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132 (August 2021)

20 Aug

Willkommen zur neuesten Ausgabe von „Herr Inishmore sucht das Serienglück und bewertet TV Serien einfach nicht mehr so gut wie früher“. Traurig, aber wahr. Dafür steigen wir gleich mal freudig erbaulich ein:

THE HANDMAID’S TALE (SEASON 4)

Hahaha, ein kleiner Scherz. Natürlich ist „The Handmaid’s Tale“ auch in seiner vierten Season weit entfernt von Feelgood-Fernsehunterhaltung mit einer guten Portion Hach und Achwieschön. Dass es in der Show seit gut zwei Staffeln allerdings nicht so recht vorwärts gehen will, dürfte hingegen jedem aufgefallen sein, der nicht die letzten Jahre mit einer Bibel unter einem Stein gelebt hat.

Für die ganz großen Wertungshöhenflüge reicht es wieder nicht, dafür zeigt sich die Staffel größtenteils stabil bei 5 Punkten und das anders als bei ihrer Vorgängerin gleich von Beginn an. Mit der Episode „Vows“ erleben wir eine grundlegende Veränderung, die die Verantwortlichen erfreulicherweise konsequent durchziehen und nicht wieder nur antäuschen und liegen lassen. Dafür gab es von mir zur Belohnung gleich 5,5 Punkte. Leider hatte man damit wohl das Highlight der diesjährigen Abenteuer von June abgearbeitet und wusste in den letzten beiden Episoden nur noch eine in meinen Augen eher plumpe Vergeltungsstory anzubieten. Gut möglich, dass diese bei den Fans deutlich besser und karthatisch wirkungsvoller angekommen ist als bei mir, dem sie eher den letzten Eindruck getrübt hat, den die Show bis zur finalen fünften Staffel hinterlässt. Weshalb es diesmal knapp nicht für das „Gut“ als Abschlusswertung reicht.

GESAMTWERTUNG: 4,90 Punkte (befriedigend +)

ATYPICAL (SEASON 3 + 4)

Die Veröffentlichung der finalen Staffel von „Atypical“ im Juli diesen Jahres nahm ich direkt zum Anlass, die dritte Season gleich mitzuschauen und zu bewerten. 

Die Geschichten um den jungen autistischen Antarktisfreund und Pinguinfan Sam Gardner und seine Familie haben von Anfang an mein Herz erobern können, was sich 2017 in 5,45 Punkten für die Auftaktausgabe niederschlug. Die Nachfolgerin büßte etwas an Charme ein, die Themen wurden schwerer gesetzt, allerdings schaffte sie es wegen der wunderbaren Charaktere wie Sam, Paige, Casey und Zahid weiterhin ins „Gut“.

Zu Beginn der dritten Staffel habe ich mich direkt auf das Wiedersehen mit den Gardners gefreut und gespannt mitverfolgt, wie Sam seine ersten eigenständigen Schritte an der Denton Universität macht. Das bleibt alles schön schrullig, liebenswert und warmherzig. Allerdings fällt im Laufe der Zeit auf, dass die Autoren hier gerne die großen Dramafässer aufmachen, nur um diese wenig später unspektakulär abzudichten und ausser Sichtweite zu schieben. Was etwa im Fall von Zahids Freundin und dem gemeinsamen Plot auf mich eher peinlich denn lustig wirkte. Insgesamt 6x 5,0 Punkte und 4x 4,5 Punkte, macht als

GESAMTWERTUNG SEASON 3: 4,80 Punkte (befriedigend)

In den letzten 10 Folgen der Serie dreht sich alles um ein großes Ziel, das sich Sam gesteckt hat und für das er alles gibt. Auch wenn fast alle Umstände dagegensprechen. Daneben steckt Casey in einem ziemlich öden Beziehungsgeflecht, Vater Doug bekommt (weit vorhersehbar) einen persönlichen Verlust reingedrückt, Zahid hingegen eine eher unsubtile Krankheit. Das Finale konnte offensichtlich dank der Coronavirus-Beschränkungen nicht so gedreht werden, wie es sicherlich gewollt war, aber auch davon abgesehen schafft es die Show nach einem guten Einstieg nicht mehr, mich die 5,0-Wertung zücken zu lassen. Wie bei der Umschreibung schon durchscheint, konnten mich die erzählten Geschichten nicht mehr richtig packen und es macht den Eindruck, als wären die Darsteller ebenfalls nicht mehr voll bei der Sache gewesen. Was ein wenig schade ist. 

GESAMTWERTUNG SEASON 4: 4,55 Punkte (befriedigend -)

BRAND NEW CHERRY FLAVOR (SEASON 1) 

Die junge Filmemacherin Lisa Nova (Rosa Salazar, Alita: Battle Angel) versucht im Los Angeles der 90er Jahre in der Szene Fuß zu fassen und verkauft das Drehbuch ihres Kurzfilms an den in letzter Zeit eher erfolglosen, schmierigen Produzenten Lou Burke (Eric Lange, Narcos). Danach laufen diverse Dinge schief, eine schwer seltsame Dame namens Boro (Catherine Keener, Show Me A Hero) wird involviert und es entspinnt sich ein eskalierender, übernatürlicher Rachefeldzug mit zügellosem Kontrollverlust.

Wow, bei der heiligen graumelierten Tolle von David Lynch, was für ein Ritt.

Er hat mich unerwartet erwischt, dieser prachtvoll ausgewürgte Knäuel aus Horror, Mystery und WTF, bei dem jede Sekunde irgendein krasser Scheiß passieren kann, sodass man ständig angespannt im Sessel hin- und herrutscht. Hier ist wirklich für jeden etwas dabei, der gerne mal dem Abseitigen zugeneigt ist, sei es Bodyhorror, Schockmomente, Ekelgedöns, aber eben auch grotesker Humor, bei dem man als Zuschauer aus dem Kopfschütteln nicht herauskommt. Die Show hatte sich von Beginn an meine Aufmerksamkeit gesichert, nicht zuletzt durch die fantastische Präsenz von Rosa Salazar. Nach der Hälfte der insgesamt acht Episoden konnte ich schließlich nur noch leicht japsend das Wertungskärtchen mit den 5,5 Punkten zücken. Dicke Empfehlung für Freunde abgefahrener Horrortrips mit starkem Magen – oder auch Leuten, die sich endlich abgewöhnen wollen, Katzenbabys süß zu finden.

GESAMTWERTUNG: 5,56 Punkte (sehr gut)

UNITED STATES OF AL (SEASON 1)

Angesichts der derzeitigen Entwicklungen in Afghanistan wären die Abenteuer des Übersetzers Al, der zusammen mit dem US-Marine Riley ausfliegt und fortan mit ihm und seiner Familie in Ohio lebt, sicherlich stärker im Fokus als noch vor gut zwei Monaten, als die letzte Folge der ersten Staffel lief. Immerhin darf man so wohl zum Start der zweiten Staffel Anfang Oktober einiges an trauriger Aktualität einarbeiten. Vielleicht schaue ich dann nochmal rein, obwohl es die Wertung für die Season nicht wirklich hergibt. Auch weil die Episoden, die sich mit der Situation in Afghanistan beschäftigten, sich ordentlich an der Schwere des Themas verhoben. Insgesamt mochte ich Adhir Kalyan in seiner Rolle als titelgebenden Al, aber der Rest des Casts vermochte bei mir keinen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, was ebenfalls für die erzählten Geschichten gilt.

GESAMTWERTUNG: 4,20 Punkte (durchschnittlich) 

HALSTON 

Fünfteilige Miniserie um den Modedesigner Roy Halston Frowick, der in den 60er und 70er Jahren aus seinem Namen eine Kultmarke erschuf. 

Kurze Serie, kurze Kritik: Gucken, auch wenn einen das Setting wie mich eher wenig interessiert, denn Ewan McGregor spielt die Hauptfigur schlicht und ergreifend großartig. Alleine wegen seiner Darstellung sollte man sich das angesehen haben. Ich musste eben in der Wikipedia nachlinsen und ja, der tapfere Schotte und ehemalige bzw. bald erneute Lichtschwertschwinger ist für einen Emmy nominiert – wäre auch eine Schande gewesen, wenn dem nicht der Fall gewesen wäre. Fast so groß als wenn er die Trophäe nicht gewinnen würde. Ach ja, Krysta Rodriguez als junge Liza Minelli ist ebenfalls toll.

GESAMTWERTUNG: 5,15 Punkte (gut)

RICK & MORTY (SEASON 5)

Was wäre eine TV-Saison ohne neue Abenteuer von Rick and Morty? Noch bedeutend trüber als sie ohnehin derzeit ist, keine Frage. Wobei die Serie schon ein wenig darunter leidet, während ihrer Laufzeit bereits dermaßen viele Epen der Abgedrehtheit und des schieren Wahnsinns abgeliefert zu haben, dass es immer schwieriger wird, auf dem Niveau zu bleiben bzw. gar einen draufzusetzen. Und umso schwerer wiegt es, wenn einzelne Folgen eben mal nicht spektakulär drüber sind.

Bei nur noch zwei verbleibenden Episoden spielt die fünfte Staffel bisher gerne mal Qualitäts-Ping Pong: auf eine sehr gute Folge gab es direkt eine nur befriedigende hinterher. Trotzdem muss man vor dem Ehrfurcht gebietenden, kranken Einfallsreichtum von Dan Harmon, Justin Roiland und ihrem Autorenteam weiterhin den Hut ziehen. 3x 5,5 Punkte, 2x 5,0 Punkte und 3x 4,5 Punkte machen bisher einen Schnitt von

5,15 Punkte (gut) (nach 8 von 10 Episoden)

MONSTERS AT WORK (SEASON 1)

Neue Abenteuer von Mike Wazowski (Billy Crystal) und James P. „Sully“ Sullivan (John Goodman)? Aber gerne doch, her damit! Danke Disney+, tolle Idee. „Monsters, Inc.“ gehört zu meinen Lieblings-Pixars, da freue ich mich auf eine Fortsetzung als TV-Serie wie die AG damals auf ein voll aufgefülltes Schrei-O-Meter. 

Tja, und man erwartet dann natürlich auch etwas und zumindest bei mir verlief die Sichtung der ersten Folge gleich ernüchternd. Mike und Sully sind in die Chefetage aufgestiegen und in der Show lediglich Nebenfiguren, hauptsächlich dreht sich alles um die MIFT (Monsters, Incorporated Facilities Team), quasi die Hausmeistermannschaft der Monster AG, die immer dann ausrückt, wenn es irgendwo zwischen Türen und Dimensionen hakt. Zu dieser Gruppe stößt nun Tylor Tuskmon, der eigentlich als Erschrecker in die Firma einsteigen wollte, aber von deren neuer Energiepolitik (statt Kindern Schreckensschreie zu entlocken heißt es nun Kinder zum Lachen zu bringen) überrumpelt wurde.

So gerne ich auch die Stimme von Ilja Richter in der deutschen Synchro höre, ich habe ab der zweiten Episode den Originalton eingestellt, denn dort spricht neben Crystal und Goodman der von mir spätestens seit „Barry“ hochverehrte Henry Winkler den MIFT-Boss Fritz, was die Figur bei mir enorm aufwertet. Daneben fällt allerdings der Rest der Reparaturmannschaft ordentlich ab, Neuling Tylor inklusive. 

Und hier gelangen wir zum Kern des Problems: „Monsters At Work“ ist nett, okay, aber auch nichts Besonderes und weit entfernt von der Qualität des ersten Filmes. Die Geschichten hauen mich nicht vom Hocker, sondern gehen wie die Charaktere maximal in Ordnung, Mike und Sully haben zwar ihre Auftritte, reißen es aber nicht heraus – das gilt auch für die Rausschmeißer-Gags von „Mike’s Comedy Class“am Ender jeder Folge. Visuell ist man auf einem Level mit den Kinopendants und als Kinderbelustigung funktioniert das Ganze sicher prima, aber als Erwachsener rumort denn doch ständig dieses „Da war der Film aber weitaus besser“-Gefühl im Zwerchfell.  

Bisher zückte ich durchgehend die 4,5 Punkte, mit zwei Ausnahmen: Vom Auftakt war ich so wenig begeistert, dass es nur für eine 4,0 reichte. Dafür ging es in dritten Folge „The Damaged Room“ höher, denn dort müssen die Kollegen Glubschauge und Türkisfellzottel in einem längeren Nebenplot Babysitter spielen, was wunderbar an den Humor des ersten Films erinnert und mir das bisher einzige „gut“ wert war. 

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 6 Episoden: 4,50 Punkte (befriedigend)

RESERVATION DOGS (SEASON 1)

Da sprach der alte Häuptling der Indianer: Wild ist der Westen, schwer ist der Beruf. (Gus Backus)

Wild ist auch der mittlere Westen, genauer gesagt ein Indianer-Reservat im ländlichen Oklahoma und schwer ist das Leben dort. Davon können die vier Teenager Bear, Elora, Willie Jack und Cheese ein Liedchen singen. Ein Jahr nach dem Tod ihres Freundes Daniel versuchen die vier verbleibenden Mitglieder der F*ckin Rez Dogs, genug Geld mittels krummer Dinger zusammenzukriegen, um endlich nach Kalifornien fliehen zu können.

„A New Comedy from Co-Creators Sterlin Hajro and Taika Waititi“. Der erste Name sagt mir ehrlich gesagt nichts, aber beim zweiten macht es *dingdingding* in Onkel Inis Humorzentrum, zählt doch der neuseeländische Regisseur mit Ureinwohner-Wurzeln zu meinen absoluten Lieblingskreativen aus TV und Film. Und auch in „Reservation Dogs“ scheint sein Talent durch, trockenen Witz, absurde Situationskomik und Herzenswärme zu verbinden.

Der Alltag unserer Protagonisten dreht sich um Gangsterleben, Bandenkrieg, Diebstahl und Hehlerei für Meth-Junkies auf dem Schrottplatz, freie Kliniken und dem Entgehen der Ermittlungen des einzigen Polizisten Big (Zahn McClarnon, Fargo, Westworld, Bone Tomahawk). Das liest sich nach ultraschwerer Kost, ist in der Serie allerdings mit viel Augenzwinkern, liebenswert schrägen Charakteren und berührenden Momenten inszeniert. Alleine, wenn Bear in Visionen auf seinen Vorfahren William Knife-Man trifft, der ihm einen von seinen Problemen damals erzählt, steht mir schon das Schmunzeln im Gesicht. Ich freue mich schon auf den Rest der leider eher kurz ausgefallenen Staffel.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 3 VON 8 EPISODEN: 5,21 Punkte (gut)

BROOKLYN NINE-NINE (SEASON 8)

Zum Start der achten Staffel, auf die ich mich sehr gefreut hatte, muss ich hier kurz zwei Absätze voller Empörung rauslassen:

HALLO, WAS SOLLTE DENN DER SCHEISS? „Brooklyn Nine-Nine“ war immer eine leichtherzige, unbeschwert blödelige Comedy mit sympathisch bescheuerten Charakteren, die man rasch in sein Herz schließen und über deren Aktionen man gerne und ohne Hintergedanken ablachen konnte. Nun wurde der Show vorgeworfen, dass sie die Arbeit als Polizist nicht realistisch genug dargestellt und Themen wie systemischen Rassismus oder Polizeigewalt wie im Fall George Floyd nicht abbildet. Also geht man zum Auftakt hin und baut diverse Storylines in dieser Richtung ein, um die Kritiker zu besänftigen und gleichzeitig die mit weitem Abstand schwächste, weil unlustigste Episode der Serie abzuliefern. 

Weil der bei mir so beliebte trottelige Humor mit ernstem Unterton einfach nicht funktioniert, sondern sich vielmehr beißt. Man stelle sich einen Film aus der Police Academy-Reihe vor, den man so anbieten würde. Oder damals Michael Landon, wie er sich als Engel auf Erden für die Missetaten der katholischen Kirche entschuldigt. Oder ALF für die traumatisierten Katzen oder Entführungsopfer seiner Spezies. Luke Skywalker für die getöteten, zivilen Mitarbeiter auf dem Todesstern? Frasier, weil es keine Episode über Depressionen und Selbstmord gab und generell viel zu viel gelacht wurde bei einer Show über einen Psychotherapeuten? Warum überhaupt nicht in allen Serien nur noch die Darsteller mit Maske auftreten lassen, weil das ansonsten alles vollkommen unrealistisch und von dem pandemischen Alltag entkoppelt daherkommt?

Ich liebe gut gemachte Comedy, weil sie mich von dem Alltag, den eigenen Sorgen und den Problemen der Welt entfliehen lässt. Lasst mir meinen Spaß und macht ihn mir nicht kaputt.

So. Das musste raus. Weil es mich wirklich geärgert hat. Der zweiten Folge fehlte auch das gewohnte Pacing in Sachen Humor. Hoffentlich wird das in dieser allerletzten Season noch etwas.   

WERTUNG S08E01: 3,0 Punkte (mäßig)

WERTUNG S08E02: 4,0 Punkte (durchschnittlich)

131 (Mai 2021)

26 Mai

Willkommen beim Seriencheck, den ich im Untertitel jetzt eigentlich langsam in „Was ich so an Serien gesehen habe“ umbenennen sollte. Es bleibt weiterhin schwierig, neue Perlen aus dem TV-Angebot zu fischen, aber ein bisschen was Gutes lässt sich doch immer einfangen.

RESIDENT ALIEN (SEASON 1)


 
Jeder von uns kennt die Situation: Man ist ein ganz gewöhnliches Alien, gerade schön auf Weltenvernichtungstour, fliegt daher zum Planeten Erde, die Mühle macht schlapp, Absturz irgendwo in der Wüste über Colorado, USA. Du schleppst dich in eine einsame Hütte an einem See in der Nähe des Kaffs Patience, übernimmst den Körper des dort ansässigen, ehemaligen Dorfarztes und NATÜRLICH stirbt dann der aktuelle Dorfarzt und man muss nun dessen Aufgabe übernehmen, ohne dass jemand der unterentwickelten Menschlein Verdacht schöpft. Dann ist da noch dieses eine vermaledeite Kind, das irgendwie deine Tarnung durchschaut und deinen richtigen Körper sehen kann, weshalb du es daran hindern musst, dich böse zu verpfeifen. So passierte es unserem Mit-Alien (Alan Tudyk, Firefly), der fortan als Harry Vanderspeigle unter Erdlingen leben musste. 

Vorab: Alan Tudyk ist einfach wunderbar in der Rolle des Außerirdischen, der sich an sein neues Umfeld anpassen muss und dies mit ungelenkem Verhalten, herrlicher Gereiztheit, Überheblichkeit und leider dann doch nur theoretisch bekannten humanen Umgangsformen in Angriff nimmt. Schon der Vorspann kriegt mich als Zuschauer jedes Mal mit seinen Hinweisschildern über das korrekte irdische Verhalten. Nach einer gut gelungenen Einführung war die zweite Episode („Homesick“) denn auch mit das Lustigste, was ich in den letzten Monaten in einer TV-Serie sehen durfte. Von mir aus hätte man gerne so die restlichen der insgesamt 10 Folgen füllen können: Peinliche Situationen für unser Alien Harry, fiese Kabbeleien mit dem lästigen Alles-Checker-Jungen, dazu noch ein bisschen Kriminalfall (denn Harrys Vorgänger im Amt wurde ermordet) – fertig ist die prima Show.
Leider geht „Resident Alien“ nicht konsequent diesen Weg, sondern verteilt seine Laufzeit in der Folge auch großzügig an Plots mit Charakteren wie der Arzthelferin Asta, deren beste Freundin, das Sheriff-Department, das Bürgermeister-Ehepaar oder die ex-Frau des echten Vanderspeigle. Wobei diese Nebenschauplätze jetzt nicht schlecht sind, im Vergleich zur One-Man/Alien-Show aber schon abfallen. Das Ganze pendelte sich letztlich bei mir zwischen gut und befriedigend ein, im Finale servierte man aber schließlich leider die schwächste Folge, in der Logik und Stimmigkeit komplett über Bord geworfen werden.
Insgesamt reicht es so nicht für den Sprung ins „gut“, aber eine zweite Staffel ist von Syfy bereits abgesegnet worden und vielleicht klappt es ja dann.   

GESAMTWERTUNG: 4,75 PUNKTE (befriedigend)

LOVE DEATH + ROBOTS (SEASON 2)


 
Netflix lässt wieder die Roboter und Rendermaschinen los, diesmal allerdings verkürzt, da nur acht Episoden umfassend. Immerhin ist eine dritte Staffel bereits sicher für 2022 eingetütet. Die erste Staffel hatte mir bekanntlich sehr gut gefallen und auch die neue Ausgabe ließ mir angesichts der stellenweise an Fotorealismus angenäherten Optik den Mund offenstehen. Die Höchstwertung für eine Folge war diesmal allerdings nicht drin, aber einige der Kurzfilme schafften es, trotz einer Laufzeit von unter 15 Minuten eine runde Geschichte gepaart mit Emotion, Action und beeindruckendem CGI zu erzählen. 

Hier meine Bewertungen im Einzelnen:

Automated Customer Service: einfach lustig und mit eigenem Stil bei den Figuren 5,5 Punkte (sehr gut)

Ice: Stil abseits Renderoptik, tolle Bilder, aber keine Geschichte 4,5 Punkte (befriedigend)

Pop Squad: emotionale Bombe 5,5 Punkte (sehr gut)

Snow In The Desert: CGI-Hammer 5,5 Punkte (sehr gut)

The Tall Grass: wieder anderer Stil, ein für die Serie unbeackertes Feld in Sachen Setting 5,0 Punkte (gut)

All Through The House: der etwas andere Weihnachtsfilm 5,0 Punkte (gut)

Life Hutch: CGI-Hammer zum Zweiten 5,5 Punkte (sehr gut)

The Drowned Giant: frischer Ansatz für eine Geschichte, führt aber nirgendwohin 4,5 Punkte (befriedigend)

GESAMTWERTUNG: 5,32 PUNKTE (gut)
 

THE GOLDBERGS (SEASON 8)


 
Die Goldbergs haben dieses Jahr den Verlust von Großvater Albert „Pops“ Solomon zu beklagen. Der Tod von George Segal ist auch mir ziemlich nahe gegangen, denn ich werde diesen wunderbaren Schauspieler vermissen. In der Serie ist der von ihm gespielte Charakter weiterhin am Leben, da wird man sich in der neuen Staffel mit Sicherheit auf einen tief emotionalen Auftakt gefasst machen müssen.  

Die Show selbst hat mich erneut beeindruckt; für eine Serie in der mittlerweilen achten Season liefert die scheinbar ewig in den 80ern feststeckende Familie erfreulich hohe Qualität ab. Gut 2/3 der Folgen verdienten sich bei mir die 5,0 Punkte, immerhin drei Mal reichte es gar für eine Stufe höher. Nach unten ging es tiefstens ins „Befriedigend“ und nie darunter. Auch wenn die großen Themen der Eighties eigentlich schon lange ausgegangen sind, schafft es die Show durch ihre liebenswerten und spaßigen Charaktere und deren Beziehungen untereinander immer wieder guten Comedy-Stoff abzuliefern. Da ist es in der Tat aller Ehren wert, wenn man es in der Gesamtwertung schafft, erneut über die 5,0-Punktemarke zu springen.

GESAMTWERTUNG: 5,08 Punkte (gut)

THE SIMPSONS (SEASON 32)


 
Wie gewohnt landete der Großteil der Simpsons-Folgen zwischen 4,5 Punkten (befriedigend) und 4,0 Punkten (durchschnittlich). Eigentlich zu wenig für meine Ansprüche, aber ich gucke das aus Tradition weiter. Tiefer ging es wertungsmäßig in diesem Jahr immerhin nicht, die Ausreißer nach oben führe ich als Service wieder namentlich an:

S32E02 I, Carumbus 5,0 Punkte (gut)
S32E08 The Road to Cincinnati 5,0 Punkte (gut)
S32E18 Burger Kings 5,0 Punkte (gut)

GESAMTWERTUNG: 4,41 Punkte (durchschnittlich)


MADE FOR LOVE (SEASON 1)


 
Sie sind so ein zauberhaftes Paar, Byron (Billy Magnussen, Get Shorty) und Hazel (Cristin Milioti, How I Met Your Mother). Er ein Tech-Milliärdar (mit Nachnamen Gogol, hint hint), sie seine große Liebe. Er hält sie in seinem Luxusanwesen gefangen, lässt ihre Orgasmen bewerten und implantiert ihr die neuste Erfindung seines Konzerns – einen Chip, mit dessen Hilfe man sich mit dem Gehirn seiner Angetrauten vereinen und so auf ewig gemeinsam die Liebe erfahren kann. Sie findet’s nicht so toll und flieht zu ihrem Vater (Ray Romano, Everybody Loves Raymond), der wiederum seine Partnerin fürs Leben in einer Sexpuppe gefunden hat und daher nicht mehr das ganz große soziale Ansehen genießt.

Klingt rundum bescheuert, oder? Allein der Plot um den „Made for Love“-Chip, der einen im Hirn des anderen herumspuken lässt, ist dermaßen blöde und doof, dass man daraus doch eine beißende Satire auf IT-Giganten-CEOs oder eine komplett überdrehten Komödie stricken muss. Die Serie tut aber weder das eine noch das andere. Das Einzige, was ich aus den insgesamt acht Folgen mitnehmen konnte, war das Erlebnis, den von mir hochgeschätzten Ray Romano in seiner mit Abstand schlechtesten und unwitzigsten Rolle gesehen zu haben. Hoffentlich hat man ihm wenigstens ordentlich Kohle dafür überwiesen.

Die Verschrobenheit, Beziehungsunfähigkeit und soziale Unbeholfenheit des Byron Gogol sind ab und an für einen Kopfschüttler gut, insgesamt ist das allerdings viel zu wenig, um mich durchgängig zu unterhalten. Schade, da hätte man wirklich mehr draus machen können.

GESAMTWERTUNG: 4,25 PUNKTE (durchschnittlich)


HOME ECONOMICS (SEASON 1)



Drei Geschwister, drei verschiedene Einkommensstufen, aber ein familiärer Zusammenhalt. Während Tom (Topher Grace, That 70s Show) als einst erfolgreichem Autor aktuell wenig aus der Schreibfeder fließt, schwimmt Connor (Jimmy Tatro, Modern Family) als Investor geradezu im Geld und Sarah (Caitlin McGee, Mythic Quest: Raven’s Banquet), schließlich kommt, frisch in die Arbeitslosigkeit entlassen, finanziell kaum über die Runden. 

Mal in die Runde gefragt: Wer hätte nochmal Lust auf Topher Grace in seiner Rolle in „That 70s Show“, diesmal halt als Erwachsener, aber wie damals sympathisch verpeilt, auf der sozialen Leiter ungelenk herumkraxelnd und wegen seiner Außenseiterart liebenswert? Hey, ich auch! Deshalb habe ich mir „Home Economics“ auf den Guckzettel gesetzt.   
Ich mochte dabei nicht nur Topher, sondern auch den Rest des Castes. Es machte Spaß, den Geschwistern beim Herumstreiten, Zusammenfinden und Überwinden von Hindernissen zuzuschauen. Die Drehbücher sind jetzt noch nicht das große Comedy-Gold, aber ich bin doch sehr froh, dass die gerade mal sieben Episoden umfassende erste Season eine Fortsetzung bekommen wird. Letzten Endes zückte ich vier Mal befriedigend und drei Mal gut, was angesichts der derzeit grassierenden TV-Comedy-Dürre durchaus respektabel ist. 

GESAMTWERTUNG: 4,71 Punkte (befriedigend)

UNITED STATES OF AL (SEASON 1)


 
Der afghanische Übersetzer Al (Adhir Kalyan, Rules of Engagement) kehrt mit dem US-Marine Riley (Parker Young, Enlisted) zurück in dessen Heimat Ohio, um fortan ein ziviles, friedliches Leben zu führen. Selbstverständlich prallen dabei die Kulturen aufeinander, was u.a. Rileys Vater Art (Dean Norris, Breaking Bad) erfahren muss.

Wird in den USA als „erste Sitcom mit einem muslimischen Hauptdarsteller“ beworben. Das „Clash of the Cultures“-Thema hat Adhir Kalyan allerdings bereits 2007 in der Serie „Aliens in America“ als junger, pakistanischer Austauschstudent Raja beackert. Die mir im Vergleich zu „United States of Al“ dann doch besser gefallen hat. Bei beiden Serien befürchtete ich, dass aus den Geschichten bald die Luft raus sein würde. Im Falle von Raja installierte man damals Scott Patterson (den Luke aus den Gilmore Girls) und brachte eine ordentliche, wenn auch einzige Season zu Ende. 

Hier allerdings müht man sich weiter um die nächste Abwandlung des „Der Afghane ehrt seine Eltern, das findet der Ami-Papa toll“-Gags und kommt nicht wirklich voran. So sehr ich Kalyan mag, auf Dauer wird man mich damit nicht vor den Bildschirm bringen. Zumal das Ganze eine Chuck Lorre-Produktion ist und wir alle wissen, dass diese qualitätsmäßig mit jeder Staffel teilweise erschreckend drastisch abnehmen. 

WERTUNGSTENDENZ: 4,0 – 4,5 Punkte (durchschnittlich – befriedigend)

THE HANDMAID’S TALE (SEASON 4)


 
Quälend lange acht Monate nicht mehr das Gesicht von Elisabeth Moss in Nahaufnahme gesehen. Das geht an die Substanz. Aber nun ist ja endlich die neue Staffel von „The Handmaid’s Tale“ am Start. 
Nach sechs gesehenen Folgen läuft das stabil, wenn auch klar nicht mehr so spannend wie noch in den ersten Staffeln. Klar, wir warten alle darauf, dass June mal ordentlich dem erzreligiösen Regime in die versammelten Ärsche tritt. Stattdessen dreht sich die Geschichte im Kreis und unsere Protagonistin entkommt immer wieder den Fängen ihrer Häscher, dass es nicht mehr wirklich Sinn ergibt. Wenn ich mir so anschaue, wie etwa reale Diktatoren in unserer Zeit mit unliebsamen Personen umgehen – ich hege Zweifel, dass der belarussische Blogger nur darauf trainiert wird, fortan positiv über den Staatspräsidenten zu schreiben.

Immerhin begeht die Show in der sechsten Folge nicht den dicken Fehler, den ich befürchtet habe, sondern eröffnet ein neues Kapitel für unsere Magd, was durchaus neue Spannung in die Handlung bringen könnte. 

WERTUNGSTENDENZ: 5 Punkte (gut)

Noch ganz kurz der Blick auf zwei von mir gesichtete und abgesetzte Serien:

BIG SHOT (SEASON 1)



Über die Stränge schlagender Basketball-Coach muss zur Wiederherstellung seines Rufes ein Mädchenbasketball-Team trainieren und als Lehrer aushelfen. 
Der ewige John Stamos (Full House) als widerwilliger Trainer plus David E. Kelley (Ally McBeal) und Brad Garrett (Everybody Loves Raymond) an den Drehbüchern? Könnte lustig werden. 
Wurde es aber nicht. Zumindest nicht in der Pilotfolge, die ich gesehen habe und die mich nicht dazu brachte, dranzubleiben.

WERTUNG: 4,0 Punkte (durchschnittlich)
Sichtung eingestellt

THE MIGHTY DUCKS – GAME CHANGERS (SEASON 1) 



Bei der Serienbearbeitung der Mighty Ducks-Filme aus den 90ern mit Emilio Estevez blieb ich deutlich länger dran. Alleine, um Lauren Graham (Gilmore Girls) und eben Estevez beim Schauspielern zuzusehen. Und wer die Filme abgefeiert hat, darf sich auf ein Wiedersehen mit einem Teil der Darstellerriege freuen.

Das ist insgesamt eine nette, harmlose Comedy für die ganze Familie, allerdings wirklich schmerzlich arg vorhersehbar und dann halt doch zu sehr auf Kids als Zielgruppe getrimmt. Wobei ich das Kinderdarstellerensemble jetzt durchaus okay fand, aber Mädchen im TikTok-Aufnahmemodus und Jungs beim Videogaming zuzusehen… nee, dafür bin dann doch zu alt. Aber nicht mal mein Hass auf den schmierigen Jungtrainer der Mighty Ducks mit der Vokuhila-Frisur vermochte mich zu überzeugen, die Show bis zum Ende der Staffel zu verfolgen. 

WERTUNGSTENDENZ: 4,0 – 4,5 Punkte (durchschnittlich – befriedigend)
Sichtung eingestellt