zurück. Eventuell sind da zu viele Anspielungen an mir vorübergerauscht. Paget Brewster und Keith David, die Neuen in der Gruppe, machen ihre Sache ordentlich; dennoch vermisse ich Troy als Dialog-Ping-Pong-Partner von  Abed doch schmerzlich. Aus Chang könnte man meiner Meinung auch mehr machen.

Summa summarum etwas schwächer als die fünfte, aber weit besser natürlich als die vierte Staffel. An die Hochzeiten der ersten drei Seasons kommt man allerdings nicht mehr ran. Die hebt man sich  dann wohl für den obligatorischen Film auf.

GESAMTWERTUNG: 5,05 Punkte (gut)

LOUIE (SEASON 5)

louie

Immer noch die verschrobenste Comedy-Serie, die keine Comedy-Serie sein will. „Slice of Life“ lautet das Stichwort, um das Baby von Louis C.K. einigermaßen erfassen zu können. G’schichten aus dem Leben hieß das mal bei uns. Keine im Drehbuch verankerten Gags, sondern einfach Einblicke in den Alltag, mit all seinen Begegnungen, Erfahrungen, Erlebnissen. Das kann schräg enden, lustig, dramatisch oder tragisch. Oder auch eher ereignislos. Diesmal nur 8 Episoden umfassend, was bei meinem Wertungssystem immer ein wenig die Gefahr der Unterbewertung heraufbeschwört. Wer einmal eine  wirklich aus der Rolle der Konvention fallende Episode einer TV-Produktion sehen möchte, dem empfehle ich 5×05, passenderweise mit dem Namen „Untitled“ versehen. Ebenfalls hervorhebenswert: die leise, dafür eindringlichere Betrachtung einer Comedy-Tournee im zweiteiligen Finale. „Louie“ bleibt der stille Meister der etwas anderen ZwanzigMinutennochwas-Unterhaltungsshow.

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)

GAME OF THRONES (SEASON 5)

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Vieles ist bekrittelt worden an dieser fünften Staffel; der eher langsame Einstieg, ein fehlendes Momentum in der Erzählung, kaum Bewegung bei den Hauptcharakteren. Für mich allerdings überstrahlte eine Tatsache das ganze Gemäkel: Ab dieser Season überholte nämlich die Fernsehserie in einigen Erzählungssträngen die Buchreihe. Was bedeutete, dass Schmökerer wie meinereiner vor nichts mehr gefeit waren. Tod, unschöne Szenen, Pfuiuiuis und anderes Gekrams konnten mich von nun an in jeder Episode als Zuschauer ungefiltert treffen, was schon mal für einiges an Grundanspannung zu sorgen wusste.

Trotzdem hat Game of Thrones dieses Jahr das Spitzenprädikat knapp verpasst. Zwar haben mich die letzten drei Episoden umgehauen und teilweise so fertig gemacht, dass ich kurz darüber nachdachte, den nächsten Tempel des vielgesichtigen Gottes aufzusuchen, um ebendort großes Wehklagen und Gejammere über die Herzlosigkeit von George R.R. Martin abzulassen. Spoilern werde ich an dieser Stelle nichts, aber eine gute Portion Leidensfähigkeit, keinerlei Anzeichen von Depression und ein ansatzweise heiteres Wesen sollten schon vorhanden sein, um schadensfrei diese zehn Episoden durchzustehen. Ich kann mich nicht entsinnen, mal bei einer TV-Serie öfter den Fernseher angeschrien zu haben.

Die entscheidenden Abzüge gab es für die heißdiskutierte Folge, die außer einem mal wieder unnötig reißerischen, feminismusunfreundlichen Finale wenig zu bieten hatte, den etwas zu gemächlichen Einstieg und ein bis zwei Handlungsorten, die die meiste Zeit nicht sonderlich prickelnd herüberkamen. Ansonsten aber gilt: das Kürzen und Herunterbrechen der Vorlage nebst Übertragung von Geschichten auf andere Charaktere funktioniert sehr gut,  Ausstattung und schauspielerische Leistungen sind über alle Zweifel erhaben und über einen Mangel an mitreißenden Momenten darf man sich gegen Ende wahrlich nicht beklagen. Dem alten grauen Grummelbart hinter der Show möchte ich aber allen Ernstes zurufen:

For heaven’s sake, George, please let us have some kind of win. Next season, we really need a win.

GESAMTWERTUNG: 5,85 Punkte (sehr gut)

SILICON VALLEY (SEASON 2) 

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Je länger ich mir „Silicon Valley“ anschaue, desto mehr frage ich mich, weshalb ich mir Sheldon & Co mit ihren Beziehungsödnissen überhaupt noch gebe.

Auch dieses Jahr kann ich die HBO-Show um die fünf seltsamen Typen mit dem flotten Kompressions-Code nur anpreisen. Wer „The IT-Crowd“ mochte und sich an die deutlich rauere Sprache gewöhnen kann, findet hier seine Vorzeigeshow in Sachen Nerdtum. Die Einblicke in die Welt der IT-Firmen, der Software-Entwicklung und des Konkurrenzgehabes sind pointiert, die Hauptcharaktere selbst plus Nebenfiguren wie Gavin Belson oder Russ „Three Comma Club“ Hanneman schräg angelegt. Zusätzlich bangt man trotz ihrer Dummheiten für die Jungs um Richard Hendricks, was das Finale schamlos ausnutzt. Mir als Zuschauer geht es da ähnlich wie bei „Veep“: Das ist alles so übertrieben, dass es der Realität erschreckend nahekommen muss.

Well played, Silicon Valley, well played.

GESAMTWERTUNG: 5,55 Punkte (sehr gut)

VEEP (SEASON 4) 

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Hugh Laurie spielt in der mittlerweilen vierten Staffel von Veep mit. Was das eh schon brillante Ensemble noch mal eine Nuance stärker, fieser, witziger und peinlicher macht. Wer sich von US-Politik als Grundlage und derben Wortausfällen als Garnitur nicht abschrecken lässt, bekommt auch dieses Jahr eine wunderbar aufgelegte Julia Louis-Dreyfus plus ihre erschreckend kompetenzfreien Berater, herrlich kaputte Konkurrenten und mehr peinliche Vorkommnisse als man Fettnäpfchen aufstellen kann. Das minimal schwächere Abschneiden im Vergleich zum Vorjahr liegt in zwei Episoden begründet, die nur 4,5 Punkte erhielten. Gerade die Idee, eine komplette Folge als Aneinanderreihung von einzelnen Anhörungen zu realisieren, hat in meinen Augen der Show ein wenig ihrer Stärke, nämlich den Wortgefechten zwischen Selina und ihren Untergebenen, beraubt. Ansonsten aber geht der Höhenflug von Veep – im Gegensatz zur Karriere von Miss Meyers – weiter.

GESAMTWERTUNG: 5,30 Punkte (gut)

HANNIBAL (SEASON 3)

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Die Show mit den exquisit-edelen Ekeleien ist wieder da.
Menschenfleischgourmet Hannibal treibt sein Unwesen aktuell in Italien und erfreut erneut mit gediegener Ausstattung sowie gehobenen Ansprüchen an Kunst, Kultur, Dialogtiefe und Magenwandstärke. Wer da nicht mithalten kann, kostet besser auch diesmal nicht Probe. Alle anderen dürfen bei den bisherigen zwei Episoden sich weiterhin wie ich ein wenig seltsam dabei fühlen, dass ihnen „Hannibal“ trotz all der Schrecklichkeiten mundet.

Mehr brauche ich wohl an dieser Stelle nicht zu schreiben. Wird auch diese Staffel überzeugen, irgendwann für NBC zu schwachquotig werden und seine Fortsetzung bei Netflix, Amazon oder anderen Interessenten finden. Denn die Mischung aus Stil und Würgereiz bleibt unerreicht.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH ZWEI EPISODEN: 5,30 Punkte (gut)  

WERTUNGSTENDENZ: gut bis sehr gut

 

YOUR FAMILY OR MINE (SEASON 1)

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Auf einer israelischen Serie basierende, klassische Komödie um das Lieblingsthema „Schwiegerfamilie“. Ausgangspunkt sind Oliver und Kelli, die gemeinsam pro Folge abwechselnd ihre Schwiegereltern und deren Familie besuchen. Es bedarf wohl nicht der gesonderten Erwähnung, dass ebendiese nicht aus normalen, verständnisvollen und nachvollziehbar handelnden Menschen bestehen. Im Angebot sind: das leicht verwirrte Familienoberhaupt (Richard Dreyfuss), die stets ihre Abneigung gegen Nichtfamilienmitglieder zeigende Mutter (JoBeth Williams), der beruflich erfolgreichere Bruder, der dickköpfige Akademiker-Daddy (Ed Begley Jr.), die perfekte Hausfrau (Cynthia Stevenson), die neidende Schwester, der Schönling ohne Drang zur dauerhaften Beziehung, die bemitleidenswerte Schwägerin (Angela Kinsey, The Office), das dümmlich-ludernde Schwesterlein.

Einige Charaktere sind zugegebenermaßen zu simpel gestrickt, dafür reißen es Begley Jr. und Williams bei den Eltern wieder heraus. Insgesamt nette Unterhaltung, die für ein paar Schmunzler zwischendurch jederzeit gut ist.

GESAMTWERTUNG: 4,65 Punkte (befriedigend)

HAPPYISH (SEASON 1)

happyish

Wer nach einer Episode von „Game Of Thrones“ mal wieder vollkommen schlagbetäubt und vom Leben nicht nur in Westeros desillusioniert ist, sollte im Anschluss NICHT diese Show gucken. Denn „HAPPYish“ zeigt, dass die Welt eigentlich nur eins ist: ein von Arschlöchern bewohnter Scheißhaufen. Man möge meine Ausdrucksweise entschuldigen, aber wer sich daran schon stört, dürfte im fuck-, shit-, asshole-Gewitter dieser Showtime-Produktion elendig untergehen. Doch der Reihe nach….

Thom (Steve Coogan) und Lee (Kathryn Hahn), verheiratet mit Kind, reflektieren über das Leben, das Streben nach Glück, ihren beruflichen Alltag. Und zeigen alldem bereits nach einem kurzen Intro den Stinkefinger. Ursprünglich sollte die Rolle des Thom Payne mit dem leider zu früh verstorbenen Philip Seymour Hoffman besetzt werden. Coogan kenne ich nur als stets peinlichen, vom Misserfolg sich nicht unterkriegenden britischen Fernseh- und Radiomoderatoren Alan Partridge, was schon eine gewisse Umstellung zum fäkalfluchenden, mit dem Leben hadernden Werberessortleiter darstellt.

Mir ist es letztlich zu sehr zwanghaft auf Krawall und Obszönitäten gebürstet, als dass ich meinen Spaß daran haben könnte. Üblicherweise lasse ich mir meinen Spaß nicht durch ein paar Deftigkeiten in der Wortwahl verderben, aber Happyish übertreibt es mir einfach mit seiner Lust an der Provokation. Auch die CGI-Traumsequenzen mit ihren sprechenden Comicfiguren reißen es da leider nicht raus. Dass ich die Show gerne mögen würde, sieht man daran, dass ich 6 Folgen hoffnungsvoll drangeblieben bin. Letzten Endes hat mich aber der krachig-lärmende Themesong mehr beeindruckt als die erzählten Geschichten.

DURCHSCHNITTSWERT: 4,10 Punkte (durchschnittlich)
GUCKLISTENSTATUS: abgesetzt

 

THE COMEDIANS (SEASON 1)

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Alter Showhase (Billy Crystal) und junger Comedian (Josh Gad, 1600 Penn) werden in einem TV-Gagshow-Projekt zusammengesteckt und kommen eher weniger gut miteinander klar. Mockumentary mit Larry Charles (Curb Your Enthusiasm, Seinfeld) als ausführendem Produzenten.

Konnte mich leider nicht überzeugen, obwohl diverse Bestandteile wirklich verführerisch gut klingen. Billy Crystal etwa kann ich mir immer angucken, aber er alleine kann die Show leider nicht tragen. Josh Gad hingegen halte ich für dezent überbewertet, was sein komödiantisches Talent anbelangt. Diverse Elemente und Situationen aus „Curb your Enthusiasm“ blitzen natürlich angesichts des Produzenten durch, aber ich hatte eigentlich immer das Gefühl, dass es Larry David besser hinbekommen hätte. Oder gar schon mal hinbekommen hat.

DURCHSCHNITTSWERTUNG: 4,0 Punkte (durchschnittlich)
GUCKLISTENSTATUS: abgesetzt

OTHER SPACE (SEASON 1)

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Comedy im Weltall, produziert für Yahoo von Paul Feig (Bridesmaids und demnächst Ghostbusters). Planloser junger Kapitän mit unfähiger, unerfahrener Crew, sexy Raumschiff-Hologramm und Streberschwester als First Officer irrt nach einem fehlgeschlagenen Manöver durch Raum und Zeit.

Hätte ich auch gerne alleine schon wegen des Scrubs-in-Space-Settings gemocht. Die Ausstattung ist sehr kostensparend ausgefallen, die Effektabteilung konnte wohl auch kaum aus dem Vollen schöpfen. Was freilich herzlich egal sein könnte, wenn der Humor die Triebwerke gezündet hätte. Was er bei mir allerdings nicht tat. Karan Soni als Kapitän mag für manche niedlich sein, mir ist er zu kindisch-hibbelig, die anderen Crew-Mitglieder haben mich auch nicht für sich in Beschlag nehmen können und der Humor lag schlicht nicht auf meiner Empfangswellenlänge. Vom Roboter ART möchte ich gar nicht erst anfangen. Einzig wegen Natasha, dem Schiffscomputer, bin ich zwei Folgen dran geblieben. Geholfen hat zudem sicherlich nicht, dass in der zweiten Folge Dave Franco, mein Lieblingshass-Schauspieler (der mich in weiten Teilen der letzten Scrubs-Staffel unglaublich genervt hat), auftrat.

DURCHSCHNITTSWERTUNG: 4,0 Punkte (durchschnittlich)
GUCKLISTENSTATUS: abgesetzt

80 (August 2014)

14 Aug

Nach der fußballbedingten Pause nun endlich die Nachzügler der TV-Saison 2013/2014. Das Jahresranking hatte ich schon vorher veröffentlicht, hier also noch die ausstehenden Texte zu den Zahlen. Inklusive eines peinlichen faux pas.

24 (SEASON 9)

Die neunte Staffel von 24 umfasste diesmal bekanntermaßen nur 12 Folgen, bildete aber dennoch einen ganzen Tag im Leben von Jack Bauer ab. Weil der alte Haudegen am Ende der elften Episode einfach mal eine Verschnaufpause einlegen durfte. Man wird ja nicht jünger. Jünger wurde übrigens auch nicht das hinter der Show steckende Konzept: böse Terroristen halten London in Atem, schikanieren den dort gerade fröhlich über amerikanische US-Luftwaffenbasen verhandelnden Präsidenten und Jack natürlich mittendrin im Schlamassel. Ich schreib es mal so: Wer ein beinharter Fan der Serie ist, dürfte nicht enttäuscht werden. Wer sich erhoffte, dass hinter der Neuauflage mehr steckt als ein Bösewicht-Waffenupdate plus neuer Gesichter bei Freund und Feind, sollte nicht zuviel erwarten.

Denn 24 fährt all das auf, was man schon von früher kennt. Die kleinen Ungereimtheiten, die sich immer mehr potenzieren, die Logiklöcher, die man zugunsten der Action ungestopft lässt oder die fantastischen Hackerfähigkeiten von Chloe O’Brian, die wahrscheinlich auch ein Transistorradio Baujahr 1934 aus 1000 km Entfernung manipulieren könnte. Auch dieses Jahr leider wieder dabei und anscheinend nicht totzukriegen – die unnötige Maulwurf-Nebenstory. Darüber kann man natürlich gutmütig hinwegsehen, mich persönlich störte aber vor allem die Entwicklung um die Verhandlungstaktik des US-Präsidenten, bei der man wirklich zugunsten eines Kniffs jegliche Realitätsschraube überdrehte und somit den Tiefpunkt der Staffel markierte. Zum Ende präsentiert man schließlich die ganz dicken Verwicklungen, mit denen ich mich aber eher noch anfreunden konnte. Ach ja, noch ein kleiner Hinweis an die CGI-Explosionen-Abteilung: Das geht besser.
Die Wertung spiegelt meinen Eindruck von der Staffel treffend wieder. Wegen der oben erwähnten Unzulänglichkeiten knapp am „gut“ vorbei, insgesamt aber schon sehr ordentlich. Für Freunde der Show. Ob ich jetzt aber direkt Season 10 brauche, würde ich im Moment eher verneinen wollen.

Gesamtwertung: 4,89 Punkte (befriedigend)


FARGO (SEASON 1)

Eine sehr angenehme Überraschung aus dem verschneiten Niemandsland diesseits und jenseits von Bemidji, Minnesota. Fargo ist eine rundum gelungene Serie, die dank ihrer schrulligen Charaktere in zehn knapp einstündigen Episoden eine wunderbar auf den Punkt gebrachte Geschichte erzählt. Ohne Ausfälle, ohne eine Minute an Langeweile, sondern irgendwo im Dreieck aus Schmunzeln, Schockiertsein und Staunen verortet. Billy Bob Thornton muss man ohne Zweifel für seine Darstellung diverse Preise in die Hand drücken, Martin Freeman verzeihe ich wegen seiner Leistung so manche Minute, die ich mich bei „The Hobbit“ gelangweilt habe, Allison Tolman mit ihrer goldig schüchternen, aber akribischen Art hat sich in mein Herz gespielt und Bob Odenkirk als planloser Sheriff würde ich sehr gerne in der schon bestätigten zweiten Staffel, die vor den hier erzählten Ereignissen spielt, wiedersehen.

Wertungsmäßig habe ich das kleine Dilemma, dass nach meiner Art der Punktzahlbestimmung Shows von einer längeren Laufzeit im Sinne von mehr Einzelepisoden profitieren. Bei Fargo zückte ich dreimal die 5,0, fünfmal die 5,5 und zweimal die 6,0 – macht nach meinem Wertungssystem insgesamt einen Schnitt von 5,90 Punkten. Ich bin mir aber sicher, dass im Falle von zwei bis drei zusätzlichen Folgen locker die 6,0-Messlatte übersprungen worden wäre. Das Aufrunden lasse ich jetzt noch sein, aber fest ans Herz eines jeden Serienfans möchte ich diese feine Produktion in jedem Fall legen.

Gesamtwertung: 5,90 Punkte (sehr gut)


GAME OF THRONES (SEASON 4)

Game of Thrones ist mittlerweile ein Selbstläufer, die Wertigkeit der Show so bestechend hoch, dass man Ende einer Folge nur die Wahl zwischen „gut“, „sehr gut“ oder „überragend“ hat. Die Stamm-Charaktere haben nichts von ihrer Faszination eingebüsst, zusätzlich führt man neue Figuren ein, die mächtig Eindruck hinterlassen. Wie etwa Pedro Pascal in der Rolle des Oberyn Martell, dem ich mit einem Kniefall den aktuellen „Coolste Sau in einer Fantasy-TV-Serie“-Preis verleihe (der in der Kategorie „Nicht-Fantasy“ geht an Billy Bob Thornton, siehe oben).

Die zugrundeliegenden Bücher von George R.R. Martin bieten wie gehabt destilliert hochklassigen Stoff mit zahlreichen Episoden, die schlicht in ihrer eigenen Klasse spielen. Vor allem zum Ende hin konnte ich nach diversen Ausflügen nach Westeros und Umgebung nur noch japsend und entkräftet das Kärtchen mit der 6,0 ziehen. Wenn man sich beklagen müsste, dann wohl darüber, dass Mr. Martin mal wieder mit der ganz großen Sense über die Schauspielerschar gefahren ist, was angesichts des Qualitätsverlusts in Sachen Darstellungskunst fast schon Trauer hevorruft. Aber so ist er halt drauf, der George.

Gesamtwertung: 6,10 Punkte (überragend)


SHERLOCK (SEASON 3)

I’m slightly disappointed, Mr. Holmes.

Der von mir hochgeschätzte Wortvogel bringt es ziemlich gut auf den Punkt, wenn er schreibt, dass die Show mittlerweile von sich selbst besoffen ist. Auch ich vermisste in den drei Folgen der dritten Staffel die Detektivarbeit, die Herumschnüffelei, die Hinweisaufarbeitung, die dann schließlich zu einer spektakulären Auflösung führt. Stattdessen positioniert man die bekannten Figuren in Situationen, in denen sie sich dezent lächerlich machen und verdutzt an den Wänden der Realität abprallen. Fälle gibt es weiterhin, aber sie stehen weniger im Mittelpunkt und werden nicht ganz so überzeugend wie früher zu einem Ende gebracht. Verdammen möchte ich „Sherlock“ deswegen jetzt nicht, denn die Serie und ihre Charaktere haben weiterhin Charme und Ausstrahlung, können weiterhin unterhalten. Aber es fehlt das Besondere, der Kick, das kleine Stückchen Zucker im Tee. Meine Wertung: dreimal die 5,0, weil das britische Vorzeigeprojekt diesmal dreimal einfach nur „gut“ war.

Gesamtwertung: 5,00 Punkte (gut)


VEEP (SEASON 3)

Schrecklich akribischen Lesern (also mir) wird es aufgefallen sein: Veep tauchte gar nicht in meinem zuletzt veröffentlichen Jahresranking auf. Möge mich der Präsident niemals anrufen, Jonah Ryan mein Freund sein wollen und selbst Gary Walsh sich nicht an meinen Namen erinnern können, aber Schande über mein Haupt: ich hab’s vergessen. Was besonders ärgerlich ist, denn die dritte Staffel ist nicht nur die beste bisher, sondern zugleich auch die beste Comedy in diesem Jahr.

Es scheint, als würde die Vizepräsidentin mit jeder Ausweitung ihrer Tätigkeit lustiger und unterhaltsamer werden. Die Wahlkampftour in diesem Jahr geriet jedenfalls umwerfend komisch, kein Fettnäpfchen blieb unbetreten, keine Peinlichkeit ausgelassen, keine Inkompetenz ungezeigt. George W. Bush würde es wohl Reality-TV nennen. Wer testen möchte, ob die Show ihm gefällt, dem empfehle ich zum Einstieg die Episode „Clovis“, in der Selina Meyer und ihre Entourage auf die wunderbare Welt der IT-Firma desselben Namens trifft. Ähnlichkeiten zu existierenden Marken waren sicherlich beabsichtigt.

Gesamtwertung: 5,45 Punkte (sehr gut)


LOUIE (SEASON 4)

Louis CK ist der Mann mit der größten künstlerischen Freiheit im Showbusiness. In seiner Show auf FX darf er wirklich tun und lassen, was er will. Das liest sich toll, aber manchmal führt es auch zu Momenten, in denen man sich als Zuschauer gewünscht hätte, jemand hätte dem guten Mann mal gesagt, wo es langgehen soll. Denn mit der vierten Staffel bietet der sympathische Stand-Up-Comedian ein eher gemischtes Potpourri an. Der Einstieg ordentlich, die Folge mit Yvonne Strahinski mit einem typischen WTF-Moment, danach aber die auf sechs Episoden gestreckte Geschichte um Louies ungarische Freundin Amia, die abwechselnd okay bis langweilig geriet. Darauf wiederum die sehr gelungene Coming-of-Age-Story mit Louies Vergangenheit als Haschischdealer. Und zum Schluss eher okay eingespielte Kost mit Pamela Adlon. Die eingestreuten Stand-Ups ließen mich insgesamt oft noch etwas wohlwollend in die Wertungskiste greifen, aber insgesamt hatte ich mir schon etwas mehr erwartet.

Gesamtwertung: 4,94 Punkte (befriedigend)


SILICON VALLEY (SEASON 1)

Die zur Zeit beste Nerd-Comedy, die bei mir wahrscheinlich irgendwann dafür sorgt, dass ich „The Big Bang Theory“ absetze. Denn „Silicon Valley“ ist näher an dem dran, was ich unter Geeks, Freaks und Nerds verstehe. Keine Massenkompatibilität, keine dauerhaften Beziehungen, sondern einfach nur schräge Typen ohne Anschluss an die Realität jenseits der Tastatur, die zusammen eine Firma aufbauen. Ich habe bisher sehr wenig über diese Show in der Blogosphäre gelesen und finde, dass ihr viel mehr Aufmerksamkeit gebührt. Bezeichnenderweise hat sich auch noch kein deutscher Sender um die Ausstrahlungsrechte bemüht, wahrscheinlich wegen des speziellen Humors. Eben der ist alles andere als für jeden gemacht, sondern zuweilen derb. Wenn ich einen Vergleich anbringen müsste, dann wäre es wohl der mit „Party Down“, nicht zuletzt weil dort auch Martin Starr mit von der Partie war. Von den insgesamt acht Episoden war der Pilot noch am schwächsten, weil nur okay. Aber wer sich davon nicht abschrecken lässt, erlebt danach durchgehend gute bis sehr gute Einsichten in das Leben von vier Nerds und einem verzweifelten Manager. Eine zweite Staffel ist geordert und ich freue mich darauf, den liebenswerten Chaoten bei der Eroberung der IT-Welt zuzusehen.

Gesamtwertung: 5,28 Punkte (gut)

77 (Mai 2014)

8 Mai

Der Serienchecks drei bringt der Mai. Denn es hat sich einiges angesammelt, weshalb ich mein Geschreibsel in drei Beiträge unterteilen werde: Neuzugänge & Saisonstarts, die große Saisonabschlussrundschau sowie Nachgeschaut (Serien, zu deren Sichtung ich endlich gekommen bin). Los geht’s:

24 – LIVE ANOTHER DAY (Season 9)

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Der Terrorist liegt auf der Lauer /  Er rechnet nicht mit Opa Bauer /Ein PENG! und er vornüber fällt / Jack rettet wieder mal die Welt 

Diese hochwertigen Verse habe ich mir soeben aus den Fingern gesaugt. „Jack is back“ (wie auf dem Banner oben) schien mir etwas zu ausgelutscht. Und nach zwei gesehenen Episoden des Comebacks von Jack „Dammit!“ Bauer darf ich sagen: Ist alles wie früher. Fans werden nicht enttäuscht, die anderen schütteln den Kopf über die kleinen Logikschnitzer, die mittlerweile leicht vorhersehbaren Twists und  die vaterlandstreue Einstellung der Hauptfigur zum gar bösen Whistleblowertum. Ich fand den Wiederauftakt jetzt nicht schlecht, vor allem freute mich der Auftritt von Stephen Fry als britischer Premier, aber vor Begeisterung auf die Knie gesunken bin ich auch nicht. Wenn es gut läuft, wird „Live Another Day“ eine um 12 Episoden gekürzte, routiniert an den aktuellen Stand des Terrors angepasste Auflage des bekannten Schemas. Andernfalls muss Kiefer Sutherland wieder ein paar Jahre in den Untergrund und noch mürrischer werden.

Wertungsschnitt nach 2 Episoden: 4,75 Punkte (befriedigend)

Gucklistenstatus: Wer ist der Maulwurf der Saison? Wie oft wird Jack angeschossen? Gibt es neue Foltermethoden? Hat Kim Bauer einen Auftritt? Alles Fragen, die beantwortet werden müssen! Also: klar drauf.


 

FARGO (Season 1)

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FX präsentiert die Serienadaption des Klassikers der Brüder Coen. Im gemütlichen, aber kalten Städtchen Bemidji im Staate Minnesota kreuzen sich die Wege des harmlosen Versicherungsvertreters Lester Nygaard (Martin Freeman) und des skrupellosen Auftragskillers Lorne Malvo (Billy Bob Thornton). Diese Begegnung setzt eine Kette von desaströsen Geschehnissen in Gang, die die örtliche Polizei in Form der resoluten Ermittlerin Molly Solverson vor viel ungewohnte Arbeit stellt.

Hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich den zugrundeliegenden Film nicht mehr so recht präsent im Gedächtnis habe. Macht aber nichts, denn die Serie erzählt eine andere Geschichte und bedient sich nur des schrulligen Settings, in dem die unbedarften und unaufgeregten Bewohner eines stets hübsch verschneiten Städtchens auf die gewaltbereite Welt des organisierten Verbrechens treffen. Martin Freeman ist in der Hinsicht die perfekte Verkörperung gutbürgerlicher Unauffälligkeit, die mit einem Schlag ins Chaos gestürzt wird, während Billy Bob Thornton einen extrem lässigen Charakter mit eindeutiger Arschlochtendenz gibt, den man angesichts seines unverfrorenen Opportunismus und seiner durch nichts zu erschütternden Coolness fast schon ein wenig beneidet. Auch die Nebenrollen lassen Freude aufkommen: Breaking Bad-Alumni Bob „Better Call Saul“ Odenkirk gibt sich die Ehre, Allison Tolman als hartnäckige, aber stets liebenswert zurückhaltende Ermittlerin überzeugt, ja selbst der aus Dexter mit wenig Ruhm verabschiedete Colin Hanks und Keith Carradine füllen ihre Rollen als sympathisch ahnungslose Landeier angenehm aus.

Angelegt auf gerade mal acht Episoden, dürfte bei Fargo wenig schiefgehen, wenn man weiterhin auf die bewährte Mischung aus dem auf die heile Welt herabstürzenden Chaos setzt. Von mir jetzt schon eisklare Empfehlung.

Wertungsschnitt nach 3 Episoden: 5,43 Punkte (sehr gut)

Gucklistenstatus: dicke drauf, weil sehr gut


FRIENDS WITH BETTER LIVES (SEASON 1)

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Sechs Freunde in unterschiedlichen Beziehungsstadien (ein verheiratetes Paar mit Kindern, ein frisch verliebtes Paar, ein geschiedener Kerl, eine unvermittelbare Zicke) hängen in einem Haus herum und ziehen sich gegenseitig auf, weil keiner das perfekte (Liebes-)Leben hat.

CBS mit dem Versuch einer frechen Comedy, der mächtig in die Hose geht. So gerne ich den einzigen normalen Charakter aus Entourage (Kevin Connolly) und die mir aus Whitney bekannte Zoe Lister Jones wiedersehe, so unlustig und vergessenswert ist diese Show. Von den Charakteren geht mir als Zuschauer keiner auch nur ansatzweise nahe, die Gags wirken bemüht und wenn es einmal pro Folge ins Explizite geht, schlicht peinlich. Ob man eine Freunde-Komödie generell darauf basieren lassen sollte, dass jeder auf den anderen neidisch ist und ihm deshalb seine Schwächen vorhält, würde ich die Autoren auch gerne mal fragen. Wie auch immer: nach der zweiten Episode konnte und wollte ich mir das Elend nicht mehr antun.

Wertungsschnitt nach 2 Episoden: 3,25 Punkte (unterdurchschnittlich)

Gucklistenstatus: nix wie weg und abgesetzt


SILICON VALLEY (SEASON 1)

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HBO in Zusammenarbeit mit Beavis & Butthead-Erfinder Mike Judge erzählt die Geschichte des Tech-Startups Pied Piper. Der von Geschäftsdingen unbeleckte Student Richard programmiert eine eher sinnlose App, deren integraler Bestandteil allerdings die IT-Welt revolutionierende Kompressionsalgorithmen sind. Statt sein Baby meistbietend zu verkaufen, schickt er sich an, unter der Obhut des Software-Gurus Peter Gregory eine eigene Firma zu gründen. Mit dabei: seine Studienfreunde, die komplett nur an ihren Rechnern kleben und wenig Ahnung von der Welt abseits von Tastatur und Maus haben.

Wer seine Geeks nicht auf Konformität mit dem Massengeschmack getrimmt und weit fernab von Beziehungsgeschichten mit dem anderen Geschlecht in seinem natürlichen Reservat sehen mag, sollte dieser Workplace-Comedy eine Chance geben. Verdient hat sie diese auf jeden Fall, denn der Blick auf die schöne neue Technikwelt mit ihren vor Schrullen strotzenden Bossen, teamunfähigen Sonderlingen und all den peinlichen Momenten, wenn vergeistigte Programmierer Geschäftsentscheidungen treffen, hat mir bisher richtig Spaß gemacht. Mike Judge, der auch für die überaus gelungene Arbeitsplatzcomedy Office Space (hierzulande: Alles Routine) verantwortlich zeichnet, weiß, wovon er schreibt: war er doch selbst Ende der 80er Jahre als Entwickler im Silicon Valley tätig. Und das merkt man den Dialogen, Figuren und Situationen deutlich an. Nebenbei bringt der mir größtenteils unbekannte Cast (ich habe spontan nur Martin Starr aus Party Down und Zach Woods aus The Office größeren Rollen zuordnen können) die Geschichte sehr authentisch rüber. Wer mit dem Thema etwas anfangen kann und die Anspielungen entsprechend versteht, dürfte ein ums andere Mal mit einem fetten Grinsen im Gesicht vor dem Fernseher sitzen. Oder noch passender: dem Rechner.

Wertungsschnitt nach 5 Episoden: 5,05 Punkte (gut)

Gucklistenstatus: geeky, hehe


 

SURVIVING JACK (SEASON 1)

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Amerika, irgendwo, die 90er:
Strenger, aber im Herzen doch fairer Familienvater kümmert sich um die
Erziehung seiner Kinder, nachdem seine Frau beschließt, sich dem
mühevollen Studium der Rechte zu widmen. Basierend auf den Ideen des
Autors, der uns schon die eher kurzlebige Show „Shit my Dad says“
brachte.

Und jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, hat der ausstrahlende Sender FOX endgültig den Stöpsel gezogen. Von meiner Warte aus eine absolut vertretbare Entscheidung, denn die Show hatte außer der dominanten Vaterfigur (Christopher Meloni) nichts zu bieten. Ja, „Surving Jack“ wollte noch ein bisschen „That ’90s Show“ sein, aber Menschen in meinem Alter und mit meinen TV-Show-Kenntnissen wissen: die 80er waren viel cooler und „The Goldbergs“ sind viel besser.

Wertungsschnitt nach 1 Episode: 3,5 Punkte (durchschnittlich)

Gucklistenstatus: doppelt abgesetzt


 

GAME OF THRONES (SEASON 4)

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[Bitte jetzt vorstellen, wie ich voller Inbrunst zum majestätischen Klang des Intros singe]

Es ist wieder da-ha, wieder da-ha, wieder da-ha, wieder da-ha, wieder da.

Ich habe mittlerweile alle Bücher durch und weiß, dass auch diese Saison für genug Tod, Drama und allgemeines Unwohlsein rundum Westeros gesorgt sein wird. Es kann eigentlich nichts schiefgehen, wenn die Serie wie gewohnt die Filetstücke aus George R.R. Martins Werk herausschneidet und gebührend in Bild und Ton setzt. Innerhalb der bisher gelaufenen vier Episoden hat es schon einmal amtlich gerummst in der emotionalen Schatzkiste und der nächste große Knall kommt bestimmt (wahrscheinlich in der Folge #9). Positiv: auch für Kenner der Vorlage ist durchaus gesorgt, wie eine Szene ganz am Ende einer Episode beweist. Dezent negativ: die letzten beiden Folgen brachten viel an wenig handlungsergiebigen Sprüngen innerhalb der mittlerweile zahlenmäßig ordentlich angeschwollenen Erzählstränge. Aber so richtig böse kann man der Show nicht sein, solange sie in Sachen Inszenierung überzeugt, coole neue Charaktere wie Prince Oberyn bringt und die bekannten Figuren eifrig ihre Intrigen spinnen.

Wertungsschnitt nach 5 Episoden: 5,60 Punkte (sehr gut)


 

VEEP (SEASON 3)

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Sehr starker Start der Jetzt-Wahlkämpferin um die Präsidentenschaft, Selina Meyer. Es tut der Show für mich als Europäer und damit in Sachen amerikanischer Innenpolitik wenig bewanderter Zuschauer sehr gut, dass sich die Vizepräsidentin jetzt mit den großen Themen beschäftigen muss, um auf Stimmenfang zu gehen. Da kann ich mir umso befreiter bei den peinlichen Fehltritten des Teams und des unnachahmlichen Jonah Ryan die Hände vors Gesicht schlagen. Ganz groß bei den bisher gelaufenen fünf Folgen: der Besuch bei dem fiktiven Softwaregiganten Clovis. Aber auch generell scheint die Show dieses Jahr die nächsthöhere Stufe in meinem Wertungsschema ansteuern zu wollen. Go for it, Selina!

Wertungsschnitt nach 5 Episoden: 5,35 Punkte (gut)


 

LOUIE (SEASON 4)  

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Nach zwei Jahren Pause taucht Standup-Ikone Louis CK mit neuen Folgen seiner etwas anderen Art der Comedy auf. Die Mischung aus ruhigen, fast nachdenklichen Momenten, unerwarteten Schrägheiten der Seltsamkeitsstärke 10 und derben Dialogen steht wieder auf dem Programm. Da ich seit ein paar Wochen „Legit“, die Show des australischen Kollegen Jim Jefferies (dazu mehr später in der Rubrik „Nachgeschaut“) auf dem Schirm habe, ist Louis CK nicht mehr konkurrenzlos. Der Auftakt in Form von gleich zwei Episoden brachte mir zu Beginn wieder etwas zuviel Leerlauf, aber die Standups und die unerwarteten WTF?-Momente (der Arzt mit seiner sehr allgemein gehaltenen Rückenschmerzdiagnose, das Ende des Dates mit dem „Model“ Yvonne Strahovski) ziehen es wertungsmäßig doch wieder auf das gewohnte Niveau.

Wertungsschnitt nach 2 Episoden: 5,00 Punkte (gut)

69 (Juni 2013)

28 Jun

Vor kurzem gab es in meiner Wirk- und Schaffensumgebung einen knapp 15-minütigen Stromausfall. Was mich Demut gelehrt und der Erkenntnis nahegebracht hat, dass ich in der Welt von „Revolution“ wohl nicht mal ansatzweise so lange überleben würde, um den Figuren die ganzen Storylöcher in ihrer Serie zu erklären. Hier die letzten Wertungen vor dem Beginn der Sommersaison, die schon Ende der Woche mit der finalen Staffel von Dexter durchstartet.

Arrested Development (Season 4)

Wir haben einen Sieger in der Kategorie „Beste Comedy 2012/2013“. Familie Bluth hat es tatsächlich kurz vor Teilnahmeschluss geschafft, den Titel davonzutragen. Zugegebenermaßen in einem Jahr, in dem die Comedy-Shows nicht gerade ihre große Blütezeit hatten, aber dennoch. Meine erste Einschätzung aus dem letzten Check möchte ich an dieser Stelle noch ein wenig erweitern:

Der Einstieg lebte praktisch von der Wiedersehensfreude bezüglich der schrägen Charaktere. Dass diese pro Episode einzeln und nicht wie gewohnt im Rudel aus Chaos und Peinlichkeit auftraten, sorgte für einige nur mit einem okay zu bewertende Episoden. So fand ich etwa die Hauptstorylines von Lucille und Lindsay deutlich schwächer als den Rest. Auch an der Zusammenführung der einzelnen personalisierten Handlungsstränge konnte man etwas bekritteln: so herrlich gelungen manches seltsame Verhalten und Mysterium in deren Verlauf aufgelöst wurde (bestes Beispiel: George-Michael in S4E13: It Gets Better), so wenig zündete für mich die letzte Episode „Blockheads“. Einfach, weil sie nichts mehr draufzupacken vermochte – außer dem Winken mit dem Fortsetzungszaunpfahl in der allerletzten Szene.

Jetzt aber zur Lobhudelei: denn Arrested Development traut sich an den wilden, kaputten, fremdschämigen, auch gerne mal Schmerzen verursachenden Humor, den andere Shows aus irgendwelchen Gründen nicht mehr bringen („Community“ hatte man ihn dieses Jahr bekanntlich in Form von Dan Harmon herausoperiert). Zusätzlich wird den Fans eine Masse von Anspielungen und liebgewonnenen Catchphrases geliefert, dass man bei der zweiten Sichtung immer neue Nuancen entdeckt. Ich für meinen Teil konnte etwa in einer bestimmte Szene beim Anblick der Dekoration in der Kirche kaum noch an mich halten. Die Gaststars aus den vergangenen drei Seasons sind fast alle vollzählig erschienen, die Hauptfiguren überzeugen weiterhin mit ihren charaktertypischen Eigenheiten: meine absoluten Lieblinge Gob (Will Arnett), Buster (Tony Hale) und Tobias (David Cross) liefern großartige Segmente ab, zusätzlich etabliert sich der gereifte George-Michael (Michael Cera) mit der herrlich komischen Geschichte um seine beruflichen Avancen. Richtig gut gelungen: der Blick hinter die Filmkulissen mit Ron Howard, die Dummheiten von Familienanwalt Barry Zuckerkorn, Michaels endlich realisierte Bausiedlung und ihre Bewohner, George Bluths Pläne, um die Firma voranzubringen und wenn ich den Kram auf der hoffentlich bald erscheinenden Blu-ray nochmal schauen kann, fallen mir noch mehr ein. Ich freue mich drauf.

Season 5? C’mon!

Gesamtwertung: 5,73 Punkte (sehr gut)

Men At Work (Season 2)

Finde ich immer noch sehr sympathisch, die Vierer-Bande um den ehemaligen „That 70’s Show“-Darsteller Danny Masterson. Wo „How I Met Your Mother“ immer mehr in die Untiefen unnötiger Beziehungskisten abgleitet und einfach nicht mehr den erfrischenden Humor früherer Zeiten liefern kann, sind hier arbeitende Kerle am Werk, die sich auf das konzentrieren, was eine Ensemble-Comedy ausmacht. Typen, mit denen man auch gerne einen trinken gehen würde; drollige Situationen, die sich in peinliche Situationen steigern; gegenseitige Aufzieherei mit gekonnten Sprüchen direkt aus der Hüfte geschossen. Das ist jetzt nichts, was die 22-Minuten-Schiene revolutioniert. Vieles hat man an anderer Stelle schon gesehen, nicht jeder Gag zündet in einem furiosen Feuerwerk, die Stärke von Men At Work liegt vielmehr  darin, dass jede Episode den Zuschauer mit einem zufriedenen Lächeln (und manchmal mehr) zurücklässt. Durchhänger? Langweiler? Naja-Episoden? Fehlanzeige. Deshalb bleibt diese kleine TBS-Comedy auch in der zweiten Staffel ein lockerer Spaß, der nach 10 Episoden leider aber schon wieder vorbei ist.

Gesamtwertung: 4,80 Punkte (befriedigend)

Revolution (Season 1)

Die Show, mit der ich am meisten gehadert habe, das schicke ich direkt mal voraus. Denn ich mag Endzeit-Settings, die Serie fährt beachtliche Schauwerte auf, der Cast besteht u.a. aus Giancarlo „Breaking Bad Gus Fring“ Esposito (was alleine für mich schon ein Grund war, dranzubleiben, um dem lässigen Kerl beim Schauspielen zuzusehen). Die ersten fünf Folgen hatten auch eine Tendenz, die die Show in der Schlusswertung an eine 5er-Wertung herangebracht hätte. Natürlich tauchten hier und dort kleinere Logiklöcher auf, die Geheimniskrämerei nahm künstlich überhand, um weiter die Spannung hochzuhalten, aber insgesamt ging das alles in Ordnung.

Bis zu der Folge, in der man den Hintergrund und Ursprung für den weltweiten Stromausfall präsentierte. Sorry, aber ich habe selten ein so dämlich dahinkonstruiertes Plotelement erlebt. Ja, es ist schwer, sich neue Ursachen für tolle Katastrophen einfallen zu lassen. Ein bisschen Mühe ist man dem Zuschauer dennoch schuldig. Schon bezeichnend, dass in der Rückrunde nach der Auflösung keiner der Beteiligten mehr über diesen Punkt nachdachte oder diskutierte. Für mich fühlte es sich an, als hätte der betreffende Autor im übertragenen Sinne seine Notdurft in einer Ecke des Raumes verrichtet und die Schauspieler gäben sich nun größte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen und – sei es halt mit zugehaltenen Nasen – souverän drumherum zu agieren.

Von da an ging es endgültig bergab. Denn dieser mich schon leicht in meiner Intelligenz beleidigende Erklärungsversuch bewirkte, dass zugleich die dicken Fehler und Unsinnigkeiten der Show in den Vordergrund traten. Wo ich vorher nach Milde walten ließ, weil mich das Konzept noch für sich in Beschlag nehmen konnte: Dass der Super-Onkel es jederzeit mit seinem Säbel mit einer schießwütigen Armee aufnimmt. Dass Menschen nach jahrzehntelangem Stromausfall plötzlich locker leicht wieder hochkomplizierte technische Gerätschaften bedienen. Dass sich ein Charakter im Gewühl absichtlich so genau in die Brust schießt, dass er ohne bleibende Schäden auch ohne jegliche ärztliche Behandlung überlebt. Dass verfeindete Parteien zusammenarbeiten, obwohl sie sich die Staffel hindurch schwören, den anderen bei nächster Gelegenheit umzubringen. Dass der Grund für den nicht fließenden Strom auch praktischerweise dem Sterben geweihte Menschen heilen kann. Dass drehbuchbedingt kein Bösewicht sterben darf, weil er für die zweite Season gebraucht wird.

Ich mach es kurz: das von mir mit 2,5 Punkten bewertete Finale hat mich schmerzvoll überzeugt, dass ich Revolution nicht mehr weitergucken muss. Nach einem guten Start, der letztlich dafür verantwortlich ist, dass es bewertungstechnisch noch für ein „Durchschnittlich“ gereicht hat, ließ mich die Serie letztlich mit einem Gesichtsausdruck zurück, den Elizabeth Mitchell aufzutragen pflegt, wenn sie mal wieder verzweifelt um ein Geheimnis herumknödelt. Selbst Fans, die an einer schönen Portion Trash ihre Freude haben, kommen hier wohl nur kurz auf ihre Kosten.

Mr. Esposito, please sign up for another show.

Gesamtwertung: 4,30 Punkte (durchschnittlich)   

Veep (Season 2)

Das oben eingebettete Banner täuscht: denn unsere liebste Vizepräsidentin Selina Meyers (wieder toll gespielt von Julia Louis-Dreyfus) hat in der zweiten Season der HBO-Comedy kaum Auslandseinsätze, sondern werkelt mit ihrem Team verstärkt zuhause an ihrem eigenen Untergang. Schade, denn der Ausflug nach Finnland war für mich eine angenehme Abwechslung, davon hätte ich gerne mehr gesehen. So bleibt Veep eine sehr auf die amerikanische Politik zugeschnittene Angelegenheit, die von ihrem derben Umgang mit ihren Figuren lebt. Jeder giftet gegen jeden, das „fuck“ gehört intern zum guten Ton, nach außen eitler Sonnenschein, nach innen fluchendes Gewitter. Das ist und bleibt gut unterhaltsam, insgeheim hätte ich aber gerne mehr peinliche diplomatische Fehltritte, mehr verzweifelte  Vertuschungsaktionen, mehr schreiend komische Aussetzer. So ein bisschen mehr eine Mischung aus dem amerikanischen „Seinfeld“ und dem britischen „Yes, Minister“, um mal grob den Rahmen vorzugeben. Vielleicht in der nächsten Staffel. Bis dahin bekommt die Vizepräsidentin erneut das „gut“ ins Amtszeugnis, wenn auch diesmal als Punktlandung.

Gesamtwertung: 5,00 Punkte (gut)   

Hannibal (Season 1)

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„Monsieur, madame: Buffet froid avec coquilles, amuse-bouche et potage. Bon appétit!“
„Ja, Sie mich auch, Sie Ferkel! Ich esse hier nichts ohne lückenlosen Herkunftsnachweis!!!

„Hannibal“ hat mich geprägt und sensibilisiert im Umgang mit Ausdrücken, aus denen der französische Feinschmeckergeist sprudelt. Wenn man die Serie als Maßstab für die Haute Cuisine nimmt, bleibe ich wohl für immer meinem Fleischkäsweck treu. Aber Scherz beiseite: das Reboot um den gebildeten Menschenfleischschnabulierer Dr. Lecter mauserte sich im Verlauf der Staffel zu einem echten Leckerli. War es zunächst die Schock- und Ekelszene der Woche, die einen als Zuschauer jede Folge genüsslich auf die Gabel spießte (und in der Hinsicht wird einiges an Schwerverdaulichem aufgefahren, da tränt dem FSK-Ausschussprüfungsleiter das Salz in die Suppe), steigerte sich die Menüfolge ab Episode 6 mit der Einführung von Eddie Izzard als Dr. Abel Gideon. Wobei ich schon stets der Ansicht war, dass Comedians exzellente Serienmörder spielen können. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf, Mads Mikkelsen setzt seinem kühlen Auftreten noch die Prise des Diabolischen hinzu, Hugh Dancy gelingen neue Labilitätsrekorde bei der Darstellung seiner Figur des Will Graham, die Bildsprache schaukelt sich von einem Extrem ins Nächste und das Finale schraubt sich endgültig in den absoluten Höchstwertungsbereich.

Von daher bin ich absolut erfreut, dass NBC grünes Licht für die zweite Staffel gegeben hat. Die Verantwortlichen werden es wahrscheinlich nicht wissen, aber mit „Hannibal“ haben sie einen dicken Fisch an der Angel, der sich dank toller schauspielerischer Leistungen und der meisterlichen Inszenierung durch Bryan Fuller von selbst fachgerecht filetiert und entgrätet. Wären nicht zu Beginn zwei schwächere Episoden druntergemischt worden (u.a. auch die nach den Anschlägen auf den Bostoner Marathon nie im US-Fernsehen ausgestrahlte Folge „Oeuf“), hätte es sogar für die 5,5 Sterne gereicht.

Gesamtwertung: 5,42 Punkte (gut+)  

Game Of Thrones (Season 3)

Zum Schluss noch die beste Drama-Serie dieser Saison und das nicht nur diesseits von Westeros. „Game Of Thrones“ hält nicht nur das schon recht hohe Niveau der vergangenen zwei Staffeln, sondern legt noch eine Schippe Golddrachen und Silberhirsche obendrauf. Besonders hervorheben möchte ich diesmal die Schauspieler:

Charles Dance (Tywin Lannister) ist so dermaßen genial in seiner Rolle, ich könnte ihm zusehen, wie er morgens den Küchenbediensteten von King’s Landing die Einkaufszettel vorliest und wäre berührt. Must win Emmy, Golden Globe and what there is sonst noch!
Lena Headey (Cersey Lannister)- irgendwo zwischen rrrrrr! und intrigantem Superbiest. Wo kann ich mich als Weinglashalter und Nachschenker bewerben? Jack Gleeson (Joffrey Lannister) – sicherlich ein liebenswerter, vielleicht gar schüchterner Kerl, aber in seiner Rolle das bestgespielteste Arschlochkind aller Zeiten. Rory McCann (The Hound) – brutal, schroff, allerdings auch schlicht ein Charakter, dem man eine menschlich gute Seite zutraut. Nicolaj Coster-Waldau (Jaime Lannister) und Gwendoline Christie (Brienne) – bestes Beziehungspärchen mit den schönsten Triez-Dialogen, das leider nicht so recht zueinander findet. Von den Neuzugängen dieser Saison: Iwan Rheon (kein Name wegen Spoilergefahr) – ein Psychopath erster Kajütte vor dem Herrn, gruselig bis zum Nicht-mehr-Hinsehen-Können. Diana Rigg (Lady Olenna Tyrell) – wunderbare Dialogzeilen, so spitz wie eine mehrfach gespitzte Nadel aus valyrischem Stahl. Ach, die Schauspieler sind durch die Bank klasse.

Rein storytechnisch liefert die Vorlage von George R.R. Martin natürlich allerbeste Unterhaltung, aus der sich die Showrunner die fettesten Stücke herausgesucht haben. Inhaltlich deckt man die erste Hälfte des dritten Buches ab, aber auch für mich als Kenner der ersten vier Bände gab es Unbekanntes zu entdecken. Bekritteln könnte man nur – wie schon zuletzt erwähnt – einen etwas lahmen Schwertkampf und das letzte Bild, das nicht so sehr reinknallte wie bei den vorherigen Finalfolgen. Egal. Spitzenprädikat.

Gesamtwertung: 6,10 Punkte (überragend)