Archiv | Januar, 2018

113 (Januar 2018)

29 Jan

Es hat gedauert, es ist spät geworden, doch nun kann ich mit Stolz in der Stimme den 3-5 Lesern dieser Rubrik und den Hunderten von Suchanfragen-Bots verkünden: „Da isser wieder, der Seriencheck“.

MR. ROBOT (SEASON 3)

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Das Hacker-Drama um Elliot Alderson hatte bei mir stark mit den Nachwehen der 2. Staffel zu kämpfen. Da blickte ich nämlich zum Finale so dermaßen wenig durch, dass ich mich jetzt noch nicht dazu aufraffen könnte, eine Zusammenfassung aus mir herauszuholen. Wahrscheinlich war ich da nicht der Einzige, denn Schöpfer Sam Esmail hat sich in dieser Staffel darauf besonnen, wieder mehr Struktur und Übersichtlichkeit reinzubringen. Weshalb er als Ziel und Motto den großen Reset ausrief, um niemanden mit zu vielen Neuheiten zu verwirren.

Season 3 ist gut angebunden an die starke Debütstaffel, beleuchtet einige Lücken in der bisherigen Story, setzt auf die bekannten Charaktere und wirft mit dem von mir hochgeschätzten Bobby Cannavale („Boardwalk Empire“, „Vinyl“) nur eine bedeutende neue Figur in den Ring. Qualitätsmäßig liegt man damit durchgehend im grünen Bereich von 5 – 5,5 Punkten, nur die Auftaktepisode blieb für mich eine Stufe darunter. Es sind also wieder richtig starke Episoden dabei, weshalb ich insgesamt das dritte Jahr des Wirkens von Mr. Robot all jenen empfehlen kann, die der Serie nochmal eine Chance geben wollen. An die glorreichen Momente der ersten Season kommt man aber nicht heran.

GESAMTWERTUNG: 5,25 PUNKTE (gut)

THE ORVILLE (SEASON 1)

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Okay, da setze ich mich mit meiner Wertung wahrscheinlich in die Nesseln. Mistgabeln mögen geschärft, Fackeln angezündet, Schlagringe aufgezogen, Trolle tagelang bei Wasser und Brot gehalten werden. Aber ich kann’s nicht ändern. Ich fand „The Orville“ nicht sonderlich gut.

Im Netz und im Bekanntenkreis wird Seth MacFarlanes Hommage an „Star Trek: Next Generation“ gelobt und gepriesen: Keine Starfleet-Steifheiten, herrlicher, gut dosierter Humor, tolle Geschichten, liebenswerte Charaktere. Manch einer hat die Show sogar schon zum „besseren Star Trek“ ausgerufen.

Nee. Ist es nicht. Aber dass ich alle Folgen gesehen habe, spricht schon dafür. dass zumindest gute Ansätze vorhanden sind. Es gibt Gags, Situationen und lockere Sprüche, die mir absolut ein Schmunzeln entlockt haben. Ich mag Lt. Cmdr. Bortus und Yaphit mit all ihren Seltsamkeiten. Von der Optik kommt feinstes Next-Generation-Feeling auf. Aber ich hatte nur eine Episode (1×04 If The Stars Should Appear), die ich mit 5 Punkten bewerten konnte, weil alles stimmte, einem die Story nicht bekannt vorkam und nichts nervte. Alle anderen Folgen hatten mindestens den einen Moment, in denen ich zum Jean-Luc-Picard-Gedächtnis-Facepalm ansetzen wollte. Mal ging ein Witz daneben, mal kopierte man schlecht, mal riss man Plotholes auf oder rettete sich schnöde simpel mithilfe des Drehbuchs. Anders gesagt: Man konnte die Uhr danach stellen, irgendwann würden Seth & Co mich als Zuschauer rausreißen, indem sie einen raushauen. Ob ich die nächste Staffel schauen werde? Wahrscheinlich. Weil ich mich dann wieder darüber aufregen kann.

GESAMTWERTUNG: 4,38 PUNKTE (durchschnittlich)

THE END OF THE F***ING WORLD (SEASON 1)

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17 Jahrrr‘, Welt im Arrrsch, so stand sie vor mir„, hätte der gott-hab-ihn-selige Udo Jürgens gesungen, wenn er noch in den Genuss von „The End Of The F***ing World“ gekommen wäre. Denn die beiden Protagonisten der Show sind beide in diesem Alter und dafür, nun ja, schon ziemlich fertig mit der Welt. James (Alex Lawther, „Black Mirror“) etwa ist sich sicher, ein Psychopath zu sein und will einen Menschen töten. Wie gut, dass sich da Alyssa (Jessica Barden, „Penny Dreadful“) anbietet, die ihrem Kaff und ihrer Familie entfliehen will. Gemeinsam begibt sich das Teenie-Pärchen auf eine schräge Reise.

Netflix hat diese für den britischen Channel 4 produzierte Show in sein Program aufgenommen und ich wäre wirklich gerne bei dem Pitch und der heftigen Abwinkewedelei von anderen Sendern dabeigewesen. Denn „The End Of The F***ing World“ ist ein rabenschwarzer Roadtrip, eine vor Absonderlichkeiten triefendes Abenteuer mit einem guten Schuss Trübsinnigkeit und deshalb ganz anders als die gewohnte Sendekost. Die 8 Folgen à 20 Minuten lassen sich schnell und sehr unterhaltsam weggucken, sofern man mit dem Setting etwas anfangen kann. Mir jedenfalls sind die beiden Jungdarsteller schnell ans dunkle Herz gewachsen, ihre – oft mit Indie-Songs musikalisch unterlegten – Erlebnisse haben mich für das seltsame Pärchen eingenommen und der Humor (ihr kommt nicht drauf, welche Farbe) greift auch nicht zu kurz. Ein Sonderlob möchte ich noch für das Ende aussprechen, das so rund gelungen ist, dass ich trotz meiner Sympathie für die Show keine Fortsetzung sehen wollen würde.

GESAMTWERTUNG: 5,45 PUNKTE (sehr gut)

BLACK MIRROR (SEASON 4) 

Weil „Black Mirror“ stets separate Geschichten erzählt, bietet sich zunächst einmal eine Einzelbewertung an. Die fiel für diese Staffel wie folgt aus:

4×01 USS Callister 5,5 Punkte (sehr gut)

4×02 Arkangel 4,5 Punkte (befriedigend)

4×03 Crocodile 5,0 Punkte (gut)

4×04 Hang The DJ 5,5 Punkte (sehr gut)

4×05 Metalhead 5,0 Punkte (gut)

4×06 Black Museum 5,0 Punkte (gut)

Der Kenner sieht sofort: Die dicken Highlights sind rarer gesät als üblich. Was damit zusammenhängt, dass mir bei einigen Episoden der fiese Schlag in die Magengrube fehlte, der bisher ja so etwas wie das Markenzeichen der Dystopie-Serie bildete. Obendrauf kommt dann noch, dass einige Zukunftsszenarien bereits früheren Folgen durchgespielt wurden. Dem durchaus packend inszenierten „Metalhead“ fehlt eine Geschichte, „Arkangel“ behandelt ein interessantes Thema, um dann unspektakulär zu enden und „Black Museum“ dreht für meinen Geschmack zu sehr an der Schrägheitsschraube. Alles Punkte, die die Episoden weiterhin unterhaltsam sein lassen, aber letzten Endes verhindern, dass „Black Mirror“ dieses Jahr über ein „gut“ hinauskommt.

 

GESAMTWERTUNG: 5,18 PUNKTE (gut)

CURB YOUR ENTHUSIASM (SEASON 9)

Da kann ich mich kurz fassen, bei meinem Eindruck der ersten sieben Folgen im letzten Seriencheck habe ich ja schon das meiste geschrieben. Larry David hat die Pause gut getan, der alte Mann bringt wieder beachtliche und bekopfklatschenswerte Leistungen in den Kerndisziplinen Fremdscham, Eskalation und Nervigkeit. So gelingt erfreulicherweise der Sprung kurz vor der Grenze zum „Sehr gut“ (im Vergleich dazu bekam Season 8 aus dem Jahr 2011 von mir nur 4,70 Punkte). Unter den Umständen darf die Show von meiner Seite aus gerne demnächst ihr zweistelliges Jubiläum feiern.

GESAMTWERTUNG: 5,40 PUNKTE (gut)

THE WALKING DEAD (S08E01-S08E08) 

Selten habe ich zwei Folgen einer TV-Serie so lange vor mir hergeschoben wie bei „The Walking Dead“. Zwei Folgen standen noch bis zur traditionellen Halbzeitpause an und ich wollte einfach nicht. Zu sehr hatte mir das bisher Gesehene zugesetzt, mich betäubt, meine Hoffnungen auf eine gute Season zerstört.  Da läuft nichts mehr, das irrt nur noch ziellos umher und schickt den Zuschauer in die verdiente Müdigkeit.

Und was soll ich sagen? Die Episoden „Time For After“ und „How It’s Gotta Be“ haben es auch nicht mehr rausgerissen. Ladies and gentlemen, werte Zombies: Das hier ist die mit Abstand schlechteste Staffel der Untoten-Saga. Selbst das für die letzten Minuten des Finales aufgebaute schicksalhafte Drama um eine Figur hat mich so kaltgelassen wie Eugenes Versuche, witzig und eloquent zu wirken. Ich gucke das nur wirklich noch noch weiter, um zu sehen, wie tief sie die Show noch in die Scheiße reiten können.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 8 EPISODEN: 3,88 PUNKTE (unterdurchschnittlich)

L.A. TO VEGAS (SEASON 1)

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Jedes Wochenende fliegen Menschen von L.A. ins Spielerparadies Las Vegas. Was auf den Hin- und Rückflügen an komischen Geschichten passiert, erzählt diese FOX-Serie.

Gags im Flugzeug? Da denke ich natürlich sofort an die herrlich bescheuerten „Airplane!“-Filme, weshalb ich für „L.A. To Vegas“ im Direktflug empfindlich war. Dylan McDermott („American Horror Story“, „The Practice“) als eingebildeter Pilot gibt schon was her, Peter Stormare („American Gods“) sehe ich eh immer gerne, dazu werfen sich Steward (Nathan Lee Graham, „Zoolander“) und Stewardess (Kim Matula, „UnREAL“) ein paar zynische Dialoge zu – das reicht nach den ersten vier Episoden, um im höheren 4-Punkte-Bereich und damit auf meiner Comedy-Serien-Guckliste zu landen. Falls man allerdings an stabiler Flughöhe verlieren sollte, wird umgehend äh…umfliegend gecancelt.

 
DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 4 EPISODEN: 4,83 PUNKTE (befriedigend)

THE X-FILES (SEASON 11)

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Bringen wir es knallhart auf den Punkt: „Akte X“ funktioniert in seiner jetzigen Form als eigene Karikatur eindeutig am besten. Die Finalfolgen der letzten Staffel waren mit das Schlechteste, was ich mir im vergangenen Jahr anschauen durfte. Ich werfe da nur Stichwörter wie „wilde, wirre Aneinanderreihung von Verschwörungstheorien“, „schlecht
inszenierte Apokalypse“, „dezent lächerliche Rettung“ und „Cliffhanger zum Kopfschütteln“ in die Runde.

Der Auftakt zur nun 11. Staffel versucht die Wogen zu glätten, aber es fehlt mir in jeder Episode stets ein gutes Stück (sei es in Sachen Inszenierung, Logik oder schlicht der Story), um von einer rundum gelungenen Ausgabe zu sprechen. Ausnahmen: Wenn man für die alten Fans Charaktere wie Langley auftreten lässt oder eben in einer Folge wie „The Lost Art Of Forehead Sweat“ sich selbst und die eigene Show nicht mehr auch nur ansatzweise ernst nimmt, sondern sie stilvoll aus dem Rahmen fallend verulkt.

Letzterer Episode hat die Staffel den bisher noch hohen Durchschnittswert zu verdanken. Nicht auszuschließen, dass die verbleibenden Folgen wieder einiges einreißen.



DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 4 EPISODEN: 4,93 PUNKTE (befriedigend)