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125 (April 2020)

7 Apr

Heda und ha! Ihr dachtet sicherlich, dass der neue Seriencheck wegen der Coronavirus-Pandemie erheblich verspätet kommen würde. Okay, ein bisschen über dem Zeitplan der zweimonatigen Erscheinungsweise liegt er schon. Aber nur, weil ich mich von der letzten Episode „Picard“ erholen und nach dieser neuen Netflix-Doku erst mal wieder meine Worte finden musste.

CURB YOUR ENTHUSIASM SEASON 10

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Larry David tut gut in diesen Zeiten. Denn er beschäftigt sich mit den wirklich unwichtigen Dingen, für die wir aktuell keine Kraft mehr haben. Wie etwa Konkurrenzgeschäftsgründungen aus schierem Trotz, wackelnden Cafè-Tischen, Zugangsbeschränkungen zu den Toiletten von Rechtsberatern, ungenügendem Lob, Tischreservierung nach Attraktivität oder Gefahren, die von dem zu großen Gemächt eines frisch umoperierten Geschlechtswechslers ausgehen.

Für die ersten beiden neuen Folgen hätte ich dem alten Zausel vor Dankbarkeit fast den goldenen Schlüssel zu meiner WC-Schüssel gegeben, so sehr haben diese mir Spaß gemacht. Danach pendelte es sich auf gutem Niveau ein, ehe gegen Ende so ein bisschen die Luft ausgeht. Der Humor des „Seinfeld“-Machers funktioniert für mich nun einmal am besten, wenn die Hinführungen zur Katastrophe nicht zu gekünstelt wirken und da sind wir eben wieder beim großen Gemächt, das ein Chaos auslöst, siehe oben.

Am Ende steht nach 10 Episoden aber die Bewertung, dass die aktuelle Staffel absolut stabil gut abgeliefert hat und Larry David bitte weitere Folgen nachreichen sollte. Alleine aus der Coronakrise ließen sich doch wunderbare Momente destillieren, wie etwa die Frage, ob unser Protagonist die Ausgangssperre umgehen und nachts in fremder Leute Edelpissoirs einbrechen würde, weil zuhause das Klopapier fehlt. Mach es, Larry!

GESAMTWERTUNG: 5,20 Punkte (gut)

PICARD SEASON 1

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Direkt der nächste ältere Herr mit Glatze, diesmal allerdings distinguiert und in komplett anderem Setting. Und leider, leider, auch mit weitaus weniger Spaß- und Unterhaltungspotenzial. Dass ich Sir Patrick Stewart absolut in Ehren halte, habe ich ja bereits im Kurzeindruck des letzten Serienchecks erwähnt. An ihm hat es auch nicht gelegen, dass mich „Picard“ letzten Endes enttäuscht zurückgelassen hat.

Schuld war schon eher, dass die Serie zunächst einmal ewig braucht, bis sie aus dem Quark bzw. unser Captain an Bord seines Schiffes kommt. Dass man eine komplette Folge mit der Einführung eines Charakters füllt, der fortan als reiner Stichwortgeber und Kurzeinsatzkämpfer zu Gange ist. Oder dass mir Alison Pill als quiekig-nervöse Wissenschaftlerin Dr. Jurati mit fortschreitender Dauer nur noch auf die Nerven gefallen ist. Gefreut habe ich mich auf der anderen Seite über die Gastauftritte alter Star Trek: Next Generation-Alumni, auch von der Voyager sollte es Besuch geben.

Von der neuen Crew gefiel mir Schiffchef Rios am besten, auch Raffi erspielte sich mit der Zeit mein Wohlwollen. Dahj/Soji hingegen blieb mir angesichts ihrer tragenden Rolle zu blass und für das romulanische Geschwisterpaar aus Spitzohr-Emoboy und harscher „ICH ÜBERNEHM‘ GLEICH!“-Schwester hatte ich rasch nur leichten Spott übrig. Putzigerweise mochte ich die Episode „Stardust City Rag“, die mit so ziemlich allem, was Star Trek ausmacht, den Boden aufwischte, noch am ehesten. Ansonsten lief es auf ein „Okay, aber mit erheblichem Verbesserungspotenzial“ hinaus.

Bis mich der zweite Teil des Finales traf. Ein Finale, welches – das muss man so hart sagen – für mich stellenweise wie eine Parodie wirkte. Der härteste Wirkungstreffer: Da wird von den Autoren ein Wunderstab herbeigezaubert, der die Figuren aus ihrer Bredouille befreit. Weil er mithilfe von WÜNSCHEN funktioniert! WÜNSCHE! Früher haben sich für diesen Moment die freakigsten unter den  Schreiberlingen noch mehrere Absätze an Technobabble aus den Fingern gesogen. Jetzt heißt es: „Wünsch dir was, glaub‘ fest daran, schon springt das Raumschiff wieder an“.

„Was passiert da?“ 
„Nichts, was Sinn ergibt“ 
schreibt man danach als Dialog den handelnden Charakteren ins Drehbuch.

Beim Pubertätspickel von Lt. Worf, euch hat man doch in den Warpantrieb gefurzt! Geht’s noch?

Es folgt Wunderstab-Einsatz Nummer 2 (warum auch nicht?), noch schnell die Tapete des Weltalls mit romulanischen Kampfschiffen vollgepflastert, Riker darf den Dicken markieren, Picard hält eine vor Diplomatie und Weisheit strotzende Rede und dann… mehr will ich nicht verraten. Nur soviel: Gepackt hat mich nichts davon, ich saß wie erstarrt in der berühmten Picardschen Facepalm-Pose verharrend auf der Couch. Meine Wertung für diesen Abschluss? Erschreckend verdiente 3,0 Punkte und der Gedanke, ob ich wegen dieses Fiaskos noch in der Gesamtwertung Abzüge vornehmen sollte. Das habe ich letztlich sein lassen, aber gefühlt ist die erste Staffel „Picard“ bei mir eher in der Schublade mit der Wertung „bestenfalls noch durchschnittlich“ eingeordnet.

GESAMTWERTUNG: 4,60 Punkte (befriedigend -)

AVENUE 5 SEASON 1

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Ich bin geneigt, in den Entschuldigungsmodus zu verfallen, denn es wird nicht besser. Ehrlich gesagt eher noch schlimmer. Denn „Avenue 5“, die neue Serie des Veep-Masterminds Armando Iannucci, erleidet derart Comedy-Schiffbruch, dass man neben dem geflügelten Wort vom „Schuss in den Ofen“ gleich noch den „Schuss in den Orbit“ einführen müsste.

Umringt von einem Ring aus Scheiße und toten Menschen zieht die Avenue 5 ihre Kreise fernab der Erde. Das ist jetzt keine böswillige Kritik, sondern passiert so in der Serie. Die Show um den stets bemühten, aber an den Gags des Drehbuchs scheiternden Hugh Laurie (Dr. House) landete bei mir dermaßen viele 4,0-Wertungen, dass ich bei anderen Comedyformaten schon längst ausgestiegen wäre. Hier blieb ich dran und wurde nicht wirklich belohnt. Lediglich die Folge „This is physically hurting me“ konnte mich für sich vereinnahmen, weil man als Zuschauer hier wunderbar die Dummheit informationsresistenter Menschen vorgeführt bekam, was als Parabel auf heutige Zeiten, in der Wissenschaft angezweifelt und spinnerten Theorien gefolgt wird, bestens funktionierte.

Den Rest muss man sich nicht wirklich antun. Es sei denn, man verspürt Freunde daran, Witze im luftleeren Raum geräuschlos implodieren zu sehen.

GESAMTWERTUNG: 4,33 Punkte (durchschnittlich)

THE OUTSIDER SEASON 1

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Von Stephen Kings „The Outsider“ hatte ich mir richtig viel erhofft. Denn vor allem der Season Opener und die beiden Episoden danach schlugen ordentlich rein. Die Geschichte um den Coach Terry Maitland (Jason Bateman, „Arrested Development“), der eines furchtbaren Verbrechens beschuldigt wird und gegen den alle Beweise sprechen, hatte das Potenzial, ein kraftvolles Bild aus Tod, Trauer, Verzweiflung, Paranoia und Hass zu zeichnen. Spannend inszeniert, packend dargestellt und mit Wendungen, die einen auf der Couch mitbibbern ließen. Bis so ab der Mitte der übernatürliche Schleier gelüftet wird.

Und da beginnt das Problem. Denn das hinter allem steckende Übel erweist sich als… wie soll ich es sagen… Stellt euch vor, ihr lest einen Thriller von Sebastian Fitzek und stoßt auf folgenden Absatz:

„Kommissar Brandner rang um Atem, als er endlich verstand, wer hinter allem steckte. Wer Schuld daran trug, dass sein Leben die reinste Hölle geworden war. Welches Monster er von nun unerbittlich jagen musste und sollte er dabei auch den Tod finden.
Es war… der böse Watz.“

Danach fiel von mir doch einiges an Spannung ab. „The Outsider“ rettet sich zwar noch einigermaßen ordentlich ins Ziel, was zu einem guten Teil an den schauspielerischen Leistungen von Ben Mendelsohn („Star Wars: Rogue One“), Bill Camp („Joker“) oder Marc Menchaca („Ozark“) lag. Aber den Makel des Unspektakulären trug die Show fortan und das leider bis hin zum Finale. Ich mag es, wenn zum Schluss nochmal die Keule herausgeholt und Richtung Solar Plexus des Zuschauers geschwungen wird, was hier allerdings nicht der Fall sein sollte.

Am Ende reicht es bei mir so knapp nicht ins „gut“. Fans von Meister King dürfen gerne ein paar Pünktchen drauflegen.  

GESAMTWERTUNG: 4,90 Punkte (befriedigend)

TIGER KING: MURDER, MAYHEM AND MADNESS SEASON 1

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Na, heute schon den Glauben an die Menschheit verloren? Oder vom Physio täglich horizontales Headbanging à 45 Minuten zwecks Nackenmuskellockerung verordnet bekommen? Zu wenig fremdgeschämt in letzter Zeit oder gar noch kleine Hoffnungszuckungen für Amerika gehegt? Dann ist die neue Netflix-Doku „Tiger King“ genau das Richtige.

Inhaltlich geht es zu Beginn um die Rivalität zwischen zwei Großkatzensammlern und Privatzoobesitzern namens Joe Exotic und Carole Baskin. Später erweitert sich die Angelegenheit um weitere Individuen, denen folgendes gemeinsam ist: Alle wirken so, als würden sie dem Pool an abgelehnten, weil zu übertrieben gezeichneten Charakteren aus GTA 5 entstammen, haben gewaltig einen an der Waffel und Dachschäden in einem Ausmaß, dass man eigentlich gar nicht mehr von einem zusammenhängenden Dach sprechen sollte. Wem dies alles nur ein achselzuckendes „Was soll mich der Quatsch interessieren?“ entlockt, darf sich als immun bezeichnen und froh sein Leben weiterführen.

Der Rest hingegen verfolgt wie ich gebannt einen riesenhaft grotesken Unfall in punkto Moral, Verstand und Umgangsformen in Zeitlupe, Dauerschleife und mit immer übler werdenden Auswirkungen. Alleine Joe Exotic ist so dermaßen drüber, dass es mit menschlichen Maßstäben nicht mehr zu erfassen ist. Ich kann mit Tieren wirklich nicht groß etwas anfangen, aber selbst mir haben die Viecher leid getan, die dieser Typ in seinem Zoo ausstellt und ausbeutet. Von seinen Mitarbeitern ganz zu schweigen.

Das ist schlimm, furchtbar, aber auch sehr unterhaltsam. Soviel muss man sich eingestehen. Andererseits wirkt demgegenüber das eigene Leben plötzlich geordnet, vorzeigefähig und anständig. Immerhin bekommen zum Ende ein paar der Protagonisten ihr Fett weg, weshalb man das Dranbleiben noch rechtfertigend einorden kann. Von mir eine klare Guckempfehlung gerade in diesen Zeiten, wo man Beruhigung in noch kaputteren Lebensumständen findet. Sorge bereitet mir allerdings der Gedanke, dass die so in ihrer Verderbtheit ausgeleuchteten und präsentierten Knallchargen mit diesem Vehikel irgendwie irgendwann das große Geld verdienen.

GESAMTWERTUNG: 5,61 PUNKTE (sehr gut)

WESTWORLD SEASON 2

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Pünktlich zum Start der dritten Staffel habe ich es tatsächlich geschafft, die zweite Season von „Westworld“ nachzuholen. Den ersten Versuch musste ich seinerzeit abbrechen, weil die Show mit ihren Vor- und Rückblenden, den vielen Figuren synthetischer oder menschlicher Gattung sowie den zwei zeitlich versetzten Handlungssträngen um Bernard mir zu komplex wurde, um im Dickicht der wöchentlichen Inhaltszufuhr an anderen TV-Shows den Überblick zu behalten. Wer nicht eine Woche warten, sondern direkt alles in einem Rutsch schauen konnte, sollte hier klare Vorteile haben.

Bei konzentrierter Sichtung erweist sich auch die Fortsetzung als sehr gelungenes SciFi-Spektakel. Die insgesamt zehn Episoden werden zwar durch ein, zwei Füllerfolgen gestreckt und wertungsmäßig habe ich in der Mehrzahl die 5,0 statt der 5,5 gezückt; dafür entpuppt sich das Lüften des Geheimnisses um den von der Delos-Company verfolgten Zweck als eindringliches Erlebnis (bei den Szenen mit Peter Mullan als James Delos etwa hatte ich konstant Gänsehaut). Im Finale schließlich wird einiges aufgefahren, ordentlich aufgeräumt und die Saat für den dritten Teil der Saga ausgelegt. Insgesamt einen halben Wertungspunkt schwächer als der fulminante Auftakt, aber weitaus besser als von den amerikanischen Zuschauern aufgenommen.

GESAMTWERTUNG: 5,40 PUNKTE (gut+)

Zum Schluss noch ein paar Kurzeindrücke:

Westworld Season 3

Neues Setting, neue Welten, neue Figuren (u.a. Aaron Paul und Vincent Cassel), optisch knallen die Zukunftsdesignentwürfe ordentlich auf die Netzhaut. Allerdings kämpft die Show bei mir mit den Nachwehen des letzten Finales, die damit einhergehenden Auswirkungen erschweren es dem Zuschauer, eine Bindung zu den Figuren zu erschaffen. Gut möglich, dass demnächst die tollen Bilder nicht länger ausreichen, wenn es inhaltlich fehlzündet.

The Plot Against America

Neue Miniserie von David Simon („The Wire“, „Show Me A Hero“), die sich der Frage stellt: Was wäre passiert, wenn 1940 der Nazi-Deutschland gegenüber sympathisierende Flugpionier Charles Lindbergh den US-Präsidenten gestellt hätte?

Nichts Gutes, würde ich meinen wollen. Ich erwarte mir eine spannende, emotionale Serie abseits des immer plumper gewordenen „The Man in the High Castle“ oder des mir zu abschreckend comichaften „Hunters“. Nach zwei Folgen sieht es gut aus, der Plot verdichtet sich, das Drama breitet sich aus.

Better Call Saul Season 5

Ich muss wieder die alte Leier anstimmen. Alle Handlungsstränge um Kim Wexler und Mesa Verde langweilen mich wieder nur. Mike Ehrmantraut schiebt man kurzzeitig gar ins Abseits. Hoffentlich nimmt der Gangsteransteil um Fring, Nacho und Lalo demnächst zu, sonst landet die Show nur im „befriedigend“.

Homeland Season 8

Fährt mir – trotz eines gut inszenierten Knallers – für die finale Staffel bisher zu wenig auf. Schwerpunkt Friede in Afghanistan, unerfahrener Präsident lässt sich auf die falsche Seite ziehen, Carrie hängt an ihrem russischen Betreuer. Bisher nach der Hälfte nur knapp im „gut“.

124 (Januar 2020)

28 Jan

Der erste Seriencheck in diesem Jahrzehnt erfordert erhöhte Aufmerksamkeit, denn es ist noch nicht gesichert, ob es im nächsten Jahrzehnt weitergehen wird. Als warnendes Beispiel mag an dieser Stelle gelten, dass der Ur-Seriencheck im Oktober 2005 startete, ich also im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts gerade mal nur die Hälfte geschafft habe, mit Serienbetrachtungen zu füllen. Deshalb unbedingt lesen! Zusätzlich gibt es endlich mal wieder einen Gastbeitrag. Aus Gründen.

LIVING WITH YOURSELF (SEASON 1)

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Wir alle kennen die Situation: Müde, abgeschlafft und unmotiviert gehen wir unserem Tagwerk nach und schwelgen in Erinnerung an die Zeiten, als wir noch voll im Saft standen. Aber es damals halt nicht wussten! So ergeht es auch Miles Elliot (Paul Rudd, „Ant-Man“), der von einem Arbeitskollegen den Tipp erhält, sich im örtlichen asiatischen Massagesalon schön die Stressfalten aus der Haut kneten zu lassen. Was er denn auch tut und fortan frisch, fröhlich und frei als Elliot 2.0 über die Weiden des Lebens hoppelt wie ein junges Fohlen, das sich für ein Einhorn hält.

Ende. Moment, doch nicht Ende. Denn der alte Schluffi Elliot hat irgendwie überlebt. Und mithoppeln will er nicht.

„Living With Yourself“ ist quasi ein Drei-Personenstück mit Paul Rudd in einer Doppelrolle und mit einer Laufzeit von acht Folgen zu je knapp 30 Minuten ein schöner Snack zum Weglinsen. Die Show gewährt dem Zuschauer überraschende Momente, schwingt auch mal nachdenklich die „Was würdest DU tun?“-Keule, hat mit dem asiatischen Behandlungspersonal eine hübsch verpeilte Crew am Start und weiß generell den Zuschauer mit seiner Erzählung bei der Stange zu halten. Mir persönlich hätte es gerne noch etwas grotesker sein können, Elliots Ehegattin bleibt mir ein bisschen zu blass und das Finale mag nicht so recht nachschwingen. Summa summarum wusste mir allerdings jede Episode gut zu gefallen. „Gut“ im Sinne von jeweils exakt 5,0 Punkten pro Folge. Wer also an einem kalten, trüben Wochenende vier Stunden freischaufeln kann, darf gerne reinschauen.

Gesamtwertung: 5,00 Punkte (gut)


MR. ROBOT (SEASON 4)

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Es liest sich wie der feuchte Traum von amazon-Chef Jeff Bezos, in dem er endlich alle lästigen Menschlein aus seinem Versandunternehmen wegrationalisiert hat:

Denn Mr. Robot liefert in allen Bereichen ganz groß ab. Überragend groß.

Stellt euch Sam Porter Bridges vor, den Typen, der in „Death Stranding“ von Norman Reedus gespielt wird. Wir sind uns wohl alle einig, dass der ziemlich abliefert. Aber dennoch nicht so episch wie Showrunner Sam Esmail im Verbund mit Rami Malek, Christian Slater, Carly Chaikin und dem Rest des Castes.

Wer der Serie treu geblieben ist, wird in dieser vierten Staffel überbordend reich belohnt. Wie ich ja schon im Preview letztes Mal schrieb, gestaltet sich das Ziel diesmal klar und deutlich: Die Zerstörung des bösen Imperiums Whiterose. Auf dem Weg dorthin zieht die Show gnadenlos durch, dünnt die Schauspielerriege aus, liefert hochspannende Hacks, bringt Charaktere, die grandios aufspielen (die Episode etwa mit Gangster Fernando Vera hat auf IMDB bis dato einen Schnitt von 10.0 bei über 14.500 Stimmen), und solche, die einem die Gänsehaut anspannen lassen (Stichwort: die nette Tierpräparatorin), enthüllt weitere Überraschungen, lässt uns mit den Protagonisten von Anfang bis Ende zittern und bangen. Durchschnaufen vermag man nur in einer Folge, ehe es in eines der besten Finals der Seriengeschichte geht. Muss man einfach so festhalten. Ich bin begeistert und vergebe die Höchstwertung (die, wenn es nicht die eine Verschnauffolge gegeben hätte, noch deutlicher ausgefallen wäre). Die Komplettbox gehört in jedes gut sortierte TV-Serienregal.

G-U-C-K-E-N!

Gesamtwertung: 6,02 Punkte (überragend)

RAY DONOVAN (SEASON 7)

ray-donovan

Bis zur Stunde ist ungewiss, ob „Ray Donovan“ eine abschließende achte Staffel erhält. Falls das hier jemand von Showtime liest:

GET RAY DONOVAN ANOTHER SEASON OR I WILL GO FULL MICKEY DONOVAN ON YOU!

Was übersetzt bedeutet, dass ich einen alten Mann (mich) ohne Skrupel (wie Mickey Donovan) auf die Verantwortlichen hetzen werde. Denn das diesjährige Finale ließ doch einige Handlungsstränge offen, die bitteschön nicht bis in alle Ewigkeit derart lose herumhängen dürfen.

Dabei tat ich mich anfangs schwer mit der neuen Staffel. Denn was mir in den ersten Episoden von den Machern verkauft werden sollte, habe ich keine Sekunde ernsthaft geglaubt. Familien-Weichei Smitty nervte, ein Popschmuseboy mit seinen Star-Problemen ging mir am Allerwertesten vorbei, Terry irrte in einem alternativen Heilbehandlungsstorybogen umher, nur Bunchy baute wieder richtig solide Scheiße, wie man es von den Donovan-Brüdern gewohnt ist. Es drohte die schlechteste Ausgabe der Fixer-Saga seit Staffel 2.

Als sich die Show dann aber einem fetten Coup um die Familie Sullivan sowie dem großen Geheimnis widmet, was mit Rays Schwester Bridget damals passierte und Rückblenden mit fantastisch passenden Jungdarstellern integriert, kriegt die vierte Staffel nochmal die Kurve. Denn ab diesem Zeitpunkt setzte es die 5,5 Punkte-Wertung in Serie, was letztlich reichte, um die Gesamtwertung wieder deutlich ins „Gut“ zu drücken. Die Show um den Fixer hat sich wieder einmal selbst gefixt.

Gesamtwertung: 5,15 Punkte (gut)

WATCHMEN (SEASON 1)

watchmen-logo

Keine weitere Staffel hingegen wird wohl „Watchmen“ erhalten. Denn Damon Lindelof steht hierfür nach eigener Aussage nicht zur Verfügung, da er die Geschichte für auserzählt hält. Im letzten Seriencheck wusste mir der Auftakt der Serie sehr gut zu gefallen: Aber wurde es denn nun richtig schönes Grübel-, Wunder- und Schocktheater wie bei „The Leftovers“ oder ging es in die Hose?

Vorab muss man ausdrücklich den Mut der Serie bewundern und loben. Eine Quasi-Fortsetzung zur Kult-Comicreihe plus Einschüben auf die Anfangszeit der namensgebenden Helden zu realisieren und dies ohne Rücksicht auf die Erwartungen der Ur-Fans durchzuziehen, erfordert dicke Cojones. Die bekannte Lindelof-Masche, den Zuschauer unvorbereitet in einen wilden Mix aus Überraschung, Verwirrung und WhatTheFuckFuck? zu werfen, funktioniert auch bei „Watchmen“. Langsam puzzelt man sich selbst Dinge und Zusammenhänge zurecht, während schon der nächste Kübel an Seltsamkeit über einem ausgeleert wird. Richtig großartig sind meiner Ansicht die Rückblenden gelungen mit der Ursprungsgeschichte des ersten Watchman oder jener des neuzeitlichen Mitglieds Wade, die ohne Wenn und Aber bei mir die Prädikatwertung einheimsen konnte.

„Uuund die Auflösung?“, höre ich den Verein LOST-geschädigter Seriengucker e.V. mit zitternder Stimme fragen. „Passt und funktioniert“, darf ich Entwarnung geben, denn es wird reichlich (aber damonlike natürlich nicht alles) aufgedeckt und erklärt. Wobei letzteres kurz vor dem Finale leider etwas schlampig gehandhabt wurde. Ausgerechnet bei der Episode, in der das Geheimnis um einer der ikonischsten Charaktere gelüftet wird, sah ich vor meinem geistigen Auge Lindelof als Zauberer von Oz, der dem Zuschauer ein

Achten Sie nicht auf den Mann hinter dem Vorhang, der gerade den
dicksten Überraschungsknaller ins Gerüst der Geschichte hämmert, obwohl
er nicht so recht reinpasst. War doch toll bisher! Hier noch ein Elefant
mit intravenösen Schläuchen in einem sterilen Raum zur Ablenkung!

 

entgegenmurmelt. Das Finale lässt auch manchen kleinen „Nicht. Drüber. Nachdenken!“-Moment aufblitzen, schließt die Staffel aber insgesamt würdig und actionreich ab. Diese Patzer verhindern letztlich den ganz großen Wurf ins Wertungskontor, aber es reicht für den Sprung auf „sehr gut“.

Gesamtwertung: 5,68 Punkte (sehr gut)


SILICON VALLEY SEASON 6

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Eine weitere große Comedy-Serie ist vorüber. Nach „Veep“ gilt es nun die seltsamen IT-Menschen aus „Silicon Valley“ zu verabschieden. Gerade mal sieben Folgen umfasst die letzte Staffel, in der wir das sehen, was die Show so herrlich unterhaltsam gemacht hat. Pied Piper will das neue Internet erfinden und es geht natürlich einiges schief, schräge Charaktere machen schräge Sachen, Richard Hendricks verbosst sich tapfer durch alle Geschehnisse, Jared bleibt stabil servil, Gilfoyle und Dinesh kabbeln sich wunderbar und eben habe ich bei der Google-Suche Martin Starr (Bertram Gilfoyle in der Serie) mit kurzen Haaren gesehen und komme damit überhaupt nicht klar.

Was ich mit diesem eher sinnlosen Absatz zum Ausdruck bringen will: Auch die sechste Staffel bringt für Freunde des technikentgeisterten Humors viel Grund zum Schmunzeln, Lachen und Facepalmieren. Schade, dass es vorbei ist. Ich vermisse die Show jetzt schon und drücke als Zeichen meines tief empfundenen Respekts callofdutylike jetzt eine Zeile lang ein F.

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Gesamtwertung: 5,55 Punkte (sehr gut)
THE MANDALORIAN (SEASON 1)

mandalorian

Disclaimer: „The Mandalorian“ läuft exklusiv auf Disney+, einem Bezahlsender, der erst Ende März in Deutschland verfügbar sein wird. Deshalb kann ich hier dazu keine eigenen Eindrücke wiedergeben. Glücklicherweise hat sich meine amerikanische Großcousine Britney aus Fort Lauderdale bereit erklärt, einen Gastbeitrag zu verfassen. Britney ist 16 Jahre alt, liebt Amerika, ihre beiden Katzen Krieger und Sauerbrunn (nach US-Fußballspielerinnen benannt), kann ein bisschen Deutsch, hat allerdings Probleme, auf den Punkt zu kommen und zu erkennen, was ein Spoiler ist.

Hi, people of Germany! My name is Britney and I hope you have a wonderful new year with lots of beer, wurst and porsches. Cindy Debby, my best friend from high school, just got a porsche for her sweet 16, can you believe it? She likes Lady Gaga, but I think Billie Eilish…[gekürzt]

So anyway, Star Wars. OMG, I really really really love Star Wars. Did you see the last movie? I cried so hard when Rey ****** Kylo Ren, but then she ****** him and then in the end he **** for her after the evil ********* ****** *** ****, but before that they ******!!!! Love conquers all, so sweet but also so sad. Adam Driver is such a hottie and one day, I’m gonna be his…[gekürzt]

The Mandalorian takes place after the fall of the Empire and the death of Imperator Palpatine. Which we all know by now, ***** ***, lol. There’s this guy wearing a helmet and he collects bounties with no questions asked, a köpfgeldjäger, as you would call it. He’s in a shady deal with an old man (Wörner Herzög) who speaks english, but it really sounds like german. So he goes to a planet and fights like a cowboy in a western, but with lasers and fire, until he finds **** ****. This little fella is sooooo sweet and soooo cuddly cute. Even more cute than Suga and J-Hope from BTS. Or… [sinnfreie Aufzählung von Mitgliedern koreanischer Boybands]

The whole show is for fans of episode 4-6 with lots of fan service. We learn about the mandalorian ***** (it’s a *****, not a tribe, folks) and there’s an old grumpy guy that **** in the end saving **** ****, which was such a shock to me. And oh my god, this droid that used to **** but got a new brain so that now he ******** the little cutie pootie, he ******* to save everybody from the chicken *** from „******** ***“ who is now brutally evil and has a freaking cool ***** *****.

Okay, an der Stelle übernehme ich wohl besser und fasse zusammen:

„The Mandalorian“ ist eine wohltuende Reise durch das Star Wars-Universum für alle, die unter den letzten Offerten des Franchises eher zu leiden hatten. In einem Western-Setting folgen wir dem titelgebenden Helden und seinem kleinem Begleiter, der gerade überall neue Höchstmarken in Sachen Knuddeligkeit setzt und – seien wir ehrlich – der eigentliche Star der Show ist. Nicht alles ist dabei Gold, manches Mal schleppt sich die Geschichte so dahin oder es knirscht arg im Gebälk der Logik. Generell wirkt es, als hätte man zuerst einen Film konzipiert und diesen dann zu einer Serie künstlich mit Nebenplots verlängert. Aber Showrunner Jon Favreau schafft es in jeder der insgesamt acht Episoden, kleine Leckerlies für die Fans auszulegen, die wohlig an die Sternstunden der ersten und wohl weiterhin einzig wahren Star Wars-Trilogie erinnern.

Die Ausstattung ist top, die Figuren passen alle wunderbar, die Special Guest-Liste weiß zu beeindrucken. Insgesamt absolut empfehlenswert. Und wenn im Finale Taika Waititi („Jojo Rabbit“, „What We Do In The Shadows“) Regie führt, springt noch fluffig-leicht eine der witzigsten Anfangsszenen in einer Galaxie weit, weit entfernt heraus.

Habe ich mir sagen lassen.

Gesamtwertung: 5,61 Punkte (sehr gut)

THE END OF THE F***ING (WORLD SEASON 2)

Zum Schluss noch die Show, über deren Finale ich damals schrieb:

Ein Sonderlob möchte ich noch für das Ende aussprechen, das so rund
gelungen ist, dass ich trotz meiner Sympathie für die Show keine
Fortsetzung sehen wollen würde.

 

Eine Fortsetzung des rabenschwarzen Roadtrips der dezent kaputten Teenager James und Alyssa setzte es dann nun doch. Dabei etablieren die Macher zu Beginn geschickt eine neue Figur namens Bonnie (Naomi Ackie, „Star Wars: Episode IX“) und verknüpfen sie mit unseren Protagonisten. Das gefiel mir dermaßen gut, dass ich sofort wieder in der deprimierend drögen Welt der englischen Vorstädtelandschaften drin war. Staffel 2 spielt die Stärken der Figuren und des Settings aus, knuffige Indie- und Oldie-Musik eingeschlossen. Dabei fehlt freilich etwas die Frische sowie der Grad an Absonderlichkeit der Erstlingsstaffel, aber letzten Endes wurde ich von den acht Folgen durchweg gut unterhalten. Wer die erste Season mochte, wird hier definitiv nicht enttäuscht werden und das Ende bildet erneut einen derart würdigen Abschluss, dass…

Gesamtwertung: 5,22 Punkte (gut)

DEMNÄCHST:

Avenue 5

Der Pilot des neuen Projekts von „Veep“-Mastermind Armando Iannucci ging leider ziemlich in die Hose. Trotz eines absolut fähigen Comedy-Casts (Hugh Laurie! Zach Woods! Okay, Josh Gad vielleicht eher nicht so) blubbert das Weltallkreuzschiff-Vehikel eher witzlos vor sich hin und landete bei mir zwischen 4,0 und 4,5 Punkten. Da muss mehr kommen.

The Outsider

Bisher starke TV-Serie um den Stephen King-Bestseller gleichen Namens. Nach zwei Folgen im Bereich „sehr gut“, aber man muss abwarten, wo die Geschichte hin läuft. Und ob King ein gescheites Ende hinbekommen hat, was ja nicht immer der Fall sein soll. Sagen bekanntlich selbst King-Enthusiasten.

Curb Your Enthusiasm Season 10

Haben wir Larry vermisst? Oh ja, wir haben Larry vermisst! Der alte mürrische Mann, der sagt, wie es ist. Auch wenn es allen wehtut. Starker Auftakt, der nach mehr verlangen lässt. Zeig uns den Weg, Larry!

Picard

Patrick Stewart hat auch im mittlerweilen hohen Alter eine Präsenz, da schaue ich tief beeindruckt hin und kann keine ernsthafte Kritik üben. Mein Bruder ist da rücksichtsloser und brandmarkte den Piloten als langweilig, zu wenig „Star Trek: Picard“ und mehr „Android Detective: Picard“. Wer den guten Jean-Luc direkt auf einer neuen Enterprise herumkommandieren und Weisheiten verteilen sehen will, dürfte in der Tat etwas enttäuscht sein. Ich hingegen will wissen, wie es weitergeht. Stabile 5,0 Punkte von mir für den Anfang.

Outmatched

Zum Abschluss der Stinker: Eher durchschnittlich intelligentes Ehepaar (Jason Biggs, „American Pie“/ Maggie Lawson, „Psych“) hat drei Genie-Kinder und ein eher unterdurchschnittliches. Die Show will auf der Young Sheldon-Welle reiten und erleidet dabei kapitalen Schiffbruch. Da stimmt so gut wie nix, die Gags riecht man zwei Meilen gegen den Wind oder sie zünden erst gar nicht. Aus Respekt für die beiden Erwachsenendarsteller noch 3,0 Punkte (mäßig). Man möge allerdings nicht von mir erwarten, dass ich eine weitere Folge schmunzelfrei durchleide.