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12 (Mai 2007)

27 Mai

The Office

Extremes Fremdschämen mit der Doppelspitze Scott und Schrute. Zu Beginn der nur sechs Folgen umfassenden ersten Staffel war ich noch skeptisch, ob auch die amerikanische Aufbereitung des Themas funktionieren würde. Mittlerweile kann ich sagen: HELL YEAH!

Die Stärke der Show, die es anders als ihr britischer und deutscher Ableger mittlerweile auf zwei volle Seasons mit 22 bzw. 24 Episoden geschafft hat, liegt ganz klar in der Tatsache begründet, dass hier zwei voll ausgebildete Fachmänner der Peinlichkeit das Sagen haben. Man stelle sich einmal die Situation vor, Stromberg hätte eine Woche Urlaub – das Kamerateam wäre arbeitslos. In den USA hingegen würde der sagenhafte Assistent Dwight K. Schrute einspringen und mindestens genausoviel Mist bauen. Der Rest des Casts geht zudem nicht unter wie dies bei der deutschen Variante der Fall ist: von liebenswert, verklemmt, sexy, bemitleidenswert über bockig, einfach gestrickt oder schlicht nur sehr seltsam – es ist alles vertreten. Auch für das Finale gaben sich die Macher keine Blöße und strickten zum Schreien komisches Material plus erinnerungswürdigem Ausgang.

Ich nehme es vorweg: die zur Zeit beste 20-minütige Show im amerikanischen Fernsehen. Bis zur nächsten Staffel muss ich mich nun mit Dwights und Creeds Blog sowie der Fanseite Dunderball über Wasser halten.

6 von 6 Punkten

Heroes

Die Serie, die mich von meiner Superheldenallergie geheilt hat. Gegen Superman, Batman, Spiderman und Konsorten in allen möglichen Darreichungsformen war ich bis dato immun, die 4400 hatten mich vor ein paar Jahren ein wenig angefixt, dann aber mächtig im Stich gelassen. Nicht so Heroes. Die Show hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen (wenn auch zunächst aufgrund der deftigen Splatterszenen) und nicht mehr losgelassen. Ohne jegliches Füllermaterial auskommend, perfekt inszeniert, jede Folge eine Bereicherung des Fernsehtages.

Wenn es etwas zu bemängeln gibt, dann vielleicht die schauspielerischen Qualitäten der Damen Panettiere (ich mag diesen Grinsebäckchen-Typus einfach nicht) und Larter (die auch eine undankbare böse Schwester/gute Schwester-Rolle stemmen musste). Das sind jedoch – gerade für eine erste Season – vernachlässigbare Mängel einer ansonsten rundum gelungenen Produktion. Im Finale werden nicht nur sehr schön Bezüge zum Beginn der Staffel hergestellt, sondern auch ein Ausblick auf Volume 2 der Story gegeben. Technisch nicht so gelungen fand ich allerdings die Szene, als Hiro im Kampf gegen Syler durch die Luft geschleudert wurde, das gemahnte doch stark an Bluescreen-Acting der 80er. Jetzt bin ich mächtig gespannt, ob das Finale von LOST in dieser Woche noch einen draufsetzen kann.

6 von 6 Punkten

The War At Home

Familie Gold ist mittlerweile in Rente und das nicht ganz zu Unrecht. Der Krieg zuhause lief bei mir mehr so als kleiner Seriensnack für zwischendurch und bot in der ersten Staffel zwar beileibe nicht revolutionäre, aber dennoch einigermaßen sättigende Kost. In Staffel 2 haben sich aber komplett witzfreie Episoden mit weit ausgestrecktem Moralzeigefinger eingeschlichen, deren Abspann ich mir flehentlich herbeisehnte.

2 von 6 Punkten

Til Death

Brummbär Brad Garrison als Alleinunterhalter in einer Couple-Comedy. Wer mal einen Standup-Auftritt von Garrison erlebt hat, dürfte sich über die fast schon erschreckende Harmlosigkeit dieser Show wundern. Gucke ich eigentlich hauptsächlich, um meine nostalgischen Erinnerungen an „Everybody Loves Raymond“ hervorzukramen. Okay, Kat Foster sehe ich unter rein optischen Gesichtspunkten auch ganz gerne. Auf Dauer schlechthin zu belanglos.

2,5 von 6 Punkten

7 (Februar 2007)

27 Mai

Ein weiterer Überblick in Sachen aktueller Serien, über die ich mich bisher noch nicht in dieser Reihe ausgelassen habe.

In Case Of Emergency:

Noch ziemlich frische Show um vier ehemalige Highschool-Absolventen, die das Schicksal wieder zusammenführt und die allesamt ihr Leben nicht im Griff haben – vor allem in beziehungstechnischer Hinsicht. Der Titel spielt auf das in Krankenhausformularen übliche Feld an, in welches man die Kontaktdaten der Person eintragen soll, die im Falle eines Notfalls zu benachrichtigen sind. Bekannte Gesichter: Greg Germann (Fishism-Absonderer aus Ally McBeal) und David Arquette (Scream-Darsteller und Ehegatte von Courtney Cox).

Nach vier begutachteten Folgen ist die Serie noch sehr schwankend in der Qualität. Germann gibt wieder die Rolle der leicht dusseligen Plaudertasche, was einen dicken Pluspunkt in meiner Bewertungsskala ausmacht. Arquette hingegen ist nach der einhelligen Meinung von mir und meinem Bruder absolut unnötig. Der Rest des Casts besteht aus einer drallen Asiatin (Kelly Hu) und einem sympathischen Loser-Typen (Jonathan Silverman). Mal abwarten, was daraus noch wird.

The Sarah Silverman Program:

Brandaktuelle Sitcom mit der wohl süßesten Stand-Up-Comedienne der US of A – deren Humor aber so rotzfrech und hart ist, dass das Ganze auf Comedy Central läuft. Sarah spielt eine Waise, die zusammen mit ihrer jüngeren Schwester lebt und deren einzige Freunde zwei haarige, übergewichtige Homosexuelle und ein kleiner Hund zu sein scheinen.

Was ich bisher gesehen habe, war schon sehr, sehr strange: Gesangseinlagen über den Intimbereich, Gedanken über Mascara im Schamhaar, Hustensaftmissbrauch und eine seltsame Sendung über Kekse. Sollte in den nächsten Episoden das Schräge beibehalten und das Kindlich-Nervige etwas zurückgedreht werden, könnte es die Show auf meine Programmliste schaffen.

The Knights Of Prosperity:

Frische Comedy auf ABC, in der eine Gruppe karrieremäßig höchst bescheiden erfolgreicher Menschen versucht, einen Raub zu planen und durchzuziehen. Oder kurz gesagt: Ocean’s Eleven ohne eine Spur von Kompetenz, aber mit sympathischen Losern. Lief zunächst gegen „American Idol“ und war dementsprechend chancenlos, was die Quote anbelangt. Bereits die erste Episode empfand ich als sehr unterhaltsam, mit Donal Logue (Grounded For Life) konnte ich auch ein bekanntes Gesicht ausmachen. Ich drücke die Daumen, dass die Serie überlebt, denn selten wurde Amateurhaftigkeit so witzig in Szene gesetzt.

The War At Home:

Hab ich bisher komplett vergessen zu erwähnen. Lief, wie ich nachräglich erfahren habe, vor einigen Monaten auf RTL unter dem Titel „Familienstreit de Luxe“.

Puh, bei der Übersetzungskompetenz bin ich wahrlich froh, die deutsche Fassung nicht miterlebt haben zu müssen. Ging wahrscheinlich sang- und klanglos unter und wurde durch eine schöne Wiederholung der ultimativen Chartshow (Untertitel: Songs, die jetzt aber nun wirklich ganz ehrlich niemand mehr hören will) ersetzt.

Das Original allerdings ist für eine Familiencomedy recht gelungen und lebt vor allem von Michael Rapaports Darstellung des verdrießlichen, mürrischen und stänkernden Familienoberhaupts. Hervorstechendes Merkmal der Show: ab und an wird die Handlung pausiert und die Charaktere legen in kleinen Einspielern ihre eigenen Gedanken dar. Sicherlich nicht die Neuerfindung des Comedy-Rads, aber für zwischendurch unterhaltsam.

Heroes:

Ja, da hatte ich schon einen kleinen Beitrag drüber. Aber die Serie verdient einfach mehr. Also: Heroes erinnert von der Grundidee ein wenig an The 4400. Normale Menschen besitzen plötzlich übernatürliche Kräfte und versuchen, dem Grund hierfür auf die Spur zu kommen.

Der Unterschied: „Heroes“ hält den Fokus auf das Leben der Betroffenen, während The 4400 in diesem Punkt eher auf ein Ermittlungsteam wie seinerzeit bei den X-Files setzt. Zusätzlich wird das Ganze durch eine dicke Portion Mystery unterfüttert, die Protagonisten werden von Folge zu Folge näher zusammengeführt und die Story verdichtet sich immer mehr zu einem großen Plot, der die einzelnen Erzählstränge der Figuren miteinander verbindet.

Letzteres führt dazu, dass der Zuschauer sich stets die nächste Episode herbeisehnt: eine Disziplin, die Lost einmal perfekt beherrschte und mit der Zeit verloren hat. Anders als den Machern des Inseldramas gelang es Heroes jüngst auch, neue Charaktere einzuführen, die der Zuschauer mit Interesse und nicht mit dem Gefühl des „Was wollen die jetzt hier?“ begrüßt. Ich erwähne in dem Zusammenhang zum Vergleich die aufdringliche Einbindung der beiden neuen Losties zu Beginn der dritten Staffel.

Weitere Trademarks der Show: in den ersten Folgen eine ordentliche Portion Gore (die deutsche Fernsehstationen sicher vor Probleme stellen dürfte), gute Special Effects, mit Niki/Jessica Sanders was für die Optik, der stets undurchsichtige Mr. Bennett und natürlich der putzige japanische Geek Hiro Nakamura, der Raum und Zeit beeinflussen kann und sich mit seinem Kumpel auf eine Heldenmission begibt. Macht zusammengerechnet einen formidablen Quotenhit und definitiv ein Highlight des aktuellen US-Fernsehens.