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90 (September 2015)

22 Sept

Endlich wieder Kernkompetenz und keine langweiligen Spieltagslyriken oder viel zu dröhnige IniRadios. Just diese Woche startet in den USA die neue Hauptsaison und ich habe noch nicht mal die letzte offiziell abgeschlossen. Also hurtig zur Rezension gespurtet:

HANNIBAL (SEASON 3)

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Als Einleitung krame ich mal hervor, was ich vor knapp 7 Jahren zum Thema „Das perfekte Dinner“ auf VOX geschrieben habe:

Und nein, beim perfekten Dinner würdest du mich nie sehen. Ich finde das peinlich, wie die alle zusammensitzen und fröhlich sind, aber wehe, es geht dann an die Wertung. Kaum sind sie allein und die Kamera an, kriecht bei allen der Mäkelnazi hervor:

„Also das Essen war ja ganz gut, aber mir fehlte es einfach am Ambiente“ – sowas habe ich tatsächlich mal in der Sendung gehört.

„DANN BRING DIR DOCH EIN TÖPFCHEN KRESSE MIT, HÄNG ES DIR UM DEN HALS UND MAL DIE TAPETE MIT FINGERFARBEN AN, DU BLÖDE KUH“ habe ich den Fernseher angeschrien. Vielleicht hab ich einfach zuviel Respekt und Anstand vor Leuten, die sich die Mühe machen und mich bekochen. Okay, ich esse auch so ziemlich alles, was in diesem Falle eine sehr positive Eigenschaft von mir ist, möchte ich meinen.

Dessen eingedenk müsste ich eigentlich auf die hoffnungsvolle Frage meines Gastgebers Hannibal L., ob mir denn der dritte Gang gemundet hätte, ein sattes „Oh ja, war wieder ganz feinifeini“ aufstoßen. Aber diesmal ist es anders. Die dritte Staffel war zweigeteilt, wobei knapp die Hälfte sich mit der Geschichte um den Great Red Dragon beschäftigte. Um es kulinarisch auszudrücken: Mir war da deutlich zu wenig Fleisch dran, um satte 6 Episoden damit zu füllen. Das zog sich hin, die Perkussions-Sounds nervten, die Dialoge trieben auf selbstverliebt-berauschtem Niveau. Der Anfang der Season fand noch mein uneingeschränktes Wohlgefallen, auch wenn ich es schade fand, dass man die Rolle des Mason Verger neu besetzt hatte. Michael Pitt brachte mir einfach einen Schuss mehr Eigengruseligkeit rein.

Summa summarum sorgte das Wertungsgefälle in den letzten Episoden (meist zog ich Wertungen zwischen 4,0 und 4,5), dass diese Staffel erstmals nicht 5 Sterne erhält. Das Finale konnte sich zwar steigern, aber ein Höhepunkt der Serie war es meiner Meinung nicht. Und sobald ich meine Ritterrüstung angepasst habe, sage ich das Hannibal auch persönlich. Versprochen.

GESAMTWERTUNG: 4,75 Punkte (befriedigend)

THE BRINK (SEASON 1)

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Die erste Comedy-Show, bei dir ich dran geblieben bin, weil ich die Story spannend fand und wissen wollte, wie es ausgeht. Wohlgemerkt: nicht lustig, sondern spannend. Wahrscheinlich treten bei mir in diesem Fall urzeitliche „24“- und „Homeland“-Instinkte zutage. An meinem Eindruck vom letzten Seriencheck hat sich nichts geändert: Der Humor holte mich schmerzlich oft leider nicht ab, obwohl das Storygerüst und der Cast so verdammt viel an Potenzial hatten.

GESAMTWERTUNG: 4,30 Punkte (durchschnittlich)

TRUE DETECTIVE (SEASON 2)

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Den für mich besten Gag dieser Emmy-Awards brachte Gastgeber Andy Samberg, als er die „depressive Gitarristin aus True Detective“ als Teil der Showband präsentierte. Die hatte ich in meiner Besprechung glatt vergessen zu erwähnen. Eine kultige Figur, die mich zwar quälte, aber auch meinen gefühlten Eindruck vom größten Teil der Episoden widerspiegelte.

Okay, genug gelästert. Denn die letzten beiden Folgen wussten doch noch einigermaßen zu entschädigen. Vor allem das überlange Finale, welches ich lange hatte herumliegen lassen, gefiel mir sehr gut. An der zuschauerunfreundlichen Hartbrockigkeit der Story konnte man zwar immer noch verzweifeln und -beim Seriengott-, mein Albtraum wäre es immer noch, vor versammelter Klasse ein Referat über die Geschichte von True Detective S2 zu halten, aber immerhin brachte das Ende sehr viele beeindruckende Momente, ordentlich Action und auch ein bisschen Heulseligkeit meinerseits.

Ich hatte ja prophezeit, dass die Show diesmal Schwierigkeiten bekäme, überhaupt ins „Befriedigend“ zu rutschen. Dank des gelungenen Abschlusses ist dies aber tatsächlich noch geglückt. Trotzdem: Für das nächste Mal dem Zuschauer einen roten Faden zum Entlanghangeln bieten, keine Dialoge über Personen, die man für zwei Sekunden in einer Einstellung gesehen hat und einfach mal auf den Punkt kommen. Dann wird das auch wieder.

GESAMTWERTUNG: 4,68 Punkte (befriedigend)

MR. ROBOT (SEASON 1)

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Wo gerade von Emmys die Rede war: Diese Show muss nächstes Jahr in jedem Fall unter den Nominierten auftauchen. Denn keine Serie hat mich in den letzten Monaten so überrascht, verdreht und beeindruckt wie Mr. Robot. Zusätzlich hat sie als Nebeneffekt meine IT-Sicherheitsstandards erheblich erhöht. Ich brenne alles auf DVDs, schmeiße Festplatten und USB-Sticks regelmäßig in die Mikrowelle, bei Facebook mache ich eh lange schon nichts mehr und meine Passwörter sind mindestens 45 Zeichen lang (inklusive Ziffern, Unterstrichen und Sonderzeichen). Denn Gott sieht zwar alles, aber Elliot Alderson weiß alles. Sofern es irgendwo im Netz herumschwimmt.

Meine Lobeshymnen vom letzten Seriencheck könnte ich jetzt fortführen. Besonders zu würdigen ist die Tatsache, dass der Show nach dem überragenden Einstieg, an dem die darauffolgenden Episoden etwas zu knabbern hatten (weshalb auch die Höchstwertung noch nicht drin war), im letzten Drittel nochmals eine Steigerung gelingt und sie richtig abliefert. Ich werde hier nichts spoilern, aber wenn mich alten Serienhasen vor der Veröffentlichung einer einzelnen (verschobenen) Episode nochmal das große Kribbeln der Vorfreude packt, ist das schon etwas Besonderes. Wer beim Thema „Cyberpunk“ und „Hackerkultur“ nicht gerade umschaltet, um sich vom Videotext informieren zu lassen, wird blendend unterhalten.

GESAMTWERTUNG: 5,90 Punkte (sehr gut)

RICK AND MORTY (SEASON 2)

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Erst die zweite Staffel und quasi schon ein Selbstläufer. Rick and Morty ist für mich der noch einen guten Tick verrücktere Futurama-Ersatz und bei weitem die beste Animated Comedy auf meinem Serienguckplan. Nirgendwo werden seltsamere, erfrischend wahnwitzige Ideen präsentiert und ausgearbeitet, liebevoll Filme parodiert und in noch abgedrehtere Versionen verzerrt. Allein für den Reichtum an Skurrilitäten muss man die Show von Justin Roiland und Dan Harmon lieben. Was mittlerweile bei mir dazu führt, dass ich bei der Bewertung nur die Wahl zwischen den 5, 5,5 oder 6 Punkten habe. Die Höchstnote fehlt bisher noch, aber da bin ich guter Dinge.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 5,24 Punkte (gut)

RAY DONOVAN (SEASON 3)

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Ray Donovan ist auch wieder am Start und nach 10 von 12 Episoden kann ich jetzt schon sagen: Er ist endlich erneut in Top-Form. Keine langweiligen Nebenhandlungen um Journalistinnen, keine schmerzvollen „Wunderkind-HipHop“-Stories, sondern ordentlich „Daddy Mickey baut Mist“ plus Drama um die Donovan-Brüder Ray, Bunchy und Terry, die mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen sind. Obendrauf noch Ian McShane als Gaststar in dieser Saison, da konnte ja fast nichts mehr schiefgehen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 10 EPISODEN: 5,40 Punkte (gut)

THE STRAIN (SEASON 2)

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Da mache ich es kurz, weil die ersten Folgen der neuen Saison waren lang. Ich guck es nicht mehr. Die erste Staffel ließ nach einem appetitanregenden Beginn, der sogar mich als Vampir-Jetzt-echt-nicht-so-gut-Finder überzeugen konnte, leider doch mit voranschreitender Zeit nach. Es häuften sich die Ausflüge ins Trashige, manche Figuren nervten, am Ende langte es infolgedessen knapp nicht für das „Gut“. Schuld daran war auch ein eher wenig aufrüttelndes Finale. Und bereits mit der ersten Episode der zweiten Staffel hatte ich nicht das Gefühl, dass sich die Show in die richtige Richtung bewegt und nochmals einen Aufwärtstrend schaffen kann. Was ich so bei den geschätzten Kollegen der Serienjunkies lese, scheint sich mein Eindruck zu bestätigen. Schade um das Duell zwischen Eichhorst und Setrakian, das ich durchaus gerne verfolgt habe. Aber für mich ist dieser Strang auserzählt.

WERTUNG NACH ZWEI EPISODEN: 4,25 Punkte (durchschnittlich)
Sichtung eingestellt 

SHOW ME A HERO

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Die Stadt Yonkers im Bundesstaat New York wird im Jahre 1987 von einem Bundesgericht verurteilt, Sozialwohnungen für Schwarze und Latinos in einem hauptsächlich von der weißen Mittelschicht bewohntem Bezirk zu errichten. In der Bevölkerung regt sich Widerstand, die politische Riege zerstreitet sich, es entspinnt sich ein jahrelanger, verbitterter Streit. „Show Me A Hero“, eine sechsteilige Mini-Serie, skizziert die Vorfälle aus der Sicht der Betroffenen wie u.a. dem jungen Abgeordneten Nick Wasicsko, der eine entscheidende Rolle in dieser auf realen Ereignissen basierenden Geschichte einnehmen soll.

Regisseur und Produzent Paul Haggis („L.A. Crash“, „Million Dollar Baby“) sowie Autor David Simon („The Wire“) beweisen ein gutes Gespür für ihre Erzählung, denn die Show trifft den Nerv der Zeit nicht nur angesichts immer wieder aufkommender Rassenunruhen in den USA, sondern generell als Parabel über Angst vor dem Fremden, Vorurteile, Politik und Rassismus. Man ersetze Sozialwohnungen mit Flüchtlingsheimen und schon geraten jüngere Ereignisse und Entwicklungen hierzulande in den Fokus.

Packend und dramatisch inszeniert, mit dem demnächst in den neuen Star Wars-Filmen auftretenden Oscar Isaac an der Spitze eines schauspielerisch hochwertigen Casts und musikalisch begleitet von den Songs eines Bruce Springsteen, ist „Show Me A Hero“ ein sehr gutes und vor allem wichtiges Stück Fernsehen in einer Zeit, in der oft das erzählerische Mittel und die Kraft der eindringlichen Dialoge in den Hintergrund geraten. Ich für meinen Teil muss mir jetzt endlich mal die „The Wire“-Komplettbox angucken.

GESAMTWERTUNG: 5,53 Punkte (sehr gut)

BLUNT TALK (SEASON 1)

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Walter Blunt (Patrick Stewart) ist Brite, Newsmoderator, wird ständig begleitet von seinem stocksteifen ex-Armeekumpel Harry und hat es jüngst geschafft, seine Karriere ziemlich komplett zu versauen. Comedy aus der Feder von Jonathan Ames („Bored To Death“), produziert von Seth MacFarlane („Family Guy“).

Sir Patrick Stewart sehe ich immer wieder gerne. Auch und vor allem in komischen Momenten, die so wunderbar konträr zu dem sind, was man sonst so von dem hageren Briten kennt und alleine daraus ihren Witz beziehen. Ich verweise als Beispiel auf eine Traumsequenz, in der Stewart, begleitet von einem Showballett, wie der junge Fred Astaire durch die Reihen tanzt und dabei grinst wie ein Honigkuchenpferd im Zuckerrausch. Das reicht schon, um mir ein Lachen zu entlocken. Von daher könnte sich „Blunt Talk“ zu meinem neuen guilty pleasure entwickeln. Denn jenseits von Walter Blunt kommt mir noch zu wenig, obwohl bei Assistent Harry durchaus gute Ansätze vorhanden sind. Drei Folgen sind geschaut, zwei landeten dank dickem Hauptdarsteller-Bonus bei 5 Punkten, die dritte Episode wollte hingegen gar nicht recht zünden. Ich bleibe dran und warte ab, wie es sich entwickelt.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN: 4,67 Punkte (befriedigend)

FEAR THE WALKING DEAD (SEASON 1) 

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Na, du? Auch Fan von „The Walking Dead“? Traurig wegen der Sommerpause? Weiter Bock auf Zombies? Dir fehlten in der Show aber familiäre Beziehungen und Dramen, Teenagernöte und ein richtig nerviger Junkie-Charakter? Dann freu dich auf die neue Serie“Fear The Walking Dead“, die eine Familie aus L.A. just beim Ausbruch der Untoten-Apokalypse begleitet, der wiederum inszeniert wirkt wie aus der BRAVO-Fotolovestory.

Okay, die erste Folge gesehen und dauernd im Kopf das Mantra „Das brauchst du nicht“ aufgesagt. Ich bin nicht die Zielgruppe, das dürfen Menschen goutieren, die auch „Scream – The TV Series“ übertoll finden. Vier Punkte, bitte in großem Bogen an mir vorbeitorkeln und mich nicht weiter beachten. Danke.

WERTUNG NACH EINER EPISODE: 4,0 Punkte (durchschnittlich) 
Sichtung eingestellt

STEPHEN FRY IN CENTRAL AMERICA

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Okay, das ist jetzt eher Information denn Besprechung. Stephen Fry ist nämlich meiner Meinung nach immer unterhaltsam und weise, manchmal nachdenklich stimmend und generell einfach ein toller Mensch. Nach den USA treibt es ihn nun für vier frische Episoden seiner Dokumentationsreihe nach Süden Richtung Mittelamerika, von dessen zahlreichen Staaten ich bisher maximal Mexiko, Costa Rica und Honduras (wegen der Fußball-WM) hätte aufzählen können. Diese Bildungslücke schließe ich jetzt, denn Stephen versorgt den Zuschauer wie gewohnt mit beeindruckenden Menschen, Erzählungen und Bildern. Obwohl ich erst zwei Episoden gesehen habe, ziehe ich bereits das Fazit und beschränke mich dabei auf eine runde Endnote, weil das Wertungssystem nicht so recht auf Reiseberichte passt.

GESAMTWERTUNG: 5 Punkte (gut)

88 (Juni 2015)

19 Jun

Seit ein paar Tagen herrscht Ruhe in der weiten US-Serienlandschaft. Nur in Florenz schnetzelt ein distinguierter Psychiater fesche Italiener zwecks Kathedraleninnenraumausstattungsbereicherung zu fleischig-blutigen Kunstwerken. Das gibt mir die Zeit, den nächsten Stapel an abgeschlossenen Staffeln zu präsentieren.

12 MONKEYS (SEASON 1)

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Okay, Pro- und Contra-Tabelle ausfalten und eine Wertung fällen. Kann doch nicht so schwer sein.

Es geht um Zeitreisen (++)
Und zu einem guten Teil um Endzeit (++)
Fast schon zu viele Zeitsprünge. Wer da (leider wie ich) nicht immer konsequent dran bleibt, kommt eher schwer wieder rein (-)
Kommt natürlich nicht an den genialen Film heran (-)
Emily Hampshire als irre Strippenzieherin hat was (+)
Amanda Schull als hübsche Apokalypseverhinderungs-Komplizin hat was (+)
Viele Ermittlungen enden in einer Sackgasse, Aktionen zahlen sich nicht aus (-)
Wer will, findet natürlich die üblichen Zeitreiselogiklöcher (-)
Keine Folge, die mich nicht zumindest zufrieden gestellt hat (++)
Das Finale hat reichlich neue Verwirrungspotenziale aufgedeckt (+ -)

Das ist nun freilich arg schlimm verkürzt. Dennoch: die Show hat was und ich bin wirklich versucht, mir in einem zweiten, konsequenten Durchlauf alle Episoden nochmal anzusehen oder mich wenigstens durch ein Wiki zu wühlen, um mir alle Zusammenhänge klar zu machen. Für den Moment verlasse ich mich auf meine Gesamtwertung, die sich dank des gelungenen Saisonabschlusses locker auf knapp 5 Punkte aufrunden lässt.

GESAMTWERTUNG: 4,98 Punkte (gut)

COMMUNITY (SEASON 6)

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Immer noch die verschrobenste Comedy-Serie, die auch eine Comedy-Serie sein will. Mit „Intro to Recycled Cinema“ hat man mal wieder einen absoluten Allzeitfavoriten geboren, mit dem Finale wohl einen neuen Rekord an Metaebenen aufeinandergestapelt und unser Dean in der virtuellen Datenwelt aus „Lawnmower Maintenance and Postnatal Care“ wird mir noch lange im Kopf herumspuken. Dazwischen viel Gutes mit teils sehr seltsamen Endsequenzen, die man wohl als Ersatz zu „Troy & Abed in the Morning“ etablieren möchte.

Andererseits: bei knapp der Hälfte der Staffel blieb ich ein wenig mit einem Fragezeichen über dem Kopf zurück. Eventuell sind da zu viele Anspielungen an mir vorübergerauscht. Paget Brewster und Keith David, die Neuen in der Gruppe, machen ihre Sache ordentlich; dennoch vermisse ich Troy als Dialog-Ping-Pong-Partner von  Abed doch schmerzlich. Aus Chang könnte man meiner Meinung auch mehr machen.

Summa summarum etwas schwächer als die fünfte, aber weit besser natürlich als die vierte Staffel. An die Hochzeiten der ersten drei Seasons kommt man allerdings nicht mehr ran. Die hebt man sich  dann wohl für den obligatorischen Film auf.

GESAMTWERTUNG: 5,05 Punkte (gut)

LOUIE (SEASON 5)

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Immer noch die verschrobenste Comedy-Serie, die keine Comedy-Serie sein will. „Slice of Life“ lautet das Stichwort, um das Baby von Louis C.K. einigermaßen erfassen zu können. G’schichten aus dem Leben hieß das mal bei uns. Keine im Drehbuch verankerten Gags, sondern einfach Einblicke in den Alltag, mit all seinen Begegnungen, Erfahrungen, Erlebnissen. Das kann schräg enden, lustig, dramatisch oder tragisch. Oder auch eher ereignislos. Diesmal nur 8 Episoden umfassend, was bei meinem Wertungssystem immer ein wenig die Gefahr der Unterbewertung heraufbeschwört. Wer einmal eine  wirklich aus der Rolle der Konvention fallende Episode einer TV-Produktion sehen möchte, dem empfehle ich 5×05, passenderweise mit dem Namen „Untitled“ versehen. Ebenfalls hervorhebenswert: die leise, dafür eindringlichere Betrachtung einer Comedy-Tournee im zweiteiligen Finale. „Louie“ bleibt der stille Meister der etwas anderen ZwanzigMinutennochwas-Unterhaltungsshow.

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)

GAME OF THRONES (SEASON 5)

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Vieles ist bekrittelt worden an dieser fünften Staffel; der eher langsame Einstieg, ein fehlendes Momentum in der Erzählung, kaum Bewegung bei den Hauptcharakteren. Für mich allerdings überstrahlte eine Tatsache das ganze Gemäkel: Ab dieser Season überholte nämlich die Fernsehserie in einigen Erzählungssträngen die Buchreihe. Was bedeutete, dass Schmökerer wie meinereiner vor nichts mehr gefeit waren. Tod, unschöne Szenen, Pfuiuiuis und anderes Gekrams konnten mich von nun an in jeder Episode als Zuschauer ungefiltert treffen, was schon mal für einiges an Grundanspannung zu sorgen wusste.

Trotzdem hat Game of Thrones dieses Jahr das Spitzenprädikat knapp verpasst. Zwar haben mich die letzten drei Episoden umgehauen und teilweise so fertig gemacht, dass ich kurz darüber nachdachte, den nächsten Tempel des vielgesichtigen Gottes aufzusuchen, um ebendort großes Wehklagen und Gejammere über die Herzlosigkeit von George R.R. Martin abzulassen. Spoilern werde ich an dieser Stelle nichts, aber eine gute Portion Leidensfähigkeit, keinerlei Anzeichen von Depression und ein ansatzweise heiteres Wesen sollten schon vorhanden sein, um schadensfrei diese zehn Episoden durchzustehen. Ich kann mich nicht entsinnen, mal bei einer TV-Serie öfter den Fernseher angeschrien zu haben.

Die entscheidenden Abzüge gab es für die heißdiskutierte Folge, die außer einem mal wieder unnötig reißerischen, feminismusunfreundlichen Finale wenig zu bieten hatte, den etwas zu gemächlichen Einstieg und ein bis zwei Handlungsorten, die die meiste Zeit nicht sonderlich prickelnd herüberkamen. Ansonsten aber gilt: das Kürzen und Herunterbrechen der Vorlage nebst Übertragung von Geschichten auf andere Charaktere funktioniert sehr gut,  Ausstattung und schauspielerische Leistungen sind über alle Zweifel erhaben und über einen Mangel an mitreißenden Momenten darf man sich gegen Ende wahrlich nicht beklagen. Dem alten grauen Grummelbart hinter der Show möchte ich aber allen Ernstes zurufen:

For heaven’s sake, George, please let us have some kind of win. Next season, we really need a win.

GESAMTWERTUNG: 5,85 Punkte (sehr gut)

SILICON VALLEY (SEASON 2) 

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Je länger ich mir „Silicon Valley“ anschaue, desto mehr frage ich mich, weshalb ich mir Sheldon & Co mit ihren Beziehungsödnissen überhaupt noch gebe.

Auch dieses Jahr kann ich die HBO-Show um die fünf seltsamen Typen mit dem flotten Kompressions-Code nur anpreisen. Wer „The IT-Crowd“ mochte und sich an die deutlich rauere Sprache gewöhnen kann, findet hier seine Vorzeigeshow in Sachen Nerdtum. Die Einblicke in die Welt der IT-Firmen, der Software-Entwicklung und des Konkurrenzgehabes sind pointiert, die Hauptcharaktere selbst plus Nebenfiguren wie Gavin Belson oder Russ „Three Comma Club“ Hanneman schräg angelegt. Zusätzlich bangt man trotz ihrer Dummheiten für die Jungs um Richard Hendricks, was das Finale schamlos ausnutzt. Mir als Zuschauer geht es da ähnlich wie bei „Veep“: Das ist alles so übertrieben, dass es der Realität erschreckend nahekommen muss.

Well played, Silicon Valley, well played.

GESAMTWERTUNG: 5,55 Punkte (sehr gut)

VEEP (SEASON 4) 

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Hugh Laurie spielt in der mittlerweilen vierten Staffel von Veep mit. Was das eh schon brillante Ensemble noch mal eine Nuance stärker, fieser, witziger und peinlicher macht. Wer sich von US-Politik als Grundlage und derben Wortausfällen als Garnitur nicht abschrecken lässt, bekommt auch dieses Jahr eine wunderbar aufgelegte Julia Louis-Dreyfus plus ihre erschreckend kompetenzfreien Berater, herrlich kaputte Konkurrenten und mehr peinliche Vorkommnisse als man Fettnäpfchen aufstellen kann. Das minimal schwächere Abschneiden im Vergleich zum Vorjahr liegt in zwei Episoden begründet, die nur 4,5 Punkte erhielten. Gerade die Idee, eine komplette Folge als Aneinanderreihung von einzelnen Anhörungen zu realisieren, hat in meinen Augen der Show ein wenig ihrer Stärke, nämlich den Wortgefechten zwischen Selina und ihren Untergebenen, beraubt. Ansonsten aber geht der Höhenflug von Veep – im Gegensatz zur Karriere von Miss Meyers – weiter.

GESAMTWERTUNG: 5,30 Punkte (gut)

HANNIBAL (SEASON 3)

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Die Show mit den exquisit-edelen Ekeleien ist wieder da.
Menschenfleischgourmet Hannibal treibt sein Unwesen aktuell in Italien und erfreut erneut mit gediegener Ausstattung sowie gehobenen Ansprüchen an Kunst, Kultur, Dialogtiefe und Magenwandstärke. Wer da nicht mithalten kann, kostet besser auch diesmal nicht Probe. Alle anderen dürfen bei den bisherigen zwei Episoden sich weiterhin wie ich ein wenig seltsam dabei fühlen, dass ihnen „Hannibal“ trotz all der Schrecklichkeiten mundet.

Mehr brauche ich wohl an dieser Stelle nicht zu schreiben. Wird auch diese Staffel überzeugen, irgendwann für NBC zu schwachquotig werden und seine Fortsetzung bei Netflix, Amazon oder anderen Interessenten finden. Denn die Mischung aus Stil und Würgereiz bleibt unerreicht.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH ZWEI EPISODEN: 5,30 Punkte (gut)  

WERTUNGSTENDENZ: gut bis sehr gut

 

YOUR FAMILY OR MINE (SEASON 1)

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Auf einer israelischen Serie basierende, klassische Komödie um das Lieblingsthema „Schwiegerfamilie“. Ausgangspunkt sind Oliver und Kelli, die gemeinsam pro Folge abwechselnd ihre Schwiegereltern und deren Familie besuchen. Es bedarf wohl nicht der gesonderten Erwähnung, dass ebendiese nicht aus normalen, verständnisvollen und nachvollziehbar handelnden Menschen bestehen. Im Angebot sind: das leicht verwirrte Familienoberhaupt (Richard Dreyfuss), die stets ihre Abneigung gegen Nichtfamilienmitglieder zeigende Mutter (JoBeth Williams), der beruflich erfolgreichere Bruder, der dickköpfige Akademiker-Daddy (Ed Begley Jr.), die perfekte Hausfrau (Cynthia Stevenson), die neidende Schwester, der Schönling ohne Drang zur dauerhaften Beziehung, die bemitleidenswerte Schwägerin (Angela Kinsey, The Office), das dümmlich-ludernde Schwesterlein.

Einige Charaktere sind zugegebenermaßen zu simpel gestrickt, dafür reißen es Begley Jr. und Williams bei den Eltern wieder heraus. Insgesamt nette Unterhaltung, die für ein paar Schmunzler zwischendurch jederzeit gut ist.

GESAMTWERTUNG: 4,65 Punkte (befriedigend)

HAPPYISH (SEASON 1)

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Wer nach einer Episode von „Game Of Thrones“ mal wieder vollkommen schlagbetäubt und vom Leben nicht nur in Westeros desillusioniert ist, sollte im Anschluss NICHT diese Show gucken. Denn „HAPPYish“ zeigt, dass die Welt eigentlich nur eins ist: ein von Arschlöchern bewohnter Scheißhaufen. Man möge meine Ausdrucksweise entschuldigen, aber wer sich daran schon stört, dürfte im fuck-, shit-, asshole-Gewitter dieser Showtime-Produktion elendig untergehen. Doch der Reihe nach….

Thom (Steve Coogan) und Lee (Kathryn Hahn), verheiratet mit Kind, reflektieren über das Leben, das Streben nach Glück, ihren beruflichen Alltag. Und zeigen alldem bereits nach einem kurzen Intro den Stinkefinger. Ursprünglich sollte die Rolle des Thom Payne mit dem leider zu früh verstorbenen Philip Seymour Hoffman besetzt werden. Coogan kenne ich nur als stets peinlichen, vom Misserfolg sich nicht unterkriegenden britischen Fernseh- und Radiomoderatoren Alan Partridge, was schon eine gewisse Umstellung zum fäkalfluchenden, mit dem Leben hadernden Werberessortleiter darstellt.

Mir ist es letztlich zu sehr zwanghaft auf Krawall und Obszönitäten gebürstet, als dass ich meinen Spaß daran haben könnte. Üblicherweise lasse ich mir meinen Spaß nicht durch ein paar Deftigkeiten in der Wortwahl verderben, aber Happyish übertreibt es mir einfach mit seiner Lust an der Provokation. Auch die CGI-Traumsequenzen mit ihren sprechenden Comicfiguren reißen es da leider nicht raus. Dass ich die Show gerne mögen würde, sieht man daran, dass ich 6 Folgen hoffnungsvoll drangeblieben bin. Letzten Endes hat mich aber der krachig-lärmende Themesong mehr beeindruckt als die erzählten Geschichten.

DURCHSCHNITTSWERT: 4,10 Punkte (durchschnittlich)
GUCKLISTENSTATUS: abgesetzt

 

THE COMEDIANS (SEASON 1)

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Alter Showhase (Billy Crystal) und junger Comedian (Josh Gad, 1600 Penn) werden in einem TV-Gagshow-Projekt zusammengesteckt und kommen eher weniger gut miteinander klar. Mockumentary mit Larry Charles (Curb Your Enthusiasm, Seinfeld) als ausführendem Produzenten.

Konnte mich leider nicht überzeugen, obwohl diverse Bestandteile wirklich verführerisch gut klingen. Billy Crystal etwa kann ich mir immer angucken, aber er alleine kann die Show leider nicht tragen. Josh Gad hingegen halte ich für dezent überbewertet, was sein komödiantisches Talent anbelangt. Diverse Elemente und Situationen aus „Curb your Enthusiasm“ blitzen natürlich angesichts des Produzenten durch, aber ich hatte eigentlich immer das Gefühl, dass es Larry David besser hinbekommen hätte. Oder gar schon mal hinbekommen hat.

DURCHSCHNITTSWERTUNG: 4,0 Punkte (durchschnittlich)
GUCKLISTENSTATUS: abgesetzt

OTHER SPACE (SEASON 1)

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Comedy im Weltall, produziert für Yahoo von Paul Feig (Bridesmaids und demnächst Ghostbusters). Planloser junger Kapitän mit unfähiger, unerfahrener Crew, sexy Raumschiff-Hologramm und Streberschwester als First Officer irrt nach einem fehlgeschlagenen Manöver durch Raum und Zeit.

Hätte ich auch gerne alleine schon wegen des Scrubs-in-Space-Settings gemocht. Die Ausstattung ist sehr kostensparend ausgefallen, die Effektabteilung konnte wohl auch kaum aus dem Vollen schöpfen. Was freilich herzlich egal sein könnte, wenn der Humor die Triebwerke gezündet hätte. Was er bei mir allerdings nicht tat. Karan Soni als Kapitän mag für manche niedlich sein, mir ist er zu kindisch-hibbelig, die anderen Crew-Mitglieder haben mich auch nicht für sich in Beschlag nehmen können und der Humor lag schlicht nicht auf meiner Empfangswellenlänge. Vom Roboter ART möchte ich gar nicht erst anfangen. Einzig wegen Natasha, dem Schiffscomputer, bin ich zwei Folgen dran geblieben. Geholfen hat zudem sicherlich nicht, dass in der zweiten Folge Dave Franco, mein Lieblingshass-Schauspieler (der mich in weiten Teilen der letzten Scrubs-Staffel unglaublich genervt hat), auftrat.

DURCHSCHNITTSWERTUNG: 4,0 Punkte (durchschnittlich)
GUCKLISTENSTATUS: abgesetzt

79 (Mai 2014)

30 Mai

Es gibt Drama in der Endabrechnung, baby!
(Ich versuch es jetzt mal mit kurzen Einleitungen)

AGENTS OF S.H.I.E.L.D (SEASON 1)

Habe ich für mich nach 9 Episoden eingestellt, weil ich einfach nicht damit warm geworden bin. Gerade die letzte von mir gesichtete Folge machte schmerzhaft deutlich, woran das Konzept krankt. Man biedert sich an die großen Suprhelden-Blockbuster an, kann allerdings natürlich deren aufgeblasenes Budget, die überbordende Action und das Spezialeffekte-Gewitter nicht mal ansatzweise bieten. So darf ich in S1E09 „Repairs“ etwa der Crew zusehen, wie sie nach der großen Schlacht aus „The Avengers“ im Schutt herumwühlt und über langweiligen Spuren und Reliquien herumbrütet. Aber Hauptsache, man hat einen Bezug zu den Avengers, der den Fan und die Kinogänger hibbelig werden lässt! Nö, lasst mal gut sein. Schade um Clark Gregg als Agent Coulson, den ich wirklich gerne sehe, aber ich schwenke mal wieder die weiße Fahne mit der Aufschrift „NICHT DIE ZIELGRUPPE“.

Wertungsschnitt nach 9 Episoden: 4,28 Punkte (durchschnittlich)


 

BELIEVE (SEASON 1)

Bo weint. Denn ihre Show „Believe“ wurde abgesetzt und was gibt es Traurigeres, als kleine Mädchen, die nicht mehr die Welt retten dürfen, weil es niemand sehen möchte? Ich bleibe dabei: aus der Kleinen (Johnny Sequoyah) wird mal was, die hat wirklich Talent. Leider drehte sich die Mischung aus X-Men, Heroes und Jesus Christus recht schnell im Kreis. Jede Folge eine gute Tat der Heilsbringerin, ein bisschen Gezoffe mit dem Daddy, letztlich stets ins Leere laufende Verfolgungsaktionen der Polizei. Die Ziele des Orchestra Projects wurden früh enthüllt und am Ende lief es eben auf eine finale Konfrontation zwischen Winter und Skoras hinaus, den man selbstverständlich gerne mit allen Mitteln hinausgezögert hätte. Das wurde mir so etwa ab der siebten Folge zu durchschnittlich. Gut möglich, dass ich allerdings die verbleibenden Folgen sogar noch schauen werde, so quasi als „Hach-ja-mit-Bo-wird-alles-gut“-Herzerwärmungstherapie, aber letztlich hat es nicht für den großen Wurf gelangt.

Wertung nach 10 Episoden: 4,70 Punkte (befriedigend)


 

RESURRECTION (SEASON 1)

Wen interessiert eine Mysteryserie, die gar nicht mehr dazu kommt, ihre Geheimnisse weiter schön lange für sich zu behalten? Zwar ist „Resurrection“ im Gegensatz zu „Believe“ verlängert worden, was mir allerdings egal sein kann, weil ich bereits nach der sechsten Episode das Leichentuch über die Show geworfen hatte. Versuchte man zunächst, die Spannung aufrechtzuerhalten, indem man jede Folge einen neuen Rückkehrer einführte, brach das Geheimniskonstrukt für mich zusammen, als man sich auf den langweiligen Geistlichen und seine Freundin konzentrierte und die Wiederauferstandenen keckerweise einfach wieder verschwinden ließ, ehe sie mal erzählen konnten, was Sache ist. Danke, liebe Leute, dass ich den sonst für seine Knorrigkeit bekannten Kurtwood Smith mal als alten, jammernden Mann sehen durfte, aber das war es dann auch schon.

Wertung nach 6 Episoden: 4,08 Punkte (durchschnittlich)


 

JUSTIFIED (SEASON 5)

Deputy Marshal Raylan Givens liefert wieder ab. Nach der etwas schwächelnden vierten Staffel hat man nun wie gehabt alles reingepackt, was der zähe Gesetzeshüter und Revolverschwinger im Niemandsumland von Kentucky so braucht, um sich und seine Fans glücklich zu machen: fiese Asi-Gangster aus Florida, obendrauf noch Verwandte unser aller liebsten Flachpfeife Dewey Crowe, ordentlich Blei in der Luft, ein Bodycount wahrhaft jenseits von Gut und Böse, Boyd Crowder als lässiger Herrscher im Intrigantenstadl und ein Finale, das Lust macht auf die finale sechste Season. Okay, die Knastabenteuer von Boyds Flamme Ava haben mich jetzt nicht durchweg umgehauen, gingen aber letztlich in Ordnung. Erstaunlich zudem, wieviele Darsteller mittlerweile ein Interesse dran haben, in „Justified“ gegen ihre übliche Besetzung anzuspielen und mal den zähen Ermittler, Redneck oder Bösewicht raushängen zu lassen: Michael Rapaport (mit „The War At Home“ eher als Comedian bekannt), David Koechner (u.a. Anchorman 1 und 2), Alan Tudyk („Firefly“) oder Will Sasso (diverse ganz schlimme Comedyfilme),  Ich erwarte demnächst noch Will Ferrell und Jim Carrey. Und es würde wohl trotzdem rocken.

Gesamtwertung: 5,54 Punkte (sehr gut)


 

THE AMERICANS (SEASON 2)

Stets akkurat sitzende Perücken auch im Kalten Krieg. „The Americans“ kommt in seiner zweiten Staffel leider nicht mehr ganz an das Niveau der ersten Season heran, schafft aber noch den Sprung in die 5 Punkte. Man hat dieses Mal mehr auf lang gestrickte Handlungsfäden, innerfamiliäre Probleme und vor allem viel russische Dialoge mit englischen Untertiteln gesetzt. Wobei aus meiner Sicht der allgemeine Spannungspegel inklusive Aufflieg-Gefahr nicht mehr so konstant hochgehalten werden konnte wie vorher.  Das Finale löste schließlich furios vieles ein, was zuvor versprochen wurde. Von diesem Sturm und Drang hätte ich mir in manchen Folgen etwas mehr gewünscht. Bonuspunkt für die Show: Sie führt den gefürchteten „Teenagerkind findet in der Gemeinschaft den Glauben an Jesus“-Handlungsstrang ein und bringt mich doch nicht zum Verzweifeln.

Gesamtwertung: 5,06 Punkte (gut)


 

THE WALKING DEAD (SEASON 4)

Über die erste Halbzeit habe ich mich ja schon ausgelassen. Wie verlief also die Staffel nach dem Pausentee? Den größten Teil der Sendezeit sehen wir die verstreuten Protagonisten auf dem Weg zum Camp, das die Rettung für alle verspricht. Man diskutiert, ist mit dem Leben fertig oder von der Suche nach den anderen angetrieben. Ab und an streunen ein paar lustlose Zombie herum und warten auf ihre Schädel-/Hirnpunktion. Und am Ende ertönt ein klagend deprimierender, auf der akustischen Klampfe eingespielter Countrysong (Den alten Horror-Zottel Rob Zombie könnte das ärgern, aber so langsam formt sich da schon das Genre „Zombie-Music“).

Die Episoden S4E09-S4E16 sind also charakterlastig, um es mal mit einem Wort zu sagen. Ein Wort, das  bei mir im Zusammenhang mit „The Walking Dead“ immer Schauer der nicht ganz wohligen Art auslöst. Ich habe eine Theorie, weshalb ich mit den Figuren in der TV-Serie nichts anfangen kann. Meinen Kick in Sachen Empathievermögen und Mitfiebern bzw. Mitleiden für Charaktere in der Zombie-Apokalypse hole ich mir in den Telltale-Computerspielepisoden gleichen Namens ab. Dort treffe ich die Entscheidungen, muss mit ihren Konsequenzen leben und in den allermeisten Fällen endet das in großem  „Ogottogott“ und „Hätt-ich-doch-nicht…“

Beim Fernsehpendant hingegen sitze ich dem Drama innerhalb der Gruppe eher leicht teilnahmslos gegenüber. Selbst der große Aufschrei um die Episode „The Grove“ ist sauber an meinen Ohren vorbeigeklungen. Weshalb die vierte Staffel dieses Jahr nach der aus meiner Sicht sehr guten dritten Season wertungsmäßig ordentlich in den Keller gegangen ist. Mal schauen, wie es weitergeht: ich habe Hoffnung, dass die Auseinandersetzung mit Menschen aus einer anderen Gruppe mehr Potenzial bietet, mich anzusprechen. Und was die Zombies angeht, müsste sich auch mal jemand was einfallen lassen.

Gesamtwertung: 4,57 Punkte (befriedigend)


 

HANNIBAL (SEASON 2)

Dass eine dermaßen kranke und gute Show im amerikanischen Fernsehen bei einem Sender wie NBC läuft, ist schon seltsam. Wieder gilt der gutgemeinte Ratschlag: Nix essen, wenn Hannibal auf dem Bildschirm zu Gange bittet. Ekelhaft, verstörend, aber doch auch edel inszeniert liefert die zweite Staffel nochmals einen Nachschlag in Sachen Qualität. Und zwar gleich vom Entrée an: Die einführenden Folgen haben mich in ihrer audiovisuellen Machart direkt vom Stuhl gehauen und erst gegen Ende schlichen sich ein, zwei Episoden ein, für die ich mir nur ein Okay abringen konnte. Der Rest allerdings ist ein Fest für alle, die es nicht abgefahren und seltsam genug auf dem Fernsehteller haben können.

Bekritteln (und damit das Fehlen der Höchstwertung rechtfertigen) möchte ich ganz leicht Folgendes:

1)    Der Season-Opener zeigt schon Teile des Finals,

2)    Die Geschichte um und die Figur von Mason Verger selbst schien mir etwas zu sehr drangeklatscht, bei der Darstellung durch Michael Pitt („Boardwalk Empire“) dachte ich kurz an die haarsträubend überzeichneten Figuren aus „American Horror Story“ Season 2 und 3. Dafür ist das, was schließlich mit Mason passiert, wiederum wohlig hart an der Magenschmerzgrenze.

3)    Der eingebaute Twist um Will war doch sehr durchschaubar. Ach ja, und manchmal übertreibt es Bryan Fuller dann doch mit den Dialogen und der kakophonischen Perkussions-Sounduntermalung.

Das sind letztlich aber nur Petitessen, nichts mehr als kleine Flecken auf dem Tischtuch. Das sich über- nein, ergebende Gesamtbild zeigt eine Show in ihrer Hochphase, die Appetit auf mehr macht, so man sich zu den hartgesottenen Fernsehgourmets zählt.

Gesamtwertung: 5,72 Punkte (sehr gut)


 

Und zum Schluss die Wertungsstände der noch laufenden Dramaserien:

24 4,80 Punkte
Fargo 5,73 Punkte
Game of Thrones 5,61 Punkte

 

76 (März 2014)

28 Mär

Seriencheck is back! Zwar erst spät im Monat, aber immerhin noch. Hängt leider damit zusammen, dass ich a) bei Dark Souls II viele, viele unnötige Tode starb, sterbe und noch sterben werde und b) mit meinem Grippe-Virus gerade bei den deutschen Meisterschaften im „Unglaublich, was man alles aus der menschlichen Nase rausholen kann“ mitzumachen gedenke. Prall gefüllt sind aber nicht nur die Nebenhöhlen, auch die Serien haben sich aufgestaut, sei es in Form von Neu- bzw. Saisonstarts, Saisonabschlüssen und Schlusswertungen infolge Absetzung.

RESURRECTION (Season 1)

resurrection

Der kleine Jacob wacht eines Tages in einem Reisfeld irgendwo im chinesischen Hinterland auf und will verständlicherweise nach Hause. Der Einwanderungs- und Zollbeamte Bellamy (Omar Epps, House M.D.) nimmt sich des Jungen an und überführt ihn nach Hause. Wo sein Vater (Kurtwood Smith, That 70’s Show) eher schockiert und verwundert reagiert, weil er den Buben vor 32 Jahren höchstselbst zu Grabe getragen hat. Und Jacob soll nicht Einzige bleiben, der in die beschauliche Kleinstadt in Missouri zurückkehrt.

Mystery und heftiges Zerren an der Tränendrüse stehen im Mittelpunkt des Piloten. Letzteres war mir sogar ein bisschen zu viel, dazu versprühte der Jungdarsteller eher das Flair seines Kollegens aus „Touch“, sprich: große Augen machen und wenig sagen. Natürlich packt man mit so einer Geschichte die Zuschauer, die sich schon daran gewöhnt hatten, dass ihre Lieben nur noch als Untote zurückkehren können. Auch ich kann mich der Faszination des Themas nicht entziehen, weiß aber als Mystery-Seriengucker, dass da schnell alles den Bach runtergehen kann. Überstrapaziert man die Geduld und das Interesse des Publikums? Wird zu sehr alles in die Länge gezogen? Kriegt man eine gescheite Auflösung hin, ohne sich zuvor in Peinlichkeiten zu verstricken? Bisher behilft sich die Show damit, einfach jede Folge einen neuen Bewohner zurückkehren zu lassen. Die Zuschauer scheinen es nicht zu danken, nach einem tollen Start ist Rückgang das Motto der Stunde. Ich bleibe dran, alleine wegen des „Wie geht’s weiter oder wann reiten sie es in die Scheiße“-Faktors. Wertungsmäßig halte ich mich noch zurück, nach der dritten Episode konnte ich bisher aber problemlos jeweils die Note „befriedigend“ ziehen. Die höheren Punktekärtchen hebe ich mir auf, wenn es sich in die richtige Richtung entwickelt.

Wertungsschnitt nach 3 Episoden: 4,50 Punkte (befriedigend)

Gucklistenstatus: wegen allgemeiner Mystery-Neugierde noch drauf

BELIEVE (Season 1)

believe

Bo ist ein Mädchen mit übersinnlichen Fähigkeiten, das von einer undurchsichtigen Geheimorganisation um den Wissenschaftler Roman Skouras (Kyle MacLachlan, Twin Peaks) und der Polizei gejagt wird. Dank der Unterstützung durch eine Rebellengruppe flüchtet sie zusammen mit ihrem zugewiesenen Begleiter, dem Strafgefangenen William Tate, von Stadt und Stadt und berührt dabei auf ihre eigene Art das Leben derer, mit denen sie Bekanntschaft schließt. Mysteryshow, erdacht von Alfonso Cuarón (Gravity) und produziert von J.J. Abrams.

Die Story erinnert ohne Frage an das schon oben erwähnte „Touch“ und es bedurfte schon des Namens Cuarón, dass mein Interesse endgültig geweckt wurde. „Touch“ war bei mir ja damals nach 3 Episoden durch: nerviges autistisches Kind, jammerlappiger Begleiter, käsige Dialoge, schluchziges Gutmenschentum, kurzum ein „Ein Engel auf Erden“ der Neuzeit. „Believe“ stolpert nicht in diese Fallen, im Gegenteil. Ich meckere ja oft und gerne über Kinderdarsteller, aber wo Lob angebracht ist, muss Lob ausgesprochen werden, also: Johnny Sequoyah macht ihre Sache ganz ausgezeichnet und hat für ihr Alter eine tolle Bildschirmpräsenz. Es hat mir richtig Spaß gemacht, der kessen Kleinen zuzuschauen, vor allem im Zusammenspiel mit ihrem Begleiter, dem sie mehr als nur einmal die Show stiehlt. Von dieser Seite also alles im grünen Bereich. Auch die unvermeidlichen Rührseligkeitsmomente, wenn Bo in die Schicksale ihrer Bekanntschaften eingreift, sind bisher für mich eher herzerwärmend und nie aufgesetzt, peinlich oder übertrieben tränendrüsig. Nach der dritten Episode, die mit Rückblenden sehr vieles von der Hintergrundgeschichte aufdeckt, weiß ich allerdings nicht, welche Richtung die Show nun einschlagen will. Jede Folge ein neuer Fluchtort plus Wohlfühlbegegnung? Auch hier muss die Zeit (und die weitere Anwesenheit des US-Publikums) zeigen, wo es langgehen wird. Wertungsmäßig sehe ich „Believe“ derzeit eine gute halbe Notenstufe über „Resurrection“.

Wertungsschnitt nach 3 Episoden: 5,05 Punkte (gut)

Gucklistenstatus: wegen Mystery-Neugierde und dem Mädchen mit dem komischen Vor- und Nachnamen derzeit stabil drauf

GROWING UP FISHER (Season 1)

growing up fisher

Die 80er Jahre, inspiriert von einer wahren Familie: zwei Kinder, ein Hund, Scheidung. Und der Vater ist blind, aber da macht er sich nix draus.

Hat mein Interesse geweckt, weil mir Jason Bateman auf der Castingliste
auffiel. Der wirkt aber nur als Erzählerstimme mit. Dafür ist Jenna
Elfman mit von der Partie, die ich bei weitem weitem weniger gerne sehe
(die zuerst gecastete Parker Posey wäre mir viel lieber gewesen). Ein
klarer Fall von „Ich habe nur eine Folge gesehen, aber ich bin so unfair
und guck es nicht mehr“. Dabei gefiel mir J.K. Simmons (Men At Work) in
seiner Rolle als blind-forscher Vater, der Hund ist goldig, aber an den
Rest kann ich mich schon nicht mehr erinnern. Inhaltlich ein weiteres
Loblied auf die amerikanische Familie, also in Zeiten von „Modern
Family“, „The Goldbergs“, „The Middle“, „The Michael J. Fox Show“ und
wasweißichnoch jetzt nichts spektakulär Neues. Sollte es jemand aus der
hochgeschätzten Leserschaft weitergucken und es richtig toll werden,
bitte wie gehabt einen Hinweis hinterlassen.

Wertungsschnitt nach einer Episode: 4,0 Punkte (durchschnittlich)

Gucklistenstatus: abgesetzt

WORKING THE ENGELS (Season 1)

working-the-engels

Bei den Engels hängt der Haussegen schief. Denn der Herr des Hauses, Anwalt von Beruf, hinterlässt mit seinem Tod der Familie nur Schulden. Dabei ist diese doch wahrlich schon gestraft genug: mit einer leicht verpeilten, selbstbezogenen und dem Alkohol zusprechenden Mutter, einem nur für Kleinkriminalität brauchbaren Sohn und einer abgedrehten, esoterisch angehauchten Tochter. Die einzige Hoffnung ruht auf der jüngsten Tochter, die ebenfalls der Rechtsvertretung nachgeht und angesichts ihres Umfelds fast schon bedauernswert normal ist. Zusammen mit ihrer Familie geht sie die schwere Aufgabe an, die väterliche Kanzlei fortzuführen.

Arrested Development light – das trifft es kurzgefasst ganz gut. An die Bluths kommen die Engels natürlich lange nicht heran, die spinnen bekanntlich in ihrer eigenen Klasse (die vierte Staffel soll übrigens laut amazon.co.uk am 9. Juni erscheinen). Aber es ist nett genug und mit ausreichend Potenzial, dass ich noch dranbleibe.

Wertungsschnitt nach 2 Episoden: 4,50 Punkte (befriedigend)

Gucklistenstatus: noch drauf

HANNIBAL (Season 2)

hannibals2

„Die Teller bleiben gerne leer, läuft Hannibal im Fernse-heer“. Was ich mit diesem angestrengt zusammengedichteten Sinnspruch sagen will: Hannibal ist wieder da und man sollte wirklich nichts während dieser Serie zu sich nehmen, was sich ausgewürgt farblich mit dem Teppich beißt. Wer hingegen als Serienfeinschmecker dem Schnabulieren zur Fernsehzeit entsagen kann, wird wie gehabt wohlmundend bedient. Meinen Geschmacksnerven zufolge kann diese Saison gar eine Steigerung drin sein, denn die bisher servierten vier Episoden waren ein Genuss und an kribbelnder Spannung, schrecklich-schöner Inszenierung und edelster Ekelhaftigkeit kaum zu überbieten. Keine Füllerfolgen wie etwa „Oeuf“ oder „Coquilles“ in Season 1, Hugh Dancy ist nicht über einen erheblichen Zeitraum im Ermittlerdelirium festgesetzt, sondern analysiert messerscharf und Mads Mikkelsen ist eh der dicke Wasabi-Klacks im frisch aus irgendwas Rohem geschnittenen Sushi der Show. Wenn es so weitergeht, binde ich mir demnächst zu Beginn einer neuen Episode aus Vorfreude eine Serviette um.

Wertungsschnitt nach 4 Episoden:  5,62 Punkte (sehr gut)

THE AMERICANS (Season 2)

theamericans2

Ach ja, damals, als noch echter kalter Krieg war und die Sowjetunion faktisch alles östlich von Berlin. Einfache, simple Zeiten. Pustekuchen!  Denn unsere beiden russischen Spione Elizabeth und Philip stecken wieder mitten im Schlamassel, nachdem ein paar gemeinsame Stunden mit einem befreundeten Agentenpaar auf eher unschöne Weise enden. Als ob das nicht genug wäre, kratzt das pubertierende Töchterlein auch noch an der hart erarbeiteten Unscheinbarkeitsfassade. „The Americans“ läuft in den bisher gesehenen Folgen stabil und effizient wie die Büroschreibmaschine in der russischen Botschaft. Die besonders guten Episoden fehlen zwar noch, aber die werden schon noch eintrudeln. Bis dahin gilt: Stellung halten und immer nachprüfen, dass die Perücken sitzen, Kameraden!

Wertungsschnitt nach 4 Episoden: 5,00 Punkte (gut)

ALMOST HUMAN (Season 1)

Ein weiteres meiner „guilty pleasures“, sprich: ist nicht so toll, aber ich gucke es trotzdem gerne und weiter. Ich mag einfach die Chemie zwischen John Kennex und Dorian, diese Mischung aus Gefoppe und Kumpanei, das humoristisch-augenzwinkernde Element, das durch Rudy reingebracht wird und eben der über allem schwebende futuristische Touch. Die Fälle sind dabei nie die SciFi-gewordenen Überknaller, so manches Mal wird gegen Ende das Brot mit der ganz dicken Schicht Schmalz bestrichen und das Finale nimmt den zu Beginn aufgebauten Verschwörungsstorybogen gar nicht auf. Aber ich mag es mehr als „Agents Of S.H.I.E.L.D“, das ich mittlerweile nach 9 Folgen für mich eingestellt habe.

Gesamtwertung: 4,82 Punkte (befriedigend)

BROOKLYN NINE-NINE (Season 1)

Als erste neugestartete Comedy mit einer vollen Staffel im Ziel und mit den besten Chancen, im Seriencheck die beste  Comedy der Saison zu werden. Eine reife Leistung. Es hat mich sehr gefreut, dass „Brooklyn Nine-Nine“ mit einem Emmy ausgezeichnet worden ist, denn so wurde die erstklassige Arbeit, die Daniel J. Goor und Michael Schur bereits zuvor mit „Parks und Recreation“ beständig abgeliefert haben, endlich gewürdigt. Das Polizeirevier strotzt einfach vor sympathisch-schrulligen Charakteren, jeder bringt seinen eigenen Charme mit ein, alle sind auf ihre Art liebenswert. Andy Samberg würde ich da gar nicht hervorheben wollen, denn auch Terry Crews, Andre Braugher oder die mir bisher unbekannten Joe Lo Truglio, Chelsea Peretti, Stephanie Beatriz und Melissa Fumero sind immer wieder für herrliche Situationen und Lacher gut. Jetzt habe ich den kompletten Cast runtergerasselt. Außer Hitchcock (Dirk Blocker) und Scully (Joel McKinnon Miller), den zwei alten Säcken. Die sind aber auch lustig. Ich schließe die Beweisführung.

Gesamtwertung: 5,23 Punkte (gut)

MEN AT WORK (Season 3)

Da habe ich beim letzten Mal noch herumgelobt, wie gut die Show funktioniert, weil der Cast so sympathisch agiert und sich daraus ableitend das Ganze wie auf geschmierten Rollen läuft. So war es auch die ersten drei bis vier Episoden, aber danach entpuppten sich gerade die frisch installierten Nebenfiguren wie der neue Boss oder die neue Mitarbeiterin als nicht die ganz großen Gagbringer. Danny Masterson fand ich darüber hinaus in seinem saisonübergreifenden Handlungsstrang eher verschenkt. Und weil „Men At Work“ auch dieses Jahr nur 10 Episoden lang läuft, hauen die Durchhänger wertungsmäßig besonders rein. Daher zwar immer noch im Befriedigend, aber dafür nicht mehr mit leichter Plus, sondern deutlicher Minus-Tendenz. Was auf meiner Wertungsskala wohl den bedeutendsten Unterschied innerhalb einer Gesamtnote ausmacht. Also Jungs, härter arbeiten in der nächsten Staffel!

Gesamtwertung: 4,55 Punkte (befriedigend -)

TRUE DETECTIVE (Season 1)

Jetzt aber zum ersten amtlichen Über-Hit des neuen Serienjahres. „True Detective“ hat sich in mein Herz gespielt. Großartige schauspielerische Leistungen von McConaughey und Harrelson, die abseits des Kriminalfalles allein schon das Zuschauen wert sind. Selten waren wohl die persönlichen Hintergrundgeschichten der Protagonisten so sehr gleichauf mit dem Haupthandlungsstrang, was Qualität, Spannung und Inszenierung angeht. Dazu noch die wunderbar eingefangenen, sumpfig-kaputten Landschaften Louisianas und ein klasse Soundtrack, angeführt von der mich jedesmal zum Mitsummen anregenden Titelmusik. Einige dürften mäkeln, dass die aufgebaute Mysterykomponente letztendlich kaum zum Tragen kommt, die Ermittlungen ein eher konventionelles Ende finden. Mich hat das allerdings überhaupt nicht gestört, denn auch im Finale haben die Macher alle Stärken des Formats ausgespielt. Ich bin gespannt, in welcher Besetzung die zweite Staffel startet, neueste Gerüchte sehen ja Brad Pitt in einer Hauptrolle. Es wird in jedem Fall eine Herausforderung, sich an dieser Staffel messen zu müssen. Auch für die weiteren Serienhighlights 2014.

Gesamtwertung: 6,01 Punkte (überragend)

SEAN SAVES THE WORLD (Season 1)

Abgesetzt nach 13 Episoden, hatte aber durchaus seine Momente, vor allem das Zusammenspiel zwischen Sean Hayes und Thomas Lennon. Insgesamt reichte das aber weder, um das US-Publikum zu begeistern, noch um bei mir Höchstwertungen abzukassieren. Immerhin wurde es mir nie zu langweilig, um nicht jede Woche reinzuschauen.

Gesamtwertung: 4,46 Punkte (befriedigend -)

THE MICHAEL J. FOX SHOW (Season 1)

Auch Michael J. Fox hat es nicht geschafft, eine komplette Staffel durchzubringen. Ich glaube, es ging da vielen wie mir, die es toll fanden, den sympathischen Mimen mit seiner eigenen Comedy auf dem Bildschirm wiederzusehen. Nach ein paar Folgen wurde aber klar, dass hier nicht der große Wurf gelingen sollte. Eher heimelige Familienunterhaltung, von der am Ende nicht so recht viel hängenbleiben wollte. Auch weil der Rest des Castes keine Glanzlichter setzen konnte und für den titeltragenden Darsteller die Rolle als Alleinunterhalter doch zu schwer zu stemmen war. Ansätze waren zwar vorhanden, aber nun mal nicht zahlreich genug.

Gesamtwertung: 4,30 Punkte (durchschnittlich)

69 (Juni 2013)

28 Jun

Vor kurzem gab es in meiner Wirk- und Schaffensumgebung einen knapp 15-minütigen Stromausfall. Was mich Demut gelehrt und der Erkenntnis nahegebracht hat, dass ich in der Welt von „Revolution“ wohl nicht mal ansatzweise so lange überleben würde, um den Figuren die ganzen Storylöcher in ihrer Serie zu erklären. Hier die letzten Wertungen vor dem Beginn der Sommersaison, die schon Ende der Woche mit der finalen Staffel von Dexter durchstartet.

Arrested Development (Season 4)

Wir haben einen Sieger in der Kategorie „Beste Comedy 2012/2013“. Familie Bluth hat es tatsächlich kurz vor Teilnahmeschluss geschafft, den Titel davonzutragen. Zugegebenermaßen in einem Jahr, in dem die Comedy-Shows nicht gerade ihre große Blütezeit hatten, aber dennoch. Meine erste Einschätzung aus dem letzten Check möchte ich an dieser Stelle noch ein wenig erweitern:

Der Einstieg lebte praktisch von der Wiedersehensfreude bezüglich der schrägen Charaktere. Dass diese pro Episode einzeln und nicht wie gewohnt im Rudel aus Chaos und Peinlichkeit auftraten, sorgte für einige nur mit einem okay zu bewertende Episoden. So fand ich etwa die Hauptstorylines von Lucille und Lindsay deutlich schwächer als den Rest. Auch an der Zusammenführung der einzelnen personalisierten Handlungsstränge konnte man etwas bekritteln: so herrlich gelungen manches seltsame Verhalten und Mysterium in deren Verlauf aufgelöst wurde (bestes Beispiel: George-Michael in S4E13: It Gets Better), so wenig zündete für mich die letzte Episode „Blockheads“. Einfach, weil sie nichts mehr draufzupacken vermochte – außer dem Winken mit dem Fortsetzungszaunpfahl in der allerletzten Szene.

Jetzt aber zur Lobhudelei: denn Arrested Development traut sich an den wilden, kaputten, fremdschämigen, auch gerne mal Schmerzen verursachenden Humor, den andere Shows aus irgendwelchen Gründen nicht mehr bringen („Community“ hatte man ihn dieses Jahr bekanntlich in Form von Dan Harmon herausoperiert). Zusätzlich wird den Fans eine Masse von Anspielungen und liebgewonnenen Catchphrases geliefert, dass man bei der zweiten Sichtung immer neue Nuancen entdeckt. Ich für meinen Teil konnte etwa in einer bestimmte Szene beim Anblick der Dekoration in der Kirche kaum noch an mich halten. Die Gaststars aus den vergangenen drei Seasons sind fast alle vollzählig erschienen, die Hauptfiguren überzeugen weiterhin mit ihren charaktertypischen Eigenheiten: meine absoluten Lieblinge Gob (Will Arnett), Buster (Tony Hale) und Tobias (David Cross) liefern großartige Segmente ab, zusätzlich etabliert sich der gereifte George-Michael (Michael Cera) mit der herrlich komischen Geschichte um seine beruflichen Avancen. Richtig gut gelungen: der Blick hinter die Filmkulissen mit Ron Howard, die Dummheiten von Familienanwalt Barry Zuckerkorn, Michaels endlich realisierte Bausiedlung und ihre Bewohner, George Bluths Pläne, um die Firma voranzubringen und wenn ich den Kram auf der hoffentlich bald erscheinenden Blu-ray nochmal schauen kann, fallen mir noch mehr ein. Ich freue mich drauf.

Season 5? C’mon!

Gesamtwertung: 5,73 Punkte (sehr gut)

Men At Work (Season 2)

Finde ich immer noch sehr sympathisch, die Vierer-Bande um den ehemaligen „That 70’s Show“-Darsteller Danny Masterson. Wo „How I Met Your Mother“ immer mehr in die Untiefen unnötiger Beziehungskisten abgleitet und einfach nicht mehr den erfrischenden Humor früherer Zeiten liefern kann, sind hier arbeitende Kerle am Werk, die sich auf das konzentrieren, was eine Ensemble-Comedy ausmacht. Typen, mit denen man auch gerne einen trinken gehen würde; drollige Situationen, die sich in peinliche Situationen steigern; gegenseitige Aufzieherei mit gekonnten Sprüchen direkt aus der Hüfte geschossen. Das ist jetzt nichts, was die 22-Minuten-Schiene revolutioniert. Vieles hat man an anderer Stelle schon gesehen, nicht jeder Gag zündet in einem furiosen Feuerwerk, die Stärke von Men At Work liegt vielmehr  darin, dass jede Episode den Zuschauer mit einem zufriedenen Lächeln (und manchmal mehr) zurücklässt. Durchhänger? Langweiler? Naja-Episoden? Fehlanzeige. Deshalb bleibt diese kleine TBS-Comedy auch in der zweiten Staffel ein lockerer Spaß, der nach 10 Episoden leider aber schon wieder vorbei ist.

Gesamtwertung: 4,80 Punkte (befriedigend)

Revolution (Season 1)

Die Show, mit der ich am meisten gehadert habe, das schicke ich direkt mal voraus. Denn ich mag Endzeit-Settings, die Serie fährt beachtliche Schauwerte auf, der Cast besteht u.a. aus Giancarlo „Breaking Bad Gus Fring“ Esposito (was alleine für mich schon ein Grund war, dranzubleiben, um dem lässigen Kerl beim Schauspielen zuzusehen). Die ersten fünf Folgen hatten auch eine Tendenz, die die Show in der Schlusswertung an eine 5er-Wertung herangebracht hätte. Natürlich tauchten hier und dort kleinere Logiklöcher auf, die Geheimniskrämerei nahm künstlich überhand, um weiter die Spannung hochzuhalten, aber insgesamt ging das alles in Ordnung.

Bis zu der Folge, in der man den Hintergrund und Ursprung für den weltweiten Stromausfall präsentierte. Sorry, aber ich habe selten ein so dämlich dahinkonstruiertes Plotelement erlebt. Ja, es ist schwer, sich neue Ursachen für tolle Katastrophen einfallen zu lassen. Ein bisschen Mühe ist man dem Zuschauer dennoch schuldig. Schon bezeichnend, dass in der Rückrunde nach der Auflösung keiner der Beteiligten mehr über diesen Punkt nachdachte oder diskutierte. Für mich fühlte es sich an, als hätte der betreffende Autor im übertragenen Sinne seine Notdurft in einer Ecke des Raumes verrichtet und die Schauspieler gäben sich nun größte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen und – sei es halt mit zugehaltenen Nasen – souverän drumherum zu agieren.

Von da an ging es endgültig bergab. Denn dieser mich schon leicht in meiner Intelligenz beleidigende Erklärungsversuch bewirkte, dass zugleich die dicken Fehler und Unsinnigkeiten der Show in den Vordergrund traten. Wo ich vorher nach Milde walten ließ, weil mich das Konzept noch für sich in Beschlag nehmen konnte: Dass der Super-Onkel es jederzeit mit seinem Säbel mit einer schießwütigen Armee aufnimmt. Dass Menschen nach jahrzehntelangem Stromausfall plötzlich locker leicht wieder hochkomplizierte technische Gerätschaften bedienen. Dass sich ein Charakter im Gewühl absichtlich so genau in die Brust schießt, dass er ohne bleibende Schäden auch ohne jegliche ärztliche Behandlung überlebt. Dass verfeindete Parteien zusammenarbeiten, obwohl sie sich die Staffel hindurch schwören, den anderen bei nächster Gelegenheit umzubringen. Dass der Grund für den nicht fließenden Strom auch praktischerweise dem Sterben geweihte Menschen heilen kann. Dass drehbuchbedingt kein Bösewicht sterben darf, weil er für die zweite Season gebraucht wird.

Ich mach es kurz: das von mir mit 2,5 Punkten bewertete Finale hat mich schmerzvoll überzeugt, dass ich Revolution nicht mehr weitergucken muss. Nach einem guten Start, der letztlich dafür verantwortlich ist, dass es bewertungstechnisch noch für ein „Durchschnittlich“ gereicht hat, ließ mich die Serie letztlich mit einem Gesichtsausdruck zurück, den Elizabeth Mitchell aufzutragen pflegt, wenn sie mal wieder verzweifelt um ein Geheimnis herumknödelt. Selbst Fans, die an einer schönen Portion Trash ihre Freude haben, kommen hier wohl nur kurz auf ihre Kosten.

Mr. Esposito, please sign up for another show.

Gesamtwertung: 4,30 Punkte (durchschnittlich)   

Veep (Season 2)

Das oben eingebettete Banner täuscht: denn unsere liebste Vizepräsidentin Selina Meyers (wieder toll gespielt von Julia Louis-Dreyfus) hat in der zweiten Season der HBO-Comedy kaum Auslandseinsätze, sondern werkelt mit ihrem Team verstärkt zuhause an ihrem eigenen Untergang. Schade, denn der Ausflug nach Finnland war für mich eine angenehme Abwechslung, davon hätte ich gerne mehr gesehen. So bleibt Veep eine sehr auf die amerikanische Politik zugeschnittene Angelegenheit, die von ihrem derben Umgang mit ihren Figuren lebt. Jeder giftet gegen jeden, das „fuck“ gehört intern zum guten Ton, nach außen eitler Sonnenschein, nach innen fluchendes Gewitter. Das ist und bleibt gut unterhaltsam, insgeheim hätte ich aber gerne mehr peinliche diplomatische Fehltritte, mehr verzweifelte  Vertuschungsaktionen, mehr schreiend komische Aussetzer. So ein bisschen mehr eine Mischung aus dem amerikanischen „Seinfeld“ und dem britischen „Yes, Minister“, um mal grob den Rahmen vorzugeben. Vielleicht in der nächsten Staffel. Bis dahin bekommt die Vizepräsidentin erneut das „gut“ ins Amtszeugnis, wenn auch diesmal als Punktlandung.

Gesamtwertung: 5,00 Punkte (gut)   

Hannibal (Season 1)

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„Monsieur, madame: Buffet froid avec coquilles, amuse-bouche et potage. Bon appétit!“
„Ja, Sie mich auch, Sie Ferkel! Ich esse hier nichts ohne lückenlosen Herkunftsnachweis!!!

„Hannibal“ hat mich geprägt und sensibilisiert im Umgang mit Ausdrücken, aus denen der französische Feinschmeckergeist sprudelt. Wenn man die Serie als Maßstab für die Haute Cuisine nimmt, bleibe ich wohl für immer meinem Fleischkäsweck treu. Aber Scherz beiseite: das Reboot um den gebildeten Menschenfleischschnabulierer Dr. Lecter mauserte sich im Verlauf der Staffel zu einem echten Leckerli. War es zunächst die Schock- und Ekelszene der Woche, die einen als Zuschauer jede Folge genüsslich auf die Gabel spießte (und in der Hinsicht wird einiges an Schwerverdaulichem aufgefahren, da tränt dem FSK-Ausschussprüfungsleiter das Salz in die Suppe), steigerte sich die Menüfolge ab Episode 6 mit der Einführung von Eddie Izzard als Dr. Abel Gideon. Wobei ich schon stets der Ansicht war, dass Comedians exzellente Serienmörder spielen können. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf, Mads Mikkelsen setzt seinem kühlen Auftreten noch die Prise des Diabolischen hinzu, Hugh Dancy gelingen neue Labilitätsrekorde bei der Darstellung seiner Figur des Will Graham, die Bildsprache schaukelt sich von einem Extrem ins Nächste und das Finale schraubt sich endgültig in den absoluten Höchstwertungsbereich.

Von daher bin ich absolut erfreut, dass NBC grünes Licht für die zweite Staffel gegeben hat. Die Verantwortlichen werden es wahrscheinlich nicht wissen, aber mit „Hannibal“ haben sie einen dicken Fisch an der Angel, der sich dank toller schauspielerischer Leistungen und der meisterlichen Inszenierung durch Bryan Fuller von selbst fachgerecht filetiert und entgrätet. Wären nicht zu Beginn zwei schwächere Episoden druntergemischt worden (u.a. auch die nach den Anschlägen auf den Bostoner Marathon nie im US-Fernsehen ausgestrahlte Folge „Oeuf“), hätte es sogar für die 5,5 Sterne gereicht.

Gesamtwertung: 5,42 Punkte (gut+)  

Game Of Thrones (Season 3)

Zum Schluss noch die beste Drama-Serie dieser Saison und das nicht nur diesseits von Westeros. „Game Of Thrones“ hält nicht nur das schon recht hohe Niveau der vergangenen zwei Staffeln, sondern legt noch eine Schippe Golddrachen und Silberhirsche obendrauf. Besonders hervorheben möchte ich diesmal die Schauspieler:

Charles Dance (Tywin Lannister) ist so dermaßen genial in seiner Rolle, ich könnte ihm zusehen, wie er morgens den Küchenbediensteten von King’s Landing die Einkaufszettel vorliest und wäre berührt. Must win Emmy, Golden Globe and what there is sonst noch!
Lena Headey (Cersey Lannister)- irgendwo zwischen rrrrrr! und intrigantem Superbiest. Wo kann ich mich als Weinglashalter und Nachschenker bewerben? Jack Gleeson (Joffrey Lannister) – sicherlich ein liebenswerter, vielleicht gar schüchterner Kerl, aber in seiner Rolle das bestgespielteste Arschlochkind aller Zeiten. Rory McCann (The Hound) – brutal, schroff, allerdings auch schlicht ein Charakter, dem man eine menschlich gute Seite zutraut. Nicolaj Coster-Waldau (Jaime Lannister) und Gwendoline Christie (Brienne) – bestes Beziehungspärchen mit den schönsten Triez-Dialogen, das leider nicht so recht zueinander findet. Von den Neuzugängen dieser Saison: Iwan Rheon (kein Name wegen Spoilergefahr) – ein Psychopath erster Kajütte vor dem Herrn, gruselig bis zum Nicht-mehr-Hinsehen-Können. Diana Rigg (Lady Olenna Tyrell) – wunderbare Dialogzeilen, so spitz wie eine mehrfach gespitzte Nadel aus valyrischem Stahl. Ach, die Schauspieler sind durch die Bank klasse.

Rein storytechnisch liefert die Vorlage von George R.R. Martin natürlich allerbeste Unterhaltung, aus der sich die Showrunner die fettesten Stücke herausgesucht haben. Inhaltlich deckt man die erste Hälfte des dritten Buches ab, aber auch für mich als Kenner der ersten vier Bände gab es Unbekanntes zu entdecken. Bekritteln könnte man nur – wie schon zuletzt erwähnt – einen etwas lahmen Schwertkampf und das letzte Bild, das nicht so sehr reinknallte wie bei den vorherigen Finalfolgen. Egal. Spitzenprädikat.

Gesamtwertung: 6,10 Punkte (überragend) 

67 (Mai 2013)

17 Mai

Letzten Monat gab es keinen Seriencheck, dafür diesen Monat mindestens zwei. Denn es stehen die Abschlusswertungen für die Season 2012/2013 an, die ich dann wie gewohnt tabellarisch aufbereiten werde. Wer dabei nach Breaking Bad sucht, wird leider enttäuscht werden, denn dank des zweigeteilten Staffelaufbaus rutscht dessen Schlusswertung für die 5. Staffel erst in die kommende TV-Saison. Nach der Hälfte steht die Show allerdings bei 5,73 Punkten, wird also mit ziemlicher Sicherheit ganz oben landen. Jetzt aber zu den Neuzugängen, Neustarts und dem ersten Stapel an abgeschlossenen Shows.

NEUZUGÄNGE

HANNIBAL (Season 1)

hannibal

Neue Show von Bryan Fuller (Pushing Daisies, Dead Like Me) für NBC. Das FBI sucht unter der Leitung von Agent Jack Crowford (Laurence Fishburne) nach einem Serienkiller, der seine Opfer eher unschön drapiert am Tatort zurücklässt und ihnen zudem noch ein paar Organe mopst. Mit der Unterstützung des leicht neben der Spur laufenden Forensikprofessors und Profilers Will Graham (Hugh Dancy), der sich in die Psyche von Serienkillern versetzen und ihre Handlungsweise analysieren kann, geht es auf die Jagd. Ach ja, ein gewisser Psychiater namens Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) soll den labilen Graham unterstützen und kocht zudem ganz gerne der gesammelten Ermittlerschaft ein paar deliziöse Menüs aus dezent dubioser Herkunft. Ich sehe schon die letzte Szene der Serie vor mir, wie die arme Toilettenfrau im FBI-Hauptquartier in Quantico Überstunden schieben darf…

Wer es gerne zum Winden eklig hat, findet hier seine Erfüllung. Offene Wunden, abgetrennte Körperteile, innere Organe und anderes Gekröse werden in einer ausführlichen IN YOUR FACE-Exposition gezeigt, dass selbst gestandene Carnivoren wie ich für ein paar Tage nach Ausstrahlung einer neuen Folge einen Bogen um die Fleischtheke im Discounter machen. Bryan Fuller schafft darüber hinaus beeindruckend einprägsame Bilder und Szenen, die Show beschäftigt gar eine eigene Food-Stylistin (deren Blog man hier studieren kann), das Ganze hat trotz deftiger Einstellungen einen unverkennbaren, edlen Stil. Zu Beginn musste ich mich natürlich erst an Mads Mikkelsen (und seine leicht nuschelige Aussprache) als Hannibal Lecter anstelle von Anthony Hopkins gewöhnen. Allerdings überzeugt der dänischstämmige Mime durch seine kühle, unnahbare, emotionslose Art, die einem mit fortschreitender Dauer Gänsehaut beschert.

Nach ein paar Episoden hegte ich die Befürchtung, dass es vom Ablauf her doch zu eintönig werden könnte (neues Opfer, Ekelszene, Ermittlung, Graham leidet, Lecter plaudert und kocht, Erkenntnis, dass der Killer weiter frei herumläuft, Schluss), vor allem die Hauptperson erschien mir eher untätig und als bloßer Beobachter des Geschehens. Ab Folge 6 greift aber auch er ein bzw. zu. Bleibt wegen seiner faszinierenden Stilhaftigkeit weiter auf meiner Guckliste.

Wertungsschnitt nach 7 Folgen: 4,95 Punkte (gut)

HOW TO LIVE WITH YOUR PARENTS (FOR THE REST OF YOUR LIFE) (Season 1)

how to live

Langer Name, kurze Sendedauer. Die neue Sitcom mit Sarah Chalke (Scrubs) ist jetzt schon Geschichte,weil ABC keine zweite Staffel in Auftrag gegeben hat. Der Titel lässt die zugrundeliegende Story erahnen: geschiedene Mittdreißigern sucht mit ihrer kleinen Tochter Unterschlupf bei ihren leicht schrägen Eltern (Elizabeth Perkins/Weeds, Brad Garett/Everybody Loves Raymond).

Ich mag die Schauspielerriege, die aufgefahren wurde, aber im Endeffekt war die Show eben doch zu harmlos, zu bieder, zu vergessenswert. Da halfen auch die redlichen Versuche der Eltern nicht, so ähnlich peinlich zu wirken wie die Fockers in den „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“-Filmen mit Ben Stiller und Robert de Niro. Hier und da (vor allem in der Episode mit der Oscar-Nacht) blitzten ein paar gute Gags und Ideen auf, das meiste wurde allerdings von belanglosem Humor übertüncht. Mir war so etwa nach der vierten Episode klar, dass es nicht zum Knaller reichen wird.

Wertungsschnitt nach 4 Folgen: 3,88 Punkte (unterdurchschnittlich)

NEU GESTARTET

VEEP (Season 2)

Es läuft gut für unsere Vizepräsidentin Selina Meyers (Julia-Louis Dreyfus). Inkompetente Mitarbeiter, internationale Krisen und souverän überspielte Ahnungsfreiheit. Läuft. Sehr schön, dass es nun auch mal ins Ausland geht wie in der letzten Episode „Finland“, die mir sehr viel Freude bereitet hat. Dürfte sich wertungsmäßig locker an die erste Staffel anschließen.

Wertungsschnitt nach 5 Folgen: 5,05 Punkte (gut)

MEN AT WORK (Season 2)

Wuschelkopf und seine Freunde sind wieder am Start. Und laufen in meiner Rangliste so mancher alteingesessener Comedy mittlerweile den Rang ab. Vielleicht die derzeit stabilste Bro-Comedy, die sich anders als etwa „How I Met Your Mother“ keinen Abrutscher erlaubt, sondern bisher stets charmant abliefert. Nach oben hin ist sicherlich noch Luft, aber bei der aktuellen Comedy-Darbzeit bin ich sehr dankbar für eine Show, die beständig an der „Gut“-Meßlatte kratzt.

Wertungsschnitt nach 6 Folgen: 4,83 Punkte (befriedigend)

GAME OF THRONES (Season 3)

7 von 10 Episoden schon wieder vorbei und „Game Of Thrones“ schlägt sich wie zu erwarten fantastisch. Das Beste aus den Büchern komprimiert, manchmal auch etwas vereinfacht, aber nie ohne den erzählerischen Kern anzutasten. Dazu großartige Schauspieler wie Charles Dance als Tywin oder die zum Cast gestoßene Diana Rigg als scharfzüngige Queen of Thorns Olenna Tyrell. Anders als bei Staffel 2 gibt es bisher keine Szenen, die man wegen des fehlenden Budgets nicht so großartig umsetzen konnte, wie George R.R. Martin sie in den Büchern konzipiert hatte. Höchstens vielleicht der Schwertkampf zwischen Brienne und Jaime. Ich jedenfalls freue mich auf die letzten drei Episoden, denn als Kenner der Vorlage weiß ich: die dicken Klopse kommen erst noch.

Wertungsschnitt nach 7 Folgen: 5,85 Punkte (sehr gut)

ABGESCHLOSSEN

THE AMERICANS (Season 1)

Der Ersteindruck hat sich bestätigt: der Neuling The Americans ist eines der Highlights dieses US-TV-Jahres. Ein Setting frisch aus dem kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion, spannende Psychoduelle unter den Agenten der jeweiligen Seite, Intrigen internationalen Ausmaßes, die ständig lauernde Gefahr der Aufdeckung der russischen Spione und einfach gute Schauspieler (neben den beiden Hauptdarstellern Russell und Rhys erwähnenswert: Noah Emmerich und Richard „John-Boy“ Thomas auf Seiten des FBI).

Gefiel mir bis auf die etwas abfallende Liebesgeschichte in S1E03:Gregory durchgehend gut bis sehr gut. Ich freue mich auf die frische Perückenkollektion für unsere Spione in der kommenden Staffel.

Gesamtwertung: 5,49 Punkte (sehr gut -)

THE WALKING DEAD (Season 3)

Startete schlicht und einfach brillant, konnte die brutal hohe Qualität nach der Pause allerdings nicht halten und ließ ein wenig nach, ehe der Schluss viele Fans ernüchternd bis enttäuschend zurückließ. Fast also das Spiegelbild zur zweiten Staffel, wo nach erschreckend viel Leerlauf gegen Ende das Ruder noch herumgerissen wurde. Ja, auch ich hatte mir als Nichtkenner der Comics vom Finale mehr erwartet, wahrscheinlich waren die Erwartungen denn auch zu hoch angesichts der vorab gestreuten Liste der möglichen Todeskandidaten. Die Show ging eben doch – anders als noch Beginn der Season – zum Abschluss auf Nummer Sicher und scherte insofern mächtig von der Vorlage ab.

Dennoch bleibt das Fazit mehr als positiv und ich verdamme die Show wegen ihres inkonsequenten Saisonabschlusses nicht. Punktemäßig zehrt The Walking Dead von den verdammt großartigen ersten acht Folgen der Hinrunde, für das Spitzenprädikat allerdings reicht es wegen einiger Durchhänger dann allerdings nicht.

Gesamtwertung: 5,73 Punkte (sehr gut)

GO ON (Season 1)

Weiterhin kein Glück für Mr. Matthew Perry. Sein aktueller Versuch, an alte Comedyerfolge anzuknüpfen ist offiziell gescheitert, denn „Go On“ wurde vom Sender NBC nicht verlängert. Quotentechnisch hing man zu sehr am Zipfel einer im Vorfeld laufenden Castingshow, von der Qualität her gefiel mir der Season Opener lange Zeit mit einer 5 Punkte-Wertung am besten. Meistens tummelte sich die Trauerbewältigungsclique zwischen 4 und 4,5 Punkten. Nicht schlecht, aber eben auf Dauer auch nicht gut genug. Was bleibt? Ein paar stärkere Folgen mit Piper Perabo als Ryan Kings Freundin, der übertrieben auf seltsam gestrickte Mister K. und viele Sportanspielungen, die ich nicht verstanden habe.

Gesamtwertung: 4,39 Punkte (durchschnittlich)

LAST MAN STANDING (Season 2)

Einer der großen Leistungsabfaller der Saison. In der ersten Staffel noch nette Familiencomedy für Freunde von „Home Improvement“, in der zweiten Staffel eine Neubesetzung zum Schlechten, erschreckend platte Republikaner-Rhetorik, bei der mir als Europäer heftig der Kopfschüttelreflex einsetzte und ein Kinderdarsteller plus waschlappigem Erzeuger from Hell. Der geschätzte Kollege bullion ist wegen einiger nett gelungener Folgen mit Gaststars aus seligen Heimwerkerzeiten noch etwas milder gestimmt. Für mich dürfte sich eine weitere Runde mit Mike Baxter allerdings erledigt haben, wenn die neue Comedyserienwelle ertragreich sein sollte.

Gesamtwertung: 3,86 Punkte (unterdurchschnittlich)

WHITNEY (Season 2)

Gleich die nächste Enttäuschung obendrauf. „Whitney“ habe ich in der ersten Season gegen alle Widerstände recht gerne gesehen, ich fand die Chemie zwischen Cummings und D’Elia gut genug, um dranzubleiben. Aber alles, was den Charme der Show ausmachte, wurde zur zweiten Staffel über Bord geworfen. Schwach bis gar nicht zündende Gags, ein müdes neues Setting in Form der Bar des nun ex-Polizisten Mark, ein blass bleibender neuer Nebendarsteller und mehrere Episoden, die ich stumm leidend durchstehen musste (Tiefpunkt: die Transsexuellen-Folge „Lost In Transition“). Anders als Last Man Standing abgesetzt, das allerdings höchst verdient.

Gesamtwertung: 3,81 Punkte (unterdurchschnittlich)

GUYS WITH KIDS (Season 1)

Nach 17 Episoden plötzlich abgesetzt. Schon ein bisschen schade, denn „Guys With Kids“ war für mich wohl die Show, die die Erwartungen am meisten übertroffen hat. Wobei die Erwartungen angesichts der Prämisse „Coole Väter um die 30 hadern mit ihren Kindern und Ehefrauen“ zugegebenermaßen sehr, sehr niedrig angesetzt waren. Heraus kamen jedoch einige erfrischend gelungene Abhandlungen zum klassischen Thema „Gibt es noch ein Leben nach der Geburt“. Hätte ich gerne bis zum Schluss gesehen.

Wertungsschnitt nach 17 Folgen: 4,67 Punkte (befriedigend)

Fortsetzung folgt…