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117 (September 2018)

12 Sept

Die traurige Erkenntnis der letzten Monate gleich vorneweg: Zu meinem Mantra „Ich kann nicht alles gucken!“ ist nun leider mittlerweile die Steigerungsform „Ich kann nicht mal mehr alles gucken, was mich interessiert!!“ hinzugekommen.

Aktuell habe ich gleich mehrere Serien, bei denen ich eine komplette Staffel hinterherhänge (Westworld S2, The Americans S6, A Series Of Unforunate Events S2), dazu pumpen Netflix und Co. gerne mal volles Rohr neuen Stoff raus (Atypical S2, Ozark S2). Get Shorty S2 und The Deuce S2 sind frisch gestartet, Shameless S9 werde ich bei meinem jährlichen Weihnachtsguck-Rhythmus wohl erst Ende 2020 sehen. Puh. Wahrscheinlich darf ich für die bald anstehenden Jahresrankings etliche Nachträge schreiben.

Hier aber nun die Shows, die ich verfolgen konnte:

THE HANDMAID’S TALE (SEASON 2)

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Wem die erste Season schon zu düster und deprimierend war, dem darf ich hoffnungslos entgegenheulen, dass „stimmungsaufhellend“ weiterhin ein Fremdwort für „The Handmaid’s Tale“ ist. Immerhin hatte mich die Show mit der starken Auftaktepisode direkt wieder am Schlafittchen. Miss Moss leistet in ihrer Rolle als Offred in der Kategorie „mütterliche Einzelleistung“ Beachtliches, Alexis Bledel trägt einen Gesichtsausdruck auf, der dem meinigen entspricht, wenn ich auf meine Kontoauszüge schaue, Männer in Machtpositionen über Frauen sind kolossale Arschlöcher und Staatsreligion aber sowas von großer Kappes.

Allerdings hatte diese zweite Staffel für mich dann doch nicht mehr den Schockwert beziehungsweise die ganz bösen Schläge in die Nierengegend. Ja, selbst die Auftritte der großartigen Ann Dowd als Aunt Lydia ließen mir nicht mehr die Hände zittern. Wer allerdings Kinder hat, dürfte bei manchen Szenen heftig schlucken, denn die Mutter-Kind-Beziehung wird hier dramatisch auf unwohlgefühlige Varianten abgeklopft.

Das Finale bot einiges an Diskussionsbedarf: Die Entscheidung der Protagonistin konnte ich nicht vollständig nachvollziehen und ich denke, da war ich nicht der Einzige. Insgesamt bleibt „The Handmaid’s Tale“ weiterhin eine packende Dystopie-Serie, die uns vielleicht irgendwann in der nächsten Staffel eine Wendung schenkt, die einen als Zuschauer mal erleichtert aufatmen lässt.

GESAMTWERTUNG: 5,32 Punkte (gut)

TRIAL & ERROR (SEASON 2)

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Der zweite Fall des Strafverteidigers Josh Segal und seiner kompetenzfreien Ermittlerriege spielt erneut im beschaulichen Städtchen East Peck. Diesmal muss der geplagte Jurist die höchstbeliebte Millionärin Lavinia Peck-Foster (Kristin Chenoweth, Pushing Daisies) gegen eine Mordanklage verteidigen. Ehrensache, dass dabei verdammt viel schief läuft.

Ich mochte die erste Staffel von „Trial & Error“, nicht nur wegen der liebenswerten Charaktere und ihren herrlich doofen Schrullen. Der von John Lithgow (3rd Rock from the Sun) gespielte tüdelige Professor als Beschuldigter war allerdings ohne Zweifel ein Highlight. Würde ohne ihn die Show qualitätsmäßig nachlassen?

Unbestreitbar nein, euer Ehren. Das ist weiterhin eine wunderbar bescheuerte Serie, die konsequent ihre einmal etablierten Gags weiterspinnt und dabei erfrischend lustig daherkommt. Die zahlreichen Wendungen des Falls sind so dermaßen bekloppt, dass es eine wahre Freude ist, von den Figuren kann man eigentlich niemanden ernst nehmen und wer an dem Ganzen nicht seinen Spaß hat, ist wahrscheinlich Prädikatsjurist oder immun gegen Humor jenseits billiger Pipi-Kacka-Pimmelwitze.

GESAMTWERUNG: 5,15 Punkte (gut)

PREACHER (SEASON 3)

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Nachdem „Ash vs Evil Dead“ nun Geschichte ist, bedarf es eines neuen Thronfolgers in der Kategorie „Abgedrehter Scheiß in einer TV-Serie“ und da nominiere ich die aktuelle Season von „Preacher“. Gott ist weiterhin nicht gewillt, seinen Platz im Himmel einzunehmen. Unser Lieblingsgeistlicher Jesse Custer kehrt in seine Vergangenheit zu seiner bluttransfusionsfreudigen und seelenessenden Oma samt Hillbilly-Gefolge zurück. Der Teufel, eine Hinterzimmer-Vampirtruppe, degenerierte Jesus-Klone, Hitler sowie ein gewisser Herr Starr, Chef und geheiligter Henker des Gral-Ordens spielen in der Geschichte eine wichtige Rolle. Ach ja, Arseface ist auch wieder mit von der Partie.

Diese zauberhafte Zusammenfassung lässt erahnen, dass hier kein ernstzunehmendes Drama aufgeführt wird. Stattdessen wird rausgeballert, was an kaputten Schrägheiten und seltsamen Charakteren in der Kanone steckt. Anders als noch in der zweiten Staffel, die einiges an Leerlauf in New Orleans aufwies, wird diesmal durchgehend drüber abgeliefert. Das Ergebnis war für mich jede Woche ein hübsches Potpourri an krass umgesetzten Ideen aus sehr wahrscheinlich gut benebelten Autorenhirnen, jedes davon bemüht, die Vorschläge der anderen zu überbieten. Ich kann da meinen Spaß draus ziehen, andere rümpfen möglicherweise pikiert die Nase. Für mich die bisher beste Ausgabe der Show, weil so sehr neben der Spur, dass es eine Freude ist.

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)

WHO IS AMERICA? (SEASON 1)

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Sacha Baron Cohen schlüpft in mehrere Rollen, um die Spaltung der amerikanischen Bevölkerung in punkto Politik, Kultur und Lebensweise sichtbar zu machen. Oder treffender gesagt: Er versucht, die tumbesten Exemplare aus diesen Kategorien bloßzustellen und zu verarschen. Dabei tritt Cohen als rechtsextremer Verschwörungstheoretiker, ultraliberaler Dozent in Geschlechterfragen, ex-Strafgefangener, italienischer Fotograf und finnischer Internetstar auf.

Mein absoluter Liebling und aus der Truppe hervorstechend ist jedoch Erran Morad, ein ehemaliger israelischer Antiterror-Experte (nicht im Dienst des Mossad!), dessen Segmente teilweise zum Schreien komisch sind. Hier entlarven sich die hohlbirnigsten der rechtsaußenorientierten, waffengeilen Gesellen mit ihrem limitierten Horizont so dermaßen schön selbst, dass man aus dem Kopfschütteln und Lachen nicht mehr herauskommt.

Der Rest? Teilweise nur unter schwersten Fremdschamschmerzen zu ertragen – vor allem den Dozenten und den ex-Knasti konnte ich nur mit Pausen gucken. Andererseits ist manche der Vorführstudien zu plump, zu gewollt, zu sehr auf Eskalation gebürstet. Meine Wertung habe ich deshalb zweigeteilt:

Segmente mit Erran Morad: 5,0 – 5,5 Punkte (gut – sehr gut) 

Sonstige Segmente: 4,0 – 4,5 Punkte (durchschnittlich – befriedigend)

DISENCHANTMENT (SEASON 1)

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Eine trink- und rauffreudige Prinzessin, ein Dämon und ein Elf erleben märchenhafte Abenteuer der etwas anderen Art. Neue Animationsserie für Netflix vom Schöpfer der Simpsons und Futurama, Matt Groening.

Ist das besser als die Simpsons? Besser als Futurama? Wenigstens die beste Märchenserie?

Der Reihe nach. Von den Figuren habe ich direkt Prinzessin „Bean“ Tiabeanie, den ruppigen alten König Zog und den Hofzauberer Sorcerio ins Herz geschlossen. Dämon Luci und Elf Elfo (da ist wirklich viel Kreativtät in die Namensgebung gesteckt worden) taten sich da etwas schwerer. In den insgesamt 10 Episoden sind ein paar Ausgaben reingerutscht, die eher Füllmaterial sind – ganz wie man es von einer Simpsons-Staffel kennt. Ansonsten hielt sich das Ganze aber auf einem anständigen bis guten Niveau. In der neunten Episode schafft Groening sogar gegen Ende einen kleinen magischen Moment, bei dem es sich auszahlt, dass hier eine durchgehende Geschichte erzählt wird. Das alles rechtfertigt insgesamt eine knapp gute Gesamtwertung.

Um zu den Eingangsfragen zurückzukommen:

– Disenchantment ist besser als die letzten 10 Staffeln der Simpsons

– An Futurama kommt so schnell nichts ran

– Die beste Märchenserie ist und bleibt das chronisch unterschätzte Comedy-Musical Galavant (*singt wieder das Galavant-Thema und tritt ab*)

GESAMTWERTUNG: 4,95 Punkte (gut -)

ARRESTED DEVELOPMENT (SEASON 5 EPISODES 01-08)

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So. Bisher war das ja wieder eine schöne, lauschige Runde in dieser kleinen Serien-Besprechungsbutze von Onkel Ini. Alles gut, alles fein. Nun aber wird’s traurig und trübe, vor allem für gestandene Fans von Arrested Development. Und da zähle ich mich dazu.

Vorab ein Blick zurück: S1-3 sind Kult. Punkt. Die vierte Staffel aus dem Jahre 2013 litt darunter, dass sich die Folgen nur auf einzelne Charaktere bezogen, die höchst amüsant kaputte Familie Bluth war selten mal in einem Raum zu sehen, da die Schauspieler terminlich nicht zusammengezogen werden konnten. Dennoch hatte ich meinen Spaß und ja, wahrscheinlich habe ich die Season überbewertet, aber wenn, geschah es aus Wiedersehensfreude und wegen diverser wirklich gelungener Gags bzw. weitergesponnenen Dummheiten von Gob, Buster, Michael, George Michael und Barry. Andere Charaktere fielen demgegenüber ab, aber das war verschmerzbar. Netflix hat vor ein paar Monaten diese Staffel neu zusammengeschnitten, begutachten konnte ich das Ergebnis allerdings noch nicht.

Weil eben die ersten 8 Episoden der 5. Staffel herauskamen und – man kann es nicht verhehlen – absolut enttäuschend sind. Ich erkannte die Figuren und Schauspieler wieder, aber die Folgen rauschten an mir vorbei, ohne dass ich einmal hätte von Herzen auflachen können. Keine neuen Gags, die man stolz in den Vitrinenschrank im Kopf stellen darf, die in den eigenen Sprachgebrauch wandern und die Show in aller Munde halten. Zu Beginn zog ich noch die 4,5-Wertung, allerdings mehr aus Respekt vor dem Ruf der Serie als aus echter Belustigung, die Geschichten entpuppten sich aber in der Folge als so öde, dass der Wechsel zur Notenstufe darunter unabdinglich wurde.

Ich kann mich nicht mal mehr an Details erinnern, so wenig blieb von dem Gesehenen hängen. Mit der Bewertung war ich letztlich noch gutmütig, man hätte auch locker unterhalb der 4,0 landen können. Das traurige Fazit: Die ersten Episoden der fünften Staffel von Arrested Development schaffen tatsächlich das, was schon Star Wars VIII für die Sternenkrieg-Saga gelang: Ich will eigentlich gar nicht mehr wissen, wie es weitergeht.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 8 EPISODEN: 4,31 Punkte (durchschnittlich)

Demnächst:

BETTER CALL SAUL (SEASON 4)

CASTLE ROCK (SEASON 1)

ATYPICAL (SEASON 2)

69 (Juni 2013)

28 Jun

Vor kurzem gab es in meiner Wirk- und Schaffensumgebung einen knapp 15-minütigen Stromausfall. Was mich Demut gelehrt und der Erkenntnis nahegebracht hat, dass ich in der Welt von „Revolution“ wohl nicht mal ansatzweise so lange überleben würde, um den Figuren die ganzen Storylöcher in ihrer Serie zu erklären. Hier die letzten Wertungen vor dem Beginn der Sommersaison, die schon Ende der Woche mit der finalen Staffel von Dexter durchstartet.

Arrested Development (Season 4)

Wir haben einen Sieger in der Kategorie „Beste Comedy 2012/2013“. Familie Bluth hat es tatsächlich kurz vor Teilnahmeschluss geschafft, den Titel davonzutragen. Zugegebenermaßen in einem Jahr, in dem die Comedy-Shows nicht gerade ihre große Blütezeit hatten, aber dennoch. Meine erste Einschätzung aus dem letzten Check möchte ich an dieser Stelle noch ein wenig erweitern:

Der Einstieg lebte praktisch von der Wiedersehensfreude bezüglich der schrägen Charaktere. Dass diese pro Episode einzeln und nicht wie gewohnt im Rudel aus Chaos und Peinlichkeit auftraten, sorgte für einige nur mit einem okay zu bewertende Episoden. So fand ich etwa die Hauptstorylines von Lucille und Lindsay deutlich schwächer als den Rest. Auch an der Zusammenführung der einzelnen personalisierten Handlungsstränge konnte man etwas bekritteln: so herrlich gelungen manches seltsame Verhalten und Mysterium in deren Verlauf aufgelöst wurde (bestes Beispiel: George-Michael in S4E13: It Gets Better), so wenig zündete für mich die letzte Episode „Blockheads“. Einfach, weil sie nichts mehr draufzupacken vermochte – außer dem Winken mit dem Fortsetzungszaunpfahl in der allerletzten Szene.

Jetzt aber zur Lobhudelei: denn Arrested Development traut sich an den wilden, kaputten, fremdschämigen, auch gerne mal Schmerzen verursachenden Humor, den andere Shows aus irgendwelchen Gründen nicht mehr bringen („Community“ hatte man ihn dieses Jahr bekanntlich in Form von Dan Harmon herausoperiert). Zusätzlich wird den Fans eine Masse von Anspielungen und liebgewonnenen Catchphrases geliefert, dass man bei der zweiten Sichtung immer neue Nuancen entdeckt. Ich für meinen Teil konnte etwa in einer bestimmte Szene beim Anblick der Dekoration in der Kirche kaum noch an mich halten. Die Gaststars aus den vergangenen drei Seasons sind fast alle vollzählig erschienen, die Hauptfiguren überzeugen weiterhin mit ihren charaktertypischen Eigenheiten: meine absoluten Lieblinge Gob (Will Arnett), Buster (Tony Hale) und Tobias (David Cross) liefern großartige Segmente ab, zusätzlich etabliert sich der gereifte George-Michael (Michael Cera) mit der herrlich komischen Geschichte um seine beruflichen Avancen. Richtig gut gelungen: der Blick hinter die Filmkulissen mit Ron Howard, die Dummheiten von Familienanwalt Barry Zuckerkorn, Michaels endlich realisierte Bausiedlung und ihre Bewohner, George Bluths Pläne, um die Firma voranzubringen und wenn ich den Kram auf der hoffentlich bald erscheinenden Blu-ray nochmal schauen kann, fallen mir noch mehr ein. Ich freue mich drauf.

Season 5? C’mon!

Gesamtwertung: 5,73 Punkte (sehr gut)

Men At Work (Season 2)

Finde ich immer noch sehr sympathisch, die Vierer-Bande um den ehemaligen „That 70’s Show“-Darsteller Danny Masterson. Wo „How I Met Your Mother“ immer mehr in die Untiefen unnötiger Beziehungskisten abgleitet und einfach nicht mehr den erfrischenden Humor früherer Zeiten liefern kann, sind hier arbeitende Kerle am Werk, die sich auf das konzentrieren, was eine Ensemble-Comedy ausmacht. Typen, mit denen man auch gerne einen trinken gehen würde; drollige Situationen, die sich in peinliche Situationen steigern; gegenseitige Aufzieherei mit gekonnten Sprüchen direkt aus der Hüfte geschossen. Das ist jetzt nichts, was die 22-Minuten-Schiene revolutioniert. Vieles hat man an anderer Stelle schon gesehen, nicht jeder Gag zündet in einem furiosen Feuerwerk, die Stärke von Men At Work liegt vielmehr  darin, dass jede Episode den Zuschauer mit einem zufriedenen Lächeln (und manchmal mehr) zurücklässt. Durchhänger? Langweiler? Naja-Episoden? Fehlanzeige. Deshalb bleibt diese kleine TBS-Comedy auch in der zweiten Staffel ein lockerer Spaß, der nach 10 Episoden leider aber schon wieder vorbei ist.

Gesamtwertung: 4,80 Punkte (befriedigend)

Revolution (Season 1)

Die Show, mit der ich am meisten gehadert habe, das schicke ich direkt mal voraus. Denn ich mag Endzeit-Settings, die Serie fährt beachtliche Schauwerte auf, der Cast besteht u.a. aus Giancarlo „Breaking Bad Gus Fring“ Esposito (was alleine für mich schon ein Grund war, dranzubleiben, um dem lässigen Kerl beim Schauspielen zuzusehen). Die ersten fünf Folgen hatten auch eine Tendenz, die die Show in der Schlusswertung an eine 5er-Wertung herangebracht hätte. Natürlich tauchten hier und dort kleinere Logiklöcher auf, die Geheimniskrämerei nahm künstlich überhand, um weiter die Spannung hochzuhalten, aber insgesamt ging das alles in Ordnung.

Bis zu der Folge, in der man den Hintergrund und Ursprung für den weltweiten Stromausfall präsentierte. Sorry, aber ich habe selten ein so dämlich dahinkonstruiertes Plotelement erlebt. Ja, es ist schwer, sich neue Ursachen für tolle Katastrophen einfallen zu lassen. Ein bisschen Mühe ist man dem Zuschauer dennoch schuldig. Schon bezeichnend, dass in der Rückrunde nach der Auflösung keiner der Beteiligten mehr über diesen Punkt nachdachte oder diskutierte. Für mich fühlte es sich an, als hätte der betreffende Autor im übertragenen Sinne seine Notdurft in einer Ecke des Raumes verrichtet und die Schauspieler gäben sich nun größte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen und – sei es halt mit zugehaltenen Nasen – souverän drumherum zu agieren.

Von da an ging es endgültig bergab. Denn dieser mich schon leicht in meiner Intelligenz beleidigende Erklärungsversuch bewirkte, dass zugleich die dicken Fehler und Unsinnigkeiten der Show in den Vordergrund traten. Wo ich vorher nach Milde walten ließ, weil mich das Konzept noch für sich in Beschlag nehmen konnte: Dass der Super-Onkel es jederzeit mit seinem Säbel mit einer schießwütigen Armee aufnimmt. Dass Menschen nach jahrzehntelangem Stromausfall plötzlich locker leicht wieder hochkomplizierte technische Gerätschaften bedienen. Dass sich ein Charakter im Gewühl absichtlich so genau in die Brust schießt, dass er ohne bleibende Schäden auch ohne jegliche ärztliche Behandlung überlebt. Dass verfeindete Parteien zusammenarbeiten, obwohl sie sich die Staffel hindurch schwören, den anderen bei nächster Gelegenheit umzubringen. Dass der Grund für den nicht fließenden Strom auch praktischerweise dem Sterben geweihte Menschen heilen kann. Dass drehbuchbedingt kein Bösewicht sterben darf, weil er für die zweite Season gebraucht wird.

Ich mach es kurz: das von mir mit 2,5 Punkten bewertete Finale hat mich schmerzvoll überzeugt, dass ich Revolution nicht mehr weitergucken muss. Nach einem guten Start, der letztlich dafür verantwortlich ist, dass es bewertungstechnisch noch für ein „Durchschnittlich“ gereicht hat, ließ mich die Serie letztlich mit einem Gesichtsausdruck zurück, den Elizabeth Mitchell aufzutragen pflegt, wenn sie mal wieder verzweifelt um ein Geheimnis herumknödelt. Selbst Fans, die an einer schönen Portion Trash ihre Freude haben, kommen hier wohl nur kurz auf ihre Kosten.

Mr. Esposito, please sign up for another show.

Gesamtwertung: 4,30 Punkte (durchschnittlich)   

Veep (Season 2)

Das oben eingebettete Banner täuscht: denn unsere liebste Vizepräsidentin Selina Meyers (wieder toll gespielt von Julia Louis-Dreyfus) hat in der zweiten Season der HBO-Comedy kaum Auslandseinsätze, sondern werkelt mit ihrem Team verstärkt zuhause an ihrem eigenen Untergang. Schade, denn der Ausflug nach Finnland war für mich eine angenehme Abwechslung, davon hätte ich gerne mehr gesehen. So bleibt Veep eine sehr auf die amerikanische Politik zugeschnittene Angelegenheit, die von ihrem derben Umgang mit ihren Figuren lebt. Jeder giftet gegen jeden, das „fuck“ gehört intern zum guten Ton, nach außen eitler Sonnenschein, nach innen fluchendes Gewitter. Das ist und bleibt gut unterhaltsam, insgeheim hätte ich aber gerne mehr peinliche diplomatische Fehltritte, mehr verzweifelte  Vertuschungsaktionen, mehr schreiend komische Aussetzer. So ein bisschen mehr eine Mischung aus dem amerikanischen „Seinfeld“ und dem britischen „Yes, Minister“, um mal grob den Rahmen vorzugeben. Vielleicht in der nächsten Staffel. Bis dahin bekommt die Vizepräsidentin erneut das „gut“ ins Amtszeugnis, wenn auch diesmal als Punktlandung.

Gesamtwertung: 5,00 Punkte (gut)   

Hannibal (Season 1)

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„Monsieur, madame: Buffet froid avec coquilles, amuse-bouche et potage. Bon appétit!“
„Ja, Sie mich auch, Sie Ferkel! Ich esse hier nichts ohne lückenlosen Herkunftsnachweis!!!

„Hannibal“ hat mich geprägt und sensibilisiert im Umgang mit Ausdrücken, aus denen der französische Feinschmeckergeist sprudelt. Wenn man die Serie als Maßstab für die Haute Cuisine nimmt, bleibe ich wohl für immer meinem Fleischkäsweck treu. Aber Scherz beiseite: das Reboot um den gebildeten Menschenfleischschnabulierer Dr. Lecter mauserte sich im Verlauf der Staffel zu einem echten Leckerli. War es zunächst die Schock- und Ekelszene der Woche, die einen als Zuschauer jede Folge genüsslich auf die Gabel spießte (und in der Hinsicht wird einiges an Schwerverdaulichem aufgefahren, da tränt dem FSK-Ausschussprüfungsleiter das Salz in die Suppe), steigerte sich die Menüfolge ab Episode 6 mit der Einführung von Eddie Izzard als Dr. Abel Gideon. Wobei ich schon stets der Ansicht war, dass Comedians exzellente Serienmörder spielen können. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf, Mads Mikkelsen setzt seinem kühlen Auftreten noch die Prise des Diabolischen hinzu, Hugh Dancy gelingen neue Labilitätsrekorde bei der Darstellung seiner Figur des Will Graham, die Bildsprache schaukelt sich von einem Extrem ins Nächste und das Finale schraubt sich endgültig in den absoluten Höchstwertungsbereich.

Von daher bin ich absolut erfreut, dass NBC grünes Licht für die zweite Staffel gegeben hat. Die Verantwortlichen werden es wahrscheinlich nicht wissen, aber mit „Hannibal“ haben sie einen dicken Fisch an der Angel, der sich dank toller schauspielerischer Leistungen und der meisterlichen Inszenierung durch Bryan Fuller von selbst fachgerecht filetiert und entgrätet. Wären nicht zu Beginn zwei schwächere Episoden druntergemischt worden (u.a. auch die nach den Anschlägen auf den Bostoner Marathon nie im US-Fernsehen ausgestrahlte Folge „Oeuf“), hätte es sogar für die 5,5 Sterne gereicht.

Gesamtwertung: 5,42 Punkte (gut+)  

Game Of Thrones (Season 3)

Zum Schluss noch die beste Drama-Serie dieser Saison und das nicht nur diesseits von Westeros. „Game Of Thrones“ hält nicht nur das schon recht hohe Niveau der vergangenen zwei Staffeln, sondern legt noch eine Schippe Golddrachen und Silberhirsche obendrauf. Besonders hervorheben möchte ich diesmal die Schauspieler:

Charles Dance (Tywin Lannister) ist so dermaßen genial in seiner Rolle, ich könnte ihm zusehen, wie er morgens den Küchenbediensteten von King’s Landing die Einkaufszettel vorliest und wäre berührt. Must win Emmy, Golden Globe and what there is sonst noch!
Lena Headey (Cersey Lannister)- irgendwo zwischen rrrrrr! und intrigantem Superbiest. Wo kann ich mich als Weinglashalter und Nachschenker bewerben? Jack Gleeson (Joffrey Lannister) – sicherlich ein liebenswerter, vielleicht gar schüchterner Kerl, aber in seiner Rolle das bestgespielteste Arschlochkind aller Zeiten. Rory McCann (The Hound) – brutal, schroff, allerdings auch schlicht ein Charakter, dem man eine menschlich gute Seite zutraut. Nicolaj Coster-Waldau (Jaime Lannister) und Gwendoline Christie (Brienne) – bestes Beziehungspärchen mit den schönsten Triez-Dialogen, das leider nicht so recht zueinander findet. Von den Neuzugängen dieser Saison: Iwan Rheon (kein Name wegen Spoilergefahr) – ein Psychopath erster Kajütte vor dem Herrn, gruselig bis zum Nicht-mehr-Hinsehen-Können. Diana Rigg (Lady Olenna Tyrell) – wunderbare Dialogzeilen, so spitz wie eine mehrfach gespitzte Nadel aus valyrischem Stahl. Ach, die Schauspieler sind durch die Bank klasse.

Rein storytechnisch liefert die Vorlage von George R.R. Martin natürlich allerbeste Unterhaltung, aus der sich die Showrunner die fettesten Stücke herausgesucht haben. Inhaltlich deckt man die erste Hälfte des dritten Buches ab, aber auch für mich als Kenner der ersten vier Bände gab es Unbekanntes zu entdecken. Bekritteln könnte man nur – wie schon zuletzt erwähnt – einen etwas lahmen Schwertkampf und das letzte Bild, das nicht so sehr reinknallte wie bei den vorherigen Finalfolgen. Egal. Spitzenprädikat.

Gesamtwertung: 6,10 Punkte (überragend) 

68 (Mai 2013)

29 Mai

Wie versprochen, hier der zweite Teil des Abschlussberichts zur US-TV-Saison 2012/2013. Vorher jedoch die ersten Eindrücke zur vierten Staffel von Arrested Development.

Arrested Development (Season 4 Episodes 1-6)

Sechs Folgen habe ich bisher gesehen, daher erlaube ich mir ein erstes, kurzes Urteil. Die insgesamt 15 Episoden drehen sich jeweils um eine der 9 Hauptfiguren und erzählen, was mit dem Charakter in den letzten Jahren passiert ist, ehe in die Gegenwart gesprungen wird. Das Faszinierende: die verschiedenen personalen Handlungsstränge kreuzen sich immer wieder mit denen der anderen Familienmitglieder und sorgen so für kleine Rätsel und Mysterien. In der ersten Folge etwa, die sich um Michael zentriert, trifft dieser auf Gob, der gerade erfolglos eine Schlafzimmerbekanntschaft verstecken will. Wer diese Person ist, erfährt der Zuschauer zunächst nicht, er sieht nur Michaels ungläubiges Gesicht. Die Auflösung erfolgt wohl erst in der Folge um Gob. Die Show spielt permanent mit diesen Situationen und ich erwarte mir eine zum Format passende schräge Auflösung. Die Laufzeit ist im Gegensatz zu früher nicht streng auf 21 Minuten begrenzt, sondern variiert zwischen 27 und 31 Minuten. Enough Bluth for everybody!

Die Konzentration auf eine Person pro Folge nimmt dem neuen Arrested Development allerdings auch ein wenig das Tempo und den Schwung, den die alte Serie so auszeichnete. Schließlich war es eines ihrer Markenzeichen, dass sich die Chaos-Familie in schnellen Schnitten die Gags einander zuwarf und nach dem Cut umgehend ein weiteres Absurditätsfeuerwerk gezündet wurde. Von daher wirkt schon in der ersten Folge der Ablauf etwas behäbiger, später tauchen auch Szenen auf, die einen Tick zu lange laufen, nachdem sie ihren Witz bereits geliefert haben.

Wer jetzt allerdings ein Running Wilde 2.0 befürchtet, den kann ich beruhigen. Denn die oben erwähnten kleinen Makel werden souverän überspielt durch einen immensen Fanservice, der in wirklich jeder Sekunde spürbar ist. Möglich, dass man so keine neuen Fans für die Serie anwerben kann, aber wer die ersten drei Staffeln kennt, wird so liebevoll mit Anspielungen, showeigenen Catchphrases, grandios dummen Missverständnissen und den Auftritten neuer und altbekannter Gaststars zugeworfen, dass es einfach nur eine Pracht ist. Ich sage als Stichworte nur: Neue himmelschreiende Idiotien von Tobias Fünke! Der junge Barry Zuckerkorn! Auftritte diverser TV-Ikonen! Ron Howard vor der Kamera! Okay, die Lindsay-Story schwächelte und Portia de Rossi hatte wohl privat einen unglücklich verlaufenen Termin beim Schönheitschirurgen, aber sonst… hey, war das gerade Dan Harmon?

Fazit bisher: Fans werden mehr als amtlich bedient, Neulinge größtenteils komplett verwirrt zurückgelassen. Ich für meinen Teil freue mich drauf, die restlichen Folgen stilvoll zu genießen, aktuell schaue ich mir jede gleich zweimal an und lese dazu die Kommentare des Arrested Development-Marathons im zap2it-Blog. Mich würde es nicht wundern, wenn sich Season 4 am Ende noch an die Spitze der diesjährigen Comedies setzen würde.

The Simpsons (Season 24)

Leider die mittlerweile standardgewordene Mischung aus reichlich Durchschnittlichkeit, ein paar Highlights und viel zu vielen schlimm einfalls- und lieblosen Folgen, denen man ansieht, dass keiner aus dem Produzententeam so richtig Lust hatte. Wahrscheinlich fiel dann das Meeting auf einen Freitag nachmittag und alle wollten nach Hause, sodass als Plotvorschläge die Klassiker der Langeweile wie „Bart verliebt sich„, „Lisa verliebt sich“ oder „Homer und Marge haben Ehekrach“ durchgewinkt wurden. Macht unter dem Strich diesmal den Sprung sogar unter die Latte der Durchschnittlichkeit, aber da runde ich aus Respekt vor der langen Laufzeit nochmal auf.

Als kleiner Rosinenpicker-Service wie gehabt die Episoden, die mir gut gefielen:

S24E09 Home Goes To Prep School
S24E10 A Test Before Trying
S24E16 Dark Knight Court

Wertungsdurchschnitt: 3,98 Punkte (durchschnittlich -)

Community (Season 4)

Ich habe es ja schon im Preview geschrieben: Community fehlte in diesem Jahr das gewisse Etwas. Ob dieses Etwas nun schlicht aus Showrunner Dan Harmon bestand, mag ich nicht 100-prozentig festzustellen. Auffälliger in meinen Augen war allerdings, dass man das komische Potenzial von Figuren wie Chang oder Pierce Hawthorne schlicht und ergreifend hat brachliegen lassen. Ersterer wurde in einem öden Changnesia-Szenario vergeudet, letzterer nur noch als kurzer Stichwortgeber eingesetzt. Selbst Abed wirkte auf mich weniger geekig als gewohnt. Doch es gab auch gute Seiten: die Puppenepisode („Intro to Felt Surrogacy“) extremst goldig, die bösen Fußballdeutschen wieder im Einsatz („Alternative History of the German Invasion“) und ein rundes Finale, dessen Wiederaufgreifen der dunkelsten Zeitlinie Spaß bereitete und alte Comedy-Großtaten aufblitzen ließ („Advanced Introduction to Finality“). Dem standen jedoch diverse Ausreißer nach unten gegenüber, die die Gesamtwertung trüben. Für die fünfte und wohl letzte Staffel wünsche ich mir den Schuss an Absurdität, Popkultur-Referenzialität und vollen Figureneinsatz zurück, der dieses Mal irgendwo auf der Strecke geblieben war. Dann kann auch gern der Film kommen.

Wertungsdurchschnitt: 4,56 Punkte (befriedigend -) 

Justified (Season 4)

Ray Givens hat es mir dieses Mal schwer gemacht. Weil Justified 2013 einfach zu schwer in die Gänge kam. Statt die bewährte Struktur der Installation eines skrupellosen Gegenspielers für unseren Marshall aus Kentucky weiterzuverfolgen, setzte man diesmal auf eine Prise „Wer ist der mysteriöse Mr. X“ und führte die Charaktere auf eine Spurensuche, die mich eher verwirrte. Mir fiel es diesmal schwer, der Storyline zu folgen, Nebenfiguren wie der Prediger mit der Schlangenaffinität oder Crowd Boyders Kriegskumpel hinterließen zu wenig Eindruck bei mir. Ja, selbst Boyder schien mir unter Form eingesetzt. So dauerte es bis knapp zur Hälfte der Staffel, ehe es qualitätsmäßig in gewohnte Bahnen ging und noch ein guter Abschluss für die Geschichte gefunden wurde. Für das „Gut“ im polizeilichen Serienführungszeugnis reicht es aber diesmal nicht.

Wertungsdurchschnitt: 4,82 Punkte (befriedigend)  

Parks And Recreation (Season 5)

Die wohl beste, weil unerwartete Nachricht aus dem Comedybereich war für mich die Verlängerung von „Parks And Recreation“. Absolut zurecht, denn die Show liefert weiterhin konstant sehr gute Unterhaltung und hätte wohl dieses Jahr den Titel der besten Comedy sicher, würde da nicht noch die vierte Staffel von „Arrested Development“ zur Bewertung anstehen. Sicherlich schleichen sich nach nun 5 Jahren im Amt auch bei Leslie Knope und Co. ein paar Folgen ein, die nur befriedigend ausfallen. Das ist nun mal so bei länger laufenden Shows, aber die Macher verstehen es, solche kleinen Durchhänger mit überragenden Episoden auszugleichen. Sechs Mal 5,5 Punkte und ein Mal 6 Punkte (S5E18 Animal Control) bilden im hohen Wertungsbereich einfach die Spitze gegenüber anderen Shows, die sich der schwierigen Bereich der humorvollen Unterhaltung gewidmet haben. Ron Swanson würde mir zustimmen, also erübrigen sich weitere Diskussionen. Für den Auftritt von Stand-Up-Comedian Patton Oswalt verleihe ich der Show im Übrigen den diesjährigen Geek-Award. Weshalb gewinnen die eigentlich nicht mal einen Emmy oder Golden Globe, jetzt wo 30Rock vorbei ist?

Wertungsdurchschnitt: 5,47 Punkte (sehr gut -)

Raising Hope (Season 3)

Es ist ein ständiges Auf und Ab bei den liebenswert chaotischen Chances. Starker Auftakt in der ersten Season, dann runter, gefolgt von einer rundum gelungenen  zweiten Staffel und nun fällt der Qualitätspegel doch wieder. Homogenität wäre wohl ein Wort, mit dem Familienoberhaupt Burt sicherlich nichts anfangen könnte, außer vielleicht ein leises „homo“ in sich hineinzukichern. Aber genau daran fehlte es in diesem Jahr. Die zwei stärksten Episoden wie „S3E14 Modern Wedding“ oder „S3E11 Credit Where Credit Is Due“, in der die Show mit augenzwinkerndem Humor wirklich alle Register zieht, werden durch schwache bis durchschnittliche Folgen wie leider auch das Finale „Mother’s Day“ wertungsmäßig weggebügelt. Man konnte dieses Jahr fast die Uhr danach stellen, dass nach einer gelungenen Episode die deutlich weniger gelungene nicht lange auf sich warten lassen würde. So reicht es diesmal nur für ein „befriedigend“ in der Gesamtwertung. Vielleicht geht es ja nun wieder nach oben.

Wertungsdurchschnitt: 4,69 Punkte (befriedigend)

How I Met Your Mother (Season 8)

„Mutter, ich habe die Mutter gesehen!“ – könnte jetzt mal eines von Ted Mosbys Couchkindern aufschreien. Worauf ihr Vater sie zur Ruhe mahnt, dann kurz ins Grübeln kommt und ein leises „Kids, wisst ihr, eigentlich liebe ich ja eure Tante Robin“ in den Raum flüstert. Machen wir uns nichts vor: „How I Met Your Mother“ ist nicht mehr so gut, wie es mal war. Vor allem gehen mir die ständig rausgekramten Ted/Robin-Schmachtereien, die doch wegen des Auftauchens der titelgebenden Mutter eh ins Nichts führen, auf die Nerven. So wie im Finale, das außer dem Blick auf die demnächst zum Cast hinzustoßenden Cristin Milioti wenig Erbauliches zu bieten hatte. Wertungsmäßig fährt man ziemlich genau die Schiene vom vorherigen Jahr: die großen Knallerfolgen gibt es so gut wie nicht mehr, desöfteren punktet man im 5er-Bereich, vor allem um die Staffelmitte herum sogar kontinuierlich. Andererseits boten gerade die ersten Episoden zuviel an Mittelmaß und darunter. Folglich trifft man sich wieder im Befriedigend. Ich bin gespannt, wie die kreativen Köpfe die finale Season nur mit der Hochzeit von Barney und Robin füllen wollen. Kommt es noch zum Streit? Will Ted als Ersatz ran? Mir schwant nichts Gutes.

Wertungsdurchschnitt: 4,77 Punkte (befriedigend)

2 Broke Girls (Season 2)

Werbetreibende würden die zweite Staffel um die Pleitemädchen wohl folgendermaßen anpreisen: „Hey Kids! Ihr fandet die erste Season von 2 Broken Girls krass-geil? Dann werdet Ihr die zweite genauso hart liken“. Die Show hält in der Tat ihr Niveau. Bleibt nur die Frage, ob einem das Niveau auch reicht. Ich für meinen Teil könnte exakt die selbe Kritik herunternudeln wie vor einem Jahr: Dass mir die freche Schnauze von Kat Dennings gefällt. Dass ich mich (wie bei S2E07: And The Three Boys With Wood) ein bisschen schäme, über manche derben Anzüglichkeiten sehr gelacht zu haben.

Dass die Nebenfiguren wie Han und Oleg arg schlimm platt sind. Dass mir jeder unlustige Auftritt von Sophie das Ziehen einer Wertung jenseits der 4,5 Punkte verdammt schwer macht. Dass viele Gags in der eigenen Selbstberauschtheit verpuffen.

Ich rechtfertige mich mal selbst mit folgender Weisheit: man könnte viel Schlechteres gucken. Wie etwa die letzten Staffeln von „Two And A Half Men“.

Wertungsdurchschnitt: 4,34 Punkte (durchschnittlich)

The Middle (Season 4)

„The Middle“ um die nette Durchschnittsfamilie Heck ist leider auch wertungsmäßig Durchschnitt geworden. Letztes Jahr noch gehobenes Befriedigend, davor noch mit „gut“ bewertet, weist der Trend weiter abwärts. Die Gründe? Meiner Meinung nach haben die Autoren sich mittlerweile an den Figuren abgearbeitet, vor allem an den stereotypen Kindern: Sue bemüht sich euphorisch und versagt, Brick ist der bücherlesende Außenseiter und Axl der coole Faule. Man kennt es mittlerweile. Dass die Dame des Hauses nicht mehr als erfolglose Autoverkäuferin, sondern als Zahnarzthelferin arbeitet, warf auch nicht so die großen Pointen ab. Denn ich mochte die kranke Clique im Autohaus. Bleibt noch Mike, dessen grummelnde Existenz ihn zu einem zeitlosen Charakter macht. Was die Serie aber nicht davor bewahrt, der Durchschnittlichkeit anheimzufallen.

Wertungsdurchschnitt: 4,33 Punkte (durchschnittlich)

Modern Family (Season 4)

Weiterhin ein Garant für gute Unterhaltung sind die Abenteuer der Pritchetts und Dunphys. Wobei nicht verschwiegen werden darf, dass die Wertung jedes Jahr ein bisschen weiter bröckelt. Noch kein Grund, Alarm zu schreien oder Phil Dunphys spülen- und treppenerprobte handwerkliche Fähigkeiten zu bemühen, um an der Qualitätsschraube zu drehen. Aber mir als Zuschauer fällt doch auf, dass ich die 6 Punkte gar nicht mehr gezogen habe, sich einmal gar eine 4,0 eingeschlichen hat und fünf Mal nur ein Befriedigend heraussprang. Der Rest: in weiten Teilen gut, mit gleich sieben sehr guten Episoden. Auch wenn dieses Jahr zum ersten Mal nicht der Sprung über die „Sehr gut“-Marke gelang – ich freue mich auf die nächste Staffel. Vor allem auf die neuesten Ausfälligkeiten von Lily, die für mich zu den besten Charakteren in dieser Saison zählt.

Wertungsdurchschnitt: 5,35 Punkte (gut)

New Girl (Season 2)

Ich bin wohl zu alt für „New Girl“. Zu ungeschmeidig, unhipp, nicht kool-indiehaft genug. Verstehste? Die schnellen Dialoge, die oft nur in sinnlosem gleichzeitigem Gebrabbel enden, treffen nicht meinen Humor. Schmidt finde ich weiterhin schrecklich, die Figuren manchmal arg von schlicht doofen Gedankengängen angetrieben, was auch für meine favorisierten Charaktere Jess und Nick gilt. Ein kleiner Lichtblick war da für mich der Auftritt der aus „Nurse Jackie“ bekannten Merrit Wever als ex-Freundin von Schmidt. Dass es auch anders geht, zeigen zwei Folgen, die mir gut gefielen (S2E10 Bathttub und S2E12 Cabin), der Rest drittelt sich in befriedigend, durchschnittlich und mäßig. Es sind eigentlich immer hoffnungsvolle Ansätze da, die im Laufe der knapp 22 Minuten allerdings zuverlässig versanden. Ich hoffe, dass mir der von der Show begeisterte Bloggerkollege bullion in seinem Review erklären kann, was ich falsch mache.

Wertungsdurchschnitt: 4,10 Punkte (durchschnittlich)

The Big Bang Theory (Season 6)

Läuft in gewohnten Bahnen wie die Erde um die Sonne, kann aber nicht mehr durch faszinierende Qualitätseruptionen wie früher auffallen. An die weibliche Verstärkung des Casts habe ich mich mittlerweile gewöhnt und kann mich mit Amy Farrah Fowler sogar sehr gut arrangieren. Bernadette? Gnaa, reden wir nicht drüber. Dass Koothrappali nun auch zwanghaft beweibt werden muss, war abzusehen. Aber so sehr ich Kate Micucci mag, zählten die Handlungsstränge mit ihr in ihrer Rolle als sozial noch schwerer gestörtes Mauerblümchen mit zu den Schwächen dieser Season. Insgesamt okay, aber die Sehnsucht nach mehr epic geekiness bleibt bestehen.

Wertungsdurchschnitt: 4,68 Punkte (befriedigend)

The Office (Season 9)

Es ist vorbei, die Bürotüren haben sich nach 9 Jahren geschlossen. Und ich fange direkt mit dem Positiven an: Das Finale hat mir richtig gut gefallen. Vor allem der Auftritt von Michael Scott mit dem dazupassenden Spruch trafen mich direkt in Herz und Zwerchfell. Jeder Charakter bekam ein Happy End verpasst oder zumindest das, was er verdient hatte. Natürlich ging es auch sentimental zu, wurde die Tränendrüse anvisiert mit Rückblenden und großen Momenten. Meine Empfehlung: wer die Show in richtig guter Erinnerung haben will, der möge sich die ersten vier, vielleicht fünf Staffeln anschauen und sich dann dem Finale widmen.

Aber ich muss auch die 9. Staffel bewerten und die war… zum Teil nur für sehr leidensfähige Bürogenossen erträglich. Größtenteils durchschnittliche Folgen, die an einem vorbeizogen, ein gutes Drittel der Saison hingegen unterdurchschnittlich bis kurz vor der Zufügung von Schmerzen beim Hinschauen. Immerhin konnte die Episode S9E17: The Farm eindrucksvoll zeigen, dass ein Spinoff mit Dwight K. Schrute und seiner Rübenfarm keinen echten Zugewinn für die Serienlandschaft ergeben hätte. Positiv in Erinnerung blieben: S9E09 Dwight Christmas, S9E19 Stairmaggedon und eben das erwähnte Finale, das mich anders als mancher Abschluss einer langjährigen Serie doch um einiges weniger rühren konnte, weil „The Office“ seinen Zenit schon lange zuvor erreicht hatte und der Weg hernach erschreckend deutlich nach unten führte.

Wertungsdurchschnitt: 3,98 Punkte (durchschnittlich -)

2 (Oktober 2005)

27 Mai

Arrested Development: das Pendant zu „Stromberg“ in der amerikanischen Fernsehlandschaft, belegt mit dem Fluch der doppelten Sau. Will sagen: saukomisch, scheint aber keine Sau sehen zu wollen. Mir persönlich ein Rätsel. Die Mitglieder der Familie Bluth sind dermaßen sympathisch bescheuert, da kommen einem die eigenen Verwandten fast wie normale Menschen vor. Und ich will nicht wissen, was sich die Drehbuchschreiber beim Ausdenken der Geschichten so alles reinpfeifen. Wenn ich Programmdirektor wäre, würde diese Show abends zur besten Sendezeit laufen.

Battlestar Galactica: Hochs und Tiefs bisher in der zweiten Staffel. Mr. „Pockennarbengesicht“ E.J. Olmos als Commander Adama ist so cool, dass ich mich schon erwischt habe, mir ein Bündel gespitzte Bleistifte in die Wangen zu drücken. Dummerweise ist der Kerl die ersten 4 Folgen nicht auf dem Kutter, weshalb auch wenig zusammenläuft. Gegen Ende der ersten Hälfte der zweiten Staffel wird es aber wieder richtig gut, Folge Nummer 10 endet denn auch mit einem fulminaten Cliffhanger. Und erst Mitte Januar geht es weiter, grmbl.

Weeds: habe bisher erst zwei Folgen sehen können, scheint aber guter Stoff zu sein. Und das im doppelten Sinne des Wortes; geht es doch um eine alleinerziehende Mutter, die in einem feinen Vorort von L.A . Haschisch vertickert, um ihre Familie über die Runden zu bringen und dabei so manch wohlgehütetes, weil dreckiges Geheimnis lüftet. Läuft auf Showtime, was bedeutet: es darf frei und reichlich geflucht werden. Der Titelsong „Little Boxes“ von Malvina Reynolds geht mir jedenfalls jetzt schon nicht mehr aus dem Kopf.

Threshold: handelt von einem Wissenschaftsteam, das sich mit dem Auftauchen einer außerirdischen Intelligenz herumschlagen darf. Bekannteste Gesichter sind natürlich Brent „Data“ Spiner und William „gestatten, ich bin der amtliche Bösewicht der ersten Staffel von LOST“ Mapother – letzterer soll aber nur für zwei Folgen dabei sein.

In der ersten (Doppel-) Folge taucht in der Nähe eines Schiffs ein außerirdisches Gebilde auf, das mittels Audiosignalen menschliche Gene mutieren lässt, worauf sich die Crew fröhlich gegenseitig umbringt. Bis auf Mapother, der überlebt die Chose und macht einen auf Mensch-Außerirdischen-Hybrid (wird zehnmal angeschossen, taucht immer wieder auf, ist unerklärlicherweise überall da, wo gerade die Wissenschaftler nach Spuren suchen, etc.) – fehlte nur noch, dass Miss Scully irgendwo in der Ecke das Skalpell wienert..

Positiv zu erwähnen sind eigentlich nur ein paar nette Effekte plus für meinen Geschmack gute, aber für ein Drama mit drohendem Weltuntergangsszenario unpassende Musikschnippsel (Franz Ferdinand, Goo Goo Dolls). Deutlich negativ hingegen: die Story ist ein dreist zusammengeklöppelter Mischmasch aus Akte X, Armageddon und einem Alieninvasionsszenario der DIN-Norm #726263. Dialoge und Charaktere sind auf Teufel komm raus auf cool getrimmt (Armageddon lässt grüßen), alles wirkt zu überladen und Figuren mit Identifikationspotenzial waren wohl gerade aus. Mein Urteil nach 90 Minuten: muss nicht sein.

The King Of Queens: das Team ist eingespielt, der Zuschauer bekommt, was er erwartet. Wer vorher schon nichts mit Dough, Carrie und Arthur anfangen konnte, dürfte definitiv nicht bekehrt werden. Und die wichtigste Frage wird direkt zu Beginn der nunmehr achten Staffel beantwortet: ja, Leah Rimini ist immer noch gut moppelig. Aber egal: Spaß bringt die Serie immer noch.